Der Abend
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B 21 47. Jahrgang
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Steffin, 25. Januar. ( Eigenbericht) Eine grauenvolle Straßenbahnfatastrophe' ereignete sich heute in ber achten Morgenstunde. Un der Ede der Koch- und Blumenstraße in dem Ortsteil Grabow fuhr ein Straßenbahrzug mit ziemlicher Geschwindigkeit einen abschüssigen Berg hinab. In einer Kurve versagte die Bremse, so daß der Triebwagen des Zuges aus dem Gleise sprang. Durch den dadurch verursachten Rud wurde der Anhänger ebenfalls aus den Schienen geworfen und mit folcher Wucht gegen die etwa 25 3entimeter hohe Bordschwelle geschleudert, daß er sich überschlug und gegen den Ein. gang eines Milchladens flog Bon hier prallte er zurüd und fiel quer über den Bürgersteig auf den Fahr. damm. Das gewaltige Getöse und das Gefchrei der zahlreichen Jafaffen machte sofort die Anwohner auf den furchtbaren Borfall aufmerksam, die herbeiftürzten und mit den Reffungsarbeiten begannen. Einige Minuten später fam auch die Feuerwehr und Polizei. Unter den Trümmern des Anhängers wurden insgesamt 3. Tole and 17 Schwerverlette hervorgezogen. Urfache des Unglüds lft noch nicht genau bekannt.
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Das Berliner Tageblatt", deffen Chefredakteur befanntlich, mir feststellen, daß selbst diese schätzenswerten Eigenschaften teine demonstratin aus ber Demokratischen Bartei ausgetreten ist, fühlt fich wahrscheinlich hierdurch veranlaßt, zu der preußischen Regierungsfrage fich mit besonderer Heftigkeit zum Sachymalter der demokratischen Parteiinteressen aufzuwerfen. Mit der eigentümlichen Stellung seines Chefredakteurs zu Organisationsdingen hängt es an. Fahrscheinend scheinend auch zusammen, daß sich seine Bemühungen in erster Linie auf die Berson des preußischen Unterrichtsministers Beder fonzentrieren, der nämlich auch feiner Partei angehört, aber nach Behauptung des BT.", weltanschaulich auf demokra tischem Boden steht".
Die
Der Eingeborenenhäuptling Mafuri, dessen Gefangennahme trotz großer Bolizeiaufgebote und Bombenabmürfe durch Flugzeuge fich einige Seit hingezogen hat, hat sich ergeben, nachdem gegen ihn auch mit Tränengasbomben vorgegangen wurde.
Vorlesungen eingestellt.
Die Profefforen der Universität haben beschlossen, ihre BorTejungen einzustellen, da fie innerhalb der von ihnen gestellten Frist von 24 Stunden von der Regierung feinerlei Antwort erhielten. Sie hatten bekanntlich die Reglerung aufgefordert, die Wünsche der Studenten nach Wiedereinstellung von fünf Professoren zu erfüllen.
Reuverteilung der Mandate? 3talienische Borschläge finden bei Frankreich Verständnis. London , 25. Januar .( Eigenbericht.)
Aus zuverläffiger Quelle verlautet, daß im Berlaufe einer Befprechung, die am Freitag zwischen dem französischen Minister präsidenten und dem italienischen Außenminister Grandi stattgefunden hat, als Basis einer französisch- italienischen Annäherung die neuverteilung der den Siegerstaaten nach Beendigung des Krieges übertragenen Mandate an deutschen Kolonien erörtert worden ist. Grandi foll zu verstehen gegeben haben, daß Italien bei Friedensschluß um feinen Anteil an der Kriegs beute" getürzt worden sei und eine offene Aussprache aber eine Nenverteilung der ehemaligen deutschen Kolonialgebiete Bergleichsaussichten böte.
unbedingte Fähigkeit zum Regieren garantieren. Es gibt- wir gestehen es ein in der Sozialdemokratie und auch sonst unter Republikanern ganz engstirnige Leute, die republitanische Festigteit, vor allem eine den heutigen Staatsbedürfnissen angemeffene Personalpolitit eines Ministers für notwendiger halten, als philofophiegetränkte Reden, deren Berfaffer mit dem Ropf in die Wolfen taucht, während seine Füße den Halt auf dem Erdboden verlieren. Diese engftirnigen, ganz bornierten Republi taner innerhalb und außerhalb der Sozialdemokratie möchten z. B. miffen, was während der legten fünf Jahre in den demokratisch vermalteten Ministerien und zur Republitanisierung des Stagtsmefens und Staatsapparates geschehen ist, das sich auch nur halbwegs mit den Leistungen der sozialvergleichen ließe. demokratischen Innenminister Severing und Grzesinsti
Der Artikel beteuert zwar mehrfach, daß die teine demokratische Graftion zu Opfern bereit fel Diese theoretische ihren Refforts au Bereitwilligkeit sieht aber wenigftens im Spiegel des„ BT." prattif außerst merkwürdig aus.
Bir wiffen, daß die philosophierende und äfthetisierende. Art bes B. eine ebenso, starte. Zuneigung zu dichterischen Zitaten wie eine ausgesprochene Abneigung gegen eratte Zahlen bebingt. Trogdem fönnen wir nicht vermeiden, wieder einmal an den feltjamen Umstand zu erinnern, daß die Demokratische Partei in Preußen bei einer Graftionsstarte von 21( einunb z manzig) Abgeordneten feit fünf Jahren 3( brei) minister unter Hinzurechnung des von ihr unter Hinzurechnung des von ihr reffamierten Herrn Beder- stellt, während die Sozialdemokratif he Bartei sich bei einer Fraktionsstärte von 137( einhundertfiebenundbreißig) fich in der gleichen Zeit mit 2( mei) Ministern begnügt hat. Auf die Gewißheit hin, vom„ BI." der„ öden Parteiarithmetit bezichtigt zu werden, ftellen mir gleichwohl feft, daß in der sozial demokratischen Frattion auf 68 Abgeordnete, in der demokratischen auf 7 Abgeordnete ein Minister fommt,
Run gibt es allerdings Leute,&. 33. in der Redaktion des ,, BT.", die diesen Zustand ganz in der Ordnung finden, weil sie in der holden Einbildung leben, daß bei ihnen die Autorita: in allen Fragen fünstlerischer, tultureller und wissenschaftlicher Art" tonzentriert fel. Ohne uns in einen Meinungskampf mit einem unbelehrbaren Narzismus hierüber einlaffen zu wollen, möchten
Ein vorbildlicher Beschluß. Rein parlamentarischer Abend der preußischen Regierung. Mie der Amtliche Breußische Breffedienst mitteilt, hat bas preußische Staatsministerium beschlossen, angesichts der wirtschaft lichen Schwierigkeiten, mit denen weite Bevölkerungstreife zu fämpfen haben, den alljährlich veranstalteten großen parlamen. tarischen Empfangsabend der Staatsregierung. in diesem Jahre nicht stattfinden zu lassen. Das Staatsminifterium wird statt dessen einen Betrag für die Speisungen be- dürftiger Schultinder zur Berfügung stellen.
3n unterrichteten Krelsen verlautet, daß sich Tardieu für den Stallenischen Borschlag außerordentlich intereffiere und auf seine für heute geplante Relje nach Paris verzichtet habe, um die Möglich Nach dem Verbrechen von Hartmannsdorf Mordheke gegen feifen einer italienisch- franzöfifchen Annäherung zu prüfen.
In Pittsburg überfielen streifende Tariführer die Streit brecher und mißhandelten sie. Als Bolizei eingriff, unterftügte die Menge die Angreifer. Bei dem Zusammenstoß wurden 14 Personen so schwer verletzt, daß sie ins Krantenhaus gebracht werden mußten. Die Polizei nahm 12 Ber haftungen vor.
Wegen Spionage" und unter dem Berdacht des Bertriebs gefälschter Ticherwongen murben in Mostau vier Berfonen zum Tode verurteilt. En fünfter Angeflagter erhielt wegen der gleichen Delifte zehn Jahre Gefängnis. Das Todesurteil ist bereits voll tredt worden,
Gozialdemokraten.
Wir lesen in der Chemnitzer Boltsstimme":
fogar nicht einmal bei dem Gedanken in Ohnmacht, daß an die Diefe ganz engstirnigen und bornierten Republikaner fallen Spize des Unterrichtsministeriums nicht ein Universitätsprofeffor, sondern ein Bolfsschullehrer treten fönnte. Wir wissen, daß dieser Gedante in welten demokratischen Kreisen geradezu als Blasphemie angesehen wird, wie wir vermuten, deswegen, weil im Lande draußen die Demokratische Partei besonders um die Unterftügung der Boltsschullehrer wirbt.
Gee
Rein als Sozialdemokraten aber möchten wir bemerken: Wir faffen es durchaus nicht als Aufgabe unserer Partei auf, die Truppen für anhanglose demokratische neräle zu stellen, zumal wir irgendeine qualitative Ueberlegenheit dieser Spezies in bezug auf Führerbegabung bisher nicht haben feststellen können, sondern eher das Gegenteil. Für die Demokratische Partei handelt es fich furz und schlicht gesprochen, um die Frage, ob sie mit der Illusion ein Ende machen will, daß die politische Zufallsstellung, die ihr als der kleinsten Koalitionspartei die meisten Ministerien gab, die für sie den Anspruch auf eine Lebensstellung in dieser glücklichen Situation bedeute.
In Gelenau hatte ein fommunistischer Führer öffentlich geäußert, daß man dem Sozialdemokraten Richter, der Gemertschaftsbeamter des Deutschen Textilarbeiter- Verbandes ist, die warauf der Kommunist die Aeußerung wiederholte. Die Folge war Fresse vollhauen" müßte. Richter stellte diesen Helden, ein Ausschlußverfahren der Organisation. Auf das Ersuchen, von fich aus Kollegen zu benennen, die als Schiedsrichter zu fungieren hätten, schrieb der wadere„ Klassenfämpfer":
,, Auf Ihr Schreiben vom 11. Januar 1930 teile ich Ihnen folgendes mit: Auf ein Schiedsgericht verzichte ich. Ich war schon einmal in einem solchen tätig als Beifizer und weiß, welche efelhafte Komödie dort gespielt wird. Auch lehne ich ab, mich als Spielball sozialfaschistischer Gewerkschaftsbonzen benutzen 31 laffen.
Was den Grind meines Ausschlusses betrifft, erfläre ich nochmais vor Ihnen: Diesem Gewertschaftsbonzen Richter muß die Fresse vollgebauen werden". Zu diesem Ausspruch stehe ich heute noch und sehne den hoffentlich nicht mehr allzu fernen Tag herbei, wo nicht nur mit jenem Richter, fondern mit der gesamten sozialfaschistischen Führerschaft, von den obersten Spizen bis herab zu den kleinsten Bönzchen, Abrechnung gehalten wird.
Der fozialdemokratische Gemertschaftsbeamte Dieses Schreiben mag sich jener Richter an seinen Trozkiorden Nelson in Burgstädt , der die Berhandlungen im Recenia"-Konflikt hängen. gez. Kurt Wilhelm , Gelenau ." leitete, ift feit Wochen das Ziel besonders wütender Ja, es bleibt nicht bei dieser Hehe! In einem Drt des Erztommunistischer Angriffe. Daß sich diese Angriffe nach gebirges magien es junge Burschen, die von den Kommunisten dem Blutbad in Hartmannsdorf maßlos perſtartien ist bei der maßlos verheyt maren, zu erflären, daß fie mit diesem Doldy. Minierarbeit der kommunistischen Führung nur zu verständlich. In messer( damit zeigten fie auf einen scharfen Dolch, den sie bei sich den letzten Tagen hat man ihm Brügel und Ueberfälle an.trugen) dem abends in den Wanst stoßen" würden. gefündigt und in einem fommmiffisden( aber natürlich anonymen) Flugblatt verbreitete man über ihn ungeheuerliche ügen. Man legte ihm in den Mund, daß er die Erwerbslosen als an dem Blutbad schuldig" bezeichnet habe ufm.
So wird fyftematisch eine Bogromstimmung erzeugt Auch an anderen Orten versucht man, eine folde Stimmung zu schaffen.
Wer erinnert sich in diesem Zusammenhang nicht an unseren Genossen Paris in Glauchau , der von einem ähnlich verhetten jungen Burschen( der sich mit Stolz Rotfronttämpfer" nannte) niedergeftochen wurde?
Und darum fagen wir, daß die fommunistische Führung und die tommunistischen Redakteure die intellektuellen Urheber solcher Mord- und ande.