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Nr. 1147. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

3m neuen Kartellpanzer.

Nach der zehnjährigen Neubegründung der Eisenverbände.

Bährend der Berhandlungen über die Erneuerung der Eisen­fartelle ist sehr viel von Verbandsmüdigkeit" die Rede gewefen. Die Konzerngewaltigen der Schwerindustrie brachten unverhohlen ihre Unzufriedenheit mit dem bisherigen Verbandssystem zum Aus­brud, priefen mit viel schönen Reden die freie Unternehmerinitiative, verlangten Beseitigung oder wenigstens Loderung der organisatori schen Fesseln und begeisterten sich für den freien Wettbewerb auf den deutschen   Eisenmärtten. So erklärte 3. B. Paul Reusch  , der führende Mann im Haniel  - Konzern( Gute- Hoffnungs- Hütte), daß er einem Wiederaufleben der freien Konkurrenz, selbst mit der un­ausbleiblichen Folgewirtung neueinsehender Breistämpfe unbedent lich gegenüber der jezigen Kartellwirtschaft den Vorzug gebe. Diese und ähnliche Erklärungen schwerindustrieller Führer waren aber nichts mehr als das übliche Wortgeplänfel, das Kartellerneuerungs­und Quotenkämpfen voranzugehen pflegt. Troß aller Drohungen, die Eisenkartelle auffliegen zu lassen, sind die Kartelle wieder erstanden, und zwar nicht etwa in einer gelocerten, sondern in einer bedeutend gefestigteren Form. In dem neuen Kartellgefüge ist die wirtschaftliche

Bewegungsfreiheit der einzelnen Unternehmung noch viel stärker eingeengt als bisher.

Die Festigung des Kartellförpers der Eisenindustrie ist vor allem durch drei Maßnahmen erreicht worden: durch die lange Dauer der neuen Kartellverträge, durch die nahezu hundertprozentige Kartellierung mittels Auftauf der Außenseiterwerte und durch die Einführung des sogenannten Gruppenschußes, der praktisch auf eine Berhinderung der Erweiterung der Anlagen hinausläuft.

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Die neuen Eisenfartelle haben durchweg mit Ausnahme des Röhrenverbandes, der erst im Jahre 1932 abläuft und dessen Ber­tängerung noch nicht mit zur Debatte stand, eine Laufzeit von zehn Jahren. Durch diese für Kartellverträge außerordentlich lange Befristung die alten Verbände hatten nur eine drei bis fünfjährige Laufzeit ist die Stabilität der Eisenkartelle bedeutend verstärkt. Das Kräfte verhältnis der einzelnen schwer industriellen Gruppen ist durch diese lange Vertragsdauer gleichfalls einigermaßen festgelegt; Konzernfämpfe, wie sie in den letzten Jahren in der Eisenindustrie auf der Tagesordnung waren, werden infolge der langen Laufzeit der Kartelle und der starten Bindungen, die die Bereinbarungen den einzelnen Werten auferlegen, wohl wenigstens in den nächsten Jahren in den Hintergrund treten.

Die Außenseiterfrage wurde auf die radikalste Weise gelöst; hauptsächlich vom Stahlverein, dem die Existenz von Nichtverbands­werken besonders unangenehm und unsympathisch war. Die Außen jeiter wurden einfach aufgetauft. Die wenigen noch außer halb der Berbände stehenden Berke so das früher heiß um ftrittene, feßt dem Michel- Konzern gehörige Stahlwert Beder, ferner der eifenindustrielle Besiz des Rohde Konzerns: die Rheinisch- Westfälischen Stahl- und Walzwerfe( Stahlrewag) und Das Sächsische Gußstahlwert Döhlen sowie das Stahl- und Walz­werk Henningsdorf   und einige kleinere Werte, fie alle find von cinem unter Führung des Stahlvereins dazu gebildeten Konsortium erworben worden. Die Auffäuse scheinen noch nicht beendet zu sein; hierauf deutet die später erfolgte Angliederung der Heinrichs hütte vom Henschel  - Konzern an den Stahlverein hin sowie die Mitteilung, daß auch die Buderusschen Eisenwerte in Beglar von den Großfonzernen übernommen werden sollen.

Die Stonzerne haben sich die Beseitigung der läftigen Außen­feiter etwas tosten lassen. Der Erwerb der Aktienpafete, der zuerst genannten Unternehmungen foll allein 60 Millionen Mart beansprucht haben. Dieser Betrag soll durch Berwertung der Produktionsquoten der aufgekauften Werte eingebracht werden; soweit die Rosten aus den Quotenerlösen nicht voll gedeckt werden, wird der Reft auf die Verbandsmitglieder umgelegt. Die Quoten­übertragungen find zum Teil schon vollzogen. So wird der Quoten­anspruch der Mar- Hütte größtenteils durch Uebertragung einer ent­fprechenden Produktionsmenge von Döhlen erfüllt und im Pro­buftenverband erhält sie 90 000 Tonnen neu. Einzelne Be'riebe der aufgekauften Stahlrewag, so die Bremer Hütte und die Abteilung Hagen   sollen stillgelegt werden; diese Quoten wird aller Bor aussicht nach Krupp erwerben. Im übrigen haben sich der Stahl verein und Mannesmann verpflichtet, jährlich von Krupp je 50 000 Tonnen Halbzeug zu festgelegten Breifen zu übernehmen, wodurch auch der Konflitt mit Krupp beigelegt worden ist.

Der mit der Verbandserneuerung einsehende Konzen­trationsprozeß bedeutet an sich einen organisatorischen Fortschritt, da die Produktion von kleineren und mittleren Anlagen auf die größten und modernsten Berte verlegt, durch Stillegung einzelner Betriebe die Uebererzeugung in der Eisenindustrie vermindert wird und die

Dawes Ausfehr.

Der Schwanengefang der Dawes Kommiffare. In diesen Tagen wird im Haag die endgültige Ent. scheidung über den Young- Plan fallen. Mit seiner Annahme durch Regierungen und Barlamente wird unter einen fünfjährigen Abschnitt Reparationsgeschichte, den Da wes- Plan, der Schluß­strich gezogen. Ein besonderes Merkmal des Dawes- Plans war die Abhängigkeit des Deutschen Reiches von den ausländischen Kontroll­tommissaren.

Diese Kommissare, die für die Reichsbant, Reichsbahn, für die verpfändeten Einnahmen( Bier, Tabat, 3uder und Zölle) und für die Industriebelastung eingefeßt waren, peröffentlichen jeht ihre Berichte zum Ende des fünften Reparations jahres, dem 31. August 1929. Wird der Young- Plan, was faum zu bezweifeln ist, im Haag jegt endgültig unter Dach und Fach ge bracht, fo find diese Kommissionsberichte die letzten ihrer Art gewefen. Den Bericht des Rommiffars bei der Reichsbant haben wir bereits besprochen. Der Eisenbahntommiffar bestätigt in Jeinen Ausführungen die günstige Verkehrsentwicklung bei der Reichsbahn, die höhere Einnahmen gegenüber 1928 erwarten laffe. Im Jahre 1928 war bei der Reichsbahn eine Einnahmesteigerung Don 2,4 Broz, eingetreten. Nach den Schäzungen des Kommissars dürften die Einnahmen der Reichsbahn 5,37 Milliarden Mart er

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arbeitenden Werte zur befferen Ausnutzung ihrer Anlagen gelangen. Diese Entwicklung ist jedoch mit großen Kapitalopfern ver bunden, die freilich durch die Preispolitik der Eisenindustrie selbst verschuldet sind.

Mittwoch. 8. Januar 1930

33 Proz. bei 3igarren, um 44 Pro3. bei 3igaretten und um 14 Proz. bei Tabat gestiegen. Gegenüber der Borfriegs­zeit ist der 3igarettentonlum je Kopf und Jahr von 200 auf 500 Stück gestiegen, dagegen der Zigarrentonjum von 120 auf 105 zurüdgegangen. Das Anmachsen der Ein­nahmen auf Tabat, Bier und Branntwein rührte aber nur zum Teil von einer Verbrauchssteigerung her. So war das kräftig erhöhte Aufkommen aus der Labatsteuer um 33 Prez. im dritten Reparationsjahr 1926/27 in erster Linie auf die neue Besteuerung der Zigaretten zurückzuführen. Das gleiche lasse sich von dem er­höhten Aufkommen aus der Biersteuer sagen. Allerdings sei im Bierkonsum eine ständige Steigerung festzustellen. Insgesamt kommt der Kommissar zu dem Ergebnis, daß sich aus dem höheren Ber­brauch an Tabat, Bier und Branntwein eine Steigerung der Fauf­fraft in Deutschland   folgern laffe.

Die Produktion der Eisenindustrie wird im Jahre 1929 insge­samt das Niveau des Hochtonjunkturjahres 1927 erreichen. Im Jahre 1927 find, wie Generaldirektor Bögler vor der Enquete aussagte, die Stahl- und Balzwerksanlagen mit 90 bis 95 Proz. ihrer Kapazität ausgenutzt worden. Wenn dagegen die Etsenindustrie heute bereits bei fast annähernd gleich hohem Pro­duktionsniveau wie 1927 über völlig unzureichende Aus. Konsumvereine und Zündholzmonopol. nugung ihrer Leistungsfähigkeit klagt, so geht daraus hervor, wie Jeht protestiert der Industrie- und Handelstag gegen an umfangreich die in der Zwischenzeit vorgenommenen Berfserweite gebliche Bevorzugung. rungen sein müssen. Durch die überhöhten Inlandseisenpreise, durch die Eisensteuer, die die Schwerindustrie dank ihrer durch die ausländischen Kartellvereinbarungen und die hohen Eisenzölle, ge sicherten Monopolmacht den inländischen Abnehmern auferlegen tann, ist der Anreiz zur Erweiterung der Werke tann, ist der Anreiz zur Erweiterung der Werke be fonders für verfeinerte Walzwerfserzeugnisse offenbar außer ordentlich start gewefen.

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Zu welcher Kapitalverschwenduna die Kartellpolitik der Eisenindustrie führt,

fei nur an einem Beispiel demonstriert. Das sächsische Gußstahl­wert Döhlen hat im letzten Jahr umfangreiche Erweiterungen, unter anderem den Bau neuer Walzenstraßen vorgenommen, und viele Millionen in diese Neubauten hineingestedt. Das Werf weist für das letzte Jahr einen Verlustabschluß auf, und es sind An­fichten laut geworden, daß Döhlen sich verrationalisiert habe. Bevor aber noch die neuen Anlagen in Betrieb genommen wurden, wird das Wert aufgekauft und zum größeren Teil ft i11. gelegt! Für den Rohde- Konzern. den Besitzer von Döhlen, ist der Berkauf bestimmt fein schlechtes Geschäft. Die großen Konzerne, die die Quoten übernehmen, verdienen trok teurer Bezahlung für die Quote( etwa 5 Mart pro Tonne Stabeifen) noch immer gut, aber gesamtwirtschaftlich gesehen liegt hier eine ausgesprochene Fehlinvestition vor und eine Kapitalverschwendung, die in Anbetracht der Kapitalknappheit Deutschlands   unverantwortlich ist. Gruppenschutz als Neubauverbot.

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Dem Sturmlauf der Wirtschaftspartei, des Einzelhandels und der Industrie- und Handelskammern gegen die angebliche Bevor. zugung der Konjumvereine im Zündholzmonopolgesetz hat sich jetzt auch der Industrie und Handelstag, die Spigenorganisation der Industrie und Handelskammern, angeschlossen. An die Reichs­regierung ist eine Eingabe gerichtet worden, in der dagegen aufs schärfste protestiert wird, daß die Konsumvereine, der zentrale Hamburger und der christliche Kölner  , selbständig ihren Bedarf decken dürfen, nicht an Monopolpreise gebunden sind und gar noch es ist zum Erschreden für den Eigenbedarf der Konimvereine die Bro duftion cusdehnen dürfen. Weil sich daraus nach der Auffassung des Industrie und Handelstages ein ungerechtfertigter Vorsprung im Wettbewerb mit dem Einzelhandel ergebe, fordert der Industrie. und Handelstag und Handelstag neben seinem schärfften grundsäglichen Wider. spruch, daß die vorgesehenen Höchstpreise von 30 Pf. in eftpreise umgewandelt werden, die auch von den Konsume vereinen nicht unterschritten werden dürfen.

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Wir sehen hier von der lieblichen Tatsache ab, daß der Industrie­und Handelstag unter allen Umständen eine möglichst teure Ber­forgung für die Bevölkerung will. Es ist nämlich selbstverständlich, daß der Höchstpreis von 30 Pf. beim Einzelhandel sofort auch der Mindestpreis sein wird. Nur deshalb nämlich ist die schwindel. hafte Behauptung von dem ungerechtfertigten Vorsprung" der Konsumvereine gegenüber dem Einzelhandel möglich

Der Kern des Protestes ist natürlich überhaupt nicht die Wieder herstellung einer angeblich verlegten Gerechtigkeit, sondern der Wunsch. gefeßliche und vertragliche Rechte der Konjum vereine zur Bersorgung ihrer Mitglieder zu hintertreiben und eine Bresche in das Prinzip der Selbstversorgung der Konsumvereine zu schlagen. Daran tönnen noch so forgfältig frisierte Eingaben, felbft des hochmögenden Industrie- und Handelstages, nichts ändern. Die Vertreter der Arbeiterschaft in Regierungen und Barlamenten müssen gegenüber diesem Ansturm fest bleiben auf der ganzen Linie.

Neben dem Auftauf der Außenseiterwerfe und der langen Be fristung spielt in den neuen Kartellverträgen noch der sogenannte Gruppenschuß eine Rolle. Die einzelnen Werksgruppen sichern fich ihr jegiges Produktionsprogramm zu und verzichten auf die Aufnahme neuer Produktionsgebiete. Das bedeutet praktisch, daß Berfsgruppen, die sich bisher auf die Halbzeugprobuftion be. schränken, nicht neue Verfeinerungswerte errichten dürfen, oder daß zum Beispiel feine neuen Blechmalzwerke oder Röhrenwerte von Gruppen errichtet werden dürfen, die folche bisher nicht betrieben haben. Benn auch in den neuen Kartellverträgen ein Neubau Wann kommt die Kreditverbilligung? verbot ausdrücklich nicht enthalten it, fo erlegt der Gruppenschutz doch nahezu ein solches Verhot.

Es wäre noch zu erwähnen, daß auch die bisherigen artellventile verstopft worden sind. Die Probuftion von Qualitätsstabeisen, Edelstahlen und andere, bie zum größten Teil bisher nicht fartelliert waren, wird weitgehend in die Kartellierung und einheitliche Preisfestlegung mit einbezogen. Es ergibt sich also auf der ganzen Linie eine

Abdichtung des Kartellgefüges und eine wesentliche Ver­ftärkung der Monopolmacht.

der Eiſenindustrie. Die Eisenwirtschaft wird in Zukunft noch stärker als bisher von den Leitern der verbliebenen Großkonzerne ( Stahlverein, Krupp  , Hösch, Haniel, Klödner) beherrscht werden. Daran ändern auch nichts die demokratischen Bestimmungen über das Stimmrecht der kleinen Werke, die ja doch für die Kartell politik bedeutungslos sind und nur noch eine Attrappe darstellen. Gegenüber diesem in feiner Stoßtraft und Monopolmacht start gefestigten Kartellförper wird es in Zukunft nicht leichter, sondern wahrscheinlich noch schwerer sem, die gesamtwirtschaft lichen Interessen wahrzunehmen. Die Eiſenindustrie fühlte fich start genug, um fich über die öffentliche Meinung und jebe wirtschaftliche Kontrolle der staatlichen Instanzen, ja fogar über bindendes soziales Recht hinwegzusehen.

Die privatmonopolistische Wirtschaftsführung in der Eisen­industrie hat bereits schwere Schädigungen der Gesamtwirtschaft zur Folge gehabt; die Gefahren haben sich durch die lehte Ent­widlung noch verstärkt. Eine wirksame Kontrolle über die Eisen­wirtschaft wird nur durch einen mit weitgehenden Befugnissen ausgestatteten Selbstverwaltungsförper zu er reichen sein, dessen Schaffung im Interesse der Gesamtwirtschaft fomit zur dringenden wirtschaftspolitischen Aufgabe wird.

reichen, also um rund 211 Millionen Mart oder um 4 Proz. über den Ergebnissen des Vorjahres liegen.

Bei den Ausgaben weist der Bericht darauf hin, daß im ganzen der Betriebsüberschuß zu den gefeßlich vorgesehenen Leistungen und Rüdlagen der Bahn ausreiche, daß aber die Lage der Reichsbahn im Jahre 1930 als schwierig angesehen werden müsse, da höhere Ausgaben für Erneuerung und Unterhaltung notwendig feien. Der Kommiffar tritt daher auch für eine Tariferhöhung ein, da die gegenwärtigen Verhältnisse auf dem Kapitalmarkt für eine Anleihe zu ungünstig lägen. Uns scheint, daß der Eisenbahn­tommiffar die ungünstigen wirtungen einer nochmaligen Tariferhöhung auf die Wirtschaft erheblich unterschäßt, was auch in seiner Feststellung über die Folgen, der Tariferhöhung von 1928 zum Ausdrud tommt. Jedenfalls zeigen die Ergebnisse im Personenverkehr deutlich, daß die Reichsbahn mit ihrer Tarif. erhöhung Schiffbruch erlitten hat.

Zu der bevorstehenden Neuorganisation auf Grund des Young­Blanes beschränkt sich der Kommiffar auf den Hinweis, daß die Rontrollrechte der Reichsregierung und ihr Einfluß auf die Reid sbahn verstärkt sein werden. Auch auf die Ein­nahmen und Ausgaben der Gesellschaft wird die Regierung Ein­fluß nehmen.

Gleichzeitig übergibt der Kommiffar für die verpfändeten für die verpfändet Einnahmen feinen Bericht der Deffentlich feit. Nach seinen Be rechnungen ist der Zabatverbrauch in Deutschland   seit 1924 um

Die Reichsbant will scheinbar noch warten. Die Konjunktur- Korrespondenz" bringt zu der dringenden Frage einer deutschen   Diskontermäßigung eine Information. deren Quelle wahrscheinlich bei der Reichsbant felbst zu suchen ist. Danach scheint dort die Auffassung zu herrschen. daß die augenblickliche Ver faffung des Berliner   Geldmarktes für die Frage der Diskont. ermäßigung   allein nicht ausschlaggebend sein könne. Also auch bet der Reichsbank wird demnach die Lage des Geldmarftes als günstig für eine Diskontermäßigung angesehen. Freilich wird die unge. wöhnliche Leichtigkeit des deutschen   Geldmarktes damit zu erklären versucht, daß die privaten Banken wegen der Beteiligung an den Krediten für das Reich und für Berlin   sich besonders vorsorglich zum Jahresschluß eingedeckt hätten, so daß die feßige Erleiterung nur einen automatischen Ausgleich dieser Vorsorge darstelle. Wir halten diese Auffassung nicht für stichheig, da der letzte Reichs. banfausweis deutlich gezeigt hat, daß immerhin ein beträchtlicher Teil der öffentlichen Jahresschlußkredite bei der Reichsbank gedeckt worden ist. Die riesig steigende Arbeitslosigkeit sprit auch dafür, baß der Geldmarkt wegen des Gelbmartizufluffes aus den die Arbeit einstellenden Betrieben also aus konjunkturellen Gründen- so leicht ist.

Immerhin ist bemerkenswert, daß man scheinbar von dem Ber­halten der Bant von England es abhängig machen will, ob man in Deutschland   mit einer Diskontermäßigung folgt. Jedenfalls sei eine Diskontermäßigung nicht vor Mitte Januar zu erwarten, wenn sie überhaupt in diefem Monat tomme.

Wir hoffen, daß die Haager Verhandlungen tein Anlaß sind, mit der Distontermäßigung, die zweifellos auf die Wirtschaftslage belebend einwirfen würde, zu zögern.

Der Wert der deutschen   Automobilproduffion. Im Jahre 1929 stellte sich der Wert der Gesamtproduktion in der deuts fchen Automobilindustrie auf rund 1.16 Milliarden gegenüber 1.06 Milliarden am Borjahre und 908 Millionen im Jahre 1927. Die Bahl der gebauten Personenwagen erhöhte sich im Berichtse jahre von 108 143 auf 116 700. Dagegen ging die Zahl der Last­wagen von 41 000 auf 39 300 Stüd zurüd. Auch die Produktions­3iffer der Großfrafträber weift einen Rüdgang von 100 708 auf 90 300 Räder auf. Dagegen hat die Produktion der Klein. frafträder eine ganz bedeutenden Aufschwung genommen, denn mit fast 96 000 Stüd ift gegenüber dem Vorjahre eine S'eigerung von 56 Pro3. und gegenüber 1927 eine um das Neunfache er höhte Produktionsleistung zu verzeichnen. Bemerkenswert sind die Fortschritte der Konzentration in der Automobil­industrie. So ift die Zahl der Fabriken, die Personenwagen bauen, Don 27 auf 17 und ihre Typenzahl von 67 auf 40 zusammenge­Schrumpft. Auch die Zahl der Lastkraftwagenfabriken ist bei einer Berringerung ihrer Typenzahl von 56 auf 41 auf 14 gegen 22 Werfe im Vorjahr zufammengeschmolzen.

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