Der Abend
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Spätausgabe des„ Vorwärts"
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Rr. 64
B 32 47. Jahrgang
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Raubüberfall auf Postbeamte.
Räuber entkommen mit 10000 Mart.
Fort( Laufih), 7. Februar.
Heute vormiffag wurden die beiden Postbeamten Graeh und flhmann auf dem Wege vom Bahnhof Triebel zur Stadt Triebel von zwei unbekannten Männern überfallen und mit Totfchlägern bearbeitet. Die Postsäde, die zehntausend Mark Arbeitslosen- Unterstützungsgelder enthielten, wurden ihnen enfriffen. Die Täter enttamen in ein nahes wäldchen, obwohl der schwerverletzte Graetz die Räuber verfolgte. Die geraubte Summe bestand aus siebentausend Mark Papiergeld und dreitaufend Mart Silber..
Hergang des Streites geflärt, Ursachen noch unbekannt.
Die 29 Jahre alte Frau Ella Martens aus der Waldstr. 18 zu Moabit , die, wie berichtet, am Donners tag nach einem Streif ihre 60 Jahre alte Schwiegermutter ermürgte, ist von der Kriminalpolizei noch weiter vernommen worden. Der Hergang des Streites, der ein fo unfeliges Ende nehmen sollte, ist zwar ziemlich geklärt, nicht aber die tieferen Gründe, die die junge Frau zu der Tat getrieben haben. Frau Martens war mit einer Freundin zusammen von einem Ausgang zurückgekehrt. Mit der alten Dame geriet fie in Gegenwart Der Freundin in Streit. Diese fühlte sich überflüssig und verließ die Wohnung. Auch die alte Frau Martens wollte wohl dem Zank aus dem Wege gehen und schickte sich an, eine Nachbarin aufzu suchen. Ehe sie noch die Tür erreicht hatte, padte die Schmiegertochter sie am Halse und würgte fie, bis sie zu Boden fiel. Dann stürzte die junge Frau auf die alte und ließ ihr Opfer nicht los. Als ihre Wut verraucht war, zog sie sich an, benachrichtigte ihren Mann und ging zu ihrer Freundin. Sie be hauptet, daß die alte Dame sich noch geregt habe, als sie zur Tür hin. ausging. Frau Martens wird sich min wegen Totschlages zu ver antworten haben.
Als Grund für die Tat gibt Frau Martens an, daß sie von ihrer Schwiegermutter zu Unrecht getränkt worden sei. Nach den voran gegangenen Reibereien habe die Geburtstagsfeier den lezten Anstoß gegeben. Sie habe der Schwiegermutter Blumen überreicht, die so gut wie feine Beachtung gefunden hätten. Als die Bekannten eingetroffen waren, wies die Schwiegermutter ihr einen nach ihrer Meinung untergeordneten Platz an. Diese scheinbare Zurüdsegung mar ihr so nahe gegangen, daß sie am Abend noch versuchte, sich mit dem Rasiermesser ihres Mannes die Pulsader zu öffnen. Er tam aber dazu und hinderte sie an ihrem Borhaben. Im Gegen. jaz zu diesen Behauptungen stehen die Erklärungen der anderen Partei. Von dieser wird befundet, daß die alte Dame, die ihnen seit vielen Jahren bekannt gewesen sei, feiner Fliege etwas habe zuleide tun können. Im Widerspruch zu den Bekundungen der jungen Frau steht auch der Inhalt des Zettels, den sie auf den Tisch zurückließ. In ihm heißt es, sie wolle in den Tod gehen, die alte Dame aber mitnehmen.
Wer aber ermordete Frau Meußdörffer? Nürnberg , 6. Februar. Die Gerichtspreffeftelle Bayreuth veröffentlicht über den Fall Meußdörffer folgende weitere Erklärung:
Die in den letzten Tagen vorgenommenen Nachforschungen bezweckten hauptsächlich festzustellen, ob die Angaben Schu berths und Popps, die sich bekanntlich selbst des Einsteigens in die Billa Meußdörffer beschuldigt hatten, wahr seien. Die Nach forschungen ergaben, daß die Angaben nicht wahr fein fönnen. Es wurde festgestellt, daß Schuberth und Bopp zu ber in Frage kommenden Zeit sich nicht in der Billa Meußdörffer, Jondern in ganz anderen Orten befunden haben. Schuberth hat feine bisherigen Angaben bereits dem Untersuchungsrichter gegenüber widerrufen. Er bezeichnete als Beweggrund seiner Selbstbeschuldigung die Erlangung der in Aussicht gestellten Belohnung. mit der er für feine Familie sorgen wollte.
Auch der Arbeiter Bopp, der sich selbst bezichtigt hatte, an ber Ermordung der Frau Kommerzienrat Meusdörffer beteiligt gemesen zu sein, widerrief, als ihm die Erhebungen über sein Alibi porgehalten wurden, sein Beständnis. Bon dem Widerruf Schuberths hatte er teine Kenntnis.
Die Deffentlichkeit steht also erneut vor dem großen Rätsel: Wer ist der Mörder der Frau Meußdörffer?
Großfeuer in der Dresdener Straße.
Drei Dachstühle niedergebrannt.
3m Hause Dresdener Straße 97 wurden heute| drinenstraße. Aus diesem Grunde wurde zur Sicherung des früh die Dachstühle des 3. und 4. Seifenflügels sowie des Quergebäudes durch ein Großfeuer zerstört. Acht Löschzüge der Berliner Feuerwehr waren unter Leitung des Oberbranddirektors Gempp mit der Betämpfung des Brandes stundenlang beschäftigt.
gefährdeten Gebäudes ein Löschzug nach der Alexandrinenstraße beordert. Das Dach des Hauses wurde besetzt und mehrere Schläuche in Bereitschaft gehalten.
3m 5. Stockwerk des 3. Quergebäudes befinden sich die Lager räume der chemischen Fabrit von Moderom. In Kisten waren dort größere Mengen orfen und gefüllte Tusch tästen auf geftapelt. Sturz nach 6 Uhr schlugen aus den Fenstern plöglich meterlange Flammen hervor. Das Feuer griff mit rasender Schnelligkeit um sich und sprang auf den Dachstuhl über. is die Feuerwehr nacheinander mit acht Bügen anrüdte, brannten die beiden Seitenflügeldachstühle und der Quergebäudedachstuhl in ihrer ganzen Ausdehuung bereits lichterloh. Die Kort- und Farben vorräte entpidelten einen so starten beizenden Qualm, daß die nach
Ali Höhler
und die 40 Räuber.
SANDER
Frei na 1001 Racht".
KOMMUNISTISCHES JUGENDHEIM
„ Gesam, tu dich auf!"
oben vordringenden Löschtrupps sämtlich mit Sauerstoffapparaten ausgerüstet werden mußten. Nach zweistündigem startem Wasser. geben aus neun Schlauchleitungen großen Ralibers gelang es, das Feuer einzudämmen. Der Feuer- und Wasserschaden ist außer. ordentlich hoch. Die Entstehungsurfache ist noch ungeflärt.
Das Großfeuer hatte in der ganzen Umgebung stärkste Beunruhigung hervorgerufen. Der heftige Bind trieb nämlich die Flammengarben auf bas benachbarte Gebäude der hemischen Fabrit von Bach u. Wedel in der Alegan
Die Stresemann- Straße.
Nicht Tiergarten, sondern Königgräger Straße umbenannt.
Nachdem das Staatsministerium bereits am 3. De zember feine Zustimmung erteilt hat, hat nunmehr der Polizeipräsident die Königgräger Straße in Stresemannstraße umbenannt.
Die Stadtverordnetenversammlung hatte bekanntlich am Donnerstag beschlossen, die Umbenennung der Tier gartenstraße zu empfehlen.
Bon der Polizei ist inzwischen eine Untersuchung über die Entstehungsursa che eingeleitet worden. Es besteht bisher die Bermutung, daß der Brand durch Funken aus einem schabhaften Schornstein verursacht worden ist. Die plötz liche Heftigkeit des Feuers läßt ferner darauf schließen, daß der Brand längere Zeit wahrscheinlich schon seit Donnerstagabend- unbemerkt geschwelt hat.
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Feuer im WTB.
Gegen 4 Uhr früh wurde die Feuerwehr nach der 3immerstraße 26/28 gerufen. Dort war in der Startstromanlage des Wolfffchen Telegraphenbüros im ersten Stodwerf des Borderhauses aus noch unbekannter Ursache Feuer ausgebrochen. 3mei Schlauchleitungen wurden in Tätigkeit gesetzt und nach kurzer Löschtätigkeit war die Gefahr beseitigt.
Böllige Parität vorgeschlagen.- Gegen die U- Boote. London , 7. Februar.
Der Führer der amerikanischen Delegation, Staatssekretär Stimfon, gab eine Erklärung aus, in der es u. a. heißt: Wir haben den Engländern eine fofortige Parität zwischen der englischen und der amerikanischen Flotte in allen Kategorien vorgeschlagen, die durch eine Verminderung der Zahl der Großfampffchifin bereits im Jahre 1931 statt 1942 erreicht werden kann. Hinsichtlich der Kreuzer schlagen wir vor, daß England 15 Kreuzer von 10 000 Zonnen mit achtzölligen Geschützen haben soll und die Vereinigten Staaten 18 Kreuzer der gleichen Kategorie. Dafür billigen wir England in der Kategorie der kleineren Kreuzer ein Uebergewicht von 42 000 Tonnen zu. Wir schlagen ferner völlige Parität zwischen England und den Bereinigten Staaten hinsichtlich der Flugzeugmutterschiffe, der 3erfförer und der Unterfeeboote vor, und zwar auf einer möglichst niedrigen Tonnenbasis. Wir würden ohne weiteres einer Abschaffung der Unterseebo ote zustimmen, falls in diesem Punkt eine Bereinbarung unter den fünf Seemächten erreicht werden kann, aber jedenfalls stehen wir auf dem Standpunkt, daß die Unterfeeboote gegenüber den Handelsschiffen denselben Bestimmungen des internationalen Rechts unterworfen werden sollen wie die Ueberwafferfchiffe.
Es verlaufet, daß die amerikanischen Vorschläge in englischen Regierungsfreifen günstig aufgenommen worden sind.
Die Parteien organisieren sich.
Nach Ende der Primo- Diftatur.
Madrid , 7. Februar.( Eigenbericht.) Die neue spanische Regierung hat beschlossen, möglichst schnell eine großzügige Berwaltungsreform durchzuführen. Opfer dieser Attion sollen bis auf die Gouverneure von Madrid und Barcelona
fämtliche zur Zeit noch im Amt befindlichen Zivilgouver
neure sein.
Inzwischen beginnen sich die politischen Parteien zu organifieren. Der tatalanische Unabhängigkeitsführer Cambo und Graf Mertera mollen eine Nationalfonservative Partei ", der ehemalige Ministerpräsident Gallardo will eine rein monarchist ia Iche Bartei, ber ehemalige Ministerpräsident Sanchez Guerra eine ,, Nationalliberale Partei " gründen. Graf Romanones und San Diago Alba wallen eine Iints- bürgerliche liberale Partei" ins Leben rufen. Primo de Rivera endlich will die Batriotenbünde zu einer Partei umgestalten. Schließlich sei noch erwähnt, daß eine Anzahl Schriftsteller und Intellektueller sich bemüht, eine angebliche Arbeiterpartei" auf die Beine zu stellen. Sie sind jedoch auf energischen Widerstand der spanischen Sozialdemo fraten gestoßen.