Beilage
Sonnabend, 4. Januar 1930
Eine Frau allein...
Agnes Smedleys Lebensroman
..frodenes Büffenland, ohne Wasser, und dazu feinen Pfennig
Geld;
Für die meisten von uns springen aus den Erschütte| sprochen hatte für ihre Dienste. Er befam esrungen eines Erdbebens mur neue Quellen des Lebens. Denn mir gehören der Erde, und mir ringen um sie." Mit so startem Bekenntnis zu Lebensbejahung und Kampf schließt die Amerikanerin Agnes Smedley das Buch,*) in dem sie ihr Leben schildert, das reich war an äußeren Nöten und innerem Widerstreit. Aèrmster Farmersleute Kind
irgendwo am Missouri in einer Barade geboren,
in der es ſtant nach vielen schwitzenden Menschen, wuchs fie auf wie eine Bilde unter Schlägen und Lügen und mit einem frühen Einblick in das Trübe, das Schmuhige. Mit zehn Jahren etwa sieht sie die primitiven Bergwerfe, in denen die Arbeiter rechtfos und schutzlos von den Großunternehmern gedrückt und betrogen und in den Tod geschickt werden. Mit fünfzehn Jahren, aus dem Nichts heraus eigentlich, mird sie Lehrerin, dann, in per wirrendem Durch, Nach- und Nebeneinander, Echülerin, Radafteurin, Studentin, Atquisiteurin, Journalistin, Agitatorin, Schrift. stellerin. Und immer, auch wenn sie in eistaltem Zimmer ahne einen Bissen im Leibe, ohne einen Cent in der Tasche, fiebernd auf feuchter Matrage liegt, wenn die Menschen sie quälen und das Leben sie tritt, hat sie nur den einen Gedanken: vorwärts zu tommen, sich weiterzubilden, zu lernen!
Gie mard es aus dem Gefühl heraus, ohne recht zu wissen, was Sozialismus heißt. Aber ihr Instinkt spürt, ihr Herz erfaßt, daß hier eine Bewegung, ein Irgendetwas am Werte ist für die Armen. Sie fennt die Not der Gefnechteten von Jugend auf, sie hat sie gesehen als Kind in den Bergarbeiterlagern der Colorado Fud and Iron Co.
Das junge Proletariermädchen hat damals wiederum nur gefpürt, nicht gemußt, daß den Arbeitern etwas fehlte zum Siege, daß dieser wilde unorganisierte Kampf der hungernden, verzweifelten Maffen ohne Führer und ohne Geld mit dem Siege der Benigen, der Satten und Mächtigen enden mußte. Refigniert schreibt sie:„ In all den Gesprächen und Debatten, die draußen vor unserer Küchentür an den Abenden während des Streits stattfanden,
fann ich mich nicht an einen einzigen Gedanken erinnern, der ein Berständnis dafür, um was es ging, auch nur angedeutet hätte." Nach Jahren aber finden wir fie als attives Mitglied der Industrial Workers of the World , als Kämpferin bei den ameritanischen Gemerrschaften.
Die bürgerliche Moral stößt sie ab. Was kann an einer Moral gutes sein, die den einen in prunkendem Schloß, den andern in muffi
ger Kate wohnen läßt? Ehe und Familie stoßen sie ab: Che be deutete Kinder, weinende, flagende Frauen und schimpfende Männer, fie bedeutete Unglück und all das im Leben, was ich fürchtete und zu umgehen beabsichtigte." Trotzdem war Agnes Smedley dret, vier, fünfmal verheiratet, freilich nicht im Sinne der Gründung eines bürgerlichen Hausstandes. Sie will feine Kinder. Es sind schon genug Kinder auf der Welt," sagt sie rationalistisch trocken, sie hat einst den ganzen Jammer in finderreichen proletarischen Familien selbst durchlebt. Als sie sich schwanger fühlt, will sie die Fricht ab. treiben lassen, aber auch die Gesetzgebung der Vereinigten Staaten ſtellt Abtreibung unter Strafe. Endlich findet sie einen Arzt, der im geheimen die verbotenen Operationen vornimmt. Die Schilderung ihres Besuches bei ihm wird zu einem schaurigen Freskogemälde: ,, Der Arzt war ein einer Mann mit einem schwarzen Bart. Die Schwester stand breit und schwer neben ihm.
Bitte fünfzig Dollar, und die Sache ist in zehn Minuten erledigt,“
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sagte der Arzt mit dem gewinnenden Lächeln eines vielbeschäftigten Berkäufers. Gott , wie mich die Heimlichkeit und Scham, die alles durchdrangen, frant machten, dieses auf weichen Sohlen Herum schleichen, diese dauernd wiederholte Bitte, ich solle mich ruhig verhalten. Die Schwester bradyte in einer Schale eine dunkle Flüssigkeit. Die machte mich todkrant. Ein lauter Schrei entquoll meinem Munde. Im gleichen Augenblick preßte die Schwester mir eine ihrer Hände über den Mund und drückte mich mit ihren starten Armen gegen den Tisch. halten Sie doch den Mund!", schrie sie mich an ,,, oder wollen Sie uns vielleicht die Bolizei auf den Hals hehen?" Der Arzt flucht Welche Anklage diese reine Tatsachenschilderung gegen die Verteidiger des Para graphen 218!
Als der Weltkrieg ausbrach,
steht sie wider ihn auf, arbeitet für die Antikriegspropaganda. Ueber Wilsons 3 mei te Wahl zum Bräsidenten im Jahre 1916 schreibt sie: Auch ich stimmte wegen seiner Antikriegspropaganda für ihn, wie viele Sozialisten, die damit ihre Partei verrieten. In ihrer Un flarheit erkannten sie so wenig wie ich, daß Wilfon oder irgendein anderer nur ein Werkzeug in den Händen von Mächten sein konnte, die stärker maren als er." Die Arbeiter demonstrieren in Washington gegen den Krieg. Zu Tausenden marschierten wir vor die Regierungsgebäude. Als wir so marschierten, bahnte fich eine hochgewachsene, vollbrüftige Frau in einem eleganten, eng anliegenden schwarzen Reitanzug mit den Ellenbogen ihren Weg durch unsere Reihen. Ihr Gesicht war hart, entschlossen und voller Berachtung. Die Reitgerte hielt sie wie einen Knippel in der Hand ... In ihr sah ich ein Symbol der herrschenden Klasse, die uns in Die Kehrseite: Ihr Bruder Dan den Krieg führte... George, der andere Bruder, war als Tagelöhner beim Kanalban von einem einstürzenden Gully erschlagen, und die fahrlässige Firma hatte dem Bater für den Toten 50 Dollar Entschädigung gegeben hatte sich aus Hunger für die Khatifarbenen, für die Armee an merben laffen. Er ist törperlich gefund aus dem Grauen der Schlachten zurüdgefehrt und schreibt der Schmester von seinen Er fahrungen an der Front: Nicht ein Wort von Demokratie, Ruhm oder Patriotismus, dafür schrieb er von Märschen in Wasser und Schlamm, der mit dem Blut seiner Kameraden vermischt mar. Er tönne nicht vergessen, was er gesehen habe, und erwache nachts aus Träumen, in denen er den Krieg noch einmal durchlebe." Dan Smedley gehörte zu den Angeworbenen, denen man Land verAgnes Smedley. Eine Frau allein. Mein Lebensroman. 1929. Frankfurter Societäts- Druderei 3. m. b. 5., Abtei kung. Buchnerlag, Frankfurt a. M. : ailamo
um es bemässern und bewirtschaften zu können, Steine statt Brot. nichts als feine nackten Hände besitzt er, um in dieser Büste zu arbeiten. Das alte Lied vom Dank des Waterlandes!" Dans Brief schließt: Ich weiß nicht, wie du über den Krieg denfft, doch ich glaube nicht, daß du dafür bist, denn sonst wärst du nicht im Gefängnis gewesen. Eins fann ich sagen, wenn der näch st e Krieg tommt, mache ich nicht mit. Sie sollen mich nur an die Wand stellen und erschießen, aber ich mache nicht mit." In der Tat, Agnes Smedley hat während des Krieges die Zellen und Mauern der amerikanischen Gefängnisse tennen gelernt. Aus dem ranfenhaus heraus hat man sie verhaftet und megen Berdachtes der Spionage für den Feind hinters Gitter gefchleppt. An der Universität hatte sie indische Nationalisten tennen gelernt, die ihr von der Knechtschaft ihrer Heimat berichteten. Für die Freiheit entflammt, wo immer sie unterdrückt oder bedroht war, hat sie sich der indischen Freiheitsbewegung angeschlossen. England, der Herr Indiens , und die Vereinigten Staaten waren Kriegsverbündete, also verfolgte man in Amerita die Kämpfer für die Befreiung Indiens als deutsche Agenten.
Der Abend
Sandausgabe des Vorwar
Die Zustände im Gefängnis
find barbarisch, find menschenunwürdig. Die Zelle ist eisig talt, das Klosett ist zerbrochen. Sie erhält feine Dede, fein Essen, tein Wasser.. Sie fiebert, Susten reißt durch die Lungen. Täglich wird sie verhört, rohe Beamte mißhandeln sie, Polizisten beschimpfen sie als Sure. Die Folter der modernen gerichtlichen Inquisition von lügnerischer Milde bis zu brutaler Härte wird an ihr vollführt. Sie bleibt fest, mit feiner Silbe perrät sie ihre indischen Freunde. Sie ist nie eine deutsche Spionin gewefen. Verruchter Gedanke, daß eine Agnes Smedley dem preußischen Militarismus dient! Man wirft fie ins Gefängnis zu den Kriminellen, neue Monate der Qual beginen. Bei Kriegsende entläßt man sie ohne Spruch und ohne Entschädigung. Raum wieder frei, stürzt sie sich von neuem in den Kampf für den Sozialismus, aufrüttelnd in Wort und Schrift, Mißstände geißelnd, Bedrohten und Eingeterferten helfend. Nicht immer brauchen wir Agnes Smedley zu folgen, nicht in allem müssen wir ihr zustimmen. Bom Gefühl geleitet, perliert fie nicht selten den Blick für das Maß der Dinge. Aber eins bewundern mir an ihr, und für eins danten wir ihr. Das ist der straffe unerschütterlicher Mut, mit dem sie, die ganz von unten tam, ihren steilen beschwerlichen Weg nach oben ging, nicht für sich allein nur, sondern für uns, für das Proletariat. Henning Duderstadt.
eine übertriebene Sentimentalität,
In der Boltsbühne mird augenblicklich ein Dreyfus- Schauspiel| dig verurteilten Generalstabshauptmann, fie meinten nur, es wäre aufgeführt. Hauptmann Dreyfus tritt nicht selbst auf. Die beiden Berfaffer wollen mur zeigen, in welche Erregung das ganze politisch und geistig interessierte Frankreich durch die Affäre geriet. Liberale und Sozialisten fämpften für den Generalstabsoffizier, dem als einem ,, Hochverräter" die Epauletten abgerissen wurden. Dann setzte der Kampf der Meinungen erst recht ein, und die französischen Sozialisten standen in vorderster Reihe.
Am 20. September 1894 wird Dreyfus
nach der Teufelsinjel verschickt, auf Lebenszeit Im November 1898 mird die Revision des Prozesses ange ordnet. Was in diesen vier Jahren die Sozialisten Frankreichs erschhütterte, war ein ungeheurer Gewissenstampf, der den Sozialismus der ganzen Welt anging. Der franzöfifche Sozialist Jean Jaurès , der Historifer, der Philosoph, der Reformist, trat auf den Plan. Die Ansprüche der französischen Sozialisten sollten ohne Raft angemeldet werden, obwohl nur eine Affäre der bürgerlichen Republik ausgetragen wurde.
Jaurès will verhindern, daß die Aermsten des Voltes fich noch traurigere Armut aufbürden, indem sie auf die Teilnahme an diesem Kampf um das bürgerliche Recht verzichten. Es gilt, die Minori tät der fortschrittlichsten Bourgeoisie gegen die reaftionärste Bürgerfiaffe zu schützen.
Es gilt, irgendwie richtig auszulegen die Denise von Karl Mary: Mit dem Proletariat gegen die Bourgeoisie, doch mit der Bourgeoisie gegen Junter und Pfaffen.
Das Zitat stimmt nicht vollkommen. Doch es paßt vorzüglich für den Augenblid.
Die Junker das waren die französischen Militärs, die gewaltsam die Augen schlossen, um einen Sündenbod ins Unglück zu stoßen und so ihre eigene Macht zu retten.
Junker und Pfaffen, also auf royalistischen und bonopartistischen Traditionen und auf adligem Grundbejiz hockende Aristokratie der Geburt und der politischen Prätentionen, mußten zusammen mit der priesterlichen Hilfstruppe getroffen werden, die den jüdischen Hauptmann auch deswegen haßten, weil sie meinten, daß er einer ihnen landesfremben Raffe angehöre.
Selbst Jules Guesde , im Streit um den Reformismus unerbittlich gegen die versöhnenden und hoffnungsvollen Propheten und Tattiter des sozialen Kampfes, sprang auch in die Reihen der Dreyfusards hinein. Er vereinigte seine spißige Stimme mit den Brusttönen des Jean Jaurès , dessen humanitären Idealismis er bisher abgelehnt hatte.
Nur einen Augenblic machte sich Jules Guesde lustig über jene Proletarier, die ein moralisches Gerät anbrachten, um die Flecken Don der kapitalistischen Sonne abzumaschen. Aber Jaurès argumentierte: Nicht die tapitalistische Sonne hat fleckenlos zu bleiben, sondern der Glorienschein des Proletariats darf nicht verdunkeit werden, indem das Proletariat sich weigert, den Kampf ums Recht zu führen, und sei es auch im Bunde mit seinen bisherigen Wider fachern. Jules Guesde war bald vollständig mit dieser Denkungsart einverstanden, soweit es sich um die Dreyfus- Affäre handelte.
Die astronomisch lautere Moral hat sich vor dem hellsten Ideal zu erhalten, sonst wird das Proletariat der Komplice des politischen Henters, der sein Eisen über Frankreich schwingt. Diesem Schlacht ruf, der alle anderen Einwände und Bedenken zerschmetterte, fügten sich schließlich auch Guesde und sein engerer Parteifreund
Baillant.
Auch ein anderer Mann, der eigentlich kein politisches Zief verteidigte, sondern nur mit dem Instinkt für die allgemeine Gerech tigfeit begabt war, nämlich Emile 3pla, mischte sich ein. Er schrieb seinen Brief:„ Ich sage an", und Guesde nannte den Brief Zolas
bie größte revolutionäre Tat des Jahrhunderts". Dreyfus wurde rehabilitiert. Das französische Recht und das Naturrecht gemannen das Brestige zurüd, das sie verloren hatten.
diese bürgerliche Staatsaffäre zu einer sozialistischen Beltangelegen heit aufzubauschen. Darum lehnten sie es ab, sich in die Affäre mit jener humanitären Beredsamkeit einzumischen, die Jaurès und Jules Guesde aufgeboten hatten. Besonders Roja Luxemburg fonnte sich nicht genug tun in dem Bemühen, die ganze Affäre als einen ganz unwesentlichen Familienzwist" in der bürgerlich- parlamentarischen Republit Frankreich hinzustellen. Sie wurde auch besonders durch die Tatsache zurüdgestoßen, daß alle in die Affäre" verwidelten durch Gerichtsurteil bestraften Persönlichkeiten ihre Be gnadigung erhielten, und daß also nach dem lauten Lärm der Parteien, die um grundlegende Brinzipien der Justiz zu streiten vorgaben, sehr bald ein Inhmes Verfähnungs fompromiß geschlossen wurde. Diese Auffassung brachte die deutsche Sozialrevolutionärin in die Formel: Wenn England durch die Festig feit feiner bürgerlichen Einrichtungen imponieren fann, fomi Frankreich durch seine verfrühte bürgerliche Beristune Grauen er regen".
Man vergesse nicht, daß durch die jure uno hre Erörterung in der sozialistischen Internationale ein neues und be feuerndes Clement in den Streit zwischen Reformisten und Radi. falen gebracht wurde. Es wird stets für die Charakteristik von Jaurès merkwürdig bleiben, daß der Begriff der Demokratie für ihn mehr als einen bloß politischen Sinn behalten sollte. Frankreich wurde durch die Affäre erdbebenmäßig aufgewühlt, und Jaurès wünschte, daß die Menschheit aus dieser Naturkatastrophe geläutert hervorgehe. Deshalb nannte er denn auch die Zeitung, die er bald nachher gründete, L'Humanité, die Menschheit.
Die französischen Sozialisten stellten bald Männer ihrer Partei für ein Ministerium der bürgerlichen Repub.it. Jaurès war es, der diese Entscheidung mit allen Mitteln seines Ein flusses förderte und verteidigte. Noch waren diese sozialistischen Minister in bürgerlichen Regierungen Männer, die von den Re formisten laut gelobt, von den Radikalen als Kompromißpolitiker und besonders als Deserteure an der Sache des Proletariats schwer angegriffen wurden. Es mar miederum. Jaurès , der das midtigste Gedankenmaterial zur Klärung des Broblems lieferte, das bisher als unlösbar gegolten hatte. Er führte aus:
„ Gemiß, die heutige Gesellschaft ist in Kapitalisten und Pro fetarier zerrissen. Doch gleichzeitig droht ihr die Gefahr, daß alle Mächte der Vergangenheit wiederkehren, die Barbarei des Feus dalismus und die Allmacht der Kirche Darum ist es
Pflicht des sozialistischen Proletariats,
mit den bürgerlichen Barteien zu gehen, wenn die republikanische Freiheit und die Gewissensfreiheit und die Geistesfreiheit auf dem Spiele stehen, und wenn die alten Vorurteile wiedererwachen, die nichts anderes erwecken als Raffenhaß und die entsetzlichen Religionsfriege vergangener Jahrhunderte."
Jaurès sah sehr weit, als er diese Parteimorál und Parteis taftit verlangte. Und vor allem: es sprechen all diese Aeußerungen, die er im Anschluß an die Affäre tat, für die Hatherzioteit feines demokratischen Gefühis.
Dabei war es ihm ganz gleichgültig, ob der Generalstab: haupt mann, für dessen Recht er fämpfte, zu den sympathischen Männern gerechnet werden mußte oder nicht. Wir wissen nämlich heute, daß viele der bürgerlichen und sozialistischen Dreyfusards in ihrem gerechnet werden mußte oder nicht. Wir wissen nämlich heute, daß
ihnen sehr unbehaglich waren. Das hinderte sie allerdings nicht, Schützling einen Mann sahen, dessen Charakter und Leben formen die Sache des Rechts über die in ihrem Recht becine tradhtigte Berfon zu stellen. Die intimen Gespräche, die Jean Martet , Clémenceaus Brinatsekretär, mit seinem Herzn führte und die er eben veröffentlicht, liefern zu diesem interessanten psychologischen Thema feltsame Aufklärungen: Clémenceau mürde es nach seinem streitbaren Temperament gern gesehen haben, wenn Dreyfus feinen Gegnern mit der Faust ins Gesicht geschlagen hätte, anstatt sich unglüdlich und bedrückt zu buden. Clémenceau urteilt, daß Dreyfus weniger gewesen ist als seine große Sache. Clémenceau betlagt sich in der Unterhaltung mit seinem Intimus, daß kein Fluidum von dem Kapitän ausstrahlte. Trogdem machClémenceau, der seinen Vertrauten daran erinnert, daß ganz Frank. reich und darüber hinaus die ganze gerechtdenkende Menschheit von diesem Lichte" hypnotifiert" wurden.
Auch in Deutschland zweifelte fein Sozialist an der Un fchuld des Hauptmanns Dreyfus. Nur tonnten manche es nicht ver stehen, daß die französischen Barteigenossen sich so leidenschaftlich für diese Affäre einsetzten, die ihnen nichts anderes als ein gewöhnten er und Jaurès seine Sache zu der ihrigen. Es ist wiederum licher, im bürgerlichen Klassenstant gar nicht seltener Justizſtandal zu ſein schien. Besonders die Radikalen äußerten ihre Bedenten Sie wandten sich nicht gegen den auch ihrer Meinung nach unschut