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Nr. 599 46. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts Contes 22. Desember 1929

Der Jnlandskredit des Reiches.

Tatsächliche Berzinsung 8,79 Prozent.- Ein teures Geschäft.

Die Reichsbant teilt mit:

Zwischen dem Reichsfinanzministerium und dem Reichsanleihe­Konsortium unter Führung der Reichsbank ist eine Vereinbarung getroffen worden, wonach das Konsortium vom Reich nominell 350 millionen Mark Reichsschahanweisungen übernimmt, von denen, beginnend mit dem 15. April 1930, Mitte jedes Monats 50 Millionen Mark zurückgezahlt werden, so daß der gesamte Kredit mit dem 15. Oktober nächsten Jahres seine Erledigung findet. Die Rückzahlung erfolgt aus dem Tilgungsfonds, dessen Bildung in dem dem Reichstag vorliegenden Gesetzesvorschlag vorge­sehen ist. Das Zustandekommen dieses Gesetzes, das Regierung und Bolksvertretung zu einem genau firierten Abbau der schwebenden Schuld nötigt, ist also eine Voraussetzung für das Zustandekommen der Anleihe. Der Zinsfuß der Emiffion beträgt ½ Pro3. über Bankdiskont, daneben ist eine Bereitstellungsprovision von Proz. zu entrichten. Der Weiterverkauf der Stücke( zu 7% Pro3. p: a.) ist auf das Inland beschränkt.

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Diese Mitteilung der Reichsbank informiert die Deffentlichkeit über das endgültige Zustandekommen jenes Inlandskredits, der die Kaffenschwierigkeiten des Reiches zum Jahresende beheben soll und der an die Stelle des vom Reiche vorbereiteten Amerika - Kredits tritt. Die Mitteilung der Reichsbank ist in einigen wichtigen Punkten zu ergänzen bzw. zu verdeutlichen. Das gilt zunächst für den Zinssat. Der Reichsbankdiskont beträgt 7 Proz. Das Reich zahl: also zunächst 7% Proz. Dazu tritt die sogenannte Bereitstellungs­provision der an der Kreditgewährung beteiligten Banken mit % Proz. Diese% Proz. sind von der ganzen Summe zu zahlen, unbekümmert um die Laufzeit des Kredits und die Schuldabtragung durch Ratenzahlungen aus dem Tilgungsfonds. Damit erhöht sich die Berzinsung über die Nominalverzinsung von 8% Proz.( einschließ­lich der Bereitstellungsprovision) hinaus. Rechnet man 7 Monate für den Lauf des vollen Kredits, so bedeutet die Bereitstellungs­provision nicht eine Belastung um 4 Proz., sondern um 1,29 Proz., jo daß rund 8,8 Proz. für den Reichstrebit zu zahlen find.

Diese Zinsbelastung ist empfindlich höher, als sie bei Inanspruchnahme des Amerita- Krediis für das Reich ge­morden wäre. Nach unwidersprochenen Nachrichten hat Dillon, Read u. Co. 7 Broz. verlangt. Dazu trat das Risiko aus der Kurs sicherung, das mit 4 bis 1 Proz. anzunehmen war. Der Amerika

Kredit hätte demnach insgesamt 8 bis 8,25 Pro 3. gekostet, gegen­über 8,80 Proz., die den deutschen Banten gezahlt werden müssen. Der von der Reichsbank besorgte Kredit bringt dem Reich also zusätz­liche Zinslasten, die hätten erspart werden können. Die Reichsbank hätte den Ehrgeiz haben müssen, den Inlandkredit minde­stens ebenso billig zu besorgen, wie es der Amerika - Kredit ge­wesen wäre. Das konnte sie nicht, weil sie den Forderungen der Privatbanken gegenüber sich nicht durchsetzen konnte. Zu einem niedrigeren Gewinnsatz hätte ein großer Teil der Privatbanken der Reichsbank die Gefolgschaft versagt.

Wie wird das Geld beschafft? In der Hauptsache durch die Reichsbant. Die Reichsbank ist bereit, die Schazanweisungen des Reiches zur Hälfte mit 75 Proz. des Wertes zu beleihen. Der Lombardjazz beträgt 8 Proz. Die Privatbanken können also 132 Millionen zu 8 Pro 3. bei der Reichsbank auf diesem Bege borgen. 3weitens will die Reichsbank ohne Anrechnung auf das Wechselkontingent- Handelswechsel der Banken ,, rediston­tieren". Der Diskontsatz der Reichsbank beträgt 7 Proz. Theoretisch können also weitere 175 Millionen bei der Reichsbank auf diesem Wege zu 7 Pro 3. flüffig gemacht werden. Die Reichsbank steht danach mit 307 von den 350 Millionen für die Banken gerade. Die Gewinnspanne für die Banken ist beträchtlich. Sie erhöht sich für diejenigen Banken, das sind die größten natürlich, die Auslands­für diejenigen Banken, das sind die größten natürlich, die Auslands­geld hereinnehmen können, das billiger als Reichsbankgeld ist. Für diese größten Banken entsteht also noch ein Differentialgewinn.

Wer trägt die Kosten für den höheren Zins und die zusätz­lichen deutschen Bankgewinne? In erster Linie natürlich das Reich, d. h. der Steuerzahler. Soweit dieser Steuerzahler ein In­dustrieller ist, zahlt er doppelt. Der inländische Geldmarkt wird natürlich verknappt, das allgemeine Zinsniveau steigt, während der Amerika - Kredit es gesenkt hätte. Soweit die Steuerzahler Ar­beiter sind, zahlen sie auch doppelt; nämlich mit der Erhöhung der Arbeitslosigkeit, die notwendig mit der künstlichen Ver­fürzung der Kapitaldede, der Zinsteuerung und der eintretenden Berringerung der Beschäftigung einhergeht.

So ist die Bilanz der von der Reichsbank herbeigeführten Lösung ungünstig; ungünstig nach allen Seiten. Möglich, daß die Reichsbank das Gegenteil wenigstens für die Kreditteuerung demnächst zu beweisen versucht, indem sie den Distont er mäßigt. Einmal aber märe diese Diskontermäßigung schon längst fällig gewejen, sodann wird selbstverständlich mit fünstlich ge

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Sonntag,

förderter Einschränkung der Wirtschaft auch die Geld lage leichter, zum dritten kann die Reichsbank äußerstenfalls auch eine Diskontsentung aus Prestigegründen vornehmen. Unerhört wäre das keineswegs.

Ein Jahr schlechte Börse.

Die Kurse sind um mehr als 20 Proz. gesunken.

Nach dem Dezemberbericht der Deutschen Bank- und Diskonto­gesellschaft ist vom 19. November bis 16. Dezember der Durch­schnittskurs aller an der Berliner Börse notierten Aktien von 130,5 auf 127,5 Proz. des nominellen Werts weiter zurückgegangen. Seit Durchschnittskurs von 161,7 auf 127,5 Broz. des nominellen Wertes, dem 19. Januar, also im Laufe von knapp einem Jahre, ist der also um 34 Punkte oder um rund ein Fünftel, gesunken. Dabei ist bemerkenswert, daß auch die Bankaftien, die immer die stärkste Widerstandskraft zeigen, in der Kursbewertung beträchtlich zurückgegangen sind; der Durchschnittskurs der Bankaktien hat sich von Januar bis Dezember von 185,6 auf 157,7, Proz., das find 28 Punkte oder um fast 15 Broz., verschlechtert.

Ein Versuchsballon.

Um die Elektrowirtschaft der Gaar.

Seit Jahren wird darum gekämpft, dem Saargebiet für die Rückgliederung an das Reich den erforderlichen eigenen Lebensspies wirtschaft des Saargebiets gehört. Wir haben mehrfach die Rück raum zu sichern, wozu auch eine einheitliche und lebensfähige Elektro wirtschaft des Saargebiets gehört. Wir haben mehrfach die Rück fälische Elektrizitätswerk in dieser nationalen Frage sichtslosigkeit behandeln müssen, mit der das Rheinisch- West a gegenüber dem Saargebiet operierte. Lange Zeit schien ein Frieden in Sicht durch eine Erklärung des RWE., auf eine Festsetzung im Saargebiet zu verzichten und insbesondere quch das hart umfämpfte Gebiet der Weiherzentrale dem Saargebiet zu überlassen. Trotz allem ist bis heute der Frieden noch nicht erreicht.

Jetzt wird eine Mitteilung verbreitet, nach der sämtliche jaara Dachgesellschaft zusammengefaßt werden sollen, daß ferner ländischen Stromerzeugungs- und Verteilungsanlagen in einer ein zentrales Kraftwerk errichtet und dieser Dachgesellschaft einge gliedert werden soll und daß endlich das RWE. sich an dieser Dach gesellschaft durch Einbringung der Stromlieferungsverträge für die Weiherzentrale beteiligen wolle. Es wird hinzugefügt, daß man in Rahmen dieser Gesamtregelung die noch strittigen Einzelfragen za erledigen hoffe.

feineswegs die Absicht, auf diese in der Tat vorgeschlagene Wie wir dazu von informierten Stellen erfahren, besteht einseitige Regelung einzugehen. Die Ablehnung der interessierten Körperschaften des Saargebietes ist sicher. Es dürfte sich also bei der Lancierung dieser Mitteilung in die Deffentlichkeit ausschließlich um einen Versuchsballon handeln, der für die Absichten des RWE. die Stimmung vorbereiten soll.

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