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Der Kampf um die Autorität. ,, Vorwärts" Fälschung als ,, Wissenschaft".

Herr Schacht und die

Das Vorgehen Schachts im Haag hat endlich auch denen Vie Augen geöffnet, die über die große politische Bedeutung der eigenmächtigen Aktionen Schachts bisher hinweggegangen find. Die Einsicht, daß der bisherige Zustand zu einer völligen Verwirrung und Diskreditierung der Reichsgewalt führen

muß, wächst.

Wir lesen in der Germania ":

Die deutschen Delegierten haben den Fehdehandschuh auf.

Gelehrtenfurcht vor der Wahrheit.

Der bekannte Geschichtsschreiber Prof. Dr. Veit Valen-| die schlechtesten Freunde ihres Boltes, auch in Frankreich . Der Ge tin stellt uns die folgende Erklärung zur Verfügung, deren dante, man könne durch diesen Krieg Frankreich so stark und Deutsch­Beröffentlichung ihm von der zunächst dazu berufenen und verpflichteten Zeitschrift Bergangenheit und Gegenwart" ( Herausgeber Prof. Dr. Friz Friedrich) abgelehnt worden ist:

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Der ,, Vorwärts" und das deutsche Kriegsende.

land so schwach machen, daß Frankreich allein gegen Deutschland allein sichere Ueberlegenheit befäße, ist eine Kinderei." und später: Das französische Bolt ist also in genau demselben Maße mie das

deutsche daran interessiert, dem System des machtpoli. tischen Systems ein Ende zu bereiten und das System der Völkersolidarität an seine Stelle zu setzen."

genommen. Es wird erklärt, daß in diesem Kampf einer weichen müsse, Schacht oder die Reichsregierung. Kein Zweifel, daß die Not.lösung nicht von Dauer sein Karl Jacob hat im Heft 9, Jahrgang 1929 S. 545 dieser Zeit­Bom Standpuntte des Sozialismus und der internationalen kann, und daß in der einen oder anderen Form eine Entschei schrift in der Besprechung meines mit Ottfried Neubeder heraus: Idee schrieb also der ,, Vorwärts", der Krieg sei militärisch nicht zu dung fallen muß. Zunächst ist es mehr als zweifelhaft, ob die gegebenen Buches: ,, Die deutschen Farben" auf die Anmerkung 126, gewinnen, um einen militärischen Sieg zu fämpfen sei sinnlos; der amerikanische Finanzwelt sich mit diesem Ausweg einverstanden G. 3 dieses Buches hingewiesen, in der es heißt: Sehr töricht ist Kampf gehe ,, um einen Frieden, der nicht den Keim neuer Kriege erflären wird, der nicht geeignet ist, den deutschen Auslandskredit es, die Farben Schwarzrotgold mit dem Friedensvertrag von Ber in fich trägt". Ausdrücklich heißt es: ehrlos fann fein zu stärken. Ohne die amerikanischen Anleihegebr hängt bekanntlich failles politisch belasten zu wollen, nachdem die militärische Nieder- Frieden uns machen, Sicherheit gibt auch dem Sieger mur der Young Plan in der Luft. lage, die die Ursache dieses Friedens ist, von dem schwarzweißroten ein Frieden, der alle entwaffnet und aus Feinden Freunde macht. Dann aber erscheint es auch, unwahrscheinlich, daß die deutsche Kaisertum erlitten worden ist. Man wundert sich, daß ein Forscher Aber eine Gefahr für ihn ist ein Frieden, in den ein Bolf heimkehrt, Deffentlichkeit einen Zustand weiter ertragen wird, der das Gegen- wie Wen y de solchen handgreiflichen Unsinn mitmacht. Er ver um in der blutigen Geschichte der Vergangenheit zu lesen daß die einanderregieren zweier auton omer Gewalten schmähtes auch nicht; ein immer wiedervorgebrach Besiegten von heute die Sieger von morgen find!" In diesen Säßen in Deutschland verewigt und Deutschlands wirtschaftliches Ansehen in tes, als Fällung nachgewiefenes 3itat aus dem gipfelt der Artikel. der Welt nicht fördern wird. Die Frage wird so oder so entschieden, Borwärts" in ähnlichem Sinne von neuem zu werden müssen, ob die deutsche Mehrheitsregierung permenden." Wengde hat in seinem Buche S. 211 das ,, Bor. oder der bis heute unabsehbare Reichsbantpräsident in wärts" 3itat folgendermaßen gebracht: Deutschland soll- Deutschland politisch den. Ausschlag gibt. das ist unser fester Wille- feine Kriegsflagge für immer streichen, ohne sie das legtemal fieg reich heimgebracht zu haben."

Wir glauben, daß Schacht diesmal den Bogen über spannt hat und daß diesmal nicht er der Sieger sein wird."

In ähnlichem Sinne nehmen Bossische 3eitung" und Berliner Tageblatt" gegen die Dittaturgelüfte des Herrn Schacht Stellung. Das B. T." schreibt:

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Es scheint, daß Herr Schacht durch die unheilvolle Wirkung

seiner kolonialen Seitensprünge in Paris noch nicht furiert worden ist. Er hat anscheinend einen ähnlichen Zwischenfall durch Ueber­griffe in politische Fragen, die ihn nichts angeben, jetzt im Haag zu provozieren versucht. Es muß mit aller Entschiedenheit Einspruch dagegen erhoben werden, daß der Präsident der Deutschen Reichsbank sich wiederum in die deutsche Außen politif einzumischen beginnt, noch dazu mit Forde­rungen, die im jezigen Stadium völlig aussichtslos und anscheinend nur dazu bestimmt sind, ihn als den starken Mann erscheinen zu laffen, der mit der Faust auf den Tisch schlägt."

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Die Vossische Zeitung" bezeichnet die kleinen Besserungs­vorschläge zum Reichsbankstatut, die das Organisations­fomitee ausgearbeitet hat, als völlig unzulänglich.

Restlos begeistert von der Schachtschen Quertreiberei ist die Deutsche Allgemeine Zeitung", deren Charakter als Interessentenorgan hinlänglich bekannt ist. Sie hofft, daß trog des Gegenstoßes der deutschen Delegation die Schachtsche Bombe noch zur Sprengung der Konferenz führen - oder doch wenigstens die Autorität der Reichs regierung schmächen werde. Sie hofft ferner auf weitgehende Solidarität des Finanzkapitals mit Schacht:

Es ist so gut wie ausgefchloffen, daß es gelingen tönnte, eine private beutsche Bantengruppe aufzustellen, die an Stelle der Reichsbant treten fönnte. Dann steht allerdings der Regierung der Rückgriff auf Staatsbanten offen. Aber man muß bezweifeln, ob deren Kräfte ausreichen werden und ob fie als staatsabhängige Inftitute über hinreichende Autorität verfügen, namentlich in den Augen ber Rapi­falisten, welche demnächst deutsche Reparationsbonds zeichnen jollen.

Nachdem die Dinge so weit gebiehen sind wie heute abend, werden allerdings die Gläubiger für Konzessionen mur dann zu haben sein, wenn sie glauben müssen, sich einer Einheitsfront her Regierung mit dem Reichsbanfpräsidenten gegenüber zu wiffen. Davon ist jedoch nach den letzten Borgängen nicht mehr die Rede, und wir müssen daher, troß des sachlich außerordentlich wohlbegrün­deten Protestes Dr. Schachts, mit einem Abschluß der Kon ferenz rechnen, der alles andere als günstig für

Deutschland ist."

Die Presse der Rechten begrüßt natürlich Schacht als Bundesgenossen zu ihrem Kampfe gegen den Young- Blair überhaupt und benugt seine Aktion zu perfilen Angriffen gegen die deutsche Delegation.

Der Zusammenbruch der Beamtenbanken.

Karl Jacob teilt in seiner Besprechung mun mit, Wenzde habe inzwischen nochmals in Berlin die unbedingte Genauigkeit des Zitats aus der Vorwärtsnummer vom 20. Ottober 1918 festgestellt. Bir haben nun gleichfalls den Artikel nochmals eingesehen und

photographieren lassen. Es hat sich ergeben, daß das Zitat Bengdes doch nicht genau richtig ist. Es heißt nämlich: das ist unser fester Wille als Sozialisten". Ich weiß nicht, warum Wengde die gewiß gewichtigen Bekenntnisworte: als Sozialisten" weggelaffen hat. Also schon deshalb bleibt es dabei, daß das Bitat schon rein formal ungenau ist. Aber ich würde deshalb durchaus nicht den Vorwurf der Fälschung erheben.

Die Fälschung, auf die es hier ankommt,

ist nicht formaler, sondern geistiger Natur; sie stammt auch gar nicht von Wentzcke, der das Zitat nur irgendwo her abgeschrieben hat, ohne sich gleich vielen anderen den Artikel selber anzusehen und feinen Sinn zu vergegenwärtigen. Das Zitat ist ein flaffisches Bei spiel für das nur allzu häufige Verfahren, einen einzelnen Satz aus dem Zusammenhang herauszunehmen, ihm einen bestimmten Sinn zu unterstellen und dementsprechend politisch zu vermerten Mit Wissenschaft hat das natürlich nichts zu tun, und gegen die un­wissenschaftliche Manier, die Wengde mitgemacht hat, haben wir uns gewendet und wenden wir uns auch heute. Der Bowärts" Artifel vom 20. Oftober 1918 mar gerichtet gegen jede Art von Gewaltfrieden, gegen jede Art von falschem Ratio nalismus, gegen die Utopie eines reinen Siegerstandpunties. Es heißt 3. B. darin: Die nationalistischen Machtpolitiker sind überall

Bergiftetes Weichselwaffer.

16000 Liter giftiger Gäure verurfachen Lebensgefährdung Warschau , 14. Januar.

Die polnische Morgenpreffe schlägt wegen einer Warschau drohen­den Bergiftungsgefahr Alarm. Es handelt sich darum, daß ein ge­waltiges Reservoir der polnischen chemischen Fabrik Nitrat in der vorigen nacht geplakt ist und 16 000 Cifer einer gifti. gen Säure in den Fluß Czarna ergojien hat. Die Czarna mündet durch die piliza in den Oberlauf der Weiches und trägt den Giftstoff demnach weiter. In den genannten Nebenflüssen find bereits alle Fische getötet worden und werden jetzt an­geblich in Massen von den Uferbewohnern aufgefangen und an Händler verkauft, die sie nach Lodz bringen. Die Sicherheitsbe­hörde habe alle Schritte getan, um die Bevölkerung vor dem Ein­fauf dieser vergifteten Fische und vor der Benuhung des Fluß­waffers zu warnen. Die Fische sollen tonfisziert werden. Wie die Untersuchung ergeben hat, ist das plaken des großen Säure­behälters auf eine verbrecherische Tat zurückzuführen. Man nimmt an, daß es sich um den Racheaft eines enflaffenen Ar­beiters handelt. Da die Warschauer Wafferleitung aus der Weichsel gespeist wird, hat das Innenminifterium der Filtrierstation den Befehl erteilt, den Zufluß sofort abzusperren. Die Wasserleitungen follen einige Tage aus Reservebehältern gespeist werden. Das ver­giftete Weichselwaffer wird nach Meinung der Sachverständigen am Dienstag mittag bei Warichau eintreffen und etwa drei Stunden lang mit einer Geschwindigkeit von einem Meter in der Sefunde abfließen.

14 Sturmopfer in England. Durch einstürzende Mauern getötet.

Eine erregte Gläubigerversammlung. Die Geschädigten aus dem konkurs der Ber. liner Beamtenvereinigung verfammelten sich heute morgen, insbesondere ältere penfloniette Beamte oder ihre An­gehörigen, im großen Raum des Funkhauses am Kaiserdamm. Der Kontursverwalter führte aus, daß die Dentschrift der Ge­schäftsführung, die noch im Jahre 1928 die BBB. als ein sicheres Unternehmen angesprochen hätte, angesprochen hätte, wider Treu und Glauben verstoßen hätte, Schon damals feien anderthalb Millio nen Reichsmart der Behag ausgezahlt gewesen, 600 000 Mart seien in ein anderes Unternehmen gestedt worden. Die eigene Verschul dung sei schon offensichtlich gewesen. Die Buchführung sei bis Mitte 1928 sehr primitiv gewesen, die Schuld der Behag sei ständig an gewachsen, so daß die Unterbilanz auf über Millionen gestiegen wäre. Man müsse die Schuld der Behag heute als bis zu 100 Proj. verloren ansehen. Die Zahlungsunfähigkeit der BBB. sei lediglich auf dasa ußerordentlich fahrlässige Berhalten des Borstandes und das Bersagen der Prüfungsaussüsse zurückzuführen. Eine schonungs­lose Feststellung der Berantwortlichen sei notwendig. Bei den Ber - m Schlafe getötet. Der Sturm wird als der bei versuche gemacht, die kaum auf wirtschaftliche Erwägungen zurüd­geführt werden könnten. Beim Stande der Attiva und Paffiva sei mit einer Befriedigung der Gläubiger bis zu etwa 20 Broz. zu rechnen. Die Kläring verzögere sich weiter durch die Verweigerung der notwendigen Aeneinsicht durch die Behag und die Anzweiflung, daß die BBB. Alleinbesigerin des Attienbestandes der Behag sei. Die Diskussion erschöpfte sich in der Hauptsache in der Behand. lung von Berfonalfragen.

KPD . Agitation in der Marine.

Das Reichswehrministerium teilt uns mit: Bor einem halben Jahr sind fünf Matrosen des Kriegsschiffs Geffen " gefünbigt morden, weil ihnen die Verbreitung von tommunistischen Flugblättern und der Verkehr in tommunistischen Streifen nach gewiesen war. Die Borgänge auf der Emden " find durch tommu nistische Agitation nicht beeinflußt gewesen. Eine Kontrolle der Botale, in denen Matrosen vertehren, ist immer ausgeübt worden. 3m Unterricht wird auf die 3erfegungsmethoden der Kommu iften fünftighin mit großem Nachdruck verwiesen werden.

London , 14. Januar. Die schweren Stürme, die seit gestern über England wüten, haben nach den heute aus verschiedenen Teilen des Landes eingelaufenen Meldungen 14 Todesopfer gefordert. Mehrere Personen wurden durch ein stürzende Gebäude, andere durch herabfallende Dächer oder Wände getötet. Viele der Opfer wurden

weitem schwerste in diesem Winter bezeichnet.

Die Schiffsfatastrophe im Kanal.

Zu dem Unglück, das dem der englischen Marine zu­geteilten Schlepper aing Jennie" zusties, wird weiter mitgeteilt, daß sich das Schiff auf der Fahrt von Portsmouth nach Gibraltar befand, to es der englischen Atlantikflotte als Silfsschiff dienen sollte. Nach den neuesten Meldungen sollen 23 Peripnenèrtrunten jein, 5 tonnten gerettet werden.

Baris, 14 Januar.

Schwere Sturmschäden werden aus ganz Nordfrankreich ge­meldet. Jn zahlreichen Städten wurden Dächer abgedeckt, Bäume entwurzelt, Mauern und Zäune umgeworfen. In Hazebroud brach ein großes Lagergebäude für landwirtschaftliche Maschinen zufammen. Ein im Bau befindliches Haus stürzte unter der Gewalt des Sturmes zusammen. Desgleichen wurde in Armentiers ein Wohnhaus zum Einsturz gebracht worden. Im Flughafen von

Er sagt also genau das Gegenteil von dem, was man durch herausgeriffene Zitate hat beweisen wollen.

Er befämpft den militärischen Siegerstandpunkt auf allen Seiten und verlangt einen Frieden, der diesen Namen verdient. Wer also behauptet, der Borwärts" habe mit diesem Artikel einen Siegfrieden unserer Kriegsgegner gewünscht, macht sich einer intellet. tuellen Fälschung schuldig.

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Prof. Dr. Veit Valentin .

Das also ist der Wortlaut der Erklärung, deren Ver­öffentlichung Herr Prof. Friz Friedrich zunächst zugesagt, dann aber offenbar unter Einwirkung einer dritten Stelle verweigert hat. Die Fälschung, von der hier die Rede ist, wurde gleich nach ihrem Auftauchen aufgedeckt; sie geriet dann so ziemlich in Bergessenheit und war höchstens nur noch ab und zu in Blättern von der Art zu finden, deren Namen man in anständiger Gesellschaft nicht nennt.

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In diesem Stadium bemächtigte sich nun die Wissen­schaft" der Angelegenheit. Eine Berleumdung, die von der deutschnationalen Presse als nicht mehr verwendungsfähig abgelegt worden war, erscheint in einem gelehrten Werke Wenhdes, und in seiner Besprechung in der Zeitschrift Friedrichs als wissenschaftliches Material. Man hat die Dreistigfeit, einen Forscher vom Range Beit Balentins an= zugreifen, meil er die Fälschung eine Fälschung nennt, und verweigert dem Angegriffenen das Recht zur Antwort. Ein solches Verfahren entspricht der durchschnittlichen Unanständigkeit eines nationalistischen Winkelblattes. Bon einer angeblich wissenschaftlichen Zeitschrift" geübt, ist es geradezu bodenlos! Es gibt eben immer noch in Deutschland beamtete Apostel der Wissenschaft, denen es nur auf die Berleumdung der Sozialdemokratie ankommt, nicht aber auf die Erforschung der Wahrheit.

Douai brach ein Flugzeugschuppen zusammen, wobei drei Flugzeuge schwer beschädigt wurden. Ein Bagger des Hafens van Cherbourg ist gesunten. Mehrere Schiffe erlitten Havarien. In Lisieur wurde ebenfalls ein Wohnhaus zum Einsturz gebracht. De Einwohner tonnten sich mit tnapper Not retten. In Dünfirchen find zahlreiche SOS- Rufe von in Seenot befindlichen Dampfern auf­gefangen worden. Der italienische Dampfer Valentino Cota" ist in der Nähe des Feuerschiffes Eigerland" gescheitert und teilt mit, daß er im Sinten begriffen sei. Der letzte aufge= fangene Funtspruch lautete Evviva J'alia". Ferner befindet sich eine ganze Anzahl spanischer, lettischer, italienischer, englischer und holländischer Schiffe in Seenot.

Ein, luftiger" Bürgermeister.

Die Bierreise in der Karfreitagnacht.

Bor dem Erweiterten Schöffengericht Neukölln hatte sich heute der Bürgermeister von Mittenwalde , der 34jährige Kurt Graßnid, wegen einer Anzahl von Bergehen zu verantworten, die ihre Grundlage in einer Reihe mert­würdiger Begebenheiten in dem märkischen Städtchen unter der Amtsführung Graßnids in der Zeit von April bis Sep­tember 1928 gefunden hatten.

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Die Antlage wirft ihm Freiheitsberaubung, Amts­anmaßung, Amtsmißbrauch, Nötigung, Bedrohung, Ueberschreitung der Polizeistunde und Autofahren ohne Führerschein vor, wobei es sich in der Hauptsache um Vorgänge in der Nacht zum Karfreitag 1928 handelt, die das damals gerade neugewählte Stadtoberhaupi zu einer ausgedehnten Nachfeier seiner Antrittsbesuche bei den Behörden benutzt hatte. Graßnid, der im Kriege Fliegeroffizier und später im Freitorps Lettow Vorbed in Nordwest­ deutschland , sowie beim Grenzschutz in Oberschlesien gewesen war, bestritt jegliche strafbare Handlung und behauptete, ein Opfer eines politischen Abwägungsmanövers" geworden zu sein, obgleich er entsprechend seinen Beamtenpflichten teiner politischen Partei an­gehöre, sondern neutral" fei. Inzwischen habe sich aber bereits eine riesige Boltsversammlung" in Mittenwalde zu seinen Gunsten ausgesprochen, eine Bemerkung, die den Vorsitzenden zu dem ver­ständlichen Einwurf veranlaßte, daß man ausgerechnet in Witten walde wohl kaum eine riesige Rundgebung" werde auf die Beine bringen tönnen. Obgleich sich die Bierreise des neuen Bürger­meisters vom Botsamer Platz in Berlin und ein Dorf in der Nähe von Mittenwalde bis in das Städtchen selbst über eine sehr statt­liche Anzahl von Lokalen aller Art erstreckt und nicht weniger als ungefähr acht Stunden gedauert hatte, will Graßn'd feineswegs betrunken, sondern höchstens sehr luftig" gewesen sein, will aber heute infolge vorübergehender Bewußtseinsstörung" teine rechte Erinnerung an die Vorgänge der Karfreitagsnacht mehr haben. Unter allgemeiner Heiterteit schilderten zunächst die beiden Nach te wachter von Mittenwalde , wie ihr Bürgermeister fie um 1 Uhr nachts auf den Marktplah alarmiert, fie mit Bier traftiert und schließlich aufgefordert habe, den gerade ahnungslos und friedlich vorübergehenden Arbeiter Bredered zu verhaften" und zum Boli zeigefängis zu transportieren. Auf dem Wege zum Gefängnis be fann sich Graßnid angesichts der erneuten Borstellungen der beiden Nachtwächter eines befferen und ließ den ganz faffungslosen Arrestanten" wieder laufen.

Ueber den Grad der Betrunkenheit gingen die Aussagen fo wohl der beiden nächtlichen Hüter der Ordnung wie auch der späteren Zeugen auseinander.