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Scheintod eines Kindes.

24 Stunden ohne Pflege.

Ribnih( MedL), 29. Januar.  ( Eigenbericht.) 3m Dorfe Ahrenshagen hat sich in diesen Tagen ein Borfall ereignet, der in der hiesigen Gegend großes Aufsehen er­regte. Das dreijährige kind des Siedlers Stoffel, das eine Zeitlang frank gewesen war, lag plöhlich regungslos da. Die Familie mußte den Umständen nach annehmen, daß das Kind gestorben fei. Der Tod wurde bei der zuständigen Behörde angemeldet, und der Vater trug sich gerade mit der Absicht, einen Sarg zu bestellen. Er ging noch einmal in das Tofenzimmer" und bemerkte zu seinem Erstauenen, daß das kind Lebens­zeichen von sich gab. Offenbar liegt hier ein Fail von Scheintod vor; das Kind hatte 24 Stunden ohne jegliche Pflege gelegen.

Das Verschwinden selbst arrangiert? Der Russengeneral als Leiter des Spionagedienstes der Emigranten.

Paris  , 29. Januar.

Das rätselhafte Berschwinden des ehemaligen ruffischen Generals Rutiepom beschäftigt die Morgenblätter in spaltenlangen Ar­tikeln. Sie bringen die Beunruhigung darüber zum Ausdruck, daß am hellichten Tage ein Mensch, und noch dazu eine Persönlichkeit mie General Kuliepom, von einer ziemlich bewegten Straße meg spurios perschwinden fönne. Obwohl über den ganzen Fall noch völliges Dunkel herrscht, zweifeln die meisten Blätter nicht haran, daß der General einem Anschlag seiner bolsche wistischen Feinde zum Opfer gefallen sei. Rutiepom habe in der letzten Zeit miederholt Briefe der GPU.   erhalten, in denen er mit dem Tode be­droht wurde. Die Polizei rechnet auch mit der Möglichkeit, daß der General, der einen Nachrichten- und Spionagedienst der Emigrantenorganisationen persönlich leitete, das Verschwinden selbst inszeniert habe, um sich unbeachtet in einer besonders gefähr lichen Mission, vielleicht auf russischem Boden begeben zu fönnen. Eine zweite Version läßt vermuten, daß Kutiepom mit Hilfe eines Autos entführt wurde. In diesem Falle müßte der Entführer eine Persönlichkeit sein, die sich in das Vertrauen des Generals einzu­schleichen wußte, da sonst der Vorgang nicht unbemerkt hätte bleiben tönnen. Die polizeilichen Nachforschungen werden fieberhaft be­trieben, doch sind bisher noch feine Erfolge zu verzeichnen. Die Blätter, die von jeher gegen Sowjetrußland Stellung genommen haben, mützen diesen mysteriösen Vorfall zu einer Verschärfung ihrer Propaganda aus.

Die faschistische Attentatsangst. Die Schweiz   empört über die italienische Kritit.

Bern  , 29. Januar.( Eigenbericht.) In der Schweiz   ist die Empörung über die Kritik der ita­lienischen Bresse an der Haltung des Bundesrats in der Affäre des sogenannten antifaschistischen Attentats in Genf   allgemein. Die Schmeizer Blätter aller Parteischattierungen weisen mit Nachdrud darauf hin, daß die italienische Presse nicht einmal das Kommuniqué des Bundesrats über die völlige Ergebnislosigkeit aller Untersuchungen veröffentlicht hat. Der Berner Bund" erklärt, es werde jetzt allerhöchste Zeit, daß Rom   einem Mißtrauen ein Ende mache, das die guten Beziehungen der Schweiz   mit Italien   ernst lich zu gefährden drohe.

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Ueber Baneuropa und die deutsche Landwirtschaft" spricht für die Paneuropäische Union" am Freitag, dem 31. Januar, Dr. Georg Schulze im Hotel Kaiserhof, 8 Uhr. Gäste willkommen.

Wetter für Berlin  : Ziemlich trübe, Temperaturen meist über Null, schmache Luftbewegung. Für Deutschland  : Im nordöst­lichen Rüstengebiet und im Südosten zeitweise noch leichter Nieder schlag, auch im übrigen Reiche ziemlich trübe und vielfach neblig, Temperaturen allgemein wenig verändert.

Die Entdeckung eines neuen Metalls.

Ein neues auf fünstlichem Wege hergestelltes Metall ist von dem Professor der Chemie an der Columbia- Universität in New York  Dr. Beans entdeckt worden. Dieser von seinem Entdeder Durium genannte Stoff ist ein synthetisches Harz, das durch Hitze aus einer Flüssigkeit in eine unlösliche biegsame feste Substanz um geformt wurde. Er kam zu dem Funde auf der Suche nach einer unzerbrechbaren Grammophonplatte. Ein dünner Film von Durium läßt sich mit einem Hammer weder zerbrechen noch beschädigen, obwohl er so biegsam ist wie Papier  . Durium schmilzt auch nicht, wenn es der größten Hiße ausgesetzt wird. Der Haupt­unterschied zwischen Durium und anderen künstlichen Harzen besteht in der Schnelligkeit, mit der es hart wird. Dadurch wird der neue Stoff für Stanzprozesse besonders geeignet. Dr. Beans hat aus dieser neuen Substanz Grammophonplatten und Filme für den Tonfilm hergestellt. Die Platten, die sich ganz so wie Papier   be­handeln lassen, haben nur ein Bruchteil des Gewichtes gewöhnlicher Grammophonplatten. Die Führung von Nadeln über die Ober­fläche hinterläßt unsichtbare Spuren, durch die aber eine vorzüg­liche Wiedergabe der Töne hervorgebracht wird. Obwohl der Stoff zunächst hauptsächlich für unzerbrechliche leichte Grammophonplatten und Filme verwendet wird, so glaubt man doch, daß er in der Industrie eine große Zukunft hat.

Wiedereröffnung der Gemäldegalerie Sanssouci. Die Verwal tung der staatlichen Schlösser und Gärten wird im Frühjahr die Bildergalerie von Sanssouci wieder eröffnen, nachdem es gelungen ist, zahlreiche Bilder, die in den verschiedenen Schlössern und Bilder­depots aufbewahrt waren, zusammenzuholen. Die wiedereröffnete Galerie wird nicht so umfangreich wie die einstige Gemäldegalerie fein, da eine Reihe ihrer bedeutendsten Werke, z. B. die Leda  " des Coreggio, das Selbstbildnis von Rembrandt   usw. seit längerer Zeit dem Kaiser- Friedrich- Museum einverleibt find.

Das Meininger   Landestheater bleibt erhalten. In dem lang wierigen Streit um die Erhaltung der thüringischen Landestheater ist eine erste Entscheidung des Thüringer Staatsgerichtshofes zu­gunsten des Meininger   Landestheaters gefallen, der auch eine er­hebliche Bedeutung für eine Reihe weiterer Streitfälle zufommt: bas Band Thüringen   hat zur Erhaltung des Landestheaters und der Bandestapelle in Meiningen   Mittel zur Verfügung zu stellen.

Ein Krebsforschungsinstitut in Kopenhagen  . Nachdem das Rodefeller- Institut eine Million Kronen zum Betrieb des neuen Krebsforschungsinstitute in Kopenhagen   zur Verfügung gestellt und der Carlsberg  - Fonds den Bau und die Einrichtung des Instituts übernommen hat, empfiehlt die Regierung den Behörden die Be schaffung des Baugeländes für das Inftitut. Borauslegung für die Haberlaffung des Baugeländes ist jedoch, daß dadurch feinerlei Betriebsuntoften für den Staat entstehen.

Der neuzeitliche Wohnbau.

Bon Paul F. Schmidt.

Am notwendigsten war schon längst eine Erneuerung der Bauplatten, Stahl- oder Holzwände ihre Herkunft. Es tommt bei der weise bei den Wohnungen der Großstadt. Das Elend der neuen Architektur ja überhaupt niel meniger auf Fassaden an als Meietstafernen, verursacht durch eine allen menschlichen und sozialen auf guten Grundriß, von dem man erst beim Betreten und Durch Bedürfnissen hohnsprechende Bauordnung und dem dadurch groß- schreiten der Räume Kunde gewinnt. gezogenen Bodenwucher, bestand wahrhaftig nicht in den komödien­haft vorgetäuschten Palastfassaden, sondern in sinnlosen Grund­riffen und der Tatsache des Zusammenpferchens großer Massen in zu engen, sonnenlosen und undurchlüftbaren Wohnhöhlen. Es be­steht immer noch, und der Sinn neuer Baumethoden kann nur sein, Wohnungen zu errichten, die hell, hygienisch und nach vernünftigen Grundrissen eingerichtet sind. Bodenzins und Wohnrentabilität haben sich gegenüber der Vorkriegszeit in einer Weise verschoben, daß es tatsächlich möglich ist, den Unbemittelten wohlfeile und gute Wohnräume zu erschwingbaren Preisen zu bieten: an der Peripherie der Städte. Berlin   behauptet dabei leider immer noch eine Aus­nahmestellung, weil hier die Pest der Grundstüdsspekulation schon allzu weit über den Umfreis des riesenhaften Stadtkomplexes hinaus gegriffen hat.

Doch haben die Architekten die beiden Typenreihen von Klein­und Hochmiethäusern auch formal wohl zu unterscheiden gewußt. Bei den zweieinhalbgeschossigen Siedlungsreihen etwa Haeslers oder Ernst Mays tritt der entspannte, mehr ländliche Charakter der Häuser- und Straßenwände wohltuend in Erscheinung. In Berlin  ist dafür etwa die Gehag- Siedlung am Fischtalgrund in Zehlendorf  charakteristisch. Der Typ des vier. bis fünfgeschossigen Massen­quartiers im Großstadtbezirk unterscheidet sich sehr deutlich danon: es sind mächtige Blöde, meist quadratischen Grundrisses mit einem Binnenhof, die Außenwand wird durch Zusammenfassung pon Balkon und Fensterbändern horizontal gegliedert; ihre plastische Einheit wird mit großzügiger Spannung unterstrichen. Borzügliche Beispiele dafür sind in Berlin  : der Mendelsohnsche Blod in der Cicerostraße, die mannigfaltigen Komplege von Bruno Laut Diese neue Architektur sieht auf dem Felde der Wohnungspflege in Weißensee  , Lichtenberg   und Neukölln, am Schillerpart; in Magde­ihre Funktionen im wesentlichen auf technische Fragen begrenzt. burg   die vorzüglichen Bauten von Krayl und Rühl, in Homburg  Es handelt sich neben der selbstverständlichen, meil fostensparenden die Großanlagen von Karl Schneider  , die geradezu als Abbroffelung aller überflüffigen Ornamentation und Fassaden- Musterbeispiele gelten können, in Köln   die schöne Siedlung Kalfer­heuchelei um so nüchterne Dinge wie praktische Grundrisse, Lichtfeld von Riphahn und Grod, in Altona   die mächtigen Haus zuführung, Durchlüftbarkeit, beste Anordnung von Treppen, Hygiene gruppen von Deisner. in Gestalt von Küche, Bad  , Klosett, um Maße und Normierung von Fenstern und Türen; turz: um die größtmögliche Billigkeit des Ganzen und um den Zusammenhang mit der Natur, d. h. um Aus­sparung von Grünflächen und um günstige Sonnenlage, wenn es hoch tommt, um gelungene Anpassung an die Landschaft mit ihren Bodenwellen, Ausblicken, Wäldern, Gewässern alles Dinge, die erst jetzt für den Stadtmenschen entdeckt sind.

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Das dringendste Problem ist natürlich die Kleinst wohnung von 1 bis 3 Zimmern mit Küche und Bad  ; zu ermöglichen mur auf dem Wege der möglichst umfassenden Großfiedlung, die eine Verbilligung auf Grund weitgehender Normisierung erlaubt. Stärker als irgendwo bringt sich hier der Gedanke des Kollektivismus architektonisch und soziologisch zur Geltung. Es ist ausgeschlossen, bei dem ungeheuren Bedarf an Kleinwohnungen, daß persönliche Sonderwünsche Berücksichtigung finden. Das Ziel ist vielmehr die Sonderwünsche Berücksichtigung finden. Das Ziel ist vielmehr die Normalwohnung von 1%, 2 und 3 3immern; es hat sich jeder mit Normalwohnung von 1%, 2 und 3 Zimmern; es hat sich jeder mit dem Gedanken abzufinden, eine gleiche Wohnung zu erhalten wie zehntausend andere, nur in diesem Fall ist es möglich, ihm das Höchst­maß von notwendigem Wohnkomfort und Hygiene zu liefern, ihm einen Anteil an den Kollettivanstalten zu sichern, an Waschküche, Bädern, Schrebergärten, Kinderheimen, ja Konsumvereinen und Schulen. Die hoffnungsvollste Siedlung großen Maßstabes auf völlig tollettiver Grundlage plante Gropius im Süden von Berlin  : die große Idee ist leider am Mangel von Kapitalgebern vor dem Beginn gescheitert; typisch für die trostlosen Verhältnisse Berlins  . Dagegen sind Wohnblöcke von verschiedenstem Umfang in neuem Geiste überall emporgestiegen, in Berlin   wie in fast allen Großstädten Deutschlands  . Man muß zwei Typen nennen, deren Unterschiede in der Gegebenheit des Terrains liegen: den ge= schloffenen, von längst festgelegten Straßen begrenzten Blod, der mit Vermeidung aller Quer- und Hinterhäuser einen gartenartigen Freiplak umschließt, ein Typus, der auch von der Bauspekulation aufgegriffen wurde und das Bild der wachsenden Großstadt bestimmt; und den glüdlicheren Fall, daß unerschlossenes Land in größerem

Umfang zur Verfügung steht, wo dann die Anordnung der Straßen und der sie begrenzenden Blöcke nach Sonnenlage und anderen Bedingungen frei geschehen kann. Dieser Fall ist besonders bei den Frankfurter   Trabantenstädten ausgenugt worden: in Braunheim, Niederrad  , Hohenblick und Römerstadt, die in sehr mannigfaltiger Form zwei bis dreigeschossige Wohnzeilen zu einem Ganzen von glücklicher Disposition tombinieren; in Celle  ( Georgsgarten, Italie  glücklicher Disposition tombinieren; in Celle  ( Georgsgarten, Italie­nischer Garten usw. von Otto Haesler  ), in Karlsruhe  ( ,, Dam merstock", von Gropius mit Haesler  , Riphahn, Grad und Roeckle) und Magdeburg  , wo C. Rühl mit Gauger und Otto die Siedlung Wilhelmstadt gebaut hat: alle in Parallelblöden von langer Nord- Süd- Erstreckung, reine Wohnstraßen ohne Verkehr, dazwischen eingebettet Kleingärten und gemeinschaftliche Grün­flächen. Dies ist unstreitig die glücklichste Lösung der Massen­fiedlung. Berlin   hat teil daran mit der großartigen Siedlung in Briz, die Martin Bagner und Bruno Taut   geschaffen haben, 2000 Wohnungen, mit dem berühmten Hufeisenbau, der ebenso wie die originelle Anordnung der übrigen Blöcke sich den Be­sonderheiten des welligen Terrains anschmiegt, und die Gehag" am Fischtalgrund in Zehlendorf  , wo neben Taut noch Häring. Wagner und Salvisberg   Einfamilienhäuser in geschlossener Bauart errichtet haben:

Da die äußere Erscheinung dieser Wohnbauten aus inneren Zweden sich ergibt, wird sie völlig nebensächlich; man sieht glatte Mauern, von regelmäßig wiederkehrenden Treppenhäusern, Türen, Fenstern und Baltonen rhythmisch unterbrochen, schnur­gerade vom First des flachen Daches abgeschlossen, ohne alle Deko­rationsform. Und weil diese Einfachheit und Glätte zwangsläufig aus dem Zweck und der Sparsamkeit folgt, ist die Folge auch bei Tätigkeit verschiedener Baumeister eine großartige Einheitlichkeit. Das bedeutet nicht etwa Monotonie. Selbst bei einem Architekten wie Bruno Taut  , der eine sehr große Zahl von Baublöden allein in Berlin   errichtet hat, ist der Wechsel in der Fassadengliede: rung unverkennbar groß. Bollends ist jeder Architekt vom anderen zu unterscheiden; es stimmt nicht, daß der neue Stil Einförmigkeit bedeutet. Die gut gebaute Einfachheit wirkt sich durch Proportionen im ganzen und in Einzelheiten, durch ihre Massenbewegung, durch Licht und Schatten, Farbe, Gruppierung im Straßenbilde und in der Landschaft aus; und nicht zum wenigsten durch das verwendete

Material.

Gerade die verschiedenen Möglichkeiten der Konftruttion sind Grundlage einer neuen baulichen Schönheit; auch im follektiven Wohnungsbau. Die für öffentliche und Geschäftsbauten so frucht bare Eisenbetonkonstruktion scheint hier zwar feine so weitgehende Anwendung zuzulaffen. Ihre Propagatoren sind auch beim Wohn bau die Franzosen  , voran Le Corbusiet, der auch in Deutsch­fand zwei seiner höchst folgerichtigen und bewundernswerten Häuser errichtet hat, 1927 in der Weißenhofsiedlung in Stuttgart  . Aber die Ueberzeugung von dem praktischen Wert solcher Betonhäuser, die allerlei Einwendungen wohntechnischer Art erlauben, ist nicht durch gedrungen; man experimentiert in Deutschland   mit mancherlei anderen Wand- und Flachdachsystemen, meist in Gußplattenform, dazu noch mit anderen Materialen mie reinen Holz oder Stahl­platten, und bebient sich schließlich immer wieder des unerseglichen Backsteins wie in Holland  . Wenn nicht etwa finfer ober Rohziege! unverputzt stehen gelassen werden, fann man dem Außenbau faft niemals seine technische Konstruttion ansehen, die Materie per­schwindet unter dem Berpuk, höchftens verraten freitragende Beton

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Will man einen guten Ueberblick über das bisher Gebaute gewinnen und sehen, wie start wir vorangekommen find, so bieten die beiden Bücher von Bruno Iaut das beste Anschauungs­material: Bauen Der neue Wohnbau"( Berlag Klinkhardt und Biermann) und vor allem das soeben erschienene monumentale Berf Die neue Baukunst", das einen vorzüglichen Ueberblick über alle wichtigen Architekturen in Europa   und Amerifa und eine fluge Einführung vom Standpunkt eines der Mitschöpfer enthält.

Wie ernst man in Deutschland   das Problem nimmt, bemeijen die großen Wohnbauausstellungen in Stuttgart   1927 ( Beißenhof) und Breslau   1929( Scheitnig), die unter der Berant­wortung des Werkbundes in ganzen Gruppen ausgeführte und zum Teil gebrauchsfertig eingerichtete Wohnhäuser von allerverschiedenster Art gezeigt haben, von so führenden Röpfen gebaut mie mies van der Rohe, Gropius, Scharoun  , Silberseimer. Was sonst mur in Holland   zu sehen ist: geschlossene Komplege modernster Bauart, fann man hier modernster Bauart, fann man hier nach Ausstellungsschluß be­mohnt als Wirklichkeit erleben. Insbesondere mirtt die Stutt­garter Weißenhofsiedlung, auf schöner überragender Höhenlage, mit überzeugender Eindringlichkeit. Sechzehn Architekten aus fünf Staaten hatten jeder unabhängig für sich ihre Einfamilien oder Miet- oder Reihenkleinhäuser errichtet, und der Effett mar eine ganz ungewöhnliche Stileinheit, eine so volltommene Einpaffung in die Landschaft, wie man sie seit dem Ende der letzten guten Bau­epoche, des Klassizismus, nicht mehr erlebt hat. Nichts fann nach­drücklicher für die Lebensnotwendigkeit der neuen Baukunft, für ihre Kulturaufgabe und stilbildende Kraft sprechen als diese Tat­fache einer unvorbereiteten und unerwarteten Einheit aller Bauten

untereinander.

Fräulein Lausbub."

Marmorhaus.

Diese Geschichten von dem weiblichen Tunichtgut mit dem goldenen Herzen fennt man aus Herzblättchens Zeitvertreib", Prinzessin Uebermut" und anderen schönen Büchern traulich lächelnden Familienglücks, die heute allmählich in der Bersentung verschwinden.

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Weil Dina Gralla   die Rollen dieser wilden Jungfrauen virtuos beherrscht, wird sie dem Zuschauer nur noch darin serviert. Die einzelnen Filme unterscheiden sich nur durch ganz schwache

Nuancen. Im Grunde bleibt es immer dasselbe.

Hier ist Dina Gralla   eine Komtesse, sonst war sie bereits Herzogin und Trägerin noch hübscherer Titel. Das brave Kind stellt alles auf den Kopf, sogar das seriöse Töchterpensionat ihrer lieb­merten Tante, in das sie ihr Vater aus Gründen der Besserung eingesperrt hat. Selbstverständlich kommt ein fabelhafter, junger Mann, Sportsmensch und auch sonst beschäftigungslos, und zähmt die kleine Widerspenstige.

Man fann mit diesen Filmen nicht mehr mitgehen. Sie find zu harmlos, zu kindisch und zu oft dagewesen. Benn sich der deutsche Film einmal dazu entschließen könnte, diese Stoffe grotest in der Art der Amerikaner zu behandeln, dann wären sie vielleicht genießbar.

Die Regie führt Erich Schönfelder  . Er braucht sich nicht anzuftrengen, denn es genügt, wenn er alle alten Luftspielrequisiten zu einem frischgefochten Ragout zusammenstellt.

-t.

Emmy   Deftinn plöhlich gestorben. Die Sängerin Emmy Destinn  , die in letzter Zeit tränkelte, ist in der vergangenen Nacht in Budweis  plöglich gestorben. Die Künstlerin hatte sich gestern zu einem Spe­zialisten begeben, um sich bei ihm röntgen zu lassen, und erlitt bald darauf einen Schlaganfall. Emmy Destinn  , die mit richtigem Namen Rittl hieß, wurde am 27. Februar 1878 in Prag   geboren. Sie trat bereits 1898 als Santuzza an der Berliner   Oper auf und wurde sofort engagiert. Sie gehörte dann zehn Jahre lang dem Verband der Berliner   Hofoper an; während dieser Zeit gastierte sie auch in Bayreuth  , Paris   und am Nationaltheater in Prag  , deren Ehren­mitglied sie wurde. Im gleichen Jahre wurde sie nach Amerika  engagiert, wo sie eine Reihe von Jahren mit großem Erfolge auftrat.

Die Norwegerin kann alles werden. In Norwegen   steht jetzt gefeßlich dem nichts mehr im Wege, daß eine Frau als General an die Spize des Heeres oder als Admiral an die Spiße der Flotte tritt. Die Regierung hat ein Gesez eingebracht, das den Frauen den Zutritt zu allen staatlichen Beamtenstellen gewährt, die bisher nur Männern vorbehalten waren. Da die Kirche in Norwegen   zur Staatsverwaltung gehört, so find alle Inhaber geistlicher Aemter Staatsbeamte. Wenn die Norwegerinnen Theologie studieren, so müssen sie auch als Geistliche angestellt werden. Diese Aussicht hat unter den männlichen Geistlichen großes Aufsehen hervorgerufen. und die Mehrzahl protestiert gegen weibliche Kollegen.

Eine Schauspieler- Nachtvorstellung von Der Balzer von heute Nacht" findet Donnerstag, 11%, Uhr, in leinen Theater statt.

Das Gautlerfest der Schule Reimann   findet wie alljährlich in svet Zeilen ftatt, unb awar am Sonnabend, bem 1. februar, im Zoologischen Garten und am Sonnabend, bent 15. Februar, hei Stroll.

Wildgans und das Burgtheater. In ber heute stattfindenben Minister­ratsfigung bürfte auch die Burgtheaterfrage behandelt werden. Es gilt als ficher, daß der Beschluss gefaßt merden wird, dem Dichter Bildgans die Zeitung anzubieten.