3m Schatten des Faschismus.
Sinn der Schacht- Politif.- Nationalsozialismus, Hilfstrupp des Finanzkapitals.
Dem neuesten, heute erscheinenden Heft der„ Gesellschaft" atnehmen wir aus dem Artikel Georg Deders Der erfte Schritt" die hauptsächlichsten Ausführungen über die letzten Ziele der vollsftaatsfeindlichen Schacht- Polifit. Jede Diktatur, durch welche die De motratie verbrängt ird oder verdrängt zu werden droht, wird als Faschismus bezeichnet. Bir denben hier weber an die Art des machtergreifens noch an die Tatsache der Diktatur einer Partei, sondern an die politische Zielfezung, die den Kern des Gedankens des forpo. rativen Staates" bildet. Man kann die Dinge drehen, wie man will, und alle möglichen ideologischen Begründungen erfinden, nan will, und alle möglichen ideologischen Begründungen erfinden, der Sinn dieses Gedankens bleibt immer der, daß
den wirtschaftlichen Mächten des Kapitalismus das politische Uebergewicht allen Gegenfräften gegenüber gesichert wird. Ob die Voraussetzungen dafür durch die brutale Zerschmetterung der Demokratie nach italienischem Muster oder durch die Unter werfung des demokratischen Staates unter das Diftat der genannien wirtschaftlichen Mächte geschaffen werden, ist, vom Standpunkt der Bieljegung gesehen, eine Zweckmäßigkeitsfrage, die je nachdem, wie fich die vorhandenen Möglichkeiten gestalten, oder wenigstens ein geschätzt werden, beantwortet wird. Manche Geldgeber der national jozialistischen Bewegung glauben vielleicht an die Möglichkeit eines erfolgreichen Butsches. Viel wahrscheinlicher ist aber, daß auch die Mehrheit der Geldgeber der Hitlerianer nicht ernsthaft an diese Möglichkeit denkt. Die nationalsozialistische Bewegung hat andere Funktionen zu erfüllen. Sie soll verhindern, daß die unvermeid. liche Abwanderung der Maffen von den Deutschnationalen eine Stärkung der sozialdemokratischen Reihen bewirtt. Sie dient der Verwirrung innerhalb der breiten Maffen, die für die Berteidigung der Demokratie in Frage tommen, und soll in diesem Falle in der gleichen Richtung wie die Kommunisten wirkend die Widerstandskraft der an der Demokratie hängenden Maffen lahm legen. Sie soll weiter die Kommunisten auch in der Richtung unterſtützen, daß beide Bewegungen durch Zusammenstöße, gegenseitige leberfälle, Schlägereien in möglichst breiten Kreisen
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das Gefühl der Unsicherheit und die Sehnsucht nach einer starten Macht, die rücksichtslos und brutal Ordnung" fchafft, erzeugen. Die neue Welle der nationalsozialistischen Bewegung unterscheidet fich sehr wesentlich von der ersten Welle, die ihren hohen Bunft im Frühjahr 1924 erreichte. Jezt ist es feine formose Bewegung ohne jeden festen inneren Zusammenhalt mehr, sondern eine Bewegung, die von einer ziemlich ftrengen, über beträchtliche Geldmittel ver fügenden Organisation getragen wird. Diese Organisation versucht jeßt, wiederum nach fommunistischem Borbild, auch innerhalb der organisierten Arbeiterbewegung( 3ellenbildung in den Ge werkschaften) für sich Boden zu gewinnen, allerdings bis jest ohne einen irgendwie ins Gewicht fallenden Erfolg. Die national fozialistische Bewegung dient also vornehmlich der Berlegung der
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Widerstandstraft der Demotratie. Sie wird von ben tapitalistischen Rreifen finanziert, die aus ihrer Freude an der kommunistischen Aktivität tein Hehl machen und dem Abflauen der fommunistischen Bewegung in größeren Teilen des Reiches zumindest mit sehr ge= mischten Gefühlen, wenn nicht direkt mit Sorge, zusehen. Geradezu begeistert für die Kommunisten werden sie, wenn es kommunisten gelingt,
Organe der Demoftafie arbeitsunfähig zu machen. Das gelingt ben Kommunisten in manchen Gemeindepartamenten. Die Arbeitsunfähigkeit des Reichstages foll durch die Sabotage. politik anderer Barteien erreicht werden. Der Hauptftoß gegen die Demokratie wird indeffen durch den wirtschaftlichen Drud auf die Regierung und den Reichstag geführt. Der erste große Sieg in diefem Kampfe gegen die Demokratie ist jetzt schon da. Ihn hat der international festgelegte Machtstellung der Reichsbant und die Hilfe national" gesinnte Herr Schacht errungen, indem er die der Morgan- Gruppe des Finanzkapitals ausgenugt hat. Eine glor reiche nationale Tat! Man muß aussprechen, was ist: was Herr
Schacht vollzogen hat, war
ein erster Schritt zum Fafchismus, war schon ein Staatsfireich. Außerordentlich interessant ift es, wie Schacht den Zeitpunkt für Außerordentlich intereffant ift es, wie Schacht den Zeitpunkt für seinen Vorftoß gewählt hat. Anfang Dezember hatte das Reichsfinanzministerium sein Ziel, die akuten Schwierigkeiten der Kaffen lage zu beseitigen und Vorsorge für die Konsolidierung der fchwebenden Schuld zu treffen, schon nahezu erreicht. Die Dillon Anleihe stand unmittelbar vor dem Abfdfuß. Es beftand also die Gefahr, daß die Finanzen des Reiches in Ordnung gebracht würden, Herr Schacht fonnte nicht mehr warten. Er zerschlug die Anleihe und setzte seine Forderungen durch. Unsinn, bavon zu reden, daß Schacht durch die Sorge um die tatastrophale Lage der Reichstaffe zu seinem Borgehen gegen die Reichsregierung veranlaßt wurde. Diese katastrophale Lage hat er selbst geschaffen, ohne ihn wäre sie gar nicht vorhanden. Diese Handlungsweise Schachts sowie die von ihm jahrelang systematisch betriebene Drosselung der deutschen Wirtschaft ist typisch faschist is ch. Jezt geben die faschistischen Geschichtsschreiber selbst zu, daß sich die Verhältnisse in Italien im Laufe des Jahres vor dem Marsch auf Rom wesentlich stabilisiert haben oder wenigstens schon im Prozeß ber Stabilisierung begriffen sind. Für die Faschisten war dies der Grund, fich mit ihrem Losschlagen zu beeilen.
Sie haben felbst die Unruhen geffifter, um dann als Hüter der Ordnung auftreten zu können. Der Faschismus bereitet sich den Weg vor, indem er die unerträg liche Atmosphäre im öffentlichen Leben schafft, mo alles die Geduld verliert und nach der Ordnung und nach dem Retter ruft. Dann beginnen die Steine zu reden etwa so, wie es Herr Günther Stein im Berliner Tageblatt" getan hat. Der Faschismus tönnte
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auch in Staften nicht ohne paffive Unterftigung vieler Gegner feiner Methoden" feine Macht erhalten. Es war das geflügelte Bort der vielen, die sich ausdrücklich als Gegner des Faschismus und seiner Methoden bezeichneten: Muffolini fa bene", Muffolini macht es gut. Wie oft hörte man, ja, hört man auch jetzt bet uns bie gleiche Note: Schacht fa bene, er hat's geschafft! Auf diese Weise wird die Demokratie von denjenigen, die sich fubjektiv als Demokraten fühlen, verraten.
Beregten von denjenigen Demokraten,
die das ganze letzte Jahr den Chor für die Ratastrophenpolitik Schachts spielten.
Das Februarheft der Gesellschaft".
Das Februarheft der Gesellschaft" enthält neben dem Aufsatz Deders eine Betrachtung Renners( Wien ) über Grundsäßliches gum Rampfe der österreichischen Sozialdemokratie gegen den Faschismus. Er verschont auch die eigene Bartei nicht mit seiner Kritik und wird durch seinen ins Ideologische vorstoßenden Versuch, die Politik des Broletariats zur Bolitit der Gesamtwirtschaft zu ertiären, zweifellos eine lebhafte Diskussion im Rahmen der Partei hervor. rufen. Eine gute Darstellung der polnischen Dittatur gibt lampf. Dem Gedenten des zehnjährigen Jubiläums des Betriebs Birnbaum in seinem Auffaz über den polnischen Verfassungsrätegesetes ist ein großer Auffaz von Ernst Fraentel gewidmet, der unter dem Gesichtspunkt des Funtionswandels des Betriebsrätegefeßes auf tnappstem Raum eine eindringliche Sozial geschichte der letzten zehn Jahre gibt. An fleineren Auffäßen enthält das Heft einen sehr lehrreichen Artikel der Genoffin Ralnin( Riga ) über die Agrarreform in Lettland , eine aus Anlaß der Schweizer Bundesratswahlen abgefaßte Betrachtung des Genoffen Haupt über Strutturmandlungen in der Schweizer Ar. beiterbewegung und eine Weiszelle des Genossen Brügel über den Kölner Arbeiterverein . Die Diskussion über die Probleme des historischen Materialismus wird bereichert durch einen Auffaz von Hannah Arendt über Philofophie und Soziologie.
Der gestern von den Seeleuten in Le Havre beschlossene Generalstreit scheint bereits abgeflaut. Die Besagung des Ozeandampfers Isle de France ist an Bord zurückgekehrt, so daß der Dampfer bereits abends nach Nem Dor! auslaufen fonnte. Man rechnet bas mit, daß auch die am Streif beteiligte Mannschaft der übrigen Dampfer im Laufe des heutigen Tages die Arbeit wieder auf.
nehmen wird.
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