Gounabenö i. KeSruar 1930
Änterhaiwng und Wissen
Vellage des Vorwärts
sridtfof Kaufen: Auf Sisbäreniagd
SKit Erlaubnis ir« Berloacs«, Sanftaiis. Seissio.»crifftnl. ridwn mit aus ixro Sud) Stibtiof Nonsens„Unter SoMxn und Eis. bäten" Uber keine Auaeubcrlebnikse den falacnbcn fesselnden Abschnitt. Am AbltnÄ kam der Kapitän mid erzählte, von der Tonne sei ein Bär gesehen worden, lliKjeic.hr eine Seemeile entfernt. Mein Bült kam sofort in Wallung, und ich rüstete mich zur Jagd; unter- dessen fiel jedoch der Nebel ein. und ich durfte nicht sortgehen. Zum vierten Male wurde ich genarrt l es schien offenbar Bestimmung zu sein, daß ich keinen Bären erlegen sollte. Es nützte wenig, daß der Kapitän mich damit zu trösten ver- suchte, der Bär sei in Lee von uns und werde wahrscheüllich gegen den Wind herankoinmen. Ich glaubte das nicht recht und kroch verstimmt ins Bett. Am nächsten Morgen, während ich dalag und von Bären träumte, die ich niemals bekam, wurde ich durch ein Flüstern an l ire in cm Ohr geweckt: .Letzt müßt ihr heraus, denn jetzt haben wir einen Bären draußen an der Schiffsseiie." Ich fuhr aus und starrte in das sanfte Gesicht Ocrans. des Zweitm Steuermanns. Flüsternd, als sei der Bär dicht vor der Kojütentür, fuhr er fort: „Aber ihr müßt euch sputen." Und ob ich mich„sputete"! Ich fuhr in die Kleider und stürzte an Deck hinaus, mit Gewehr und Patronen. Da trottete der Bär wahrhaftig in Schußnähe ruhig und bedächtig auf dem Eis hin und her, dann und warm blieb er stehen, windete und betrachtet« das Schiff. Ich hotte genügend Zeit, ihn anzusehen, während ich auf den Kapitän wartete, der auch geweckt worden war. Ein Märchen- hoff schöner Anblick war es. dieses große weiße Tier auf dem weißen Eis. Endlich«schien der Kapitän in der Tür unter dein Halbdeck. Zu demselben Augenblick i«doch. in den: ich mich umwandte, krackste ein Schuß. Wie van der Schlange gebissen, fuhr ich herum, um dem Tier einen Schuß nachsenden zu können, eh« es verschwand. Aber nach immer ging.es ruhig seinen Weg: es ließ sich von solchen Kleinigkeiten nicht stören, obwohl die Kugel dicht neben ihm in den Schnee geschlagen hatte. Der Schuß war von einem der Schützen, Hans Haloorsen. gekommen, der sich nicht länger hatte bezähmen . können.» Unterdessen hatte der Bär sich ein wenig verzogen und war außer Schußweite gekommen. Wir brieten Speck an Deck, um ihn mit dam köstlichen Geruch zurückzulocken. Ganz richtig, er blieb stehen, um zu winden, und ich sprang so hurtig als möglich aufs Eis. Ich schlich vorwärts und war hold wieder in Schußnähe. Der Bär hatte mich setzt entdeckt und stieg auf«inen Eishügel, um besser zu sehen. Das war ei» gutes Ziel. Ich hielt dicht hinter dem Bug iitÄ drückte ab. Aber— Eick— und noch schlimmer: die Patrone zaß in der Kanuner fest. Ich brach mir die Nägel ab. um sie heraus- zubekommen. Endlich kam sie heraus, und ich schob eine neue Patrone ein. Glücklicherweise flüchtet« der Bär unterdessen nicht, sondern kam näh « heran und zeigte mir gerade sein« breite Brust.— Ich zielte mitten in den Haarwinkch und dieses mal trachte es.
Dos Tier brüllt«, biß nach d« Wunde in der Brust und taumelte zurück, sprang jedoch wieder auf und floh. Eine neu« Kugel eingeschoben, und ich gab ihm die Kugel in das Hinterteil, das einzige, was mir jetzt erreichbar war. Ein neues'Gebrüll, und noch schnellere Flucht— ich noch, von Scholle zu Schalle. Dann aber war die Entfernung zur nächsten Scholle dem Bären für einen Sprung zu groß,« mußte ins Wasser— ich holte ihn ein. und als er auf der anderen Seite der Wake aufs Eis kroch, gab ich ihn, die Kugel zwischen die Schulterblätter. Er fiel ins Wasser zurück,— die kleinen schwären Augen funkelten mich an. Eine Kugel in den Nacken machte seinen Leiden ein Ende. Jetzt war der Nebel so dicht geworden, das ich das Schiff nicht mehr sehen konnte. Ab« an Bord hatte man die Schüsse gehört, bald kainen Leute herbei, und das Tier wurde zum Schiff gezogen. Das war mein erster Eisbär. Sehr zufrieden nahm ich die Glückwünsche des Kapitäns und der anderen entgegen. Während wir an, Abend, Freitag, 30. Juni, zu Mittag aßen und gerade bei der Gerstengrützsuppe waren, kcun der Schütze Hans Halvorsen in die Kajüte herein und erzählte, ganz in der Stahe sei ein Bar. Der Kapitän und ich griffen nach den Gewehren und zogen in der angegebenen Richtung los: wir beeilten uns ober nicht übermäßig, denn man hatte uns gesagt, d« Bär sei mit einigen Robbenkadavern von unserem letzten Fang beschäftigt. Bald bekamen wir ihn zu sehen und pirschten uns an. Das Eis war uneben, und wir tonnten nur mit Müh« vorwärtskommen, da wir langsam gehen und viele Umwege machen mußten. Endlich kamen wir aus einen hohen Hügel, und d« Bär erblickte uns. Wir duckten uns Nleder, schoben jedoch von Zeit zu Zeit den Kopf über den Eisrand hinaus, um ihn aufzureizen. Sofort kam « herbei, bald war er von Eisblöcken verborgen, bald ging's üb« flache Schollen: mit langen Schritten kam er auf uns zu. Er war ein gut gewachsener Bursche und er kam rasch vom Fleck, obwohl» die Sache ganz ruhig zu nehmen schien. Wir warteten mit dem Schießen gttn solange wie möglich, um ihn richtig sehen zu können. Jetzt ist er b«eits hint« dem«inen Haufen, etwa 20 Meter vor uns. Da kommt d« Kopf vorsichtig üb« die Kante heraus. Ein mächtiger Kopf ist es, wie ein mittelgroßer Koffer. Wer es eilt nicht mit dem Schießen, denn fetzt kann« uns nicht mehr entkommen. Er wiegt den Kopf hin und h». dann verschwindet er wieder unter der Äaick«. Wir halten die Gewehre bere't, denn man kann nicht wissen, wann er sich wieder zeigen wird. Ja, da kommt die ganze Gestalt seitlich vom Haufen zun, Lorschein, mit d« breiten Brust auf uns zu. Leid« Schüsse krachen zu gleich« Zeit. Ein Brüllen— der Bär sinkt ccäf das Hinterteil zurück, beißt noch den Wunden,. taUmell einig« Schritt« zurück und fällt."' Wie fchön ist. so ein Ts«, wenn es groß und stark mit seinem gelblich weißen Pelz' auf dem weißen Schnee liegt, während dos rote Blut aus d« Brust sick«t. Herrgott, wie gemein, daß ein Stückchen Blei diesem freien Leben in den endlosen Eisweiten so plötzlich ein Ende machen kann.
3)er Schmuggler und ScinltlauUier
£nta Stilfing: Er hatte ein Handwerk gelernt, ober dos Erlernen eines Hand- werks ist leider kein Derstcherungsschein auf Arbeitsinvglichkeit. Er lief durch die schrägen Straßen feines Gebirgsdorfcs. er lief durch alle Gäßchen, er pries sich bei jedem Meister an, er zeigte überall stolzbewuht fein lobendes Zeugnis, jedoch verlangte niemand noch feiner Arbeitskraft. Man vertröstete ihn mit sein« Jugend, man macht« ihm giue Hoffnungen für die Stadt und er verlieh das kleine, von Bergen eingeengte Dorf und versuchte sein Glück in der Fern«. Das heißt, er mochte einen Versuch mit dem Glück, das Glück hingegen machte keinen Berstich m>t ihm. In der Stadt war man unwirsch üb« jeden Zuzug. D« Iimg« aus dem Dorf hotte keine B«echligung auf Arbeit, man fand kein Zutrauen zu feiner sugendlichen Kraft, kein Verständnis für sein ehrliches Wollen: man spendete ihm nicht einmal Trost durch«in müßig hingesprochenes, gutes Wort. Man sagte ihm.« müsse sich umstellen, heute gelte nur der Mensch, der anpassungsfähig fei. ?lber an welche Gebrauchsmoglichkcit er sich anpassen sollt«, dos verriet man ihm nicht. So kam er wieder in fein Dorf zurück. Er füllte sein Leben mit Gelegenheitsarbeiten, mit Sparen, nnt Rechnen und der vagen Hoffnung auf das Glück, auf die endlich ssch ergebend« Möglichkeit. festen Fuß zu fassen im Wirifchastsprozeß. Immer wieder hatte er neue Pläne, immer wieder mochte er neue Versuche, zu cm« geregelten Defchästigung.zu kommen, und schließlich sagten die be- häbig Satten von ihn,, daß« aufdringlich sei. Er jedoch wurde verbittert. Und eines Tages fand er sich bei denen, die einander fremd waren und die doch eins verband, die Verwandtschaft des Ausgestoßensems. In übler Schenke warb man Schmuggler und man warb auch chn. Seinem jugendlichen Mut hatte man bislang keine Aufgabe gestellt. Nun lockte man ihn mit dem Derbotenen, mit der Ueber- tretung der Gesetze als Privatrach« am Staat, der das Leben des Arbeitswilligen nicht zur vollen Entfaltung kommen lieh. Jetzt hatte die Gefahr dem Strebenden ihr« Reiz« ofsenbart und die Gefahr ist für den Mutigen und den Tollkühnen genau so ver- führerisch, wie für den lebensgierigen Mann das stnnberückende Weib. Die Zeit verrann, er war b«eits feit Iahren Schmuggl«. Er war gewollt mit den Menschen seiner Umgebung zufallen und er lacht« selbstbewußt, über die Kleinlichkeitskräm« in den engen Straßen, die sich freuten, wenn sie nach der Arbeit in ihrem bunt Mühenden Gärtchen«ine Pfeif« rauchen tonnten, ex höhnte üb« die Frauen, die ängstlichen Schritte» durchs Dorf hasteten, fall» si« sich bei einer Nachbarin über Gebühr lange beim Klatsch ver- säumt hatten. Er fand nichts Gutes, er fand nicht» Gemütvolles on seinen Mitmenschen, sie waren ihm nur die Zielscheibe seines Spottes. Diese Leutchen waren von den Bergen erdrückt, sie waren gar nicht fähig, Höhenlust zu atmen. Für ihn gab»«ach glücklich übergebrachter Schmuggelware in der Stadt fflein und Weiber und alle», was er sich wünschen
konnte. Er radebrechte in mehreren Sprachen, er konnte dos Ge- birg«, er kannte die Grenzen, die die einzelnen Länder gezogen hatten. Man hatte hier drei erreichbare Grenzen, und di«j«halb hatte man hundert Möglichkeiten, auf pfiffige Weife Geld zu ver- dienen. Offiziell wohnt«« in seinem Heünotdors, aus Trotz, aus der Freude an der Herausforderung. Man wußte um iein Gewerbe, jedoch beging kein« der Ansässigen an ihm«inen Lerrat.� Nicht etwa aus freundlichem Berftohen für fein Geschick oder aus Solida- ritätsgefühl dem Dorfe'mgeborenei, gegenüber, nein, man verriet ihn nicht— aus Furcht vor ihm. Bei den Leutchen im Tal waren Gefahr und Verdruß eine schlimme Stimmungsmischung fürs Leben. Bei dem Schmuggler wurden sie zum Lebenselemeiü, waren sie die Kraft zu neuer Kampibegeifterung. Er hatte niemanden zum Freund außer feinem Maultier. Das rieb die Schnauze an seinem Rockärmel, dos freute sich, wenn fein H«r kam und das schrie wie ein.Hengst im März, sobald es seine Stimme hörte. Dieses Niaultier mit feiner unergründlichen Seele war stets bewußtes Sein. Ich, Leben. Der «Schmuggler kämpfte auf heimlichen Pfade», wo nian Verschwiegen- heit und Verschlagenheit als Leitsterne preist. W« wollte ihm und seinem Maultier etwas anhaben? Für dessen Füße gabs auch unbequem« Wege, jedoch kein« Fehltritte. Kein« Phantasie durchzog als Arbeit oder Ballast sein Gehirn, dieses Tier konnte nur folgerichtige Wegüberwiichung. Doch eines Tages, da wurden viele Gendarmen aufgeboten, sie wollten sich nicht großtun, sie wollten wed« avancieren noch sich eine Auszeichnung verdienen, ab« auf höherem Befehl mußten sie sich mit den Sündern an den Zollgesetzen ein Gefecht liefern. Der Schmuggler wurde verletzt und sein Maultier desgleichen. Das schleppte sich mst zerschossenem Fuß noch weiter, weil ein Tier die Verletzung und das dann folgend« Verlagen eines Gliedes gar nicht begreifen kann. Nahe einer schroffen Felswand fiel schließlich das Maultier nieder. Sein Herr, angeschossen, vom Blutv«lusi geschwächt, hatte wie ein leerer Sack out ihm gehangen. Jetzt lag er neben seinem treuen Tier. Er wußte. Hilfe würde kaum kommen: mehr«« Gendarmen und Schmuggler waren erschossen, das hatte er gesehen. Und wenn es für chn eine Hilfe gäbe, würde es ein« zwiespältig«, eine hinterhältig« sein, denn sie würde ihn ins Ge- fängnis führen, m«in Abgejchlossensein vom Leben. Kein and«« Schmuggler konnte sich auf dies« Pfade wagen: denn die Schmuggel waren zerstreut, bangten um die eigene Sicherheit und kauerten irgendwo in wirrer Angst. Fieber stieg in chm auf und die Wolken, die zu Tal fielen, wurden für chn zu Schreckgestalten. Um chn war die Einsamkeit. das nahe Sterben und fein Ti«, das neben chm lag. wußte nichts vom Tod. Qualen litten sie beide, ober an die Möglichkeit des Erlöschens denkt nur der Mensch. Als der Morgen kam, sah er fernab, wie kleine Pünktchen, die Mützen von Gendarmen, auftauchen. Sie suchten da» Gelände ab,
nach Verwundeten. Er brauchte sich bloß bemerkbar zu machen, er brauchte nur die Hand zu heben und zu winken und die„Retter" würden chre Schritte beschleunigen. Noch einmal zuckte die Flamme des Lebens in ihm auf. Er fragte sich:„Soll ich ihnen den Triumph meiner Rettung gönnen?" Doch dann sah er aus sein schwer atmendes Tier. Was würde aus ihm? Würden die Gendarnien es hier oerkommen lassen? Würden sie den Fangschuß für das Älaul- tier eines Schmugglers übrig haben? Ganz gleich, was für Lobens- Möglichkeiten noch für ihn bestanden, sein Freund mußte sterben, denn kein Mensch transportiert«in verwundetes Maultier zu Tal und kuriert es aus. Und mit d« letzten Kraft, die seinen Körper durchflutete, klammerte er sich an sein Ti« und stürzte sich mit ihm in den Abgrund. Siarl Viaria Sinkeinburg: e/lttlttSfltS Dr. Finkelnburg, der mutige Verfechter d« Menschlichkeit im Strafvollzug, nimmt im folgenden zu seinem von der Ber lin « Volksbühne uraufge führten Drama„Amnestie" das Wort. Ich hatte für Kriminalistik von klein auf ein Interesse. Als junger Assessor trat ich sofort in den Strafanstaltsdienst ein. Es war ein Glücksfall meines Lebens, den berühmten preußischen Ge- fängnischef, Geheimrat Krahne , von Anfang an zu meinem Lehr« zu haben. Er war ein Vorbild wunderoollcr Humanität. Schon 1808 wurde ich Leiter des Zuchthauses Lüneburg . Dann Dn rektor in W oh lau. Dann in Düsseldorf . Damr(1905) in Moabit . Das Vergeltungsprinzip beherrschte damals überwiegend das Strofrecht. Theoretisch und praktisch In allen Strafanstalten glaubte man, ohne Prügelbock und Dunkelarrest nicht auskommen zu können. Wer anderer Meinung war, wurde als Utopist belächelt. Das Be- harrungsermögen war in der bürokratischen«trafanstollsverwaltmig besonders stark. Die Zuchthäuser wirkten wie eine Art Inf«iw auf mich. Man tröstete mich, die nötige Harnhaut würde schon kommen. Ich bekam sie ab« nicht. In der langen Anstaltspraxis häuften sich erschütternd« Erfahrungen aller Art von Jahr zu Jahr mehr. Seelische Komplikationen oller Art. Vom Stumpfsinn an durch alle Stadien d« Verzweiflung bis zum Selbstmord. Geistige Anomalien bis zu Ausbrüchen von Tobsucht.„Zuchthausknall" pflegte man es zu nennen. Eine ganze Reche oon Typen zog täglich an mir vorüber. Mörder, Räuber, Dieb«, Notzüchter, Brandstifter, Messerstecher. Fälscher. Alle Paragraphen des Strafgesetzbuches in Fleisch und Blut. Ost in abscheulichst« Form. Aber ich wurde trotzdem nicht zum Menscheno«ächt«. Im Gegenteil: Je mehr ich mich mit den Individualitäten beschäftigte, um so humaner dachte ich bei der über- wiegenden Zahl der Fälle. Wenn ich durch die Schale in den Kern drang, jand ich überall den Menschen. Nur mutzten die Gefangeneu erst Dertrauen fassen. Das geschah, sobald sie sahen, daß man das nötige Einfühlungsvennögen hatte und jede unnötige Härte in der Anstalt sorgsam vermied. Die Zuteilung eines besseren Biblwihek- buchs—die Ueberweisung zu passenderer Arbeit— Gewährung eines öfteren Briefwechsels mit der Familie: schon solche Geringfügigkeiten wurden dankbar empfunden und förderten die gute Führung. Am meisten bedrückte es mich bei meiner Anstalistätigkeit, daß oft mein Glaube an die Gerechtigkeit wanken mußte. Die Insassen der Anstalten stammten mitunter aus mehr als einem Dutzend verschiedener Strafgcrichtsbezirke. Gleichgelagerte Tatbestände— ich prüfte die Strafgerichtsakten nach— wurden grund- verschieden bestraft. Hier mit Gefängnis, dort mit Zuchthaus. Mit Monaten hier, dort mit Iahren. Die Strafzumessung erschien oft wie ein Würfelspiel. Ausgleichende Gnadenakte waren in früherer Zeit sehr selten. So mußten unter meinen Augen immer wieder Strafen vollstreckt werden, bei denen der Straszweck längst erfüllt war. Das empfand ich nicht nur als überflüssige Grausamkeit, sondern auch als schädlich. Der richtig« Zeitpunkt zur Wiedereingliederung ins Leben war verpaßt. Die Wirkungen der langen Haft zehrten bedrohlich an Leib und Seele weiter. Dazu kamen immer und immer wied« die schwere Bedrängnis, unter denen die Familienmitglieder schuldlos litten. Mütter, Frauen, Töchter, Schwestern waren oft und oft in meinem Direktorialzimmer und baten um Fürbitte für Freilassung. Es waren ergreifende Szenen.. Die Fachliteratur, bei der ich mit- arbeitete, war hier einflußlos. Deshalb beschloh ich. eine andere Form des Appells an die Oeffentlichkoit. Mir fiel Leffings Wort ein, daß auch die Bühne zur Kanzel w«den könne. So entstand schon lange Jahre vor den» Krieg bei mir der Gedanke, die Form des Dramas zu wählen. Der Entwurf zur„Amnestie" war halbfertig. Aber widrige Umstände kamen. Krieg und Nachkriegsereignisse. Vor zwei Iahren etwa, nachdem mich die Wirkung des unter nieinem Protektorat entstandenen„Vor- bestraften"-Films ermuntert hatte, brachte ich das Stück zu Ende. Die erste Entstchungszeit hastet ihm auch noch an: es ist vom Zivil- kabinctt, Bundesstaaten, Reichsiusti,zamt die Rede. Auch von Re- gierungsräten, die es bei der Strafanstallsverwallung schon längst nicht mehr bei uns gibt. Aber der historische Charakter steht bn Hintergrund. Das Stück ist in seiner Gesamtcinstellung absichtlich zeitlos geworden, wie beispielsweise auch die Anstaltsbeamtenuni- formen des Stückes nie existiert haben und nicht existieren. Die Probleme des Stückes: hier Gnade, dort Gefangenennöte und soziale Misere der unschuldigen Angehörigen, sind immer aktuell gewesen. In der Gegenwart mit ihrem gesteigerten Verlangen nach restloser Humanisierung der Strasjustiz auf der ganzen Linie sind sie von besonderer Aktualität. Diese Aktualität beschränkt sich sogar nickst auf bestimmte Landesgrenzen. Die„Amnestie" könnte ihren Grundprinzipien nach überall in heutigen Kulturländern spielen. Denn überall sehen wir einen gleichen oder ähnlichen Reforinkampf. Es ist deshalb auch völlig abwegig, bei der„Amnestie" von einem Schlüsselstück zu sprechen, nnt Spitzen nach irgendwelchen Richtungen. Selbstverständlich sind viele Einzelbeobachlungen, verschieden nach Zeit,»«schieden nach Ort, überall hineingeslochten in den dramatischen Ersindungsstoff. Das war aber stets bei realistischen Gebilden, ser es Drama oder Roman, der Fall. D« einträgliche Sport. Wie die Verwaltung der Harvard- Universität in ihrem Jahresbericht ausführt, erzielte sie bei den Sportveranstaltungen im vergangenen Jahre emen Gewinn von 1 070 617 Dollar Der Gewinn wird für die Errichtung einer Pro- fessur für Sportwissenschaften Verwendung finden. Der höchste Wasserfall der Erde ist der Pirahyfall in Brasilien . Cr hat eine Höhe von 300 Detern (Eiffelturm in Paris ) und ist damit fünfzehnmal höher als der Rheinfall bei Schnsfhmisen (20 Tieitc).