wesentlich mit den Defugnisicn, welche bereits in der demReichstage zugegangenen Handwerkerkammer- Borlage für dieseKammern vorgesehen sind.—— Gegen das Börsengesetz hat sich, wie nicht anders zu erwarten war, die Korporation der Stettiner Kaufmann�schast gewandt. Aus der Rede eines Herrn Kühnemann audieser Versammlung sind folgende Sätze einer Wiedergabe werth„Die Landwirthschaft lebte früher in treneFreundschaft mit dem Handel und bis vor etwaLö Jahren waren die Gutsbesitzer in unfern Ostseeprovinzenentschiedene Freihändler, so lange nämlich, wie wirunfern Ueberschuß an Getreide insAusland ausführten. Seitdem wir aber Getreide einführen müssen zur Ernährungder beständig zunehmenden Bevölkerung, die Hand in Hand gehtmit dem mächtigen Wachsthum der Industrie, sind die Kauf-leute der Seestädte bei den Agrariern verhaßt,weil sie das fremde Getreide einführen, das die Preise desinländischen Gewächses beeinflußt.".....„Die Staatsregierung beging den Fehler, nicht sofort Farbezu zeigen gegen diese wüsten, geradezu revolutionären HetzereienAls endlich der stark agrarische Herr Landwirtss ch a f t s m i n i st e r die Erklärung der Gemeingesährlichkeit derAgitationen der sogenannten Konservativen abgab, erhielt er dieunverblümte Antwort im Zirkus Busch. Aber auch er lobt dasneue Börsengesetz als Instrument zur Erlangunghöherer Getreidepreis e.".....„Bei allen agrarischen Vorschlägen müssen Sie stets dieFrage stellen: Welchen Profit erhoffen die Agrarierführerhiervon? Die Antwort geben diese ja stets selbst: HöhereGetreidepreise! Alle Erwerbsklassen mögen zu gründegehen, alle mögen gekränkt werden, der ganze Staat magsozialistisch umgeformt werden, wenn nur die jetzt weniger Geldeinnehmenden Großgrundbesitzer ihre früheren schönen Einnahmenwiedererlangen. Das kann aber auch der schneidigste Staats-koniinissar nicht zu Wege bringen, gleichgiltig, ob er von demfeinen Benehmen des Herrn Grafen Könitz oder einer mit de»grobe» Manieren des Herrn v. Diest-Daber ist."Man sieht, die so viel gerühmte Jnteressensolidaritätaller Besitzenden geht, den Agrariern sei Dank hierfür, immermehr in die Brüche.—— Zur beabsichtigten Aenderung der SeemanNs-Ordnung wird der„Magdeburger Zeitung" ausBremerhaven geschrieben:Demnächst werden in Berlin die Berathungen über die vielerfeits dringend gewünschte Aenderung der Seemanns« Ordnungihre» Anfang nehmen. Da die oft erörterten mißlichen Verhält-niste der Heizer und Nohlenzieher auf den größerenDampfern dabei eine wichtige Rolle spielen werden, so hatte sichder hiesige Verein der Heizer und Kohlenzieher andas Ministerium des Innern mit derBitte gewandt.zu den Berathungen einen oder mehrere Ver-treter des Vereins zuzulassen. Das Ministeriumhat darauf geantwortet, daß dem n i ch t s im Wege stehe,daß einem Vereinsmitgliede aus Reichskostendie Theilnahme an den Berathungen gestattet sei, nurmüsse der Mann mindestens dreijährige Fahrzeit hinter sich haben.Der Verein wählte zum Vertreter einen Mann von der Be-satzung des Schnelldanipfers„Havel".—— DieVeröffentlichung desTelegramms desReichskommissars, betreffend die Jnspizirung der„Havel" hat, wie die„Rordd. Volksst." in Geestemündeschreibt, in den betheiligten Kreisen wie eine Bombe gewirkt.Die Aufregung soll eine riesengroße, und namentlich soll manauf die vermaledeite„Volksstimme" jetzt erst recht nicht gut zusprechen sein. Uns läßt dies vollständig kalt. Das Pech derHerren vom Lloyd ist allerdings.ein großes, und wir be-greifen vollständig, wie sehr es sie schmerzt, daß die See,die bekanntlich sonst so selten ein Opfer zurückgiebt, indiesem Falle eine Ausnahme gemacht hat und gerade uns dasan sich doch nur winzige, trotzdem aber so bedeutungsvolleStückchen Papier in die Hände gespielt hat. Das Telegrammspricht ganze Bände, uns hat es allerdings nicht im mindestenüberrascht. Gespannt sind wir nur darauf, ob auch die bürger-lichen Blätter davon Notiz nehmen oder ob dieselben versuchenwerden, es durch Todtschweigen ihren Lesern vorzuenthalten.Daß ihnen dieses nichts nützen wird, die Versicherung können wirihnen jedoch geben, wenigstens werden wir Sorge tragen, daßdas Telegramm bei der ersten besten Gelegenheit auch im Reichätage zur Sprache kommt.—— Stumm's Schleifstein und die National�liberalen. Was man kaum für möglich halten sollte, hatKönig Stumm's Scharfmacherkunst bewirkt. Sie hat dieMilch der nationalliberalen Denkungsart in gährend Drachengift verwandelt. Wie der„Frankfurter Zeitung" berichtetwird, tagte am 8. März in Saarbrücken eine Protest-Versammlung derjenigen nationalliberalen Wähler,die den Beschluß der Vertranensmänner-Versammlung miß-billigten, die am 1. März den„Generalanzeiger"(Schleifstein)zum maßgebenden nationalliberalen Organ erheben wollte. Nachlängerer stürmischer Verhandlung nahm die Versammlung eineProtestresolution an. in der gegen Herrn v. Stumm's Bevor»niundungsgelüste protestirt wird. Besonders hervorgehoben zuwerden verdienen die Enthüllungen des Vorsitzenden, des KaufmannsRuhr, über die Gründung des„Schleifsteins". Er stellte unterdem stets steigenden Staunen feiner Zuhörer fest, daß Frhr.v. Stumm am lS. Dezember 1895 nach St. Johann geschriebenhabe:„Wir beabsichtigen ein neues Blatt zugründen" und zwar ein Blatt,„da? eine feste S u b-ven tion und eine Zuweisung von Drucksachen er-hält". Damit stellte der Vortragende die sattsam bekannten Aus-laffungen des Freiherrn auf der Reichstagstribüne vom 15. Januarin Parallele und bezichtigte Herrn von Stumm offen der U n-Wahrheit.Karlsruhe, 11. März. In der heutigen Sitzung desBürgerausschusses wurden die von dem Etadtrathe be-nntragtcn 10000 Mark für die durch Hochwasser Ge«schädigten einstimmig genehmigt.Oesterreich.— Das Abgeordnetenhaus hatte am 6. März einen„großen Tag". Der Dringlichkeitsantrag Pernerstorfe r.die„Lohnzahlungen im Bergbau" betreffend, stand zur Ver-Handlung. Die Debatte ist deshalb bemerkenswerth, weil siedargethan, daß die Schuld an dem Ausbruch des Streiks imK a r w i n e r Kohlenbecken lediglich den Unternehmern zu-zuschreiben ist. Die Vertreter des Geldsacks versuchten vergebensdie wuchtigen Hiebe Pernerstorfer's abzuschwächen. Die Aus-sührungen der Unternehmerverlreter hoben sich keineswegs überdas geistige Niveau ihrer Kollegen im deutschen Reichstag.Der edle Graf von Falkenhayn, der 13 JahreMinister für Bergbau war, ist deshalb gegen diekürzeren Lohnfristen, weil die Arbeiter nur noch öfter Ge-legenheit hätten, Geld für die Presse(gemeint ist die Arbeiter-preffe), die Agitation, die Streikfonds u. s. w. zu verwenden.Der Abgeordnete Pernerstorfer nahm Gelegenheit, diegeradezu fossilen Ansichten des Herrn Ministers über die moderneArbeiterbewegung anzunageln. Es wies die platten Redensartendes Liberalen S n e ß zurück, als ob die Männer, die unter dengrößten Entbehrungen und trotz härtester Verfolgung die Organi-sirung der Bergarbeiter betrieben,„sich die Beunruhigung desReviers zur Aufgabe gemacht" hätten. Zugegeben mußte werden,daß die Angaben der Wiener„Arbeiter-Zeitung" über die tief-traurigen Zustände im allgemeinen richtig gewesen undder Abgeordnete Pernerstorfer konnte den Zechen-baroncn, die sich bekanntlich in einer Eingabe an das. Abgeordnetenhaus beschwert hatten, daß er(Pernerstorfer)unter dem Schutze der Immunität sie so sehr gekränkt habe,höhnend zurufen, daß sie sich sa an die„Arb. Ztg.", dlt seineAngaben schon vorher gebracht, hätten halten können.Für das Solidaritätsgefühl der Arbeiter, an das währenddes wirthschaftlichen Kampfes selbstverständlich besonders großeAnforderungen gestellt werden müssen, haben die Vertreter desAusbeuterthums natürlich auch in Oesterreich kein Ver-ständniß. Die Gemeinplätze, wie„Terrorismus der Führer",Verhetzung der„zufriedenen" Arbeiter, wurden in dem-selben salbungsvollen oder Entrüstungstone vorgetragen,wie im deutschen Parlament. Diesen öden Versuchen, dieStreiks der Bergleute als„Mache" hinzustellen, konntePernerstorfer entgegen halten:„Man möge sich in die Seele des Arbeiters versetzen, der indem Streikbrecher seinen größten Feind sehen muß; und mehr,er sieht in ihm einen ehrlosen Menschen, der das Klasseninterefseverletzt. Es ist das mit der Offiziersgcsinnung. mit der Korpsgesinnung überhaupt zu vergleichen. Man muß ver-hindern, daß Verletzungen stattfinden, man muß vomstaatlichen Standpunkte diejenigen bestrafen, die die an-deren an der Arbeit verhindern wollen. Aber mit dieserstaatlichen Bestrafung sind sie nicht moralisch verurtheilt.Nichts gilt in den Augen des Arbeitersals verächtlicher als der Streikbruch, und dieseGesinnung ist eine sehr ehrenhafte, Herr GrafFalkenhayn, sie steht mindestens so hoch, als die Korpsgesinnungen des hohen Adels oder sonst irgend einer Klasse vonMenschen.Bei der Abstimmung wird der Antrag Pernerstorferdie Regierung aufzufordern, ein Gesetz zu veranlassen,»ach demdie Ministerien ermächtigt werden, nach besonderen örtlichen undgewerblichen Verhältnissen des Bergbaues Maximaltermine für die Lohnzahlungen im VcrordnungsWege festzusetzen, in zweiter funddritterLesungangenommen.— Die Liberalen haben die Absicht, einen deutschfortschrittlichen Parteitag abzuhalten, wieder aufgegeben. Siethun recht daran, denn besondere Lobreden auf ihre Leistungenhätten sie kaum geerntet.—Krankreich.Paris, den 10. März. Bei der gestrigen Berathung desSenats über die Vereinssrciheiten der Handelskammernund ähnlicher Korporationen brachte der Senator Seblineda? Thema der Prösidentenreise zur Sprache, auf welcherwiederholt die Rufe„Nieder mit dem Senat!" gefallen waren.und äußerte sein Erstaunen, daß die Regierung dies geduldet habe. Dies führte zu einer äußerst erregtenu s e i n a n d e r s e tz u n g mit den anwesenden Ministern.Handelsminister Äesureur erklärte,„daß man für derartigeKundgebungen die Regierung nicht verantwortlich machenkönne, und überdies hätten sie nicht die geringsteBedeutung." Senator Büffet:„Das ist nicht die Anficht des Herrn Peytral."(Derselbe hatte bekanntlich inLa Ciotat, wo er sich als Senator des Departements Bouchesdu Rhone im Gefolge des Herrn Faure befand, energisck protestirt und die Ausrufe als„Ausruhr" bezeichnet. Die Redaktion.)Senator Durant- Savoyat:„Wir akzeptircn Ihre Enlschuldi-gungen." Unterrichtsminister Combes:„Das ist eineleidigung."(Lärm.) Haudelsminister Mesureur:„Es ist desSenats nicht würdig, sich über ein paar vereinzelte Rufeaufzuregen. Die Regierung wird immer darauf halten, daß derSenat geachtet werde." Senator de Larcinty:„Warum hat siees nicht gethan?" Combes:„Antworten Sie doch nicht." de Lar-cinty:„Sie haben hier nichts zu befehlen."(Lärmund anhaltende Erregung). Senatspräsident Loubet ruft de Larcintywegen dieser Aeußerung zur Ordnung. Damit ist dieser Zwischenlfall erledigt— für den Augenblick.—— Die Deputirtenkammer hat die WahlWilson's für giltig erklärt. Wilson ist bekanntlich derSchwiegersohn des verstorbenen Präsidenten Grevy, dessen Sturzer durch seinen ausgedehnten Schacher mit Orden und Aemternverursachte. Seine Mandate zur Deputirtenkammer verdankte erin der Regel Bestechungen und anderen ungesetzlichen Wahl-beeinflussungen. Deshalb hat die Kammer lange gezögert, seinMandat für giltig zu erklären.—— Die Glashütte der Arbeiter hat jetzt bereitsihren gesetzlichen Bestand. Das für den Betrieb nolhwendigeKapital von einer halben Million Franks ist beisammen; einViertel des Gesellschastskapitals 125 000 Franks ist. wie dasfranzösische Gesetz es vorschreibt, bei den Behörden in Albideponirt und die Bauarbeiten sind in vollem Gange. DieStreitigkeiten über die Wahl des Ortes sind vergeffen und diebraven Carmaux'er Arbeiter sind begeistert für das Werk, obgleich es nicht in Carmaux selbst errichtet wird.—England.London, 11. März. Wie der„Standard" meldet, zeigte diegestrige Versammlung der liberalen Partei eineernstliche Meinungsverschiedenheit betreffs der Frage der ParteiOrganisation. Die Angelegenheit werde aber bis zu dernationalen Versammlung des liberalen Bundes in Hnddersfieldvertagt.Prozeß Jameson. Nach einer Rede des Attvrney-Generals, welcher erklärte, daß er nur beabsichtige, eine genügendeBeweiserhebung vorzunehmen, um die Berechtigung der Behörde'estzustellen, die Gefangenen vor Gericht zu stellen, wurdeneine Reihe von Zeugen aufgerufen, zu dem Zwecke, die Thalsachedes Abganges der Expedition nach Transvaal zu erhärten. Die-elbe» sagten u. a. aus. daß den Mannschaften vor dem Aus-bruche gesagt wurde, es gehe geradeswegs nach Johannesburg;einer der Leute habe den Oberst Grey, einen der Angeklagten,gefragt, ob die Expedition unter dem Befehl der Königin oderder Chartered Company stehe; Grey habe erwidert, er könnenicht sagen, daß sie unter dem Befehl der Königin stehe, dochdaß sie nach Transvaal gingen, um für die britische Suprematiein Südafrika zu kämpfen. Nach der Zeugenvernehmung wurdedie Verhandlung auf eine Woche vertagt. Jameson sowie dieübrigen Angeklagten wurden gegen Bürgschaftsstellung auf freienFuß gesetzt.—Spanien.Madrid, 10. Mörz. Die„Correspondencia de ESpanna"verzeichnet ein Gerücht aus politischen Kreisen von SchrittenEnglands, welche die Herstellung eines Ein-ernehmens zwischen Spanien und den Ver-inigten Staaten bezwecken. Diesem Gerücht zufolgewürde Spaniens Oberhoheit über Kuba anerkannt,uba aber Selbstverwaltung zugestanden werden; dieEinnahmen aus den Zöllen würden die TilgungerSchuldKuba's sichern.Türkei.Konstantinopel, 11. März. ES ist Befehl ergangen, beidem dritten Korps alle Redifbataillone zu entlassen.Bei dem vierten Korps verbleiben einzelne Kompagnien und beidem sünsten Korps zwei Redifbataillone mobil.—Indien.— Ein Staatsstreich in Indien. Wie dem„DailyChronicle" aus Kalkutta gemeldet wird, hat die indische Re-sierung einen Schritt gethan, welcher unter den indischen Vasallen-iirsten große Aufregung hervorgerufen hat. Sie bat nämlich denFürsten(Maharadscha) Rana von Jhalwar kürzlich ohneProzeß, durch einfaches Dekret des politischen Agenten absetzenund den persönlichen und politischen Gegner desselben für feinenNachfolger erklären lasten. Dies ist der erste Fall dieser Art, undder Gemaßregelte war, nach dem Gewährsmann des„DailyChronicle", ein guter, geachteter und volksthümlicher Fürst. Erhat sogar früher einmal aus der Jagd einen politischenAgenten Englands au? den Zähnen eines Tigers gerettet.Die Absetzung erfolgte trotz allgemeinen Widerspruchs, trotz einergegentheilige» Versicherung des Staatssekretärs für Indien, LordGeorge Hamilton, und unter Bruch der bestehenden Vertrags-rechte. Der noch junge Fürst soll sich einige Etikettefehler gegen-über dem gegenwärtigen britischen Agenten des Vizekönigs,Crofthwaite, haben zu schulden kommen lassen. Darüber be-schwerte sich dieser bei der indischen Regierung, welche nachLondon berichtete. Lord G. Hamilton entgegnete, er müsse erstauch den Fürsten hören; aber ehe dies geschah, erfolgte die Ab-setzung.„Daily Chronicle" meint, die Angelegenheit habe einensehr ernsthaften Charakter; sämmtliche Vasallenfürsten würdensich nun aus ihren Thronen unsicher fühlen und in ihren Verträgenmit der Regierung«in werthloses Stück Papier erblicken.—Die Uohnbemegungin dee Vonfekkions-Indupkeie.Einignngöamt des GcwerbegerichtS. Zu der gestrigenSitzung waren sechs Arbeiterinnen des Zwischenmeisters Nadolgelade», sowie dieser selbst. Herr Nadol hat, wie in früherenSitzungen festgestellt wurde, von fünf Firmen, für die er arbeitet,den festgesetzten Zuschlag erhallen; von einer sechsten Firmakonnte nach dieser Richtung nichts sicheres ermittelt werden.Trotzdem hat Herr Nadol den Arbeiterinnennur einen geringen Bruchtheil der ihnengebührenden Zulage gewährt! Er solltedeshalb im Wege des Einigungsverfahrens zur Zahlungbewegt werden, hatte es aber vorgezogen, nicht zu er-scheinen; infolge dessen reichten fünf der anwesenden Ar-beilerinnen beim Gewerbegericht sogleich die Klage wegen derfraglichen Lohndifferenz ein, während die sechste sich nicht dazuverstehen wollte, weil sie der Meinung ist, daß Nadolnicht mehr zahlen kann. Sie wurde schließlich,_ alsman sich vergebens beniühte, sie vom Gegentheil zu über-zeugen, so obstinat, daß sie hinausgewiesen werden mußte.Die anwesenden Unternehmer der Knabenkonfektion traten fürAusarbeitung eines besondern Tarifs für ihre Branche ein. Ausden Angaben der vernommenen Arbeiterinnen heben wir hervor:Eine Frau arbeitet seit 6 Jahren als Handnäherin auf Hosen,für die sie pro Stück vor dem Streik 12>/i!, jetzt 15 Pf. erhält.Die 14jährige Tochter, gleichfalls gut eingearbeitet, macht täglich8, die Mutter« Hosen. Beide zusammen verdienten vor demStreik 10—11 M., jetzt 12-13 M. die Woche. Davon gehen1,15 M. Unkosten ab.Eine Versammlung von Zwischenmeistern der BerlinerDamen- und Mädchenmäntel- Branche hat den zwischen denVertretern der Konfektionäre, Zwischenmeister und Arbeiter undArbeiterinnen vereinbarten Lohntarif abgelehnt.Eingehenden Bericht über diese Versammlung finden die Leseran anderer Stelle der heutigen Nummer. Da die Versammlungnur von knapp 150 Personen besucht war, während es in Berlinmindestens 10 000 Zwischenmeister giebt, ist der in Rede stehendeBeschluß vorläufig ohne Bedeutung, aber die Gefahr»st nichtausgeschloffen, daß das schlechte Beispiel jener Versammlung an-steckend wirken könnte. Wir rathen deshalb den Arbeitern undArbeiterinnen der Berliner Konfeklions-Jndustrie dringend, aufder Wacht zu sein und überall mit der erforder-lichen Energie auf der Jnne Haltung des Tarifszu bestehen. Nöthigenfalls ist sofort das Gewerbe-gericht anzurufen. Von den Konfektionären erwartenwir, daß sie den unsauberen Plan der in Rede stehendenVertragsbrüchigen Zwischenmeister durchkreuzen helfen. Be-kanntlich haben sich die Konfektionäre verpflichtet, den-jenigen Zwischenmeistern, die den vereinbarten Abmachungenentgegenhandeln, keine Austräge zu geben. Ebenso sindvertragsmäßig die Arbeiter und Arbeiterinnen verpflichtet,bei solchen Zwischenmcistern nicht zu arbeiten. Es ist alsoein leichtes, die widerstrebenden paar Männlein zu Paaren zutreiben. Wenn von den betreffenden Zwischcnmeistern behauptetwird, sie bekämen von den Konfektionären z. B. nur 15 pCt.mehr, während sie den Arbeitern und Arbeiterinnen 30 pCt.zulegen müßten, so ist das zum theil falsch und auch sonst keinBeweis dafür, daß ihre Ablehnung des Tarifs berechtigt wäre.Die Sache verhält sich nämlick so: Der Zwischenmeister bekamz. B. bisher für ein Jackelt oder einen Mantel 2,50 M. Jetztbekommt er 3 M., also 20 pCt.--- 50 Pf. mehr dafür. DieArbeiterin erhielt für ein solches Kleidungsstück bisher 1,50 M.Jetzt bekommt sie allerdings 30 pCt. mehr, das macht aber nur45 Pf. aus. so daß der Meister keinen Verlust, sondern noch" Pf. Mehrverdtenst hat als bisher. Und ähnlich verhält es sichin allem übrigen, auch betreffs der Sachen, wofür der Meisternur 15 pCt. mehr bekommt. Der Arbeiter erhält dann von ihm20, nicht 30 pCt. Thatfächlich hat der Zwischen-meister durch den Tarif nie Verlust.Die Firma Serna« in Halle a. S. hat die Forderungender �Arbeiter noch immer nicht bewilligt. DaS KonfektionshausKunze u. Rößger in Leipzig, ein guter AbnehmerSernau's, hat deshalb seine letzte Bestellung rückgängig ge-macht. Andre Kunde» dürften, falls Herr S e r n a u nicht baldnachgiebt, diesem Beispiel folgen.Für die KonfcktionöarbcitcrZ und Arbeiterinnen gingennoch nachträglich folgende Beträge bei unserer Expedition em:Von 10 Berliner Arbeitern, Radfahrern, Tour n. Storkow.amerikan. Auktion eines Pfannenk. 5,20. Gesangverein Schnee-stöckchen l., Rixdorf 5,—. Lazarum! Amsterdam 37,55. Maler-»ide Bettaque Weißensee d. Franz Wiener 1,25. Gesammeltdurch Bennewitz 1,50. Fachverein der Uhrmacher 25,—.~m evangelischen Arbeiterverein in Berlin gesammelt durchischendörfer 56,70, Gesangverein Alpenrose 4,35. Böhmisch-Slavischer Klub in Bukarest 41,15. Rauchklub Morgenroth,Landsberger Allee 44, 11,10.In Nr. 55 wurden unter Gesangverein Vereinte Sanges-brüder Moabit durch einen Schreibfehler auf dem Postabschnitte19,95 statt 29,95 M. quittirr.Summa 200,80 M. Bereits quittirt 34 718,87 M. Gesammt-ümme 34 919,67 M.__Davkei-Dttltzvtltzten.Die Parteigenossen in Sachsen-Koburg-Gotharüsten sich bereits zu den im Herbst stattfindenden Landtags-wählen. Sie agitiren namentlich für die Eriverbung derkoburg-gothaischen Staatsangehörigkeit.Gcwerbegcrichts- Wahlen. Bei den am 9. d. Mts. inFrankfurt a. M. stattgehabten Wahlen der Arbeitgeber-Beisitzer beim Gewerbegericht betheiligten sich unsere Partei-c enossen mit einer eigenen Liste, unterlagen aber den„vereinigtenHandwerkern und Gewerbetreibenden".Eine Parteikonferenz für das Herzogthum Oldenburgtagte am 8. d. Mts. in O l o e» b n r g; 15 Delegirte nahmendaran theil. Betreffs der im Herbste stallfindenden Landtags-wählen zum oldeudurgischen Landtag empfahl die Konserenz denParteigenossen, überall, wo einigermaßen Aussicht auf Erfolgvorhanden ist, in die Agitation für Betheiligung an der Wahleinzutreten. Die Vertrauensmänner sollen im Herbst ei» Flug-blatt speziell für die Landbevölkerung zur Verbreitung bringe».Für den Kreis Mülheim a. Rh. nnd die Stadt Kalkinden demnächst die Gewerbeger ichts-Wahlen statt,woran sich auch unsere Parteigenossen durch Aufstellimg eigenerKandidaten detheiligen werden. Das sozialdemokratische Wahl-komitee hat nun mit den„Christlich-Sozialen" die Vereinbarunggetroffen, daß die Stimmzettel von gleicher Größe und gleichemPapier angefertigt werden sollen.