Mittwoch S. Januar �930
Unterhaltung und Wissen
Beilage des Vorwärts
Zchluh.Z
Oofeph•Dehuoni: 3)t*,
Plötzlich knocken unten die Zweig«. Ein Rhinozeros tritt aus dem Waid, kommt Schritt für Schritt zu dem Tümpel unter meinem Baum. Don den Bäumen zetern die Äffen, einige, deren Hände und Aesicht mit Leim verschmiert sind, fallen von den Äesten und wälzen sich im nasien Grase. Der Drang hat seinen Hautsock am Hals« gebläht und brüllt das Rhino an, dann geht er. noch den Zorn im Leib«, direkt auf die Falle zu, bleibt auf einem Ast davor, sich wiegend, sitzen und schnüffelt. Weit vor streckt er den Kops. Dos Gemisch der Gerüche von Durian und Zwiebel— die ich extra ihres srarten Dustes halber in die Fallen neben der Durian gehängt hatte— tut seine Wirkung. Nur noch kurze Zell überlegt Herr Drang, dann versucht«r in die Falle zu äugen. Der lange Arm langt tastend in die Oeffnung, greift umher. Wieder sitzt er da und denkt, dann, nach kurzem Entschluß, siegen Neugier und Genäschigkeit, und er kriecht in die Falle. In mir ist das Sportblut rege geworden, ich zittere vor Aufregung und Malaria. Da ertönt das Aufschlagen der zu- schnappenden Klappen der Falle. Die Freud « ist groß. Nun war es sicher, daß auch in den anderen Fallen Drangs stecken muhten. Unter mir schlürfte das Rhinozeros aus dem Tümpel. Es klang wie mancher Menschen Suppenesien.„Auch du, mein Lieb, wirst daran glauben müssen," flüstert« ich.„Morgen in der Frühe findest du ein nettes Grübchen auf deinem Pfad, in das du dich ruhig betten wirst, hernach werde ich dich, was nicht sehr leicht ist, aus dem Himmelbett holen, in einen Käfig locken und nach Melbourne expedieren, wo man dir ein schönes Plätzchen im Zoo bereit hält. Drei Orang-Utans, zwei Männchen, darunter der Prachtkerl, den ich Tags zuvor beobachtet hatte, ein Weibchen, zwei Meerkatzen und, für mich ein unerhört wertvoller Fang, ein Nasenaffe, eines der merkwürdigsten und am schwersten einzufongenden T'ere— waren die Beute qiner einzigen Nacht. Ich war mit dem Resultat äußerst zufrieden. Im Zeitraum von zwei Wochen zählte ich fünf Prachtexemplare von Drangs, das Rhinozeros, den Nasenaffen und«ine Menge kleineren Viehzeugs als Fangergebnis. Auf drei Flößen und elf großen Booten brachte Ich mein« Beute zur Küste. Unterwegs ging der Nasenaffe leider ein. In meinem Tierhaus ließ ich die Orang-Utans m einem großen Hof, der hoch eingezäunt und mit Netzen überspannt war, frei herumlaufen. Ich gab ihnen noch drei Tapir« und ein« Menge kleinerer Affen, einen Koboldmati,«inen ganz jungen malaiischen Bären und einen Zwergmoschushirsch zur Gesellschaft. Der große Drang war der Zahmste von allen. Er hatte— weiß Gott warum— die besondere Vorliebe, alles zu betasten, zu beschnüffeln und zu beäugen. Die Tckpir« und Wildschweine vcrbaten sich dies ganz qnergisch, der Zwerghirsch ließ es sich ruhig gefallen. auch der junge Bär schien nichts dagegen einzuwenden, und die anderen Kleinoisen wurden einfach nicht gefragt. D'e holte sich der stark«.Herr, und während er sie mit den kurzen Knjerhänden fest- hielt, sich um ihr Kreischen«'.cht im geringsten kümmernd, unter. sucht««r das Fell, die Ohren. Rase und Mirnd der Gequälte». Besonders intaressierte ihn, was die anderen in den Backentaschen hatten und wonach sie au» dem Munde rochen. Er riß ihnen dabei die Kiefer auseinander und steckte fein« Nase nahe an die Oeffnung. Biß ibn einer der kleinen Asfen. dann setzte es mächtig« Backpfeifen. Mit den Pflegern wurde„Dick'— so hatte ich den Orang-Utan getauft— sehr freundschastl'ch und untersuchte auch sie gründlich. «enn sie den Ticrhos betraten. ä-.aes Morgens lockt« mich ein mächtiger Radau in den Hof. Dick war mit einem Tapir zusammengeraten, d« es sich nickst gefallen lassen wollte, daß der Afsc ihm mit einem seiner Finger tiei in, Ohr faßt«. Der Kampf breitete sich au», und bald waren die Asien , ob . groß oder klein, untereinander und mit den anderen Bestien im Tierhof in eine allgemeine Beißerei verwickeit. Peitsch« und Wasserstrahlen stisteten bald Frieden, und die Kämpfer waren danach mit dem Belecken ihrer mehr oder weniger großen Wunden beschäftigt. Zuerst war e, notwendig, unsere eigenen Finger zu verbinden. dann ging ich daran, mein« Pfleglinge zu untersuchen. Ein kleiner Gibbon hatte derart fchwer« Wunden erlitten, daß ich ihn töten mußte. Die großen Affen hattbn sich gehörig das Fell zerfetzt und ich war gezwungen, einige der Herrschaften zu fesseln, da sie niemals ihr« Einwilligung zum Nohen der Wunden gegeben hätten. Auch die Tapir« und das andere Viehzeug hotten etwas abbekommen, nur der Mosckmshirsch war unoerletzt geblieben. Beim Vernähen und Verbinden der Wunden war Dick nicht von meiner Seite gawich«n. Er macht, sich äußerst wichtig, griff mix oitmal» aus die Hände, runzelt« die saltigen Lippen noch mehr, als sie es schon waren, und hielt mir einen Vortrag, wie ich die Sache handhaben müßt«. Dick trieb es so arg. daß ich nah« daran war, ihn einsperren zu lassen. Der groß« Orong hatte durch den Tapir und wahrscheinlich auch von seinen Kameraden einige Bisse in seinem Fell erhalten. Nachdem ich Dick des öfteren auf die Finger geklopft und ge- schrien hott«, verzog er sich Hintor meinen Rücken und verhielt sich anscheinend ruhig. Heftiges Geschrei ließ mich nach rückwärts blicken, und da f-h ich, daß sich 2)>ck eine Meerkatze vorgenommen hatte. Er hielt den quäfenden und sich heftig wehrenden Affen zwischen den Hinter- bänden, hatte ihm den Verband abgerissen und stopft« nassen Lehm von dem Hofboden in die eben gereinigten Wunden. Mit Gewalt mußten wir den Patienten dem Assendoktor entreißen. Iii den nun folgenden Tagen war Dick außerordentlich'beschäftigt. Die großen Affen wehrten sich, von ihm behandelt zu werden. Immer wieder mußte man Dick zurechtwessen. Wie genau auch die Pfleger darauf achteten, der Orang-Utan fand oft Gelegenheit, einen Asfen zu erhaschen, um Doktor zu spielen. Sogar an den kleinen Bären wagte er sstb heran. Vermeinte ich zuerst, dcß die» npr Spiel ober Nachahmungstrieb sei. so sollte ich bald eines Besseren bekehrt w-rden. Dick ging bei seinen Kuk«" ganz snssematifch vor. Er wusch die Wunden mit seiner Zung« und nassen Blättern von der Betelnuß. palmq. Es wuckssen rund um den Hof noch ander. Bäume, auch Sträucher und Gräser,»der niemals nahm Dick Blätter anderer Pflon-en. Es ist selbstverständlich nicht anzunehniei,, daß dieser Menschen- äff« Kenntnis von Heilkräutern belaß, daß er von der Wirkung der Betelnußpalmblätter auf Wunden etwas wußte. ab«r so genau ich Dick beobachtete, er nabm niemals sin anderes Blatt oder Gras. Welch gut«- Arzt Dick durch seinen Instinkt war. zeigt folgender
Vorgang: Ich merkt« eines Tages, daß der Orang-Utan traurig auf seinem großen Klotz saß und den Kopf traurig geneigt hielt. Dick war krank. Ich fühlte seinen Puls. Die Hand war heiß, der Puls schlug sehr unregelmäßig. „Was fehlt dir. Dick?' fragte ich, und als ob er verstanden hätte— ober es war sicherlich reiner Zufall— öffnete er den Mund Es war nichts zu sehen. Dick bekam Suppe, Rizinusöl und Kodein . Als ich abends die Runde machte, hatte sich des Affen Zustano nicht gebessert. Ich ließ ihn ins Haus bringen, da die Nächte im Hofe kühl waren. Am nächsten Morgen war Dick aus dem Zimmer verschwunden. Er saß draußen im Hof, sonnte sich und hielt beide Hände auf die linke Gesichtehälste. Als ich näher trat, bemerkte ich zu meinem Erstaunen, daß Dick die linke Gesichtehälflc mit nasiem Lehm de- schmiert hatte, mit beiden Händen einen großen Klumpen Lehm gegen den linken Unterkiefer gepreßt hielt, und auch der Mund mit Lehm gefüllt war. Er bl'ckte mich traurig an, sah suchend auf meine Hände und begann zu sprechen, wobei ihm der Lehm über die Unter- kippe glitt. Jetzt erkannt« ich, daß des Orangs linke Gesichtshälste geschwollen war. Dick hatte ein arges Zahngeschwür und kurierte sich ganz allein mit kaltem Lehm. Drei Tag« später zog er sich selbst den tranken Zahn und brachfe ihn mir freudestrahlend. Dick vertrieb sich stets die Zsft damit, die Gebrechen der anderen Tiere zu erkunden. Dann bemühte er sich um den Patienten und suchte, wenn er nichts zum doktern fand, den Kronken durch allerlei Scherze zu erheitern. Merkwürdigerweise erriet Dick es auch, wenn einer der Pfteger oder ich erkrankte. Er war dann derart aufmerk- sam, daß man ihn gewaltsam wegbringen mußte. Ein wenig anaenebmer Gast, ein belgischer Händler, gab Dick einst versteckt«in Literflasche Arrak. Der Asse betrank sich, wurde krank, stürzt« mit einer schweren Tonschüs'el von einem' Treppen- podest und verletzt« sich sehr. Wochenlang schwebte Dick in Lebens- ge'ahr. Die tiefe Wunde in der Brust, die auch die Rippen in Mit. leidenschaft gezogen hatte, wollte nicht heilen. Geradem pathetisch war es anzuleben. wenn Dick verbunden wurde. Er half mit. so gut er konnte. Mit seinen braunen Finvarn hielt er' die Wundränder auseinander, ließ sich die Wunde ruhig reinigen, versuchte nie zu beißen, und war dankbar sür die Behandlung. Als er vollkommen bcrgestellt war, beschäftigte er sich sroleich w'eder mit den andere» Tieren und suchte allen Kranken dienlich zu sein. Dick kam in den Zoo von Ria de Iovciro. Ich schrieb dem Direktor des Gartens, er möge dem Orang-Utan viel Freib-it geben und ihm mit anderen Tieren zusammen sein lassen. da Dr Dick unbe- dinat für jedes Tierhaus dadurch werlooll sei, daß er stets darauf aufmerksam mach«, wenn ein Tier erkranke. Mein gutaeineinter Rat wurde leider nicht befolgt. Man iverrte Dick in einen Kstftnwd ließ ibn alle'». Schon nach einigen Wochen wurde Dick melancholisch, veskümenvie peistig vollkommen, da sich'. niemand mit ihm abgab, und starb noch drei Monaten, angeblich air einem Dnemkr-tarrh. Ich aber bebaupt«, er starb an Metanchöli??' An Dicks Käfig pronot««in Schssd: „Vorsichtig! Sehr bissig!' Armer Dr. Dick, der du auch nie den Versuch gemacht hottest, jemanden zu beißen!!
3)ie Qelahr der lleberhilzung „Die Leute sterben Im Winter nicht an der Kälte, sondern an der Hitze', diese nicht ganz neue, aber nicht immer beachtete Erfahrung veranlaßt einen amerikanischen Arzt, Dr. John Herney Kellogg, in einer wissenschaftlichen Zeitung zu beherzigenswerten Ausführungen. Die kalte Jahreszeit hat zweifellos ihre großen Ge° fahren für viele Tausende von Männern und Frauen im Geioige, deren Gesundheit durch schlechte LebeiisnewohnheiteVi geschädigt wird. Aber nicht die niedrige Temperatur, die jmsongemäßc Kälte. ist gefährlich, sondern die Ueberhitzung, der sich die Leute in dieser Perwdc des kalten Wetters selbst aussetzen. Wenige Personen er- landen es der Kälte, an sie heranzukommen. Warme Sachen, wir- kungskräftigc Heizoorrichiungen, hermetisch abgeschlossene Häuser, ja, selbst geheizte Verkehrsmittel müssen dies eich Zweck dienen. Unglück- licherweise aber verfallen die Menschen im Durchschnitt bei ihren Maßnahmen gegen die Kälte in das andere'Extrem. Nicht jel.en trifft man in Wohnräumen init Zentralheizung Temperatiiren an, die über denen eines heißen Sommertages liege». Es sind vielmehr in Wohnhäusern, Fabriken, Kirchen und Konzerijölen Temperaturen gang und gäbe, die zwischen 25 und 30 Grad Erksius schwanken. Die Hitze ist oft so groß, daß der Körper transpiriert. Ist ab.'r die Haut erst in e'nem solchen Grad erhitzt, daß es zur SchlMßabsonde- rung kommt, die durch die Verdunstung des Wassers die Haust, ab- kühlt, so bedeutet der Kontakt mit der kalten Auhenluft eine hohe Gefahr. Minder ividerstmidsfähige Personen, die sich erhitzt dem Lnfizug aussetzen, könne» sich dabei leicht«ine Lungenentzimdung. eine Gripps oder einen akuten Bronchialkatarrh holen. Die lieber- hitzung fetzt überdies die natürliche Widerstandsfähigkeit des Körpers weiter herab und bahnt den Angriffen der furchtbaren Feind« den Weg. die unser Leben und Wohlbefinden bedrohen und stets an- griffebercit auf der Lauer liegen. Wir haben es so gur gelernt, uns gegen die Kälte zu schützen. daß wir selten unmittelbar unter den» Frost zu leiden haben, aber die Schädigung durch die Ueberhitzung bleibt ei» Uebsl, das uns überall bedroht und gegen das wir uns nicht zu schützen verst. h-n. In öffentlichen Lokalen, in denen sich zahlreich' Menschen zu vor- sammeln pflegen, bildet die Ucberhitzung in den kcststn Monaten des Jahres die Regel und ist zweifellos als die Hauptursache der Krankheiten und Todesfälle anzüsehni, die in dieser Jahreszeit zu usr* zeichnen sind. Dabei ist uiibestrstten, daß die Winlersaison große Vorteile bietet, von denen wir erheblich profitieren könnten, wenn wir sie nur erkennen und ausnutzen wollten. Hier fei nur auf ein paar der wichtigsten Vorzüge des Winters h ngeu iesen: Die Mintcr- luit ist frei von Staub, Unsaubcrkeit und Keimen. Sie bssd't das wirtnirgsvollstc Stärkungsmittel. Wen» wir die kalt« Lusi in volle» Zügen«inatinen, so weilen sich die Lunge» und die Sauerstosfzilführ verdoppelt sich. Durch diese vermehrte Säuerstoffzusuhr wird rdcs Organ des Körpers belebt und seine Leistungsfähigkeit geste'gert. Statt uns bei der Kälte in überhitzten Räumen einzuschließen, soll- . Kn wir vielmehr bestrebt fein, die Temperatur der Wc>hnräiime ja niedrig zu hallen, wie e? ghsie Ptärtztzg der Behagkichlekr' mögl'ch ist. In England, hält sich die Tempörc.kur der Wohnräusi e aui etwa 13,5 Grad und in einem Sanatorium jür Lungenlranke tonnte ich sogar eine noch niedrigere Temperatur feststellen. Trotzdem schien keiner der Patienion ein Unbehagen zu verspüren. Es genügt, eine den Körper warmha.ste?>de Kleidung zu tragen und besonders darauf zu achten, daß die Extremitäten kein Frostgefühl empfind».
fflans von ffiiitows WUm S£ii feinem hunderlfien Qeburising am 8, Januar
.sthons von Schwankenreich" hat Richard Wagner den jungen Hans von Bülow genannt, in.dem er solang« den„Neuesten der Getreuen' finden fallt«, und dieser geniale Geist, dessen Bedeutung für die deutsch « Musik aus Anlaß seines 100. Geburtstags jetzt überall gefeiert wird, ist stets unelschö-pslich gewesen an witzigen Bemerkungen, geistreichen Einfällen und tollen Geschichten. Frei- lich wurde sein Witz im Laus, eines tragischen Lebens volltr Eni- täuschungen und Kämpfe gegen d>« Dunnnheit und Niedertracht der Well immer beißender, immer schärfer und greller, und überhaupt erwuchs der Humor dieses dämonischen Menschen, der immer wie- der mit den dunklen Möchten der Zerrissenheit und des Trübsinns in seinem Innern zu kämpfen hatte, wie jeder groß- Huinvr aus tiefen Schmerzen. Früh begann die Befreiung des hochbegabten Edelmannes au» den Vorurteilen, in die ihn Zeit und Derhältnissc verstrickten.„Lassen Sie doch den„Freiherrn ' fort— ich gebe nur etwa« auf die erworbenen Titel, röcht auf die ererbten,' meint« er und freute sich deshalb besonder? über den Ehrendoktor, den ihm die Universität Jena verlieh. Welche« Vorurteil er als Baron zu hegognen hotte, das zeigt eine Ablehnung des Königs von Würt. temberg, der gegen ein Auftrete» Bülow s bei Hos« als Grund an- führt«,„ein Aristokrat als Künstler sei ihm fatal". Bülow ist über- Haupt gegen alle morschen Schranken überlebter Einrichtungen Sturm gelausen und hat sich durch sein tchomingslojes Urteil eine Meute von Feinden geschossen. Als«r infolge seines Austalls gegen den„Zirkus Hülfen" in Berlin einen Skandal entjesselie, machte ihm der Herzog von Mciningcn, dessen Hosorchcjier er leitete, ernst« Vorhaltungen. Auf der folgenden Probe des Orchesters er- lchien Bülow. bevor er den„Römischen Karneval' von Berlioz spielen ließ, m einem spanischen Mäntelchen und mit einer— Naic pon piesiyem Ausmaß. Die über den Auszug verblüsstcn Musik« ersucht« er, sich über sein« ebsn-so sinngemäße wie wohlverdient« Auszeichnung nicht zu wundern. Sein« Musiker wußte er zur höchsten Entjaltung ihrer Kräfte anzufeuern, konnte aber auch recht bissig werben Sa beionden sich bei der Meininger Kapell« zwei ältere Mitglieder aus früherer Zeit nennen wir sie Müller und Schulze— die er oern lo» geworden wäre, die aber litdenslänglich angestellt waren. Ais er bei Beginn der Saison einmal sein« Mannen begrüßt«, da meldete ihm der erst« Konzertmeister, daß Herr Müller gestorben sei. Worauf Bit- law ln«mer unnachahmlichen Mischung von Staunen und Neugier erwiderte:„Do, wirklich? Und Schulze?" Seine Urteil« waren ebenso gerecht wi« scharf. So sagte gr z. B. über Mascagn»:„Er bat in seinem Vorlaufer Verdi einen Nachiolaer.»er ihn lange überlesen wird.' Don dem Sänger Schott, der Referoeoffizier der Artillerie war. meint« er:„Wie merkwürdig, früher war er Ar- tillcrist, und setzt singt er unter oller Kanone.' Wäh-nd seiner Zeit
in Hannover klopft« er bei einer Opernorehesterprob« ab und sagte mit höflicher Verbeugung gegen die Primadonna:„Würden Sie die Güte haben, uns Ihr A anzugeben?' Damms örgcrte er sich über die schlechte Aussprache eines Tenors, der gewisse Konsonanten undeutlich wiedergab. Als er in einer Loheiigniipiobe abklopfen mußte, um etwas zu verbessern, rief er:„Meine Herren, wir be- ginnen drei Takt« vor der Stelle, wo der Tenor singt:„Aus Knanz und Wolle komm« ich her." Nichts war ihm verhaßter ois eine Gesinnung, d�e den materiellen Gewinn über die Kunst stellte. So wußte er von der berühmten Kcnzerrjängerin Hermine Spieß, daß sie aus jede Weise groß« Honorar« lxrauszupresjen sucht« und rücksichtslos eine» Konzerkabend abjagte, wenn sie wo anders mehr bekam. Als sie sich mit einem Rechtsanwalt, der zugleich Weln- Züchter war, verlobt hott«, beglückwünschte sie Bülow und meint-, ihr künftiger Gemahl sei ja als Jurist fein Kollege, denn auch-r halle einmal Iura studiert.„Jawohl." erwiderte die Sängerin, „aber wenn es einmal mit der Juristerei nicht mehr gebr. dann bleibt uns ja immer noch der Wein." Worguf Bülow mit d-m liebenswürdigsten Gesicht:„Allerdings, dann werden' Sie auch r«ich- lich Gelegenheit habest-, sich mit Etikettefragen zu beschäftigen." Sprach? und ließ fi« stehen. Obgleich«r sich gelcgenlliä' rühmte, daß er an einem Klavierabend„ganz verflucht bei Tafte" geweien sei, wies er doch jede Bewunderung feiner Technik zurück, als sich eine Dome beklagt«� sie hätte bei einem Konzert keinen guten Platz gehabt, so daß sie seilte Hände nicht s-'ien konnte, ontworiete er: „Das schadet nichts, ich spiele nicht mit den Händen." Unerschöpflich war er in geistreichen Wortspielen, so, wenn er von einer preis- gekrönten Oper, die vor der Aufführung gewaltig gelobt wurde, a» einem der Lobredner meinte:„Merken Sie sich eins, lieber Freund! Je preiier ein« Oper gekrönt ist, um so dureber fällt sie": oder Frifcderiie Goßmcmn, die sehr von der hannoverschen Königs- iamili« ausgezeichnet wurde, ins Stammbuch schrieb:„Mit den Walsen muß man heulen." Ein Breivallsschreiben für eine Zriedensstnmne. Von der amen- konischen Hymnen-Gesellschaft ist ein Preis für«in« Friedenshymne ausgeschrieben worden: es handelt sich zunächst um einen Text in englischer Sprache. Ein späterer Preis soll dann sür die Melodie ausoesetzt werden. Es ist der drille Westhymnenwettbewerb, den die Gesellschaft veranstal'et. Der erste aalt einer Hymne für Flieger, der zweite einer neuen Hymne sür Missionare. Eine Million Verbrecher in den Verciniglen floaten. Nach ein« sorgiältiqen Schätzung erfrört der Präsident des amerikanischen Nationaloerbandes der Polizessnivektoren,'August Vollmer , daß sich die Zahl der Verbrecher in den Vereinigten Staaten auf mindestens eine Million beläuft.