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Die Entylases

von Leonhard Frank

( 2. Fortsetzung.) Sofort faust Höfer aus dem Bett, mitsamt den Decken, fällt, in sic nermidelt, zu Boden, fommt nicht frei, ftrampft und schnellt. Stürzt in die Hose,

zum Rasierapparat, ninunt die Rasierfeise, ergreift die Zahnbürste stait des Rafierpinsels, taucht sie ins Waffer, reibt die Seije an ihr, bemerkt den Irrtum, mirft die Sahnbürste fort, nimmt den Rasier. pinjel, jaift ihn ein, der Binsel fällt ihut aus der Hand, rollt unter has Bett.

37. Bild:

Das Magistratsbureau.

he

Höfer tommt, atemins, mit schweißfeuchter Stirn, Hut schief auf dem Stopf, herein, drängt sich durch, geht durch die Schaltertür in den Bultras, madurch die draußen wartenden Borteien die An funft des Ersehnten erkennen und darauf dementsprechend rea gieren.

Erregi, raffos, schiebt er sein Schalterfenster hoch. Der Briefträger Biele Häfer muß ihn auf allen Bieren hervorholen, tief unter das Beit will sein Anliegen vorbringen, streckt ihm den Zettel hin. friedjen. Hände strecken Bettel nor.

( Darf nicht fomisch wirken, sondern eher mitleiderregend.)

27. Bild:

Das Magistratsbureau.

Biele Saule att den Schaltarn.

An Höfers Schalter porn am Fenster der Briefträger, andere Bartende um ihn. Ihre Geduld ist zu Ende. Sie beginnen an die Scheibe zu flopfen, trompeln nrit den Füßen.

Die Beamten, die ihre eigenen Parteien abfertigen, bliden streng. Einer hebt marnend die Hand nach draußen, zieht das Fenster hoch

und jagt:

Da sieht Häfer nach der Tür des Borstehers, tlappt des Fenster mieher herunter, geht auf die Tür zu.( zuerst muß er sein Zu spätfommen erklären.)

Das ist den Martenden denn doch zu piel. Ein entrüftetes Hallo, wieber trommeln fie gegen die Scheibe,

fo baß Sofer einen Augenblick an der Lür stehen bleibt. Aber er muß zuerst zum Vorsteher, er klinkt die Tür auf.

38. Bild:

Das 3immer des Bureauporstehers. Taumelnd vor Erschöpfung tritt Höfer zu seinem Borgesetzten an das Bult.

Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Ruhestörung Strafe Der sieht ihn durch seine goldene Brille an. Höfer stottert:

nach sich zieht!"

Das Schalterfenster tlappt zu.

Da platzt der Zorn im Warterqum.

Trommelwirbel gegen das Schalterfenster. Schimpffanfare.

Buruje fliegen in Schrift durch das Bilh.

Aus der Tür seines Zimmers tritt betroffen der Vorsteher. Ein Beamter fart ihn auf.

28. Bild:

Amtstabine des Bureaudieners.

In einer Ecke steht ein Staften mit vielen Bierflaschen. Aberle, Mappen unterm Arm, tommt eilig herein, wie zmijchen burch, sucht nach einer Flasche, die er schon in Benutzung hat, tut einen tijchtigen Schlud. Dabei fällt fein Blick

auf die Schalttafal, aus der eine Zimmernummer fällt. Er flappt die Flasche zu, eilt ab.

29. Bild:

Das Magistratsbureau.

In den Knäuel nor Schalter P- U drängt sich Aberle, schafft Ruhe­und fagt energisch:

..Bilden Sie eine Reihe links antreten und später rechts abtreten damit Sie in Ordnung abgefertigt werden können, wenn es so peil ist!"

Die Leute magen nicht, zu widersprechen.

30. Bild:

Das Zimmer Höfers.

Höjer ist zafiert, nimmt die Zahnbürste, hält sie gewohnheitsmäßig gegen das Licht, mill eine Borste herausziehen, besinnt sich aber, taucht die Bürste schnell ins Baiserglas, pugt die Zähne, schmeckt die Rafierfeife, wirft die Zahnbürste fort, spült den Mund aus. ( Alles in großer Eife und Erregung.)

31. Bild:

Das 3immer bes Bureauporstehers. Der Borsteher jagt zu Aberle, der vor ihm steht: ..Erkundigen Sie sich! Vielleicht ist er krank." Aberie geht dienstbefliffen, eiligst.

32. Bild:

Die Rabine des Bureaubieners. Aberle tommt eiligft, greift madh feiner Mitze, mill schon fortlaufen, fieht die Bierflaschen, fann es fich nicht verfagen, noch einen Schlud zu tun.

33. Bild:

Das Zimmer Höfers.

Höfer in hilfloser Aufregung, tann den Kragenknopf nicht schließen. Haftig und unordentlich bindet er die Kramatte,

tolt die Spiritusflasche, wie er es gewohnt ist, greift nach dem Tee­teffel, besinnt sich, daß es dafür heute zu spät ist. linordentlich angezogen, verstört, stürzt er davon.

34. Bild:

Die Vorstadtstraß..

..Ich habe, wie seit 18 Jahren, auch gestern die Uhr sorgsam aulgezogen, aber offenbar..."

Der Vorsteher unterbricht ihn, deutet horchend auf den Lärm Draußen.

Tumult.

39. Bild:

Das Magistratsbureau.

Der Borsteher antwortet, mährend er aufsteht:

..Sie hätten eben rechtzeitig kommen müssen."

Das ist für Höfer ein tödlicher Schlag.

Er schmankt.

Der Vorsteher öffnet die Tür.

41. Bild:

Das Magistrats bureau.

Der Borsteher in der Tür gibt laut einen Befehl( der Tumuit legt fich):

Alle Herren beteiligen sich sofort an der Erledigung der Buchstaben P bis U!"

Branostimmung bei den Bartenden.

42. Bild:

Das Zimmer des Borstehers.

Die Tür in das Bureau steht offen.

Der Borsteher ist im Bureau sichtbar. Höfer hat den Befehl gehört, fein Mund steht meit offen. Er geti taumelnb, schmantend in das Bureau.

43. Bild:

Das Magistratsbureau.

höfer, aus dem Zimmer des Borstehers taumefnd, sieht entgeistert die Kollegen bei einer Arbeit. Sein Leben stürzt gleichsam ein. Den Hut noch immer schief auf dem Kopf, schwankt er hinaus, etn für immer erledigter Mann.

Der Borsteher überzeugt sich, daß die Abfertigung der Bartenden glatt vor sich geht. Er puzt seine Brille. Ein Ausdrud von Ge­fühl für Höfer ist nicht zu erkennen.

44. Bild:

Vor dem Magistratsgebäude.

Söjer tommt herous.

Er sieht auf das Gebäude zurüd, lange. Er spricht vor sich hin:

Sie hätten eben rechtzeitig kommen müssen..."

Er sinft in sich zusammen und geht, um nie mehr wiederzukehren. Cin Borübergehender starrt ihm verwundert nach. Abblenden.

Autblenden.

45. Bild:

Stall

Im Stall, der Marie ais Unterschlupf dient. Marie perlöscht das zwischen aufgestellten Backsteinen glimmende Holzfeuer. Sie stellt cine alte Ronfervenbüchse, in der sie etwas tochte, fort, nachdem sie den Rest des Inhalte ausgeirunten hat.

Ein besonders Beherzter wagt es, die Tür in den Bultraum auf. Dann geht fie. zureißen.

Man drängt ihn zurück, schiebt den Riegel por.

46. Bild:

An der Fähre.

Die Schaltermand wackelt unter den Fäusten der Andrängenden, Marie kommt zur Fähre, die von einem alien gebrechlichen Fähr. die ihrer Empörung freien Lauf laffen.

40. Bild:

Das Zimmer des Bureauvorstehers. Süfer ist über den Tumult völlig außer Fassung. Er sagt etwas mit hebenden Lippen.

mart bedient wird. Ein paar Leute steigen eben in die Fähre. Der Wite tennt Marie. Er ruft sie an, ob sie mitfahren will und minft ihr gutmütig: man muß aus seiner Art, mie er Marie mite fahren läßt, den Eindruck gewinnen, daß er sich von ihr nichts für die Ueberfahrt bezahlen läßt. Sonnenuntergang über dem Wasser.

( Fortfchung folgt.)

WAS DER TAG BRINGT.

Weltausstellung Chikago 1933.

Die Weltausstellung, die im Jahre 1933 in Chitago abgehalten merden wird, soll nach Mitteilungen, die jetzt über die Vorbereitun. gen der Organisation befannt werden, echt amerikanische Dimensionen annehmen. Man schätzt, daß insgesamt etwa 800 Millionen Mark ausgegeben werden müssen, um die Ausstellung in dem Rahmen, den man vor hat, aufzuziehen. Die der Ausstellung zugrunde ge legte Idee ist die Verherrlichung der wissenschaftlichen Fortschritte des letzten Jahrhunderts. Es sollen die Einwirkungen reiner und angemandter Wissenschaft auf die industrielle Entmid­hung während der letzten hundert Jahre gezeigt werden. Die miffen­schaftlichen Erkenntnisse und die Borgänge in der Natur, mie& 38. bei der Bildung des Blattgrüns in der Pflanze unter der Einavir fung des Sonnenlichts, bei dem Heranreifen der Ernte usw. sollen

FUNK UND­

AM ABEND

Freitag, 3. Januar. Berlin .

16.03 Emil Pirchau: Die Maske des Mimen. 16.30 Unterhaltungsmusik.

17.30 Jugendstunde: Die Flöte.

18.00,, Berliner Logenden", von Ewald Wüsten.( Sprecher: Der Autor.) 18.30 Prof. Dr. Georg Wegener: Grundzüge der Geopolitik.

19.00 Musik aus den Bergen.

19.30 Das neue Buch.

19.40 Das Interview der Woche.

20.00 Heitere Unterhaltang.

21.00 Internationaler Programmaustausch zwischen Deutschland , Belgien und England. Vou Köin: Haydn : IV. Londoner Sinfonie.( Orchester des West­deutschen Rundfunks. Lig.: Dr. W. Buschkötter.)

Höfer, irr vor Aufregung, eilt in phantastischen Sprüngen durch Anschließend: Von Brüssel : 1. Grétry : Ouv. de l'Epreuve villageoise. die Straße, die Krawatte flattert aus der Weste.

35. Bild:

Vor einem Schaufenster mit ihrägem Seiten fpiegel.

Föfer tommt ins Bild, sieht sich im Spiegel des Schaufensters, bleibt atemlos ftehen, versucht die Kramatte in Ordnung zu bringen. Es gelingt nicht, leine Sände haben zwanzig finger. Aberle fommt eilig.

Höfer steht ihn, erschridt maßlos, als ob das tragische Edid fal Ihon leinen Anfang nehme.

Er will nicht von Aberle gesehen werden, drückt sich in die Schap fensterede.

Aberle eilt norbei.

Safer jagt davon.

36. Bild:

Bor einer Schultheis Kneipe.

Aberle ist fast schon vorbei, sieht plöglich die Sincipe, stodt, biegi im felben Moment im scharfen Winkel ab und rast im selben Tempo in hie Kneipe hinein.

Ltg.: René Pellier.)

hierbei eine große Rolle spielen und im Zusammenhang bomit sollen alle die Möglichkeiten gezeigt werden, die sich der chemischen In­dustrie für die Einwirkung des Menschen auf diese natürlichen Vor­gänge zur Förderung des Fortschritts eröffnen. Die Gebäude, die die Ausstellung beherbergen, sollen sich meilenlang an den Ufern des Michiganjees hinziehen und auch auf eigens zu diesem Zwed errichteten fünstlichen Inseln im See untergebracht werden. Eine verrückte Ameise.

Bon einer Ameise mit einer Gehirngeschwulit berichtet Dr. Robert Staeger. Nach einer Mitteilung der Frankfurter., llm­idhau" fiel ihm bei der Beobachtung einer Solonie gewöhnlicher Ameisen ein Tier auf, das immer im Kreise herumlief. Es griff Mitglieder seiner Kolonie an, die ihm in den Weg tamen, und be­trug fich überhaupt ganz ungemöhnlich. Das Tierchen lief iminer im Kreise nach rechts und begann nad) menigen Tagen seine Fühler und Füße nachzuschleppen. Staeger, dem dieses seltsame Berhalten aufgefallen mar, tötete die Ameise und schickte sie zur Untersuchung dem Züricher Ameijenforscher Dr. Rudolf Brun . Bei der mikroskopi. schen Untersuchung stellte sich heraus, daß sich in der linken Seite des Gehirns der Ameise eine Geschwulst befand. Aus diesem Be­funde geht hervor, daß in dem Ameisengehirn, das nicht größer als ein feiner Stecknadelfnopf ist, die Nervenbündet ebenso überfreuz verlaufen wie im Gehirn des Menschen, so daß auch bei der Ameise eine Erfranfung auf der linken Gehirnfeite Hemmungen der Glied­maßen an der rechten Seite des Körpers hervorruft. Dr. Rumplers 10 000- PS- Flugzeug.

Ueber die Pläne des deutschen Flugzeugkonstrukteurs Dr. Rump fer für die Erbauung eines Riesenflugzeuges, das den Dornier Do. X. an Größe noch übertreffen und bei 35 Mann Besagung 135 Baffagiere befördern soll, merden durch Meldungen aus Amerita nähere Einzel­heiten bekannt. Das Rumpleriche Riesenflugzeug soll zehn Motore 31 je 1000 PS, insgesamt affo 10 000 PS haben, gegenüber den 4000 PS von Do. X. Die Motore sollen im rüdwärtigen Teil des Flügels untergebracht werden, wo sie die Drudpropeller treiben. Am vorderen Teil des Flügels sollen die Passagiertabinen und die Unterkunftsräume für die Bemannung eingebaut werden. Die Balfagierfabinen sollen für je sechs Size eingerichtet und mit einem Glasbach versehen werden; nach vorwärts ist ebenso ein Ausblic Rund- norgesehen. Von dem rückwärtigen Teil des Flügels, wo sich die Motoren befinden, soll dieser Teil des Flügels durch einen besonderen Gáng, eine Art Bromenadended, getrennt sein. Die Benzintants hat Dr. Rumpler in feinen Plänen in die Schwimmtants verlegt. Eheschließung durch Hypnose.

2. Grétry : Air du jugement de Midas. Sérénade de l'amamant lalonx ( Solist: M. Maurice Waynandt, professeur au Conservatoire Royal de Bruxelles ). 3. Danses villageoises.( Grchester der Radio belgique. Anschließend: Von London : Purcell : 4. Akt aus Fair Queen"( Mitw.: Elsie Suddaby . Astra Desmond, Frank Titterton, Foster Richardson, Anschließend Trocken- Ski- Uebungen( Dr, Christian Pfeil). Anschließend. Sportnachrichten.

funk- Sinfonie- Orchester. Funkchor.)

22.30 Unterhaltungsmusik.

Königswesterhausen.

16.00 Oberschulrat Dr. W. Hübner: Höheres Unterrichtswesen in den Ver­ einigten Staaten

.

17.30 Mersmann: Gespräche über Musik­

16.30 Nachmittagskonzert von Leipzig­

18.00 Müller- Jabusch: Das Finanzjahr 1939.

18.30 Englisch für Fortgeschrittene,

18.55 Prof. Gürtler: Weberei.

19.20 Wissenschaftlicher Vortrag für Aerzte.

20.00 Programm der Aktuellen Abteilung. 20.30 Unterhaltungsmusik.

21.00 Zehn Minsten: Hermann Kasack. ( Sprecher: Der Autor.)

21.10 König David." Sinfonischer Psalm in drei Tellen, von Arthu

Honegger. Lig.: Cornelis Bronsgeest . Dirig.: M. Albrecht. Solisten: Margarete Olden. Alt; Ingrid Brebeck, Sopran: Hendrik Appels, Tenor. Chor und Orchester der Funkstande Berlin ,

In Baris fand ein Scheidungsprozeß nach pierjähriger Dauer feinen Abschluß, ber deshalb interessant ist, weil ber auf Scheibung flagende Ehemann behauptete, daß er gegen seinen Willen unter bem fuggeftinen Einfluß eines Berwandten feine Frau geheiratet hätte. Der läger befand sich in einem Sanatorium und hier be­handelte ihn ein Arzt, der ihm durch Suggestion den Willen auf gezmungen habe, eine Dame seiner Bermandtschaft zu heiraten. Es tonnie durch Zeugenoussage festgestellt werden, daß turze Zeit nach der tirchlichen Trauung der Ehemann vollständig überrascht war von der Tatsache, daß er eben geheiratet hatte und daß er im Zustande schwerster Hypnose gehandelt haben nnßte.