Dienstag 7. Ianuor 1930
Unterhaltung und Wissen
Beilage des Vorwärts
dofeph Sielmoni: iDl0. OfAVt�
Eine unbändige Wut überkam mich, als ich am frühen Morgen die tn den Bautuen befestigten Fallen untersucht« und wieder nur unnützes Viehzeug darin entdeckte. Von Orang-Utans keine»pur. Seit drei Wochen narrten mich diese gerissenen Vierhönder. Es waren ihrer genug vorhanden, aber sie lachten über meine Fallen. Bon Platz zu Platz wechselte ich, Nacht für Nacht. Es war ver- gebliche Liebesmüh. In den ersten Tagen war es allerhand kleines Affenzeug g«. wesen, dos sich in den Fallen fing. Da diese kleinen Luder für mich ohne Wert waren, wurden sie wieder In Freiheit gesetzt. Um endlich diese Störenfriede von den Fallen fern zu halten, nohin ich zu einem Radikalinittel meine Zuflucht. Die Orange leben in der Mitte der Baumkronen. Nur im Falle der Gefahr begeben sie sich hoch in die Aeste hinauf. Auf die Erde herab verirren sie sich selten. Die kleineren Affen tummeln sich meist in den höheren Regionen der Baume. Um ste am cherab- kommen an die Fallen zu hindern, wurden die Aeste über den Fallen mit einer klebrigen Masse,«ine Art Vogelleim, bestrichen. Beab- sichtigten die kleinen Biester nun, sich den Fallen zu nähern, be- schmierten sie sich die chände, versuchten das klebrige Zeug loszu- werden, beschmutzten und betlebten sich das ganze Gesicht, fielen von Ast zu Ast, um schnatternd und schimpfend an irgendeinen Wosserlauf zu kommen, und dort, im Sande und Wasser sich walzend, einander zu reinigen. So quälend diese Prozedur für die Affen ist, für mich war sie unbedingt notwendig. Nunmehr hoffte ich, daß meine mühselige Arbeit und Geduld belohnt würde. Ich war seit Wochen im Südosten des Sardonggebirges auf Vorneo, um Orang-Utans zu fangen. Fall sämtliche zoologische Gärten hatten meiner Firma in Liverpool Austrag gegeben, diesen damals in Menagerien und Zoologischen Gärten noch feltencn Menschenaffen zu beschaffen. Acht Jahr« vorher hatte ich in nicht allzulanger Zeit ein Dutzend dieser Affen gefangen. Inzwischen waren infolge der neuen An- Pflanzungen die Orongs weiter»n die sumpfigen Wälder zurück- gewandert und durch die steten Verfolgungen scheuer und schwerer zugänglich geworden. Der Orang-Utan lebt in sumpfigen Wäldern: dieses Klima ist für den Menschen nicht sehr gesund. Meine treue Malaria kehrte zurück und schüttelte mich einige Tag« äußerst kräftig. Mein Gin- vorrat verminderte sich.zusehends, die Ehininpillen logen— wie Klumpen von Mottenkugeln in einem Pelz zur Sommerszeit— schwer in meinem Magen. Da ich im Kampfe mit den größten Anneen von Malaria- b-l-.illen— wie meine noch bestehende Anwesenheit aus Erden be- , meist• stets siegt«, io fchipor ich mir, obwohl da» Fieberthermo- Meter über Z9 Grad zeigle, nicht nachzugeben und den Plag nicht zu verlassen, bevor ich nickst mindestens«In Dutzend Orang » in meinen Transportkäligsn hätte. Käuflich hotte ich zwei jung« Orangs erworben, doch waren die Tierchen zu zart und klein, um irgendwie Anklang zu finden. Dielfach haben Jäger säugend« Mütter von den Bäumen ge- schössen und dami di« Zungen vertaust. Nun ober habe ich die Ersohrung gemacht, daß diese kleinen Waisen sich niemal- voll ent- wick.kn. Mein Fieber ließ nach, die Molariabazillen verließen meinen Leichnam und ül>«rsiedelt«n in die Gedärme und Blutkörperchen eines Amerilancrs, der mir durch seine sportliche Aufgeblasenheit und Schießwut schon längst lästig und hinderlich geworden war. Da m«in Fieberthermometer mir 37,8 Grad anzeigte, hielt ich es rasch hinter meinem Rücken über di« Flamm««m«s Spiritus- kochers, und als der zu Tode erschrockene Amerikaner nun sah, daß seine Körpertemperatur bereit» 4l,h Grad betrage, riß er aus und fuhr, so rasch es die damaligen Transportverhältnisie erlaubten, in die Berg«. Fetzt endlich sollt« mir das Glück hol-d sein. Wieder war ich mit meinen Leuten zwei Tagereisen weiteroezogen. hatte meine Fallen gestellt und die Daumwipfcl mit Klebesteff beschmieren lassen. An dieser Stelle beobachtete ich ewige groß« Exemplare der von mir gesuchten Opfer. Fch sah einen riesigen Orang, wie er aus den wippenden Acsten von Baum zu Baum sich fortbewegte, neugierig ouk mich herab- blickte und verächtlich den Kopf abwendete. Kurz hinter diesem ehrwürdigen fienm kletterte die Frau Gemahlin: sie würdigte mich nicht einmal eines Blicke». Fm llill-n lud ich die beiden Herrschaften ein, in der kommenden Nacht einer meiner Fallen einen kurzen Bos'ich abzr'siatten. der sie sicherlich zum dauernden Verweilen unter meiner Obhut veranlassen würde. Eine Streck« weiter, an einer kleinen Psianzung, hatte ich wieder dos Vergnügen einer Begegnung mit einem herrlichen Orang-Utanherrn, und am Ufer des Tümpels, in desien Nähe mein Zeltlager stand, war ein Orong-Füngling bei der Verfolgung«wer Spröden vom Aste abgeglitten und schwang sich schon wieder in die buschige Krone. Es ist geradezu fabelhaft, mit welcher Sicherheit sich diese großen Menschenaffen in den Bäumen bewegen. Sellen komm-n sie auf den Boden herab, da sie olles Notwendige zu ihrem Leben dort oben finden. Zum essen und trinken ist es nicht erforderlich, vom Baum zu steigen. Früchte, funge Schößlinge. Blätter und saftig« grüne Aestchen stillen den großen Appetit des Orang-Utans. der sich täglich fünf bis sechs Stunden nur mit dem Essen beschäftigt. Die großen Blätter der Ripapalme sind Wasierbehälter. Morgentau und Regen lasien sie festen austrocknen. Noch bevor die Nacht mit der üblichen Plötzlichke� hereinbrach. waren acht Fallen W den Bäumen befestigt und gut kaschiert. Als Köder benutzt« ich di« Duriannuß. Ein Leckerbissen der Orang-Utan,. Ew Leckerbissen aber auch sju di« Menschen. Ich selbst könnt« nie von dieser köstlichen Frucht— yon der jed« ein- zelne eigentniimllcherweise einen anderen Geschmach hat tt- genug bekommen, lieber dreißig Meilen Transport war notwendig, um dl« Durian heranzubringen. Auf einer Machan. einer Art Hochsitz, fünf Meter über dem Sumpfboden, erwartete Ich das Klappen der sich schließenden Fallen. Die Nacht mar hell, und ich konnte von ineinem Sitz, der sich fünfzig Meter vom Waldrand befand, nachdem sich das Aug« an das Halb- dunkel gewöhnt, den Wald beobachten,
Zn meine Deck« gehüllt, der Stummelpfeife Glut mit der Hand verdeckt hastend, horcht« ich den Stimmen der Nacht. Sn der Ferne das Brüllen eines Parders. Auch der Leopgrd und die Affen ließen sich hören. Nachtfaller und Nachtvögel umschwirrten meinen luftigen Sitz. Oftmols verstummt alles Geräusch wie auf Kommando; nur die lieben Moskitos singen im prächtigen Massenchor das Lied von Sumpffieber und Malaria. Da plötzlich das überlaut« Brüllen einer Kuh. Es ist aber kein« Kuh, sondern diese Töne geben die Orang-Utans aus ihren Kehl - fäcken, in denen sie Lust aufspeichern, zum besten. Irgendein un- ruhiger Kleinoffe oder sonst neugieriges Getier mußten dem Bett eines Orangs zu nahe gekommen fein. Der Orang-Utan geht bei Anbruch der Dämmerung ins Bett, das er sich aus Zweigen und Blättern zurecht macht, und nimmt erst nach Sonnenaufgang die ihn bedeckenden Palmblätter von feinem Fell. Nichts ist dem Orang unangenehmer, als naß zu werden. Im Regen sucht er sich mit allen möglichen Dingen zu schützen und unter dichten Blatt- krönen zu verkriechen. Interessant ist stets das Gebaren dieses Menschenaffen, wenn die Nacht zu Ende. All« Augenblick« strccki er sein« lange Hand aus dem Nest und befühlt die erreichbaren Blätter und Aeste. Solange noch irgendwelche Feuchtigkeit zu verspüren ist, verläßt der Orang sein Bett nicht.
Bis zum beginnenden Morgengrauen hatte ich nur einmal das Zuklappen«wer Fallentüre gehört. Der Sonnenaufgang ließ, das Nachtionzert verstummen, und die für den Dag vorgesehenen Musiker begonnen ihr« Instrumente zu stimmen. Vor mir hing auf dem Mochan«in verirrter Pelzflatterer. Ich ließ das feltfam« Tierchen ungeschoren, denn es vertrögt den Transport nicht und stirbt rasch in der Gefangenschaft. Ein mqlaischer Bär schritt auf allen Vieren im hohen Gros umher, während unweit von ihm ein Tapir in der End« wühlte: fernab sah ich Wildschweine bei derselben Beschäftigung. Große Filier, von wunderbarer Farbenpracht, flatterten von Blum« zu Blum«. Libellen, von unheimlicher Größe, durchschnitten in hohem Vogen die leuchtende Landschaft, Nashornvögel überflogen den Wald und liehen ihr häßlich klingendes Geschrei hören, Affen zankten sich. Die Sonne stieg höher. Jetzt fand ich mit meinem Glas auch die Stelle wieder, an der ein Orang-Utan-Männchen am Abend zuvor fein Bett gemaäst hatte. Es faß jetzt ruhig und biwegte den Kopf trübselig hin und her. Von Zeit zu Zeit befühlt« es di: Blatter ringsum. Keine zehn Meter von ihm befand sich eine Falle. Ich glaubte öfter zu bemerken, wie es den Kopf dorthin wandte und mit der Naj« in der Luft fchnüffelte. Endlich erhob es sich. Lässig streckte sich fem Arm nach einem Ast über ihm, es dehnte seinen Körper, sein Mund öffnete sich, der lange, dunkel- rostbraune Backenbort erzitterte, ein lautes Gähnen, bei dem es ungebildet nicht einmal feine Hand vor den Mund legte, ließ fein prachtvolles, aber auch furchterregendes Niefsiigebiß sehen. Dieses Gebiß, mit dem es einen Parder zerreißt. iSchwß folgt.)
.7. nioriidu Japillll* fcIlCS
Man spricht so gern von der asiatischen Sphinx, die dem Euro- päer ein ewiges Rätsel bleibt, von der Seele Chinas oder Indiens , die in ihren letzten Regungen für uns undurchsichtig bleibt wie der Spiegel eines tiefen Gewässers. Wir staunen vor dem gehcimnii- vollen Lächeln der Asiaten, dos jener tieferen inneren Ruhe eist- springt, die uns verhetzte und nervöse Abendländer aus der Fassung zu bringen droht wie der in unendliche Fernen sich wendende und doch ganz in sich gekehrt« Blick des Tigers. — Dieses seltsame Lächeln nun hat in Japan umfassende Ausbildung erfahren und damit«inen Grad erreicht, den der Uneingeweihte zunächst nicht versteht.— So oft hört man die Frag«, warum lacht der Japaner dauernd und ebenso oft heißt di« Antwort:„Das find eben Asiaten",... und man glaubt, damit alles gesagt zu haben. Dann muh Ich immer an jene kleine Japanerin denken, die ich damals kennen lernte. S'e lächelt« liebenswürdig, wenn man sie grüßt«: sie lächelt« freundlich, wenn man ihr etwas Heiteres erzählte, und sie lächelte fröhlich, wenn sie etwas Trauriges berichtete. Von diesem Mädchen, muß ich ge- stehen, lernt« ich das Rätsel des japanischen Lächeln» läsen: und wie alle Geheimnisse, die- enthüllt sind, verlor es seinen mystischen Schleier leise im Wind«, und was blieb, war«in Mädchen, das mit einemmal furchtbar weint«. Es war an einem Nachmittage, heiß und schwül noch,«In De- witter in der Näh«: ich sah im Garten vor dem Haus« im Schatten eines Baumes, da kam sie vorbei und begrüßte mich lächelnd. Ich fragte nach Woher und Wohin: sie wollte im Hause etwas aus- richten, keine Zeit, ihr« Mutter fei gestorben, und sie lächelte heiter, so heiter, daß ich einen Augenblick völlig überrascht war, kaum ein Wort des Mitleids'and und leise aufbegehrenden Abscheu verspürte: Wie konnte man nur unter diesen Umständen lächeln! Und dennoch... Di« Japaner halten den Europäer auch heute noch für un- angenehm ernst,— und dieser oft den Japaner für unangenehm lächelnd: dem Europäer stände alles aui der Stirn, der Japaner verdecke alles unter der Maske fein«? Lächelns Ab-r ebenso wenig wie der Europäer alle inneren Bewegungen unter dem Zeichen de, Ernstes ausdrückt, ebenso wenig legt der Japaner nur die Maske des Lächelns vor, um seine Gedanken zu verbergen. Do lebt doch noch etwas mehr dahinter. So gab es z. B, einen europäischen Herrn, der seinen japanischen Boy mit Faustschlägen traktierte, wenn er ihm gegen den Strich war, und, man weih, daß dieser Boy auch dann sich verbeugend umerwürsig lächelt«, als wollte er sagen:„Sieh' Herr, ich lächle, weil ich nicht will, daß du dich noch mehr erzürnst." Aber der Mann geriet darüber noch mehr in Wut und griff zum Stock.„Was. du lachst noch...!" Selbst dies ließ sich der Diener ein« Weile gefallen, bis er eines Tages dem wüsten Herrn lächelnd das Messer in den Bauch rannte; denn gegen persönliche Be- leidigungen ist auch der einfachste Japaner sehr empfindlich. Wenn einer herzlich lacht, so aus voller Fröhlichkeit des Herzests, oder ein« Frau des Westens lächstt so ganz au, tiefer Heilerkeit, so lacht und lächelt es bis tief in ihre Augen Das japanisch« Läck?«ln ist anders. So beobachtete ich. als ich schwer krank lag und mich jene klein« Japanerin auch besucht«, daß sie, di« mir so ganz still gegen. Über saß und Imhelte, nur um den Mund und vielleicht etwas um die Augen herum lächelt«, aber das Aug« selbst lag gqn,z ernst und tief da, als ginge es das Lächeln drumherum gor nichts an. Mich reizte es nun, das Geheimnis dieses Lächeli', ganz kennen zu lernen: aber Japaner sind mißtrauisch und sehr scheu die Frauen. Es dauert sehr lange, eh« man ihr ganzes Vertrauen hat... Di« Abendländer kennen ein Lächeln, da» sie dann anwenden, wenn sie etwas verbergen wollen: man nennt dies auch dos tonnen- tionelle Lächeln. Dieses zeichnet sich dadurch aus. daß es meistens sehr süßlich ist oder kalt oder dünkelhast, wenn nicht verlegen Das kann man wiederum vom japanischen Lächeln nicht sagen: in ihm liegt immer ein gewisser Grad Ergebenheit, manchmal auch Unter- würfitzkeit und sehr oft rücksichtsvollst« Zarthei«. Man sindet es in allen Volksschichten oertreten his hinaus zu den größten Leuten des bedeutsamen Reiches, doch soll ep perschwinden aus dem Antlitz heg Kaiser«, dessen Anblick dem Aug« ursprünglich oller Sterblichen verhüllt bleiben sollte: aus seinem Gesicht durste nur unbeugiamer„ steinerner Ernst ruhen. Dys Lächeln war immer nur für die Meirichen.— Als ich dann jener kleinen Japanerin nicher ko-st, wurde ste auch vertxauler, schließlich zutraulich wie ein Vögelchen, da« sich ollmählich an die Gefangenschast gewähnt hat. Sie war nicht etwa«in Geisha. typ. jener Mädchen aus dem lisbesbereiten Tdshiwars. oder etwas Aehnliches: nein, sie stammt« au» einer vornehmen Familie des Lande«: ihr Voter hatte in Deutschland studiert und bekleidete«in wichtige» Amt. ihr« Brüder studierten wiederum und sie selbst sollt« in Deutschland ihre Musikstudien beenden. S'e sprach über- Haupt sehr hübsch Deutsch, das durch die selt'awen Quetschlaute jenen fremdartigen orientalischen Akzent bekam.— Ja, warum sie immer lächelt«, das wäre ihr zur zweiten Gewohnhett geworden,
und, sei es denn nicht unhöflich, die anderen auf seinen eigenen Kummer oder Schmerz besonders aufmerksam zu machen. Es wäre doch sehr egoistisch, wenn man ein Leid habe, die anderen mit hinein zu ziehen: darum eben müsse man auch im Schmerz lächeln, damit der ander« nicht aus dem Gleichgewicht feiner Heiterkeit heraus- komm«. Ihr englisch erzogener Bruder habe es sich aber bereits obgewähnt, gegenüber Westlern wenigstens, so zu verfahren, er übte diese Kunst nur noch im Kreiie der Seinen.... Schließlich sagte ich mir, müßte dieses Lächeln doch, wenn nicht angeboren, so doch anerzogen sein.— Eine Deutsche meinte, sie bewunder« die Selbsibsherrschuiig der Japanerin, dock? diese sagte eines Tages, sie beneidete di« Europäerin, welch« weinen dürfte, wenn es ihr danach ums Herz sei. Da, japanische Lächeln ist nämlich Erziehung, welche von den Eltern mit einem wahren Fanatismus oft ausgeübt wird So erzählte sie, wie sie als ganz kleines Mädchen, „so klein wie eine Puppe", bereits von Vater und Mutter Prügel erhalten hätte, bis sie endlich auch dann nicht mehr Tränen per- gössen, sondern eben gleichmütig gelächest hatte. So habe sie denn die Lächelnskunst gelernt und dann habe sie immer nur gelächelt, oft getrieben von der Angst vor den Tränen, So wurde dieses Lächeln zu einer religiös getragenen Ctiquette der Rücksicht■ auf andere: wie dieses sellsaire, schlürfende Atemeinziehen heim Gruß« eines.Höheren oder dessen, den man wenigstens so behandeln will. Di« kleine Japanerin hatte noch manches darüber gesprochen, wie sie dos Lächeln lernte. Dann saß sie mir erwartungsvoll gegen- über, lächelnd, mit einem sellsam süßen Lächeln und seufzte nun leise:„Ja. es war schwer, dos Lächeln zu lernen...' Doch kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, begann sie bitterlich zu weinen, wi« ein Mädchen im Westen, wenn es Kun-mer hat. und sich nicht «ehren kann, oder es auch nur glaubt, weil sie nun recht glück- lich ist..._ Die großen Siuchflabeu koften Vlillionen Grade Persönkichkesten, die es mit den Gesetzen der Schreibung sehr ernst nehmen, wie Gennanisten und Dichter, haben die großen Buchstaben in unserem Alphabet heftig bekämpft. Es braucht nur an so berühmte Beispiele wie Jakob Grimm und Stefan Georg : erinnert werden. Bekanntlich halten auch einige germanistische Zeitschriften an dieser Schreibung fest, die Jakob Grimm in allen seinen Schriften durchgeführt hat. und ebenso ist«s bei George und seinem Kreis. Aber die Allgemeinheit hat sich bisher ziemlich ob» lehnend verhalten. Run wird ein neuer Vorstoß von Seiten der Wirtschaftler gemaelst, und vielleicht gelingt den Praktikern, ipas den Idealisten versagt blieb. Die Baslcr Bureausachausstellung ist nachdrücklich für das Kleinschreiben eingetreten, und nun veräffent- licht Hanns Wagner in der Wochenschrift„Die Ilmschau" einen geharnischten Appell, in dem er die„F l i e h- H ch r i f 1" empfiehlt, die keine großen Buchstaben kennt. Bei einer Umfrage, die er peranstaltete, wurde die Kleinschreibung von 86 Proz. gefordert und nur von 14 Proz. abgelehnt. Wenn man sich auch zunächst auf dies« neue Schreibung mit mancher Mühial umstellen muß und im Druckgewerbe sowie bei den Schreibmaschinen verichiedenes „außer Dienst" gestellt werden muß. weil all« großen Vvchstaben wertlos werden, so bedeutet das doch nichts gegen die ungeheuren Ersparnisse und die Leistungesteigerung, di« dadurch bewirtt werden. Versuche haben ergeben, daß beim Maschineschreiben die Leistung um 36 Proz. und beim Maschinensatz bis zu 20 Proz. erhöbt wird. Die Unwirtschostlichteit der großen Buchstaben geht daraus hervor, daß auf 106 Buchstaben eines beliebigen Drucksatzes in deutscher Sprache nur etwa 5 Proz. große Buchstaben entfallen, die unver- hältnismäßig viel' Arbeit beanspruchen. Die Sparfaktoren, die durch die großen Buchstaben unausgenutzt bleiben, ergeben Riesen» summen, die niemand vermutet hätte. So Hot man berechnet, haß allein in der deutscl)«» graphisäien Industrie etwa ein? Biertel- Milliarde Mark brach liegt. Die Summe der Abschreibungen auf Druckschriften würde jährlich den Betrag von rund 43 Millionen Mark ausmachen, und weitere 20 Millionen Mark wären als G«- winn zu buchen, die bisher der Zinscndienst des investierten Kapitals anteilswcif« ver ichlang. Da die„Fließ-Schrift" Einsparungen in den Betrieben aller Wirtschaftszweige bringt, sind 0;« Summen, die gespart werden können, in Wirklichkeit noch erheblich größer. Das Schicksal aller Zeitungen. Die Veröffentlichungen der Handelskammer in Los Angeles aeben ein interessantes Bild über das Schicksal alter Zeittmgen in vstasien. So wird der groß!« Teil der alten amerikanischen Zeitungen in Hongkong anqekaust, um daraus billige Tropenhelm« anzufertigen. In Kanton wird aus dem Papier hauptsächlich Spielzeug hergestellt. In Amerika selbst dienen die alten Zeitungen hauptsächlich gemeinnützigen Zwecken. So hat die Polytechnische Hochschule in Los Angeles alte Zeitungen«in sammeln lassen und aus dem Erlös des verkauften Papierez eine Orgel im Werte von über 100 000 Mark anschaffen können.