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Är.11 47. Iahrgavg

-1. Beilage des Vorwärts

Mittwoch, H. Ianuar il9A0

Kommunistische Parlamentsarbeit. Wieder eine Gtadtverordneiensitzung durch Radau gesprengt!

Da» neu« Vahr hat im Rathau»gut angefangen�. Die A c m- m u n i st, n hoben gestern Wieder dafür gesorgt, daß die Stadt- verordnetenoersammlung zu keiner Arbeit kam. Bei der Wahl de, Vorstand«» detemden sie auf ZettelWahl, obwohl das Ergebnis nicht anders fein konnte als ein paar Wochen früher beim Zusammentritt der neuen Stadtverordnetenversammlung. Die Hauptsache ist, daß die Z e i t o« r t r ö d« l u n g erreicht wird, die ihnen in den Kram paht. Nachher gelang ihnen auch die Sitzung»- s p r e n g u n g, aus di« sie es abgesehen hatten. Sie tobten andauernd darüber, daß Polizei im Rathaus war, um Störungen zu verhüten. Alle Versuche des Vorstehers, die Schreier zu beruhigen, blieben erfolglos. Auch die schliehliche Mitteilung, haß die Polizei inzivi scheu das Rathaus verlassen haste, half nichts. Da der Lärm immer wieder losbrach, blieb dem Dorsteher nur übrig. Schluß zu machen. Jetzt können die Kommunisten wieder erzählen, die Stadtoerordneten- Versammlung habe die von ihnen eingebrachten Anträgev e r- schleppt", * Der Vorsteher Genosse haß eröffnete die Sitzung mit Glück- w ü n s ch e n an den Genossen h« i m a n n. der bekanntlich 30 Jahr« Stadtverordneter ist. Der Vorsteher erwähnte, daß der Jubilar sich vom Handlungsgehilfen zum Ehrenbürger der Stadt Berlin emporgearbeitet habe. In den achtzehn Jahren, in denen er Vor- fixender der Sozialdemokratischen Fraktion war. habe er bewiesen. daß er«tne große Fraktion erfolgreich leiten kann. Bevor der Borsteher-Stelloertreter Dr. Caspari die alljährlich zum Jahresanfang vorgenommenen Dahlen für den vorstand der Stadtverordneten oersanmrlung einleiten konnte, fordert« der Kommunist vieck in einem Antrag die Entfernung der Po- lizei aus dem Rathause. In die Forderung stimmten die Mitglieder der kommunistischen Fraktion im Sprechchor«in. so daß minutenlang die Verhandlungen miterbrochen waren. Als dem Genossen /slalau das Wort zu dein Vorschlag für den Vorsteher erteilt war. konnte er sich längere Zeit hindurch nicht verständlich machen, weil die Kommunisten, an ihrer Spitze die Stadtverordneten Kaspar und Lange, fortgesetzt riefen:Polizei au» dem Haus! Volizei aus dem Haus!" AU Dr. Caspar! um Ruhe hat. rief der Kommunist Lange provozierend zum Vomehertisch hinauf:Sie sind gerade der richtige Borsteher!" D« Svektakel ging noch«ine Weile weiter, schließlich setzt» sich aber Genosse g l a t a u doch durch und er tonnt« den Genossen haß zur Wiederwahl vorschlagen. Dann betrat d« Oberkommunlst Pieck die Rednertribüne, und a l« i»d nicht« gewesen wäre, gab er eine ellenlange Erklärung ' fein« Fraktion zur Vorsteherwahl ab. ZMt einem Male warm die Ruse nach der Entfernung der JJolhei vcrsluwml. "vi«S verla« einen Leitartikel, und niemand hört» zu. Rur als«r J«, Kommunistische Partei als die..einzig« Arbaiterpariei" bezo'ch- nete. erhob ssch b«i den Sozialdemokraten stürmisch» Heiterkeit. Pieck lehnt« leb« verständiaung mit den anderen Fraktionen bei der Bor- ueberwahl ab und kündigt« an, daß seine Fraktion zu ollen Aemtern ewene Kandidaten aufstellen weide. Sladtoerordneter WUnewsti ( fmmt.) schlug Pieck vor. Die Zettelwahl ergab die Mederwahl d«« Genosseu haß m ISO Stimmen gegen 32 Stimmen, die aus Pieck, und n Stirn- wen. die auf Dr. Liepert(Nat.-Soz.) entfielen. Gegen die Wahl der Vorttederstelloertretsr durch Zurvi- ein einsache». schnelle» V«r. t-hnm«chobm die-mal die Nationalsozial sten Ein. spruch an Stelle d« Kommunist«, die stch sonst imuwr diesen Scherz«lauben. Es mußte also mit der Äettelwahl viel kostbar« Zest vertrödest werden, die für die Veramng der Cnv«rb?lo en. anträge sehr nötig gewesen wäre. Zu l«d«m Kandidaten prasem rierten die Kommunisten Gegenkandidaten, nur beim dritten Stell-

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vertrestr unterließen ste e». so daß also dar Vorsteher eine Wohl durch Zuruf(bei nur eineiu Kandidaten� feststelle könnt«. Erster Norstcherstellv-rtseter wurde der Deutfätziationale S ra. paß. zweiter Dr. ll a s p a r i von der Vclkspoxtei, dritter Dr. Meyer sDem.). Die Beisitzer wurden nach einer Liste durch Zuruf gewählt. Nach beendeter Wahl forderten die Kommunisten erneut die Evlsernunq der Volizei ans deni Hause. Der Varsteher rnachl« dara»t aufmerksam, daß Stadtrat Richter tDnot.s, der hau»- gewaltig«, erklärt habe, außer dem Stadtverordnetensitzungssaal und dem Lorsaal, die der Obhut des Vorstehers unterstehen, sei Im Rathause noch mehr zu schützen. Er, Richter, w<rde stch überzeugen. ob polizeilicher Schutz noch nötig sei. sonst werde die Polizei zum Abzug aufgefordert werden. Die Kommunisten lärmten weiter, sie machten auch weiter Krach, als der Borsteher in Abwicklung der Tagesordnung die vielen , Dringlichkeilsanträge perlas, so daß der Vorsteher die Kommunisten erst fragen mußte, ob ste an ihren eigenen Anträgen kein Interesse hätten. Schließlich setzte sich der Vorsteher durch Ein« Anzahl Anträge der Mittel- Parteien imd der Sozialdemokraten gingen an die zuständigea Aus- schüsse. Die kommunistischen und nationalistilschen Dringlichkeits- antrage snuden für die Dringlichkeit nicht hie erforderlich« Unter- stützung. Diese Anträge befobten stch mit derVerschuldung der Stadt", dem'Zoung-Vlan. dem Mißtrauen gegen den Magiprat und dem Eingreifen der Polizei bei der Bestattung der in letzter Zeit verstorbenen Kommunisten am gestrigen Donners, tag. Als gegen den letzten Antrag Eivspriich erhöben wurde, be­gannen die Kommunisten erneut zu lärmen: sie forderten stürmisch den N a n, e n des Einspruch erhebenden' Stadtverordneten zu wissen, und als der Vorsteher ihnen sagt«, der Einspruch eine? Stadtver- ordneten gelte für sein« Fraktion(solche Belehrungen muß Genosse haß den vielen parlamentarischen Neulingen jetzt öfter geben U, lärmten die Kommunisten immer weiter. Sie hörten schließlich weder auf die Stimme de» Bprstehers noch out die Glocke, und so wurde die Sitzung aus 10 Minuten unterbrochen. Da» ist die praktische hlls« der Kommunisten für die Erwerbs­losen. eine sehr merkwürdiae hist'e. die den Erwerbslosen nichl einen Pissen Bros bringt! Noch Wiedereröffnung der Sitzung geht der Radau der Kommunisten weiter. Der Vorsteher erklärt, daß die Polizei bis auf«in« kleine Wache abgezogen sei. sGroßer Lärm bei den Kommunisten.) Die westerei, Ausführung«» des Redners bleiben unverständlich. Als der Lärm sich fortsetzt« und immer stärker wurde, schloß der Vorsteher kurzerhand die Sitzung. « Während der ganzen Sitzung war«s für sehe» objektiven Beobachter klar, baß die Kommunisten oll«? und jedes«um Anlaß nahmen, um Spektakel zu machen und die Nationalsozialisten zu provozieren. Wunde ihren unbegrenzten Antragswünschen Rechnung getragen, so sollt, diq Polizei au» dem chouse heraus: war die Polizei«ntjernt, so waren e»«ieder u>«rfüllt« Antrags- wünsche, die sie zum Krachmachen peranlaßten. So ging es fc-n ganzen Abend über, ohn« daß wo Versammlung zur praktischen Arbeit kam. Darüber vergaßen di« Kommunisten vollkommen ihr« Erwerbolosenanträge. Aber auf deren Erledigung lern «? ihnen gar nicht an. Di« Hauptsache war der Kroch, mit dem sie der Tribüne imponieren wollten.':

Neuerössnung der Ausstellunglob und Terrae in Zugo- slawivy". Die Ausstellung ist his zum 12. Januar im Leckal Sänzerheim" WeMngstraß« 0 täglich pon 11 bis 20 Uhr bei freiem Eintritt zu besichtigen-

Oiebesjagd im fahrenden Zug. Oer Räuber desTuchzuges" vor Gericht. Mit einer aufregenden D i« b e s j a g.d hofie sich dos Erweiterte SchSfsengericht Berlin, JleuföOn zu beschäftigen. Unter der AnNoge des schweren Diebstahls im Bücksalle halte sich der 37jährlge Friedrich G e n s i ck e zu veranlworken. der vor einigen Monaten der Schrecken des sogenanntenI u ch- ZUges" war, der täglich regelmäßig zwischen S o t t b u s und Berlin verkehrte. Der Eisenbohnüberwachunzsdienst hatte Meldung erhalten, daß im herbst o. I. der KottbusserTuchzug" regelmäßig beraubt in Berlin «intresse, und daß mitunter bis zu zehn Ballen aus dem verschlossenen und plombierten Güterwogen gestohlen worden wären. Man stand zunächst vor einein R ä t s e l, da der Zug noch den Erfahrungen früherer Jahre zwischen den beiden Etädien nichr mehr hält, um zu verhindern, daß Einbrecher die Waggons plün­derten. Nachdem nun immer wieder Meldungen von Diebstählen aus dem fahrenden Zug«inliefen, begleiteten drei Beamte des SHen- bahnüberwachungsdienstes denTuchzug". In der Nacht vom to.' zum 20. Oktober sahen sie, daß in der Nähe van Groß-Köris , wo der Zug wegen einer Umleitung langsam sichren muß, ein Mann aus dem Walde eilte und auf den letzten wagen aussprang. Die Beamten, die sich auf dem ersten Wagen hinter der Lokomotive befanden, kletterten nun auf das Dach des Wagens und bevbach- teten. wie der Dieb, der stch ebenfalls auf dos Dach des letzten Wagen» geschwungen hatte, iimner weiter nach vorn kam. bis er mit außerordentlicher Gewandtheit auf einem Wagen' halt machte und von ohen, sich tief herabbeugend, das Schloß des Güterwagens aufsprengte und die Tür zurückschob. Borsichtig Näherten sich die Beamten dem Einbrecher, der bereits anfing, die ihm passenden Ballen in einen Sock zu stecken. Plötzlich traf ihn in dem Dunkel der Strahl einer Taschenlaterne, und mit einem Riescnsatz sprang der Dieb trotz 7 0-K il o>N e te r- T e m p o des Zuges auf die Schienen. Die drei Beamten folgten ihm, ungeachtet des rasende» Tempo», das der Zug hott«, und nun begann«ine wilde Hetzjagd im Dunkel, bei der es jedoch den Beamten gelang, den Räuber kurz vor einem Walde zu fassen, Genficke, der schon früher, als er noch bei der Eisenbahn be- schästigt war, Einbrüche in Waggons begangen und mehrere Zucht- Hausstrofen erhalten hatte, wurde in der gestrigen Verhaiidluug zu weiteren drei Jahren Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf drei Jahre verurteilt, obwohl der Staatsanwalt nur zwei Jahr« beantragt hatte,

LteberfaU im Arbeiisnachweißk Auf d«m Arbeitsnachweis für Londwirtschoft in der Kasselstraße kam es am Dienstag zu einem aufregenden Zwischenfall. Ei» gewisser Josef D-, dem bereit» wiederheO durch den Acheitsnachwcis Stellungen vermittelt worden sind UN'.I der schon einmal am 30. Oktober v. I. wegen Bedrohung der Ang:, steMen mit P o l i z e 1 g e w a l t au? den Diensträvinen entfernt.. werden mußte, erschien heute vormittag abermals dort. Nach einer erregten Auseinandersetzung mit einem Angestellten des Arbeitsnach- weises drang fxr Bursche mit einem Metall st ückinderchqnd auf den Angestellten«in und bracht« ihm durch Schläge über den Kopf drei klaffende Wunde» bei- In d«r erst»» Aufregung gelang es dem Täter zu entkommen. Der Verletzte, der für einige Zeit dienstunfähig ist, wurde von einem in der Nähe wohnenden Arzt verbunden. Der Täter war zuletzt aus dem Gut in Buch beschäftigt und ist dort am 24. Oktober v. J. unbekannt abgemeldet worden. Do er heut« vormittag aus dem Arbeitsnachweis ein« neu»' Anmeldung vorgelegt hat, dem Einwohnermeldeamt aber über den Wohnort D.'» nichts bekannt ist. glaubt man, daß die Anmeldung gefälscht ist.

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Während der zwei folgenden Jahre blühte die fjUdluirg auf und wurde stündig beuebter und bevölkerter. Miranda fauchte und ächzte hinter sainor Mauer und konnte sich nicht mit dem sprießenden Wohlstand und dem regen Leben und Treiben unter seinen Fenstern befreunden. Es kam ihm vor wie«in ungeheure», schädliches Unkraut, dessen giftige Dämpfe ihm ins Gesicht gehaucht wurden, während sich seine Wurzeln wie tödliche Schlangen unter ihm ringelten und sich jeden Augenblick vom Boden aufrecken tonnten, um ihn zu vernichten. Seine eigenen Geschäfte gediehen in normaler Welse. ab«r da» skandalöse Glück mit ansehen zu müssen, das jedes Unternehmen feines knickrigen Nachbarn krönte, war eine bittere Pille.Soviel Glück für ein schmutziges, barfuhtges Schwein, da» noch nie einen Rock getragen hat und Tisch und Bett mit einer Negerin teilt!" Abend» und Sonntags erreichte sein Aerger den ftohe- punkt. Dann streckte er sich, müde von des Tages Arbeit. träge neben dem Eßtisch aus. und sein Schlaf wurde regel- mäßig von dem wirren Lärm gestört, der aus der Micts- kaserne drang und an das Grunzen und Stöhnen müder Last- tiere gemahnte. Nie konnte er an sein Fenster treten, ohne den warmen, eklen Geruch wahrzunehmen, den die Masse nicht astmi sauberer und in Herden zusommengescharter Menschheit ausströmte..... Und später, wenn er stch m sem Schlafzimmer zurückge­zogen hatte, mar es der Wohlstand feines Nachbarn, der seinen Geist verbitterte und sein« Seele mit wildem Groll«rfüllte, den nichts zu besänftigen vermöchte...- Cr beneidete 3oao Nomao. den anderen Portugiesen, der erfolgreich war. ohne sich geduckt zu haben; der viel reicher war al» Miranda und nie durch die Heirat mit der Tochter seines Brotherrn oder mit dem unehelichen Abkömmling eines reichen Kunden gefördert worden war. Mirimda hatte sich immer für sehr schlau gehalten, wenn es stch um geschickte GeschSfte und um praktischen Sinn hon- belle. Kurz nach seiner Heirat hatte er in einer Antwort auf

einen Glückwunschbrief nach Portugal hochmütig erklärt, Brasilien müsse als goldbeladener und von einem imelligenten Mann leicht zu zügelndsr und zu zähmender Maulesel be- trachtet werden. Cr hatte sich geschmeichelt, diese Eigenschaft zu besitzen, aber setzt, im Licht des Erfolges seines Nachbars. mußt« er sich voll Bitterkeit eingesteben. daß er nur ein mittel- mäßiger Stümper sei. Er hatte sich als brasilianischen Mag- naten geträumt und hatte als Sklave einer schlecht erzogenen Frau ohne moralische Skrupel geendet. Cr hat« sich alz Er- oberer im Kampf mit seinen Konkurrenten gesehen und jetzt war er ihr verachtetes Opfer und Gegenstand ihres Gelächters. Wa» hotte er letzten Ende» vollbracht? Er war zu etwas Geld gekommen, allerdings: aber wie und unter welchen Opfern? Sich selbst hatte er einer Teufeltn nerschrieben. die ihm achtzigtausend..Milrei«" und unberechenbare Schande und Demütigung gebracht hatte. Sein Leben war nicht schwer. aber er war ewig an eine Frau gebunden, die er verabscheut«. Und was hatte er von alledem- was hatte dos Leben für ihn zu bedeuten? Bon der Hölle daheim zum Fegefeuer ins Bureau und dann wieder zurück zur Hölle daheim. Wahrlich, ein rasiger Pfad. Die grausame Ungewißheit über seine Beziehung zu Zul- Mira beraubte die arme Seele auch noch des Trostes der Baterschaft. Wäre sie ein Adoptivkind gewesen, statt Estellas Tochter zu sein, hätte er seine Liebe an sie verschwenden und damit etwas Freude in sein Leben bringen können. Aber so wie er sie betrachtete, konnte er in ihr nur den lebenden, ab- schreckenden Beweis von der Schuld ihrer Mutter erblicken. und Miranda übertrug einen Teil des gesamen Hasses, den er für feine Frau empfand, auf das Mädchen. Ein Höllendasein, überlegte er bitter. Was für«in Narr bin ich gewesen," murmelte er und sprang aus dem Bett, wo er keinen Schlaf fand. Dann lief er durchs Zimmer, blieb schließlich vorm Fenster stehen und machte dem Neid, der in seinem Herzen brannte, Luft. Ein glücklicher Hund ist Ioao Romao: der weiß, wie man in dieser Welt vorwärts kommt. Gott , was gäb' ich nicht drum, so frei zu sein wie am ersten Tag. al» ich hier ohne einen Cent tn der Tasche landete: jung zu sein und ein frohes Leben vor mir zu haben. Ah. wenn ich es noch einmal leben dürfte und das Pech hätte, eine Frau zu heiraten, die sich so entpuppen würde wi« Estella, würde ich sie hinaus- werfen so weit hinauswerfen, daß sie nie mehr zurück- fände. Lch hätte«s tun können, aber ich habe«s nicht getan. Das hat Brasiliaa aus mir gamacht."

Ich bin ein Narr gewesen." wiederholte er. während er den Besitz des Budikers anstarrte,ein gräßlicher Narr- Was habe ich am Ende? Ein Geschäft, dem ich mich nicht entziehen kann, ohne das meiste aufs Spiel zu setzen, was darin steckt, mein Kapital liegt in einem trostlosen Irrgarten von Trans- aktionen fest, und meine Sinne werden von diesem ver- fluchten, unnützen Land, wo ich bestimmt einmal begraben werde, immer mehr abgestumpft. Was gehört denn eigentlich mir. wenn mein Kredit bis auf den heutigen Tag van dem verfluchten Geld abhängt, daß dieses schamlose Geschöpf wir gebracht hat und das mir Hände und Füße bindet?" Nach solch einer Periode der Selbstprüfung entstand und wuchs in Mirandas leerem Herzen ein neues Ideal ein Titel. Ihm fehlte das Temperament, das ihn zu Lastern hätte verleiten können, denen andere Männer verfallen, ihm fehlt« die Phantasie, um in Ausschweifungen für das mangelnde Familienglück Trost zu suchen. Wie ein Ertrinkender sich an einen Strohhalm klammert, wärmte er sich und ging er aus in dem Gedanken, einen Titel zu tragen. Estellas Eitelkeit und ihr Anspruch auf vornehme Geburt hatten ihn gereizt und geärgert, jetzt wollte er ihr zeigen, daß das. was sie ohne Verdienst oder eigene Anstrengung besaß, auch für Ihn er- reichbar war und durch die Eigenschaften, über die er ver. fügte, gewonnen werden konnte. Von dem Augenblick an be- gann er von der Freiherrnwürde zu träumen, und der Titel Baron wurde das Ziel seines Ehrgeizes und sollte sein Dasein krönen. Es würde Geld kosten: aber endlich hatte er eil! Mittel entdeckt, sein Geld so anzulegen, daß er es seiner Frau nicht zurückerstatten noch seinem Bastard würde hinterlassen müssen. Diese fabelhafte neue Idee verwandelte sein Leben und seine Sitten vollständig. Er wurde ein Sklave d.'r Konpen- tion, nahm eine Miene bewußter lieberlegenheit an und ver- barg seinen Neid auf Joao Romao hinter freundlicher sizerab- lassung. Jeden Tag, wenn er an der Bar vorbeiging, begrüßte er deren Besitzer mit gnädigem Lächeln, das rasch ver- schwand: die Beflissenheit einer großen und wichtigen Per- sönlichkeit, sich den Niederen und Unbedeutenden wohlwollend und liebenswürdig zu erweisen. Nachdem er den Erwerb seines Titels eingeleitet hatte, wurde Miranda gesellschaftlich unternehinend und ver- anstaltete in seinem Haus üppige Feste. Seine Frau freute sich au» privaten Gründen über diese unerwarteten Lust- barkeiten. lFvrtschlMg folgt.)