Die Folgen der Vluthetze. Neue Zusammenstöße in Hamburg . Hamburg . 31. Januar.(Ergenbcnchl.) öm Anschluß cm vie am Donnerstag von jugendlichen Kommunisten provozierten Zusammenstöße mit Polizeibeamten kam es am Abend im Gängs-Viertel zu großen Menschenansammlungen. Die Polizei mußte wiederholt emschresten. In der Wexstraße wurde der Versuch gemacht, Barritaden zu bauen. Zwischen den Demonstranten und der Polizei wurden wiederholt Schüsse gewechselt. Ein Zljähriger Schuhmacher wurde durch Schulterschuß verwundet. Etwa 20 Personen wurden festgenommen. Erst gegen Mitternacht trat Ruhe ein. Lübeck . 31. Januar. Eine Gruppe von rund dreißig Kommunisten, die sich auf dem „Hungermarsch nach Hamburgs befand, wurde kurz vor ihrem Uebertritt auf preußisches Gebiet von der Lübecker Polizei angehalten und auf KrajH wagen nach Lübeck zurück- befördert. Nach dem Bekanntwerden der Hamburger Unruhen in Lübeck wurde auf der Hamburq-Lübecker Landstraße ein ver- jtärkter Einzeiverkehr bemerkbar. Offenbar handelt es sich um An- gehörige der KPD., die ihre Taktik anscheinend geändert hat und ihr« Mitglieder jetzt einzeln den„Hungermarsch" durchführen läßt. Die Wege zwischen beiden Hansestädten werden scharf be« obachtet, so daß auch diese„Einzelgänger" rechtzeitig angehalten werden dürften. Hitlers Geldgeber. Was ist eine»infame Lüge"? Delmenhorst , 31. Januar. Die nationalsozialistischen Umtriebe in unserer Industriestadt, die immer mehr einen unerträglichen Charakter an- nahmen, veranlaßt«» die Sozialdemokratie, die Gewerkschaften und das Reichsbanner zur Veranstaltung einer Ausktärungsverfammlung. Der größte Saal der Stadt, der„Schützenhos", war von 2000 Per- scnen dicht gefüllt. Die Hakenkreuzler, die ausdrücklich eingeladen waren, hatten sich einen Obernazi Herzog aus Oldenburg geholt. Redakteur Artur Schweriner , Berlin , rechnete in einem mehr als zweistündigen Referat mit den Nationalsozialisten ab und legte die dunklen Pläne der Hitler -Partei und ihrer putschlustigen Geldgeber offen. In der Aussprache wurde mir Nationalsozialisten das Wort gegeben(auch ein Kommunist hatte sich gemeldet), um diese glänzende Versammlung nicht in falsche Bahnen lenken zu lassen. Der national- sozialistische Führer Herzog erhielt unbeschränkte Redefreiheit. Auf seine Behauptung, es sei eine infame Lüge des Referenten, daß die Rationalsozialistische Partei von Arbeitgebern, auch Industriellen, fmanziell unterstützt werde, legte der Referent den Naziführer fest. Im Schlußwort ließ sich Schweriner von Herzog noch einmal be- stätigen, daß er den Vorwurf der Infamen Lüge aufrechterhalte. So hat diese Kundgebung den praktischen Erfolg gezeitigt, daß Hitler demnach st in hoch st eigener Person eidlich wird bekunden müssen, ob sein«„Arbeiterpartei" von Arbeitgeberseite, auch von industrieller, Gelder erhalten hat oder nicht. Dieser Prozeh dürfte über Delmenhorst hinaus da» Interesie der gesamten deutschen Oeffentlichkeit finden. Oer General im grauen Auwmobil. Wie Nutiepoff entführt wurde. Paris , 21. Januar. Ein Reisender hat der Polizei zu dem verschwinden des ehe. maltgen russischen Generals Kutieposs mitgefeilt, er habe aus der Reise von Nizza nach Paris gehört, wie zwei andere Reisende in sranzöstscher und dann in lettischer Sprache sich von einem ver- fehlten Altentat in Nizza und von dem Plan einer Wiederholung des Attentats in Paris unterhalten hätten. General kulie- paff habe den Januar in Nizza verbracht und sei kürzlich nach Paris übergesiedelt. Er habe vor seinem verschwinden eine Summe oo» $0 000 Frank bei sich gelragen. Ein Krankenpfleger einer privalirrenanstali, die in der Nähe der Wohnung des verschwundenen russischen Generals Kutieposs liegt, teilke der Polizei mit, daß er an dem fraglichen Tage in der Nähe der Wohnung des Generals ein graues Automobil mit heruntergelassenen Fenstervorhängen sowie eine Autodroschke bemerkt habe. Er habe gesehen, wie der General , dessen genaue Personal- Beschreibung der Krankenpfleger angab, an dem grauen Aukomobii vorbeigehen wollte, als plötzlich zwei Zivilpersonen und ein Polizist iich aus ihn stürzten und ihn zwangen, in da» graue Auto eluzu- steigcn, das davon fuhr, während die Autodroschke ihm solgte. Oer mißverstandene Storch . Empfängnisverhütung und Autonomismus. Paris , 20. Januar. (Eigenbericht.) ver nationalistische Widerte" ist in argwöhnisch-patriotijcher Wachsamkeit der eitdgüliig« und unerschütterliche Beiweis dafür ge- lungen, daß Deulschiand und vor allem die deutsche Industrie die a u t o n o m i st i j che Bewegung im Elsaß führt und bezahlt. Aus ihrer ersten Seite druckt sie am Donnerstag ein Rcklameplakat einer deutschen chemischen Fabrik ab, da» einen g« s« s s e l- ten Storch im Bilde trägt Dieser Storch gilt der„Liberte" als.Symbol des unter Fesseln schmachtenden Elsaß ". Di« Nutz- anwendung sei also klar: die schuldig« Finna will die Idee eines irredentistischen Elsaß großzüchtenl Aus den Gedanken aber, daß es sich bei dem Plakat vielleicht nur um ein« Reklame gegen ein allzu reiches K i n d e r g e s ch e n k de« Storches handeln könnt«, kam das Blatt in seiner nationalistischen Per- hohrtheit natürlich nicht. Verbrecherherrfchast in Chikago. Haus in die Lust gesprengt.- Drei Morde. London . 21. Januar. In der vergangenen Rächt kam es in Chitago zu einer Reihe schwerer verbrechen, von einer Verbrecherbande wurde ein große» Gebäude durch eine Explosion in die Lust g e- sprengt, wobei acht Personen verletzt wurden. Da» Gebäude wurde vollkommen zerstört und in einem Umkreis von etwa 100 Metern schwerer Schaden an zerbrochenen Fensterscheiben und anderen Beschädigungen der umliegenden Gebäude angerichtet. Später wurde der Führer einer Verbrecherbonde durch zwei Mitglieder eines anderen verbrecherlrupps in der Ehinefenstadt von Ehikago ermordet. Aus ihn waren 12 Reooiverschüsse abgefeuert rootden, er war oder noch in der Loge, der Polizei die Hamen seiner Tstättet mitzuteilen. In einem anderen Teil von Ehikago wurden in der gleichen Zeit der Kassierer einer Krastdroschkengeselljchasi und ein Ehaussour der gleicheu Gesellschaft erschösse« aus- gesunden.
Die„Wirtschastsfriedlichen". Vor Gericht gebührend charakterisiert.
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Die„Führer" der gelben Werkvereine geben sich in der Oejsent- lichkeit stets den Anstrich, als ob sie dem Unternehmertum gegen- über in der gleichen Kampfstellung ständen wie die freien Gewerk- schaften. Mit gut gespielter Entrüstung weisen sie überall die Be- hauptung zurück, daß ihre„wirtschaftesriedlichen" Orga- ntsationsgebilüe aus Gedeih und Verderb mit dem Unternehmertum verbunden und keine unabhängigen wirtschaftlichen Vereinigungen von Arbeitnehmern sind. Herr Albert Wiedemann, der Begründer und Leiter des „Reichsbundes Deutscher Arbeiter" zu Berlin , hat sich vor einigen Tagen vom Gericht bestätigen lassen müssen, daß sein Reichsbund wie alle ähnlichen„auf nationaler Grundlage" ausgebauten Orga- nifationsgebilde nur das Firmenschild, aber nicht den Eharakter einer Gewerkschaft tragen. Wiedemann hatte gegen einen im Gesamtverband o r g an i» sierten P o st h e l s e r beim Amtsgericht Berlin -Mitt« einen B e- leidigungsprozeß angestrengt, weil dieser Posthelfer in einer Betriebsoersammlung am 22. Mai ISZö, die zu den bevor- stehenden Betriebsrätewahlen Stellung nahm, geäußert haben sollte daß sich sowohl der„Reichsbund Deutscher Arbeiter" als auch der.Reichsbund vaterländischer Arbeiter" und Werkvereine aus llnlernehmcrgeldern ausbaue. daß sie von den Unternehmern Gelder erhalten haben und auch heute noch erhalten. Durch dies« Aeußenmg fühlte sich Wiede- mann persönlich beleidigt. In der Gerichtsoer Handlung bestritt der Angeklagte die Aeußenmg in dem Sinne, wie Wiedemann behauptete, getan zu haben. Er habe vielmehr geäußert, daß der.Rcichsbund Deut- scher Arbeiter" seinen Ausbau der tatkräftigen Unterstützung der Unternehmer verdank», denen er auch durch sei» Programm äußerst
genehm sei. Das Gericht legte aber auf die Beweiserhebung über den wirklichen Inhalt der Behauptung des Poschelsers keinen Wert. In der Begründung des aus Freisprechung des angeklagten postHelfers lautenden Urteils führt das Gericht vielmehr aus, daß nach seiner Auffassung eine strafbar« Beleidigung auch dann nicht vorliegen würde, selbst wenn der Angeklagte die Aeußerung in der von Wiedemann angeführten Form getan hätte. Ein« derartige Behauptung könne höchstens dann beleidigend fein, „wenn sie gegen die Leiter einer Organisation mit ausgesprochen klastenkämpfertscher Tendenz gerichtet wird. In diesem Falle würde die Behauptung den Vorwurf der Gesinnungslosigkeit enthalten." Die von Wiedemann vertretene Organisation stehe aber un- streitig aus einem grundsätzlich wirtschaftssriedlichen Standpunkt und erstreb« einen möglichst kampstosen Ausgleich der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerinteresjen. Uedrigens habe Wiedemann Ende Juni 1925 an eine Reihe von Persönlichkeiten, darunter auch an Zlrbeitgeber.«inen Brief gerichtet, der die Bitte um finanziell« Unterstützung der Wochenzeitung„Deutsche Werksge- meinschaft", besten Ci.'chäftssührer Wiedemann damals war, enthielt. In dem Urtell heißt es weiter: „Ebenso wenig wie damals wäre es ein« verächtliche oder unwürdige Handlung, wenn der Privatkläger für die von ihm jetzt geleitete Arbeiterorganisation Getdunterstützung von Arbeitgebern empfinge, so sehr die Anschauungen über die wirtschaftspoliksche Zweckmäßigkeit und Angemestenheit eines solche« Verhaltens auseinandergehen können." Der Freispruch des Angeklagten, der durch den Rechtsanwalt Dr. Kurt Rosenfeld vertreten wurde, vor allem aber die Urteilsbegründung sind«in» erneut» tressend» Charakterisierung der ganzen Werkvereinsbewegung und ihrer„Führer", an Serichtsstelle.
Oer Reichsrichter unter Anklage. Ltniersuchungsrichier Zorns unierstühte Banditen in Llnisorm.
Di« heutige Verhandlung im Iorne-Prozeß begann mit einem heftigen Zusammen stoß zwischen dem Vertreter des Nebenklägers, Iustizrat Dr. Löwen st ein, und dem Verteidiger Dr. Paul L e v i. Justizrat Dr. Löwenstein beantragt« die Verlesung eines Ar- tikels der„Roten Fahne" vom 30. Januar ISIS,' geschrieben von Paul L e v i, in dem dieser die Regierung einer Be- günstlgung des Mordes an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg beschuldigte. Dr. Paul Leo! erklärt, daß dieser Antrag mit dem Prozeß nicht» zu tun habe und mit der Spitz« lediglich gegen ihn gerichtet sei. Nach den Andeurungen der letzten Tage habe er den Antrag erwartet. Tatsächtich habe er damals den Artikel geschrieben in der Vermutung, daß hinter der Tat«in überlegtes politisches Wollen stehe; er flehe aber jetzt nicht an. zu erklären, daß er nach Kenntnis- nähme der Akten in der Sache der Ermordung Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs zu der Aeberzeugung gelangt sei. daß die Tai lediglich da» Werk von Banditen in militärischer Uniform gewesen sei und daß mit diesen Banditen bereit» tm Januar ISIS aufgeräumt worden wäre, wenn sie nicht die freundliche Unterstützung des Herrn Kriegsgerlchtsrat» Jörns gefunden hätten. Vorsitzender: Ich bitte, doch nicht in dieser Weise die Sache zuzuspitzen. Dr. L» v i: Nachdem ich hier in dieser Weise persön- iich angegrissen worden bin, leh« ich keinen Grund, mir Zurück- Haltung aufzuerlegen. Der Vorsitzende verkündet nach kurzer Be- ratung des Gerichts, daß der Antrag des Nebenklägers wegen seiner Unerheblichkeit abgelehnt sei. Als erster Zeug« wird der frühere Kriegsgerichtsrat und jetzige Regierungsdirektor in Magdeburg Dr. K u r tz i g vernommen. Er schildert ausführlich, unter welchen Umständen er die Untersuchung in der Ermordung Rosa Luxemburgs führte, und wie er aus ihr ausgeschaltet wurde. Sein Verhältnis zu dem Kommandeur und Gerichtsherrn Generalleutnant Hofmann wie auch zu den Offizieren war ein gutes. Die Beziehungen zu den letzteren erkalteten sich später, da der erste Generalstabeoffizier Hauptmann P a b st verlangt«, er soll« den Vortrag bei Generalleutnant Hofmann stets in Pabsts Gegenwart halten. Diese Forderung war unberechtigt, da Pabst und er sich In gleicher Rangstellung befanden. Als die Division nach dem Eden-Hotel übersiedelte, blieb er auf Deranlastung Pabsts in Dahlem wohnen. Am Abend des 15. Januar wurde er telepho- msch nach dem Eden-Hotel gerufen Er wurde hier von General- leutnant Hofmann, Hauptmann Pabst und anderen Offizieren empfangen. Man teilte ihm mit, daß Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ums Leben gekommen seien. Er hatte sofort das Empfinden, daß st« keines natürlichen Todes gestorben seien, und er erklärt«, daß er vor nicht» zurückschrecken würde, um die Täter ausjlndig zu machen. In derselben Rocht beriet er mit Generalleutnant Hoimann und Pabst, was zu geschehen habe. Dr. Kurtzig war der Ansicht, daß man die Volksbeaustragten ersuchen müste, ihm Vertreter des Voll- zugsrates zur Ueberwachung der Untersuchung beizu- ordnen. Rur auf diese Weise könnt« man des Vertrauens der Volksmenge sicher sein. Generaiteutnant Hofmann war der gleichen Auffassung. Gleich am nächsten Morgen suhr er mit dem Zeugen zu den Volksbeaustragten. Diese delegierten die Mitglieder des Bollzugsrates W e g m a n n und Rusch zur Test nähme an der Untersuchung. Auf Deranlastung des Zeugen wurde a l s z w e, t e r Kriegsgerichtsrat Jörns hinzugezogen. Er sollte die Un- tersuchung in der Ermordung Liebknechts führen. Kurtzig ver- nahm in' der Rocht vom 10. zum 17. Januar den Oberstleutnant P s l u g k- H a r t u n g. am 17. Inmiar in Segenwart des Vollzugs- ratsmitgliedes Wegmann die Zeugen, konserierte sowohl mit dem Volksbeaustragten Haas« als auch mit dem Bruder des Ermordeten. Theodor Liebknecht . Am Morgen des 18 Januar erhielt er von Generaiteutnant Hosmann den Bescheid, daß auch die Sache der Ermordung Rosa Luxemburgs„aus Zweckmäßigkeits- gründen" dem Kriegsgerichtsrat Jörn» übertragen worden sei. Kurtzig war überzeugt, daß dies nicht aus die Initiativ« des Generalleutnant« Hofmann geschehen sei, daß es vielmehr das Werl der Offiziere sein mutzt«, denen die Richtung, in de? er die Unrer- suchung angepackt hatte, nicht ßefieL Der Zeuge ha: auch später Generalleutnant Hofmann gegenüber zum Ausdruck gebracht,«r ver- stehe es nicht, wie die Offiziere, die des Morde» an Karl Lieb- knecht und Rosa Luxemburg verdächkizk sind, nach wie vor am Offiziers tisch im Eden-Hotel est» dürft«. Er persönlich mute feit
dem 18. Januar geschnitten und hatte sich vollkommen separiert. Rechtsanwalt Dr. L« v i: Haben Sie nicht beobachtet, wie die Offiziere zu Herrn Jörns standen? Hat er mit ihnen zusammen gespeist? Zeuge: Da» kann ich nicht sagen. L e v i: Haben Sie Ihre Schriftstücke unmittelbar an Generalleutnant Hofmann schicken können? Zeug«: Ich habe es getan, da ich mir nicht gefallen lasten wollte, daß alles durch den Hauptmann Pabst gehen sollte. L e v l: Haben Sie bei Ihrem kollegialen Der- halten zu Herrn Jörns erwarten können, daß Sie auf seine Der anlassung von der Untersuchung ausgeschaltet werden würden? Zeuge: Nein. Als ich das erfuhr, war ich verwundet und ver wundert. Vorsitzender: Al» Sie erfuhren, daß Sie auf die Initiative de» Rebenklägers hin ausgeschaltet worden waren, was dachten Sie da über die Motive, aus denen heraus Jörns so gehandelt haben konnte? Der Zeuge Kurtzig ist In der Beantwortung der Frage sehr vorsichtig und kann nur sagen, daß er keine posttioe Unterlage hat anzunehmen, daß dies aus den Druck der Offizier« hin geschehen sei. Er ist aber fest davon überzeugt, daß GeneralleutnaM H o s m a n n, der ihn außerordent- lich schätzte, unter keinen Umständen ihn aus Verlangen der Offiziere ausgeschaltet hätte. Auf die Frag« des Vorsitzenden erklärt der Zeuge,«s fei stets üblich gewesen, dem Gerichtsherrn Vorschläge zu machen und In den Fällen, da sich die Notwendigkeit eines Haft- b e f e h l s ergeben hotte, einen fertig geschriebenen Haftbefehl vor- zulegen. Auch die Verhaftung Pflugk-Hartungs hatte er oorgefchla gen. Diese Feststellung ist insofern wichtig, als der Nebenkläger er- klärt hatte, bah er keinen Grund gesehen hob«, den Gerichtsherre» irgsndweich« Vorschläge über Verhaftungen zu machen. Als der Verteidiger Rechtsanwalt L e v i an den Zeugen die Frage richtete. ob es ihm erinnerlich sei. daß General v. L ü t t w i tz die vor- läusige Verhaftung des Oberleutnants Vogel an- geordnet habe, erklärt«r. daß er bei der Durchsicht der Akten festgestellt habe, daß zwei Seiten fehlten, v. a. seine Verfügung, die Obduktion der Leiche von Karl Liebknecht vorzunehmen. Jörns wehrt sich gegen den Verdacht, daß«r etwa das Verschwinden dieser Seiten verschuldet habe. Rechtsanwatt L e v> erklärt, daß er«inen bestimmten Verdacht aus«ine gewiss« Stelle hob«, die er im späteren Verlauf der Verhandlung noch nennen wolle. Als zweiter Zeuge wird das frühere Vollzugsratsmitglied Weg- mann vernommen. Er schildert, wie in der ersten Verhandlung gegen Jörns, ausführlich, in welcher Weise er und seine Kollegen Rusch und Struw« an der Erfüllung des ihnen von den Volks- beauftragten gewordenen Austrage«, an der Untersuchung teilzu nehmen, gehindert worden seien. Nur mit größter Müh« ge- lang es ihm. durchzusetzen, daß auch sie an der Fragestellung teil- nehmen dursten. Ihre selbst dringlichsten Anträge auf Verhaftung der am Abiransport Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts beteiligten Offiziere wurden vom Kriegsgerichtsrat Jörns abgelehnt. Er berief sich immer wieder darauf, daß weder Tat verdacht noch Verdunkelungsgesahr noch Fluch verdacht vorliege Al» Wegmann und seine Kollegen schließlich einsahen, daß sie sich unter solchen Umständen wohl selbst kompromittierten und daß die Untersuchung durch den Kriegsgerichtsrat Jörns einfach sabotiert werde, traten sie am IS. Februar auf Veranlassung des Dollzugsrars zurück. Rechtsanwalt Dr. Leo! stellte durch Fragen an den Zeugen eine Anzahl Einzelheiten{est. die das eigenartige Verhalten des damaligen Kriegsgerichtsrat» Jörns in ein« besonder» grell« Be- leuchmng stellen. Oie Arbeiislofigkeit in Amerika . 1200 Millionen Mark für Landstraßenbou. Der Bundessenot nahm di« Regierungsvorloge an. noch welcher innerhalb der nächsten drei Jahre Landstraßenbauten im Gesamtbitrage von 300 Millionen Dollar aus- geführt werden sollen. Do« Bauprogramm ist zur Verminderung der Arbeitslosigkeit und zur Erleichterung der Wirffchastskris« bestimmt. »Den Angriffskrieg al« völkerrechkllches Problem" behandelt Genosse Universilätsprofestor U n d t n aus Upsila heute abend, S Uhr, in der Hochschul« für Palitik, Schinkelplatz 6». „Tagesoreste und Arbeilerfchafk". Im Rahmen des..Arbei.'«?- sunk" unterhalten sich am kommenden Sonnabend 5.55 Uhr auf der „Deutschen Well«? der Pressereferent des Reichsmknisteriums des Innern Dr. Ha ubach und der Geschäftsführer des Ar better- Radio-Bundes Segall über die Beziehung«» de» Ar better« zur Togesprest«.