Kalte Sozialisierung schreckt. Oos internationale Kapital gegen die Sergarbeiter. Die in Berlin tagende Reichstonferenz der Bergbau» industriearbeiter Deutschlands fällt in ein« Zeit katastrophaler Zu- stände auf dem Arbeitsmarkt und scharfer Spannungen in der Wirtschaft. Die Stimme der Bergarbeiter, ihr« Kritik und ihre positiven Vorschläge, verdienen daher gerade jetzt besonder« Bs- achtung. Die Tagesordnung der Konferenz ist außerordenjiich reich» haltig. Sie enchält Referate über die Wirtschaftslage, die Stellung der Gewerkschaften zur Zallfrage und die Taktik bei Lohn- und Tarifbewogungen. Darüber hinaus will sie sich noch mit der inter - nationalen Regelung des Kohlenproblems und einer Reihe sonstiger, für die Organisation bedeutsamer Fragen befassen. Der Vorsitzende des Verbandes, ch u s e m a n n. gab einen grotzangelegten instruktiven Mrtschastsüberblick. Sein Gedanken- gang lätzt sich solgendennatzen skizzieren: Das Thema der wirtschaftspolitischen Diskussion des vergonge- nen Jahres war die Frage der Sapikalbildung. Für die Herein- nahm« von Auslanldskapital bestehen grundsätzlich zwei Möglich- leiten: die Form der Anleihe und die der sogenannten Dauerbetei- ligvng. d. h. Ueberergnung von Aktien an ausländisch« Kapitalisten. Die Dauerbeteiligung ist billiger als die Obligationsschuld: sie hat jedoch den Rachteil, daß sie dem Ausländer ein Recht auf die Führung des Unternehmens«Inräumt. Es ist daher die B«- fürchtung aufgetaucht, daß ausländische Unternehmer deutsche Beiriehe stillegen. um so für ihr« heimischen Produkte mehr Absatz zu haben. Sollte diese Befürchtung sich bestätigen, sollte z. B. die General Motors Comp, dazu übergehen, die Opel -Werke stillzulegen, um dafür amerikanische Wagen zu vertreiben, dann müßte zweifellos der Einfluß des Stankes aus die Betriebsstillegungen erweitert werden. Bis jetzt find jsdoch jolche Befürchtungen noch nicht zur Tat- fache geworden. Es ist auch nicht anzunehmen, daß fremde Kapita- listen ein deutsches Unternehmen stillegen, solange es noch rentabel ist. Ist es aber nicht mehr rentabel, dann ist sein« Existenz sowieso. in Frag« gestellt. Auch der deutsch « Kapitalist schreitet dann zur Stillegung. Die Sicherung der Rechte des arbeitenden Rtenschen gegenüber dem Kapitalisten, gegenüber dem einheimischen wie dem fremden, ist Sache der Gewerkschaften. Dieser Kamps muh geführt werden, ohne Rücksicht darauf, welcher Rationalität die Besitzer des Unternehmens sind. Im Augenblick darf man jeden- falls die Beteiligung des Auslandskapitals durch Uebereignung deutscher Aktien ats das kleinere U« b« l ansehen. Wenn nun im vergangenen Jahr nur 377 Millionen im Ausland aufgenommen worden sind, so kann man daraus natürlich nichl schließen, daß wir heute schon auf die ausländische Kapitalhilf« verzichten können. Die Arbeitslosenzisser von drei Millionen spricht hier eine nur allzu deutliche Sprache. Auch die Slrberterschaft übt heute schon in recht ersreu- lichem Umfange Spartätigkeit. Bei den lohnpolitischen Be- wegungen muh damit stärker gerechnet«erden. Di« Durchsetzung ihrer Forderungen wird der Arbeiterschaft um so leichter fallen, je besser ihr der Nachweis gelingt, daß da» Amer. nehmen oder der Industriezweig, die entstehende Mehrbelastung trag«« lann. Wenn die steigenden Einlagebestäpb« aus den Sparkasse» die Gewähr dafür gehen, daß ein« Kopitalbildung in recht reichlichem Umfange auch unten möglich ist, dann ist zwischen hohen Löhnen und gesteigerter Kapitalbüdung kein Widerspruch mehr zu entdecken. Das haben auch die Unternehmer schnell begrisfen und deshalb richtete sich im vergangenen Jahr ihr Kampf ebenso gegen Lohn- erhöhung wie gegen die Spartätigkeit der Arbeitnehmer. Die Antl- pathie der Industriellen gegen die Sparguthaben der Arbeitnehmer bat natürlich ihr« tieferen Gründe: die Spartassen berücksichtigen bei ihrer Kreditgewährung in erster Linie kommunale und öffentlich« Körperschaften. Kommunaler oder genossenschoft- licher Eigenbesitz ist aber für die Industriellen da» Schreckgespenst der kalten Sozialisiemog. Die Unternehmer wollen Kapitalbildung durch Senkung de» Zins- fotzes: hierin kann man ihnen zustimnren. Sie wollen sie durch Riedrighaltung der Löhne, um aus diese Weise alle erforderlichen Neuerungen im Unternehmen aus laufenden Ueberschüsien zu finanzieren; hierin kann man ihnen nicht zustimmen. Di« Ab- schreibungen und auch die offen ausgewiesenen Reserven sind wäh- rend der letzt«« Iahte gewaltig gestiegen. Die Selb st sin an- zierung hat ihre s chw e r e n R a ch t« il e. Sie führt leicht zur Nachlässigkeit in der Kalkulation und zur Uebermacht des Technikers über den Kaufmann. Der Industrielle, der sich zur Beschaffung des notwendigen Kapitals an den Geldmarkt wenden muß, wird jchärser kalkulieren. als der, der aus eigenen Mitteln seine Werke modernisiert. Und wag nützt uns schließlich eine technische wunderwelt, wenn da- »eben das große Heer der Arbeitnehmer an den gesteigerten Erträgnissen der lvirtschasl nicht teilnehmen kann. Der Sinn der Wirtschaft muß doch sein, die Massen des Volkes aus- reichend zu ernähren, und kulturell zu heben. Der zweite Teil des Vortrages bestand jn einer Skizze Hufe- mann» über die Loge des deutschen Bergbaus: Die Kohlenförderung des vergangenen Jahres hat mit lSZ,4 Millionen Tonnen Steinkohle und 17S.2 Millionen Tonnen Braunkohle einen Rekordstand erreicht. Auch die Koksproduktion stieg mit 38,s Millionen Tonnen auf eine höhe wie noch nie zuvor. Sie vor ollem wird bei den kommenden Lohn- und Arbeitszeitbewegungen stark berücksichtigt werden müssen, denn nach den Behauptungen der Unternehmer des Kohlenbergbaus werden Gewinne vor allem durch die Redenproduttion erzieU Der größte Teil der gestiegenen Förderung wurde im Inland« abgesetzt. Damit sind die Unternehmer in den Genuß der höheren Inlandspreise gekommen, denn das Au»land ist durchweg Kon- kurrenzgebiat. In allen Revieren sind im Lauf« des Jahres B-legschaftsausfüllungen erfolgt Di« Leistung pro Mann und Schicht ist in allen Repteren gestiegen. Im vergangenen?ahr war di, Lohnausbeut« verhältnismäßig gering, die Rentabllität der Werke hat sich gebessert. Daraus ergibt sich, daß d?» t«» u-send» Lahr in vielen Revieren hart« Kämpfe tue»in« größer» Beteiligung der Bergardesterschast an d« deutsche» »ergbauwirtschaft dringen wird. De » Abschluß der Rede Husemann» bildete ein« scharf» Ab' wehr der bei den Pariser Saarverhandlungen zutage getretenen Bestrebungen, die von Frankreich verwalleten Saargruben In den Besitz einer tnkernalionalen Gesellschaft zu überführen.„Ich kann nur erklären", betont« chusemann mit Nachdruck...daß wir un» bis zu« Setzten gegen derartig« Pläne zur Wehr I«tzen werden.'
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Im Preußischen Landtag ist der Antrag eingebracht worden, für eine würdige Unterbringung des Museums für Volkskunde zu sorgen. Wir setzen unsere Hoffnung auf den neuen Kultusminister und auf die Einsicht des Finanzministeriums, daß diese verschleppt« Angelegenheit endlich ins reine gebracht werde. Denn es ist eine Kultursach« von erstem Rang für Preußen und für Berlin . hier war schon im Oktober gelegentlich der schönen Ausstellung des Museums in der Akademie, ausführlich die Rede von den kost- baren Schätze», die in der Klosterstraße 36 ungesehen in Dunkel- kammern ruhen, und von der Tattraft des neuen Direktors Dr. Kahn, der alles daran setzt, da» Museum aus dem Zustande zu erlösen, in dem es sich seit Jahrzehnten befindet. Ein Gang von zehn Minuten durch die finsteren, bis zur Unmöglichkeit vollgestopften, engen Räume des alten Ritterschen Palais genügt, um von der Notwendig, keit einer Umsiedelung zu überzeugen. Wir empfehlen den Mini- sterien uich dem Preußischen Landtag , sich aus dies« Weis« selber davon ein Bild zu machen. Außerdem sind die Tage des Schlüterschen Palais in der Klosterstraße gezählt. Wie viele wertvolle all« Bauten in Berlin , wird e» in kurzem einem großen Verk-Hrsdurchbruch geopfert werden, das steht fest. Die maßgebenden Instanzen können sich hier also ein Verdienst um die Kultux erwerben, wenn sie recht. zeitig zugreifen, bevor ihnen die bittere Notwendigkeit den Lorbeer au» den Händen windet. Wohin das Museum für Volkskunde umziehen soll, perdient allseitiges Nachdenken, Drei Gelegenheiten präsentieren sich Da ist der Bau der ehemaligen Kunstgewerbeschule in der Prinz-Albrecht-Straße, zur Zeit an Privatunternehmungen v«r. mietet: die Kontrakt« lausen in Kürze ab. Für diese hellen nüchternen Räum« spricht ihre zentrale Lage und di« Nachbarschaft des Pöller-
Tänze. In der„Komödie" gab die Tänzerin La Merl eine Ma- tinee. Befindet sich auf einer Welttournoe, di« sie bisher von Nord- und Südamerika nach Wien geführt hat. Ihre Spezialität: Ero- tische(asiatische, amerikanische, hawaische) und spanische Tänze. Kunst aus zweiter Hand. Weniger Produktion als Reproduktion. Weniger genußreich als belehrend. Illustrationen zur Tanzgofchichte. Aber nicht solche von dokumentarischem Wert, wie sie Eingeborene der betreffenden Länder geben könnten, so lang« sie„pm internatio. nalcn Barietegetst unberührt sind, sonöern Stilisierte», durch ein fremdes, kultiviertes Temperament Gesehenes und Gestaltetes. Was wurzelechr und was aufgepfropft ist, kann man nicht unterscheiden. Daher bleibt der Lehrwert zweisethaft. Exotische Tänze können be- fruchtend auf den neuen, in Deutschland entstandenen Kunsttanz wirken. Wir haben das bei den Javanern erlebt. Unverfälscht« Japaner, Chinesen, Inder, Mexikaner, wären uns willkommen. Dor den Tänzen der La Merl ahnen wir zuweilen, was sie un» geben könnten. Aber wir ahnen es nur. Im Rahmen der Kunstabend«, die die Stadt Schöneberg im Bürgersaal ihres Rathauses oeranftallet, debütierte dos sehr jugendliche Fräulein G i n a B a lu s che s. Ist aus dem Ballet her, vorgegangen, hat ihr Talent aber rechtzeitig in die künstlerisch vor- nehm« Sphäre der Berliner Wigman -Schule gerettet. Ballettan- klänge nicht mehr bemerkbar. Ueber eine Vierzehnjährige kann man kein abschließendes Urtell fällen. Es ist noch alle» in Knospenform. Alles wird korrekt gebracht, das meiste erscheint aber mehr demon- striert als gestaltet. Mehr Gelerntes als Gelebt««. In klaren Kom- Positionen lasten rhythmisch gut und folgerichtig gesetzte Bewegungs- reihen, sowie schöne, ausdrucksvolle Schlutzattitüden für di« weiter« Entwicklung der jungen Dame Bestes erhoffen. f. 8.
Formt der Beruf das Gesicht? In der Physiognomischen Studiengesellschaft sprach der Vor- sitzende Dr. Paul Cohn unter Vorzeigung vieler charakteristischer Prajektionsbiüer„Ueber einige Berufsgesichtsr". Das scheinbar« Berussgesicht ist nicht in allen Fällen auch ohne weiteres als ein- facher Berussstempel aufzufassen, häufig stt e? ja schon eine de- stimmt« Anlage, die sich den bestimmten Beruf erwählt, von dem sie dann nur gestärkt und in ihrer physiognomischen Prägung noch charakteristischer gestempeli wird. Gchematisch gäbe es körperlich«, seelische und geistig« sowie gemischte Beruf«. Der roh körperliche Beruf der Feldarbeiter stemple das Gesicht und besonders die Stiin durch reine Arbeitsfallen: die Abwehr der Blendung gegen das Sonnenlicht erzeuge gewisse charakteristische Stirnfalten. Der bäue- rische Großbesitzer nähere sich bereits mehr dem Herrentypus, ein großer Teil von Herrenköpjen entstammt einem solchen veredel- ten Bauerntypus. Auch der Typus des Iägers zeig« sehr oft den Typus des Herrengesichts, modifiziert durch di« eigentümlich aus- geprägten Falten, welche das dauernde scharfe Spähe« und das Zielen um das Aug« herum erzeugten. Unter den Sportberufen seien die breiten Köpf« der Ringer mit ihr«r niedrigen Stirn, der kurzen Rase, dem auffallend großen Untergesicht deutlich von den mehr gestreckten Köpfen bei Läusern, Tennisspielern, Fechtern»sw. unterschieden: den höchsten Typus zeigten di« Fliegergesichter, bei welchen die Spannung der Nerven am meisten vorwiege. Arbeiter» köpfe zeigten häufig nicht nur den Einfluß des Milieus und der Er- nährung. sondern auch der Fabritluft und der Eintönigkeit des mechanischen Berufs. Bai den Führern der Industrie und besonders den Organisatoren, sei ein auffallend breitköpfiger Typus häufig anzutreffen. Unter den Seelenbsrufen zeige der Pastorenkops zwei haupttypen, den glühenden und den friedlichen, den„Löwen"- und den„Lämmer"»Typus, welche tief in die körperlichen Konstitutionen hineinleuchteten und zu dem hinführten, was wir..Gläubigkeit" nennen. Unter den Künstlerberufen sei bei den Musikern der breit- stirnige Typus vorwiegend, bei den Malern«in hachstirniger Herrenkopf: eine„Kulpnase"(Zill«) lamme bei ihnen kaum vor. Bei den Schaufpielergestchtern seien die markanten G-stchtsfalten Infolge der dauernden Berufsspannungen In der Tharakterdarstellung bezeichnend: b»! den Komikern find- sich häufig eine kleine, dick- leibig« Konstitution, welche wahrscheinlich an sich zur„komischen" Stimmung disponiere, der?« Wirkung auf andere Menschen dann mit»um Komikerberuf h'ntrelbe. Bei genauer Beobachtung«ür- den sich für di« mestten Berufe irgendwelche feinen Berufsstemvel ergeben, die schon rein instmkiiv in vielen Fällen empfunden wür, den(Bäcker-, Fleischer-, Sck/oster-, Schuster-. Schnaideroesibtsr usw.). Es sei sehr rel'voll, au? dem Gesicht allein jedesmal auf die darunter liegende Konltitutisn zu schließen und aus dieser erst die Neigung zu dem gewählten Berus zu verstehen.
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W9999| V ♦ kunde-Museums, besten Schätze dem gleichen Bezirk angehören wie die der deutschen Volkskunde. Di« zweite Gelegenheit wäre das vielgenannte Schloß B e l l e v u e. Der Unzulänglichkeit der Räume könnte durch An- bauten abgeholfen werden. Daß die Berliner Künstlerschaft jüngst ihre Wünsche aus �ein Ausstellungsgebäude in die unmittelbare Nachbarschaft des Schlosses richtet«, spricht nicht dagegen: beide könnten sich gegenseitig in ihrer Anziehungskrast verstärken. Am plausibelsten erscheint die dritte Möglichkeit in Gestalt des Jagdschlosses Grunewald . Die Analogie zu dem vorbildlichen Skanfen-Museum in Stockholm liegt auf der Hand: vor allem die Aussicht, alte Vauernhäuser und dergleichen in unmittelbarer Nachbarschaft als Ergänzung zu einem Freiluftmuseum zu errichten. Der eine Einwand, daß der Platz allzu weit an der Peripherie Berlins liege, wird durch die beständig steigende Popularität des Grunewalds entkräftet. Ein Museum für Volkskunde darf und soll vor allem ein Ausflugsziel breiter Volksmassen für den Sonntag sein. Der ander« Einwand betrifft den Grundbesitz. d«r der Stadt Berlin eignet. Mir scheint, es wäre ein« Ehrenpflicht de? Reichs- Hauptstadt, das Terrain für ein großartiges Freilustmuseum der deutschen Volkskunst zur Verfügung zu stellen, als einem all«« Deutschen angehörenden Kulturgute. Bei einer solchen Ausdehnirngsmoglichkeit wäre auch die Forderung zu erfüllen: die künstlerisch wertvollsten Bestände von den bloß folkloristischen und kulturgeschichtlichen räumlich zu trennen: so etwa, oder noch glücklicher, wie es beim Völkerbund- museum geschehen ist. hier kann man unbedingt aus den Takt und da? große Wissen des Direktors vertrauen, der seine Schätze zur Genüge kennt, um sie jedem Bedürfnis entsprechend aufzustellen, od das nun in einer Trennung von Studien- und Kunstmaterial oder in anderer Gruppierung geschehen mag. Peul F. Schmidt. Heilige LournaUsten. Zum ersten Male in der Geschichte der Presse sollen, wie di« .Literarische Welt " mitteilt, Journalisten von der kathglischen Krrchc kanonisiert werden. Es Handell sich um die Franzosen CamUt« Ferro« und PHilibert Vrau . die am Ende des vorigen Jahrhunderts in Lille eine katholische Zeitung Herausgaben. Die Zeitung ging schlecht, und die frommen Redakteure gründeten eine Textilfabrik. um mit d«m Gewinn die Zeitung aufrechtzuerhallen. Die fromme Tätigkeit der beiden wird noch heute in Lille hoch ver». ehrt, und aus die Bitte der Bevölkerung beschloß der Vatikan , dty Journalisten zu kanonisieren. Bitte an Bürokratius. Du teilst uns mit:„Soundsoviel Kinder wurden schulisch be- treut."— Etwas in mir protestiert gegen die Mlleilsamkell. Was ist schulisch� Ein Wort, das nur in dex Phantasie eines dem Schullsmus gänzlich verfallenen Schulisten existieren kann. Ober wird fetzt die deutsche Sprache bürolisch verbessert? Und. bitte, warum„betreut"? Der Laie bemerkt in diesem Wort nur die satte Ueberheblichkeit de? selbstzufriedenen Bürokraten. Alle Augenblicke wird wer anders bei uns„betreut". Die Arbeits- losen werden beireut, die Obdachlosen werden betreut, sogar die Zuchthausgefangenen werden seelsorgerisch betreut— wir wissen uns vor Betreuung gar nicht mehr zu retten. Nächstens werden wir lesen, daß der aufsässige Strafgefangene sowieso drei Tage lang in der Beruhigungszell« betreut worden sei, daß dem Schulschwänzer hänschen Will«ich der Lehrer Trommelgut den hintern betreut habe. Der Ehemann Tunichtgut hat ehebrecherischerweise fünf Nachbarinnen betreut ober— vielleicht drückt man das auch so aus— er hat seine Gattin ehebrecherisch beuntreut. Der Stahlwerksverband wird demnächst ZOO 000 Arbeiter ausspexrerisch betreuen, und das Schwurgericht beim Landgericht I betreut einen vierfachen Raubmörder mit der Todesstrafe. Ueb immer Betten und Red- lichkeit... Eine hohe Justizbehörde teiste mtt, daß sich auf wiederholt« An- frage der eine Inkulpat zögerlich) der andere w e k g e r l i ch verhalten habe. Mit Verlaub: die Behörde verhält sich lächerlich! Aber pfleglich wird sie die Sache weiter im Auge beHallen. Wenn ich dem Verfasser des Schriftstückes mitteile, daß ich fern Deutsch für erschrecklich Halle, so wird er mit mildem Verweis meine Ansicht als„felilsam" bezeichnen. Auch eines der neuen Juristen- modeworte. Dieses„fehlsam" ist Balsam sür die Ohren oller, die das harte Watt„falsch" nicht verttagen. Ich bitte also gehorsam- lich, das Wort„fehlsam" tunlichst unzögerlich abschaffen zu wollen. Ader leider— dos wäre nicht„ttagbar". Jcmath»n.
Gedächtnisfeier für Peter<5. Landeker. In der schwarz verhängten, mit Lorbeergrün geschmückten Philharmonie fand«ine Gedächtnisfeier für Peter S. L a n d e k e r statt. Als Besitzer des Hauses, als Milbegrünber der Philharmonischen Konzerte und Förderer der musikalischen Institutionen, die mit dem Namen der Berliner Philharmonie ver- bunden sind, hat Londeker mehr als ein Menschenalter hindurch, der Oeftentlichkcit wenig sichtbar, am Musikleben unserer Stadt tätigen Anteil genommen. In einer schlichten, herzlichen Gedenkrede gab Bruno Walter ein schönes Bild vom Leben und Wirken des Verstorbenen, dem er als Freund persönlich nahe gestanden, und ehrte fem Gedächtnis durch eine erlesene Folge musikalischer Dar- bietungen. Zur Mitwirkung waren erste Kräfte d«s Berliner, des internationalen Musiklebens gewonnen: neben dem Philharmonischen Orchester Frau Charles Cahier. di« brühmte Sängerin, und Fritz Kreisler . Di« Namen Bach, Beethoven . Schubert. Mahler zierten das Programm. Es war«ine eindrucksvolle Feier. K. P.
Was der Llmbau der Staaisoper tostet. Die Denkschrift der Oberrechnungskammer für die Rechnungs- iaht« 1224 bis MS gibt als erste Rette für den Umbau der Staats- oper Unter den Linden den Bettag von 1S10S138 Mark bekannt. SSM« der Amtliche Preußische Prestedienst meldet, hat der preußisch« Finanzminister in Beantwortung einer Kleinen Anfrage nach der höhe des Restbettngep jetzt ntttgetellt, daß dieser W000 Marl l" trägt. Sanb für ftannmieftnaa-.V Im»«Srntn b-S Seirpen««» für«unsi. crzledmifl findet im genti atinftilut für Erziebunz und Unterlicht. Porsdcimcr Strafie 12C am tS, 20 Udr. e!n Rembrandt-Ad- n b»alt. Vtr tragende: Union sitätsvrofestor Dr. Fischel und Kuristjchnststeller � r Osbarn. SintritUprei« t SU.