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Bermikt wird feit Montag, den 22. Juni b. J., der 75jährige Rentier G., welcher am genannten Tage Vormittags gegen 10 Uhr feine in der Chausseestraße gelegene Wohnung ver­Lassen hat, um wie gewöhnlich einen Spaziergang im Thier­garten zu unternehmen. Seit jener Zeit fehlt von dem alten Herrn jede Spur. Derselbe war bekleidet mit dunkelgrauem Ueberzieher, weichem, grauem Filshut. Er hat schwaches, graues Haar, glatt rafirtes Gesicht, untersetzte Mittelfigur und an der linken Nafenfeite eine Warze. Personen, welche in der Zwischenzeit Herrn G. gesehen haben oder in der Lage sind, über seinen Ber­bleib Näheres anzugeben, werden von den Angehörigen dringend gebeten, hiervon der Polizeibehörde Anzeige zu erstatten.

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entzündete auch die Vorhänge des Wagens. Die Dame sprang in die Bruft bei und sprang darauf in die Spree. Er wurde einer Menge fleinerer Borstrafen gar nicht zu reden. Im Auguft auf und lief in ihrer Angst dem der Ausgangsthür entgegen- noch lebend aus dem Wasser gezogen und nach der Charitee ges v. J. lernte der Angeklagte zwei Gebrüder Mielent kennen, die gesetzten Ende des Wagens zu. Von den wenigen Passagieren, gebracht, wo er bald darauf verstarb. Am 27. d. M. Morgens auf einem Bau arbeiteten. Er stellte sich denselben als Architekt Sie sich zur Zeit im Wagen befanden, ergriffen einige die Flucht, sprang ein gemüthskranker Instrumentenmacher aus einem Wilhelm Mertner vor und wußte die einfachen Leute andere versuchten die Flammen zu ersticken, was ihnen jedoch Fenster seiner im vierten Stock des Hauses Wafferthorstr. 72 durch seine Redegewandtheit sehr für sich einzunehmen. nicht gelang. Als der Wagen vor dem Equitablegebäude zum belegenen Wohnung auf den Hof hinab und verstarb auf der Er erzählte, daß er im Auftrage des Bauraths Werner Stillstand gebracht wurde, stürzte die Dame in ihren brennenden Stelle.- Zu derselben Zeit wurde ein Bäckermeister in seiner die Kanalisationsarbeiten von Schöneberg   bis Wilmersdorf  Kleidern auf die Straße und lief im Zickzack über den Fahr Wohnung in der Hagenauerstraße und ein Kaufmann in seiner auszuführen habe. damm. Hinter der Dame folgten eine Anzahl Herren, die den Wohnung in der Münzstraße erhängt vorgefunden. Auf dem und einen Schachtmeister und diese beiden einträglichen Posten Er brauche dazu einen Maurerpolier, Versuch machten, mit Stöcken und Schirmen die Flammen aus- Grundstück Yorkstr. 63 fiel Vormittags einer der behufs An- wolle er an Carl und Franz Mielent vergeben. Diese griffen mit zuschlagen, bis ein Schuhmann die Dame ergriff, fie rasch unter bringung eines Hängegerüftes auf dem Dache aufgestellten Böcke beiden Händen zu. Der Angeklagte schloß in aller Form mit ihnen einen Straßenbrunnen führte und Wasser auf die brennenden um und stürzte infolge dessen der auf dem Gerüst stehende Maler schriftliche Verträge ab. Dann offenbarte er aber seine augen­Kleider pumpte. Nachdem die Kleider gelöscht waren, wurde die Michels aus der Höhe des vierten Stocks auf den Hof blickliche Geldverlegenheit und bat Karl Mielent um ein Darlehn Dame nach der nächsten Sanitätswache gebracht, wo es sich hinab und erlitt so schwere Verlegungen, daß der Tod auf der von 50 M., das ihm bereitwilligst gegeben wurde. Der Angeklagte herausstellte, daß sie schmerzhafte aber nicht gefährliche Ber- Stelle eintrat. Im Landwehrkanal, gegenüber der Laufiger- faufte einige Meßinstrumente, die er sich von dem angehenden letzungen davongetragen hat. Ein Straßenbahnschaffner, der ver- straße, wurde fucht hatte, die Flammen zu ersticken, hat an den Händen einige tutschers Bunzel angeschwemmt.- Vor dem Hause Markgrafenstr. 69 Koffer bis nach Schöneberg   tragen ließ. Hier bezeichnete der Nachmittags die Leiche des Droschfen- Schachtmeister" Franz Mielenk in einem von diesem geliehenen Brandwunden erlitten. gerieth Abends ein Arbeiter in der Trunkenheit unter die Räder Angeklagte seinem Begleiter die Stelle, von wo aus der Bau in daß er nach der Charitee gebracht werden mußte.- Zu derselben stehen und welchen Weg der zu bauende Ranal nehmen sollte. eines Omnibusses und erlitt einen Bruch des Handgelenks, so Angriff genomen werden sollte, er ordnete an, wo die Baubude Beit stürzten sich am Rohlen- Ufer zwei Frauenspersonen in den Am folgenden Tage wiederholte sich die Komödie, es war ein Louisenstädtischen Kanal, wurden jedoch noch lebend aus dem Sonnabend, und am Montag sollte der Bau in Angriff genommen Waffer gezogen und nach dem Krankenhause am Urban gebracht. werden. Der Angeklagte zeigte dem Franz Mielentz einen Check in seiner Wohnung in der Fruchtstraße mittelst Revolvers. Werner trug, er erklärte, das Papier am Abend bei der Deutschen  In der Nacht zum 28. d. Mts. erschoß sich ein Tischlergeselle über 1000 m., das die Unterschrift des Geheimen Ober- Bauraths Bu derselben Zeit brachte sich ein Kaufmann in seiner Wohnung, Bank gegen Geld umsetzen zu wollen und erreichte dadurch, daß Mielent in der Jägerstraße, mittelst Revolvers einen Schuß in den Ober- ihm 35 Mart borgte. Einige Stunden später bestellte der An­arm bei und mußte nach der Universitäts- Klinik gebracht werden. geklagte den Franz Mielent nach einer bestimmten Restauration, auf den Geleisen der Potsdamer Eisenbahn, nahe der Yorkstraße, war der Angeklagte verschwunden, er brannte nach Schlesien  In der Nacht zum 28. d. M. wurde der Arbeiter Wichmann um mit ihm gemeinsam zur Bank zu gehen. Von dieser Zeit an mit abgefahrenem Unterschenkel aufgefunden und nach dem durch, wo er neue Schwindeleien beging, wegen welcher er jetzt Eisenbahn Unglück. Am letzten Sonntag Nachmittag sprang ein Arbeiter gegenüber dem Maybach- Ufer 45 in den Baurath Werner, noch war von irgend einer Kanalisations Elifabeth Krankenhause gebracht. Am 28. d. M. Nachmittags in Glogau   die Strafe verbüßt. Natürlich existirt weder ein wurde der Lokomotivführer Sommerfeldt aus Kreuz, der den nach Berlin   gehenden Kurierzug Nr. 2 fuhr, von einem zwischen fich ein Buchhalter, Landwehr Kanal   und ertrant.- Zu derselben Beit brachte arbeit in Schöneberg   die Rede. Staatsanwalt Unger wies Friedeberg und Landsberg   ihm begegnenden Güterzuge, dem er er wegen Unterschlagung ver- auf die Gemeingefährlichkeit des Angeklagten hin und beantragte sich wahrscheinlich zu weit genähert hatte, erfaßt und von seiner Golmsstraße, mittelst eines Taschenmessers eine anscheinend se ch 3 Monaten und fünfjährigen Ehrverlust. Der Gerichts­haftet werden follte, in feiner Wohnung, in der gegen ihn eine Zuchthausstrafe von drei Jahren Lokomotive geschleudert. Der Tod muß sofort eingetreten sein; leichte Berlegung an der Brust bei. man fand den Leichnam mit zerschmettertem Kopfe vor. Der der Charitee gebracht. In der unbewohnten Glogauerstraße aus und dreijährigen Ehrverluft. Er wurde nach hof erkannte auf zwei Jahre sechs Monate Bucht­Unglückliche hinterläßt keine Familie. feuerte Nachmittags der Gürtlerlehrling Faltenhagen aus einem Die Pocken unter den russischen Auswanderern. Im Revolver einen Schuß ab und traf damit seinen Begleiter, den Unter der Anklage eines schweren Diebstahls stand Städtischen Obdach, wo sich gegenwärtig etwa dreihundert russische Bürtlerlehrling Dewath in den Unterschenkel, so daß dieser nach gestern der Roßschlächtermeister Bernhard Guftra u vor der ersten Flüchtlinge, Männer, Frauen und Kinder aufhalten, sind am dem Krankenhause am Urban gebracht werden mußte. Abends Straftamer des Landgerichts I  . Am Vormittage des 28. Januar d. J. Sonnabend zehn Kinder unter den Anzeichen der Pocken erkrankt. sprang ein Mädchen am Tempelhofer Ufer, nahe der Bellealliance- hielt der Gutsverwalter Grunac aus Groß- Biethen vor einem Der dirigirende Arzt der Anstalt, Herr Sanitätsrath Dr. Moses, brücke, in den Landwehrkanal, wurde jedoch, anscheinend ohne Hause in der Prenzlauerstraße. Er konnte mit seinem Ginspänner ſtellte auch die Diagnose auf schwarze Pocken und ordnete sofort Schaden genommen zu haben, aus dem Wasser gezogen und nach nicht auf den Hof fahren und mußte es deshalb für wenige Mi­die nöthigen Sicherheitsmaßregeln an. Die Kinder selbst wurden dem Krankenhause am Urban gebracht. In der Nacht zum nuten unbeaufsichtigt auf der Straße stehen lassen. Als er zurück­mittelst des Lück'schen Krankenwagens nach der Charitee geschafft, 29. d. M. stürzte ein Kutscher, anscheinend in der Trunkenheit, tehrte, war das Fuhrwerk fort. Einige Stunden später wurde woselbst sie in einem besonderen Pavillon untergebracht sind. Die aus dem Fenster seiner im ersten Stock des Hauses Holzmarkt der Angeklagte mit dem Fuhrwerke in der Köpenicker Straße   be­Angehörigen der Kinder wurden von den übrigen Russen separirt straße 37 belegenen Wohnung auf den Hof hinab und erlitt eine troffen. Er behauptete, Wagen und Pferd für 160 M. von einem die letzteren wieder von den hiesigen Obdachlosen. Während die Aus- schwere Gehirnerschütterung, so daß seine Ueberführung nach dem Manne gekauft zu haben, der sich für den Schankwirth Bogeler wanderer sich bis Sonnabend frei bewegen konnten und nach der Krankenhause am Friedrichshain   erforderlich wurde. Am 27. aus Marienfelde   ausgegeben habe. Diese Behauptung hielt der Stadt gehen durften, sind sie jetzt gehalten, im Obdach zu ver- und 28. d. M., fowie an dem darauf folgenden Morgen fanden Beschuldigte auch im Verhandlungstermine aufrecht und stellte bleiben, damit jede Berührung mit den Stadtbewohnern ver­neun kleine Brände statt. mieden wird. Die Räume des Obdachs find auf das forgfältigste dabei unter Beweis, daß derartige Pferdekäufe auf der Straße seitens der Roßschlächter eine täglich vorkommende Erscheinung Desinfizirt worden. Decken und Dielen wurden gewaschen und seien. Trotz der schweren Verdachtsmomente hielt der Gerichts­mit Karbolsäure getränkt, ebenso sämmtliche Bettstellen und die übrigen Utensilien. Nach den umfangreichen und energischen Vor­hof den Angeklagten dennoch nicht für genügend überführt, um tehrungen, die seitens des Herrn Dr. Moses getroffen wurden, ihn verurtheilen zu können, es wurde deshalb auf Freisprechung erkannt. ist eine weitere Verbreitung der Epidemie kaum zu befürchten. Wie wir hören, hat man sich in der Charitee der Diagnose des Dr. Moses angeschlossen. Die Fälle sollen aber sämmtlich leichter Natur sein.

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Gerichts- Beitung.

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richter beschäftigen, fam bei einer gestern vor der 93. Abtheilung Unfitte zu sein, daß sie durch alle Verurtheilungen nicht aus­Einer jener Kinderromane, wie sie so häufig die Straf  - Das Färben der Wurst scheint eine so tief eingewurzelte des hiesigen Schöffengerichte verhandelten Anklage gegen die ver- aurotten ist. Gestern beschäftigte eine folche Antlage wiederum ehelichte Weinhold zur Sprache. Die Angeklagte wurde be- bie 98. Abtheilung des Schöffengerichts. Die Fleischhändlerin Ein jäher Todesfall wurde vorgestern durch ein Hänge- schuldigt, ihr eigenes achtjähriges Mädchen, welches sie mit in die Trinks hatte schon früher eine polizeiliche Verwarnung erhalten, gerüst, diese noch immer nicht ganz beseitigte gefährliche Anlage, She gebracht hat, in viehischer Weise mißhandelt zu haben. Nach weil die von ihr geführte Thüringer   Wurst mit Kochenille gefärbt herbeigeführt. Der Maler Michels war auf einem Hängegerüst den Bekundungen der Hausbewohner, mit denen die Angeklagte war. Als eine späte entnommene Probe dasselbe Ergebniß hatte, in Höhe des vierten Stockwerks an dem Hause Yortstr. 63 mit 8usammen wohnte, ist das Kind von der Mutter in ganz syfte wurde Frau Trinks wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittel Malerarbeiten beschäftigt, als einer von den Gerüstböcken, welche matischer Weise in verwahrlosten Zustand gebracht worden. Das Gesetz unter Anklage gestellt. Sie behauptete im Termine, daß auf dem Pappdach standen und die Taue trugen, abrutschte. Fränkliche Kind ist nicht nur im höchsten Maße unsauber ge- fie feit der ersten Verwarnung ihre Bezugsquelle gewechselt habe, Hierdurch kam das Gerüst in eine schiefe Lage, so daß Michels halten worden, so daß die Altersgenossen mit ihr zu spielen die Thüringer   Fabrikanten schienen aber alle die Wurst zu färben. fich nicht mehr halten fonnte, von oben auf den Hof abstürzte sich weigerten, Die Mutter hat auch jede Gelegenheit Dr. Bischoff bezeichnete den Zusatz von Kochenille zwar nicht als und auf der Stelle verstarb. Es erscheint auffallend, daß solche benutzt, um ihren Abscheu gegen den ihr bescheerten, menschlichen gesundheitsschädlich, aber dennoch als unzulässig. Das Unfälle immer wiederkehren, obgleich nach einer Verfügung des Ballast" unverkennbaren Ausdruck zu geben. In der bittersten Nahrungsmittelgesetz verbiete den Zusatz von Stoffen, welche ge­Polizeipräsidiums den Hängegerüsten besondere Aufmerksamkeit Kälte mußte das Mädchen ohne Beinkleider und nur mit einem eignet sind, der Waare das Aussehen einer besseren Beschaffen­gewidmet werden soll, auch jedesmal ein Fachmann schriftlich dünnen Röckchen bekleidet, umhergehen und wenn es sich dann heit zu geben. Dies sei bei gefärbter Wurst auch der Fall." Es Die Verantwortung für die richtige Herrichtung des Gerüsteś um das Leben des Kindes besorgt sein konnte. Die Mutter aber rothe Farbe auf den frischen Zustand des zu der Wurst ver­erkältet hatte und beschmußte, dann hagelte es Prügel, daß man folle in dem Publikum die Täuschung erweckt werden, daß bie übernehmen muß. drückte diese Sorge nicht sehr; im Gegentheil: wenn ihr die wendeten Fleisches zurückzuführen sei. Auch könne dadurch uns Kentern eines Segelbootes. Am vorgestrigen Nachmittag Nachbarsleute das Unerhörte ihres Betragens und die auffällige ansehnliches, grau gewordenes Fleisch so verändert werden, daß gegen 4 Uhr machte der an einer hiesigen städtischen Schule an- Thatsache vorhielten, daß sie mit dem Schrubber, dem Staubbesen oder die Naturfarbe verdeckt wurde. gestellte Lehrer Herr T., der mit seinen Eltern in Grünau   eine sonstigen Instrumenten, welche sie gerade zur Hand hatte, immer direkt gegen die Angeklagte eine Geldstrafe von 20 M. event. 4 Tage Der Staatsanwalt beantragte Villa bewohnt, in der ihm gehörigen Segelnacht mit zwei Freunden nach dem Kopfe des Kindes schlug, so pflegte sie in rohester Gefängniß und der Gerichtshof erkannte nach diesem Antrage. aus Berlin  , jungen Kaufleuten, einen Ausflug nach Schmöckwitz  . Weise zu äußern:" Das A. schlage ich noch todt, es ist mir Gegen 5 Uhr wurden die Segel des Fahrzeuges von einem uner ein Greuel; sein Vater hat sich eine Kugel durch den Kopf ge­warteten Windstoß derart erfaßt, daß das Boot umschlug und die schoffen und ich werde dem A.. so lange nach dem Kopfe Tage zu einer ganzen Reihe von Vergehen, welche gestern die Eine wüste nächtliche Straßenszene bildete die Grund­Infassen ins Wasser stürzten. Zwei derselben vermochten sich noch schlagen, bis es döfig" ist oder unter meinen Füßen trepirt!" Kellner May Knappe und Peter Laß, sowie den Anstreicher rechtzeitig durch Schwimmen hervorzuarbeiten und wurden durch Die Angeklagte bestritt die ihr zur Last gelegten Rohheiten und Butownic vor die zweite Strafkammer des Landgerichts I  hinzugeeilte Ruberboote gerettet. Nur der dritte der Verun behauptete, daß das Kind, welches schließlich von Polizeiwegen führte. Am Abend des 10. Oftober v. J. befand sich der Ange­glückten, ein Kaufmann D., der sich wohl jedenfalls im Tauwert ihrer Obhut entzogen worden ist, wegen fortgesetter Ünarten nur flagte Laß in dem Schankkeller der Wittwe Nitschte, August­der gekenterten Yacht verwickelt hatte, ertrant. Die Leiche des die verdiente Strafe erhalten habe. Die Anflagen der Haus- straße 93. Da er, wie seine Vorstrafen beweisen, ein gefährlicher jungen Mannes ist troß eifrigen Suchens noch nicht gefunden bewohnerinnen ließen sich aber nicht aus der Welt schaffen und der Händelsucher ist, gerieth er bald mit einem anderen Gaste in Staatsanwalt hielt dieselben für so erwiesen, daß 11/2 Jahre Gefängniß gegen die unmenschliche Mutter in Antrag brachte. Der Gerichtshof erkannte auf ein Jahr Ge­fängniß und nahm die Angeklagte fofort in Haft.

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Kämpfenden und nun wurde Laß von einer wahren Tobsucht Streit und Schlägerei. Die übrigen Anwesenden trennten die Am Freitag ist eine Baude russischer Ladendiebe fest­ergriffen, er nahm einen Stuhl und zertrümmerte damit vier genommen worden, die mit großem Erfolge in den Läden des Zentrums der Stadt ihre verbrecherische Thätigkeit betrieben hat. andere Stühle, er schlug in den Spiegel, warf alle Gläser, deren Die Bande besteht aus einer großen, starken Frau im Alter von Bu jenen Leuten, welche leider nur zu oft in den schönen umherflogen. Dabei südte er ein Messer und drohte, Jeden er habhaft werden konnte, gegen die Wand, daß die Scherben ungefähr 25 Jahren, aus einer mittelgroßen Frau von unter Anlagen des Friedrichshains ihr Wesen treiben, gehören über den Haufen zu stechen, der sich ihm nähere. Es gelang fetten Körperbau im Alter von 40 Jahren und aus einem die beiden Angeklagten, deren Angelegenheit gestern als erste das aber doch, ihn zu entwaffnen, bevor er mit dem Messer fleinen schwächlichen Manne von vielleicht 35 Jahren. beiden Frauen pflegten sich in den Läden, die sie heim- Gerichtsferien unter Vorsiß des Landgerichtsraths Voigt be- ihn aber wieder, nachdem man seine Personalien festgestellt Die hiesige Schwurgericht in feiner letzten Sigungsperiode vor den Schaden anrichten fonnte. Man brachte ihn zur Wache, entließ fuchten, größere Bosten von Waaren zur Auswahl vor- fchäftigte. Angeklagt waren die Arbeiter" Hugo Seeger und hatte. Er ging nach einem anderen Lokale, um Freunde zu Tegen zu lassen, vorzugsweise Seidenwaaren. Während sie diese Karl Müller wegen unbefugter Ausübung eines öffent- fuchen, die ihm helfen sollten, das Nitschke'sche Lokal zu stürmen Waaren anscheinend besichtigten, entwendeten sie einzelne Stücke lichen Antes, Nothzucht, Diebstahls und entfernten sich dann, ohne etwas zu kaufen, mit dem Ver- Schon diese Musterkarte von Vergehen und Verbrechen erzählt Truppe rückten sie vor das Haus, das zum Glück für die In­und Erpressung und zu demoliren. Er fand Helfershelfer genug und in geschlossener sprechen gelegentlich wiederkommen zu wollen und dann eine ohne weiteren Kommentar den ganzen Inhalt der Anklage. In haberin bereits geschlossen war. Sie begaben sich auf den Hof Wahl zu treffen. Während die Frauen in den Läden thätig Friedrichshain   find wiederholt Fälle vorgekommen, in denen Pär- und versuchten unter Drohungen die Thür zu sprengen, als diese waren, machte der Mann auf der Straße vor den Schaufensternchen, welche daselbst in der Abendlust lustwandelten, in der aber ihren Anstrengungen widerstand, begaben sie sich wieder auf ben Schatten", b. h. er sorgte dafür, daß die verbrecherischen schmählichsten Weise belästigt worden sind. Ein Mann, der sich die Straße und eröffneten nun ein regelrechtes Bombardement Machenschaften der Frauen den Blicken der Borübergehenden ent- für einen Bartwächter ausgab, trat plötzlich auf das Bärchen zu, mit Steinen gegen die Fenster des Lotals, die sämmtlich zer­zogen wurden, empfing von den Diebinnen die gestohlenen Sachen beschuldigte dasselbe eines Verstoßes gegen die Sittlichkeit und er- trümmert wurden. Jetzt rückten Schuhleute heran, denen es aber und sorgte für ihre Bergung. Im Besitze der Festgenommenen klärte, zu seinem Bedauern genöthigt zu sein, die Beiden zur nur gelang, die drei Angeklagten dingfest zu machen. Der Ge­wurde ein ziemlich bedeutender Boften gestohlenes Gut ge- Bache bringen zu müssen. Die Bestürzung, in welche die ganz richtshof neigte sich der Ansicht zu, daß die Thaten der An­funden, darunter ein tabatfarbenes Stück Satin Merveilleux", harmlosen Spaziergänger durch diese Begegnung geriethen, wuchs geklagten fast an Landfriedensbruch   grenzten. daß wurde zu gezeichnet 16 503, III, 58,50 Meter lang, fünf Stück schwarze in folchen Fällen noch ganz besonders, wenn der angebliche Part 1 Jahr 3 Monaten Gefängniß und 6 Wochen Haft, die beiden Dentelle Chantilly" wächter mittelst einer fleinen Pfeife einen zweiten Menschen herbei- Angeklagten Knapp und Bukownik wurden zu je 8 Monaten Nr. 947/207, 38-40 Meter lang und ein Schnürleib in an den Verhandlungen mit den Delinquenten" eifrigst Theil in Haft genommen. lockte, der sich gleichfalls für einen Parkwächter ausgab und Gefängniß verurtheilt. Sämmtliche Berurtheilte wurden sofort einem weißen Karton, gezeichnet Weite 58, Genre 76, Nr. I, 13. nahm. In einzelnen Fällen wurde den Opfern durch allerlei Diese Sachen können im Polizeipräsidial Gebäude, Bimmer 97, Drohungen Geld abgelockt, in anderen versprach man, die Sache Portal V, von den rechtmäßigen Eigenthümern in Empfang ge- von dannen und vergewaltigte den weiblichen. Die Festnahme todt zu schweigen, schickte denn männlichen Arrestanten" allein der beiden frechen Gesellen gelang dadurch, daß dieselben eines Die ersten Heidelbeeren erschienen am Sonnabend hier Tages an einen Unrechten geriethen, welcher von Furcht nichts in den Markthallen, fanden aber wegen ihres außerordentlich hohen verspürte, sondern die Wegelagerer windelweich schlug und für Preises( pro Liter 40 Pf.) noch nicht recht Käufer. Sonst sind ihr Unterkommen auf der Polizeiwache Sorge trug. Der weit- Dessau  , 27. Juni. Soeben sind die Filialen der Die Blaubeeren in jeder Art der Zubereitung bei Hoch und aus Gefährlichere iſt Seeger, während Müller nur in einer Gewerkschaften der Schuhmacher, Schneider Niedrig eine beliebte und gesunde Speise. Wen es genirt, daß Nebenrolle in attion trat. Gemäß dem Verdikt der Geschworenen und Schneiderinnen, Steinfeger, Maler und tann dies mit ein wenig Zitronensaft leicht wieder beseitigen. Jahren Zuchthaus, Müller zu zehn Monaten Ge- Grund des§ 2 Abs. 5 des anhaltischen Vereinsgesetzes vom beim Effen der Beeren Zähne und Lippen blau werden, der verurtheilte der Gerichtshof den Angeklagten Seeger zu vier Qadirer, Ziegelei Arbeiter, Hafenarbeiter auf maßen: Jahre 1850 aufgelöst worden. Derfelbe lautet folgender­

Spitzen, darunter eins mit der Marke

8340

11. A.'

nommen werden.

"

Eine besondere Bedeutung haben die Heidelbeeren neuerdings fängniß und entsprechendem Ehrverlust. durch den Umstand bekommen, daß aus ihnen ein Wein hergestellt wird, der so schmackhaft und gesund ist, daß er jetzt vielfach auf ärztliche Empfehlung in Kliniten und Lazarethen Verwendung findet.

Polizeibericht. In der Nacht zum 27. d. M. brachte sich ein Mann auf der Ebertsbrücke mittest Revolvers einen Schuß

Person des ehemaligen Bautechnikers Paul Höhl vor der ersten Ein Erzgauner und Schwindler stand gestern in der Straftammer des Landgerichts I. Derselbe wurde aus der Straf­anstalt zu Glogau   hierher transportirt. Höcht ist einmal wegen Raubes mit zehn Jahren Zuchthaus und einmal wegen Münz­verbrechens mit sechs Jahren Buchthaus vorbestraft worden, von

Arbeiterbewegung.

,, Die Landes- Polizeibehörde ist befugt, aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, jede Verbindung der vorhin bezeichneten Art unter verschiedenen Ber einen zu unterfagen."