Das Gesicht des Stadtparlaments eberfall auf den Wahlvorfland
Neue Männer und alte Größen.
Nach der ersten stürmischen Stadtverordnetenfißung sind die beiden| folgenden schon wesentlich ruhiger verlaufen. Der gelegentliche Krakeel der Kommunisten und Nationalsozialisten gehört zu ihrem Geschäft, sie werden sich in der Zukunft den Anordnungen des Vorftehers fügen müssen, wollen sie nicht wie im Reichstag vor die Tür sejezt werden. Fügen werden sich auch diejenigen Ganzraditalen müssen, die in der ersten Sigung im vollen Schmud ihrer Vereins. uniformen erschienen. Die Hitlerleute hatten jebenfalls schon lehthin gewöhnliche Jadets über ihre hellbraunen Hemben gezogen und die Rotfrontmädchen der Roniministen waren pon ihrer Uniform wieder zum bürgerlich- modernen turzen Rod und zu Seidenstrümpfen zurückgekehrt. Sie merften sehr schnell, daß ihr Aufzug nicht den. gewünschten Einbrud machte.
Kommunisten wie Hitlerianer sind auch recht bras in den Meltestenrat. hineingegangen; sie haben dort in fachlicher Berhandlung mit allen anderen Barfeien die Geschäftslage des Stadt
seine ausfälligen Redensarten und unflätigen Schimpfereien bekannt. gewordene Stadtvater". Herrn Schwent, dem man gewiffe, in längerer Rathaustätigkeit erworbene Kenntnisse nicht absprechen tann, hat man einen Platz sehr weit hinten angewiesen. Er ist ang 0 Grad gesetzt, dafür führen das große Bort Leute, denen fommunal politische Erfahrung nicht zum Borwurf gemacht werden fann. Die erften Sitze der Sozialdemokraten nehmen die bewährten bisherigen Führer der Fratiion ein, mur daß an Stelle des arbeitsüberfafteten Heimam Stadtverordneter Riese als zweiter Borsitzender getreten ist. Die Demokraten haben ihren Wortführer Merten verloren und dafür den Gewerkvereinssyndikus Schubert in die erste Reihe geschoben. Bei den Volksparteilern führen weiter mie bisher die Stativerordneten Schwarz und Cafpari, ber Borsteherstellver. treter ift. Gegen die ftarte und unangenehme Sonturrenz der Nazis hoben sich die Deutschnationalen zu mehren. Ihr immerhin zugäng licher Führer Justizrat Lüdide wird auf seine alten Tage mit viel Arbeit befommen, aber auch den
Revolver
Wahllifte.
Ein höchst rätselhafter Vorfall hat sich am Sonntag nachmittag gegen 6 Uhr im 90. Stimbezirk des Bezirksemis Tiergarten in der Turnhalle der Volksschule Rostocker Straße 32 zugetragen. In dem dortigen Wahllokal erschienen zwei dem Wahlvorffand une bekannte Männer. Der eine von diesen Männern ließ sich son dem Bettelverteller einen Stimmzettel und einen Umschlag geben. Thi beiben trat er dann an den Lisch, an dem der Wahlvorstand säß. und zog unter dem Ruf: Hände hoch!" plötzlich eine Pistole hervor, die er auf die Mitglieder des Wahlporstandes richtete. In der allgemeinen Berwirrung, die nun entstand, ergriff der Mann die auf dem Tisch liegende Stimmliste und flüchtete aus dem Gaál, indem er, um seine Flucht zu beden, zwei Schüsse abgab, bie aber niemanden trafen. Das sofort alarmierte Ueberfallfommando fonnte nichts mehr ermitteln. Abstimmungsvorsteher mar in der fraglichen Zeit der Kommunist Kirsch. Der merkwürdige Borfall bedarf dringend einer Auffiärung.
Oberbeamte für Hugenberg.
parlaments beraten helfen, haben sogar gewiffeu Redebeschränkungen abifalinsfis unter feinen eigenen Graftionsgenoffen manche Spit der Gegend in ber jetzt hie Pantower Untergrundbahn
zugeftimmt, haben die getroffenen Bereinbarungen streng beachtet und fomit von einer„ revolutionären Beeinflussung der planmäßigen effion machen müssen. Als Keil in den Plägen der Rechten ſizen Barlamentsarbeiten Abstand genommen. Herrn Oberkommunisten die 13 Hitlerleute, die wir fagten schon als ungeratene Kinder Bied Jah man fogar am Freitag im Simmer des Bürgerineiffers, ben unarigsten von ihnen, Herrn Goebbels zum Anführer er mo er gemeinsam mit anderen Frattionsführern vernünftige 3mic- flärt haben. Alle dreizehn haben eine außerhalb der Rathäuser ver klärt haben. Alle dreizehn haben eine außerhalb der Rathäuser ver Sprache pflegte.. Allerdings fönnen diese Feststellungen kaum zu der lebte Bergangenheit hinter sich. Annahme verleiten, daß die radifalen Flügelparteien etwa den Beg zu objektiver, fachlicher Mitarbeit an der Stadtverwaltung gefunden hätten.
Interessant ist die Placierung der neugewählten rattionen im Sigungsfaal und in dieser Placierung die Ber teilung der Pläge unter den Fraktionsmitgliedern. Die erste Reihe Ler Kommunisten zieren Herr Pied, der Einpeitscher der Zentrale, Sherr Casper, früher deutschnationaler Handlungsgehilfe und jetzt Stabstrompeter seiner Fraktion und der Lange- Neukölln, der durch
,, Der heilige Krieg."
In der bildgeschmückten Amtsstube.
Die Charattereigenschaften der Menschen nur nach, den Bildern Die sie zufällig oder absichtlich an der Wand hängen haben, analys fieren wollen, ist gewiß waghalsig. Immerhin muß zugegeben merden, daß der geübte Braftifer aus dem Inhalt der Bilder, mit tenen sich der einzelne umgibt, deffen geistige, psychische oder förper liche Struktur in vielen Teilen mehr oder weniger zutreffend ableiten kann er nicht zu diefen Prattifern gehört, weiß aber menigstens, daß die Wahl von Wandbildern im allgemeinen durch die Räume, die sie schmücken, und die Menschen, die sie erfreuen follen, bestimmt wird. Man dente dabei etwa an eine Amisstube, ein Wohnzimmer, einen unvermeidlichen Ort in München, Köln , Berlin oder Seelow . Wahrhaftig, ein 3ufammenhang der Be ziehungen zwischen Raum, Mensch und Bild:
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Zu derartigen Betrachtungen gibt die bildgeschmückte Amtsstube. des Aufsichtsrichters des Amtsgerichts in Geelow( Kreisstadt) Amaß. Zum besseren Verstehen wäre wohl eine Stadtbeschreibung hier einzuschalten. Inzucht Ropisteinpflaster, Sparblod Steh bierhalle, Kultur Trockenklosett, Gesinnung- Stadtsoldat, Treue Liebeshügel, Humanität Kriegerverein.. Und über allem ein fader Kirchturm. So ungefähr ist die Silhouette. Was Wunder, daß da in der Amtsstube des Aufsichtsrichters
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„ Der heilige Krieg"
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in drei Phasen, 4 Meter breit und 2 Meter hoch, mit dem Eisernen Kreuz gefrönt eine Bandfläche dekoriert. Die bildliche Darstellung ist natürlich poetisch untermalt. Frisch auf, mein Bolt, die Flammen zeichen rauchen!" Dann der Gipfel des teutschen Heroismus! Ein Schlachtenbild, das darstellt, wie deutsche Saten die aufgepflanzten Bajonette begeistert in Pferde- und Menschenleiber versenfen, wird mit den unbeschreiblichen Bersen erläuternd verherrlicht:„ Du sollit den Stahl in Feindes Herzen tauchen. Die Saat ist reif, The Echnitter zaudert nicht!" Das Ganze ist so gehängt, daß fein freiwilliger oder unfreiwilliger Befucher der Amtsstube den Blick von dieser beschämenden Bildertrilogie mit ihren schlachthauschten Bersen abfehren kann.
Was sind das nun für Beziehungen zwischen Bild, Amisstube und Aufsichtsrichter? Kann der zuständige Landgerichts: präsident, der das Amtsgericht in Seelow schon wiederholt inspiziert hat, hierüber Aufschluß geben? Wird er über die Fest stellungen dieser Beziehungen hinaus dafür sorgen, daß dieses zeitgemäße" Bild schleunigst verschwindet? Wie können die Seelower im zehnten Jahre der deutschen Republik wissen, daß Kronen, Kaifer, Kriegs- und ähnliche Bilder in die Rumpelfammer gehören, wenn es so hohe republikanische richterliche Beamte, an beren Objektivität fonit taum zu zweifeln ist, nicht einmal wijsen!
E. L.
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Wirtschaftsparteifer und 3entrumstente find bis wenige Ausnahmen die alten geblieben; fie werden auch die Alten in ihrer Mitwirtung an der Stadtverwaltung bleiben.
So hat sich das Gesicht der Stadtverordnetenversammlung ver. ändert. Die veränderte Birtung ihrer Arbeit wird die Berliner Wählerschaft sehr bald zu ihrem Nachteil verspüren. Die alte Etat, mehrheit Sozialdemokraten, Demokraten, Bolfsparteilern, 3entrumsleuten und Wirtschaftlern ist nicht wiedergewählt, neue Kombinationen zu erraten ist Arbeit für Propheten.
Die Auto: und Kaffenräuber vor Gericht.
Bor dem Schöffengericht Berlin Mitte standen die 20jährigen Edmund. und Eberhard G.; für ihren Romplicen, den 16jährigen Sch., ist das Jugendgericht zuständig. Außer Ebuard R. und Eberhard T. ist noch der 24jährige Erwin ille angeflagt. Bille ist bereits einmal, nämlich im Jahre 1923, wegen schweren Raubes mit Todeserfolg zu 6 Jahren Gefängnis verurteilt gewesen. Laut Schilderung seiner beiden Mitangeklagten und Sch. ist der Gedanke, den Fleischerladen zu berauben, von B. ausgegangen. Noch ein fünfter, ein unentdeckt gebliebener Erich war anfangs mit babet. Er erklärte aber zuleht, er wolle nicht mitmachen. Sie haben am 4. Oktober in der Berliner Straße in Charlottenburg einen tollen Streich gespielt. Während die ersten beiden draußen warteten, tat Sch. einen schnellen Griff in die Kaffe eines Fleischer. ladens und rafte dann mit den beiden anderen in einem furz vorher gestohlenen Auto davon. Unterwegs überführen sie und verlegten lebensgefährlich die Studienrätin Krause und die Primanerin Schirr
macher.
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Ein Wahlpprsteher schreibt uns: Mein Stimmbegirt in gebaut wird, umfaßt 20 Wohnhäuser mit rund 1300 Stimm berechtigten: Arbeiter, Angestellte und fleine Beamte, doch nicht etwa nur Unterbeamte. Aus den Wahlen geht die Sozialdemokratische Partei als stärffte hervor, an zweiter Stelle steht die KPD . Für das Freiheitsgefeh" war mit höchftens 100 Stimmen zu rechnen. Es wurden rund 80. Nicht eine Rein- Stimme. In den noun langen Stunden, die die Männer im Wahlvorstand mit ber Hugenberg- Artion vertröbeln mußten, war Zeit genug, fich die nach der Faschistenfreiheit dürftenden weiblichen und männlichen Abstimmenden näher anzusehen. Am stärksten waren die Familion der Herren Oberbeamten: Obersteuerinspektor, Ober poffetretär, Oberjustizfekretär. Doergeldzähler, penfionierte Boftbeamte und sonstige Staatspensionäre, Kleinrentenempfänger, Wohlfahrtsunterstützte und den Schluß machte eine fomische Alte, die sich feit 20 Jahren mehr schlecht als recht vom Betteln ernährt.
Geschäftsleute waren nur in ganz geringer Zahl so unvorsichtig, fich auf diese Geschichte einzulassen, trotzdem von dem so pomphajt angefündigten Kommunistenspalier vor meinem Wahlfotal aud nicht das geringste zu sehen mar. Einsam stand ein Laftauto, das die Kommunisten zu ihrer Spazierfahrt benutzt hatten, indessen feine Baffagiere fid) in 3ellenlobal aufwärmten.
Benn Frau Bezirfsbürgermeister wählt! Eine drollige Episode spielte sich im 62. Abstimmungsbezirk des Bezirksamtes Tiergarten in der Calvinstr. 12 ab. Dort erschien nachmittags Herr Bezirksbürgermeister Doflein mit seiner Frau zur Abfiimming. Während der Bürgermeister feiner Amtspflicht genügte, wollte seine Gattin durchaus, daß er mit in ihre Wahlzelle formint. Das wurde vom Wahlvorsteher untersagt. Der Bürgermeifter fügte sich auch. Dann kam die Frau Bürgermeister aus der Wahlzelle, in der einen Hand den angetreuzten Stimmmzettel, in der anderen Hand das Kuvert und mollte, allen fichtbar, mie sie gemäh! t hatte, den Stimmzettel in den Umschlag legen. Der Wahlvorsteher verhinderte pflichtgemäß diese Wahl, weil sie nicht mehr geheim mar und ordnete an, daß der Frau des Bürgermeisters noch einmal ein Stimmzettel und Umschlag ausgehändigt wurde, damit sie eine ardnungsgemäße geheime Wahl in der Bahlzelle vornehmen fönne. 21s sie zum zweitenmal aus den Wahlvorschlag erschien, äußertz Fran Bürgermeister Doflein laut: Jamohl, ich habe mit Ja geimmi! Es ist ja heute der Tage des Freiheitsgesetzes. Und dann fragte sie den Wahlvorstand: Haben Sie mich nun richtig angesehen? Darauf raufdhte sie hinaus,
Sch. ist Fürsorgezögling. Er war aus der Anstalt entwichen und schlug sich 14 Tage lang recht und schlecht mit Gelegenheitsarbeiten auf den Märkten durch. Auf einem Arbeitsnachweis fernte er einen Burschen kennen, der sich Mare nannte, in Wirklich teit aber der 20jährige Edmund K. war. Eberhard G. mar bald der Dritte im Bunde. Natürlich war man sich bald einig, ein„ größeres Ding" zu drehen. Der Plan war schnell gefaßt man brauchte já ,, 10 Jahre Arbeiterwohlfahrt" ist der Gruß des neuen Heftes nur an die berühmten Borbilder im Kino und in Schundbüchern zu( 24/29) der Arbeiterwohlfahrt". Genossin Juchacz gibt einen denken. In der Schillerstraße taperte man ein Auto; Mare, der furzen Rückblick auf die zehnjährige Tätigkeit. Der Artikel von Frau ältere, instruierte Sch., was er zu machen habe und nun fonnte es Dr. Men de Waisenfinder, Chefcheidungsfinder, Glieffinder" mird losgehen. Sch. begab sich furz vor 7 Uhr in den Fleiler einen Antrag der bürgerlichen Barteien auf freiwillige Fürsorgefortgesetzt. Der Abschnitt Landesgelaze und Einrichtungen bringt laden, drängte sich an die Kaffe heron, wartete, bis die Reihe on erziehung in Breußen. Auch dieses Heft beschäftigt sich wieder ein ihm war und griff dann blizschnell in die aufgehend in zwei Artikeln mit der Berufsausbildung. Gen. Startgezogene Schublade. Im nächsten Augenblid war er schon mann Hunger gibt an hand vieler Zahlen und Staffifen eine draußen und im Wagen. Mare gab Gas, ein Ingenieur, der die Uebersicht über die Erhebungen über die öffentlichen Fürsorge. Räuber zum Haften bringen wollte, wurde von Sch. derart in die leistungen in Deutschen Reich ". Ein Auszug aus dem GeschäftsHand gebiffen, daß er es vorzog, von seinem Vorhaben abzulaffen, bericht 1929 tes Hauntausschusses für Arbeiterwohlfahrt ergänzt den Rücblid der Genoffin Juchacz. der Opelwagen faufte mit einer Geschwindigkeit von 80 Stilometer die Wilmersdorfer Straße entlang, überfuhr zwei Bassan ten und stoppte schließlich in der Lohmeyerstraße. Sch. rannte, was er konnte, in der Kaiser Friedrich- Straße hinein und verstedte sich in einem Hof. Die ganze Beute machte 120 Mart. Sch. wurde schon in der Nacht vom Sonnabend zu Sonntag verhaftet, er war geständig und mannte feine Romplicen. Auch diese gaben ihre Beteiligung am Ueberfall zu.
Der Staatsanwalt beantragt gegen Wille wegen pollendeten einfachen Diebstahls drei Jahre Gefängnis und fünf Jahre Ehrverlust, gegen den 20jährigen R. eine Gesamtstrafe von 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis und gegen den 20jährigen G. 9 Monate Gefängnis.
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Das Finanzamt Cuifenstadt verlegt feine Bureaurǎume von Hedemannstr. 14 nach Belle- Alliance- Str. 6. Die Bureauräume bleiben am 23. und 24. Dezember, die Finanzfasse am 30. und 31. Dezember geschlossen.
.... auf den Weihnachtstisch
der Hausfrau vor der Hausfrau vor allen Dingen ein echtes Küchenwunder"!
Berantwortl. üz bie Rebaftion: Bolfgang Schwarz, Berlin : Anzeigen: E. Glode, Berlin Berlag: Borwärts Berlag G. m b S.. Berlin Prud: Borwärts Bud bruderet und Berlagsanstalt Baul Ginger& Co. Berlin S 68. Lindenstrake 3 Sieran 1 Beilage.
Winkelhausen
Frohe Weihnacht Weinbrand
W
mit
SENIOR
DAS ENTZUCKER DER KENNER
ALTE RESERVE
DER GUTE HAUSGEIST