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Sauffall und Filmzenfur.

Ferfel müssen fünftig vom Klapperflorch gebracht werden.

Die Reichsstelle für landwirtschaftliches Marttwesen hat eine Sch meine fibel herausgegeben. Sie wurde feiner zeit im Abend" eingehend besprochen. Diese Schweinefibel hat den Zweck, die Schweineproduzenten über die Situa tion auf den Schweinemärtten aufzuklären, und marnt vor allem vor einer übermäßigen Steigerung der Schweineproduktion im laufenden Jahre, weil fonst Breis stürze zu befürchten seien. Diese Soweinefibel ist verfilmt worden. Der Film wird während oer Grünen Woche auf der landwirtschaftlichen Ausstellung zu sehen fein aber nur teilweise, und das haben mir der 3 ensur zu verdanken. Der Film enthält nämlich ein Bild, das einen Eberstall zeigt. Bor dem Stall sieht man, wie bie Sauen zum Eber geführt werden. Eine harmlose Illustration eines wichtigen poltswirtschaftlichen Gedankens! Die Zenfur hat, aber Un st and daran genommen, den Blau­stift gezückt und sich gebührend blamiert

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Ein echtes Zenfurstüd! Eine Reichsstelle wird un fittlicher Darstellungen" beschuldigt, weil sie drei Gauen por einem Eberstall stehend gezeigt hat!

Die Bensoren scheinen geglaubt zu haben, daß die Land­wirte auf der Grünen Woche vor Scham erröten, wenn sie erfahren, daß die Sauen zum Zwede der Ferkelproduktion ein hm intimes Verhältnis mit dem Eber eingehen müssen. Bisher mar nämlich in der ganzen Landwirtschaft die Anschauung verbreitet, daß die tleinen Fertel vom klapperstorch gebracht werden.

Was sind das für Muder, die in den Saustall friechen, um da nach Unfittlichkeit zu wittern? Die Deffentlichkeit hat ein Recht, die Namen der Berfonen zu erfahren, die diesen unglaublichen Streich ausgeführt haben, damit das wohlverdiente Hohngelächter über sie niedergehen kann. Wer fich zum Zenforamt berufen fühlt, muß auch dafür einstehen! Solche Filmzenfur istum im Bilde zu bleiben- ein­fach ein Saustall

Der Gemeindefampf in Hannover .

Notwehr gegen den realtionären Magiftrat.

Hannover , 31. Januar. ( Eigenbericht.)

In der Freitagsigung der Stadtverordneten tam es zu heftigen 3usammenstößen. zwischen Sozialbemotraten und den bürgerlichen Frattionen, die gegen die plötz lide Einberufung der Sigung protestierten. Die Sozialdemokraten erklärten bemgegenüber, daß fie in der Notwehr gegen ben Ueber.. fall bes Magistrats dazu gezwungen gewesen seien. Nach stürmischen Debatten wurde schließlich von der sozialdemokratischen Mehrheit be schlossen, die freien Magiftraisstellen zu zu be= feßen. Außerdem wurde ein fozialdemokratischer Antrag ange nommen, die Gehälter bes Oberbürgermeisters und des Stadt baurats um 20 Broz, und die ber übrigen Magiftratsmitglieder um 10 Broz herabzusehen.

Der Wald als Zuckerfabrit.

Prof. Bergius für die induftrielle Zudererzeugung aus Holz. Bielleicht wird ein großer Tell unferer Wälder bald als Roh fioff gut Sudererzeugung verwendet werden. Raddem fchon vor dem Kriege bie Brofefforen Millstätter und 3emeister die Frage gelöst hatten, die aus dem Holz gemonnene Bellulose urther Anwendung von tonzentrierter Salzsäure in eine Suderart umzumandeln, tann jest Professor Bergius, der Erfinder der wichtigsten Art der Rohleverflüssigung, die industrielle und wirt fchaftliche Berwertbarkeit der Zuderherstellung aus Holz melden. Das in vierzehnjähriger Forschungsarbeit zu lösende und jegt gelöfte Problem bestand darin, die unverbaulichen zelulose artigen Holzstoffe in verbauliche Kohlehydrate umzumandeln, auf industriellem Wege ben größten Teil des Holzes zum Nährstoff zu nachen und so auch die Wirtschaftlichkeit der Erfindung sicherzu stellen Nach Bergius sind alle Kinderkrankheiten der erften tech nischen Anlage überwunten und eine ausreichende Probuftion im fontinuierlichen Betrieb ist bereits möglich.

Neuestes von den Galapagos.

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Hugenberg hat sich nach der Robinson Insel Dr. Ritters eingefchifft, weil dort wenigstens eine nationale Diftatur Aussicht hätte.

Neue Verfassung für Spanien .

Beschluß des neuen Kabinetts.

Madrid , 31. Januar. ( Eigenbericht.)

Der erste Ministerrat des neuen spanischen kabinetts Berenguer fündigte in einem furzen kommuniqué an, daß die neue Reglerung es als ihre erfle und dringendste Aufgabe be­trachten werde, dem Cande eine neue Berfaffung zu geben. Die Regierungserklärung selbst wird im Laufe des am Sonnabend stattfindenden Ministerrats ausgearbeitet werden. Sie foll, wie ver­lautet, dem Willen zur Rückkehr zum verfassungsmäßigen und parla­mentarischen Regime Ausdrud geben.

Der Präsident der Naflonalversammlung, a aguas. hat am Donnerstag feine Demiffion eingereicht. Man erflärt in zu­ständigen Kreisen, daß das Auflösungsdekret unverzüglich veröffentlicht werden wird.

Bötterbundes ist nicht allgemein und hat nur charitativen Charatter. Die Minderheiten fämpfen für rechtlich gesicherte Kulturfreiheit. In Mittel und Osteuropa herrscht eine nationale Bermischtheit, die durch teine Grenzänderung beseitigt werden kann. Die Minderheiten haben zur Selbsthilfe gegriffen und 1925 ben Europäischen Rationalitätenfongreß gegründet. So tommen die Bertreter der Mehrheitsvoller in dem einen mit ihren Minder. heitsvertretern in den anderen Staaten zusammen und wirten gegen feitig auf Ausgleich der Gegenfäßge; ein Beispiel dafür war die Mitwirkung der deutschen Minderheitsführer beim Zustandekommen der preußischen Minderheitenverordnung zugunsten der Bolen. Damit beginnt ein pfychologischer Umschwung, ber zur Bildung von nationalen Gemeinschaften über die Staatsgrenzen hinweg führt. Den Anfang hat der altpolnische Vertretertag in Warschau gemacht. Aehnliche Bestrebungen zur Ueberwindung der Staatsgrenzen ent stehen in anderen Nationen. Im tommenden Europa entfalten sich neben und unabhängig von den territorialen Gemeinschaften der Staaten die auf personaler Grundlage ruhenden Nation­gemeinschaften.

Statt Freiheit und Brot­

Das, was die Technik und die Wissenschaft hier geschaffen haben, das ist sicher hoher Bewunderung auch dann wert, wenn unsere so ungeheuer schnell lebende Zeit das Bunder bald vergißt. Für die Bragis ist zu beachten, daß für die menschliche Nahrung diefer Holzzuder bireft nicht in Frage kommen soll, sondern nur auf dem indirekten Wege der Biebfütterung. Der preußische Landwirtschaftsminister Steiger hat auf die Fütterungsversuche hin­gewiesen, die mit Holzzuder gemacht worden sind. Besonders aus. fichtsreich foll eine Vermischung des Holzzuders mit Kartoffelflocken fein, und man verspricht sich sogar von diesem neuen Futtermittel e'ne teilweise Lösung ber Agrarfrisis. Man will den agrarischen Often mit feinem Kartoffelüberschuß durch Berwendung von Kar Der Reglerungsausschuß, der sich mit der Frage der toffelfloden und Holzzucker mit den Schweinezuchtzentren des Kalenderreform befaßte, hat nunmehr dem Volkskommiffar: n deutschen Westens verbinden und hofft auf diesem Wege, die Zurat der Sowjetunion einen Reformplan unterbreitet. Danach soll fuhr ausländischer Biehfuttermittel überflüssig machen zu können. die Beitrechnung mit dem Jahre 1917 beginnen. Der Man will also zugleich dem deutschen Osten helfen und die Handels. erste Tag des Jahres wird auf den 7. november.. den ersten Tag der Oftoberrevolution, festgelegt.

bilanz verbessern.

Selbstverständlich fann diese Frage allein danach entschieden werden, ob der künstliche Zucker die inländische Biehfuttererzeugung billiger werden läßt als die Viehfuttereinfuhr, die heute ja dummerweise noch hoch verzollt wird. Man wird sich also hüten müssen, in der Begeisterung über das neue Munder" eine wirt­fájaftspolitische Dummheit zu machen, in dem Falle nämlich, daß die Biehfuttereinfuhr billiger wäre als die Berwendung von Holzauder mit der Kartoffelflode. Auch das größte Wunder der Technik barf

nicht zur Unwirtschaftlichkeit verführen.

Nationen neben Staaten!

Das fommende Europa und die Minderhe tenpotit t. Auf Einladung der Deutschen Liga für Böfferbund sprach im Reichswirtschaftsrat der Generalsekretär der europäischen Nationa litäbentongreffe, Ewald Ammende , über das europäische über das europäische Minderheitenproblem. Nach einleitenden Worten des Borsitzenden des Minderheitenausfchuffés der Liga Dr. Junghann über die mannigfachen Heilungsvorschläge für Europa führte Ammende aus Die Minderheiten des einen Baltes auf dem Gebiete der anderen tönnten die Grenzen überbrüden. Jetzt aber werden sie unterdrückt und verbittern deshalb die Beziehungen zwischen den Nationen und Staaten. In gang Osteuropa ist der Friede fortgesetzt ge­fährdet. Eine politische und wirtschaftliche Einigung, ein Ban­europa ist nur nach Ueberwindung der nationalen Gegenfäße möglich. Jedes Bolt muß in allen Staaten, in denen es lebt, fulturelle Entwicklungsfreiheit haben. Der Minderheitenschuß des

- verrückter Kalender'

Mostau, 31. Januar.

Ein neues Amt für Primo de Rivera ? Paris , 31. Januar. Bie Havas aus Madrid berichtet, verlautet hier, General Brimo de Rivera werde zum Generaltapitän ber Balearen Inseln ernannt werden.

Man erwartet, daß das neue Kabinett demnächst eine Erklärung veröffentlichen wird, in der die Politik der Regierung hinsichtlich der Wiederherstellung des normalen Verfassungslebens dargelegt werden soll. Außerdem sollen Maßnahmen für die Regelung der 3ustände an den Universitäten getroffen werden.

General Berenguer hat auf eine Anfrage Bressevertretern gegenüber erklärt, ein Beschluß über die Wiederherstellung des Außenministeriums fei noch nicht gefaßt worden,

stopfen, das burch bie Defretierung entstanden war, daß das Jahr fünftig nur 360 Tage zählen würde.

Die französische Revolutionsneuerung hatte menigstens Sen Borteil, daß die von dem Dichter André Chinier erfundenen Mp­natsnamen ebenso poetisch waren wie sie melodisch flangen: Ramen wie Germinal, Floreal, Messidor, Fructidor, Brumaire, Plinio'e hätten schon verdient, beibehalten zu werden. Dennoch fonnt: fich der Revolutionstalender trop staatlichen Drudes nicht durchsezen. Nach Abschluß der eigentlichen Revolutionsperiode deg tierte er nur noch und als er unter Napoleon im Jahre 1806 officiel abgesch fft murde, war dies eigentlich nur noch eine Formalität, denn man

hatte längst aufgehört, die Tage, Monate und Jahre nach dem neuen

Kalender zu datieren.

In der Geschichte freilich lebt die Erinnerung an diele Repos lutionserscheinung infpfern fort, als einige bedeutsame Ereigniffe, nach der damaligen 3citrechnung benannt werden. Das sind nament lich der 9. Thermidor, an dem die Mehrheit des Nationclfons vents und der Bariser Bevölkerung sich gegen die Blutherra. schaft von Robespierre Couthon Saint- Just aufrafften und auf lehnten und den Sieg über dieses Triumvirat des Schreckens davon trugen; den 13. Bendémiaire, an dem General Bonaparte in Paris durch einen erfolgreichen Straßentampf gegen die Mon­archisten die Grundlagen seines späteren Aufstiegs shuf; und vor allem der 18. Brumaire, an dem Bonaparte seinen Staats­streich gegen die gefeßgebenden Körperschaften durchführte und da mit die legten Reste der revolutionären Freiheit beseitigte.

Die Mostauer Machthaber scheinen aber diese ges hiftlichen Spuren nicht zu schreden. Auch sie wollen die Revolution wenige

ſtens auf diesem rein ideologischen Gebiete weitertreiben. Arme " Rote Fahne", die nun wahrscheinlich den Befehl erhalten wird, den russischen Kalender so start wie möglich zu berüdsichtig n und badurch für ihre Leser noch unverdaulicher werben wird als sie es Schon ohnedies ist!

Das Jahr wird in 12 Monate mit je 30 Tagen eingeteilt. Jeder Monat enthält sechs fünftägige Bochen. Ein Jahr zählt 360 Arbeitstage und 5 Ruhetage, und zwar: Der Lode tig Lenins - 22. Januar, bie Tage ber Internationale- 1. und 2. Mai, die Jahresfeier der Oftoberrevolution- 7. und 8. Novem­ber. Der 1. und 2. Mai, ber 7. und 8 November werden als dup. lierte Tage- 1a und 16 Mai. 7a und 7b November bezeichnet. Die bisherige Bezeichnung der Monate wird beibehalten, ebenso die Baleffis Schlußmahnung wegen Chaco.

Benennung der Tage mit Ausnahme des Sonnabends und Sonntags, bie, da die Arbeitswoche 5 Tage enthält, natur gemäß in Fortfall kommen.

Das Wirtschaftsjahr soll mit dem 1. Januar beginnen. Für den Verkehr mit dem Auslande wird ebenfalls die neue Beit angabe gelten, doch wird auch das entsprechende Datum nach der alten Zeitrechnung eingeflammert angegeben werden Der Regierungsausschuß beantragt, den neuen Kalender bereits im laufenden Jahre einzuführen.

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Schon die französische Revolution hat versucht, ben gelten. den Kalender abzuschaffen und durch eine neue Beitrechnung zu er. sezen, die sich an das von ihr neu eingeführte Dezimalsystem anpassen sollte. Der sowjetrussische Bersuch ist nur eine Nachahmung dieses ersten und mißglückten Experiments. Auch die fünf Ruhetage find nicht auf Stalins Mist gewachsen, sondern von dem franzöfifchen Revolutionskalender entnommen, der sie ebenfalls als Ergänzungs tage" oder Sansculottentage" ausgefnobelt hatte, um das Loch zu

Beilegung nur auf friedlichem Bege...

Genf , 31. Januar. ( Eigenbericht.) Der amtierende Ratspräsident 3alesti hat an die Regie­rungen Boliviens und Paraguans ein Telegramm gefandt, das un­mißverständlich den Regierungen zu verstehen gibt, daß es als Schlußtelegramm gedacht ist. In dem Telegramm nimmt der Ratspräsident Kenntnis von den wiederholten Erklärungen der beiden Regierungen, die Chaco- Angelegenheit nur auf friedlichem Wege zu erledigen und spricht den Wunsch aus, daß feine weiteren bedauerlichen Ereignisse diefe friedliche Lösung stören werden. Sämtliche Depeschen und Dokumente über den 3wischenfall sollen gesammelt und den Ratsmitgliedern vorgelegt zwischenfall follen gesammelt und den Ratsmitgliedern vorgelegt

werben.

Schredenstat eines Geistesfranfen. Nach einer Melbung aus Marseille ereignete sich in dem Orte Saint Marthe ein furchtbares Drama. In einem Zustand geistiger Umnachtung tõtete ein Ein­wohner sieben Berfonen und verlegte eine Anzahl schwer. | Darauf legte der Mörder Hand an sich.