Einzelbild herunterladen
 

Mittwoch

22. Januar 1930

Unterhaltung und Wissen

Rudolf Heunzig: Papageienfang

In legter Zeit sind die schönen und gelehrigen Papageien in der Tagespresse des öfteren im Zusammenhang mit dem Auftreten einer Krankheit, der Psittacosis, genannt worden, als deren lleberträger sie angesehen werden.( Es steht aber feinesfalls sicher fest.) Die hohen Einfuhrzahlen von Papageien zeigen die große Beliebtheit, der sich diese Bögel allgemein erfreuen. Sie find beliebte Stubengenossen des Menschen geworden, von Angehörigen aller Kulturvölker geschäßt und gepflegt. Diese Beliebtheit müssen sie sicher irgendwelchen Vor­zügen, die sie vor anderen Vogelarten haben, verdanfen. Solange fie jung sind, lassen sie sich leicht zähmen, haben ein liebenswürdiges Wesen und erfreuen durch farbenprächtiges Gefieder. Die Ver­pflegung und Haltung der meisten Arten in der Gefangenschaft macht wenig Schwierigkeiten. Außerdem besigen sie die Fähigkeit, mensch liche und tierische Laute nachahmen zu können, Melodien pfeifen, menschliche Worte spreden sie nach. Andere Arten, wie zum Bei spiel der Wellensittich, zeigt sich in der Gefangenschaft zur Fort pflanzung geneigt. Er ist ein Kulturvogel geworden, dessen Züchtung und Pflege in allen Kulturstaaten betrieben wird.

Zu den beliebtesten Papageienarten zählen die Amazonen papageien, Vögel von Taubengröße, grüngefärbt mit roten, gelben oder blauen Abzeichen. Schon seit Jahrhunderten nehmen die Indianer die jungen Amazonen aus den Reſtern und füttern sie auf, um sie zu zähmen und abzurichten. Als die Spanier zuerst amerikanischen Boden betreten hatten, jahen fie, wie die Portugiesen in Brasilien  , in den Hütten der Eingeborenen gezähmte Papageien. Nachdem sich nun die Europäer dieser Liebhaberei zugewandt hatten und dann die Ausfuhr der Vögel nach Europa   immer größeren Um­fang annahm, beschäftigten sich die Indianer sehr eifrig mit der Auf­zucht und Abrichtung der Amazonen. Fast alle Amazonenpapageien, die nach Europa   gelangen, werden in ihrer Heimat bereits zahm oder halbzahm gekauft. Die Indianer sollen es sogar terstehen, einen alten gefangenen Bogel, der wild und unbändig ist, in überraschend alten gefangenen Vogel, der wild und unbändig ist, in überraschend turzer Zeit zahm zu bekommen. Die Aufpäppelung der aus dem Nest entnommenen Jungvögel geschieht fast immer mit getautem Mais aus dem Munde. Schomburgt behauptete, daß ine Indianer, da die Papageien gewöhnlich in den Astlöchern hoher und unbe­steigbarer Bäume nisten, jedesmal den Baum fällen müssen, um sich der Jungen einer Brut zu bemächtigen. Wahrscheinlich wird es heutzutage nur noch gelegentlich dieser Umständlichkeit bedürfen, zumal man die Papageien jährlich zu Hunderten aus den Nestern in den Astlöchern und anderen Höhlungen zu erlangen vermag. In der Regel bringen die Indianer jeden jungen Papagei bereits einige Worte in ihrer oder auch in spanischer oder portugiesischer Sprache bei, bevor sie ihn an den Europäer verkaufen. Die Indianer ver­taufen die Papageien an Auffäufer, häufig tauschen sie die Vögel gégen andere Gebrauchsgegenstände ein. Die Auffäufer bringen sie in die Hafenstädte, von wo die Ausfuhr nach Europa   beginnt. Außer Amazonen ziehen die Indianer auch andere Papageienarten auf, jo Die verschiedenen großen und schönen Arar a arten, und fleinere, langschwänzige Papageien, welche häufig als Sittiche bezeichnet wer pen. Von letteren werden auch viele Eremplare mit großen Netzen gefangen. Bahme Artgenossen dienen dann als Lockvögel. Die Ueberfahrt nach Europa   geht, soweit es sich um große Importfirmen handelt, unter für die Bögel günstigen Bedingungen vor sich. Im allgemeinen haben die Importeure selbst ein großes Interesse daran, die Papageien in gesundem Zustande nad) Europa   zu bringen. Die Bögel sind schon in ihren Heimatländern nicht billig.

Peter Pong:

Unter ähnlichen Umständen wickelt sich der Fang und Handel mit Graupapageien ab, die das weftafrikanische Waldgebiet be­wohnen. Der Fang und Verkauf dieser Papageien wird von den verschiedenen Negervölkern, die fein Berbreitungsgebiet bewohnen, betrieben. In den westlichen Waldgebieten werden die Grau­papageien jung dem Neste entnommen und aufgezogen. Die Häupt­linge des Binnenlandes sammeln die jungen Bögel, um sie, sobald sie eine größere Anzahl beisammen haben, an die Rüfte zu bringen. Für viele Gegenden ist der Bericht von Bechuel- Loesche zutreffend: Sind die Jungen flügge und haben sie sich bereits umhertletterno vor dem Rest gezeigt, so besteigt der Neger nach eingebrochener Dunkelheit den erfundeten Baum, hält einen Sad oder ein Nez vor die Deffnung der Bruthöhle und flopft mit einem Knuppel an den Stammi. Sofort fährt die ganze erschreckte Familie heraus und in den Sad. Am nächsten Morgen wird dieser geöffnet; die Alten läßt man davonfliegen, da sie leider niemals zahm werden, die Jungen. drei bis fünf Stüd, zieht man auf. Es ist sehr zu bedauern, daß die alten Jatos nicht zu zähmen sind, denn die in der Bildnis auf. gewachsenen Vögel sind ausnahmslos viel schöner und stattlicher als alle vom Menschen aufgezogenen Reſtlinge." In anderen Gegenden werden die jungen Vögel erst nach dem Berlassen des Nestes mit Schlingen oder Netzen gefangen. So in Uganda  , wo nach Emin Baschas Bericht die Vögel in kleinen Negen gefangen werden. Sie werden dort viel in Häusern gehalten und lernen schnell und gut

sprechen.

Mit den Graupapageien wird nicht allein an den westlichen Küsten, sondern auch im Innern Afrikas   ein schmunghafter Handel getrieben. So follen nach Clapperton gefangene Graupapageien nach Bornu auf den Markt kommen Fischer berichtet, daß diese Bögel aus Manjema nach Udschidschi   und von dort nach der oft­afrikanischen Küste und Sansibar   gebracht würden. Ueberall bei den Arabern habe er sie gefunden, da sie bei ihnen sehr beliebt seien. nach Neumanns Mitteilungen würden Graupapageien in Uffoga, nördlich von Viktoria- Niansa, häufig gefangen und alle Jakos, die zur Ostküste gelangten, kämen von dort. Doch seien sie schon in Muansa, am Südufer des Sees, teuer. Im Innern Afrikas   ist der Handel ein Tauschhandel, man kann sie dort gegen Waren von ge­ringerem Werte erhalten. Infolge der intensiven kolonialen Bewirt schaftung und des lebhaften Handelsverkehrs in den mestafrikanischen Küstenländern ist der Graupapagei hier ein Handelsobjekt geworden, deffen Preis sich nach Angebot und Nachfrage regelt.

Die Papageien des indo malanischen Archipels tommen ebenfalls des öfteren in völlig gezähmtem Zustande nach Europa  . Auch hier werden diese Vögel, meist Katadus und Loris, von Eingeborenen aufgezogen. So fommt zum Beispiel von den Molukken ein großer fast weiß gefärbter Ratadu, der Molukken  - Katadu, der, jung aufgezogen, zu den reizendsten und liebenswürdigsten Papageien zählt. Die australischen Papageien da­gegen werden meist nicht in gezähmtem Zustande, eingeführt. Sie gehören megen ihrer Schönheit und Seltenheit zu den begehrtesten Papageien. Da sie zum Teil sich auch in der Gefangenschaft fort. pflanzen, sind sie hoch im Preise. Aehnliches gilt von den afritam fchen 3 wergpapageien. Von den gezähmten fprachbegabten Papageien werden am häufigsten die Amazonen gehalten. Der Graupapagei findet megen seines bohne Preises weniger Liebhaber, trotzdem er als der begabteste der ganzen Sippe gilt.

Mein Vater und mein Sohn

Mein Sohn ist 9 Jahre alt. Wenn ich nun den kleinen Jungen betrachte, stelle ich fest, daß er ein ganz anderer Mensch ist, als ich es in seinem Alter mar. Ich bin jezt 42, 33 Jahre Differenz ist zwischen uns vorhanden. In dieser Zeit muß die Welt sich sehr berändert haben. Ich wundere mich sehr, daß es zwischen Bater und Bater folch große Unterschiede gibt. Mein Bater z. B. war gescheit wie ein Akademiter. Ich konnte sehr viel von ihm lernen. Dagegen fann mein armer Sohn von mir gar nichts lernen. Denn ich bin ein Ignorant.

Wie schön war es, wenn mein fluger, weiser, genialer Vater

mit mir spazieren ging.

Ich war ein sehr neugieriges Kind. Doch mein gelehrter Bater fonnte auf alle Fragen, die ich an ihn richtete, schlagfertig antworten. Ich erinnere mich noch, wie ich eines Tages zum ersten Male eine Straßenbahn erblickte und meinem Bater zurief: Papa, fchau mal hin, eine Pferdebahn ohne Pferde!"

,, Das ist keine Pferdebahn, sondern eine elektrische Bahn," er­flärte mir mein Bater.

,, Und wer zieht den Wagen?" fragte ich. Niemand! Er geht nur elektrisch!" ,, Elektrisch? Was ist das?"

Mein Vater, der nicht dulden konnte, wenn jemand ein Dumm­topf war, fchwang feinen Spazierstock in der Luft und sagte erregi: Du Kerl, wenn du noch solche Dummheiten fragen wirst, triegst

du eins von mir!"

An diesem Tage besuchten wir auch unseren Onkel, der ein reicher Mann war und in seinem Arbeitszimmer einen Telephon­apparat hatte. Privattelephon war damals noch eine große Neuheit. Ich trat nahe an den Apparat und begann langsam und bedächtig den Hörer mit meinem Zeigefinger zu berühren.

Mein Vater, der nicht nur ein fluger, sondern auch ein vor­fichtiger Mann war, sprang in diesem Augenblick von seinem Gig auf und versezte mir eine schallende Ohrfeige. Du Hergelaufener!" rief er. explodieren!"

Es kann

,, Nicht anfassen! Es tann

|

Wenn es aber so talt ist wie jetzt z. B., so tann der Strom er­frieren und zu brennen aufhören."

In diesem Augenblic flammten die Lampen wieder auf und brannten weiter.

,, Wahrscheinlich mildert sich schon das Wetter," bemerkte mur­melnd mein Bater.

Mein Vater war ein Genie. Ein fertiger Chemifer, Techniker, Meteorologe, er wußte alles. Alles, was ich heute weiß, lernte ich nur von ihm. Also, als mir meine Frau unlängst fagte, daß ich als Bater mit meinem Sohn einen Spaziergang machen tönnte,

entschloß ich mich, meinen Sohn unterwegs auf verschiedene inter

effante Dinge aufmerksam zu machen und sie ihm zu erklären. Bir Spazierten am Kurfürstendamm  . Ich, der Zweiundvierzigjährige zeigte meinem Neunjährigen ein Auto:

,, Siehst du? Ein Hanomag!"

Mein Sohn schaute hin und sagte:

Du hast Glück, Papa! Niemand hat deine Dumunheit gehört! Das ist tein Hanomag, sondern ein füdamerikanischer HPG. Das neueste Modell. Es gibt vorläufig nur drei Wagen in der ganzen Welt. Einen hat der alte Rockefeller   seinem jüngsten Entel als Geburtstagsgeschenk gegeben, der zweite ist im Besize eines Maha­radschas in Westindien  , und der dritte läuft hier in Berlin  ."

Ich schämte mich sehr, denn ich jah, daß mein Sohn selbst das lebende technische Lerikon ist. Nunmehr entschloß ich mich, modern technische Fragen nicht mehr zu berühren.

Ohne ein Wort spazierten wir weiter, als ich endlich einen Schirmmacher erblickte, der unter seinem Arm alte Schirme trug. Ich war ganz glücklich. Endlich etwas, ein altes Ding, das mein Sohn nicht kannte.

Du!" wandte ich mich stolz an ihn. Weißt du, wer dieser Mann ist? Der Mann dort, der eben uns gegenüber steht ist ein Echirmmacher!"

,, Papa, du bist ein Kamelchen," lachte mich mein Sohn aus vollem Halse aus. Dieser Mann dort ist kein Schirmmacher, Ich ließ meinen Sohn dort an der Straßenede allein, und

sondern er ist ein Golfspieler!"

Ja, ja, in jener Zeit explodierten noch manche Telephon  - mei Tage lang ließ ich mich nicht zu Hause sehen. apparate. Bahrscheinlich waren sie mit Schießpulver gefüllt.

buntel.

Als mein Vater und ich nach Hause gingen, war es schon sehr Die elettrische Beleuchtung in der Straße der Kleinstadt par noch eine Sensation. Es war falt, mindestens 20 Grad. Alle elettrischen Birnen waren plöglich ausgegangen.

So falt ist es," erflärte mir mein Bater, daß der Strom erfroren ist. Weißt du, was Strom ist?" ,, Nein," antwortete ich.

ta alfo, öffne beine Ohren und hör mal zu. Es gibt ein bünnes Rohr, in das das Elektrizitätsmert Strom hineinfprigt.

So waren gestern unsere Bäter. Und so find heute unsere Söhne.

Surze Wellen. In Erlangen   hat Dr. Kohl eine Radioröhre hergestellt, mit ber er Wellen bis herunter zu 8 Zentimeter Länge fenben kann. Un diesen Wellen lassen sich sehr lehrreiche Studien über Brechung, Beugung. Polarisation ufm. anstellen. Wahrschein lich werden sie auch in der Chenite und Medizin zu Bedeutung ge­Langen. Für die Funftedit tommt in Betracht, baß fid) bie Bellen febr scharf in bestimmter Richtung jembes lalien

Beilage des Borwärts

Moderne Gehirnforschung

Als die beiden französischen   Forscher Guilleaume Louis und Dubreuil- Chambardel von turzem das Gehirn des berühmten fran­ zösischen   Dichters Anatole France   untersuchten, waren sie erstaunt, daß es mur 1017 Gramm mog. Bis vor gar nicht langer Zeit galt nämlich vielfach das Gewicht des Gehirns als Maßstab der In­telligenz, wird doch das Gewicht des Menschengehirns, nur van Elefant und Wal   übertroffen. Das Hirngewicht anderer Tiere ift bedeutend geringer als das des Menschen. So beträgt das des Pferdes nur die Hälfte, etwa 700 Gramum, das des Gorillas nur 500 und das des Schimpansen nur 400, während das des Löwen toum 200 Gramm übersteigt. Seßt man aber das Gericht das Gehirns in Beziehung zu dem Körpergewicht, so ergibt sich, daß das Gehirn. des Menschen verhältnismäßig am meisten wiegt. Danach finden mir beim Elefanten ein Berhältnis von 1 zu 560, þeim Löwen von 1,34 550. Um auch noch einige Hirngerichte befannter Männer zu nennen, so sei hier das von Kant mit 1600, das von Mommsen mit 1425, das von Dante mit 1420 und das von Byron mit 1807 Gramm angegeben. Seitdem man aber weiß, daß das Gewicht von Justys D. Liebigs Gehirn mit 1100 Gramm und das des berühmten italieni­fchen Seerführers Gambetta   mit 1000 Gramm festgestellt wurde, fonnten Hirngewicht und Intelligenz bzw. geistige Größe nicht mehr in Abhängigkeit voneinander gebracht werden. Heute wiffen wir, daß Hirngewicht und allgemeiner Körperzustand, Fettreichtum, Todes. ursache, Wassersucht usw. eng zusammenhängen, so daß wir uns hüten, allzu weitiragende Rückschlüsse aus dem Hirngewicht auf Geistesgröße ufw. zu ziehen.

Vielleicht ist aber nicht das Gewicht, sondern der Fassungs. raum des Schädels ausschlaggebend? Das wird durch die zuerst von Lombroso   und später auch durch den Wiener Gelehrten Benedikt festgestellte Tatsache widerlegt, daß gerade Mörder oder anormal Beranlagte einen enorm großen Fassungsraum des Schädels haben. Interessante Feststellungen wurden aber in dieser Richtung insofern gemacht, als man eine deutliche Zunahme des Fassungsraumes der Schädelkapsel im Verlaufe der Jahrhunderte fand. Mi fortschreiten­der Kultur wächst also der Fassungsraum des Schädels. So finden wir im 12. Jahrhundert einen durchschnittlichen Fassungsraum, der um 35 Rubikzentimeter geringer ist als der im 19. Jahrhundert. Sollte es denn nun überhaupt keinen Anhalt für Intelligenz und Begabung im Gehirn oder am Gehirn geben? Zuerst glaubte man in dem Reichtum an Hirnwindungen, ihrer Anzahl und Art einen Hinweis auf Intelligenz gefunden zu haben. Als aber um 1910 der Deutsche Roglbrugge an einem außerordentlich reichen Material nach­wies, daß die Harnwindungen sehr verschieden und sehr mannig­faltig sind und daß sich aus ihrer Gestalt und Anordnung nichts feft­ftellen läßt, als schließlich Mall verschiedene vorher genau gekenn=" zeichnete Neger- und Europäerhirne verschiedenen Anatomien, denen die Herkunft unbekannt war, zur Begutachtung vorlegte und aus thren Antworten nachweisen konnte, daß sich aus Gewicht, Geſtalt und Beschaffenheit einzelner Teile nichts über Abstammung und Geschlecht des Trägers fagen läßt, mußte auch diese Methode als unwissenschaftlich abgelehnt werden. 30

Um so eifriger wurde weiterhin an diesen Problemen gearbeitet. So trat dann Brodmann bald mit der Meinung hervor, daß nur das Stirnbirn Einfluß auf Denttätigkeit und geistige Qualitäten ausübe. Setzt man nämlich das Stirnbirn in Beziehung zum Ge samthirn, so erhält man folgende Zahlen: beim Menschen 29, beim Schimpansen 17, beim Bavian 10, beim Hund 7, bei der Kaße 3 und beim Kaninchen nur 2 Prozent. Die hohe Stirn", die ja auch heute noch als Zeichen der Begabung angesehen wird, hat, also, in dieser Hinsicht ihre Berechtigung. Neuerdings machen sich aber auch noch andere Meimungen geltend. So glauben die Physiologen, nament lich die physiologischen Chemifer, daß Begabung und Intelligenz von dem Vorhandensein von Phosphor und Stickstoff im Gehirn abhängig find. Namentlich die Lezithine und die Zerebrofine follen hierfür ein guter Maßstab sein, und die neuesten Forschungen auf diesem Gebiete, die nach Zufuhr dieser Stoffe fehr oft herabgesezte Ermüd­teit ertennen ließen, scheinen dieser Meinung recht geben zu wollen. Die allerneuesten Bersuche aber, die mit Hilfe des eletrischen Stromes unternommen wurden, scheinen auch auf dem besten Mege zu sein, die Zusammenhänge zwischen Gehirn und Intelligenz auf­zudeden.

barkeit an den Versuchspersonen und gesteigerte psychische Lebhaftig­

Erhaltung der kanadischen Tolem- Pfähle

Hunderte von Totem  - Pfählen, diefen charakteristischen Erzeug­nissen der indianischen Kunst, sind über Britisch- Kolumbien   verstreut. Biele von ihnen finden sich in einem Bereich von 25 Kilometer an der tanadischen. Eisenbahn. Von den Aufsichtswagen der Züge aus fann man viele dieser stattlichen Kunstwerte sehen. Die tanadische

Regierung unternimmt nun seit einigen Monaten Maßnahmen, um diese Denkmäler der alten heimischen Kultur für fünftige Geschlechter zu erhalten. Archäologische Sadyoerständige sind zur Aufnahme der einzelnen Totem   Pfähle und zu ihrer Erforschung ausgesandt worden. Früher hielt man diese indianischen Schnitzereien für Götterbilder, aber es steht jetzt fest, daß sie von den Indianern zur Erinnerung an berühmte Tote errichtet wurden. Viele der Pfähle wurden von ihrem ursprünglichen Standort entfernt und in Museen oder Parks auf­gestellt. So befinden sich z. B. im Stanley Park zu Bancouver zaht­reiche vorzügliche Beispiele dieser indianischen Kunstübung. Man hat ein indianisches Musterdorf aufgebaut, das mit zahlreichen Totem- Pfählen geschmückt ist. Die neuen Erhebungen zeigten, daß die älteren Pfähle aus besserem Holz geschnitzt sind als die jüngeren. Nachdem der Baumstamm sorgfältig von allen Zweigen befreit und seine Oberfläche geglättet war, brachte der Schnitzer an dem Pfahl Symbole an, die zu der Familie des Toten in Beziehung standen. Diese Schnitzereien weisen eine große Mannigfaltigkeit auf. In manchen Fällen stellen sie die Person dar, der zu Ehren der Pfahl

errichtet wurde. In anderen Fällen enthalten sie Symbole aus der Familiengeschichte oder mythologische Gestalten sowie die Wieder­gabe von Ereignissen, die nur in der Phantasie der Indianer egistierten. Es gibt groteste und graufige Gestaltungen, die einen unvergeßlichen Einbrud hinterlassen.

Die tanadische Regierung hat sich, bevor sie die Wiederherstellung der Totem- Pfähle unternahm, die Erlaubnis, der indianischen Stämme gesichert. Zunächst wollten die Häuptlinge nichts davon wissen, daß sich die Weißen an ihren Totem- Pfählen etwas zu schaffen machten; nachdem ihnen aber gelobt worden war, daß es fich mur um Erhaltungsarbeiten handelt, unterstützten fie fogar die Re­ftaurierung durch Angabe der genauen Farben, mit denen die Pfähle geldmüdt maren.