Einzelbild herunterladen
 

Berlin   fucht neuen Kredit.

Der Eindruck des Oberbürgermeisterbriefes.

Troh der Aufnahme des 8- Millionen- Kredites bei der Branden­Surgischen Girozentrale und des 25- Millionen- Darlehens bei den Elektrowerken ist es der Stadt Berlin   nicht möglich, bis Ende März über alle kaffenschwierigkeiten hinwegzufommmen. Es steht bisher lediglich fest, daß der Januar- Ultimo glatt überwunden werden kann. Für Februar und März ist die Kassennot noch nicht behoben. Es ist daher selbstver­ständlich, daß der Magiftrat in neuen Verhandlungen um die Her­anschaffung der erforderlichen Mittel bemüht ist. Jm Augenblick stehen aber weder der Vertragspartner noch die Bedingungen fest, selbst über die Höhe des Betrages ist man sich noch nicht im flaren. Alle anderslautenden Mitteilungen entbehren jeder Grundlage und beruhen auf leeren Vermutungen.

Heute fand eine Magistratssitzung statt, die sich aber lediglich

niit der Erledigung der laufenden Arbeiten beschäftigte. Zu der er­folgten Ablehnung des Nachtragsetats im Haushalts ausschuß nahm der Magistrat noch keine Stellung, man mill erst die Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung ab­marien. Auch mit dem Brief des Oberbürgermeisters, in dem er bekanntlich seine Bereitwilligkeit erklärt, bei Anerkennung der Pensionsansprüche vor Abschluß des Diszipliarverfahrens zurück zutreten, beschäftigte sich der Magistrat nicht, da es sich hier ledig­lich um eine Angelegenheit der Stadtverordnetenversammlung handelt. In den einzelnen Fraktionen wird der Böß- Brief natür lich lebhaft diskutiert. Im allgemeinen ist man innerhalb der Par­telen der Ansicht, daß das Interesse der Stadt Berlin   selbst eine möglichst schnelle Lösung der Oberbürgermeister frage dringend erfordert. Wie wir hören, dürften sich die Deutschnationalen bei einer Abstimmung über die Pensionierung Böß der Stimme enthalten.

Jorns in der Defensive.

Rechtsanwalt Levi beschuldigt ihn falscher Darstellung.

MLIЯ38

Nunmehr fann endlich in die Beweisaufnahme einges treten werden. Es werden die Bernehmungsprotokolle eines der Begleiter des Oberleutnants Vogel, Janschtow, verlesen. Der Oberleutnant Vogel, der auf Befehl des Generals von Lüttwig ver­haftet und am 17. Januar von Jorns enthaftet wurde, hatte bei seiner ersten Bernehmung gesagt, daß Rosa Luremburg von Zivilisten am Kurfürstendamm   weggeschleppt worden sei. Er hatte gelogen. Janschkow hatte am 16. Januar erklärt, er erinnere fich nicht an Einzelheiten. Aus feiner Aussage am 22. Januar ging jedoch hervor, daß

In der heutigen Morgenfihung des Jorn- prozesses wird| Prozeßbericht der Roten Fahne" zur Renninis nehmen und ihn in der Erörterung des Fragenkomplexes: Die Behandlung des später berüdsichtigen würde. Oberleutnants Bogel   durch den damaligen Kriegsgerichtsrat und Untersuchungsrichter Jorns fortgefeht. Die erschienenen Zeugen, die damaligen Mitglieder des Zentralamts und Vollzugsrats der Arbeiter- und Soldatenräte, Wegmann und Rusch, wie auch der an der Ermordung Rosa Luxemburgs beteiligte Jäger Runge werden bis auf weiteres entlaffen. Runge beschwert sich aber noch darüber, daß ein kommunistisches Abendblatt in seinem Prozeßbericht ihn als Mörder bezeichnet hat. Als der Borfihende ihm erklärt, daß das Gericht nichts dagegen machen fönne, jagt Runge, daß er unter folchen Umständen gezwungen sei, zur nächsten Berhandlung einen Revolver mifzu­bringen. Der Vorsitzende warnt ihn, teine Dummheiten zu machen; er werde ihn auf Schußwaffen untersuchen laffen müssen. Runge verläßt in großer Erregung den Gerichtssaal.

Jorns Vertreter, der Justizrat Löwenstein, schneidet noch ein mal die Frage der Autorschaft des Tagebuchartikels ant, bittet, den Artikel zu verlesen und stellt den Antrag auf Vernehmung des Ber­faffers Bertold Jakob. Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück und beschließt,

die Autorschaft Jakobs als wahr zu unterstellen. Justizrat Löwenstein hat aber noch einen Antrag bereit. Trok Unterbrechung durch den Vorsitzenden zitiert er den Prozeß bericht der Roten Fahne", erklärt, daß er falsch sei und zieht daraus den Schluß, daß auch die Behauptung der Roten Fahne" vom Januar 1919 hinsichtlich der ersten Nachrichten über maligen Untersuchungsrichter Jorns nicht als Unterlage habe dienen fönnen. Er stelle deshalb den Antrag, den

Schaumlöschergegenbrennendes Wachs die Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts dem da­

Eine Wachsschmelze in Flammen.

Ein Großfeuer rief heute vormittag die Feuerwehr nach der Saarbrüder Straße 22/24. In der Wachs­schmelze einer chemischen Fabrik war ein Feuer ausgebrochen, das in ganz kurzer Zeit großen Umfang annahm. Sechs Löschzüge waren mit der Bekämpfung des Brandes ffundenlang beschäftigt.

In dem umfangreichen Hintergebäude befinden sich die Räume der chemischen Fabrik Astroline G. m. b H. Im Erd­

Prozeßbericht der Roten Fahne" zu den Gerichtsakten

zu nehmen. Rechtsanwalt Paul Levi   widerspricht diesem An­trag. Er erklärt, daß die Rote Fahne" im Jahre 1919 von an deren Leuten geschrieben wurde als jeht im Jahre 1930. Jm übrigen würde die Beweisaufnahme ergeben, daß die sowohl in der Roten Fahne" als auch in der Freiheit" genannten Tatsachen

geschoß ist die sogenant melze, in der große Borräte durch den späteren Gang der Untersuchung in der Sache der Er­

an Wachs, Delen und Fetten lagerten. Sturz nach 9 Uhr entstand in einem Raum aus noch ungeklärter Ursache Feuer. Die Flammen fanden an den leicht brennbaren Gegenständen überaus reiche Nahrung und im Augenblick standen sämtliche Räume in Flammen. Zahlreiche Arbeiter und Angestellte, die dort unten be­fchäftigt waren, tonnten sich glücklicherweise rechtzeitig in Sicherheit bringen. Die Feuerwehr rückte auf den Alarm Großfeuer" mit sechs Löschzügen an die Brandstelle. Vier Schaumlöscher und

mordung Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs bestätigt wurden. Jeder gewissenhafte Untersuchungsrichter hätte Veranlassung ge­nommen, den in jenen Berichten angedeuteten Spuren nachzugehen. Nach furzer Beratung fragt der Vorsitzende den Bertreter des Nebenflägers, ob es ihm genügen würde, wenn das Gericht den

Frau Luxemburg   in der Nähe der Lichtensteiner Brüde von Zivilisten und Soldaten aus dem Wagen geschleppt worden sei. Bogel   hatte ihm gleich darauf den Befehl gegeben, tw die Division zurückzukehren. Am nächsten Morgen fand Janschtom auf dem Lederpolster des Wagens Blutfleden und Blut streifen. Erst nach den beiden letzten Aussagen Jansch­foms wurde der Haftbefehl auch auf Bogel   ausgedehnt megen des bringenden Verdachts des versuchten Mordes. Reichsanwalt Jorns behauptet nun, daß erst die Aussagen des Zeugen Jansch fom ihm genügende Veranlassung gegeben hätten, gegen Vogel den Haftbefehl auszustellen. Zum Beweis dafür, daß die Angaben ter Freiheit" und der Roten Fahne" für seine Untersuchung belangins gewesen seien, zitiert er aus den Berichten der Blätter eine große Anzahl von Sägen.

Rechtsanwalt Levi: In dem Artikel steht aber bedeutend mehr, als Sie, Herr Reichsanwalt, darstellen. Uebrigens hatian Sie bereits damals Janschkows drei Aussagen und die Aussagen Runges, des Kraftwagenführers Nall und Vogels vor sich. Wie haben Sie die Widersprüche zwischen diesen Aussagen aufzuklären persucht. 3orns: Wem sollte ich glauben? Die Ausführungen in der Freiheit" waren doch ganz unzuverlässig. Ich wäre damit auf eine ganz falsche Fährte gekommen. Rechtsanwalt evi be­antragt die Verlesung der Freiheit"-Artikel zum Beweise dafür, daß der Zeuge, der als Reichsanwalt zu einer objektiven Dara stellung befähigt sei,

unter seinem Eide   eine falsche Darstellung vom Inhalt der Artikel

gibt. Hier kommt es zu einem heftigen Zusammenstoß. Justizrat Löwenstein erklärt: Id) protestiere gegen die Berdächti gung des Meineides. Ich bin in der Lage, dem Verteidiger aus feinen Veröffentlichungen eine Reihe von Unwahrhaftigkeiten nach­zuweisen.

ſechs Schlauchleitungen größten Kalibers mußten in Tätigteit ge- eße, Drohung und Verleumdung." übrigens, wie der Fall Spaeth- D.- Kriegsheim gezeigt hat,

fetzt werden, um ein Weitergreifen des Feuers zu verhindern. Die brennenden Wachs- und Delvorräte erzeugten einen so starten und beizenden Qualm, daß die Löschtrupps nur mit Sauerstoffapparaten versehen gegen den Brandherd vordringen fonnten. Mehrfach er­folgten heftige Errplosionen. Das ganze Erdgeschoß bildete eine Zeitlang ein einziges Flammenmeer, aus dem unaufhörlich meter: Lange Stich flammen hervorschossen. Endlich, nach etwa zweistündiger Löschtätigkeit, konnte das Großfeuer niedergefämpft werden.

Bei den Löscharbeiten erlitt der Oberfeuerwehrmann Steinte von der Wache keibelstraße durch herabstürzende Trümmer eine schwere Schädelverlegung, er mußte in das Krankenhaus am Fried­ richshain   übergeführt werden. Die Ablöschungs- und Aufräumungs­arbeiten dauern bei Redaktionsschluß noch an und mehrere Ab­lösungszüge trafen ein. Der Schaden ist sehr erheblich.

=

Berliner   Robinsons.

Ein Ehepaar auf einer Galapagos- 3nfel aufgefunden. New York  , 29. Januar. Associated Preẞ" meldet aus Chikago: Bon der Eugéne Macdonald Expedition, die einige Inseln in der Nähe des Aequators erforscht, liegt ein Funkbericht vor, daß sie auf der zur Gruppe der Galapagos   gehörenden Charles- Inseln zwei Ber­ liner  , Dr. Ritte und Frau, auffanden. Das Ehepaar strandete vor fünf Monaten bei der genannten Insel. Die Macdonald- Expedition verproviantierte das Ehepaar für die Dauer eines Jahres.

Der Schiffbruch vor Biarritz  .

Paris  , 29. Januar.

Die Bemühungen zur Rettung der Schiffbrüchigen von dem Brad des vor Biarrig gestrandeten englischen Dampfers knep. worth" find gestern nachmittag zunächst unterbrochen worden da­durch, daß das Kabel, auf dem die Rettungsboje lief, mit der die Schiffbrüchigen einzeln an Land geholt wurden, sich an den Küsten­felsen scheuerte und zerriß. Bis dahin hatte man acht Mann von den 23 an Bord Befindlichen an Cand geholt. 20 000 Personen befinden sich am Strande und verfolgen die Rettungsarbeiten. Um 7 Uhr abends setzte man die Bemühungen fort und hofft, im Laufe der Nacht noch die an Bord befindlichen 15 Mann zu retten. Das Schiff selbst muß als verloren angesehen werden, ebenso die Ladung.

Das Urteil von Dinkelscherben  . Zwei Bahnbeamte zu Gefängnis verurteilt.

München  , 29. Januar.  ( Eigenbericht.) In dem Prozeß wegen des Dinkelscherbener Eisenbahnunglücs verkündete das Augsburger   Schöffengericht heute vormittag folgendes Urteil: Die Angeklagten Amler, Wiedenbauer und Karner werden freigesprochen. Der Angeklagte Müller wird zu 5 Mo. naten, Hübler 3u 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Den Verurteilten wird Bewährungsfrist zuerkannt.

Brasilianischer Dampfer gestrandet.

35 000 Gad Kaffee verloren.

Paris  , 29. Jannar  .

Der brasilianische 6000- Tonnen- Dampfer lagrete" ist im Hermeltaual infolge des dichten Nebels auf einen Felsen ge­laufen. Das Borderteil des Dampfers, auf dem fich 35 000 Sad affee von Brasilien   auf dem Wege nach Le Havre   befanden, wurde vollkommen eingedrückt und läuft langjam voll maffer. Die Berfuche, das Schiff loszumachen, scheiterten. Die fahung fonnte gereffet werden.

Kommunistische Kongreßmache.

Der Hegapostel gegen die Gewerkschaften, Bauf Merter, versucht trampfhaft alle Hebel in Bewegung zu setzen, um den Berliner  Bezirtstongreß der revolutionären Gewerkschaftsopposition" in Gang zu bringen. Um Stimmung" zu machen, wird jetzt das Märchen verbreitet, es habe eine ungeheure Hege, Drohung und Berleumdung von der sozialfaschistischen Gewerkschaftsbureaufratie eingesetzt, um die Arbeiter und Angestellten von der Teilnahme an dem Kongreß abzuhalten".

Selbst wenn die sozialfaschistische Gewerkschaftsbureaukratie" in der Anwendung von Heße, Drohung und Verleumdung nur halb so trefflich bewandert wäre wie die revolutionär"-fommunistische Opposition", so lohnte sich in diesem Falle wirklich nicht die Mühe. Wenn die Weltrevolutionsstrategen dennoch den Lesern der KPD.  - Preffe diesen Schwindel auftischen, so einmal aus ihrer be­fannten Sympathie für die freien Gewerkschaften und deren Vor­stände, insbesondere aber deshalb, weil die Gewerkschaften sich um diesen Bezirksfongreß" überhaupt nicht fümmern und weder direkt noch indirekt Reklame dafür machen. Herr Merker muß das selber besorgen. Und weil nun einmal eine üble Sache wie dieser Bezirtstongreß" nur mit üblen Mitteln betrieben werden fann, muß auch das von Moskau   als erlaubt erklärte Kampfmittel der Lüge dazu dienen, die Heze gegen die Sozialfaschisten  " zu schüren.

"

Möglich auch, daß Herr Merker sich unter Berufung auf die an­gebliche ,, ungeheure Heze, Drohung und Verleumdung" von vorn­herein eine Entschuldigung sichern will für den höchstwahr. scheinlichen Fall, daß sein Reinfall mit dem revolutionären" Reichs tongreß sich bei dem Bezirkskongreß wiederholt.

Den Gewerkschaftsmitgliedern gegenüber bedarf es nicht erst der Drohung, um ihnen zu bedeuten, was fie zu tun und zu lassen haben. Jeder Gewerkschafter weiß, was die KPD.  - Presse tagtäglich verkündet, daß die kommunistische, fogenannte revolutionäre Gewerkschaftsopposition, die sich gegen die Gewerkschaften richtet, im höchsten Grade gewertschafts= feindlich ist.

Wer sich dazu hergibt, mit den Elementen, die die Gewerkschafts. zerstörung auf ihre Fahne geschrieben haben, am gleichen Strang zu ziehen, gegen seine Gewerkschaft geht anstatt mit ihr, der stellt sich außer der Reihe seiner Gewerkschaftsgenossen.

Die sozialfaschistische Gewerkschaftsbureaukratie" ist gezwungen, die Konsequenz aus dem Verhalten der Abgefallenen zu ziehen, weil diese selber diese Konsequenz aus kommunistisch taktischen Gründen nicht ziehen dürfen. Es besteht volle Klarheit darüber, daß ein Gewerkschaftsmitalied, das sich zu den Zwecken der Opposition" gegen seine Gewerkschaft mißbrauchen läßt, sich als Delegierter zu derartigen Kongreffen wählen läßt, dabei aktiv oder paffio mitwirft, die Mitgliedschaft in seinem Verbande verwirkt hat.

Wenn schon geo en die Gewerkschaften, dann von außen! Und wenn die KPD. auch noch so pagig erklärt: Die Aus­geschloffenen bleiben im Berband", so wird ihr gezeigt, daß sie darüber nicht zu bestimmen hat.

Primitives Rechtsempfinden. Besteht an Wilhelm, dem Berflüchtigten, öffentliches Interesse? Wilhelm, unser Ehemaliger, hat das Bedürfnis empfunden, eine Zeitung wegen Beleidigung zu verflagen, die über sein Verhältnis sur Firma Krupp   bestimmte Behauptungen aufgestellt hatte. Der Oberstaatsanwalt hat in Ermangelung eines öffentlichen Intereffes die Erhebung der Offizialtlage abgelehnt, mit der zutreffenden Begründung, daß der ehemalige Staiser für den heutigen Staat eine Privatperson wie jede andere ist. Darob große Aufregung im Deutschen   Offiziersbund, dessen Mitglieder

zum Teil niemals Offiziersrang beseffen haben, sondern geltungsfüchtige Wohlfituierte sind, die sich durch Zuge­hörigkeit zu einer Offiziersvereinigung für ihre Kreise einen Nimbus perfchaffen wollen. Diese sogenannte Offiziersvereinigung untersteht fich, das durchaus forrette Berhalten des Staatsanwalts einen " ohn auf eine geordnete Rechtspflege" zu nennen und als bem primitivsten Rechts empfinden zuwider laufend zu beantworten".

Das primitive Rechtsempfinden, das sich die Herren vom DDB. selbst bescheinigen, fönnen wir ihnen nur bestätigen. Die große Mehrheit des Voltes ist sich längst darüber klar, daß an Wilhelm nur ein wirkliches öffentliches Interesse besteht: nämlich die historische Frage, wie in der Hand eines derart minderwerti­gen eine so enorme und fast unkontrollierte Machtfülle vereinigt werden konnte, daß dieser manisch Erregte imftande war, eine ganze Nation in den Abgrund zu reißen. Ein weitergehendes Inter­effe an Wilhelm hat höchstens noch die psychiatrische Wissen­schaft.

-

Der Depeschenkrieg in Südamerika  .

Sonst aber Ruhe.

Genf  , 29. Januar.  ( Eigenbericht.) Während der Depeschenkrieg zwischen Paraguay   und Bolivien   sich in Einzelheiten verliert, ohne glücklicherweise neue triegerische Ereignisse zu ergeben, finden in Paris  , wo die meisten südamerikanischen Staaten Vertreter haben und in Genf  zwischen dem Bölkerbundssekretär und dem Bertreter des polnischen Ratspräsidenten Besprechungen statt, die in erster Linie das Baleiti darüber informieren sollen, welche Aussichten die Bölkerbundssekretariat und den derzeitigen Ratspräsidenten Regelung der Chao- Angelegenheit hat, die nach den Zwischenfällen von 1928 die panamerikanische Union   übernommen hatte.

Das letzte Telegramm des bolivischen Außenministers betont, daß Bolivien   die Ausführung des von der südamerikanischen Schlichtungs­tommiffion gefällten Schiedsspruches abwarte. Dieser von Uruguay   vorgeschlagene Schiedsspruch behauptet nämlich, daß Paraguay   die Rückgabe und Wiederherstellung von einem ein­genommenen bolivischen Fort, während Bolivien   ein anderes Fort an Paraguay   übergeben soll. Paraguay   zieht es aber anscheinend vor, das von ihm seinerzeit eroberte Fort zu behalten. Auf der anderen Seite scheint man in Kreisen des Völkerbundssekretariates die Tatsache, daß Bolivien   seit ungefähr 1923 sein Heer mit Hilfe privatim engagierter deutscher Instruttionsoffiziere organisiert, mit sehr mißtrauischen Augen anzusehen. Formell ist von Bedeutung, daß Bolivien   in seinen Depeschen jede triegerische Absicht bestreitet, und daß Paraguay   einen direkten Antrag auf Eingreifen des Bölkerbundes bisher nicht ge­stellt hat.

Bombenexplofion in indischer Schule. Die Regierung von Indien   hat ein amtliches Telegramm erhalten, das die Nachricht von einer Bombenerplosion in der Schule von Shriganda( 50 Meilen von Poona  ) bestätigt. Bier Kinder wurden durch fleine Metall­Bombe erfolgte kurz nachdem der Bezirksvorsteher die Schule ver­Splitter verlegt. Die Explosion der anscheinend nur sehr fleinen

laffen hatte.

Die Wahlunruhen von Geesthacht  . Amtlich wird mitgeteilt, daß die Roruntersuchung gegen die feinerzeit unter Antlage gestellten Mitglieder des Hamburger Reichsbanners und bie Mitglieder bes früheren Rotfrontkämpferbundes, bie bei den bluit waren, abgeschlossen morben ist. Die Befchuldigten find fämtlich. gen Wahlunruhen von Geesthacht   am 30. Dezember 1928 beteiligt da fein flares Bild über die Berantwortlichkeitsfrage zu geminnen mar, außer Berfolgung gefegt worden.