RusflsHe Gieuereinireibung. Wie der Staiiakvrs wütet. Die außerordentliche Geldknappheit der Sowjet- regierung hat inMijchen einen so katastrophalen Charakter an- genommen, daß trotz der neuerdings auch von der bolschewistischen Presse zugegebenen großen Nahrungsnüttelnot noch fortgesetzt russisches Getreide ins Ausland exportiert wirtu Die Aussuhr erfolgt zwecks Erlangung von Devisen, uird die Devisen braucht die Sowjet regierung, um ihren ausländischen Verpflichtun- gen gerecht werden zu können Diese Furcht der bolschewistische!, Politik hat im Ausland eine ungeheure Ueberraschung ausgelöst und den geringen ausländischen Kredit der Sowjetregierung auf das schwerste erschüttert. In ihrer Slot greift die Sowjetregierung zu den verwerflich- sten Mitteln Nicht nur, daß sie dem an sich schon hungernden Volk durch die Ausfuhr großer Getrerdemasica den Brotkorb noch höher bängt. Sie hat gleichzeitig zu einem System der Steuerein- t r e t b u n g gegriffen, das geradezu an Barbarei grenzt und große Teile des geknechteten Volkes der letzten Hab« beraubt. Wenn jemand mit Steuern rückständig ist. erhält er neuerdings eine so- sort fällige neue Einschätzung. Zahlt er nicht sofort, weil er einfach nicht zahlen kann, dann wird mit einer Brutalität vorgegangen, die für westeuropäische Begriffe einfach nicht vorstell bar iit. So wird uns z. B. aus einer absolut einwandfreien Quelle aus Odessa folgendes berichtet: In der Nacht vom 2b. zum 27. Dezember wurden mit Hilf« der GPU. und der Miliz bei allen Steuer- schuldncrn Haussuchungen vorgenommen Das vorhandene Geld wurde kassiert, alle Wertfachen, selbst Kartoffeln und alle für das tägliche Öeben unentbehrlichen Gegenstände wurden nicht etwa beschlagnahmt, sondern auf bereitstehenden Lastwagen sofort ab- transportiert. Die von diesen Maßregeln betroffenen Bauern sind Handwerker, Heimorbeiter und kleine Gewerbe- treibende. Aus Kiew wixd uns ein ähnlicher Fall berickstet: Dort wurden in den letzten Nächten ebenfalls mit einer selbst in Sowjetrußland bisher nicht beobachteten Grausamkeit Haussuchungen zur Eintrei- bung von Steuerschuiden vorgenommen. Kleidung, Wäsche, Hans- rat, was überhaupt zu transponieren war, wurde von den GPU. weggeschleppt. Den Handwerkern beließ man nicht einmal daszürAusübungihresBerussnotwendigeHand- wcrkszeug. Die Bevölkerung ist angesichts dieser barbarischen Maßnahmen geradezu oerzweifelt. Warum di«s? Weil vi« Erschießungen und Verhaftungen nichts nützen, weil die Kassen der Sowjetregierung trotz aller Hinrich- tungen und trotz der Ueberfüllung sämtlicher Gefängnisse nach wie vor leer sind. So entschloß man sich, der gehetzten Bevölkerung, so- weit sie überhaupt noch etwas besitzt, das Letzte zu nehmen und sie ihrem Schicksal, d. h. dem Hungertod zu überlassen.
Stalins Lobrede auf sich selbst. I« Moskauer Rundkuat. Bei einer LenSn-Gedächtnisfeier des Moskauer Rundfunksenders wurden zum erstenmal Stall«, Erinnerungen an Lenin in deutscher Sprach« vorgelesen. Statin schildert und verherrlicht Lenin , stellt dabei aber sich selbst in den Bordergrund. Man hört von Stalin nur zwei Worte: Lenin und Ich. w i r taten, w i r gingen� wir machten. Es müßte danach scheinen, als hätte Lenin keinen anderen Mitarbeiter als Stalin gehabt. Wo seid ihr hin, Trvtzki, Krassin , Sinowjew usw. Enve Namen sind verschwunden au, der offiziellen Revolutionsgcschlchte. Lenin hat sich nur mit Stalin beraten, hat mit ihm Schulter an Schulter gekämpft, so denkt man, wenn man Stalin hört. Liest man Trotzki . dann hört man ganz ander« Tön» gegen Stalin , die Lenin gesagt haben soll. Man fragt sich: Was ist nun wirtlich wahr? Was hat Lenin nun wirklich gesagt? Lenin ist tot. seine Mitarbeiter aber tärnvsen gegeneinander, um ihren Namen und sich selbst ins richtig«, ins besser« Licht zu stellen. Sie schreiben Memoir-n. Und das alles im Namen des russischen Proletariats, das müde und resigniert am Radio sitzt und den unverständlichen deutschen Worten zuhört. Verhaftung eines bekannten Gelehrten. Moskau . 20. Januar. Professor P lata« off von der Leningrader Akademie der Wissenschaften ist verhaftet worden. Er war bereits vor seiner Per- Haftung in der List« der Mitglieder der Akademie gestrichen worden.
Kaulaflen und der Weltfrieden. Wie die„Ztoie Jafme� mit gefälschtem Zitat arbeitet. G. Modsme. der Dersasser eines Artikels über Kaukasien im „Vorwärts", schreibt uns: Aus meinem Artikel.Der rote Imperialismus"(„Vorwärts" 2. Juli 1020) hat die„Rote Fahne(Z. Januar ISN) folgende- Stück abgedruckt: Die eroberten Gebiete im Kaukasus (Georgien , Aserbeidjan, Armenien ) sind dauernd gesährdet(denn hier un Naphthage>b:«t können imperialistisch« Konflikte besonders leicht ausbrechen). Für den Weltsrieden wäre ein internationales Regime der Oed regierung eine Sicherung. „Oelrcgierung" ist natürlich falsch: im„Vorwärts" hat richtig g< standen„Oeiregion".— Di« Worte von„denn" bis„außerdem" hat die„Rote Fahne" weggelassen! l Durch diese Fälschung sucht das Moskaublatt eine Ber- bindung zwischen den Nophthakapitolisten und— dem„Vorwärts" zu beweisen! Mein Artikel bewies im ganzen das Bestehen des roten russi- ftben Imperialismus in Asten, bewies, daß das ganze Kaukasien (Georgien , Aserbeidjan, Armenien ) und da« ganze Raphihagebiet durch die roten russischen Truppen besetzt, erobert sind Selbst Herr Tschitscherin plaudert davon:„Der Ueberfall der russischen roten Truppen aus Georgien war mit Kenntnis und Billigung der Regierung Lloyd Georges geschehen.'")—„Die Okkupation Ge- orgiens soll als eine strategische Basis dienen, um Petroleum aus Baku auf dem kurzen Weg- über Kaukasus — Georgien nach Eu- ropa zu transportieren."-- So redet« auch Radek im Exekutiv » tomite« der 3. Internationale und auf der— natürlich gescheiterten Konferenz der damaligen Drei Internationale« im Reichstag fragt« Radek in einem Zwischenruf während einer Georgienred«: ..Sollen wir denn unser« Lokomotiven mit Resolutionen heizen?" Die ganze Welt weiß es, nur die„Rote Fahne" schweigt davon. In meinem Artikel kommt kein Wort von der Förderung eines imperialistischen Regimes der„Oe'rezierung" vor, wie da» die „Rote Fahne" behoupten will.— Ein rotrussisch«» im-
im
Zwei gestrenge Herren.
Schacht:»Oitrch meine Kreditsperre habe ich mehr Arbeitslose erzeugt als der Winter-1929 durch feine Kälte. Da sieht man doch, wie sehr menschliche Erfindungsgabe den rohen Naturgewalten überlegen ist!"
Wechselfälscher Gaweli Litwinow. Ein pariser Senfaiionsprozeß.— Die Sowjeiregierung als Nebenklägerin.
pari», 20. Januar. (Eigenbericht.) Ansang November 1928 durcheilte die Presse die sensationelle Mitteilung: Der Bruder des Bolkskommissars für Aeußcres S a weil Li twinow- Wallach, habe falsche Wechsel der Handels- Vertretung in Höhe von 200 000 Pfund, gleich vier Millionen Mark, in Umlauf gebracht: die Wechsel seien aus seinen Namen gezogen und trügen das Giro der Handelsvertretung gleichfalls mit seiner Unterschrift. Mit anderen Worten: die Handelsvertretung halle für die Wechsel im Fall« ihrer Nichteinlösung durch Litwinow aufzukommen. Einer von den sieben in Frage kommenden Wechseln in Höhe von 10000 Pfund war zum Protest gegangen. Di« Handelsvertretung halle seine Einlösung verweigert. In Ber- liner und Pariser Finanzkreisen entstand eine gewisse Beunruhigung. Die Londoner Banken zögerten mit der Einlösung» von Sowjet- wechseln. Sa weli Litwittow war bis zum Mai 1028 als Agent der Berliner Handelsvertretung in Moskau tätig:«s verlautete, er habe auch später die Bezichüngcn mit seinem früheren Borgesetzten auf- rechterhalten. Die Wechsel waren angeblich am 4. Mai l02k aus- gestellt— also zu einer Zeit, als er noch die Aollmacht dazu befaß. Dar Rechtsvertreter der Berliner Handelsvertretung begab sich in Begleitung eines Kriminalkommissars nach Pari». Die Fahrt oerlief ergebnislos. Sa weli Litwinow war verschwunden, di« Ein- ficht in die Wechsel wurde ihnen vom Bankhau», bei dem sie hinter- legt waren, nicht gestattet. Heute erscheint Sa weli Litwinow vor Pariser Geschworenen. Mit ihn: der Berliner Kaufmann Joffe und der Bochumer Hotel- direktor Liborius. Die Pariser Presse verspricht sich von dem Prozeß große Sensationen. Sowjetregierung wie Angeklagter werden von hervorragenden Anwälten vertreten. Es oerlautet, die Geheimtätig- keit der Handelsvertretungen im Auslande würde durchleuchtet, ein aufschlußreicher Briefwechsel zwischen dem Aolkskommissar Litwinow und dem Angeklagten Litwinow vorgelegt werden. Sa weli Litwinow hatte bereits im Dezember, kurz nach Cr- öffnung des Verfahrens, an die Justizbehörden eine ausführliche Denkschrift gerichtet. Er beteuerte darin sein« Unschuld. Die Wechsel, behauptete er. seien nicht gesälscht. sondern echt Cr habe sie im Auftrage des Letters der politischen Propagandaabteilung bei der Berliner Handelsvertretung T u r o w ausgestellt— zu keinem anderen Zwecke, als zur politischen Propaganda im Aus- land. Es sei üblich gewesen, derattiges ohne vorhorige Mitteilung an die Leiter der Handelsvertretungen zu tun: nicht minder sei es üblich gewesen, Wechsel, auf hohe Summen ausgestellt, auf niedrigere zu diskontieren— man sei froh gewesen, wenig st ens
etwas Geld zur Verfügung zu haben. Turow habe in Berlin die Vermittlung � des Kaufmanne Joffe in Anspruch ge- nomen und für die Wechsel, die einen Wert von 2S Millionen Mark darstellten, von dem Hausbesitzer Liborius und den Banklers Alsch.ütz und Simon �3,6 Millionen Franken erhalten. Für die Einlösung der Wechsel hafte selbstverständlich die Handelsvertretung. Er fei befugt gewesen, sie auszustellen. Turow, Mitglied der CPU. , ist vor etwa 2 Jahren in Moskau auf der Straße überfallen und ermordet worden. Sein Tod, hieß es damals, sei die Tot von Banditen gewesen. Ein ge- wisser Aronsen will Zeuge gewesen sein, wie Litwinow tatsächlich Turow Wechsel geschickt habe. Die Berliner Handelsvertretung hatte unmittelbar nach Bekannt, werden der Wechselofsäre öffentlich erklärt, die Wechsel seien yon Litwinow nach dessen Dienstentlassung— also unbssugterweise aus- gestellt worden: sie seien vordatiert und trügen auch nur eine Unterschrift� sticht, wie ersördrriich, zwei. Die Anklage bczweiselk die Rifbhr-Vft der Litwinows-ben Behauptung««. Wieso, fragt sie, find, dt« Wechsel Vicht aus den Brie s» bogen der Handelsvertretung ausgestellt und weshalb ist nur der erste zur Einlösung gelangte Wechsel mit Stempelmarken versehen? Turow, sogt die Anklageschrift, war überhaupt nicht in der Lage. die Wechsel zu diskontieren: er befand sich zur fraglichen Zett im Sanatorium, fern von Berlin . Eigentümlich auch, daß Jolle aus- gerechnet ein guter Bekannter Litwinows ist. Und wo soltte Liborius 300 000 M. für dos Darlehen hergenommen haben? Auch Alschütz, jetzt flüchtig, besaß kein Vermögen. Eigenartig, daß sie ihr Geld Joffe ohne Bescheinigung hingegeben haben sollen. Sehr verdächtig, daß Litwinow : Joffe, Liborius und Alschütz in Poris zu- sammengetroffen sind— wohl in der Hoffnung, daß d«r erst« Wechsel eingelöst werden würde. Die weiteren Einzelheiten wird man aus der Gerichtsoerhandlung erfahren. Es wurde behauptet, daß zwisckzen Moskau und Paris wegen der Einlösung des ersten Wechsels sin lebhafter Briefwechsel statt- gefunden habe. Die Sowjetregierung, hieß es, sei anfangs bereit gewesen, dem Inhaber der Wechsel eine hohe Abschlagsumme zu zahlen: sie habe sich aber schließlich für eine Strasonzeig« entschieden. Die Anklage besagt, Joffe habe sich bereit erklärt, gegen eip Fünftel der Summe die Wechsel herauszugeben. Auch darüber wi?d man näheres zu hören bekommen. In seiner Denkschrift erklärte aber Sa weli Litwinow , daß diese Anzeige den alleinigen Zweck gehabt habe, durch ihn seinen Bruder, den Voltskommissar, zu stürzen. Sie sei ein Racheakt Tschitscherin » gewesen! Also eine politische Intrige!
perialistisches Regime der Oelregion, ja, das gibt es heute im Kaukasus ! In meinen! Aufsatz wird internattonal« demokratisch« Regelung verlangt, weil der Wettsrieden dauernd gefährdet ist, da im Naphthagebiet imperialistische Konslikte besonders leicht aus- brechen können. Die Freiheit der Nationen ist Demokratie, ist der Weg zum Sozialismus, ist Sicherung des Weltsrtadensl Eine georgische Erklärung. D«r georgische Rationaldemotrat Dr. Margwelaschwili und andere nichtsozialistische Georgier bitten uns, von einer Er- tlärung Kenntnis zu geben, wonach die Gründer und di« Zwecke des sogenannten„Georgischen " Pressebüros, das kurz vor dem Tscherwonzenprozeß gebildet worden sei und nach seiner Erklärung alle Parteirichtungen Georgiens vertrete, den Freunden des Ein- sendsrs„und der Mehrhett der Georgier" unbekannt wären. Für die Befreiung Georgiens zu arbeiten, fei di« heilig« Pflicht jedes valerlandstreuen Georgiers, nicht nur der Anhänger Jordanias. Landvolknarren. Sin„Landvolkführer" an« Schlesie«. Da» Telegramm der La ndv olknarren an dl« Haager Konferenz war u. a. unterzeichnet von einem gewissen Pauly für Schlesien .. Ueber die Persönlichkeit dieses Mannes wird uns geschrieben: Der Rittergutsbesitzer Kurt Pauly aus Jäntschdorf(Kreis Oels ) war mehrere Jahre im Kreisvorstand der Deut- schen Bolkspartei. Bekannt wurde er in der Oefsenllichtett mit einer Warnung In einer landwirtschaftlichen Dersammlüng, wo er vor Gründung landwirtschaftlicher Genossenschaften warnt«, well
dadurch„zu leicht die Sozialisierung der Landwirt- schaft" herbeigeführt werden konnte. Seine„Sachlichkeit" ist symbolisch für Landvolksührer. In Jäntschdorf bestanden nach dem Krieg« zw«! Gastwirtschaften. Di« «in«, den alten Gerichtstretscham, kaufte Pauly und machte ein« Beomtenwohnung daraus. Vor einigen Iahren wollt« ein Kauf» mann R. eine zweite Gastwirtschaft«rösfnen, und beantragte Kon- zesstmtserteitung. Pauly gab als Gutsvorsteher sinn«» Zlmtsbezirko dos Gutachten ab, daß ein zweite» Gasthau» nicht notwendig sei. Wenige Monate später verkaufte er das Beamicnhaus an einen Fleischer au» Bergkehl« mit dem Wink, daß die Gastwirtschaft wieder aufgemacht werden könne.(Also wurde ein höherer Preis er eli.) Und nun bescheinigte Pauly bei dem Antrag des Fleischers auf Konzessionserteilung, daß„ein zweites Gasthaus notwendig. sei". Der Kreisausfchuß lehnt« selbstverständlich ein derartige» Gutachten ab und auch die Konzessionserteilung, was den Käufer des Beamten- Hauses nicht mit Lieb« zu Pauly, der ihm das Haus angedreht hatte, erfüllt«. Jetzt ist Pauly der größte Feind des Kreieaus- s ch u s s e s und des Sa n d r a t s, den er in der wüstesten Form bekämpft. Er ist vom Oelser Gericht in zwei Instanzen wegen Beleidigung des Landrots und Kreisausschusse» zu 300 M Geldstrafe oerurteill worden. Pauly ist ein wüster Hetzer, hinter dem jedoch- nur ein Dutzend„Nazis", Inspektoren und Wirtschafts- asststenten stehen. Das schlestsche Landvolk hat mit Pauly ebenso- wenig zu tun wie alle anständigen und politisch urteilsfähigen Menschen. Der wohuungeourfchuß des Reichstags lehnte mit dreizehn gegen die zwölf Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten einen sozialdemokratischen Antrag ab, wo- nach die Höh« der gesetzlichen Miete für Altwohnungen- durch Reiuhsgesetz. fest befti rinnt werden sollte.