Kreiiag 10. Januar 1930
Unterhaltung unü AVissen
Deilas« des Vorwärts
3)er3ieM des Mulig
ZlMhlich der 25. Wiederkehr des Tages, an den, Arbeiter- mosten, die sich zwecks einer friedlichen Manifestation dem Winter- palais des Zaren in St. Petersburg näherten, von der kaiserlichen Garde rücksichtslos niedergetnalll wurden— was den Auftakt zum Ausbruch der ersten Revolution gab,— verdient das äußerst auf- fchlußreiche und bisher unbekannte Materia der'Ochrono über den Organisator dieser Arbeiterdemonstration, den Popen G a p o n, be- sondere Beachtung. Dieses Material, besten Veröffentlichung in Moskau bevorsteht, rückt die abenteuerliche Persönlichkeit des„roten Popen", besten Lebenslauf jeden Äriminalroman in den Schatten stellt, in ein vollständig neues Licht. Gapon war ein populärer Pope in einem Petersburger Vor- padtviertel und verstand es, in seinen Predigten den Kontakt mit seiner Gemeinde, die beinahe ausschließlich aus Arbeitern bestand, zu finden. Er knüpjte zugleich Verbindungen' mit der zaristischen Polizei an und informierte die„Ochrana " über die Stimmungen der Arbeiterschaft. Er spielte dabei ein doppeltes Spiel und schloß sich einer revolutionären Organisation an, die er überzeugte, daß seine Beziehungen zu der Polizei nur den einen Zweck hatten, die Arbeiter vor Verhaftungen zu warnen. Wem der Pope„ehrlicher" diente, ist heute noch schwer festzustellen. Tatsache ist, daß er eine Manifestation der Arbeiter des Petersburger Bezirks, in dem es wegen Entlastungen und administrativer Verfolgungen zu Anfang des Jahres ISOä heftig gärte, vorbereitete, zugleich aber der Polizei versicherte, daß er eine Kundgebung, die die Ruhe der Zarenstadt gefährden könnte, unter keinen Umständen zulassen werde. Der Petersburger Polizeipräsident Fusion protegierte den Popen und war fest überzeugt, daß Gapon ein treuer Diener des Zarismus sei. Ms die Kunde von dem bevorstehenden Marsche der Arbeiter zum Zarenpalast bis zu den Ohren des Polizeipräsidenten drang, ließ er Gapon zu sich bestellen und sagte ihm:„Väterchen, ich bin ein einfacher Mensch, ein Militär und ein Diener des Zarcnthrons. Geben Sie mir Ihr Wort, daß die Arbeiter sich nicht rühren werden, und ich will nichts gegen sie unternehmen." Ohne mit der Wimper zu zucken, erwiderte der Pope, der am Vorabend dieser Unterredung den Aufmarsch von Arbeiterkolonnen mit Frauen und Kindern für den kommenden Sonntag, den 9. Januar alten Stils, festgesetzt hatte, dem allmächtigen Polizeipräsidenten:„Exzellenz, ich gebe Ihnen mein Priesterwort, daß keine öffentliche Kundgebung bevorsteht!" Einig« Tage später fand die historisch« Demonstration statt. Un- zähligs Arbeitermassen zogen durch die Straßen der Zarenresidenz. um dem Zaren ihre Leiden zu klagen— so hatte es der Pop« den Arbeitern eingeredet. Schnell wurden Gardetruppen zusammen- gezogen und das Winterpalais abgesperrt. Obwohl die Arbeiter durchaus friedlich gesinnt und unbewafknet waren, eröffneten die Truppen, als die Demonstranten die Bannmeile, zu durchbrechen iSOktSS, ein mörderliches Gewehrfsuer auf die Menge, in der stch viele unbeteiligte Passanten"�befanden. Die Massen zerstreuten sich erst gegen Abend und hinterließen unzählige Todesopfer auf dem Pflaster. Die versöhnliche Stimmung der Arbeiter schlug in furchtbare Verbitterung um. Gapon , dem die Verhaftung drohte, flüchtete recht- zeitig in« Ausland und begab sich in das chauptquortier der russischen Rsvolutionär«, das in Genf residiert«. Dort wurde er mit offenen Armen empfangen. Di« Leiter der revolutionären Bewegung sahen in dem roten Popen eine Persönlichkeit, dem«ine führend« Rolle in der jetzt scheinbar unaufhaltbar gewordenen russischen Revolution beschieden zu sein schien. Gapon erschien in Genf — mit abrasiertem Bart und in Sportkleidung, durch die er den Talar tes Popen ersetzt hatte— in Begleitung eines bleichen, kaum ISjährigen jungen Mädchens. Es war seine Geliebte, eine Schülerin des Lyzeums, in dem Gapan das Amt des Seelsorgers oersah. Das Mädchen betete ihren Gebieter an, er behandelt« sie dagegen, wie man einen chund nicht behandeln dürfte. Sofort nach der Ankunft Govons wurde in Genf eine Kon- ferenz der Revolutionäre einberufen, zu der alle führenden Leiter
russischer Gebeimorganisationen Einladungen erhielten. Es galt. einen einheitlichen Plan auszuarbeiten, um den Ausbruch der russischen Revolution zu beschleunigen. Unter den Eingeladenen befand sich der Matrose Matjuschenko, der Organisator des später weltberühmt gewordenen Aufstandes auf dem Panzer- treuzer Potemkin. Den Vorsitz bei der Konferenz führte Gapon . Der Plan ging darauf hinaus, aus England auf Schiffen Waffen für die Arbeiter nach Rußland einzufchinuggeln. Di« ganze Arbeiterschaft des Riesenreiches— versicherte der Pop«— fei zum Aufstand bereit. Er selbst wollte sich an die Spitze des Arbeiter- Heeres stellen und die Mosten des Volkes zum Siege führen. Plötzlich trat eine Frau von sellener Schönheit in das Konferenz- zimmer herein. Gapon stellte sie den Genossen als ein neues Mitglied der revolutionären Organisation vor. Es war eine russische Fürstin, die in Oxford studiert« und noch dem blutigen Sonntag zu den Revolutionären übergegangen war. Ihr Parteiname war Larissa P e t r o w n a. Ms Operationsbasts für die bevorstehende Aktion wurde Stock- Holm gewählt. Als der Sozialrevolutionär Posse im Sommer 1L0Z in der schwedischen Hauptstadt eintraf, um den Waffentraneport nach der finnischen Küste zu überwachen, fand er dort den roten Popen In Gesellschaft der bildschönen Fürstin, die das bleiche Mädchen aus dem Herzen des priesterlichen Don Juans vollständig verdrängt hatte. In einer Dampssacht sollte der Transport des ersten Pastens Maschinengewehre vor sich gehen. An der finnischen Küste sollte die Jacht landen und von Verschwörern an einen sicheren Ort geleitet werden. Ein zweiter größerer Waffenposien folgt« zur gleichen Zeit auf dem englischen Dampfer„John Grafton". Fürstin Larissa, die außer Verdacht stand, fuhr„auf legalem Wege" in ihr« Heimat, um dort die Aufgabe, die ihr von den Revolutionären auf- getrggen war, zu erfüllen, nämlich den Ministerpräsident Grafen Witte zu ermorden, um durch diese terroristische Tat allgemeine Bestürzung in den Kreisen der Regierung hervorzurufen. Inzwischen geschah etwas ganz Unerwartetes— der englische Dampfer„John Graston", auf dem sich die geheime Waffenladung befand, wurde von russischen Zollbeamten bei der Einfahrt in russisch Gewässer einer genauen Untersuchung unterzogen. Die Mannschaft, die von der revolutionären Organisation gut bezahlt war, handelle, wie es ihr für diesen Fall vorgeschrieben war— sie verließ den Dampfer und sprengte die ganz« Ladung, ehe sie noch beschlagnahmt werden konnte, in die Luft. Das Schicksal schien aber die Pläne der Revolutionär« durch- kreuzen zu wollen. Gapon und sein Begleiter Posse wagten jetzt nicht, da die Küstenpolizei besonders wachsam geworden war, mll ihrer Dampfjacht zu landen, und mußten ein Motorboot benutzen. Kaum war die finnische Küste in Sicht, als ein furchtbarer Sturm aus- brach.„Da bereust es wohl, dich mit dem Teuselspiipen eingelassen zu haben?", fragt« teuflisch grinsend Gapon sehten-Mnosfen.„Wir können leicht dem Wasserteufel in die Krallen fallen," fuhr der un- heimliche Pope fort,„ich kann schwimmen, du bist aber rettungslos verlqren, falls unsere Nußschale umkippt". Eine stark« Welle schleuderte noch diesen Worten, erzählt Posse, das Motorboot an einen Felsen. Da» Fahrzeug zerschellte, die Insassen konnten sich aber noch rechtzeitig an die felsige Küste retten. Wochenlang hielten sich Gapon und Posse versteckt, wobei der Pope von der Zeit träumte, da er zum ersten Präsidenten der russischen Republik — er glaubte fest an sein« Sendung— gewählt werden würde. Es stellte sich bald heraus, daß die abenteuerlichen Pläne des Popen endgültig gescheitert waren. Gapon verschwand und setzt« sich im geheimen in Verbindung mit der Ochrana , der er wieder seine Dienste als Spitzel anbot, wovon die Revolut'onäre bald Kunde bekamen. Gapon wurde in eins leere Villa in T e r i o k i, einem Seebad an der finnischen Küste, gelockt und laut Urteil des Feme- gerichts seiner ehemaligen Genossen gehängt. Di« kurzen Zeitungs- notizen über de» Leichenfund in der Villa trugen die Ueberfchrift „Selbstmord eines Unbekannten". Dr. k'otrow.
3>er JCawfiimge und die
In einem jener Wälder, die noch heute Hochwild in sich bergen. begann«in Knabe von fünfzehn Jahren mit wahrer Leidenschaft den Fährten der Hirsch» zu folgen. Michael diente im Sommer als Page in einsm� der großen Hotels, die in dieser wegen ihrer landschaftlichen Schönheit be- rühmten Gegend florierten. Zur Aufwartung trug er ein weinrotes kurzes Jäckchen und lang« gelb« Hosen. Jetzt aber, in der toten Saison, hatte das Hotel sein« Tor« geschlossen, und das Personal war«instweilen entlassen. Michael besucht« zwar die Fortbildungs« schule, verdient« sich euch hier und da als Laufjunge fünfzig Pfennig, im übrigen aber war er zum Leidwesen seiner Mutter ein freier Herr. Der Knabe verschrieb sich mit Haut und Haar den Hirschen. Nie wieder ist der Mensch einer so vorbahaltfosen Begeisterung fähig wie mit sünfzchn Sohren . Der erste Ansturm der sichtbaren W«U wirkt auf die noch ganz frische und unverbraucht« Seele wie eine einzige Entzückung. Michael war in der letzten Septembenvoche einem röhrenden Lrunsthirsch begegnet. Ein langer Ruf und dann abgrollend zwei andere hatten den Wald durchhallt, knöchern und langhindonnernd. Und plötzlich brach es im Unterholz, und der Hirsch schritt gerade auf den Knaben los. Er dampit«, warf das Haupt mit den» starken Geweih zurück, und ein neuer Schrei«ntgurgolie seiner Kchl«. Die Schätz« unter den Augen, di« Tränen�ruhen, wurden rund und»veit wie Münder. Der Hirsch cerhofft«, die Lausche - wanderten au? und ob. Michael regt« sich nicht. Auch der Hirsch stand nun starr. Aber unversehens kam«in lejchtes Tänzeln über ihn,« wühlt« fein Äe. weih in den Boden, und jäh wie ein« Erscheinung entschwebt« er. Da« war im September gewesen. Seitdem waren die Hirsch« wieder still geworden, die Brunstzeit war vorüber. Aber das Cr- lebni» macht« auf' Michael solchen Eindruck, daß er sich vornahm. täglich weuigstens einen Hirsch zu beschleichen. Gut, daß von diesem Borhaben niemand etwas erfuhr. Die Jäger hätien wenig Freud«
über ein Bürschchen erfahren, das planmäßig ihr Revier abstreifte. Das Wild konnte durch häufig« Störungen rasch vergrämt werden. Michael ging nicht töricht zu Werke. Nachdem er den Tages- stand und di« Suhle auefindig gemocht hatte, gönnte er Hirschen und Tieren dort den Frieden. Was für einen Sinn hatte es, durch die Fichlenschonung zu stoßen, und olles Lebend« vor sich her zu scheuchen? Er spürt« die begangensten Wechsel aus, klettert« in«inen Baum und wartet« die Dämmerung ab. Am besten geeignet für die Beobachtung war ein Platz, wo die Wechsel in Schneisen oder Lichtungen übergingen. 0 Wie schon oft hockt« der Knabe in einer Astgabelung und rührt« sich nicht. Der Daldkauz heult«. Einzelne Krähen ruderten im dunkelblauen Himmel, dessen Stern« in Scharen erglommen. Jetzt schab sich der Kops der Leittieres durch die Zweige: zögernd das ganz« Rudel. Scder einzeli:« Kopf senkte sich mmier wieder. die Geisse waren in Tätigkeit, rupften hier ein paar Halme und dort«in Blatt. Gemächlich trollten sie an, immer wicder ver- hoffend. Da zog auch der Platzhirsch vorüber, ein kapitaler Zwölfer mit prachtvollen Stangen: Augenspross«, Millelsprosse. Eissprosse und Krone. Michael komrte die Bezeichnungen genau, eifrig lernte er alles, was mit der hohen Jagd zusammenhing. Ein Schmaliier und zwei Kälber bildeten den Beschluß. Dieser arme Lausjung« und Pag«, liebt« hie stolzen Hirsch«. Mit hellen Augen begleitete er das Spiel der stahlharten Läufe. Wi« di« Mähne sich wellt«, oben di« spröden Grannen, darunter da» seine Ballhaar. Ganz nahe war ihm der schwarze Schimmer der Lichter gewesen. Heute wollte Michael es nicht dabei bewenden lassen, das Rudel von oben gelehen zu Hachen. Cr sprang vom Baum und pürfchte vorsichtig nach. Die Schneise war mit Heidetbe-srkraut verwachsen, der Tau hing daran und schlug sich Michael aus die Schuhe. Er kannte die großen Schälten in der Dunkelheit, hörte das leise Schnappen und Scharren. Aus den Nüstern stieg Dampf auf.
Plötzlich hoben all« Tier« das Haupt und äugten nach Michael hin. Jen selben Augenblick knockte es, knirschte es,— und mrn stand der Hirsch, der Zwölfender drei Schritte vor ihm. sichernd. starr auf federnden Läufen. Wenn der Hirsch jetzt das Geweih niederbog und ihn fcrkelte. -- Das Herz pochte in Schläfen und Hals. Es war nickst Feig- hell, kaum Angst. Aber daß er nun plötzlich allein unter diesen riesigen Schatten war, deren Gesellschaft er gesucht hatte, bennh.« ihm die Fassung. Cr hätte wohl nur in die Hände zu klatschen brauchen, und das ganze Rudel wäre auseinander gestoben. Michael suhlte sich wie gelähmt. Der Hirsch nahm den Menschen wahr. Sacht trat er etwa» zur Seit« und zog sich langsam zurück. Di« Schatten wuchsen um den Knaben, dann verblaßten sie allmählich. Mit großen glä�enden Augen lief Michael heim. Sie hatten ihn zum Pagen und Kellner bestimmt. Er aber woMe ein Förster werden. Oder vielleicht ein Tierphotograph, der mit seiner Kamera durch Brasilien schweifte. Er blieb kein Page,«r wollte zu einem Aus- stopfcr und Schmetterlingspräparator in die Lehre. Di« Zukunft lag vor ihm voller Herrlichkeiten. Es wogte darin von Bildern wunderbarer Tier«... Riebarck Gerlach,
SPeler Seher: 3)08(jefpiUch Der große Komiker Karl Valentin und seine Partnerin Liest Karlstadt unterhalten sich im Leben mit den gleichen Mitteln, durch bit sie von der Bühne das Publikum unterhalten. Das Publikum unterhält sich herrlich, wenn die beiden Theater spielen— aber doch nicht so gut. wenn die beiden sich unterhalten, wenn sie Publikum spielen. Etwa so: Sie steigen als schlichte Bürger, der eine vorn, die andere hinten, in die Trambahn, nehmen einander gegenüber Platz, schaue» im Wagen herum, sehen sich gleichgültig an. Die Karlstadt hat eine Tüte Zwetschen, die sie an einem Wagen gekauft hat, vor sich, blickt hinein, schüttelt den Kops, sieht de« Herrn gegenüber fragend an. Valentin, ihrem Blick begegnend, zwingt seinem grämlichen Ge» ficht den Ausdruck verärgerter Interessiertheit auf. schnappt ei» paarmal mit dem Mund, als entschlösse er sich schwer, zu reden, sagt aber doch: „Entschuldigen S', Fräulein, was Hamm S'n da?" „Aepfi hamma da kaust," sagt di« Karlstadt mit unsicherem Blick erst aus die Zwetschen, dann zum fremden Herrn...„ja, Aepfil" „San dees Aepfi...V sagt Valentin, mit der spitzen Nase skeptisch gegen die Tüte schnuppernd— ,ch«es jan do Dirnl" Die Karsstadt, leicht betroffen, ober vertrauensvoll: „5 woaß net— i Hab Aepfi verlangt— nncha Hot st mir dees gw'n!" r;■7;.:�'■-, — Valentin, mit energisch verneinender Kopfbewegung, aber doch nicht sicher und als human denkender Mensch auch Irrtum sdner« seit? vorbehaltend:„Vielleicht san's Johann isbeer...?" „Raa," sagt die Karsstadt sicher, mit leichtem Triumph.. dt- für san'-i zu groß!" „Oder vielleicht Siachelbeer.. fängt Valentin nachdenklich überlegend wieder an. ,Fo sei. daß auf der Reist vo' Italien der d' Stacheln Weggängen sein oder"— ein rechthaberischer Zug leuchtet in seinen Augen auf: er ist der Lösung scheinbar nahe—„vielleicht Da— na— nen?" Der anderen Fohrgäste hat sich«ine gewisse Unruhe bemächtigt. Einige hären erstaunt, einige befremdet zu. Em« Hökerin in der Eck«, die muskulösen Arme auf den Korb gestemmt, der auf ihrem Schoß steht, schüttelt ununterbrochen den Kops: ihr Mund ist in wählender Bewegung, ihre Augen schießen Blitze nach den beiden. „Bananen," sagt die Karlstadt und es scheint, als ob sie diese Möglichkeit immerhin erwäge, während Valentin ihr mit lauernder Gespanntheit ins Gesicht starrt.... Aber schon gibt sie sich eine» kleinen Ruck und sagt mit einer gewisien, wenn auch milden Herab- lassung:„Raa— für Bananen sans' mir zu kurz." In diesem Augenblick stößt die Hökerin in der Ecke beide Fäust« erregt auf ihren Korb, springt auf und schreit belfernd in den Wagen:„Raa, jetz' ko i Mi nimmer halt'nl Solchen« Rindsviecher Hab' i da' mel Lebtag nst g'fehan. Jetz' kenna die olle zwoa net amal, daß dees Zwetschgen san!" Schreit es. stürmt hinaus und steigt— die Tram hält gerade—- anitichmuibend au»....... Valentin ihr nach: „Sie— Frau—1* Die Frau, mit hochrotem Kopf, dreht sich um und starrt ihn an. „Jetz' Hammes rausbracht, was ts", zischelt Valentin mit ge- heimnisvoll gedämpfter Stimm«:„— o Kartoffelsalat t»!" Die Frau zerspringt. Siunderl Millionen Schafe Gemeint sind w-rklich« Schaff die in Australien leben. Zlnn» 1797 waren es drei Paar«, und die Zahl der Menschen in Australien mag etwa 199 EX) gewesen sein. Die Bevölkerung wuchs auf 6 Mll- lionen, die Schafzahl auf IE) Millionen. Jede Familie hat i» Mittel 25 Schaf«. Und diese Schafe sind die Grundlage des Wohl- stände» der Australier. Eine Herd« von IE) 999 Schafen kann durch wenig« Retter überwacht werden, nur für da» Wolleschneiden(Schur) braucht man mehr Menschen. Doch wird auch dies heutzutage ma- lchinell erledigt, so daß«i» Mann täglich 299 Schaf« schert. Der Australier deckt«in Viertel de» Weltbedarfs an Wolle. Australien hat sich mit einem hohen Wall von Schutzzöllen um» geben, sein« Qebenemiüel sind teurer als tn irgendein cm ander« Land« der Welt. Das geht so lange gut. als di« 199 Million«» Schafe«inen gesuchten Artikel Lesern. Die Wolle des Merino- schafes ist ausgezeichnet. Abew die Frauen der ganzen Erd« wende« sich von der Wolle ab und gehen zur Seid« und Kunstseide überk Was geschieht mit den 109 Millionen Schafen in Australien ? Und: Rußland und vor allem Südafrika ziehen heute da» australisch « Schaf auf ihrem eigenen Boden, um eine einheimische Wollwirtschast zu schaffen.- E? wird kein Lohrzehnt vergehen, und Australien muß sein« Schafe ubbauon Di« anderthalb Milliarden Mark, hie Austve- Ken bisher von der Welt für sein« Wolle bezog, sind schon 1920 um einig« hundert Millionen Mark zurückgegangen.