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Mittwoch 29. Januar 1930

Unterhaltung und Wissen

Beilage des Vorwärts

Theodor Stiegler:

8r genießt die Auslieht

tSckluß.) Als der Ober Franz Joseph Stulpe gewissenhaft und outo- matisch die Stuhle auf die Tische gestellt und abgerechnet hatte, trat er,«in belangloser, soeben gekündigter Ober, einsam und stehen gelassen, auf die noch dunkle Straße. Ein Taxichauffeur verkroch sich, steif vor Kälte, in einen unförmigen Pelzmantel und machte in der Richtung zum Ober, als er ihn gewahr wurde, eine konven- tionelle Bemerkung über den ungemütlichen Morgen. Aber Stulpe hatte kein« Augen für dos, was um ihn her vorging, er sah noch immer das verstörte Gesicht der Sängerin, ihre hysterische und arrogante Leidenschaft, die sich kreischend an ein verlogenes, kolo- riertcs Leben klammerte, und er dachte, daß ihr wie ihm vom Leben gekündigt worden war, und daß sie morgen eine ganz gewöhnliche Frau sein würde, verweint und ohne Distanz, über- flüssig wie er selbst. Der Ober Franz Joseph Stulpe fand in irgend einer Tasche eine flach gedrückte Zigarette, aber er rauchte sie nicht, sondern schleuderte sie mit einer Bewegung des Wider- willens in den Schnee, denn plötzlich spürte er wie noch nie den bitteren, ungewaschenen Geschenack seines oerbrauchten Gaumens, und er spürte, wie herrlich das kalt« Blasen des Frühwindes sein« übernächtigen Schläfen ausfrischte. Dieser Ober, in Dunst und Nikotinlus: alt geworden, in geschlossenen Räumen zwischen Orchesterraum und Toilette, stieg, eingehüllt in«inen dünnen Mantel, frierend von den unsauberen Ereignissen, die seine Bor- stellung noch immer festhielten, auf den Schloßberg, ein« kleine Erhebung mitten in der Stadt, die in einem Plateau end'gte, von dem man die ganze apathische Derträumtheit des Provinznestes überblicken konnte. Zweimal in der Woche stieg Franz Joseph Stulpe, ein etwas romantischer Ober, auf diese Erhebung, die man denBerg der Pensionisten" nannte, Jahr für Jahr, um sich an die Brüstung zu lehnen und auf den Sonnenaufgang zu warten. So stieg er auch jetzt mit andächtigen Schritten, wie«in Apostel , der einem Wunder nachgeht, über die Stufen empor, die m den Schloßberg«ingehauen waren. Dieser Berg, einige Minuten von dem Lokal entfernt, in dem noch vor kurzem einer asthmatischen Sängerin durch den geschickten Wurf eines Weinglases das welkende Gesicht zerschnitten worden war. atmete um die frühe Stunde eine Feierlichkeit, der sich selbst der abgebrühteste Rachtdummler schwer hätte entziehen können. So stieg der Ober Franz Joseph Stulpe empor, mit leise wehen- den Frackschößen, und rastete und holte Atem und sah, wie die glühende Ampel der Sonne aus herliger Ferne in den Tag wuchs. Als«r oben angekommen war. ging er dicht an den Steinwall, der das stell abfallende Plateau schützend abschloß, und legte mit einer langsamen, beinahe frommen Bewegung die chände hinter seinem Rücken zusammen. Hier hatte er oft gestanden, bevor er nach Hause ging, zu seiner mageren Frau und den Löffelerbsen mit Speck, um sich dann niederzulegen, wenn andere zu arbeiten begannen, hier weilte er gern, chenn»«..hatte er das. PkÜ&L nicht mehr der Ober Franz Joseph Stulpe zu sein, der den fremden.Menschen Nacht für Nacht in den Mantel helfen mußte, denn niemand hätte sich hier erlauben dürfen, zu rufen:Ober, zahlen!", wenn Franz Joseph Stulpe in die aufgehende Sonne sah. Er kannte hier jeden Stein und lehnte sich gerade, irgendwie entlastet, an die kalt«, erfrischende Mauer, als ihn ein sonderbarer Lärm aushorchen ließ: ein« größere Gesellschaft, die aus drei Herren und einer Dam« bestand, war offen- bar auf den Berlegenheitseinsall gekommen, den letzten Rest einer

schalen, durchzechten Nacht auf diesem Plateau zu verbringen. Der eine von den drei Herren schwang mit geisterhaften Bewegungen zwei große Weinflaschen, als wären es Keulen, und versuchte, den vereisten Weg hinaufzuturnen, während sich die junge Dame, die von zwei anderen Herren geschoben wurde, an den Schößen seines Pelzmantels sest»e!t. So bewegte sich die eigenartige Gesellschaft unter keuchendem Gelächter und schnaufenden Zwischenrufen in die Richtung des Obers Franz Joseph Stulpe, als der Herr an der Spitze plötzlich das Gleichgewicht verlor und trotz der komischsten Bewegungen eines unfreiwilligen Seiltänzers auf den Boden stürzte. Während die eine der beiden Weinslaschen ganz blieb, zerbrach die andere knallend an einer Stufenkante. Der rote Wein färbte den Schnee wie Blut. In diesem Augenblick dreht« sich der Ober un- willig um. Einer von den Herren erkannte ihn und schrie:Ober, noch eine Flasche!" Der Ober Franz Joseph Stulpe hörte nicht. Er hatte die Frau bemerkt, die das Weinglas geworfen hatte, und sah, wie ein Feld- Herr, ohne sich zu bewegen, in die Landschaft, die zu strahlen begann. Der Herr, der geschrien hatte:Ober, noch eine Flasche!" zögerte zunächst, durch die unerwartete Haltung des Obers aus der Fassung gebracht, und war gerade im Begriffe, seinen Befehl zu wiederholen, als die junge Dam« mit dem Monokel mit einem jauchzenden Ruck ihren Mantel in den Schnee warf. Ohne sich um die warnenden Zurufe ihrer plötzlich nüchtern gewordenen Begleiter zu kümmern, kletterte sie auf die vereiste, mit einer täuschenden Schneedecke belegte Steinbrüstung, wo sie, den Refrain eines Schlagers singend, geschickt und graziös zu tänzeln begann. Der Ober Franz Joseph Stulpe, der die Gefahr erkannte, stand, die Hände über dem Rücken gefaltet, unbeweglich da und sah in die Landschaft. Er hörte, fast im Traum, wie ein Weinglas auf dem Eis zersplitterte, er sah die Gestalt der tänzelnden Frau in klar um- rissenen Formen, aber die Gestalt war klein und sie tönzelte plötzlich ganz weit draußen, eine dunkle Marionette, die sich vom immer heller werdenden Horizont gespensterhaft abhob. Der Ober sah sie wie in weiter, unerreichbarer Ferne und wußte, daß diese Frau, die mit dem Leben spielte, nur noch durch drei oder vier Schnitte von einer schmalen Spalt« getrennt war, die leicht übersehen werden konnte, weil sie fast bis zum obersten Niveau der Steinbrüstung von schneeigem Schutt ausgefüllt war. Es darf daran nicht gezweifelt werden: Der unbescholtene Ober Franz Joseph Stulpe hatte die Ab- ficht, die Frau durch einen lauten Zuruf zu retten, und seine Lippen bewegten sich, als ob er sagen wolle:Holen Sie doch die Frau herunter," aber es härte ihn niemand, und es war, als habe er plötzlich die Herrschaft über seine Stimme verloren, die durch zwanzig Jahre, Nacht für Nacht, gesagt hatte:Nehmen Sie vielleicht hier Platz",Hier sehen Sie sehr gut",Nein, es hat eben erst an- gefangen",Die Zigaretten kommen gleich",Geradeaus, zweite Tür links".. Und der Ober stand.da, ohne Haß und ohne verbind- liches Lächeln, unfähig,«in. Wort zu sagen, und hielt»e Hände hinter "dcrn Rücken gefallet und atmet«' die strahlende Scmne7 er, der un- bescholtene Ober Franz Joseph Stulpe. Er vergaß die Wirklichkeit seines monotonen Lebens, er war plötzlich irgendein namenloser, un- bekannter Zivilist, der die Aussicht genießen durfte, er hatte keine Wut und kein« Sorgen, dicht an der Mauer stand er, der Ober Franz Joseph Stulpe, und sah in die Sonne,«in komischer Apostel im Frack, und hörte nur von fern den Schrei, den eine Frau ausstieß, die über dem Felsen lautlos in der Tiefe verschwand.

WaUher Appell: AUS

Im Restaurant (M o n» l o g einer sächsischen Mutter.) Kommt. Kinder, hier noch ä ganser Disch frei! Da brauchense gar nich so dumm zu gucken, sie zwee'e, mier setzen uns drwegcn mit her. Mier Hamm hier genau sofiel Anschbruch wie sie. Noch siel mehr, weil mier ihrer sechs« sinn. Das kennte ihn' so bassen, daß enne deitsche Familie wieder abricken mißt« unn keen Kaffee kriegte wegen so enn unfrheirahdn Liewesbaar. Das gloowich, da hammse nu gedacht, se kenn hier midnander offn Kannebee rum- schmusen, das kenn mier schonn! Awr unser Geld ooch ke« Blech. Komm, Baul, setz dich niewer zu denn Mann, brauchst keene Angst zu hannn, der derf dir nischt duhn. Nu nee. Fader, so machen mier das nicht! Du setzt dich nich nähm das Freilein! Dazu gehn mier nich Sonndags schbaziern, daßde hier rumbusiiern kannst mit so enn grien' Ding«. Se hat dr wohl mitn Oogen zu- gebischbert, daßde dich bei se setzen sollst? So sieht die schonn aus, mit ihrn Buwitobb. Also mach, schdeh off, lassn Alfred dancin. Unn nemm emal dn Horfchdl ausn Kinderwagen, den legen mr in de Ecke offs Kannebee ja Frellein, da rickense ahm gesälligst ä bisiel zu. Awr basten se off. der hat forhin sein« Flasche gedrunken. Ach dr Kellner. Nu lassen se een nr meeglichst«rscht setzen. Sinnse nich so vffdringlich. Mier wern schonn noch beschdellen. Was war? Hast du nich grade was gesagt, Fader? Nee, mei Liewer, da werd nischt, sonwegcn ä kleenes Helles. Mier drinken Kaffee. Also Horchense mal, Ohwer! Uns bring se enne halwc Borzjon Kasfee. Nich so deier, fielleicht frn Fuffzger. Awr reen' Bohnkaffe«! Mier sinn nämlich frweent in der Beziehung. Also nowr, unn sechs Dassen drzu, unn enn dicht'gen Dobb heeßes Wasser. Awr bisse! fix! Nee, drzu brauchen mier nichscht. Mier Hamm drheeme Kwark- kuchen gebacken. Gibb mal s Batet her. Frieda, unn daß des hqjde schon» u>eeßt, fonwegen schbäder mal ooch so mitn Kerln haußen rundreim wie die. das bilde dr nicht ein! Mach nr, mier Hamm Hunger! So. mei Horfchdl. das dein«. Ja. Freilein, da er- schreckend 2lwr wennse Angst Hamm , daßr sie follschmiern kennte. da g«hn se doch ihrer Wäge! Uns f-hll, sowiso noch ä Blotz fr unsr« Herda. Was issn. Alfred? Ach so. Ja. den Zucker kannst« dir ruhig nemm. den brauchen die zwee Versöhn' nich alln. Unn Milch hammse ooch noch drinnne. Hier. Kurdl. kannst« glei au- denn Dinge drinken. da machen mier nicht«rscht siel Umschdänd«. Willst- ooch ä Schdick Kuchen, Fader? Was. der frdrägt sich»ich mitn Bier? Mit was denn fr Bier? Nimm nr ruhig ä Schdickel. awr nich so ä großes. Guck« nr. wies n Horschdl schmeckt. wisch dr nich de Finger an Anzug. Alfred, Frieda, baß ä bisse! offn off. der sollst ans Dischduch wischen, oder ans Kannebee! Wisch se nur richjd'g ab, ach so, das denn Mann fein« Hofe. Nu, das ooch

nich gefährlich, mcegen se doch nicht eener deitschen Familie dn Blatz wegnemm, die sinn doch hier nich drheeme.(Das junge Paar zahlt und geht.) Ja, machenf« sich fort! Awr bildense sich nich edwa ein. dasse uns da drmit ärger» kenn! Sie warn mir nänüich glei unsimbahdsch, wo mier reinkam'. Guck mal, obf« noch Kaffee in dr Kanne Hamm , Fader. dreht eich nich nochmal um, ihr...! So, nu machts«ich scheen bekwähm, setzt eich ä bisset breet, s komm' noch Leide. Nu, hier derf niemand mehr/ her, das unser Dtfch! Ach, dr Kellner. Kommst, schdelln ses her. So. unn nu bringst uns glei noch zwee Kann' heeßes Wasser! Theorie und Praxis. Babba, unser Lährer hat gesagt, das däht gar»ich Veen heißen. sondern B.. bein, unn das däht B.. bäum Heeßen anschdadd Boom, ach unn noch viel, ich weeß bloß nich mehr alles. Ae baar was, da habb ich iewrhaubt nich rausgebracht, da hat der cegal wieder gesagt, das i, das ich sagen däht, das wär falsch. Das mißte . na ja, ich weeß ooch nich, das mißte ähm i Heeßen. Awr andersch. Bei denn klang das ä bissel anderfch. Friehling unn iewrsliss'g, unn Diere, das sinn solche Wörde. Da hat der gesagt, bei mir wißte mr nich, ob ich änne Schduhmdiere meen oder de wilden Diere in dr Wieste. Die Meegens nr halwegs machen! Awr was's? Weil st nich genug zu duhn Hamm , da difteln se wer weeß was fr Bleedsinn aus. Anschdadd daß'n Kindern erleichtern, da machen sis'u so schwer. Solche kinstliche Schbrachen, die mißten direkt frboten sinn. Der hat awr doch gesagt, die andern dähten so reden. Was dn fr andre? Nu, in Breißßen die, unn in Dicring', unn in LIeweck, unn Hannohfer. Das geht doch uns nischt an! Da kenn doch mier nich drfor! Awr reden duhn die wärklich so? Ich gloowe. Warum reden die'n so? Das weeß doch ich nich. Wahrscheinlich, weilst enn Klabbs Hamm. Da sinn die wohl nich gans richt'g? Scheinbar. So. Awr... awr Menschen sinns drweaen ooch? Nu ja, ähm abgesthn dofon. Unser Lährer ganz begeistert son denn, ähm wegen ihrer Schbrache. Der hat gesagt, mier solln uns nr immer s'cheen Miehe gähm, unn mr jolldens unsern Acldern sagen, st mechden drheeme recht scheen off uns offbassen, daß mier immer so reden. Da dähten miersch in dr Schule fiel ähr lern'. Was? Das hat der gesagt? Da will der Uns Forschriften

machen? Also, mei Kind, daßß des glei weeßt: da werd nadierlich nischt draus! Unn wennr wieder mal sowas sagt, da tannstn son mier enn scheen Gruß sagen, unn ich hädde gesagt, in meiner Woh­nung häddr nischt zu frfiegen! Unn das sollr sich ee fr allemal merken: in seiner Schule da kannr meindwegen machen: wasr will. Awr in mein fier Fähln da bin ich frn heislichen Anschdand frand- wordlich Unn der beschdeht bei mir dadrinne, daß d e l t s ch g e- redt werd! Ateinnere Uhr " Der Zeitsinn bei vielen Menschen und bei einer großen Anzahl von Tieren ist ein großes Rätsel. Es gibt Menschen, die auch ohne Uhr fast auf die Minute genau wissen, wie spät es ist. Das will nicht sehr viel sagen, wenn die Menschen wach sind: denn die Tagesstunde drückt sich auch in der Helligkeit und in der Atmosphäre der Zeit aus. Viel rätselhafter ist es schon, wenn Menschen in sich gewissermaßen«ineinnere Weckuhr" tragen: denn es gibt sehr viele Perjonen, die zu einer bestimmten Stunde aufwachen können, wenn sie es sich am Abend vornehmen, während andere ohne Weck- uhr bestimmt die Zeit verschlafen, wenn sie zur bestimmten Stunde aufstehen müssen und nicht geweckt werden. Wieso ist es nun möglich, daß«in Mensch am Abend vorher erklärt, er wolle Punkt 6 Uhr erwachen und sein Körper diesem inneren Befehl tatsächlich Folge leistet? Man hat den Versuch gemacht, dieses Phänomen mit Hypnose Zu erklären, ohne dadurch in der Lösung des Rätsels tatsächlich weiterzukommen. Noch seltsamer erscheint der Zeitsinn bei gewissen Tieren, zum Beispiel bei Bienen. Neue Forschungen. die I. Bcling mit dressierten und numerierten Bienen anstellte, zeitigten ganz erstaunliche Ergebnisse, über die er vor einiger Zeit in der.Leitschrift für Bergl.-Phys." berichtet. Schon früher wurden von anderen Bienensorschern Untersuchungen über den Ortssinn der Bienen angestellt. Eine Anzahl von Bienen stellten sich an jedem Nachmittag auf der Veranda eines Gartenhauses ein, wenn der Besitzer seinen Nachmittagskaffee trank und dabei Honig und ein- gemachte Früchte genoß. Da er sehr pünktlich um vier Uhr vesperte, so kamen die Bienen ganz pünktlich um vier Uhr an und immer zur selben Stelle. Als er eines Tages den Ort seines Nachmittags- kaffees verlegte, um festzustellen, ob die Bienen auch ohne die An- Wesenheit des Honig die frühere Stätte finden würden, umflogen die Bienen um vier Uhr unausgesetzt die Stelle, wo vorher immer der Kaffeetisch gestanden hatte, ein Zeichen dafür, daß sie einen ausgezeichneten Ortssinn besitzen. Nun ist fernerhin bekannt, daß sich viele Blüten nur zu bestimmten Tageszeiten öffnen, und daß die Bienen zu denselben Zeiten die Blüte besuchen. Ganz besonders bemerkenswert ist fernerhin die Tatsache, daß die Bienen die Buch- Weizenfelder hauptsächlich in der Zeit von 9 big 11 Uhr am Vor- mitlag besuchen. Man konnte daraufhin feststellen, daß der Buch- weizen gerade um diese Zeit den Nektar ausscheidet. Beling machte nun mehrere Experimente, um hinter das Geheimnis des Zeitsinns der Bienen zu kommen. Mehrere Bienenstöcke brachte er in. einem -Zimmer urüer, das-ständig die gleiche Veleuchtung auswies. Dadurch wurden.'die Ursachen für den Zeitfinnn der Bienen, die in der wechselnden Beleuchtung liegen tonnten, ausgeschaltet. Nun er- hielten die numerierten Bienen ihr« Nahrung zu bestimmten Tages- zeit«». Schon nach kurzer Zeit hatten sie sich die Stunden genau gemerkt und erschienen auch dann an der Futterstell« um die gleiche Stunde, wenn kein Futter hingestellt worden war. Es scheint daraus hervorzugehen, daß äußere Bedingungen auf die Unter- nehmungen der Tiere keinen Einfluß haben, sondern daß ein Zeit- sinn vorhanden sein muß, zumal nicht nur jede beliebige Tageszeit für die Fütterung gewählt werden tonnte, sondern auch mehrere auseinanderliegende Stunden an einem Tag«, an denen den Bienen die Fütterung hingestellt worden war, von den Tieren ziemlich pünktlich innegehalten wurden. Mit diesen Forschungen ist man dem Wesen des Zeitsinns noch nicht nahegekommen, aber sie er- geben ein ziemlich klares Bild von dem Vorhandensein dieses Sinnes bei den Bienen. Dadurch findet auch eine ähnliche Er- scheinung, die bei vielen Menschen festgestellt werden kann, eine bemerkenswerte Beleuchtung, und es erscheint nur seltsam, daß nicht alle Menschen trotz ihrer höheren Intelligenz diest inner« Uhr besitzen, die man wohl bei den meisten Bienen mehr oder weniger annehmen muß. Das lugelrunde Krankenhaus. Ein sonderbares Krankenhaus ist in der amerikanischen Stadt Cleveland errichtet worden. Es besteht ms einer vollkommen runden, mit Aluminium überzogenen Stahl- kugel, in der fünf Storfwerk« untergebracht sind, und dient dazu, Zuckerkranke, Blutarme und Patienten mit anderen Krankheiten einer besonderen Behandlung mit komprimierter Luft zu unterziehen. Das Verfahren wird, in Ergänzung der sonstigen medizinischen Methoden, von Dr. O. I. Cunningham in diesem nach ihm benannten Sana- torium auegeübt, in dem die Kranken bis zu fünf Tagen mit kom- primierter Luft behandelt werden. Man betritt die Stahltugel durch eine Art Tank, der sie mit dem Verwaltungsgebäude verbindet. Das kugelförmige Sanatorium hat einen Durchmesser von 22 Metern und Ist mit allen erforderlichen Bequemlichkeiten ausgestattet. Im Erdgeschoß befindet sich der Speifesaal, die drei nächsten Stockwerke enthalten die Krankenzimmer und Behandlungsräume, und darüber ist ein Erholungsraum untergebracht. Di« Fenster bilden kleine runde Luken, ähnlich wie liajütensenster. Die hier besonders schwierige KülMütung der Speisen, Heilmittel usw. erfolgt durch fahrbare elektrische Kühlapparate. wie sich der Großstadllärm zusammenseht. Die Partstr Stadt­verwaltung hat in«inen: verhältnismäßig stillen Winkel von Paris ein Mikrophon aufgestellt.und Grammophonplatte» von dem auf- genommenen Lärni herstellen lasstn. Es ergibt sich daraus, daß AutoHupen und Sirenen ein Viertel des Großstadtlärms ausmachen. Motorengeräusch absorbiert 36 Prozent, Trambahnen und Lostwegen verursachen 11 Prozent des Lärmes, das Geräusch beim Abladen von Warengütern 9 Prozent, das Knirschen der Bremsen 2 Prozent, der Auspuff von Motorrädern S Prozent. Pfeifen der Polizisten I Prozent, der Rest entfällt auf diverse Geräusche wie Hammer- schlage, Kindergeschrei usw. Rebelstädle. London , das wegen seines Nebels berüchtigt ist, schlälst in dieser Hinsicht doch nicht den Rokord. Auch New Vork hat schwer unter Nebel zu leiden. Auch in den Südstaaten Ameri- las, an der Mündunq des Mississippi in den Golf von Mexiko , sind Nebel häufig. Ebenso ist der Rio Plate in Argentinien bekannt wegen der Nebelmengen, die sich an seinen Ufern sammeln. Der älkesle noch bestehende Kalender ist der jüdisch«, der seit 3761 o. Ehr. besteht, also 6690 Jahre alt ist. Die kürzeste Lebens- dauer aller Zeitrechnungen hatte der Kalender der französischen Revolution, der 1793 eingeführt und 1806 durch Napoleon wieder abgeschafft wurde. Er bestand also nur zwölf Jahre. Das kleinste Restaurant der well befindet sich in Paris : es hat imr für fünf Personen Platz.