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Nr. 9 47. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts Dies

Es ,, ftinglt" zum Himmel.

Ein Kapitel über persönliche Beziehungen und private Auftragsbeschaffung.

Bor einigen Jahren engagierten die Deutschen   Kabel] werfe in Berlin   einen gewissen Herrn Stingl, einen früheren Offizier. Diefen Mann schichte das Berliner   Unternehmen nach München   und bald darauf tonnte Herr Stingl seinen Auftraggebern in Berlin   melden, daß es gelungen set, den Deutschen Kabelwerten einen Auftrag der Münchener   Postverwaltung in Höhe von 144 Mil­lionen Mark zu sichern. Das war ein Riesenauftrag und Sting! foll sich in einem öffentlichen Lotal gerühmt haben, daß er an ihm eine Provision von 50 000 m. verdiene. Nun hat Herr Stingt in München   und Berlin   nicht den Ruf eines seriösen Kaufmanns. In München   weiß man von ihm, daß er noch nicht 30 Jahre alt ist und im vorigen Sommer am Starnberger See   durch sein übermäßig luguriöses Auftreten unangenehm auffiel. In Berlin   sagte man, ais die Münchener   Geschichte bekannt wurde, die Sache stinglt zum Himmel". Man tommt allerdings erst hinter die Feinheiten des Berliner   Wortschatzes, wenn man weiß, daß der Vater des oben erwähnten erfolgreichen Münchener   Vertreters der Deutschen Rabelwerfe fein anderer ist als der frühere Post minister Stingi, der vor etwa zwei Jahren in Benfion ging. Sting! ist Mitglied der Bayerischen Boltspartei.

Bon unterrichteter Stelle wird uns bestätigt, daß der frühere Postminister Stingl des öfteren versucht hat, seinen Sohn anständig zu placieren. Im Verlauf dieser Bemühungen brachte Stingl fen. feinen Sohn bei den Deutschen Rabelwerken unter; Stingl felbft gehört dem Aufsichtsrat der Deutschen Kabelwerke an. Bestätigt wird auch, daß die Abteilung VI des Reichspostministeriums den in Frage kommenden Auftrag an die Deutschen   Kabelwerfe erteilt hat. Der gegenwärtige Leiter der Abteilung VI ist ein Herr Neumener. Sein Borgänger heißt Schazel. Schäzel ist gegenwärtig Reichs­postminister. Anscheinend fällt der Auftrag an die Deutschen Kabel­merte in die Amtszeit Schätzels.

Die Frankfurter Zeitung  " meiß zu dieser Auftragserteilung interessante Einzelheiten mitzuteilen. Es handelt sich dabei, immer vorausgesetzt, daß die Frankfurter Zeitung  " richtig unterrichtet ist, um die Lieferung des ganzen Bezirkslabels München  - Partenkirchen  Mittenwald  . Bei Bergebung solcher großen Aufträge befolgen die entsprechenden Abteilungen des Reichspostministeriums im allge­meinen die lebung, die Lieferungen auf mehrere Werte zu verteilen, schon um die prompte Lieferung zu garantieren. In dem von Stingl jun. vermittelten Auftrag brach man mit dieser Uebung und gab den gesamten Auftrag an die Deutschen Kabelwerke in Berlin  , obwohl, was die Frankfurter Zeitung  " besonders unter­streicht, zwei Amtsstellen der restlosen Bergebung an das Berliner  Unternehmen widersprachen. Die Deutschen   Kabelwerfe haben dann auch die Lieferfrist nicht innehalten tönnen. Man darf an­nehmen, daß die Abteilung VI in München   nicht so viel Sympathie für die Berliner   Kabelfirma aufgebracht hätte, wenn ihr Bertreter in München  , eben Stingl jun., nicht der Sohn des Reichspostministers

3mmer noch billigeres Geld.

3n Amerita!-Wie lange noch Anleihefperre? Wie aus New York   gemeldet wird, ist in den Bereinigten Staaten ber Geldmarkt zum Jahresschluß sehr leicht gewesen. Die Geldnach­frage war so gering, daß der Zinsfaz für tägliches Geld 6 Broz. nicht überschritt, am 3. Januar aber bereits wieder auf 5 Broz. zurückging. Sicher ist das auch eine Folge der gedämpften Konjunktur, die dem Börsenzusammenbruch vom Ottober und November gefolgt ist. Jeden falls ist die Geld- und Kapitalnachfrage in den Bereinigten Staaten gegenwärtig so gering, daß sich die Anleiheaussichten für Deutschland  immer weiter verbessern. Dabei werden die Bedingungen für die Anleihen, die Deutschland   jezt drüben haben könnte, immer günstiger. Man erwartet mit ziemlicher Bestimmtheit, daß die amerikanischen  Distontfäge weiter gesenkt werden, noch unter dem bereits sehr niedrigen jetzigen Stand von 4% Broz. hinaus. Damit erweitert sich die Spanne zwischen dem 7prozentigen Diskontsaz der Deutschen  Reichsbant und dem amerikanischen   noch mehr, und die Möglichkeit einer deutschen   Diskontjentung wird noch deutlicher.

Nichts braucht die deutsche   Wirtschaft gegenwärtig so sehr als eine Belebung durch die Hereinbringung ausländischer Kapitalien, für die überall der dringendste und volkswirtschaftlich gerechtfertigte Bedarf vorliegt. Der einzige, in feiner Weise zu rechtfertigende Biderstand gegen die Aufnahme solcher Anleihen liegt nach wie vor beim Reichsbantpräsidenten Dr. Schacht. Diesem Widerstand muß ein Ende gemacht werden.

Weber 9 Milliarden Spareinlagen.

2080 Millionen Zuwachs im Jahre 1929. Im Jahre 1929 haben sich die Spareinlagen bei den deutschen  Spartassen weiter recht beträchtlich vermehrt Sie find von 6,99 Milliarden Anfang Januar auf 9,07 Milliarden Ende Dezember gestiegen. Der Zuwachs beträgt also 2,08 milliarden Mart. Dieser Zuwachs ift angesichts der Verschlechterung der Wirtschafts- und Einkommenslage im Jahre 1929 sehr groß. Er bleibt nur um rund 10 Broz. hinter dem des sehr guten Ronjuntturjahres 1927 zurüd. Der Zuwachs ist umso beachtlicher, da er das Vertrauen be weist, das die deutschen   Sparer trotz der Heze gegen die öffent­liche Wirtschaft nach wie vor den öffentlichen Banten ent. gegenbringen. Das private Banffapital in Deutschland   hat das Vertrauen der Sparer nicht zu erwerben vermodyt. Obwohl jeit anderthalb Jahren die deutschen   Privatbanten ihre Rampagine gegen die Sparlassen und ihre Werbung um den Sparer sehr verstärkt haben, war der Erfolg diefer Kampagne ganz minimal. Wir hoffen, daß dies auch in Sutunft so bleiben wird.

Auch pro Kopf der Reichsbevölferung ist, eine fehr erhebliche Steigerung eingetreten. Auf den Kopf der Reichs bevölkerung lagen bei den Spartassen Anfang 1929 110,18 art. Der Pro- Kopf- Anteil der deutschen   Bevölkerung an den Spartaffen. einlagen hat sich bis Ende 1929 auf 141,72 mart oder fast um ein Drittel erhöht.

Die Spartassen hatten im Jahre 1929 im Gefolge der Bariser Reparationsverhandlungen auch eine empfindliche Belastungsprobe uitzumachen, und zwar weil Schachts politische Seiten

gewesen wäre. Bis in die jüngste Zeit hinein sollen die Deutschen  Kabelmerte immer, wenn sie in München   an einen Postauftrag heranwollten, Stingl jun. nach der bayerischen   Haupt­stadt geschickt haben. Er war, weil ihm jegliche Fachkenntnis fehlen soll, von einem Fachmann begleitet.

Dienstag, 7. Januar 1930

preußischem Boden arbeitenden Industrien. Aber auch unter dieser 3iffer befindet sich noch das Personal zahlreicher Krankenhäuser, städtischer Bauämter, Provinzial- und Kreisbauverwaltungen ufm., das man schlechterdings in eine Gewerbezählung überhaupt nicht ein­beziehen dürfte. Am größten ist die Beteiligung der öffentlichen Hand naturgemäß bei den Gas-, Waffer und Elettrizitätsunternehmungen, wo der Anteil am Personal 89,1 Proz. beträgt.

Elend in Lodz  .

Die Krisis der polnischen Textilindustrie.

Die überaus schwere Lage der polnischen Wirtschaft piegelt fia, in besonders starter Weise in dem katastrophalen Zustand der Lodzer Fertilindustrie wider, unter dem nahezu 100 000 Arbeiter zu leiden haben. Das Zentralorgan der Polnischen Sozialistischen Partei der Warschauer Robotnit" gibt darüber folgendes Bid:

Wenn die Einzelheiten über die Auftragsvergebung bei der Ab­teilung VI in München   zutreffen, dann stinkt die Affäre wirklich zum Himmel, und es ist allerhöchste Zeit, daß die amtlichen Stellen fich zu der Angelegenheit klipp und flar äußern. So fann auch aus München   zur Bereinigung unseres politischen Lebens etmas getan werden. Dafür erwärmt man sich ja seit Jahr und Tag in der bayerischen Landeshauptstadt und man sollte diesmal nicht verkrise. Lodz  , jenes legendäre gelobte Land" steht vor seinem Die größte Arbeitsstadt Bolens durchlebt eine fürchterliche fäumen, schnellstens den Dreck vor ber eigenen Tür zu untergang. Alle bisherigen Krisen, die die Lodzer Textilindustrie tehren. je erlebt hat, verblassen vor der gegenwärtigen Katastrophe. In der Siadt der Arbeit schwindet von einem Fabritschlot nach dem anderen der Rauch, das Zeichen der Arbeit, das Summen. der Maschinen, verstummt allmählich und an seine Stelle tritt.die alles überschwem­mende Flut der protestierten Wechsel, die täglich steigende Zahl der Konkurse und Zahlungseinstellungen. So ist die Lage der Fabrikanten.

Der gegenwärtige Reichspostminister mird selbstverständlich auch mancherlei zu dieser Angelegenheit sagen können. Benigstens möch ten wir das auf Grund der obigen Angaben annehmen. Gleich zeitig aber muß die Abteilung VI flarstellen, weshalb der frühere Reichsminister Stingl in der teuersten Gegend Münchens  eine von der Post zur Verfügung gestellte Lugus pilla bemohnt. Stingl foll sich allerdings durch Vertrag mit der Poft für die Zeit nach seiner Benfionierung eine Wohnung in München   ausbedungen haben. Die festgesetzte Miete soll aber weit unter dem normalen Stand liegen. Der Oberste Rechnungshof des Reichs hat bereits einmal die geringe von Stingl bezahlte Miste be anstandet. Mit dem Charakter einer Dienstwohnung verträgt fich auch nicht, daß der Schwiegerjohn des früheren Ministers, ein praf fcher Arzt, die zweite Etage der Billa   bewohnt.

Das Reichspoftministerium erklärt.

Kurz vor Redaktionsschluß erhalten wir eine amtliche Erklärung des Reichspoſtministeriums, in der zu den oben gefch lderten Dingen Stellung genommen wird. Es wird in dieser Mitteilung nicht bestritten, daß der Sohn des Reichspostministers a. D. Dr. Stingl den ungeteilten Auftrag an die Deutschen Kabelwerfe in Berlin  tatsächlich vermittelt hat. Es wird aber behauptet, daß der Auftrag aus technischen Gründen im ganzen hätte vergeben werden müssen; außerdem hätte die Berliner   Firma das günstigste Angebot gemacht. Weiterhin wird nicht bestritten, daß der ehemalige Reichspostminister Dr. Stingl die besagte Lurusvilla zu einer niedrigen Miete für sich und seine Hinterbliebenen inne hat. Es mird aber dazu gejagt, daß das auf Grund einer besonderen Ermäch tigung der Reichsregierung geschehen sei, und daß der Rechnungshof des Deutschen Reiches den Tatbestand geprüft und anerkannt habe. Damit hat das Reichspostministerium die von uns geforderte Erklärung gegeben. Freilich ift fte in feinem Binifte eine austeichende Rechtfertigung.

GW

fprünge( Rolonialforderungen) die Pariser Konferenz gefährdeten und weil auf der anderen Seite Hugenbergs Infiations gefrei das Bertrauen der Sparer zu erschüttern drohte. Während in dieser Zeit der Zufluß von Geldern zu den Privat banten   sehr beträchtlich zurüdging, blieb er bei den Spartajien trotz einer leichten Verringerung noch außerordentlich start. In dem fritischen zweiten Bierteljahr 1929 betrug der Zuwachs 361 Mil. lionen gegen 444 Millionen im Jahre vorher. Das Vertrauen der

Sparer fonnte also trotz Schacht und Hugenberg nicht erschüttert

werden.

Seit dem Jahre 1924 find die Spareinlagen sehr schnell ge­wachsen; freilich sind dabei auch die Aufmertungsbeträge und die immer beträchtlicher werdenden Zinsgutschriften zu berücksichtigen. Die Tabelle läßt deutlich das Wadystum ertennen.

608,0 Millionen M. 1 693,8

1924

1925

1926

3181,9

1927

4 693,0

1928

6 990,6

1929

9 070,0

Die Zahl der Sparbücher hat sich in der gleichen Zeit von 1,8 auf 15 Millionen Stück erhöht, der Zuwachs im Jahre 1929 betrug noch rund 1,9 Millionen Stück.

Frih Thyffen legt nieder.

Kurz vor dem letzten Jahresschluß ist die Neubegründung der Eisen- und Stahlverbände der deutschen   Montanindustrie zustande­gekommen. Den Vorsiz in der Deutschen   Rohstahlgemeinschaft und dem Aufsichtsrat der Stahlmerfsverband 2-6. hatte bisher Dr. Friz Thaffen vom Ruhrmontantruft. Nicht zuletzt daburdy mar, es deit. Bereinigten Stahlmerten möglich, ihre beherrschende Stellung in den deutschen   Eisen und Stahlfartellen auszubauen und die Politif der großen Konzerne auch in den neuen Kartellverträgen meiter zu verfestigen. Dr. Fritz Thyssen   hat jetzt um die Enifassung aus diesen Aemtern gebeten und zwar wegen Arbeitsüberlastung. Sein Nachfolger mird vorausfidtlich Dr. Frig Bonsgen, gegenwärtig neben Thyssen und Bögler der führende Mann im Ruhr- Montan Trust, der gemiß dafür sorgen wird, daß die Uebermacht der Ver­einigten Stahlwerte auch in der Zukunft gesichert bleibt.

Deffentliche Wirtschaft in Preußen. Sie umfaßt nur rund 5 Proz. der in der Industrie Zätigen.

Das Preußische Statistische Landesamt veröffentlicht in der Statistischen Korrespondenz" eine interessante Verarbeitung von Einzelheiten der Gewerbezählung des Jahres 1925. Dabei zeigt sich für die öffentliche Wirtschaft in Preußen das intereffante Resultat, daß auch bei voller Einrechnung aller gemischtwirtschaftlichen Unter nehmungen der Anteil der öffentlichen Hand am gesamten Gewerbe nur 0,8 Proz. der Unternehmungen und 15,2 Proz. des Personals beträgt., Dabei ist aber das auf Breußen entfallende Bersonal der Reichsbahn und der Reichspoft mit eingerechnet; Reichsbahn und Reichspost gehören aber nicht eigentlich zu jener Art von öffentlicher Wirtschaft, die neuerdings hart umfämpft wird. Zieht man den Anteil diefer beiden Reichsunternehmungen ab, jo entfällt auf öffent liche oder gemischtwirtschaftliche Unternehmungen in Breußen ins gesamt mur ein Anteil von 5,4 Broz aller Beschäftigten der auf

Wie steht es aber um die, die auch in dieser Krise nichts mehr zu verlieren haben, die bisher im Schweiße ihres Angesichts die ich mieligen hände emfig, in einem fort, ohne Ruhe, im Taft der schwirrenden Maschinen bewegten, deren ganzes Denten auf den richtigen Lauf der Maschine, der sich kreuzenden Fäden, der drehenden Spulen fonzentriert war? Gibt es Borte, um ihre Lage richtig zu schildern? Auch das allerfräftigste, allergrausamste Bort muß banal und nichtssagend erscheinen angesichts der Hölle, in der fie leben. Nackte Zahlen mögen sprechen: Die größten Fabriken in Lodz   haben die Arbeitszeit auf wenige Tage in der Boche reduziert, andere die Produktion überhaupt eingestellt. Die Fabrit von Rosenblatt, die 2000 Arbeiter beschäftigte ist liquidiert worden, die größten Woll- und Baumwollfabriken von Barcinski, Kindermann, Kestenberg und andere, die Taufenden von Arbeitern ihre wenn auch noch so large Existenzmöglichkeit gaben, find in Konturs geraten oder stehen, unter Gerichtsaufsicht. Die vereinigten Werte von Scheibler und Grohmann( 6000 Arbeiter) arbeiten nur an drei Tagen, die Widzewer Manufaktur( 6000 Arbeiter) mur an zwei Tagen, die Baumwollfabrit von Geyer( 4500 Arbeiter) an drei Tagen; in den übrigen Städten des Lodzer Textilgebiets, Zgierz  , Babjanice, Zdunska Wola   sind die meisten Fabriken geschlossen.

Es gibt keine Arbeiterfamilie in Lodz  , deren Mitglieder den normalen Lohn erhalten, es gilt für die Hälfte, für ein Drittel das Leben zu fristen. Und wie sehen schon die normalen Löhne aus? Der Durchschnittslohn beträgt, je nach der Arbeitsart, 3,66 bis 8,38 3loin( 1 3loty 48 Pfennig). Nimmt man den Lohndurchschnitt von 3 Zloty und den Arbeitsdurchschnitt von vier Tagen, so ergibt der Wochenverdienst für eine Arbeiter. familie noch feine 10 Mart! Aber auch diese gehören zu den Auserwählten des Glüds" denn sie haben ja noch Arbeit. Wie soll man sich aber das Schicksal der von Woche zu Woche wachsenden Arbeitslosen vorstellen, von denen nur ein Teil( 22 000) registriert sind und Unterstüßung beziehen. Das Heer derjenigen, die jeglicher Mittel zum Leben beraubt find, beträgt im Lodzer Bezirf, die Familienmitglieder eingerechnet, 150 000! Ber wundert sich da, wenn die Zahl der Selbstmorde von Tag zu Tag zunimmt.

Nach dem Zusammenbruch. Der Reichsbund der höheren Beamten sammelt für die Geschädigten. Wieviel gibt Minister a. D. Scholz?

Bor einigen Wochen ist die Reichsbundbank, die dem Reichsbund der höheren Beamten nahe steht, mit schweren Verlusten zusammengebrochen, und ein großer Teil der Beamteneinleger fam in Not. Jetzt unternimmt der Reichsbund eine Aktion zugunsten der Geschädigten. Die Mitglieder des Reichsbundes follen eine Erhöhung des Beitrages um 25 Pfennig pro Mann und Woche für die Dauer von drei Jahren auf sich nehmen, womit man für die Einleger eine bestimmte Abfindung sicherstellen will. Weitere Mittet soll eine freiwillige Umlage von 10 Mart zur Unterstützung der Geschädigten bringen.

Gründer und Förderer der Bant, zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrats war der volksparteiliche Reichstagsabgeordnete und ehemalige Reichsminister Scholz. Wir haben nicht gehört, daß man die Aufsichtsratsmitglieder zur Gutmachung der Schäden heranziehen will. Es wäre auch interessant zu wissen, wie weit Herr Minister a. D. Scholz selbst zu der vom Reichsbund veranstalteten Sammlung beis tragen will.

Die gute 1929er Ernte.

Faff 13 Prozent mehr Getreide in Deutschland  . deutschen   Erntezahlen für 1929 wurden geerntet: An Nach den auf Grund der Dreschergebnisse veröffentlichten Binterroggen 8,052 Millionen Tonnen, an Sommerroggen, 0,103 Millionen Tonnen, an Winterweizen 3,087 Millionen Tonnen, an Sommerweizen 0,283 Millionen Tannen, an Wintergerste 0,381- Mil­lionen Tonnen, an Sommergerste 2,8 Millionen Tonnen, an Hafer 7,333 Millionen Tonnen, an Frühfartoffeln 2,826 Millionen Tonnen, an Spättartoffeln 37,251 Millionen Tonnen, an Zuderrüben 11,091 Millionen Tonnen, an Runfelrüben 24,208 Millionen Tonnen, an Kohlrüben 6,679 Millionen Tonnen, an Slee 8,121 Millionen

Tonnen, an Luzerne 1,568 Millionen Tonnen, an Bewässerungs­wiefen 1,852 Millionen Tonnen und an anderen Wiesen 19.716 Mil­lionen Tonnen.

Im Vergleich zu den legten fünf Jahren liegt die Brotgetreideernte um 1,33 Millionen Tonnen= 12.9 Braz­höher. Für Roggen liegt eine Steigerung von 1,04 iionen Tonnen= 14,7 Broz. und für Weizen eine solche von 284 000 Tonnen= 8,8 Proz. vor. Die Ernteerträge für er ft e haben sich um 17,4 Proz. und die für Hafer um 19,4 Prog. vergrößert. Da­gegen liegt die Kartoffelernte nur mit 7,2 Proz. über dem Durch schnitt der letzten fünf Jahre. An Suderrüben wurden 4,7 Proz. und on Runtetrüben 2,5 Proz.. mehr geerntet. Rüdlouig find die Erfrågnifie der heuernten und zwar liegt gegenüber dem legten fünfjährigen Durchschnitt bei Wiesenheu eine Berminde rung um 5,2 Broz bei Reeheu um 8,1 Proz. und bei Luzerneheu um 1.5 Broz vor.