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Die ,, Bomben" im Lohnbureau

Die Tat eines Geistesgestörten?

Der geplante Cohngelbraub in den Kaffenräumen der AEG. in der Brunnenstraße 107, bei dem der Täter mit Explosioförpern arbeitete, um Berwirrung zu schaffen, stellt sich jetzt als ein ganz plumper Bersuch heraus, der von vornherein zum Mißlingen verurteilt war. Als Täter tommt, ein gewisser Ostar Hubatsch in Frage, der in der Weserstraße in Neukölln wohnt. Er ist zurzeit noch flüchtig. Hubatsch mar früher im Lohnbureau der AEG. als Buchhalter angeftelit, wurde dann aber abgebaut Mit den Dertlichkeiten in den Bureau- und Kassenräumen der AEG. war er eng vertraut. 5. hatte es ohne Zweifel auf einen Kaffen. raub abgesehen. Er wußte, daß am Donnerstag die Bohngelder eingehen und für die Auszahlung am Freitag fertiggemacht werden. Hierauf baute er offenbar seinen ganzen Plan auf. Er schmuggelte fich wahrscheinlich mit einem Ausweis, den er als früherer Ange stellter noch in Besitz hatte, in das Gebäude. In einer Aftentasche trug er dret ,, Bomben" bei sich, die aus Konservenbüchsen bestanden, in denen sich Echwarzpulver und Feuerwerksförper mit einer Lunte befanten. Die Sprengförper waren so primitiv ton struiert, daß sie gar feinen Schaben anridten fonnten. Hubatich benußte einen unbeobachteten Augenblid, um die Lunten anzuzünden. Mit einem schmachen knall, jedoch unter starter Rauchentwidlung, brannte ber Inhalt der Büchsen aus.

Hubatsch war am 30. November aus seiner Stellung als Lohn­budhalter und Raftulator entlassen worden und baite feiner Frau, mit der er in kinderloser Ehe lebt, gesagt, er würde nach Buben fahren, um sich dort um einen neuen Bosten zu bewerben. Bon Guben aus schrieb er feiner Frau eine Posttarde, auf der er feine Rückkehr für den Donnerstag anfündigte. Er tam aber nicht in die Wohnung, sondern begab sich gleich nach der Brunnenstraße, um seinen Plan ins Bert zu sehen. Nach dem Mißfingen ist er flüchtig Ob er sich noch in Berlin aufhält oder ob er in die Broving zurückgefahren ist, steht noch nicht fest.

Hilfe für Nazis.

Die neue" fommunistische Zaftif.

Das einträchtige, wenn auch laute Zusammenspiel der Kommu nisten und der Hitler - Leute in der Stadtverordnetenversammlung ist durchaus tein Einzelfall. In der täglichen Praris wiederholt sich das.

Die Rote Fahne " teilt mit, daß die bisherigen tommunistischen Betriebsrâte bes Siemens& abelwerts aus ber PD. ausgeschloffen worden sind. Was ist ihr Berbrechen?

Seit fünf Jahren beherrschen in diesem Bert die Kom­munisten den Betriebsrat. Die bisherige Bertretung bestand aus 15, Oppofitionellen" und 3 freigemertschaftlich organisterten Sozial demokraten. Gegenwärtig findet eine Neuwahl statt. Bei der durch die freigewerkschaftlich Organisierten vorgenommenen Kandi­

batenaufstellung blieb es bei dem bisherigen Verhältnis.

Das genügte aber der APD. nicht. Drei Sozialbemo fraten? Rod) dazu gewertschaftlich Organisierte? Unmöglich! Die tommunistijden Arbeiter des Stabelmerfes er­hielten also den diretten Befehl, schleunigst mit der Gemert fchaft und den Sozialdemokraten zu brechen und an beren Stelle

Unorganisierte zu nominieren.

Das war selbst diesen parteitteuen Kommunisten zu starter Tabat. Sie verweigerten den Gehorsam Darauf flogen fie in weitem Bogen aus der einzigen Arbeiterpartei" hinaus. Bas haben auch organisierte Arbeiter noch in der KPD. zu suchen? Und nun läßt die KPD . Flugblätter verbreiten, mit der Aufforderung, bei der Betriebsratswahl ungültige Stimm= zettel abzugeben. Da im Kabelwert- bant der jahrelangen Herrschaft der Kommunisten die Nazis und die Chriftlichen, be sonders aber die Dazis, ziemlich stark vertreten sind und eigene Viften aufgestellt haben, bedeutet die Aufforderung der KPD. eine birefte Unterstützung der Nazis. Jebe ungültige Stimme, die sonst auf die freigewerkschaftliche Liste entfallen wäre, tommt den Hatenfreuzlern zugute. Das ist die neue" revolutionäre Tattit der KPD . Der Feind ist ihnen die Ge­werfschaft. Der Bundesbruder ift Hitler.

Biehung der Arbeiterwohlfahrtstofterie!

In der Roils über die Ziehung der Arbeiterwohlfahrtelotterie ist leider ein Fehler unterlaufen insofern, ats der erste Haupt. geminn nicht wie in der heutigen Morgenausgabe angegeben auf die Nummer 3939, fondern auf die Nummer 603 939( in Worten: Sechshundertuntdreitausendneunhundertundneununddreißig) gefallen ift. Die übrigen angegebenen Gewinnnummern find richtig. Wir machen an dieser Stelle nochmals darauf aufmerksam, daß wir, wie immer, auch in diesem Falle teinerlei Gewähr für die Richtigkeit der von uns angegebenen Gewinnummern übernehmen konnten, zumal unfer Berichterstatter bei dem starten Zugang zu ber Bichung nicht die Möglichkeit hatte, die von' thm nach dem Gehör notierten Nummern mit der amtlichen Liste zu vergleichen.

Kein Disziplinarverfahren gegen Rydahl. Wie bekannt, hatte auch Stadtschulrat Genosse Rydahl wegen der Presseangriffe ein Disziplinarverfahren gegen fich beantragt. Jezt hat ihm der Oberpräsident mitteilen laffen, daß die bis herigen Ermittelungen teine Beranlassung zu einem Difsiplinarverfahren gegen ihn gegeben haben.

Bargeldlose Weihnachtsbeihilfe.

Der Mangel an Bargeld in der städtischen Kaffe in Bad Homburg auf der einen Seite und der Wunsch auf der anderen Seite, den Erwerbslosen eine Weihnachtsbeihilfe zu ge­währen, haben zu einem originellen Ausweg geführt. Man wirb nämlich die Beihilfe in Gestalt von Gutscheinen aut hom burger Geschäfte ausgeben. Diese Gutsdeine werden bei Steuerzahlungen an Stelle von Bargeld bei der städtischen Kaffe angenommen.

Die Stadtverordnetenverfammlung triti heute nachmittag um 16% 16 Uhr noch zu einer außerorbenttiden Sigung zu fammen. Die Finanglage der Stabt und die Tarif erhöhungen werden die Hauptstüde ter Grörterungen sein.

3m Stadtverordnetenjigungsbericht( Freitag Morgenausgabe) läßt ein Druckfehler uns jagen, daß die Kom. munisten im Borstand feinen einzigen Gig verlangten" Ber langt haben sie alles mögliche, aber weil sie anderen Fraktionen gar nichts zugestehen wallten, haben jie schließlich im Borstand feinen einzigen Sig er langt.

Wassermannmenschen.

Bon Paul Gutmann.

Eine große Berliner Buchhandlung, die Namen unb Ursprung| Steinbod hätte uns bis ans Lebensende eine glorreiche Eristens von einem der bekanntesten Aufklärer und Bernunftmenschen des verschafft. 18. Jahrhunderts herleitet, versendet einen Weihnachtskatalog. Oben auf der ersten Seite prangt stolz bas Bild des Ahnherrn, eines Freundes Lessings und Moses Mendelssohns, darunter wird eine Serie astrologischer Bücher Dein Sternenschidsal 1930" angetun digt. Hierbei ist zweierlei zu bemerken. Es ist ein Unterschied, ob diese Dinge auf Straßen und Märkten, in den Kaschemmen der Literatur oder von einer renomierten Buchhandlung vertrieben und reklamehajt angekündigt werden. Zweitens scheint der Vertrieb ge rade dieser Schriften besonders gewinnbringend zu sein, da erst im Innentert des Katalogs die gute Literatur vermerkt steht. Der Ahn herr, dem Goethes Werther" schon zu vernunftmidrig erschien, müßte sich im Grabe ob folchen Intelligenzfortschritts nach 150 Jahren umdrehen.

Diese offenbar bedeutsamste Beröffentlichung des Jahres zer fällt in zwölf Hefte, die nach den Bildern des Tlertreises angeordnet find. Gine berechtigte Meugter veranlaßt mich, nach dem Basler mannmenschen, der zwischen dem 21. Januar und 18. Februar ge­boren ist, gu greifen. Ich erwähne aus Bescheidenheit zuerst das zu Geburtsdatum Wilhelms II., dem sich meine Menigtet. natürlich nur, was das Monatsdatum betrifft, anschließt. Dit, wenn ich an Deinem Geburtstag schulfrei hatte, erhabener Monarch, gedachte ich Deiner mit funiger Dankbarkeit. Die Festbeleuchtung diefes Tages strahlte ja auch auf meinen bescheideneren Geburtstagstisch mit magischem Glanz. Nun aber erfahre ich, daß wir beide ge wissermaßen Genossen sind, in derselben Sternfcnjunttur geboren, beide Wassermannmenschen. Es muß also zwischen uns etwas Ge meinsames sein, eine Art Seelenverwandtschaft Und siehe da, schon entdecke ich das feelische Band, das uns eint, erbabener Bruder. Die Innere Unruhe wird diese Menschen immer wieder von Drt zu Drt treiben, und sie werden stets die Stlaven eigentümlicher und phantastischer Gelüfte sein." Also das war es, was mich einen bürgerlichen Beruf meiden ließ, was mich in die Arme der Lite. ratur trich, Dich hingegen zum Reisefaifer machte, zum phantafti. schen Admiral des Weltmeeres und schließlich zum Feind der ganzen Welt. Barum mußten wir ausgerechnet im verfluchten Wasser mann geboren sein. Bier Wochen später, und wir waren vielleicht die ruhigsten Fischemenschen geworden, acht Lage früher und der

Chaplin als Pilger".

Univerfum.

Nach jahrelangen Irrfahrten durch die anderen europäischen Länder erlebt Chaplins Film the pilgram" endlich in Berlin die bielen Film, bei dem sich wie in ben fleinen Grotesten eine gülle deutsche Erstaufführung. Golbrausch" und Birtus" beschatten heute von Einfällen aneinanderreiht, dem aber die Geschloffenheit der neuen Werte fehlt.

Und doch, trozdem manche Nähte zu bloß liegen, und trog einer primitiven Technit, wird der Zuschauer gepadt benn Chaplin felbst ist herrlich wie immer. Der entflohene Strafung tomanit als Bradiger in eine feine Stadt an der megitanischen Grenze. Er foll predigen und erzählt die Geschichte von David und Goliath. 2ie Chaplin diese Szene gestaltet und ausbaut, gehört zu dem Genialften, was wir von ihm fennen. Schließlich wird er vom Sheriff verhaftet, aber der Staatsbeamte sieht die tiefe Anständig teit des fleinen Schlemihls, dieses Rarren des Gluds, und schicht ihn über die Grenze in die Freiheit. Aber die Zustände in Degito find wenig erfreulich, Chaplin gerät sofort in eine Revolverschießerei zwischen Desperados unb tehrt beshalb reumütig in die Staaten zurüd. Cine Berbeugung vor dem Patriotismus der Dantees, America for ever!".

Spät kommt dieser Film zu uns, diel zu spät, aber das Bunder geschieht, daß alles Berstaubte verweht und man nur mitgerissen wird von der Genialität des fleinen Mannes mit dem Schnurr bärtchen und den großen Schuhen, der zu den Größten des Films gehört.

Europas größte Fernheizanlage.

F. Sch.

Das der

Das größte Fernheizunternehmen, das gegenwärtig in Europa besteht, befindet sich im Bef's ber Hamburgischen Elettrizitätswerte, wie wir einem Bericht des Unternehmens entnehmen. Fernheizversorgung dienende Dampfrohrnez hatte am Ende des Berichtsjahres eine Systemlänge von 7,5 Stilometer, bas Heißwasser­rohrnes eine solche von 1 kilometer bei einem Wert für die an­geschlossenen Wärmebezieher von 62 202 i1lionen Bärme einheiten( Silogrammfalorien). 3m Berichtejahr wurden ins gesamt 92 milliarden solcher Wärmeeinheiten abgegeben. Gin meiterer Ausbau ist unter mitverwendung des Kraftmerfes Bille in Angriff genommen, und die im Bau befindliche neue Verbindungs. leitung zwischen diesem Wert und der Hamburger City wird vier leitung zwischen diesem Wert und der Hamburger City wird vier Kilometer lang fein; bazu kommen noch die Ausdehnungsleitungen mit einer Bänge von 1.4 Stilometer. Andere größere Fernheiswerte bestehen in Deutschland in Barmen und Beipzig mit je 42 Millionen Bärmeeinheiten. in Dresden mit 35 Millionen, in Berlin Char tottenburg mit 28 Millionen und Berlin- Steglitz mit 12 Millionen, in Brestau mit 21 Millionen und Braunschweig mit 17,5 Millionen

Der Memling- Altar bleibt in Cübed. Bon zuständiger Stelle in Lübeck wird das in der Reichstagsfikung am Mittwoch auf. getauchte Gerücht über einen Bertauf bes Memling - Altars in Lubed berichtint. 3war sind aus Wien anscheinend im amerikanischen Auf. trage, Anfragen gekommen, ob der Memling- Altar verkauft werden rönne. Aber es schweben weder Kaufverhandlungen, noch besteht überhaupt bie Absicht, in solche Verhandlungen einzutreten.

Inzwischen sind Schritte unternommen worden, um dies Bild auf die Liste der geschüßten Kunstwerke zu setzen, die nicht aus geführt werden dürfen. Warum es nicht längst darauf steht, ist übrigens unbegreiflich.

57 000 Kinos. Nach den neuesten Erhebungen über die Ent rotaluna ter filmindustrie werben in einer Beröffentlichung des Genfer Arbeitsamtes ein'ge intereflante Rahlen andeneben. Das Kapital, das gegenwärtig in der Stinoinbuftrie angefest ist, wird mit etwa 16 illiarden berechnet. Don tenen die Hälfte auf die Bereiniaten Staaten tommt, wo die Kinolndustrie nach der Nah ungsmittel- und Kroftwagenindustrie den britten Blag einnimmt. Die amerikanischen Stinos fönnen wöchentlich 10 millionen Zuschauer aufnehmen Im Stinpaefchäft sind in den Bereinigten Staaten mehr als 250 000 Personen tätig.

Der Wiener Voltstheater- Preis wurde dem Dichter Leonhard Brant für ein Drama Die Urjade auerfannt.

So einfach aber scheint die Sache nicht zu sein Benn das ber Fall wäre, tönnte ja jeder Astrologe werden und viel Geld ver: bienen. Da gibt es verschiebene Detanate mit verschiedenen Ein­flüssen, da steht die Sonne n.al im ersten, mal im fünften Haus, und jedesmal ist die Sache anders. Bei wenig günstiger Stellung, besonders bei beschädigter Benus und bei beschädigtem Merkur im Horostop macht sich eine gewisse Neigung zu Melancholie und menschenfcheuer zurückhaltung bemerkbar." Andererseits können die Wassermannmenschen gesellig, freundlich, liebenswürdig sein. weiter ich lefe, fönnen fie alles fein: geizig und freigebig, glid lich und unglüdlich, erfolgreich, erfolgarm, Derheiratet und ledig gesund und frant. Es ist ganz wie im Leben auch, gar nicht anders. Gomit måren diese Forschungsergebnisse vortrefflich; denn sie be meifen, daß a= a ober mem's regnet, es naß ist.

Зе

Die Menschhelt hat die Belt technisch erobert, überfliegt ben Dzean und funti Nachrichten um den Gröball Der naise Mensch, für den der Himmel noch eine Räjeglode über dem madenwimmeln den Quarttäse, Erde genannt, ist, stubiert wie im Altertum und Mittelalter den Sternenunsinn, um zu erfahren, ob er im nächsten Jahr verdienen wird, ob seine Braut ihm treu ist, ob er von seinen Geschäftsfreunden übers Dhr gebauen wird. Der Sternenfalender perzeichnet gewissenhaft alle günstigen und ungünstigen Tage des Jahres, in geschäftlichen, behördlichen, die soziale Stellung, Haus. und Grundbesig betreffenden Angelegenheiten und selbstverständlich folchen der Liebe. Danach wäre ich persönlich, wie ich sehe, in jeder Hinsicht pleite. Mein Brozeß fällt auf einen ungünstigen Tag, die Steuerbehörde hat für mich als Wassermannmenschen, rüdsichtslos wie sie ist, einen ungünstigen Termin angesetzt, und von der Liebe wollen wir erst gar nicht reben. Aber da gibt es ja andererseits die Glückstage, die ich mir nach meiner Sternentonjunktur nur aus zusuchen brauche, wenn ich eine Reise madhe, mein Buch einem Berleger überreiche, ein Lotterielos faufe, mich einem einflußreichen Menschen vorstelle.

Solcher Unsinn ist heute gang und gäbe. Nicht das gute Buch des Jahres hat heute den Haupterfolg, nicht das Wert des Geistes trop Robelpreis und sonstiger Anerkennung, sondern der platteste Unsinn, das Teufelswerk der Boltsverbummung. Heiliger Nikolai!

Das Jubiläum der ,, Habima ".

3mm Leffing Theater feterte man gestern das zeh jährige Jubiläum des hebräischen ruffischen Theaters, Habima . Es wurde oor zehn Jahren in Mostau gegründet, ist aber inzwischen in Westeuropa und Balästina heimisch geworden. Ein zionistischer Beftrebner feierte es als Stätte jüdischen Gemeinschaftsfühlens.

Man erfuhr auch, daß es einen Freundeskreis der Habima gibt, der die Truppe fördert. Glück zu! Das Theater lit seinerzeit in Ruß­ land gegründet, ist aber dann in Moskou in Ungnade gefallen, für tonterrevolutionär hält und dafür das Bildische atabemilche weil man bie hebräische Sprache und auch die hebräische Literatur Theater, bas in der jüdischen Bottssprache spielt, unterftig..

Uns Westeuropäern ist Sabima aber eine Bereicherung nich nur fünstlerischen Genuffes, fondern auch folkloristischen Berständnisfes geworden. Das gestern gespielte Stüd Dy but", bas in Berlin auch bereits in jüdisch und deutsch gegeben wurde, gewinnt nady gerade flaffische Bedeutung als jüdisches Boltsftud, das uns Lebent und Gemit der chassidisch frommen Oftjuden mit ihrem Geifter und Wunderglauben nabe bringt. Man mag bas tiefes Mittelalter nennen. Aber jedenfalls ift es Ausdruck eines Boltstumes, wie es blutooll noch bis vor kurzem bestanden hat. Den ehemaligen Getto juden wird beim Anhören dieser Szenen die eigene Jugend wieder lebendig. Uns anderen aber, die wir nicht an eine Renaissance jüdischer Gemeinschaft auf dieser Basis glauben tönnen( wie über haupt an feine wahre Boltsgemeinschaft im Klassenstaat) bleibt neben all dem Befremdenden der Eindruck wahrhaft echter und thefer Kunst. Bas an tiefem prachtoollen Theaterspiel jüdisch, was ruffisch ist, fall heute nicht erörtert werden. Es wäre wirklich[ chabe, wenn diese Truppe, die einen solchen Segenfabbath des Glends, ein so echtes Milied einer Schule und eine so ergreifende fuftliche Geisterbannung gestaltet, nicht irgendwo auf der Welt ihr Visum betäme.

Die letzte öffentliche Briefschreiberin.

In der Nähe des Bariser Saint Lazare Gefängnisses fällt dem herumschlenbernden Wanderer ein Heiner Laben auf, dessen Schilb die Worte trägt: Deffentlicher Briefschreiber. Authentische Schriftftüde. Hier mattet noch eine ättliche Dame eines Amtes, bas bis auf die 3olt Karls V. zurüdging und einftmals blühte Heute ist sie die letzte in Baris, die diesen Beruf ausübt. In früheren Zeiten, als noch so viele nicht lesen und schreiben tonnten, ba war auch in Europa der öffentliche Briefschreiber eine viel be­gehrte Persönlichfelt. In ihrer Jugend hat die Frau noch sehr viel Bu tun gehabt, und sie erzählt, daß ihre Hauptaufgabe damals darin bestand, schöne Liebesbriefe zu schreiben und denen, bie solch zärt liche Schriftstüde befamen, ihr Glück vorzulejen Heute läßt man feine Liebesbriefe mehr schreiben; man telephoniert und schreibt, wenn es sein muß, selbst. Sie verfertigt nur noch Eingaben und Gesuche an die Behörden, und ihre Kunden hoffen, daß ihre An­liegen eher berücksichtigt werden, wenn sie in der wundervollen Handschrift der Berufsschreiberin gelesen werden.

En Doppelgrab aus der jüngeren Steinzelt Beim Pflügen wurde südwestlich 3 appendorf, Mansfelder Geekreis, em Grab aufgedeckt. Bei der Untersuchung der Fundstelle durch die Landes­anstalt für Borgeschichte in Halle ergab sich die Anlage eines großen Doppelgrabes. Das Grab war ursprünglich ein unterirdischer Holz­bau gewesen, der zur Berfestigung von einzelnen Steinen geſtüßt wurde. Die Anlage dieser Holstonstruktion war noch deutlich n Berfärbungen im Behm erkennbar. In dem einen Grabraum waren die Refte eines Toten in Soderlage. Als Beigabe fand sich nur ein Steinbeit. Im zweiten Raum lagen neben den Resten des Hockers swel Steinbeile unb smet reichpergierte Beigefäße aus Ton. Dra Doppelgrab gehört zur Frühstufe der Schnurteramit und ne hört in die Beit um 2500 a. Chr.

Die Herkunft der preußischen Studenten. Nach einer Zu fammenstellung des preußischen Kultusminifteriums sind von den Studenten der preußischen Universitäten ihrer sozialen Hertunjt nad 20 Broz. Söhne von Afademitern, 14 Broz. von höheren Beamte 30 Broz. von mittleren Beamten, 22 Broz. von Handels. und merbetreibenden und 14 Broz. von Arbeitern.