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Das Berliner   Opernproblem.
Nie Republikoper.
Gleichsam über Nacht ist das Opernproblem Berliner   Stadt. gespräch geworden. Ein interner Zwischenfall die Entlassung eines kontraktbrüchigen Sängers hat den Anstoß gegeben in den Lärm. den die Zeitungen(daraus) geschlagen haben, platzte die Faschings- botschaft der Brüder Rotter. Eine vierte Oper in Berlin  , die Brüder Rotter alsRetter"? Sie haben, um die Sensation ihres angeblichen Gründungsprojektes wirkungsvoll zu lancieren, die Stunde glücklich gewählt: den Boden, auf dem die unsinnigsten Opernphantasten ge- deihen konnten, hat die Entwicklung von Jahren bereitet. Es gilt zu erproben, ob im ganzen und in allen Tellen das Gebilde lebensfähig sein wird, das aus Revolution und Inslation, aus den sozialen Wandlungen und wirtschafllichen Nöten dieses Nach- kriegsjahrzehntes hervorgegangen ist, das unsymmetrische Gebilde der staatlich, städtischen Operngemeinschaft. Monate, Iahre'des Ueberganges und der Vorbereitung liegen hinter uns: vor uns: Entscheidung der Berliner   Opernzukunft. Eni- scheidung auf Jahre hinaus: dies Jahr 1928/29 muß ste bringen." Das stand am i. September 1928 imVorwärts". Entscheidung das Opernjahr 1928/29 hat kein«, oder richtiger, es hat ein« negative Entscheidung gebracht: künstlerisch ein durchaus unbefriedigendes, ent. täuschendes Gesamtergebnis, doppelt unbefriedigend angesichts der immer schwereren, immer schwerer zu tragenden finanziellen Lasten: doppelt enttäuschend für jene, die von der Organisationsform der großen Arbeitsgemeinschaft das Heil erwartet hatten. Im Zeichen dreifacher Unzulänglichkeit hat die Spielzeit, deren erster Abschnitt heute hinter uns liegt, eingesetzt. Di« Erkenntnis, daß es so nicht weitergeht, nicht weiter gehen kann noch darf, läßt sich weder ver- schleiern, noch durch taktische Erwägungen entkräften. Mit taktischen Maßnahmen, kleinen Ausbesserungen. Umstellungen ist nichts auszu- richten: nicht mehr als mit Hoffnungen und Verheißungen. Funda- mentale Neugestaltung der Verhältnisie, Umbau und Abbau tun not. Wo und wi« soll dl« Erneuerung sich vollziehen? fragen wir zunächst, an welchen Punkten grundsätzlich kein« Aenderung zu wünschen ist. Unser erstes Interesse gilt der Republikoper, der neuen Berliner   Voltsoper, Arbeiteroper, die sie in zwei Jahren geworden. Unser erstes Interesse und, fügen wir zum Ueberfluß hinzu, unsere Zustimmung und unser Vertrauen. Sie soll bleiben. was und wie ste ist: sie darf und wird uns nicht genommen werden. Erste und einzige Theaterschöpfung des republikanischen Staates: stellen wir summarisch fest, daß sie in einem Jahrzehnt staatlicher Theaterpoiitik das stärkste Aktioum bedeutet. Kein Wunder� daß ihre Leistungen und Erfolge den Gegnern des neuen Regimes auf die Nerven gehen: kein Wunder, daß, aus den Quellen politischer Oppo- ! sition gespeist, alle Kritik, die an den Berliner   Opernverhältnissen mit Recht zu üben ist, sich einseitig-unsachlich gegen die Republikoper zu wenden sucht. Stärkster Aktivposten in der staatlich-städtsschen Opernbilanz: die Republikoper ist es gewissermaßen auch in finanzieller Hinsicht: an der Riesensumme der jährlichen Gesamtausgaben, an der erschrecken- den Höhe der Zuschüsse hat sie unter den drei Berliner   Opern den bescheidensten Anteil. Ihr Ausgabenetat ist nicht halb so hoch wie jener der Lindenoper. Was die Einnahmen betrifft, so kann für das laufend« Rechnungsjahr(das erst mit dem 31. März abschließt) das Endergebnis noch nicht vorliegen: es wird aller Voraussicht nach für die Repubsikoper absolut und im Derhältuis zur Lindenoper noch günstiger ausfallen als das vorjährig«, das in der oppositionellen Presse einen Sturm verlegenen Schweigens ausgelöst hat. Etwa 2,8 Millionen Mark sind im vorigen Jahr der Lindenoper an staatlichen Zuschüssen gewährt worden, 1.1 Millionen der Republik  - oper. Stellen wir in Rechnung, daß die Lindenoper rund 1899, die Republikoper rund 2999 Plätze faßt, daß jene also jährlich das
Spieljahr mit 399 Tagen eingesetzt 549 999, dies« 699 999 Besucher aufzunehmen vermag, so ergibt sich pro Platz und Vorstellung in der Lindenoper eine durchschnittliche Subventionierung von mehr als 5 Mark, in der Republikoper von weniger als 2 Mark. Mit anderen Worten, der Besucher der Lindenoper kostet dem Staat beinahe drei- mal so viel wie der Besucher der Republikoper. Dieser genießt nur ein Drittel der finanziellen Vergünstigung, die jenem zufließt, und in dieses Drittel ist auch schon der Vorteil der Preisermäßigung ein- geschlossen, deren sich di« in der Volksbühne organisierten Opern- besucher erfreuen. Die eindeutige Sprache dieser Zahlen zu wider- legen dürfte den geheimsten Räten der Oberrechnungskammer nicht gelingen. Es'ist nichts weiter als absurdes Geschwätz, wenn immer wieder behauptet wird, an der Desizitwirtschaft der Berliner   Opern sei vor ollem der Betrieb der Republikoper schuld:»der, wenn immer wieder versucht wird, den beschcideneren Eintrittspreis, den die Volksbühne ihren Mitgliedern durch Vertrag gesichert hat, als unmäßige Be- lastung der Staatskasse hinzustellen, gar a(s ungerechte Ueberoortei- lung jener Armen, di« die teueren Plätze im Opernhaus Unter den Linden bezahlen. Nicht minder haltlos ist die Unterstellung, durch den Anreiz der billigeren Plätze, den die Volksbühne biete, werde der Lindenoper ein Teil ihrer legitimen Besucher entzogen noch ein­mal also der Versuch, nun indirekt, für die insgesamt unbefriedigende Geschäftslage der Berliner   Opern die Republikoper verantwortlich zu machen. Jeder Kenner der Verhältnisse weiß, daß die Volksbühne. ihre Mitglieder nicht just aus den Kreisen gewinnt, in denen Opern- besuch zu den alten Lebensgewohnheiten und gewohnten Lebens- bedürfnissen zählt. Darin besteht ja gerade ihre positive, kulturell furchtbare Organisationsleistung, daß sie die breiten Massen, denen bislang das Theater verschlossen war, Heranholl und als Theater- Publikum heranblldet. Auf dieser Voraussetzung beruht di« künstle- rische, kunsterzieherische Arbeit der Republikoper, nur unter dieser Voraussetzung kann ste. wie wir es erleben, von Erfolg gekrönt werden. Ueber die Arbeit, die hier unter Klemperers und Legats Führung vollbracht wird, sind unsere Leser informiert: nicht nur, was ihren Wert angeht, auch über Richtung, Ziel und Art. Dieses Operntheater, zugleich Stätte des sozialen und des künstlerischen Fort- schritts, ist in Berlin   das einzige, in dem ein klar erkanntes Programm klar und konsequent durchgeführt wird. Das drückt sich im Spielplan aus, wie im Gesicht jeder einzelnen Aufführung. Hier gibt und gab es von Anfang an keinestehenden", nämlich schlecht sitzenden Reper­toirevorstellungen, nichts von Routine, nichts von der Trägheit. geistigen Bequemlichkeit, traditionellen Gedankenlosigkeit des typischen Rcpertoirebetriebs. Und der Spielplan?Fidelio",Don Gio- vanni".Lauberflöte",Holländer".Cardillac  ",..Oedipus'-'..., die größten Werke der Vergangenheit, die stärksten der Gegenwart. Was sind heute in Deutschland   die meistgespielten Opern?Madame Butterfly  ",Tosca  ". Sie geben, so erklären sie entschuldigend, das gemeine Sensationestück, den sentimentalen Kllsch, weil dasPubli- kum" danach verlangt. Nun, so ist die Republikoper, zu ihrer Ehre sei es ausgesprochen, die einzige in Berlin  , die einzige in Deutsch  - land beinahe, deren Publikum auf solchen Konzessionen an den söge- nannten Pubstkumsgeschmack nicht besteht. Und trotzdem unter, den Berliner   Opernhäusern, das bei weitem bestbesuckte. Abend für Abend nahezu ausverkauft bei solcbem Spielplan: Abend für Abend solche Aufführungen, wie sie hier Regel sind, vor diesem Publikum: mit allen Teilen haben wir guten Grund, zufrieden zu sein.(Die Krolloper steht als Konzert- und Kongreßraum einer gewinnbringen- den Zukunft entgegen," schrieb neulich HugenbergsLokal-Anzeigsr") Idlsui?ringa1>cim.
Zehn Jahre für Bessedowski. Degen Unterschlagung- bereits zum Tode verurteilt. Moskau  , 9. Januar. Am Mittwoch fand vor dem Obersten Genchtshof der Sowjet- union der Prozeß gegen den ehemaligen Botschaftsrat der Sowjet- union in Paris  , Bessedowski, statt. Die Anklageschrift wirft Bessedowski vor, Staatsgelder in Höhe von 15 279 Dollar o e r u n- treut und sich auf die Selle der Feind« der Sowjetunion   geschlagen zu haben. Nach ber Vernehmung mehrerer Zeugen, darunter Roisenmann, der in Paris   die Untersuchung gegen Bessedowski geführt hatte, beantragte der Staatsanwall gegen Bessedowski wegen Veruntreuung von Staatsgeldern zehn Jahr« Gefängnis mit ver- schärfter Einzelhaft. Das Oberste Gericht schloß sich in seipem Urteil dem Antrag des Staatsanwalls an. Roisenmann bekundete, Bessedowski hätte in einer Unter- redung mit ihm kein« Erklärung abgeben können, zu welchem Zweck er die 15 999 Dollar verausgabt hätte. Bessedowski hätte unter dem Dorwande von Kopfschmerzen gebeten, die Unterredung auf den nächsten Morgen zu verschieben, wäre jedoch am selben Abend in Begleitung französischer Polizisten im Vestibül der Botschaft er- schienen, hätte durch den Portier seine Frau rufen lassen und dann die Botschaft verlassen. Roisenmann bezeichnete die Version. Bessedowski sei aus der Sowjetbotschaft über einen Zaun geflüchtet, als Erfindung. Bessedowski hätte gar nicht zu flüchten brauchen, da es ihm jederzeit freigestanden hätte, das Botschafts- gebärrd« zu verlassen. Die Verlesung der Aussagen von Angestellten der Sowjetbotschaft wie von französischen   Bürgern ergab, daß Bessedowski eine verschwenderische Lebensweise ge- führt hätte, und daß seine Ausgaben sein Gehall mehrfach über- stiegen hätten. Sekretäre und Angestellte der Botschaft erklärten entschieden, daß Bessedowski weder schrifllich noch mündlich jemals von politischen Meinungsverschledenheiten mll der Sowjetregierung gesprochen, sich vielmehr stets zur Politik der Sowjetregierung bekannt hätte. Zu bemerken ist, daß Bessedowski außer der in dem Prozeß verhängten Strafe bereits gemäß einem Beschluß des Präsidiums des Vollzugsausschusses der Sowjetunion   zum Tod« ver- urteilt worden ist, noch dem jeder Sowjetbeamte, der sich im Ausland« befindet und es ablehnt, nach Moskau   zurückzukehren, automatisch durch die OGPU. zum Tode verurtestt wird.
fremde Votschaster sprechen durch Radio Eine Neuerung in Amerika.   Fremd? Negierung sprich direkt zum eigenen Volk. Washington  , 9. Zanuar. Der britische Votschafter Sir E-me Howard, der im Februar von feinem Posten scheidet, wird am 21. Zanuar persönlich durch Rundfunk eine Abschiedebotschast au das amerikanische   Volk richten. Eine von den Radiobehörden bekanntgegeben« neue Verordnung ermöglicht es in Zukunft ausländischen Diplomaleu In den Vereinig- ten Staaten sich und ihre Länder mit Hilfe des Rundfunks dem amerikanischen   Volke besser bekanatzumachen. Es Ist eine Serie von allwöchentlichen laternatiooolea votschasleu guten willen» vorgesehen._ Bloß Derkehrsbeziehungen 7 Das Schätzet bei Eröffnung des DildiunkS hätte sagen so len. Der britische Generalpostmeister hat in den Zeilen, mit denen er di« Bildlelegraphi« zwischen Deutschland   und Engiand eröftnete, davon geschrieben, daß der Dienst ein neues Band zwischen den beiden Ländern jchafie und er hoff«, daß es d,e znnjchen dem britischen und dem deutschen   Volk bereits bestehenden guten Be- ziehungen wefter sördern werde" Der Reichspostminister Schätze! hingegen hat nur von einer Förderung und Veriiefung derBer- kehrsbeziehungen" gesprochen. Dieser Ausdruck hat in London   wie«in« lalle Dusche auf die Engländer gewirkt, die an der Erösfnungsfeler teilnahmen. Es wurde viel diskutiert und dahin ausgelegt, daß dem deutschen Post- minister an der Ausgestallung der sonstigen Beziehungen zwischen den beiden Völkern nichts gelegen sei. Wir nehmen nun keineswegs an, daß sich Herr Schätzel der der Bedeutung seiner Formulierung bewußt gewesen ist. Als aller Postbeamter hat er einfach den fachlichen AusdruckVerkehrs» beziehungen" gebraucht, ohne daran zu denken daß er als ein ausdrücklicher Verzicht auf den Ausbau politischer und menschlicher Beziehungen ausgefaßt werden könnte.
Die Weliagrarkrise. Senfer OiStufflon zwischen Suropa und Amerika  . Gens. 9. Januar. Di« landwirtschaftlichen Sachverständigen, die aus deutsch  « An- regung zu einer ersten Aussprache über die Wellagrarkrise in Gens zusammengekommen sind, haben vor Wschluß ihrer Tagung«in« össentlich« Sitzung abgehalten. In dieser sind von«inigen Mit- gliedern des Wirtschaftskomllees Fragen über Mittel und Wege einer internationalen Aktion zur Linderung der Agrar- krise zur Diskussion gestellt worden. Aus dem Verlaus der Sitzung ergibt sich, daß di« überseeischen Sachverständigen, vor allem die der Vereinigten Staaten  , Kanadas   und Australiens  , die Frage unter einem wesentlich anderen Gesichtswinkel betrechien als die meisten europäischen   Sachverständigen, unter denen die Getreide- exportländer Osteuropos wiederum von anderen Erwägungen aus- gehen, als di« europäischen Industriestaaten. In den überseeischen Ländern, so Australien  , erwartet man ein« Besserung von einer internationalen P r ei s sta b il i s i eru n g, in anderen, wie den ZJereinigten Staaten, von einer HeradsetzungderGetreide- anbausläche. Die europäischen   Sachverständigen empfehlen den überseeischen Getretdeproduzenten eine teilweise Umstellung ihrer Landwirtschaft auf Viehzucht und andere landwirtschaftliche Er­zeugnisse und weisen darauf hin, daß di« Aufnahmesähigkell Europas gegenüber der überseeischen Gelreideüberproduktion immer nur eine sehr beschränkte bleiben wird, da auch die Industriestaaten ihre eigene Landwirtschaft brauchen und kaufkräftig erhalten müssen Die Sachverständigen stellen in ihrer heutigen Schlußsitzung ihren Bericht an da» Wirtschaftskomitee fertig, der die praktische Weller- arbell an dem Studium der internationalen Agrarkrise sichert und fördert. Man darf annehmen, daß in dem Bericht auch der Forde- rung de» deutschen   Vertreters Dr. Hermes besondere Beachtung ge- schenkt wird. Dieser sieht in der straffen genos'entchastlichen Organisierung von Produktion und Absatz lendwirischastlicher Produkte auf den einzelnen nationalen Märkten e-ne notwendige und wichtige Voraussetzung für ein« spätere internationale Ver- pändiguug.
�Aschenbrödel." Theater in der Klosterstraße. In veralleten, aber durch eine dreiteilig« Bühne außerordent- lich geschickt ausgenutzten Dekorationen, erstandAschenbrödel" mal wieder zu einem Bühnenleben. Das wurde ihr von Oskar Lange  -Lüderitz eingehaucht, der das Märchen der Gebrüder Grimm   zum Bühnenspiel formte. Er konnte natürlich nicht d:? Brutalitäten mildern, die in diesem, wie in den meisten allen deul- schen Märchen stecken und von denen wohl auch erst die übernächsten Generationen sich freimachen werden. Oskar Lange-Lüderitz war zudem noch der Darsteller des Barons Hampel und der Regisseur. Als solcher forderte er oft die Stellung- nahm« der Kinder heraus, fteilich ohne ihre persönliche Mitwirkung zu beanspruchen, wie es das moderne Kindertheater tut. Die Regie- anordnungen waren sehr nett und namentlich entzückt« zum Schluß ein aus einfachen Mitteln geschaffenes Schattenspiel das aufnähme- bereite Kinderpublikum ungemein. Ingeborg Möller war ein schöner Märchenpvinz und Aenne v o n A st e r entzückt« als Aschenbrödel. BennoWünfch aber spielle die Rolle des Königs mll größter Freud« an der G-> stalwngskraft find der Kunst des Berspollens. Wie er als sächseln- der Monarch sich über einen verflossenen König im Besonderen und durch dos ungeschickte Hantieren mft Reichsapfel, Zepter und Krone sich über dos Berufskönigstum im ganzen lustig machte, das war für manchen Erwachsenen ein Genuß. Und die Kinder erzieht eine derariige Rollenauffassung ganz bestimmt nicht zu Monarchisten. e. d. Revotte im Erziehunqshaus." Um P. M. Lampels gleichnamiges Bühnenstück entbrannte seinerzell ein heftiger Kamps. Es wurde mit Recht gefragt, od es aus reinen Motiven entstanden sei und nur ethischen Zwecken dienen soll«, da- Los der Fürsorgezögf.ing« zu bessern, oder ob auch Ten- sationslusi und angemaßtes Apvsteltum dabei eine Rolle spiele. Heut« sind wohl die Akten über diesen wie über die anderen Lampel-Fölle geschlossen, und es ist an sich kein Anlaß, dies« Frage neu auszurühren. Auch die Verfilmung des Dramas stand im Mittel- punkt sensationellen Interesses, long« bevor sie jetzt in einer Nacht- Vorstellung des Copitols an die OeffentlichkeA gelangte. Der FLm hat vier- oder fünfmal die Zensur passiert und wurde immer wieder abgelehnt, bis es schließlich gelang, eine Form zu finden, die di« Zustimmung der Zensur ftmd. Auch beim Film mußte wieder untersucht werden, ob er wirklich nur im Interesse der Fürsorgezöglinge entstanden ist oder ob auch hier nicht spekulative Tendenzen Mgrund« liegen. Da er jetzt seine öffentliche Wrkpng antritt, kann man wenigsten« hoffen, daß er dazu dienen möge, die längst begonnen« Reform der Zwangserziehung Jugendlicher zu beschleunigen. Da» Bühnenstück war geschlossener, der Film kann mehr in die Breit« gehen: der Regie des Georg Asagaroff   ist nachzurühmen, daß er die Russenfilme aus sich hat wirken lassen. Möge« di« Fälle, die hier zur Erörterung kommen, noch so kraß
und einsellig gewählt sein und trotz der wiederholt vorgenommenen Abschwächungen besonders in der Wirtschafterin des Hanfes und den Erziehern" zu noch so gesuchten Uebertreibungcn führen, als künstlerische Leistung ist der Film trotzdem anzuerkennen. Vor allem ist in der Vcsetzung Außerordentliches geleistet worden. Vera L a- r a n o w f k a j a. Toni von E y ck Renate Müller, Ilse S t o b r a w a und besonders auch Wolsgang Zilz« r(um nur die Hauptdarsteller zu nennen) geben echt« Menschen, und in den Massen- szenen der Reooltanten pulst starkes dramatisches Leben. ld.
Ner Erzieher meiner Tochier." Atrium. Harry Liedtte ist von seinem Ausflug ins Väterliche zurückgekehrt in fein« angestammt« Roll« als Herzensknickxr. Diesmal muß er als verkrachte deutsch  « Ejistenz der etivas ver­rückten Tochter eines reich gewordenen Amerikaners aus der Kon- fektionsgegend ihre Schwärmerei für das Adlige abgewöhnen. Er spielt selber den Grafen, bezaubert das Mädchen und bringt sie dann in Deutschland   in sein angebliches Adelsschloß. Hier wallet Adel« S a n d r o ck als Vertreterin guter aller Sitte und oerleidet der Amerikanerin in kurzer Zeit ihren Spleen für Stammbäume und Wappen. Manuskript und Regie(Geza»on B o l v a r y) schwelgen hier in der Parodie: ganze Jahrgänge derFliegenden Blätter  " sind hier kondensiert. Sogar eine wahrhafte Folter­kammer wird ausgezogen. Die Kur wird so gründlich besorgt, daß die Miß ausreißt und ein Ekel von Amerikaner heiraten will, nur um dem deutschen   Adel zu entgehen. Harry hat große Arbeit, um noch zur rechten Zell   den Ozeandampfer zu erreichen, wo er als blinder Passagier als Heizer Dienst tun muß. Aber schließlich siegt die Liebe usw. Das schmucke Filmchen so wird man bald lesen erheitert Herz und Gemüt, und wenn es vor 59 Iahren schon«Inen Film gegeben hätte, so wäre er schon damals antiquiert gewesen. Zlber das deutsche Lustspiel und der nach ihm geschaffene Film sind ja wahrhaft unsterblich und über Raum und Zeit erhaben. Und so wird auch Harry Liedtke   noch viel« Mädchen durch sein Lächeln und Schmunzeln berücken der ewige Liebhaber. Karl H u s z o r- Pussy, A. E. L i ch o. Fritz G r e i n e r leisten ihm gute Ge­sellschaft dabei. r.
Alimenie. prlmos-palost. Der Regisseur Carl Böse   fleht in dem Versuch. Leben zu formen, seine Ausgab«. Daher verschmäht er stets den bewußten Kintoppreißer. Er macht dafür lieber ein abwegiges Thema oder ein unbedeutendes Alltagsgeschehen filmgerecht Diesmal geriet er an«ine Novelle von Dr. Waller Gottfried Lohmeyer, nach der Sernot Bock-Stieber und Ada von Roon das Drehbuch schrieben. Im Film zieht man Vergleiche. Zwei junge Mädchen werden