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ftuiftion der Panzerflotten mindestens alle fünf Jahre von Grund auf. Kaum ist ein neuerTyp" eingeführt, da ist er auch schon veraltet. Jetzt soll der ostasiatische Krieg eine neue Revolution in den Ansichten bewirkt haben. Der Offiziosus kündet deshalb in wohlwollendstem Tone an: In unserer Marine hat die Ueberzeugung Platz gegriffen, daß dem Panzerschiff von 8« bis höchstens 12 000 Tonnen mit einer starken mittleren Artillerie in jeder Hinsicht die Zukunft gehört. Diese Auffassung stützt ffch aus sorgfältige und verwickelte Untersuchungen. Sie fanden durch die Ersah- rungen im japanisch-chinesischen Kriegs in mancher Richtung ihre Bestätigung. Es kann sich nur darum handeln, an der Hand unserer Flottenliste rechtzeitig für E r s a tz b a u t e n zu sorgen, wobei zugleich der andere Zivcck, Vereinfachung der Typen und Vereinheitlichung der Schlacht- und Kreuzer-Flotte, erreicht werden soll. Hierbei ist die Frage aufgeworfen worden, ob die Ersatzbauten durch jährliche Ratenbewilligungen bewirkt werden sollen oder ob es sich nicht vielleicht empfehle, aus dem Wege einer Anleihe vorzugehen. Wenn man schnell bauen und zugleich eine unter sich möglichst gleiche Klasse von Typen schaffen will, so käme man auf dem Wege einer Anleihe am besten zum Ziel, und die deutschen Privat- und Staals-Werften würden auch die Arbeit eines gleich­zeitigen Auslegens einer ganzen Klasse leisten können. Wir würden deshalb den letzteren Weg für den geeigneteren halten. schon deshalb, weil die Schlachtschiffe aus den sechziger und siebziger Jahren ihre Bestimmung in nicht zu serner Zukunft nicht mehr erfüllen können. Dies sind König Wilhelm(ab- gelaufen 186S), Kaiser (abgelaufen 1874), Deutschland (abgelaufen 1874). Ter Ersatzbau Preußen ist bekanntlich in Angriff ge- »ommen. an der Bewilligung des Ersatzbaues Friedrich der Große kann nicht mehr gezweifelt werden. Da diese beide letzteren außer Belracht bleiben, so ergiebt sich, daß, falls man sich zu einer Marineanleihe entschließt, diese sich für Schlachtschiffe nicht über 00 Millionen belaufen würde. Zufolge eines wohl ziemlich zu- treffenden Ueberschlags würden sich die Forderungen für Panzer- kreuzer nicht über 60 Millionen erheben, die ganze Summe würde sich also auf 150 Milli onen veranschlagen lassen, wobei die 1303/00 bewilligten und für 1896/97 geforderten Kreuzer natürlich außer Ansatz bleibe». Nur 130 Millionen Z Kleinigkeit! Der ist nicht werth, den Namen Deutscher zu tragen, der nicht mit Hurrah für die neuen Panzerschiff-Typen die Mittel bewilligt! Das wird uns dem- nächst in allen möglichen Tonarten von patriotisch dressirten Reptilien bewiesen werden." Zum sächsische» WahlrechtS-Attentat. In letzter Stunde haben die Attentäter, um die öffentliche Meinung zu täuschen, wie den Lesern bekannt ist, eine Scheinkonzesston gemacht, indem sie den Zensus der zweiten Klasse herabsetzten. Damit will man aber blos denen, die nicht alle werden, ein X für ein U vor- machen. In Wirklichkeit bleibt alles wesentlich unverändert. Die Sächsische Arbeiterzeitung" schreibt darüber: Man hat die Mindeststeuergrenze der 2. Wählerklasse von 30 auf 38 M. herabgesetzt. Man will so noch emen Theil der Mittelstands"leute vor der Herabwürdigung in die unterste Klasse der Entrechteten bewahren. Thatsächlich ändert diese Herabsetzung der Sleuergrenze fast nichts an der Gestaltung der Wählerklassen, denn es dürften so wohl nur gegen 2 pCt. der Wähler aus der 3. in die 2. Klasse erhoben werden; ob in der 3. Klasse 32 oder 80 oder73pCt. aller Wähler sich befinden, ist natürlich ganz gleichgiltig. Der gemeine Klassencharakter des künftigen Ge- s e tz e s wird dadurch nicht vermindert, nur die scheinheilige I e s u i t e r e i, die in ihm steckt, ist noch vermehrt. Uebrigens zeigt diese Veränderung in letzter Stunde, daß den Reaktionsparleicn selbst angst vor den Folgen des Gesetzes geworden ist; sonst hätten sie dieseVer- besserung" nicht noch vornehmen brauchen. Darum haben sie schleunigst noch einige tausend Mittelstandsleute, die erst mit zu den Dumme» und Hcrrschaftsunfähigen der 3. Klaffe gehören sollte», für politisch reif und regierungsfähig erklärt. Das alles ist zu abgeschmackt und dumm, als daß es nun noch weiterer Worte verlohnte. Das sächsische Volk wird zur rechten Zeit die rechte Antwort an die Rechts» breche r ergehen lassen! Und das hoffen auch wir. Nein-- wir h o f f e n es nicht, wir wissen es. Der Ernst der Lage fordert gebieterisch das Zusammenstehen und Zusammenwirken aller Genossen. Wer sich nichr auf die Höhe der Aufgabe emporschwingen kann, der störe wenigstens nicht die Einheit der Partei! Angesichts der Thalsache, daß die Landesversammlung zusammen- tritt, lohnt es sich nicht, darum zu streiten, ob es nicht zweckmäßiger gewesen wäre, man hätte die Landes- Versammlung ein paar Tage früher zusammentreten lassen. Noch gegenstandsloser ist der Streit, ob alle sozialdemokratischen Landlagsabgeordneten die Mandatsniederlegung für takrisch nütz- lich oder nothwendig halten, Alle Abgeordneten ohne Ausnahme haben erklärt, dem Beschluß der höchsten Partei- behörde in Sachsen : der Landesversammlung geniäß zu handeln. Hiermit ist jeder berechtigte Streitgrund gefallen. Daß die Frage der Mandatsniederlegung nicht von einem einzelnen Wahlkreis entschieden werden kann, sondern Sache des ganzen Landes ist das werden inzwischen auch die eifrigsten Heißsporne eingesehen haben. Und ob die Entscheidung der Landes- Versammlung 14Tage früher oder später erfolgt, ist in diesem Feldzug gegen die Mahlrechtsnmstürzler, der j ah r e l a ng d au er n wird, vollkommen gleichgiltig. Die 14 Tage sind für die Agi- tation ja nicht verloren. Daß aber die Mandatsniederlegnng als Protest-Aktion einen weit wuchtigeren Eindruck machen muß, wenn sie von der Ver- tretung der Gesammtpartei, einschließlich der Land- tags-Vertretung, als blos von dieser ausgeführt wird, das dächten wir kann keinem ruhig abwägenden Menschen zweifel- Haft sein, zumal im Landtag das Attentat sich ganz ohne dra- malische Schlußszene vollzieht. Vis zur Landesversammlnng mache jeder Genosse sich schlüssig, was im Interesse der Partei zu lhun ist! Ist es vortheilhaster. auch mit dem verschlechterten Wahl- gesctz sich an den Landtagswahlen zu betheiligen und in der Kannner, so lange es irgend geht, weiter zu kämpfen, wie das in einigen Landestheilen, wo auch viele der Genossen in die zweite Klasse gelangen würden, befürwortet wird'{ oder den Umstürzlern die Mandate vor d i e F ü ß e zu w e r f e n, und den Kampf auf ein anderes Gebier hinüber zu spielen, wie wir es befür- worlet haben das haben die sächsischen Genossen jetzt unter sich auszumachen. Im Interesse der Sache warnen wir, in diese Diskussion, die durchaus ruhig gesührl werden muß, nicht zur Sache gehörige Momente zu tragen. Es ist häßlich, um den mildesten Ausdruck zu gebrauchen, den Abgeordneten, die nicht ohne weiteres ihr Mandat niederlegen wollen, einKleben" an den 12 Mark Diäten vorzuwerfen. Das sind Fechterkunststückchen, der Partei unwürdig. Vom Moloch. Ter Fall der österreichischen Husaren ist noch in frischem Gedächtniß eine Anzahl Soldaten, durch die vichhische Rohheit eines Vorgesetzten zur Verzweiflung getrieben, tödteten diesen im Hand- genienge. Zweimal schon hieß es, es seien verschiedene der Meuterer kriegsrechtlich erschossen worden. Die Nachricht ward aber beide Male widerrufen. Jetzt lesen wir in der Wiener Arbeiter-Zeitung ": Lemberg , 6. März.(DaS Urtheil gegen die Przemysler Husaren.) Nun endlich liegt das endgiltige Urtheil gegen die 31 Husaren vor, die ihren Peiniger Wachtmeister Dioszeghi in einem Anfall äußerster Wuth niedersäbelten. Die bestialischen Quälereien und Mißhandlungen trieben die Soldaten zum äußersten. Die Folgen dieser Handlung waren sehr ernste. 31 Husaren wurden vors Kriegsgericht gestellt und 16 von ihnen bei geheimem Verfahren zu schweren Strafen verurtheilt. Einer, der Korporal Boros, wurde zum Tode, drei Husaren zu achtzehn Ja hren, zwei zu se ch ze h n«, ein er zu fünfzehn- und neun zu fünf- bis zwölf- jähriger Festungshaft verurtheilt. Fünfzehn Husaren wurden freigesprochen, ihnen jedoch die nahezu ein Jahr währende Untersuchungshaft als Arreststrafe angerechnet. Der Kaiser hat in letzter Stunde den Korporal Boros zu zwanzigjähriger Festungshaft begnadigt. Das ist entsetzlich! Und der österreichische Kaiser selbst hat es gefühlt, sonst hätte er das Todesurtheil vollstrecken lassen. Aber Begnadigung zu zwanzigjähriger Festungshaft! Und die übrigen zweihundert Jahre Festungshaft, das heißt die Galeeren- strafe zu Land! An ihren Werken sollt Ihr sie er- kennen die Hohepriester des Moloch! Die französische Bndgetkommission hat das Ein- kommensteuer-Gesetz der Regierung mit großer Majorität abgelehnt und das Ministerium aufgefordert, eine neue Gesetzesvorlage einzubringen. Das Ministerium, dessen Präsident Bourgeois auf seiner Reise mit dem Präsidenten erfahren hat, daß seine radikale und energische Politik die Volksmassen für sich hat, wird wohl schwerlich den Herren der Majorität das Feld räumen. Einen neuen Entwurf einzubringen, hat es schon abgelehnt und erklärt, die Ent- scheidung der Kammer zu überlassen. Die Reise des Prä- sidenten Faure in Gesellschaft des Herrn Bourgeois war ein wahrer Triumphzugdesdemokratischen Republikanismus. Aller Pomp und offizielle Apparat war von Faure und Bour- geois beseitig!, jede Polizeibegleitung abgelehnt, dem Volk volle Freiheit gelassen worden. Und beide Männer ver- kehrten mit dem Volk so wie es sich gebührt als Männer, die selber zum Volk gehören. DiePetite Republique" schreibt aus Marseille , wo der Empfang be- sonders enthusiastisch war:Zum ersten Mal hat man be- merkt, daß wir in einer Republik sind". Die Herren Reaktionäre haben Grund, mit der Reise des Präsidenten unzufrieden zu sein. Eine chinesische Insel soll angeblich für Deutsch - land als Hasen erworben worden sein. Wäre das der Fall, so hätte man darin wohl so eine Art Belohnung zu er- blicken, die sich die deutsche Regierung von der chinesischen für die gemeinsam mit Rußland und Frankreich bewirkte Rettung der Halbinsel Liaotong aus den Händen der Japanesen er- wirkt hätte. Dieser Brosamen, der für Deutschland von dem reichbesetzten russischen Tischein Ostasien abgefallen ist, soll die Insel L a p p a in der Bucht von Hongkong , dicht bei der den Portugiesen gehörigen Hafenstadt Macao sein. In einer derVoss. Ztg." aus Macao zugegangenen Mit- theilung heißt es darüber: L a p p a ist eine in der Bucht von Hongkong dem portu- giesischen Hafen Macao vorgelagerte Insel, die durch die ver- einigten Nord- und Westarme des Cantonflusses vom Festlande getrennt wird. Seil einer Reihe von Jahren ist der Hafen von Lappa von der chinesischen Regierung als Zollhafen den fremden Mächten geöffnet worden und besitzt eine chinesische Zoll- und Hafenbehörde. Gleichzeitig treffen auch aus A m o y Privat- briefe ei», denen zufolge die diesem Hafen gegenüber- liegende Insel Quemoy als deutscher Hafen in Aussicht genommen wird. Die erforderlichen Ver- Messungen und Ausnahmen sind von deutschen Seeleuten bereits gemacht worden und die Besitzergreifung soll binnen kurzem er- folgen.... Aber entscheidende Schritte zur Besitzergreifung von Lappa oder Quemoy oder beider Inseln sind bisher noch nicht unternommen worden." Die deutsche Regierung wird jedenfalls nicht umhin können, sich darüber klar auszusprechen, ob die Erwerbung wirklich vor sich gegangen ist. Chronik der Majcstätöbclcidigungcn. Aus Elmshorn wird uns unterm 7. März geschrieben: Wegen Majestätsbeleidi- gung wurde in Elmshorn der Schuhmacher Groth, aus Körlin gebürtig, verhaftet. Tenunzirt war derselbe durch seinen früheren Logisvater, den Schuhmacher Härtung. Auf ein Schreiben, welches an die hiesige Behörde gesandt war und worin behauptet wurde, daß Härtung nebst Frau Kuppelei betreibe, wurden auf Anordnung der Polizeibehörde mehrere früher bei H. in Logis gewesene Arbeiter, darunter Groth, polizeilich vernommen. Auch der der Kuppelei beschuldigte H. wurde selbst vernommen und hat hierbei die Denunziation wegen Mnjestätsbeleidigung gemacht. Die Verhaftung erfolgte sofort. Es scheint hier nur ein Racheakt vorzuliegen, da Groth, ein junger 20jähriger Mensch, am heutigen Tage wieder aus der Hast entlassen wurde. Dieser Fall zeigt wieder einmal, wie man Majestätsbeleidigungs- Prozesse zu machen sucht. »* Das Verfahren wider unseren Redakteur Brau» ist nun eingestellt worden. So nahe es läge, sich nun mit den perfiden Auslassungen einer Reihe gegnerischer Blätter gegen unseren Kollegen zu beschästigen, so verzichten wir darauf, und theilcn blos den unserem Kollegen heute zugestellten Beschluß mit. Er lautet: In der Strafsache wider Braun(J. V D. 202. 98 U. R. I. 92, 96) wird beschlossen: Den Angeschuldigten Redakteur Dr. Adolf Braun hier, bezüglich des demselben zur Last gelegten wissentlichen Meineides, Verbrechen wider§§ 134, 161 Straf- gesetzbuch, außer Verfolgung zu setzen und die Kosten des Ver- fahrens gemäß ß 499 Strafprozeßordnung der Staatskasse auf- zuerlegen. Da die stattgehabte Voruntersuchung keinerlei ausreichende Unterlage für die Annahme ergeben hat, daß der Angeschuldigte wissentlich oder fahrlässigerweise«ine solche Aussage mit einem Eide bekräftigt habe. Berlin , den 4. März 1396. Königliches Landgericht l, Strafkammer 6, gez. Scheuck. Rinne. Ziehm, »» Deutsches Reich . Die konservative Fraktion des Herren- Hauses hat, folgende Resolution beschlossen:Die konservative Fraktion des Herrenhauses bedauert das Scheiden Stöcker's aus der konservativen Partei, tritt aber dem Beschlüsse des Elfer- Ausschusses bei." Reichskommission für Arbeiterstati st ik. Gutem Vernehmen nach ist der»preußische Unterstaatssekrekär Lohmann als Vorsitzender der Kommission für Arbeiterstatistik in Aussicht genommen. Herr Lohmann ist der Verfasser einer im Jahre 1877 erschienenen Znsammenstellung der Arbeiterschutz. Gesetzgebung in den europäischen Staaten. In die Kommission wurde auch der Geheime Ober-Regierungsralh v. Woedlke, der sich durch Kommentare über unsere ArbeiterversicherungS-Gesetze einen Namen gemacht hat, delegirt. Dr. Bödiker ist von seinem Urlaube zurückgekehrt und hat die Leitung des Reichs-Versicherungsamtes wieder über- nommen. Demnach scheint das einstimmige Eintreten der Presse für seine Erhaltung im Dienste der Arbeiterversicherung nicht vergeblich gewesen zu sein. Ein interessantes Telegramm! DieNord- deutsche Volksstimme" schreibt: Am 10. Februar 1896 unterzog der Herr Reichskommissar den Nordd. LloyddampferHavel " in Nordenham einer Besichtigung. Nach der Markirung eines Bootsmanövers an Boot 3 äußerte sich der Herr Reichs- kommissar gegenüber den anwefenden Heizern und Kohlen- ziehern, die Berichte, die von sogenannter authentischer Seite an den Reichstag gelangt wären, seien nun doch nicht wahr- heitsgemäß gewesen, jeder habe sich davon überzeugt, daß Brot sowie auch Wasser in den Böten wäre, außerdem sei alles in bester Ordnung am Schiff gefunden. Eine interessante Illustration zu den Schiffsbesichtigungen giebt nun die folgende Depesche: Havel " 1. Offizier. Nordenham . Telegramm aus Bremen 1896 d. 9. S. um 12 Uhr 48 Minuten. Werde morgenHavel " inspiziren, Bootsmanöver abhalten. Ersuche Bootsrolle bereit halte». Der Reichskommissar." Jeder Kommentar hierzu ist überflüssig! Eine neue Partei. Unter der Aegide des Chef- redakteurs derHamburger Freien Presse" konstituirte sich heute Abend eineHamburger Rechtspartei". Dieselbe solldeino- kratische" Grundsätze verfolgen und will sich speziell mit Ham- burger Angelegenheiten beschästigen. Nach den Reden der in der konstituirenden Versammlung anwesenden Leutchen hofft man der Sozialdemokratie gewaltigen Abbruch zu thun. Eitle Thoren! Leipzig , 9. März.(Privattelegramm desVorwärts".) Das Reichsgericht verurtheilte den Ingenieur Schoren wegen des versuchten Verbrechens des Landesverraths(Verrath militäri- scher Geheimnisse an eine auswärtige Macht) zn sieben Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust mit Polizei-Aufsicht, den Ingenieur Pfeiffer wegen Beihilfe zu zwei Jahren Gefängniß, den Kaufmann R i n g b a u e r wegen Beihilfe zu einem Jahre Gefängniß; die übrigen Ange- klagten wurden freigesprochen. Unsere Chauvinisten finden leider immer chauvi- nistische Rohheiten im Auslände nachnhmenswerth. Für die guten Seiten ausländischer Zustände fehlt ihnen das Verständniß und der Blick. So schreiben dieLeipz. Neuest. Nachr." im Hinblick auf den begeisterten Empfang des Flibustiers Dr. Jameson durch die Kolonial-Chauvinisten in London : In der Solidarität, die das Engländerthnm dem Ausland gegenüber selbst dort bekundet, wo einer seiner Söhne geirrt oder gar gefrevelt hat, in der Anerkennung seiner Motive liegt ebenso etwas Gesundes, wie selbst in der Anmaßung und in dem H o ch m u t h, mit dem der Brite sich im Verkehr mit andern Nationen auszustatten pflegt." An Anmaßung und Hochmuth leiden unsere Musterpatrioten leider bereits mindestens ebenso viel wie die irgend eines andern Landes. Das Ansehen des deutschen Namens leidet darunter bereits zur genüge. Glücklicherweise treten aber die deutschen Arbeiter diesem Treiben mit gebührender Energie entgegen. Sie, nicht aber der schneidige Kolonialfex und seine Bewunderer, sind die wahren Vertreter des Deutschthums. Belgien . Eine Wahlrechtsverschlechterung wird auch in Belgien seitens der Regierung geplant. Durch Zerschlagen der großen städtischen Wahlkreise und raffinirten Wahlkreis- geometrie zu Schaden der Arbeiterbevölkernng und zu Gunsten der Regiernngsanhänger hofft man einen Theil der sozialdemo- kratischen Deputirten aus der Kammer zu verdrängen. Dieser Versuch kann der Regierung und dem Könige recht theuer zu stehen kommen. Spanien . Aus allen Theilen des Landes werden neue Kundgebungen gegen die Vereinigten Staaten gemeldet. China. Chinesische Anleihe. Wie das Wolff'sche Bureau meldet, hat das d e n t s ch- e n g l i s ch e Syndikat, geleitet von derDeutfch-Asiatischen Bank" und derHongkong und Shanghai Banking Corporation", die in letzter Zeit mehrfach er- wähnte chinesische Anleihe abgeschlossen. Die Vvme-guns in der KonfeMions- Indnflvie. Vor dem EinigmrgSamt des Gewerbegerichts wurden gestern wieder eine Anzahl Arbeiterinnen und Zwischenmcister. vernommen. Eine Stepperin auf Hosen bekommt für das Stück. 13, 16, 17 Ve Pf., wozu eine Arbeitszeit von!>/« Stunden er- forderlich ist, sodaß diese Arbeiterin bei täglich 10 bis 11 stündiger Arbeitszeit einen durchschnittlichen Wochenverdienst von 9 M. hat, wovon 1,93 M. Unkosten abgehen. Eine Wittwe, die seit sechs Jahren als Handarbeiterin aus Hosen arbeitet, fertigt in etwa zwölfstündiger Arbeitszeit 8 Hosen ä 12V2, 14, 15 und 16 Pf., wobei sie auf einen Wochcnlohn von 4,80 M., einschließlich 60 Pf. Unkosten kommt. Aehnliche Angaben machen noch mehrere Arbeiterinnen, die alle bei dem Zwischenmeister Nadol beschäftigt sind. Bei dieser Gelegenheit wird festgestellt, daß Herr Nadol, obwohl er von den Konfektionsfirmen die vereinbarten 12 Ve pCt. »schlag erhält, dennoch den Arbeiterinnen nur 1 21/2 Pf. pro tück mehr zahlt, während er nach den angestellten Berechnungen 4 bis 6 Pf. zuzulegen hätte. Den betreffende» Arbeiterinnen wurde der Rath ertheilt, die zu wenig gezahlten Löhne, auf die sie einen rechtlichen Anspruch haben, beim Gewerbegericht einzn- klagen. Ferner wurden snoch einige Zwischenmeister ver» nommen, von denen einer, ein früherer Schlächter, erklärte, daß er nach außerhalb ziehen und dort für Berliner Firmen weiter arbeiten werde, um die getroffenen Vereinbarungen zn umgehen. Herr Gustav Lefevre, Inhaber der in Berlin , Spittel- markt 1 2, bestehenden Damenmäntel-Fabrik, versichert uns wiederholt, daß er den Vereinbarungen sofort zugestimmt. sich also nicht ablehnend verhalten hat. Wir halten unsere ent- gegengesetzle frühere Mittheilung schon berichtigt, wollen aber hiermit noch ausdrücklich erklären, daß wir an der Richtigkeit der Angabe des Herrn Gustav Lefevre nicht zweifeln. In Pforzheim haben die Verhandlungen zwischen den� Unternehmern und der Lohnkommission jetzt zu einer definitiven Einigung auf folgender Grundlage geführt: 1. Einführung von Werkstätten, wo dies nicht sofort möglich ist, wird der Arbeiter vom Platzgcld entlastet. 2. Einführung eines einheitlichen Minimal- Lohntarifs. 3. Lohnerhöhung von 10 30 pCt. 4. Minimal-Wochenlohn für Wochenarbeiter. ,* * Bei der Berliner Gewerkschasts-Kommission gingen für die Konfektionsarbeiter noch folgende Beiträge ein: Durch Frau Zetkin 2. Rate L. 2234 171,58. Lnstige Brüder 1,90. Obere Dreherei von L. Schwartzkopff (Stgmnifghril) 9.23.