Recht auf öffentliche Kritik. Herrn Carows Fahrt ins Glück.
Die Wahrnehmung berechtigter 3ntereffen im Stra gefeß.
F.
Bon Hans Bauer.
Der Strafgefegausschuß beendete die im Unterausschuß parberatenen Bestimmungen über Beleidigung. Im allgemeinen ist es bei den früher mitgeteilten Borschlägen des Regierungs- Heinrich Mann hat sich einmal ein wenig umgesehen im Berentwurfs verblieben. Eine wesentliche Aenderung hat der Ausschuß gnügungs- Berlin , nicht nur in dem Bergnügungs- Berlin , das am in bezug auf die Wahrnehmung berechtigter Inter. Kurfürstendamm und an der Friedrichstraße liegt und beilelbe nicht essen beschlossen. Danach soll wegen übler Nachrede Bestrafung immer ein reines Bergnügen bedeutet, sondern in dem, das um den nicht eintreten, wenn der Täter zur Wahrnehmung eines berech Alexanderplatz herum sich befindet und er hat eine Entdeckung tigten öffentlichen oder ihn nahe angehenden gemacht und durch Rundfunk Kunde von ihr gegeben. Seine Ent privaten Interesses handelt und er sich erweislich in entdeckung heißt Caroms Bachbühne", und seitdem Heinrich Mann fchuldbarem guten Glauben an die Wahrheit der Aeuße entdeckt hat, entdecken die Entdeckerepigonen der besseren Biertel alle rung befunden hat. Außerdem schlägt der Ausschuß vor, die Regie Tage aufs neue das Wundertingeltangel. Bor dem Theater, an rung zu ersuchen, in das Einführungsgefeß Bestimmungen über ein deffen aus einem Tisch und einem Teller bestehender Kaffe bis vor Tatsachen Feststellungsverfahren aufzunehmen. furzem nur einfache Leute ihre 60 Pfennig Eintritt abluden, halten neuerdings lange Autofetten, und sogar Herr Röchting hat sich dieser Tage in den Keller gewagt und, zusammen mit sechs anteren Herren, eine Flasche Wein tonsumiert. Die Invasion des Westens und bes Südens in diefes nördliche Lotal ist in pollem Gange. Am repolutionierendsten hat Manns Entdeckung aber auf das Schidial bes Herrn Carom persönlich gemirft: er hat ein Engagement an die Scala bekommen und wird nach den Angaben, die er barüber macht, eine Monatsgage von 46 000 Mart beziehen, also in die Reihe der Grogt und Rastelli rücken.
Nach Entgegennahme der von den Abgeordneten Bell( 3.) und Emminger erstatteten Berichts des Unterausschusses führte Abgeord neter Dr. Rosenfeld( So.) aus, daß seine Freunde sich im all. gemeinen auf den Boden der Beschlüsse des Unterausschusses ftellen würden. Diese Beschlüsse enthielten in bezug auf die straflose Wahrnehmung berechtigter Interessen insofern eine Berbesserung des Regierungsentwurfs, als dieser die Straffreiheit davon abhängig machte, daß bas von dem Täter wahrgenommene Interesse bas ver legte Interelle des Beteiligten überwiege. Diese Formulierung würde zu einer Willtür in der Rechtsprechung geführt haben und wäre so unannehmbar gewesen. Fraglich sei allerdings, ob die neue vorgeschlagene Formulierung eine hinreichende Berüd. sichtigung des Rechts der Preffe auf öffentliche Kritik zuläßt Die Sozialdemokratie würde sich unter allen Um ständen einer Einschränkung der Pressefreiheit widersezen und sie wünschen daher, daß bei Wahrnehmung eines bered tigten Interesses Straffreiheit nicht erst eintrete, wenn der Täter fich erweislich in einem entschuldbaren guten Glauben an die Wahrheit seiner Aeußerung befunden habe, sondern schon dann, wenn die Umstände eine solche Annahme recht fertigten.
Die Vertreter der Bayerischen Volkspartei , der Deutschnationalen und des 3entrums wandten sich gegen die Anregungen der sozialdemokratischen Frattion.
Ministerialdirektor Schäfer führte gegenüber einem deutschnationalen Berschlechterungsantrag aus, daß im heutigen Staat grundsäglich jedermann öffentliches Interesse wahrnehmen könne. Nur bei Leichtfertigkeit des Täters dürfe Bestrafung eintreten. Wenn der Richter zu der Ueberzeugung gelange, daß der Täter nicht leichtfertig gehandelt habe, müsse Freisprechung erfolgen. Die sozialdemotratife Anregung würbe bis zur 2. Lesung geprüft werden.
Daraufhin 30g Abg. Dr. Rosenfeld den von der sozial demokratischen Frattion gestellten Abänderungsantrag zurüd und es wurden die Beleidigungsparagraphen des Strafgefeßeniwurfs ent sprechend den Vorschlägen des Unterausschusses abgeändert.
Der Ausschuß beriet dann noch die Bestimmungen über die Berlegung des Briefgeheimnisses und über den Ber ratoon Briefgeheimniffen.(§ 324 bis 325.)
Abg. Rosenfeld beantragte die für die Verlegung des Briefgeheimnisses vorgesehene Gefängnisstrafe bis zu 6 Monaten ent sprechend dem geltenden Gesetz auf 3 Monate herabzusehen. Der An. trag wurde mit 13 gegen 12 Stimmen abgelehnt, da der eine Demo frat( Ehlermann) sich der Abstimmung enthielt und ber ameite Demo trai fehlte.
§ 824 und 325 wurden mit unwesentlichen Abänderungen nach dem Regierungsentwurf angenommen.
Stadtverordnete wählen. Erledigung der Staatsrats: und Stadtratswahlen.
Die am Donnerstag ftattfindende Sigung der Stadtverordneten versammlung beginnt um 16% Uhr. Zu Beginn wird man fich mit einer Beschwerde der Nationalsozialisten beschäftigen müssen. Die Couleurbrüder der Kommunisten, die jede Gelegenheit dazu benußen, ihre Erifteng burch Beteiligung an den Rabauszenen nach zumeisen, wenden sich wegen eines völlig berechtigt erteilten Ord nungsrufes gegen den Stadtverordnetenvorsteher.
Die Tagesordnung sieht als Hauptpunkt die Erledigung der Wahlen für den Staatsrat und der Stadtratswahlen vor. Die fozialbemotratische Frattion schlägt als Vertreter für den Staatsrat den Stadtverordne envarsteher aß und ihren Borsigen den Erich Flatau vor. Die Wahl der Stadträte dürfte längere Zeit in Anspruch nehmen. Der Nachtragshaushalt, der befannilidh Dom Magistrat als Dringlichkeitsvorlage eingebracht worden ist, wird ohne besondere Debatte an den Haushaltsausschus überwiesen werden. Wenn die Kommunisten nicht wieder lede fachliche Arbeit erschweren oder gar unmöglich machen werden, dürfte zum Schluß die Debatte über die Erwerbslosenanträge fortgesetzt werden. Als Bertreter für den Bezirksparteitag der Berliner Sozialdemokratie, der bekanntlich am 26. Januar stattfindet, belegierte die Fraktion den Stadtverordnetenvorsteher Haß, Stadtfynditus Lange und Stadtverordneten Schäfer.
Politische Prozesse im Januar. Der Groß- Prozeß vor dem Reichsgericht.- Polizeipräfident Börsiebel gegen die, Rote Fabne".- Der neue Jörns- Prozeß Eine Hochflut politischer Prozesse wird der Monat Januar bringen. Am 23. Januar wird sich der 2 Straffenat des Reichsgerichts mit dem Prozeß gegen den Berliner Zeichner George Groß und feinen Berleger Wienand Herzfelde beschäftigen müssen, die wegen Gotteslästerung angeklagt sind. In erster Instanz waren ble beiden Angellagien au je 2 Monaten Gefängnis, umgewandelt in je 2000 Mart Geldstrafe verurteilt worden. Die zweite 3nstang, die Siegert- Straffammer des Bandgerichts III, brachte den befannten fenfationellen Freispruch. Die Staatsanwaltschaft III meldete daraufhin Revisien an.
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Eine etwas wunderliche Sache, faft ein Märchen, und man muß sich ja wohl zunächst darüber freuen, daß das Wort eines Dichters nicht immer vermögen Dichterworte machtvoll in die Welt der Realitäten einzugreifen in diesem Falle wirkungsträftig und echobegleitet gewesen ist.
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Aber der jähe Aufstieg Caroms hat eine Rehrseite. Da haben also bis zur Entdeckung des Komiters durch Heinrich Mann Abend für Abend schlichte Leute in der Sachbühne geseffen, fleine Angestellte mit ihren Freundinnen, Arbeitsmänner mit ihren Frauen. Für die Kabaretts und Varietés mit den großen Attraktionen, in denen die Pläge bis zu 15 Mark fosten und für die man sich auch extra in Toilette werfen möchte, hat es nicht gelangt bei ihnen. Die Lachbühne war billig. Für die Bachbühne bedurfte es nicht. umständlicher Vorbereitung. Zunächst sah man Redturner, Dresseure, Tanzmädchen, hörte einen Komifer, eine Sängerin, alles recht durch Schnittlich, recht unbesonders. Zum Schluß wurde eine Burteste geipielt. Sie war einfältig, und die Menschen in ihr redeten ein schauderhaft papierenes Tingeltangeldeutsch: Deinen Bater vom Lafter des Müßiggangs fernzuhalten, reichte die Energie der Mutter nicht aus...", wodurch es mir gelang, den zu Ausschweifungen Reigenden zu bewegen, einem Mäßigkeitsverein beizutreten...". Seit dem Heimgang der Hingefchiedenen hat sie Mutterſtelle an Aber man fümmerte sich wenig um diese Menschen und um das, was sie sagten: im Mittelpunkt des Ults stand ein Spaßmacher, der sich satanisch auf das Rißgeln der Lachnerven verstand. Er wußte um die hohe Kunst, den Dummen und den Gescheiten, den Schlichten und den Anspruchsvollen gleichermaßen zu genügen. Er trieb furiosen Feez, aber den Feez mit der Rücktrittbremse,
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mir vertreten
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Die Zukunft der Nationalgalerie.|
Der Amtliche Preußtsche, Breffebienst verbreitet folgende Mit teilung: ,, leber die Stellung und Zukunft der Nationalgalerie" find fin der Breffe der letz'en Tage mehrfach Artitel erichienen. Dabei wurde unter anderen Fragen auch die einer Wiedervereinigung der Nationalgalerie mit der Generalverwaltung der Staatlichen Museen erörtert. Diefe Gerüchte entbehren jeder tatsächlichen Grundlage. In dem für die Kunstangelegenheiten zuständigen Preußischen mi nifterium für Wissenschaft, Kunst und Boltsbildung sind diese Fragen überhaupt nicht zur Sprache gekommen."
Wie eine Korrespondenz erfährt, geht die Anregung zu dem Borsdag nicht pon der Generalverwaltung aus, vielmehr ist sie gefallen im Zusammenhang mit Sparmaßnahmen, die im Finanz ministerium bei der Durchprüfung des Etats in Erwägung gezogen wurden, Wenn tatsächlich verwaltungstechnisch eine größere Er ( parung zu erzielen wäre, fo tönnten von der Generalverwaltung teine Einwände erhoben werden, um so mehr wenn die Selbständig. teit der fünstlerischen Leitung nicht davon berührt wird.
Ganz so, wie das amiliche Dementi bie Sachlage barstellt, scheint fie doch nicht zu liegen. Die Breffe tat gut baran, rechtzeitig auf dem Posten zu sein.
Bekämpfung der Krebskrankheit.
Im Reichsminifterium des Innern hat unter Borsitz des Ministerialbirettors Dammann eine Beratung über die Organisation der Krebsbekämpfung stattgefunden. Das Hauptreferat murde von dem Krebsforscher Professor Blumenthal erstattet. Aus äußeren Gründen wurden zunächst nur die Groß- Berliner Berhältnisse erörtert, wobei von allen beteiligten Stellen der Wille zu gemein samer Arbeit zum Ausbruck tam. Die vom Deutschen Zentraltomitee zur Erforschung und Bekämpfung der Krebstrankheit und vom Reichsministerium des Innern ausgegangene Gründung eines Reichsausschuffes für Krebsbekämpfung, der die zur Zeit im Vordergrund stehenden organisatorischen Fragen zu bearbeiten haben mird, wurde allseitig begrüßt, so daß bald mit der fein wird. Die Förderung der wissenschaftlichen Seite des Krebs Aufnahme der praktischen Arbeiten dieses Ausschusses zu rechnen problems wird nach wie vor Hauptaufgabe des Deutschen Zentralfomitees bilden.
Graf Seebach gestorben. In Dresden ist am Dienstag der frühere Generalintendant der fächsischen Hoftheater Graf Seebach im Alter van 75 Jahren gestorben. Erft Stubent, dann Dffizier, über nahm er 1894 die Leitung der Dresdener Hofbühnen Im Gegen satz zu den preußischen Intendanten, die Wilhelms Stabträger und Repräsentationsfunktionäre waren, hatte er wirklich ein Berhältnis zur Kunst. Besonders die Dresdener Oper nahm einen hohen AufSchwung. Namentlich Richard Strauß murde lebhaft gefördert. Unter Seebachs Leitung mit Sdyuch als Dirigenten erlebte Dresden die Uraufführung der Feuersbrunft", der Salome "" Elettra", des Im Schauspielhaus erhielten die Nachtlaffiter Rosenlavaller". teist, Hebbel besondere Pflege. Seebach brachte 70 Uraufführungen junger Autoren heraus. Nach der Revolution 1919 legte er fein
Am 25. Januar wird das Schöffengericht Berlin- Mitte unter Borsiz von Landgerichtsdirektor Rücker sich mit dem Beleidigungsprozeß bes Berliner Bolizeipräsidenten 85rgiebel gegen bie Rote Fahne" beschäftigen, die 3örgiebel als Mallenmörder bemi nieder. zeichnet hatte.
Am 27. Januar beginnt die Berufungsverhandlung im Prozeß des Reichsgerichtsrats 35rns gegen den Rebatteur bes Montag Morgen", Bornstein. Für die Berhandlung sind mehrere Tage an beraumt morban.
Die ungarischen Juben im Oberhaus. Bei der unter großer Beteiligung vorgenommenen Wahl der ungarischen orthodoxen Jubenschaft für ihre Vertretung um ungarischen Oberhause errang der Budapester Banfier Adolf Frankl , der erst fürzlich zum Rabbiner Der Budapester Gemeinde gewählt worden war, bie Mehrheit
Profeffor Kaminfti Nachfolger Pfihners Wie der Amtliche Breußische Bressedienst mittetit. it für den am 1. September p. 3. aus dem preußischen Staatsblenft ausgefchiedenen Brof. Hans figner vom Minifter für Biffenfchaft, Kunst und Boltsbildung figner som Minister für Wissenschaft, Kunst und Boltsbildung pom 1. Januar d. 3. ab Prof. Heinrich a minit zum Verwalter einer Meisterschule für musttalische Kompostrian berujen morden. Brof. Staminiti tritt zugleich in den Senatder tabemie der Künste ein.
Als nächle Studioaufführung der Voltsbühne geht am Sonntag. bem 19. porm. 13, Uhr, das Saulpiel Amneftie" von Starl Maria Findelnburg in Szene Regie: Günther Start Bühnenbild: Nina Bahumbet.
den Feez, der plötzlich einhält und besinnlich wird und ebenso plötzlich wieder in einem übersteigerten Feez sich überpurzelt, den Feez, der handfest, grob, brutal, manchmal sogar ordinär ift, aber auf den Höhepuntten pianissimo werden kann; nicht in einem äußerlichen, stimmlichen, sondern in einem sehr tiefen seelischen Sinn. Carom ist gut. Heinrich Mann hat ihn nicht umsonst gepriesen. Carow ist ausgezeichnet. Aber das ist eben das Traurige, daß, weil er jo aus. gezeichnet ist und weil er den einen Angestellten und Arbeitsleuten, die die Lachbühne zu besuchen pflegten, so gut gefiel, er nun ihrem Blidkreis entschwinden wird. Das Berlin des Zentrums und des Westens wird ihn ufurpieren, später wird er in fremden Städten Gastspiele abfolvleren. Dem Berlin um den Alexanderplatz herum wird Carom für immer genommen werben. Er ist für die kleinen Leute zu gut geworden. Sie haben feinen Anspruch mehr auf ihn. Minderwertiger Erfag wird an seine Stelle treten Es wird noch gelacht werden in Carows Bachbühne, die nur noch den Namen von Carom tragen wird, aber nicht mehr so befreit, so erlöst.
Um es recht genau zu sagen: die Leute, die bis zu 15 Marf für den Blag anlegen fönnen, werden an Carom nicht ganz so viel gewinnen, wie die Beute, die mir 60 Pfennig übrig haben, an ihm verlieren. Für jene wird er eine Rosine mehr bedeuten, für diese umerseglich sein. Augenblicklich wird Carom nach Strich und Faden interviewt und von zuweilen sehr aufdringlichen Photographen von hinten, von vorn, mit und ohne Maske gefnipft, daß abends in ber Garderobe die Sicherungen nur so durchbrennen, aber das bedeutet noch nicht, daß die Entbederfreude nicht bier und da ein wenig über die Ufer brandete, nochmals: Carom ist töftlich, indessen, es gibt verschiedene Grabe der Köstlichkeit. Ein Chaplin, ein Ballenberg ( den er zuweilen zu fopieren unternimmt) ist Carow immerhin nicht, auch noch nicht ganz ein Valentin oder ein Grogf. Es scheint nicht einmal ausgeschlossen, daß ein dem mütterlichen Nährboden des Boltsbetriebes und der tabakdurchräucherten Atmosphäre entrissenec Carom im orellen Rampenlicht der Etablissements nicht das hält, was sich seine Direktoren von ihm versprechen. Es kommt hinzu, daß Carom, dem der Aufstieg auf der sozialen Stufenleiter gewiß viel Freude bereitet. auf diesen Aufstieg nicht gerade angewiesen ist. Wie er selbst sagt, ist es ihm, dem Chef in der Lachbühne, noch niemals schlecht gegangen. und schon in den Borkriegszeiten bezog er Tagesgagen bis zu 85 Mart.
Ein Dichter hat einem Bolfsfofal eine Stipppisite abgestattet und mit schöner Begeisterungsfähigkeit einen dem repräsentativen Berlin unbekannten Namen ins Licht gehoben. Seine Entdeckung wird von den fleinen Leuten um den Alexanderplat herum mit ber Entdeckung bezahlt werden müssen, daß einer ihrer Freudenbringer, iemand, der sich wie so leicht fein anderer auf die Aufheiterung ihrer Mienen verstand, nicht mehr länger für sie vorhanden sein wird. Hätten Sie Ihr Geheimnis lieber im Busen bewahrt, Heinrich Mann !
„ Das Donfofafenlied."
Mozart- Saal.
Buerft singt der Dontofatenchor das Bieb der Dontofoten Die Biebergabe auf dem Tonfilmstreifen zeugt non technischer Ueberlegenheit. Die Stimmencharattere heben sich scharf umriffen ponab und einander ab und verlieren wenig von ihrem spezifischen Klang. Im Hauptteil des Films liegt noch eine Tonszene. Eine Räuberbande feiert ein Bacchanal. Auch hier tommt das mufitalische Moment gut zur Geltung. Die Szene läuft in einem faszinierenden Tempo ab und wird in ihrer Wirtung durch eine prachtvolle Bildmontage und Ueberblendung unterstügt. Sonst ist der Film stumm. Nur die Musit wird synchronisiert.
Den Inhalt bildet das Donkosatenlied. Es muß ein Lied sein in der Art der deutschen Räuberbraut" oder In des Waldes
tiefsten Grünben", eine handfeste Schauerballabe. Ein edler Fürst
wird durch den Bankerott seines Vaters zum Räuber, entführt die
Braut, erschießt ihren Vormund, tommt ins Gefängnis, entflieht
und macht sich zu einem Karl Moor der russischen Wälder. Schwarz, weißzeichnung wie in jeder naiven Bollsdichtung, sehr viel Edelmut, Tapferteit und blaublümchenhafte Sentimentalität sind die notwendigen Requifiten.
Auf Naivität muß auch eine Berfilmung ftilistet werden. Dies übersieht der Regisseur Georg Asagaroff , der einen Film mit gefellschaftlichen Hintergründen herstellt. Er zieht ihn auf, als ob es sich um irgendein gegenwärtiges Thema handelt, er gibt gut gejehene Details und versucht sogar eine psychologische Ausdeutung. Dadurch werben einige Szenen fächerlich, die in einem anderen Rahmen bestehen würden. Die Regie muß solche Stoffe großflächiger gestalten, fie muß fie einerseits pathetischer und romanti scher und andererseits grotester geben, sie muß unter allen Um tänden den Ton der Ballade treffen.
Von den Darstellern würden sich Kampers und Kowal Samborsti für diese lebung eignen. Schlettom spielt fehr edel, und Lien Dyers ist als Räuberbraut bas zarte, harfefpielenbe kind mit den Rehaugen, die ein fpezielles Liebesobjekt maschechter Räuber sein sollen.
F. Sch.
im Winterprogramm des Instituts für Meerestunbe er Bom Einbaum und Floß zum Schiff. Die zweite Bortragsfolge öffnete Profeffor Bend, der in feinem Bortrag bie Entwicklung vom Einbaum und Floß zum Schiff behandelte. Der Bortragende zeigte an Modellen und Lichtbildern zunächst die prähistorischen Schiffsformen, von denen der Einbaum, ein bei zahlreichen Natur. pöltern verwendeter ausgehöhlter Baumftamm, als Grundform des Blankenbootes anzusehen ist. Die verschiedenen Erdteile und Bölfer gaben den Schwimmtörpern eigene Formen, von denen noch in der Jestzeit die Flöße allgemein Bermenbung finden. Neben anderen ursprünglichen Schiffebauten haben sich bis heute noch die chinefi schen Dichunten und bei den Polarvöltern das Rajat erhalten. Das 3wedmäßige diefer ursprünglichen Schiffsform wurde weiter ent midelt und bildet die Grundlage des modernen Schiffbaues. Eine ber bedeutendsten Entmidfungsstufen im Schiffbau war die Schaffung des Hedsteuers, bas in der Handhabe des Steuerrubers eine grund legende Verbesserung bebeutete.
Weber drei Millionen Rundfunfhörer. Laut Mitteilung der Reichsrund funtgesellschaft bat bie Rundfunfteilnehmerzahl die britte i on nunmehr überschritten: fie betrug am 1. Januar 3 666 682. Am 1. Dtober 19.9 fanb bie leste Zählung ftatt, gegen bie die neue Bahl eine Zunahme von 7, Broz bedeutet. Das ist ein ansehnlicher Zuwachs, mit bemt man nach is langem Befteben des Stundfunts und nach ber Stagnation, bie fich im legten Nahr weifellos bemerkbar machte und bie zum 1. Dllober intirelt jogar einen Rüdgang aufmies, nicht gerechnet hatte.
Die Boltsbühne für die jungen Dichter. Die Boltsbühne Eifenac wird von dem unlängft gegründeten Studio des Gothaer Landestheaters, dem Elhof Trupp, eine Steibe von Borstellungen übernehmen, in denen nun junge Dichter au Gehör fommen sollen. An Aufführungen find neben Stemmle 30( 02 will arbeiten vorgefeben: Die Streatur von Brudne G. D. S. bon Brust unb Anna Sent bon Rari.