Einzelbild herunterladen
 

Beilage

Freitag, 7. Februar 1930

Der Abend

Sandausaale des Vorwäre

Tonphotographie Menschen ziehen den Vögeln nach

Von Robert Beier

Die Schallplattenindustrie bringt zweierlei Aufnahmen auf den Martt. Die eine übermittelt dem Hörer den erzeugten lang allein. Die andere reproduziert zugleich mit Stimme und In ftrument die mitschwingende, in sich geschlossene Atmosphäre des Aufnahmeraumes. Technisch ausgedrückt: Die in der akustischen Eigenart des Raumes begründeten Aenderungen, Ergänzungen und Schattierungen des diretten Schalles werden mit übertragen. Diese Art Tonwiedergabe wird Raumton" genannt.

Bei jener, wo der Raum nicht mittlingt, tönnen wir uns unter günstigen, äußeren Voraussetzungen der Juufion, daß jemand nebenan spiele oder singe, hingeben, trotzdem die Stimme nicht mehr aus der Mitte einer Seele, sondern aus einem Mechanismus bewegt lebendig wird und unserer Wirklichkeit ebenso fern ist wie der lebendige Schauspieler im Filmbild. Die Illusion wird uns leicht gemacht. Der Mang ist an und für sich eine weit törper­licher: Demonstration als der Körper selbst. Die Stimme ist in ihrer Birtung unmittelbarer als Mimit und Gefte. Denn fie be rührt uns törperlich, indem sie uns anspricht. Budem löst der Gehörfinn die visuelle Borstellungskraft meit schneller und stärker aus als jeder andere Sinn. Die Bereitwilligkeit, uns bei der Wiedergabe einer photographierten musit ihre leibhaftige Gegenwart vorzutäuschen, findet hiermit ihre Erklärung.

Der eigentliche Grund hierfür liegt bei der Aufnahme selbst. Der finnlichen Gegenwart, gleichsam der anatomischen Struktur des durch die Maschine gegangenen langes fehlt etwas, das uns

-

zu erleben. Der Sinn der

bildmäßig 3wingt, ihn anders Tonphotographie liegt nicht in der Wiederherstellung der Originali tät und Naturwirklichkeit einer flingenden Situation, sondern, wie das Wort Tonphotographie selbst schon ansagt, in ihrer bild haften Darstellung. Jede bildhafte Darstellung beruht auf einer flaren Abgrenzung ihrer gegenständlichen Inhalte gegen jedes Außen. Ein Bild steht mit scharfen Grenzen in unserem Raume als ein gegen unser Blidgebiet hin abgeschlossenes Blidfeld, und die Einheit, welche fich in seiner Form ausbrüdi, ist bedingt burch den vollen Zusammenschluß der das Gehfeld füllenden Gehalte. Die Funktion der vollkommenen äußeren Abriegelung und Umgrenzung übernimmt hier für das Akustische der

Raumton

Mit anderen Worten: Erst wenn durch den tonphotographischen Prozeß mit einer Stimme zugleich der Raum aus unserer Wirklichkeit geschnitten wird, gewinnt der primäre Mang jene Ge­fchloffenheit gegen unseren Raum, die uns berechtigt, von einer Darstellung des Akustischen in der Form eines Klangbildes zu sprechen. Der Klang steht uns dann objektin gegenüber als ein gegen uns hin abgeschlossenes, Don unserer Birtlichteit abgetrenntes Bild. Denn was wir hören, ist die in ein flingendes Gehäuse eingefangene Stimme, ist die Art der Ausbreitung eines primären Klanges in einer zugleich mit ihr tönend gewordenen Räumlichteit. Einmal zur Zeit der Auf nahme waren vier Wände da, zu denen Stimme und Instrument in irgendeinem perspektivischem Berhältnis standen. Was uns jeẞt bei der Wiedergabe anspricht, ist eine Ueberse gung der räum­lichen Masse und der meßbaren Beziehungen, welche die Einstellung der Stimme zu ihrem Raume bezeichnen, in flingende Wirklichkeit, in ein gegen uns hin abgegrenztes, die Stimme abgrenzendes Raumbild. Wir sprechen dann etwa von der Weite einer Rathedrale, die flingend einen Chortlang überwölbt. Unser Berhalten gegenüber dem Range ist damit grundlegend geändert. Es kommt nämlich, wie schon angedeutet, für die ästheti­sche Wirkung darauf an, ob eine Stimme mit scharfen Grenzen in unserem Raume steht als ein gegen unser Hörgebiet abgeschlossenes Hörfeld, das wie ein Bild im Raume verschiebbar ist, oder ob unser Hörgebiet mit dem Raume zusammenfällt, wie in der Oper und im Konzert, wo der Klang die durch die Orchesterrampe angedeutete Trennung beider Welten überflutet und seine Grenze bei uns im Raume findet. Wir sind nicht mehr teilnehmende, leib­haftig mit der Stimme Berbundene, sondern in einem Maße von ihr getrennt, wie nie zuvor. Bir fönnen auch sagen: die Stimme besitzt teine Entfernung mehr zu uns, den Hörenden, ausdrückbar etwa in realen Metern. Allein von einer tönend ge­wordenen Entfernung zu ihrem Bezugssystem, von einer Berspettive innerhalb des mitschwingenden, umgrenzenden Raumbildes läßt sich Sprechen. Der Schritt von der bisher an unsere Raum, Zeit- und Körpermirklichkeit gebundene Darstellungsweise des akustischen zu jener wirklichkeitsfernen in der Form des Mangbildes" ist der gleiche wie der von der räumlichen Bühne zur weißen Band des Films.

Der Raumion verleiht dem Klange jenen Grab der Wirklich teitsferne, den das Lichtbild besigt. Damit ist erst die Voraus. fegung geschaffen, Klang und Bildwelt" organisch zu verbinden. Der Klang, nunmehr artikutiert und sichtbar, verstärkt nicht etwa die Täuschung, daß die beweglichen Schatten lebendige Menschen find, viel eher überzeugt er von der Tatsache, daß sie Schatten sind. Mit anderen Worten: Der Einwand, daß der Ton die zweidimensio nale Bildwelt des Films gegen uns hin so öffnet, daß der Bild­rand feinen Rahmen mehr, sondern die Begrenzung eines Theaterraumes darstelle, erledigt sich hiermit von selbst. Denn durch den Raumton wird mit dem Klange zugleich die be­megliche, räumlichen Verhältnissen anpaßbare a tu stische Pro­jeftionsfläche, welche die tönenden Gegenständlichkeiten zu jammenfaßt und abschließt, unsichtbar in den Raum gestellt. Der Klang ist sichtbar geworden. Abgrenzung und räumliche Figierung geben ihm Blastik und Ansicht mit. Die sichtbare Ergänzung wird von ihm gleichsam vormeggenommen. Es wird möglich, dem Mang an sich schon mit einer solchen Aktivität zum Sichtbaren hin zu erfüllen, daß man bloß die Schattenwesen nachträglich einzusehen

braucht.

Die Tonphotographie als Runft beginnt bort, wo der primäre Slang im Sinne eines vorgegebenen Materials auf feine spätere Darstellung im mittönenden Raumbilde hingestaltet wird. Nur aus der tünstlerischen Gestaltung des Widerspiels Möglidy teiten des Manges in unserer Raum- und Beitwirklichkeit gegen Aufteilungs. und Bewegungsmöglichkeiten des Klanges in ber afuftischen Projektionsfläche, im Raumbilde refultieren neue Ansichten von einer Musit. Der Aufnahme. Die den Klang allein aufzeichnet. bleibt der Zugang zur Kunst verschlossen. Mit den Ohren des technischen Mittels hören, heißt, über die naturgetreue Photographie bes Drchesters, Sängers und Geräusches den Schleier einer langlich- musitalischen Metaphyfit breiten.

-

-

Ein merkwürdiges Kapitel Ornithologie/ Von Heinrich Hemmer

inseln. Da gibt es allerhand einsame Stellen, wo man sich nieder. lassen und verschnaufen tann: Philippinen  , Mariannen, Sandwich, Gesellschaftsinsel, Samoa  , Fidschi  , Tanga, Niué und schließlich Neu­ seeland  . Es ist eine gewaltige Rundreise, die diese tüchtigen Zug­vögel alljährlich ausführen.

Nicht nur die Ornithologen interessieren sich für Schnepfenflüge.

Der Treffpunkt der Bögel und der Ornithologen| lidhen China   und dann in großem Bogen über die Südsee­Gegen Ende des Herbftes sammeln sich die Schnepfen von ganz Neuseeland  , die viel größer und robuster als die unseren find, am Nordkap  , das ist auf der unbewohnten, öden Landzunge, die fich am Ende der Nordinfel weit ins Meer hinein erstreckt. Einstmals maren dort große Bestände der Rauri  - Fichte, der Tamarra australis, aber die jahrhundertealten Bäume wurden durch Feuer zerstört, und jetzt wächst dort nichts wie ein melancholisches, troftlos aus. fehendes Gestrüpp ,,, salt bush", d. i. Salzbusch, genannt. Es gibt teine Dampferverbindung vom bewohnten Festland nach diesem öden Landstrich, niemand tommt in diese weltabgeschiedene Gegend außer Schnepfen und Ornithologen. Wir hatten eine Dampfer. bartasse gechartert und die beschwerliche Reise unternommen, um das großartige Schauspiel des megzugs aus nächster Nähe mit an­zusehen.

Es war im Monat mai, wo es auf der südlichen Erdhälfte des finitiv zu herbsteln beginnt. Die Neuseeländer   Schnepfen, die finitiv zu herbsteln beginnt. in ben Estuarièes, den Flußmündungen, leben oder in schlammigen Sümpfen, aus denen fie fich mit ihrem langen sensitiven Schnabel Sümpfen, aus denen sie sich mit ihrem langen sensitiven Schnabel Bürmer und Insekten holen, waren in Flügen von Tausenden an­gestrichen gekommen, in ungefähr sechs Wochen hatten sich Mil­lionen versammelt.

Jahrelang hatten die Maoris den Zug der Bögel beobachtet, welche zu gewissen Jahreszeiten von einer Richtung famen und nach einer anderen Richtung verschwanden. Die Maoris, nach törper­licher und geistiger Begabung der bedeutendste Stamm der Poly­nefier( und im übrigen die einzige farbige" Rasse, mit der die Engländer Mischehen eingehen und die sie als gleichberechtigt be die Maoris stammen aus Hamaiki, das man bald trachten) mit dem Hawai der Sandwichinseln, bald mit dem Samai der

Samoagruppe identifiziert hat. Jedenfalls waren die Inseln, auf denen sie lebten, schon start übervölfert, so daß die Ernährungs­möglichkeit große Schwierigkeiten verursachte. Daher waren mohl Kindermord und Kannibalismus unter ihnen so verbreitet.

Ganz richtig schlossen die Maoris aus dem Fluge der Schnepfen, Endlich waren nach der Meinung des Leitvogels alle Schnepfen daß füdwestlich von ihrer Heimat and eriſtieren müffe. Ein Stamm Maoris   beschloß dorthin zu ziehen. Sie rüsteten eine Neuseelands   am Nordkap   eingetroffen. Er schoß in die Höhe, stieß Expedition aus. Die größten Baumstämme wurden für Kriegs= einen etwas zaghaften Pfiff aus, machte einige Kreise in der Lufttanus ausgehöhlt, die 80 bis 100 Ruderer faßten und mit Segeln und setzte sich wieder auf die Erde herab. Nach einigen Minuten choß der Leitvogel schnurgerade in die Höhe und ließ diesmal einen shrillen Pfiff ertönen. Das ganze Millionenheer erhebt sich rillen Pfiff ertönen. Das ganze Millionenheer erhebt sich gleichzeitig und folgt seinem Führer. Eine Wolfe erhebt sich von der Erde und verdunkelt die Sonne. Der Himmel ist eine flatternde Maffe ein Bogelbolf wandert nach dem wärmeren australischen

Rontinent.

Die Retfe nach der zweiten Heimat.

Im einsamen, öden Australien   ist es gut raften. Kein Mensch und fein Lier tut dort den Schnepfen etwas zuleide, aber, ach, mo find die lieben Sümpfe, die unentbehrlichen Moräfte mit den wohl. Schmedenden Bürmern? Wo immer ein Tropfen Wasser ist, drängt sich Mensch und Bieb zusammen- Australien   ist fein Band für ein hungriges Schnepfenvolt. Wieder pfeift der Leitvogel zum Auf. bruch, und es geht weiter nach den niederländisch- malaischen Sunbainseln. Dort gibt es Insekten genug, aber auch Ge. fahren. Die Schnepfenwolfe zieht weiter nach dem asiatischen Fest land, durch das hungrige China   hinauf, in Etappen bis zur Mondschurei. Das Biel   liegt noch meiter. Die Tunbren sind es, jene unendlichen, weltfernen Sümpfe, die Menschenaugen zum erstenmal vom Zeppelin erblid: haben, jenem großen einsamen Bogel, über dessen Erscheinen sich die Schnepfen höchlichst verwundert haben werden im vorigen Sommer. Die Schnepfenschwärme er reichen Sibirien   zur guten Zeit, im Juni, wenn die Sümpfe aufgetaut find. Einige tragen aus rein wissenschaftlichen Zwecken Fußringe aus Aluminium, die ihnen Neuseeländer   Ornithologen angeheftet haben, um festzustellen, wohin die Reise geht. In Sie birien hat man solche Schnepfen verzehrt und die Ringe ins Museum gefchickt. In Sibirien   nisten die Vögel, das ist also eigentlich ihre erste Heimat, ihr Urlumpf.

Rundflug nach Hause.

Bei Beginn der talten sibirischen Jahreszeit sind die jungen Schnepfen gerade so weit gediehen, daß fie das Land verlassen und nach Süden ziehen fönnen. Da aber die jungen flüggen Bögel noch nicht so start wie die alten find, wird beim Flug nach Neu. feeland die Route geändert und eine Strede mit häufigeren Etappen gewählt, die den jungen Schnepfen ein häufigeres Raften als auf dem Nordflug ermöglicht. Der Weg geht jetzt zum öft

Technisch bedeute. Tonphotographie als Kunft Experiment und Neuerung. Was wir durchschnittlich heute zu hören bekommen, sei es auf Schallplatte oder Filmband, ist weit davon entfernt. deutend und formend eine flingende Wirklichkeit abzubilden. Die Schall platte befigt rein archivalischen Charakter. Was aus dem Tonfilm uns antlingt, trägt seinen Endausdrud in sich.

Eine neue sozialistische Zeitschrift

,, Neue Blätter für ben Sozialismus. Zeitschrift für geistige und politische Gestaltung. Herausgegeben von Eduard eimann, Frig Klatt, Baul Tillich. Das ist der Titel eines neuen Blattes, das der sozialistischen   Bewegung dienen will. Man ist, da in der ersten Nummer nichts gesagt ist, auf die Ver­mutung angewiesen, daß es entweder monatlich oder in zwanglofen Abftänden erscheint. Im Beirat finden sich außer einigen, die fich in der Gelehrtenwelt einen Namen gemacht haben, Hendrif de Man, Wilhelm Collmann und Heinrich Mertens  , der in Köln   das Rote Blatt der katholischen Sozialisten" herausgibt, um die inneren Widerstände bei Katholiken wegzuräumen, die den Weg zur sozialistischen   Bewegung noch nicht finden tonnten.

Die genannten Namen bedeuten, zumal in dieser merkwürdigen Zusammenfeßung, die manchem unwahrscheinlich vorkommen mag, eine bestimmte Wegweisung. Auffallenderweise fehlen Prof. Heller, der der eigentliche Urheber der Idee war, und Karl Mennide, der früher jahrelang Blätter herausgab, die man mit gutem Ge­wiffen als die Vorfahren der jetzigen bezeichnen darf. Wir wissen, was gemeint ist, wenn wir außer dem Kreis der Namen zunächst nur das Titelblatt ansehen( das Titelblatt, bas leiber wie das eines Antiquariatfatalogs aussieht, aber, wie mir hören, von ber vierten Nummer an ein ansprechenderes Aussehen erhalten foll). Es spricht hier im wesentlichen ein Streis von Menschen, ber nicht vom Sozialismus und von der laffenlage bes Proletariats herkommt, der sich aber ernsthaft um die Probleme des Sozialismus bemühen und über den Kreis der, organisierten Bewegung hinaus für alle diese Probleme Ber ständnis erweden will

Wir haben sicher alle Veranlassung, erst einmal hinzuhören, wenn ein Kreis solcher Menschen zu uns spricht. Die starte und organisch gewachsene sozialistische Bewegung hat sich ja immer mit Menschen auseinandersetzen müssen und hat das ernsthaft und gerne

versehen waren. Auch Frauen und Kinder sollten mit­tommen. Bei Beginn der Fluges der nach Neuseeland   zurück­tehrenden Bögel wurden eilig die Kanus bemannt, Waffen hinein. geworfen, Lebensmittel, Hausgeräte, Flachsmatten und Binsen­barunter die Kea, der neuseeländische Papagei, der fein Ein­mäntel, auch Jagbutensilien und selbst Haustiere wurden mitgeführt, geborener dieses Landes ist, sondern aus der Südsee stammt. Hunger.

Mit den fliegenden Schnepfen über ihnen am Himmel, traten die Auswanderer die Reise ins Unbekannte an. Bei Tage dienten ihnen die über sie wegziehenden Schnepfen als Kompaß, bei Nacht der Lock­ruf der Schnepfenmütter, die ihre erlahmenden Jungen zum Weiter­fliegen ermunterten. So ging es Tag um Tag, Woche um Woche. Die Nahrungsmittel wurden knapp und tnapper, noch immer flogen die Schnepfen. Täglich verringerten sich die Ratio­nen und die Kräfte der Ruderer, weiter zogen die Vögel, es schien, als nähme der Himmel tein Ende. Schließlich brach eine ungers. not unter den reisenden Maoris aus. Dben zogen die Bögel und unten schwammen die Fische, aber bei allem Tierreichtum, der sie umgab, fand sich fein Bissen Nahrung mehr für die erschöpften Landsucher, die Brüste der Frauen trodneten aus, die Hand hing schlapp von dem Arm der Ruberer. Erst starben die Kinder, dann Frauen, dann die Männer. Auf dem Meere trieben die Leichen ver­hungerter Maoris und ihrer Familien.

' es.

Als das Grauen den Höhepunkt erreicht hatte, senften sich war ein holder Frühlingsmorgen die Schwingen der Bögel tiefer zur Erde herab und ihr Saufen tlang wie ein erlösender Gesang. Die Luft trug einen schwachen Kiefernadelgeruch über die falzigen Bogen, der die Nüstern blähte und die vertrodneten Gaumen erfrischte. Matte Augen richteten sich nach einem Punkt, und die dürren Arme streckten sich flehentlich aus nach ihm: Land! Aber es war noch ein langer Tag, den mancher nicht zu Ende lebte, bis die grine Insel vor ihnen lag, dies Eiland des Lebens, auf das sich die Schnepfen herabsentten; auf das die Männer zusteuerten mit ihren letzten Kräften, das sie mit wankenden Füßen, aber er­hobenen Hauptes betraten. So tamen die Maoris zuerst nach Neu­feeland, wohin die. Schnepfen, die ihnen als Wegweiser dienten, jedes Frühjahr kommen.

-

getan, die mehr oder weniger am Rande diskutierten, klären und helfen wollten. Aber es muß dann freilich alsbald die Frage ent­stehen, ob dieser erste Versuch gelungen ist oder- Da wir kein Dorschnelles Urteil fällen wollen ob er eine Hoffnung auf frucht­bare Arbeit und Bertiefung der sozialistischen   Diskussion biebet. Da werden bei näherem Zusehen die kritischen Bedenken stärker als man zunächst annehmen möchte. Friz Klatt ist ein Kultur­philosoph und Pädagoge, der sich schlecht irgendwo einordnen läßt und jedenfalls seiner ursprünglichen Anlage nach jeder follettiven Bewegung, wie fie der Sozialismus doch ist, ferne stehen muß. Er zeigt zum Beispiel in der Zeitschrift sein eigenes neues Buch Die geistige Bendung des Maschinenzeitalters" mit folgenden Worten etwas anspruchsvoll an: Die geistigen Möglichkeiten im politischen, fünstlerischen, sprachlichen und religiösen Leben der Zeit merden in ihrer Einheitlichkeit gesehen und gedeutet. Es dürfte aber ber gegenwärtigen Lage des Sozialismus entsprechen, daß sich nicht ein einzelner in so individualistischer Weise alles zutraut, sondern daß wir es nur gemeinsam in der Einordnung in die sozialistische Bewegung, in ihren Kampf und ihre Dynamit uns erarbeiten tönnen. Und davon ist bei Klatt feine Rede.

Ebenso tritisch merden wir gegenüber Tillich sein, der be fannt ist für die Schaffung fühner Begriffe, aber dabei doch zu Formulierungen gelangt, die so nicht mehr ftimmen. Er fragt,

warum wir Sozialisten seien. Und er antwortet: weil mir eine

finnerfüllte Gesellschaft wollen( gut) und weil wir in Berbindung fein wollen mit dem Ort der radikalen Sinnlosigkeit, dem Prole­sariat". Bir glauben, daß das Proletariat sich selbst und den Ort, mo es um eine lichtvollere und menschlichere Zukunft kämpft, durch aus nicht als finnlos empfindet, vielmehr hält es gerade das Drohnendasein weiter bourgeoijer Kreise für sinnlos. Gerade das Bro'etariat trägt ja die Idee des Menschen als Stachel und Ansporn in fich und fühlt sich als aufsteigende macht, den Bürger" als eine vergehende Erscheinung. Da fönnen wir also nicht von rabifaler Sinnlosigkeit sprechen, und wenn es noch so schön ins Syſtem paßt,

Heimanns Sozialisierungsauffaz müßte eingehend besprochen werden; denn er ist soziologisch ernst zu nehmen und zeigt die wiffen­schaftliche Eigenart Heimanns, der der Bewegung sicher gute Dienste erweisen fann. Aber gerade dieser Auffaz macht klar, daß die Beitschrift eigentlich überflüssig ist; denn er tönnte ebensogut( und mit mehr Aussicht auf Beachtung) in einem der bekannten sozia listischen( oder auch anderen) Organe stehen. Hans Hartmann