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Defterreichs Arbeitslosigkeit.

Gozialdemokratische Interpellation.- Otto Bauer   für Anlehnung an das Reich.

Wien  , 29. Januar.  ( Eigenbericht.) In der Mittwochfizung des Nationalrats brachten die Sozial demokraten einen Dringlich feitsantrag ein, in dem die Regierung gefragt wird, ob fie bereit sei, unverzüglich alle Maß nahmen zu ergreifen, die geeignet sind, die Arbeitslosigkeit einzudämmen.

In der Begründung dieser Anfrage führte Dr. Otto Bauer  aus, daß die Arbeitslosigkeit Defterreichs nicht wie in den anderen Staaten mit der Konjunktur zusammenhänge, sondern eine Folge der Schrumpfung der Industrie sei, die dadurch eingetreten sei, daß das Wirtschaftsgebiet von 50 Millionen Einwohnern auf 6 Millionen reduziert wurde. Sie sei ferner eine Folge der leicht fertigen Politik der bürgerlichen Parteien, die die Wirtschaft

erst vor kurzem

durch die Heimwehrfreibereien in eine Panif geftürzt hätten. Er stellte ferner die Frage, wenn auch durch die Sieger: mächte der staatsrechtliche Anschluß Desterreichs an Deutschland   ver­boten set, ob es teine Möglichkeit gebe zur

Schaffung eines einheitlichen Arbeitsmarktes mit dem Deutschen Reiche  

auf der Grundlage vollständiger Freizügigkeit, Annäherung der Sozialversicherungseinrichtungen und vielleicht später auch auf der Grundlage einer teilweisen Gemeinschaft mit der deutschen Arbeiterversicherung. Es wäre unbillig zu

Primo in Zivil.

perlangen, baß Deutschland   einseitige Opfer bringe. Es fonne bas auch nicht mit einem Schlage geschehen, aber es wäre im Berlauf der Entwidlung eine solche Berbindung ohne Berlegung des uns aufgezwungenen Berbots des Staatszusammenschlusses wohl möglich. Gerade in einer Zeit, wo man verfuche, Desterreich zu unnatürlichen politischen Orientierungen zu drängen, müßte eine folche wirtschaftliche, fulturelle und soziale Verbindung mit dem Deutschen Reich das nächste und natürlichste Biel der deutsch  österreichischen   Außenpolitik bilden.

Der Minister für soziale Verwaltung ging auf diese Anregung nicht ein, sondern befaßte sich nur mit der Frage der Arbeitslosigkeit und erklärte, daß der Bundeskanzler auf die Forderungen, die die Bewertschaften gestellt haben, versprochen habe, daß im Laufe dieser Woche der Ministerrat sich damit auseinandersetzen imb die mög lichen Maßnahmen beschließen werde.

Hitler   fommandiert die Universität. Stillgestanden!"-" Rührt euch!" Stillgeftanden!"

唱片

Die Münchener Universität ist neuerdings zu einer Art Egerzierplatz der nationalsozialistischen Stu­dentengruppe geworden. Uniformiert in braunen Hemden, Räppi und Leberzeug, marschierte die studentische Hitlergarde zur fogenannten Reichsgründungsfeier in die Universität ein, voran jene Standarte, mit der Hitler   seinen Butsch von 1923 vor bereitet und am 1. Mai die Reichswehr   gezwungen hatte, ihm auf dem Marchfeld Waffen auszuliefern, um die Münchener Arbeiter schaft wie tolle Hunde niederzuschießen". Bor der Aula innerhalb der Universität stellten sich die Hitlerbuben in Front auf und nach " Stillgestanden!" passierten die Gäfte der Universität, Minifter, Reichswehrgeneräle und Brinzen des Hauses Wittelsbach die Pforten zur Aula. Als der ehemalige Generalstaatskommissar" v. Sta hr fam, fommandierte der Führer: Rührt euch!", um in Erinnerung an den Rodem ber 1923 Stahr bie mißachtung auszudrüden.

dem

Kommando

Der Bölfische Beobachter teilt diese Helbentat in fetten Ueberschriften mit. Vor allem aber bie Tatsache, daß zum erstenmal eine nationalsozialistische Standarte bei einer offiziellen Ver anstaltung der Münchener Universität aufgepflanzt werden fonnte. Es sind also unter dem Reftor Eichmann, dem Profeffor der fath o ihen Theologie, offenbar die Vorauslegungen gegeben, daß die Hitlergarden die Münchener Universität neuerdings zum Tummel plag ihrer Radaupolitit machen können.

Berantwortl. Für die Redaktion: Bolfgang Schwarz, Berlin  : Anzeigen: Th. Glade, Berlin   Berlag: Borwärts Berlag 6. m. b. S.. Berlin  . Drud: Bermärts Buch Bruderet und Berlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin   SB 68, Lindenstraße 8. Sierau 1 Bellage.

Star und Dilettant.

Dilettant.

Ein wichtiges Kapitel der Filmproduktion.

Vor einiger Zeit erlebte in Berlin   der Film ,, Mutter Krausens| Gentleman, der auf den Maskenball ging. Spielen diese Stars mit Fahrt ins Glück" feine Uraufführung und lieferte den Beweis, daß Gestaltern zusammen, die gleichzeitig starke Charakteristiker sind, auch der deutsche Film ohne Stars austommen kann, ja, daß die dann wird die Schablone sofort enthüllt, wenn nicht ein großer Wirkung viel stärker ist. Russen und Amerikaner sind vorangegangen. Regisseur eine verschüttete Begabung zu erlösen versteht. Da aber Sie haben bereits Spielfilme mit Dilettanten gebreht, wie etwa große Regiffeure Raritätswert befizen und das Publikum nur seinen Rechtlose Frauen", einen amerikanischen   Film, der vor zwei Jahren Star fehen will, gibt man dem Lorbeergeschmückten Helden Schau­in Deutschland gespielt wurde. spieler als Partner, die nicht magen, ein eigenes Geficht zu zeigen, und der Film erstarrt.

Der Kampf gegen den Star bedeutet den Kampf für ein fünft lerisches Ensemble, für ungeschminkte Wahrheit, er bedeutet ferner eine Absage an alle Tradition, mit der der Film trotz seiner relativen Jugend start belastet ist. Die Frage bleibt aber effen, ob sich das publikum mit Filmen ohne Stars zufriedengeben wird.

Der Welterfolg des amerikanischen   Films beruht auch darauf, daß er einen Helden bringt, auf den sich die Sympathien des Zu­schauers tonzentrieren, einen Helden ohne Lohengrin- Bose, der voll­tommen im Alltag verwurzelt ist. Dieser Held stellt eine Wunsch. erfüllung des Publikums dar. Das fleine Warenhausmädchen, das bank einer unzähmbaren Anständigkeit allen Versuchungen wider steht, heiratet den hübschen Millionärssohn. In dieser Welt ist eben steht, heiratet den hübschen Millionärssohn. In dieser Welt ist eben alles möglich, und das fleine Mädchen aus dem Publikum fann fich mit der Hoffnung ins Bett legen, daß ihr ein ähnlich angenehmes Schicksal einmal blühen wird.

Aus der Anlage dieser Filme entsteht notwendig die Züchtung des Startums. Es ist hier vor ein paar Wochen über das Schema im Film geschrieben worden. Dieses Schema ergibt sich aus dem Wunsch des Publikums, immer wieder den Helden in ähnlichen Si tuationen zu sehen. Der Held, und ohne Helden hat ein Film faum einen großen Bublifumserfolg, wird aber identifiziert mit dem Darsteller, der ihn spielt. Fairbanks  , Liedtke oder Menjou find beinahe schon zu Begriffen geworden, und sie müssen, so will es Publikum und Produktion, immer von neuem die alte Rolle spielen. Bürde man einem Liedtke etwa jemals die Partie eines Einsiedlers Derzeihen?

Dadurch entstehen für Film und Darsteller schwere Gefahren. Der Star verliert die notwendige Wandlungsfähigkeit, er versucht auch nicht einmal, der Rolle eine besondere Ausprägung zu geben, er begnügt fich mit dem Schema, das das Publikum liebt. Gunar Tolnaes war sogar als heruntergekommener Matrose der tadellose

Eine Nacht im Prater  ." Primuspalaft.

Der Filmtitel ist recht unglücklich gewählt; denn ausgerechnet Wien   mit dem Prater und dem dazugehörigen feschen Leutnant mit dem füßen Mädel hat man sich schon mehr als übergesehen. Doch wird diesmal die Geschichte des Mädels etwas anders erzählt. Sie allein übernimmt die Erziehung seines Kindes, meil dem Vater, einem leichtsinnigen Herrn Leutnant, die Karriere nicht verdorben werden soll. Der Offizier, der rettungslos dem Spielteufel ver­fallen ist, endet durch Selbstmord. Das Mädchen wird von dem Bater des Berstorbenen, dem Chef der Sittenpolizei, auf das ge­meinste gequält, doch fämpft es fiegreich für den Jungen, den dann der Krieg ihm nimmt.

Der hochtalentierte Josef von Sternberg   ist der Regisseur. Er hat seine eigene Art, altbekannte Dinge ganz neu zu sehen, und was für alle, die eine Reform des Films anstreben, noch wichtiger ist, er hat den Mut zur Wahrheit. Er wird ein Antläger des alten Wien  . Wie einem Panoptifum entstiegen, wirken der Hofrat   nebst Gattin( Gustav von Seyfferit und Emily Fitzroy), diese in ein System gezwängten Menschen, die an der geringsten Kleinigkeit der Gewohnheit hängen. Für sie ist das pulsierende, blutwarme Menschenleben mondfern und der Regisseur hat durch sie alle die egoistischen, höheren föniglichen Beamten aufs Köstlichste der Lächer lichkeit preisgegeben. Gut ist auch der eitle Offizier geschildert, der gar nicht den Willen hat, feinem Dasein einen Sinn zu geben. James Hall ist mit seinem charakteristischen verbindlichen Lächeln die Null, die er sein muß. Auch ist seine Gegenspielerin, Esther Ralston  , wohltuend zurückhaltend. Eine feindurchdachte Arbeit lieferte wieber Harold Rosson  , er, der realistische Photograph, deffen Halbdunkel- Stimmung inzwischen Weltruf erlangte.

Rudolph Penzig   75 Jahre.

e. b.

Heute, am 30. Januar, fann Rudolph Penzig  , in vielen Kultur fragen ein Vorfämpfer der neuen Zeit, feinen 75. Geburtstag be­gehen. Schon in jungen Jahren trat er ohne Rüdficht auf bas eigene Wohl für das Rechterkannte ein. Als er seine Lehrerstellung verloren hatte, weil er aus der Kirche ausgetreten mar, mußte er für längere Zeit seinen Lebensunterhalt im Auslande( Rußland  , Schweiz  ) erwerben. Nach seiner Rückkehr nach Berlin   entfaltete er hier eine rege Tätigkeit im Dienste fortschrittlicher, freiheitlicher Ideen, namentlich auch als Führer der Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur. Zuerst politisch auf dem linken Flügel der Fort fchrittspartei stehend, wurde er 1905 mit Hilfe der sozialdemokra tischen Frattion zum unbefoldeten Stadtrat in Charlottenburg   ge­wählt. Doch es bedurfte einer dreimaligen Wiederwahl, ehe das preußische Kultusministerium dem gefürchteten Diffidenten seine Be­ftätigung gab. Dagegen hatte der Minister Hänisch 1924 die Mit­arbeit Benzigs ermöglichen wollen, indem er ihn mit der Abfassung einer Dentschrift über die weltliche Schule beauftragte. Dody der Sturz des Ministers verhinderte die Auswirkung dieser Arbeit. Immer schon war der freiheitliche Bädagoge und Ethiker Penzig  für die Einheitsschule und weltliche Schule eingetreten und hatte seine Ideen in überaus zahlreichen Abhandlungen verfochten. Zwei größere Werke Ernste Antworten auf Kinderfragen" und" Ohne Kirche, eine Lebensführung auf eigenen Wege" haben weithin An­flang gefunden. Im Jahre 1917 vollzog der Verfechter für eine foziale Gestaltung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse und besonders auch für die Notwendigkeit einer Bölferversöhnung seinen Anschluß an die Sozialdemokratische Bartei. So manches, wofür er im reaktionären Deutschland   fein Wort erhoben hatte, hat sich im neuen Deutschland   verwirklicht, vieles andere aber wird erft die Butunft erringen müssen. Max Apel.

Der Große Staatspreis für Architekten, für den ein Wettbewerb von der Akademie der Stünite stattfand, wurde nicht verlieben. Jedon wurde den Architekten Roboli Robbers, Berlin  , und Ernst Bitt, Königsberg   i. Br., eine Bramie bon je 1650 M. augelprochen. Die Wettbewerbsarbeiten sind bon beute bis 1. februar täglich von 10-4 Uhr amb am 2. Februar von 10 2 Uhr in ber Atademie der Rünste öffentlich ausgeftellt.

Josef Albers  , der langjährige Leiter des Borkursus am Bauhaus Dessau ſpricht am 3. Februar, 20 Uhr, über erziebung zum Schöpferifden Der durch Lichtbilder erläuterte Bortrag findet im Hörsaal ber Staatlichen Runftbibliothet, Pring- recht- Straße 78, ftatt.

Als Negationstrumpf gegen den Star spielt man nun den Di­lettanten aus. In einem Berliner   Rundfunkvortrag ging man fürz lich sogar so weit, die Besetzung der Hauptrollen mit Dilettanten zu fordern. Die Argumentation verläuft ungefähr so: Der Film ift eine rein visuelle Angelegenheit( abgesehen von den Tonfilm­versuchen), deshalb bleiben die äußerlichen Merkmale eines Berufs die Hauptsache, und diese trägt derjenige am glaubwürdigsten, der den Beruf ausübt. Das mag für die Statisterie gelten, nicht aber für den Darsteller von Affekten.

Der Dilettantenfilm Rechtlose Frauen  " war wundervoll. in seiner Lebensedtheit bei ruhigen, nur schildernden Szenen. Er wurde übertrieben oder blieb blaß, wenn der Dilettant irgendeine Gemütsbewegung darstellen sollte. Man übersieht nämlid;, daß dazu eine spezifische schauspielerische Begabung notwendig ist. Will man den Film, besonders den deutschen   Film, aus seiner Erstarrung im Starsystem retten, dann muß man den Weg der Ruffen beschreiten, einen Weg, den übrigens auch die Amerikaner in ihren besten Filmen gehen.

Der Schauspieler muß den Hauptatzent darauf legen, die Be jonderheiten der darzustellenden Berufsschicht zu erfaffen. Er ver gißt seinen mehr oder minder berühmten Namen, seine Persönlich. feit rangiert erst an zweiter Stelle. Bon außen bringt er in den Menschen ein. Die Russen sind darin mundervoll echt und auch die Amerikaner wenigstens in den Nebenrollen. Die Statisten fönnten fich aus Berufsangehörigen zusammensetzen.

Die Antithese lautet nicht Star oder Dilettant, sondern Star oder Leben. Braucht die Filmindustrie Starfilme, um ihre Ver­dienste einzuheimsen, dann braucht auch das Publitum eine echte Filmfunft, die jedoch nicht durch Dilettanten zu erreichen ist, sondern durch eine Schauspielerschaft, die auf lebenswahre Gestaltung Wert legt.

Felix Scherret.

" Der weiße Teufel."

Ufa  - Palast am 300.

Tolstois farbensprühende und lebenstrogende Meistererzählung Hadidhi Murat", die einst die Vorwärts" Leser genoffen haben, ersteht in diesem Film aufs neue. Eine Episode aus dem Kampf der taukasischen Bergbewohner gegen die Russen. Eine grandiose Natur ist der Hintergrund, herrliche Landschaften sind eingefangen ( wenn auch nicht im Raufafus, so in den ähnlichen französischen  Alpen  ). Im schärfsten Kontrast dazu stehen die Szenen am Hofe Nikolais, des finsteren und brutalen russischen Despoten, zu dem Hadichi Murat gebracht wird. Der Naturmensch inmitten der ver derbten und lafterhaften Gesellschaft. Auch hier ist das Milieu in einer hervorragend schönen Photographie prachtvoll wiedergegeben; der Sohn der Berge befreit eine Landsmännin aus den Krallen des Zaren. Das luxuriöse Hofleben mit seiner Galaporstellung, in der Oper weicht wieder dem Schauplatz der Berge. Hadichi, der lleberläufer, überfällt die Ruffen und fehrt sterbend in fein Dorf zurück, befreit Kind und Mutter, die man megen feines angeblichen. Berrats töten wollte. Er hat den heimatlichen Boden miederges. funden, auf dem er als Held weiterleben wird.

Alexander Wolfoff hat den Film ganz aufs Auge ein gestellt und mit Hilfe seiner photographischen Mitarbeiter, unter ihnen Curt Courant  , Fervorragendes geleistet. Wie die russ fischen Soldaten unter Tanz und Musik die steilen Berge hinauf­marschieren und dann wie ein Bliz eine von Hadschi losgelassens Steinlamine auf sie niederfährt und der meiße Teufel sie umzingelt - so etwas Bravouröses hat man selten gesehen. Unnergleichlich schön und zugleich ergreifend ist auch die Schlußizene, menn der schwerverwundete Habschi auf sein meißes Roß gehoben wird und sterbend als Triumphator heimzieht. Die Massenszenen sowohl bei den Tscherkeffen wie bei den Kofalen find frisch und echt. Hadichi Murat ist Iwan Mosjufin, wohl etwas streng und starr in feinen Zügen, aber offenbar ganz im Sinne des Orientalen, ben er barstellt, der sich und sein Minenspiel beherrscht; herrlich in der Erscheinung und ein glänzender Reiter. Die Besetzung des Films ist auch in den anderen Rollen durchaus auf der Höhe: Fritz AI­berti charakterisiert den Nikolai ausgezeichnet. Etwas zu furz fommen die weiblichen Darsteller: Lil Dagoper hat nur in einigen Szenen als Geliebte des Kaisers Gelegenheit, ihre Schöne heit und ihr überlegenes Spiel zu zeigen; Betty Aman ver förpert die tscherkessische Tänzerin Saira glücklich.

Tonaufnahmen untermalen den Film, Geräusche und besonders die Chöre der Soldaten, gesungen vom Dontosaten- Chor, geben ihm eine charakteristische musikalische Begleitung, die, wie die Musik von Schmidt- Gentner, fehr gut herauskommt.

Gasparone  ."

Neueinstudierung im Rose- Theater  .

D.

Die Spazen pfeifen es von den Dächern: Wir leben in der Beit der Operettendämmerung. Nur wer die Tradition der alten Operette fortjeßt- Lehar  , Kalman, Künnede, hat Erfolg. Man greift, da Neues nicht vorhanden ist, auf das bewährte Alte zurüd. Die tlaffische Operette eines Offenbach  , Strauß oder Millöcker er­lebt ihre Renaissance im Theater und im Rundfunk.

Millöders ,, Gasparone  ", das bedeutet eine Fülle pon melodischen Einfällen, eine sichere Technit, ein Wissen um die Kunst des Komponierens und der Instrumentation. Darüber übersteht man Mängel eines theaterfundigen Tertbuches, das heute in seiner Naivität verstaubt erscheint. Das macht nichts, benn bie leidyie, tänzerische und auch besinnliche füße Mufit bleibt bie Hauptfache. Sie alle, die Millöder, Suppé   und Dellinger, arbeiten nach einem bestimmten Schema: im Finale bes ameiten Attes steigt der große Walzer, aber jeber gibt bem Schema in jedem Wert neues Leben, ein Leben, das heute mitreißt wie am ersten Tag.

Gafparone" steht am Anfang einer Reihe flaffischer Operetten, die das Rose- Theater vorbereitet. Man hört bort in der Frankfurter 20ee teine betörenden Stimmen, aber man erlebt eine Aufführung, bie im Ensemble geschlossen ist unb ber der Dirigent Mar Schmidt rhythmasche Beschwingtheit gibt. Die Schauspieler- Sänger mie Bilde, Hans Rofe oder Traute Rose, um Ramen zu nennen. bemeifen ihren Willen zur fünstlerischen Arbeit.