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Gchachi und Offafrika. Regierungsfeindliche Propaganda im Rahmen offizieller Vorttä.e� Selt einigen Iahren werden im Seminar für orientalisch« Sprachen in Berlin   koloniale Vorträge unentgcUich ab­gehalten, zu welchen das Auswärtige Amt einlädt. Auf aus- drücklichen Wunsch des Auswärtigen Amtes   wird das Vorlesungs­verzeichnis auch in den Gsfchäftsbeieichen der Reichs- und Staats- behörden in Umlauf gesetzt und am Schwarzen Brett ausgehängt. Für den gestrigen Abend war ein Lichtbildervortrag angezeigt von Hauptmann a. D. Paul Leutwein über das Thema:Im Baime Ostafrikas  .' Die Dsrtrogsdauer sollte laut Ankündigung zwei Stunden umfassen. Etwa ein Viertel nach 8 Uhr erschien«in Herr, wohl der angekündigte Redner. Er be- gönn seinen Vortrag über Ostasrita mit einem Hinweis auf die letzten Vorgänge im Haag, wobei er etwa sagte, die Reich». regierung habe sich bei diesen Verhandlungen ganz unv«r» stündlich benommen: es sei selbstoerstäudliche Pflicht jedes Deut- scheu, sich hinter Schacht zu stellen. Herr Schacht habe sein koloniales Interesse ia bereits in Paris   bekundet: insofern könne er auch Im Rohmen des angekündigten Vortrags auf die Persönlich- keit des Herrn Schacht eingehen. Er wolle jedoch gar nicht über Ostafrika   sprechen: vielmehr laute das Thema für den heut'gen Abend:Quer durch Afrika  .' Der Vortragende illustrierte seine oberflächlichen Ausführungen über Afrika   durch einige dürftig« Lichtbilder, worunter sich auch nicht cineinziges Bild aus dem früheren Dsutsch-Ostafrika   befand. Am Schlüsse seines Vortrages, der im ganzen etwa 45 Minuten statt der angekündigten zwei Stunden dauert«, kam der Redner nochmals auf sein Ausgangsthema zurück, indem er«- klärte: E» habe kaum einen Zweck, bei der Politik, die im Haag gemacht worden sei, über koloniale Fragen zu sprechen. Wo- die Vertreter der Reichsregierung eigentlich im Haag gewollt hätten, sei ganz unverständlich. Schärfste Gegner des Herrn Schacht, der natürlich allein recht habe mit seinem Standpunkt, seien die So- zialdemokratem Während man in anderen Staaten, so in England, so in Frankreich   und Belgien  , nationale Sozial- demokraten habe, denen ihr Vaterland im Lordergrunde stehe, hätten die Sozialdemolraten in Deutschland   verschwommene inter  - nationale Ideen. Das deutsche Daterland spiele für sie keine Rolle. Die zum Teil verblüssten Hörer dieses Vortrages, die ansang- lich mit Recht glaubten, sie hätten sich in einen falschen Saal ver- irrt, waren am Ende doch bewegt von der Frage, wie«s möglich sei, daß im Rahmen einer Vortragsreihe, die vom Au». wärtigen Amt in den staatlichen Räumen der Universität und auf Kosten der Steuerzahler veranstaltet wird, eine solche Rede gehalten werden konnte. Was sagt da» Auswärtige Amt. was sagt der preußische Kultus- minister zu diesem Vorfall, besonders da dieser Redner noch mit weiteren Vorträgen im Vorlesungsverzeichnis des Auswärtigen Amtes vertreten ist? Die öeuisch-polttische» Besprechungen. Günstiges Ergebnis. Genf  . 16. Januar.(Eigenbericht.) Di« deutsch  -polnischen Besprechungen in Genf  konnten am Donnerstag mit einem günstigen Ergebnis ab- geschlossen wevden. Es ist in den Besprechungen über den Handels- vertrag gelungen, den toten Punkt zu überwinden, so daß die L«r- treter Deutschlands   und Polens   ihren Regierungen empfohlen haben. die offiziell«» Verhandlungen in Warschau   Anfangs nächster Woche wieder auszunehmen. Man holst sie dann m wenigen Wachen zu einem endgültigen, für beide Teil« günstigen Abschluß bringen zu können. Deutschland   hat, wie verlautet, die Sicherheit erhalten, daß es bei dem bisherigen polnischen Schweinekont'ngens vpn 260 000 D op pelz« ntnern bleibt und die polnischen Schwein« nicht die Absatzmärkte der östlichen deutschen   Landwirtschaft belasten werden, während Polen   die Sicherheit gegeben wurde, daß die Ein- fuhr dies« Kontingents nicht durch eventuelle verwoltungstechnische Maßnahmen behindert werde. Bei den Besprechungen über das Liqutdations» abkommen gelang«», Punkte, die zu Mißverständnissen Anlaß geben tonnten oder verschieden« Auslegungen zuließen, genauer zu umschreiben. Reue Zugeständnisie zu Ungunsten der deutschen   Minder- helt in Polen   wurden nicht gemacht. Luch in dieser Frag« hofft man die endgültig« Bereinigung in den nächsten Wochen in Warschau   vor» nehmen zu können. Rückzug Seipels. Keine Ständekammer. Wien  , 16. Zanuor.(Eigenbericht.) Au»«ine« Kommunique der christlith-sozlalen Relchsparlei- leitunz, dl« sich mit de« Vorschlägen Seipel» über die Schaffung einer Sländeverfasiung beschästigi«, geht hervor, daß Seipel einen vollständigen Rückzug angrlreken Hot. Er sucht ihn damit zu bemänteln, daß er falsch verstoudeu worden sei. Plötzlich soll die von ihm gewünscht« lvirtschastskammer««der vudgetrechl noch Slruergesehgebung mehr erhalte«. Außerdem soll sie la die vom Rationalrat beschlossenen Gesetze nicht hineinreden können. Dagegen sollen die Gesetz«, die von der wirlschoslekammer beschlossen werden, vom Rationalrat geändert werde« können. vi« Leitung der chrlslllch.sozialeu Partei beschloß, ein« Kam- Mission au» Vertretern der Länder und den der christlich- sozialen Partei nahestehenden Wirtschaslsorganisationen elozusrhrn, die einen entsprechencn Geseßenlmnrs aus Bildung der wirtschostskammer au». arbeiten soll. Chlistlichsoziales Fiasko in Steiermark  . Wien  , 16. Januar. Die neugewähll« Kammer für Land- und Forstwirtschaft in Steiermark   trat schon zum drittenmal zur Präsidentenwahl zu- lammen. Di« zwei sozialdemokratischen Mitglieder hatten für einen LandbunAer als Präsidenten gestimmt. Der Redner des katholischen Bauernbhndes erklärt, daß die 15 Mitglieder dieser Gruppe sich nicht weiter an der Wahl beteiligen, da durch das Zusammengehen de» Landbundes mit den Sozialdemokraten die Stellung und die Würde des künftigen Präsidenten schwer beeinträchtigt werde: die 15 verließen daraus die Bersanunlung. Hierauf wurde der Land- bünller. WzekaKzler a.D. Hartleb zum Kammerpräsidenten gewählt. 3000 koreanische Studenten veranstalteten vor dem Palost des japanischen Generalgouverneurs ist Söul eine Kundgebung und forderten die sofortig« Freilassung ihrer wegen nationaler Propa- ganiha verhasteten Kameraden. Die»apanische Polizei schlug mit Gummiknüppeln drei« und oerhastete 400 Studenten..____
Er möchte gern...
«Scha t«>«« die deutsche Delegation darauf hin, daß auch dt« periöultch« Lerpfllchw'g de» ReichebankprSsi. e, tcn zur?c- teiligung an der Reparatümebank im Gesetz verankert werden müff».
»Darf ich die Herren untertänigst bitten, nunmehr noch mich persönlich in landesüblicher Weife zu vergewaltigen.'' Los von Holland  ! Ei« sozialistisches Ltnabhängigkeiisprogramm für Indonesien  .
Genosse Wilhelm vltlmana, der im Auftrag des sozialdemokrolische» Parteioorstandes dem.Kolonial. kongreß" der holländischen sozialdemokratischen Arbeiter- partcl in Utrecht   am 11.»ad 12. Januar beiwohnte. schreibt uns: Em Goldstrom von rund 600 Millionen Gulden fließt alljährlich aus Indonesien  , dem ostindischen Kolonialbesitz, ins holländische Mutterland". Das ganze Iohresbudget des holländischen Staates ist nicht größer. Fünfzig Millionen Indonesier erarbeiten diesen Betrag Jahr um Jahr für tne kapitalistische Oberschicht der sieben. einhalb Millionen Holländer. Krasser tritt der Ausbeutungscharatler der kapitalistischen   K o l o n ia l p o l i t i k nirgends zmoge. Schon dalli nach dein ersten Eindringen der Sozialdemokratie in die holländisch« Kammer nahm sie dort unter Führung van Kools Segen diese? Raubsystem den rückstchteloseste» Kampf aus. Das irmachen der Kolonialvötker. mächtig gefördert durch den Weltkrieg. hat pa» indonesische Problem in neuer Gestalt vor der Partei auf- gerolst. Bisher war die Kolonialpokitik der holländisch«« Partei aus­schließlich ethisch orientiert. Sie focht für Menschlichkeit innerhalb de» Systems der kapitalistischen   Kolonialpolitik, die Frage der staat  - lichen Freiheit und Unabhängigkeit Indonesiens   blieb dabei un- berührt. Dieser Standpunkt Ist überholt. Wie China   und Britisch- Indien hat jetzt auch Zllederländisch. Indien  («ia« nokionalc Unabhängigkeit». bewcguag. Sie ist auf Abschüttelun�der holländischen Fremdherrschaft gerichtet. In dieser Fremdherrschaft sieht auch der indonesische, halbversklavt« Arbeiter die Ursache seiner Unterdrückung. Der nationale Gegensatz. zugleich Rassengegensatz. verdeckt noch völlig den sozialen Klaffen- gegcnsatz, der den srohnenden Massen noch nicht zum B-wußtsein gekommen ist. Auch die Ansätze indonesischer Gewerkschaften arbeiten unter kommunistischem Einfluß ganz primitiv- natio. nallstisch, es fehlt ihnen noch der proletarisch« Klasiencharakier. In der Uebereinstimnmng mit der Aussassung unserer hollän. dischen Partei fällt« 1026 Dr. Kraemer von der Niederländischen Missionsbewegung folgendes, die indonesische Bewegung beleuchtenbes Urteil: In allen ihren Schattierungen besteht die indonesische Bc- wegung heute aus e i n e m Klumpen Protest. Aussässigkeit, Aerger. Kritik, gleichgültig, ob diese Gefühle nun hefiig und revolutionär zum Ausdruck gelangen oder sich dumpf grollend im Herzen der Leute vergrahen.... Es ist der Ouasi-Kommunismus, dey den größten Borteil daraus zieht." Aus dieser allgemeinen Gärung heraus entstand unter Beihilfe 1 Moskaus 1926 in Indonesien   ein A u f st a n d. der blutig nieder- geworfen wurde und dem ein Regime scharfer Repressalien gefolgt ist, gegen da» unser« holländische Partei gemeinsam mit der So- Ziallstischen Partei Indonesiens  , dl« sich zum größten Teil aus Europäern zusammensetzt, in scharfem Kamps« steht. Indonesien lo, von Holland  " Ist dl« Parole der Extremisten in der nationalen Volksbewegung Indonesien  ». Au all diesen neu aufgeworfenen Problemen hat unsere hollän- dlsche Bruderpartei aus einem außerordentsichen Parteitag, den sie .Kolonialkongreß" bezeichnete, nunmehr Stellung genommen Ms Vertreter der deutschen   Partei habe ich den Verhandlungen in Utrecht   beigewohnt, die unter der Leitung de» Parteivorsitzendcn Oudcgeest ebenso sachlich wie gründlich geführt wurden. Don einer K o l o st l a l k o m in i s s i o n. die der Parteivorstand zur Vorberei- tung de» Kongresse» eingesetzt hatte, wurde ein Programmentwurs vorgelegt, der die grundsätzliche Stellungnahme der Partei zur Frage der Unabhängigkeit Indonesiens   umreißt.
Theater am Nollendorfplaft. Bicki Aaum:»Menschen im Hotel". Ankunft und Msahrt im Hotel Atlantik. Dort wohnen der Generaldirektor, die Tippmamsell, der Einbrecher, die Primaballe- rlna usw. us  ». Dort wird gelebt und gestorben. M. H,
Ms Referenten traten die Genossen S t o k v I» und K r a m e r aus, beide in leitenden Stellungen der indonesischen   Verwaltung tätig, beide Mitglieder de» Volksraad, des seit 1916 bestehenden indonesischen   Parlaments, beide vortreffliche Kenner der Verhältnisse Indonesiens  . Auch die meisten der Debatteredner auf dem Kongreß sprachen aus ihren praktischen Erfahrungen in den ostindsschen Kolomalgebieien. Di« übergroße Mehrheit de» Kongresse?, vielleicht 80 bis 90 Plvzent der mehr als 200 Delegierten, stand auf dem Boden de» vorgelegten Programmentwurfs. Eine kleine Minderbeit, als deren Wortführer ein früherer Kolonialbeamier Schmidt den beiden Referenten in zweistündigen Ausführungen entgegentrat, verfocht den Standpunkt der indonesischen   Cxiremisten: Sofortige Los- lösung Indonesiens   von Holland   ohne jeden Uebcrgon� Diesem scheinradikalen Standpunkt irai außer dem Referenten vor ollem der Froki'o-isvorfltzcnde im Parlament, Genosse Albarda, j bekanntlich auch Borsitzend qr der Adrüstungskommission der Sozia- listischen Arbeiter-Internationale. unter demonstrativem Beifall mit schlagenden Argumenten entgegen. Die Redner der Mehrheit bezeichneten es als romantisch» Illusion, daß Indonesien   bei sofortiger Loslösung von Holland   tatsachlich die national« Freiheit und Unabhängigkeit unk» die Befreiung vom Joch der kapimlistischen Ävlonialfklaverei er- ringen werde. Selbst wenn das holländisch« Kolonialkapital sich, seiner Natur zuwider, einem solchen Schritt« entsagungsvoll fügte, würde das in den letzten Jahren in Indonesien   stark eingedrungen« englische und amerikanische   Kapital rebellieren und Indonesien   werde entweder englischer oder amerikanischer Ko- lonialbesttz. Vielleicht käme es darüber noch zu kriegerischen Den- Wicklungen. Fremdherrschaft und lapitolistische Ausbeutungswirt- schast würden bleiben, nur die Nationalität der staaflichen Herr» schast werde wechseln. Oder aber das in Indonesien   investierte internationale Kapital werde eine gemeinsam« Regierung einsetzen und Indonesten als selbständigen, nicht nur von Holland  , sonder« auch von England und Amerika   unabhängigen Staat errichten. Dann würden die indonestschen Proletarier erst recht vom Regen in die Traufe geraten, denn ihnen würde die politische Hilfe der sozialistischen   Parteien eines dieserMutterländer" in ihrem sozialen Befreiungskampf« fehlcn. Auch die dritte Mög- lichkeit, der Rückfall in die feudale Despotie der«inhei- mischenFürsten  " könne die werktätige Bevölkerung Inda- nesten» nicht beglücken. Der Kongreß nahm das vorgelegte Kolonialprogramm mit er- drückender Mehrheit an. Es stellt als Ziel, dem all« Maßnahm«!» zu dienen haben, die völlige staatliche Unabhängig- keit Indonesiens   und sein« Eingliederung in die Weltwirt- schast hin. die das Resultat einer U« b e r g a n g s z« i t sein muß. In dieser Ueberganoezeit muß da» Proletariat Indonestens zum Klassenbewußtsein erweckt, durch die Schule der Orgam- sotion und des Klassenkampfes zu seiner demokratischen Selbst befrelung besähigt werden. Ihm dazu die eriorder- lichen Recht« und Freiheiten erkämpfen zu Helsen  , ist die Ausgabe der indonestschen sozialistischen   Partei und der Sozialdemokratischen Partei des holländischen Mutterlandes. Nur dieser Weg kann ohne Katastrophen zur Befreiung de» indonesischen Proletariats und zur schlUßlichen völligen Unab­hängigkeit Indonesiens   führen. Nur dieser Weg vermag auch Hol- londs Wirtschaftsleben vor der schweren Erschütterung zu bewahren, die ein plötzliches Ausbleiben des kolonialen Goldstromes notwendig im Gefolge haben muh. Der durch die Politik de« Kolonialpro- gramms herbeigeführte ollmählich« Wandel in den Beziehungen Hollands   zu Indonesien   ermöglicht auch die allmählich« Umstellung der holländischen Bolkewirtschaft aus einen Zustand ohne koloniale Kapitalzufuhr. Das sind die leitenden Gedankengänge de» an- genommenen.Lolonial-Aeginnfel-Programms". Die holländisch« Sozialdemokratie hat als erste Partei unserer International« durch dieses sozialistisch« UnabhängigkcUeprogramm die Konsequenzen aus der veränderten Weltlage für die Kolonial- gebiete gezogen. Der Kongreß nahm weiter«inen Antrag an die Sozialistische- Arbeiter.Interngtianal« an, in dem die Einsetzung einer permanenten Studientom mision empfohlen wird. die das Recht zur Einberufung einer internationalen sozialistische'- Kolonialkonserenz haben(oll,