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Nr. 149.

Erscheint täglich außer Montags. Abonnements- Preis für Berlin  : Vierteljährlich 3,30 Mart, monats lich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit bem ,, Sonntags= Blatt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mart pro Quartal. Unter Kreuzband  : Für Deutschlandu.Desterreich- Ungarn

2 Mart, für das übrige Ausland 3 Mart pro Monat. Eingetragen in der Post- Zeitungs- Preisliste

für 1891 unter Nr. 6469.

Vorwärts

S

8. Jahrg.

Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn­und Festtagen bis 9 Uhr Vor­mittags geöffnet.

Fernsprech- Anschluß: Amt VI, Nr. 4106.

Berliner   Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Beuth- Straße 2.

Abonnements- Einladung.

Dienstag, den 30. Juni 1891.

fache Daten vor. Diese Aufzeichnungen reichen zurück bis zum Jahre 1871: damals gingen die ersten Nachwei­sungen von Hamburg   über die deutsche Auswanderung

Zum bevorstehenden Quartalswechsel eröffnen wir ein neues nach überseeischen Gebieten ein. Es ist auch sozialpolitisch Abonnement auf den

Vorwärts

Berliner Volksblatt

mit dem

Sonntagsblatt"

al3 Gratisbeilage.

Unser Blatt ist das Zentralorgan der deutschen   Sozial demokratie. Jeder Genosse und vor allem jeder Berliner   Ge­nosse muß es als seine Pflicht betrachten, das Zentralorgan seiner Partei zu halten. Die Unterstützung der gegnerischen, auch der fogenannten parteilofen Presse heißt im Kampfe dem eigenen Feinde die Munition liefern.

Im Feuilleton unseres Blattes veröffentlichen wir sofort nach der in den nächsten Tagen eintretenden Beendigung des Romans: Die Falkner von St. Vigil  " von Robert Schweichel   einen interessanten sozialen Roman von John Law  , welcher in packender Weise die Thätigkeit der Heilsarmee   in den untersten Schichten der Londoner   Bevölkerung schildert.

Für Berlin   nehmen sämmtliche Zeitungsspediteure, sowie unsere Expedition, Beuthstr. 3, Bestellungen entgegen zum monatlichen Preise von

Mark 10 Pfennige frei ins Haus,

wöchentlich 28 Pfennige.

Für außerhalb nehmen sämmtliche Postanstalten Abonnements zum Preise von

3,30 k. für das Quartal Mk.

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Wir ersuchen unsere Postabonnenten höflichst, das Abonne. ment rechtzeitig aufzugeben, damit die regelmäßige Zustellung des Blattes feine Unterbrechung erleidet.

Die Redaktion und Expedition des

von hoher Bedeutung, über diese Vorgänge sich kurz zu unterrichten.

Expedition: Beuth- Straße 3.

im Jahrzehnt 1821-30 auf 8000 Personen

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1831-40 177 000 1841-50 485 000 1851-60 1130 000 1861-70 970 000

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Zusammen 1821-70 2 770 000 Personen. Dazu kommen nach den amtlichen Erhebungen für die Zeit 1871-80 595 151 Personen 1881-89 1 189 720 Bufammen 1821-89 4 554 871 Personen. Man beachte wohl! In dem halben Jahrhundert

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E3

Die famose Erklärung des Fürsten Bismarck, daß die Deutschlandsmüden ihrem Vaterlande den Rücken kehrten, weil es ihnen daheim zu gut gehe, aus lauter Wohl­ständigkeit und Prosperität, hat bei verständigen Leuten sofort die gebührende Heiterkeit erregt. Es ist eine Binsen­wahrheit, daß die Unzufriedenheit mit den heimischen Bu- 1821 bis 1870 wandern 2770 000, in den neunzehn ständen, das Bestreben, die drückende materielle Lage zu Jahren 1871-1889 1 784 871 Menschen aus. verbessern, daß der dringende harte Kampf ums Dasein trafen also auf ein Jahr in der ersten Periode 55 400, auch die zähesten Bewohner des Deutschen Reiches, die in der zweiten dagegen 93 940 Personen. an der Scholle Klebenden, die Landleute, Bauern und Von der Auswanderermenge des Beitraums 1871 bis Landarbeiter, in die Ferne treibt. Es ist in diesen 1889 gehörten 56,45 pCt. dem männlichen, 43,55 pCt. Blättern bereits mehrfach der Nachweis dafür er dem weiblichen Geschlecht an. Von den Bestimmungs­bracht worden, daß gerade die Ackerbau treibenden ländern blieb Nordamerika   das bevorzugte. Wie in Bezirke und unter diesen in erster Linie die ofstelbischen einem vor einiger Zeit in den Conrad'schen Jahrbüchern Gegenden, wo der Großgrundbesitz vorherrscht, wo der für Nationalökonomie und Statistik" veröffentlichten Auf­Gegensatz zwischen Kapital und Landwirthschaft am schärfsten satz mitgetheilt wird, zog die Union   von der deutschen sich ausgebildet hat, die größte Zufuhr von Auswan- überseeischen Auswanderung an sich Prozent: derern nachhaltig liefern. Je mächtiger sich der Kapita- 1871 lismus in unserem Wirthschaftsleben entfaltet, desto deut- 1872 licher spiegelt die Auswanderungsziffer die periodischen 1874 Schwankungen des industriellen Zyklus wieder. Jede 1875 Krisis ist einer Springfluth vergleichbar, die Tausende an 1876 80,26 eine ferne Küste schwemmt, in der Heimath alles ver- 1877 83,05 wüstend. Zu den ökonomischen treten die mit ihnen innig Welche Kontingente gerade die ostelbischen Provinzen verwandten politischen Erscheinungen: macht die Reaktion stellen, zeigen die Jahresdurchschnitte für Ost- und West­Vielen das Leben schwer, so ergreifen sie den Wanderstab. preußen, Pommern   und Posen einerseits verglichen mit Was das Hungerjahr 1847 und die schmähliche Zeit nach Westfalen, Hessen- Nassau   und Rheinland   andererseits. Sie der Niederwerfung der 1848er Revolution in der Geschichte betrugen in der überseeischen Auswanderung zu bedeuten hat, mag die einfache Thatsache beweisen, daß nach den Feststellungen von Roscher und Jannasch im Jahre 1847 aus Deutsch­  

Vorwärts  " Berliner Volksblatt. and 110 434 und 1854 251931 Perſonen nach den

Die

Deutschlandsmüden.

1878

.

97,24

1878

S

84,18

1885

95,32

95,55

1879

92,44

1886

94,64

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93,25

1880

9

97,10

1887

96,25

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94,19

1881

.

97,23

1888

95,79

90,45

1882

97,69

1889

93,54

1883

.

96,25

1871-89 95,44

1884

97,04

1871-80 1881-85

1886-90

Ost- und Westpreußen  Pommern  

7049

17 658

6429

18 975

13 303 7.223

Bosen

6429

18 975

7 223

Westfalen

1406

4645

2051

Hessen- Nassau  

2167

6 396

3 204

Rheinland

1721

6 463

4037

Das Junkerthum bleibt im Lande, die geschundenen

Vereinigten Staaten auswanderten, während der Jahres­durchschnitt für die Zeit 1830 bis 1843 blos 22 000 betrug. Wie R. M. Smith mittheilt, waren aus Großbritannien  1824 nur 14 805 Personen ausgewandert. Die gewerbliche und gelegten Bauern ziehen über's Meer. Krisis von 1826 trieb die Ziffer bis zu 103 140 in 1832. Die amtlichen Mittheilungen über die deutsche über- Von da bis 1845 war der Jahresdurchschnitt 45 000. seeische Auswanderung sind ziemlich reichhaltig. Die in Die irische Hungersnoth von 1846 steigerte die Bahl bis der Statistik des Deutschen Reiches veröffentlichten Ueber- zu 368 764 in 1852. sichten stützen sich auf Anschreibungen, die in den deutschen Die Zahl der gesammten überseeischen deutschen Häfen, ferner in Antwerpen  , Amsterdam   und Rotterdam   Auswanderung für die Zeit von 1821 bis 1870 wird erfolgen. Auch aus französischen   Hafenplähen liegen viel

Feuilleton.

Nachdruck verboten.)

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Die Falkner von St. Vigil  . Roman aus der Zeit der bayerischen Herrschaft in Tyrol

von Robert Saweichel.

geschätzt

Welche koloffale Mengen deutscher Volkskraft gehen dem Vaterlande verloren! Nur eine soziale Reform, welche die Heimath liebenswerth macht, indem sie der Masse ein menschenwürdiges Dasein gewährt, kann Wandel schaffen.

Er hatte den Ausgang der Angelegenheit im Stern ab- paar tausend Gulden, die ich hab' ersparen können, hab' ich gewartet. Als er des Kuraten ansichtig wurde, machte er einem sichern Mann in Bruneck   übergeben. Der Schein große Augen, sagte aber gleich:" Schau, der geistliche Herr geht auf Deinen Namen und Du kannst das Geld von ihm Bruder! Das ist christlich, daß Sie gekommen sind; der erheben, wann Du willst." Vater wird sie in diesen schweren Stunden nöthig haben, Jerg nützte die Anwesenheit des Kuraten aus, um sein wenn's nicht gar zu spät ist. Er hat die letzten Tage über Ultimatum für die Zukunft abzugeben. Was der Kloster­gar kuriose Gesichter gemacht, und fort ist er auch. Wenn bauer zu thun gedächte, wüßte er nicht. Er zöge mit Liſei ihm nur kein Unglück zugestoßen ist! In solchen Tagen auf die Mühle; dorthin aber könnte er deren Bater nicht thut sich einer leichtlich ein Leid an." mitnehmen. Seine eigenen Leute wären ihm schon Last Hannes, der seine Bosheit nicht ahnte, zerstreute seine genug und überdies böte die Mühle keinen Raum für den zärtlichen Besorgnisse. Lisei aber erschrak nachträglich. Klosterbauer.

Hannes kam ihrer Frage zuvor. Er wäre dem Vater unterwegs begegnet und sie wären versöhnt. Mit einem" So wäre ja alles in Ordnung und wir können Wegen ihres Vaters brauchte er keine Sorge zu haben; freudigen Aufschrei warf Lisei sich in die Arme des Bruders. einen neuen Baum vor die Säge schieben," meinte Jerg er hätte sein gutes Herz so hinlänglich kennen gelernt, daß Und jetzt erzähle mir, wie es mit dem Klosterhofe trocken. er nichts von ihm verlangen würde, versette Lisei voll

so weit hat kommen können; ich habe den Vater danach Er hatte an diesen frischen Baum schon gedacht; Bitterkeit. nicht fragen mögen," sagte Hannes, und Lisei erzählte. denn sobald er erkannt, daß der Klosterhof nicht zu So wäre ja auch das in Ordnung," sagte er ruhig. D, wie wohl es ihr that, Alles, was seit ihrer Verhei- halten war, hatte er sich, wenn auch mit Grimm im Lisei ging in die Schlafkammer, aus welcher der Vater rathung auf ihr gelastet hatte, dem Bruder zu vertrauen. Herzen, mit seiner Zukunft zu beschäftigen angefangen. noch nicht wieder zum Vorschein gekommen war. Aber sie schoute Jerg dabei, so viel sie vermochte und Sein Plan war einfach. Hatte der Vater ihm bereits die Hannes schnellte seine Tabaksdose hastig zwischen schwieg über das Bekenntniß, das er im Rausche abgelegt Landwirthschaft abgetreten, so sollte er nun ein gleiches mit Daumen und Beigefinger umher. Jerg's Aeußerung hatte hatte. der Schneidemühle thun und sich ganz zur Ruhe setzen. Er ihn empört; aber er schwieg, weil er fühlte, daß es sonst Unterdessen fand auf dem Landgericht die Versteige hatte auch sofort darauf hingearbeitet und war häufig nach zwischen ihm und Ferg zum Bruche gekommen wäre, was rung des Klosterhofes statt. Die Amtsstube war gedrängt der Mühle gegangen. Der Müller hatte sich hartnäckig er um Lisei's willen vermeiden wollte. voll Menschen; aber es befanden sich nur zwei Bieter unter gesträubt, Afra aber den Ausschlag gegeben. Wozu und Mein gutes Herz!" begann Jerg wieder. Das ist ihnen: der Verwalter der Wagenbühler'schen Konkursmasse für wen er sich noch länger plagen wolle? hatte sie ihn ge- wohl nichts, daß ich dazu geschwiegen hab', daß" mich der und Eckschlager. Der Verwalter bot elftausend Gulden, den fragt. Um ihretwillen etwa? Sie brauchte und wollte Ambros zeitlebens entstellt hat?" Er strich sich das Haar Betrag der hypothekarischen Schuld, und Eckschlager nichts. Es war ihr alles gleichgiltig, bis auf das eine aus der Stirn, sodaß seine Narbe sichtbar wurde. einen Gulden mehr. Der Hof wurde ihm zuge Gefühl, das in ihrem Herzen fort und fort brannte. Ihr schlagen. Der Alte zählte die Kaufsumme auf den Tisch Mann wußte es nur zu gut, und kummervoll gab er nach. und ließ den Besigtitel auf seinen Sohn ausfertigen. Bevor er jedoch den Kontrakt mit seinem Sohne abge­Die Uebergabe des Klosterhofes sollte in vier Wochen erschlossen, hatte er eine Reise nach Bruneck   gemacht und bei folgen. seiner Zurückkunft seiner Frau ein Papier gegeben. Jerg brachte die Nachricht davor if den Klosterhof." Heb's sorgfältig auf," hatte er ihr dabei gefagt. Die

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Verdienste, die wir an uns selbst rühmen, hören auf Berdienste zu sein," entgegnete Hannes und nahm eine Prise. Uebrigens vergißt Du, daß meine Schwester Dir die Narbe mit dem Verzicht auf ihr Lebensglück bezahlt hat."

Jerg verzog höhnisch den Mund, was er aber sagen wollte, schnitt Hannes ihm ab, indem er aufstand und, mit