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Mittwoch

12. Februar 1930

Unterhaltung und Wissen

Karl Schröder :

Ein

politischer Zusammenstoß

Beilage des Borwärts

A.Sorokin: Der eijerne Vogel

Aitym, Sapyrgajs Sohn, der beste Schüße der Steppe, tötete cinen noch nie gesehenen eisernen Bogel. Das begab sich auf fol gende Weise.

Bir bringen hier eine Szene aus dem im Berlag De sohn mehr; nur einen fremden Menschen; auch er springt auf, und durch die Steppe; hinter ihm her trottete sein Hund Macho. Aitym

Bilcherfrcis" erschienenen Roman Jan Beet" non Rat! Gröder. Die beiden Hauptpersonen in dieser Szene find San Beet und fein Schwiegervater Mienert, Rebenfiguren find Frau Mienert und Anna, die Frau von Jan Beek.

Als Jan und Mienert von den Frauen alleingelassen wurden, hatten beide eine Zeitlang geschwiegen. Der Alte war ein geübter Taftifer, er wußte, was es bedeutet, die Kraft eines Angriffs durch Schweigen und eiserne Ruhe zu brechen. Als alter Gewerkschaftler fennt er die Stürme der Diskussion, die Entrüstung unterdrückter Rede, den Kompromiß nach dem Kampf. Und er ist gemißt durch die letzte Erfahrung, das Gespräch mit Jan über Zeitungen. Am besten ist es, er wartet, daß der andere zu reden anfängt und offen seinem Herzen Luft macht... Noch schnell ein paar Züge aus der Pfeife.... Wohl oder übel

Er wartet vergebens; sein Gegner schweigt. muß er den Anfang machen. Borsichtig sagt er: Es ist schrecklich, zu sehen, wie die Arbeiter fich zerfleifchen. Wir haben zu meiner Zeit auch schwere Kämpfe gehabt menn ich daran denke, wie Bebel gegen Bernstein gewettert hat, das war nicht von Bappe, aber was hier geschieht, fann einem das Herz im Leibe umdrehen."

Mienert weiß, daß Jan in Lichtenberg war; aber er weiß nichts Genaues, glaubt nur, daß er durch Zufall mit dem Bruder dort eingeschlossen war. Als Jan immer noch schweigt, im Stuhl zurüd­gelehnt, den rechten Arm auf dem Tisch, mit den Fingern trommelnd in furzen Abständen, fährt er fort:

Ich habe heute und gestern die Rote Fahne" gelesen. Ich fann es nicht fassen. Seitenlang nichts als Heze gegen uns. Mörder, Berbrecher, Lumpen, so geht es in einem Atem; einfach efelerregend. Vierzig Jahre hat man gefämpft, um sich am Ende als Mörder und Schurke beschimpfen zu lassen von Kerls, die nie eine Organisation gesehen haben."

,, lind wie ist das mit Lichtenberg?" Jan fragt; tastend einen Schritt nach vorwärts schleichend, wie ein Raubtier, das sich der Beute nähert

Mienert hört nicht den Unterklang, mur den äußerlich ruhigen Ton der Frage. Er glaubt, Jan wünsche eine fachliche Klärung und freut fid), fie geben zu tönnen.

Es ist gut, daß du danach fragst. Ich wollte fchon vorher banon sprechen; aber solange die Frauen dabei sind..."-er lächelt; seine eigene Schwäche gestehend., fann man über Männer angelegenheiten nicht reben... 2ber, mas ich sagen wollte

ja fiehst du mit Lichtenberg, das ist... das fann man eigentlich

als fein Gegner das legte herausbrüllt, schreit er wütend: Jetzt hörst du auf oder ich mache von meinem Hausrecht Ge­brauch."

und bewegt die Lippen, ohne ein Wort herauszubringen; dann Eine Sekunde erstarrt Jan Beef; stiert den anderen nur an aber beugt er sich haßerfüllt vor und stößt nur das Wort heraus:

Luder!"

"

Als Mienert antwortet, kommen die Frauen zur Tür herein. Resolut geht Frau Mienert auf ihren Mann zu; blickt ihm gerade Was ist denn hier los? Du bist wohl närrisch geworden?" ins Gesicht. Er sieht sie mie abwesend an; fommt dann aber fo­fort zur Besinnung und sagt unter tiefem Atem:

Frage den da, warum! Das hat mir im ganzen Leben noch feiner gesagt."

Frau Mienert fieht fragend auf Jan. Anna steht neben ihm. Er beachtet es nicht. Aber als sie leise und flehend fagt: ,, Was ist denn nur? Sei doch nicht böse, Bater meint es nicht so," da schreit er sie an, wie eine Fremde:

Fängst du auch noch an? Laß mich in Ruh'; ich habe hier nichts mehr zu suchen. Wenn du hierbleiben willst, fannst du hier­bleiben. Aber ich verzichte. Das Haus verboten hat mir noch feiner. Das werde ich mir nicht zweimal sagen laffen. Mach' was du willst ich gehe."

Er schiebt die Frau zur Seite und geht auf die Tür zu. Jan, was fällt dir ein! Hermann, was hast du gemacht? Ihr seid mohl alle nicht ganz bei Trost. Mann, rede doch! Was soll denn das heißen? Jan, du bleibst hier.... Anna, halt ihn fest.... Mein Gott, mein Gott, was ist das bloß alles?"

Mutter Mienert mendet sich hilflos von einem zum anderen. Anna ist totenblaß geworden und folgt ihrem Mann in den Korri­dor. Der geht ohne Aufenthalt durch, achtet nicht auf die Kinder, die die Tür ihres Zimmers geöffnet haben und verwundert auf die Erwachsenen starren; er reißt seine Müße vom Riegel und geht. Als er die Tür hinter sich zuschlägt, stürzt die Mutter ihm nach und ruft laut in den Flur seinen Namen. Aber er antwortet nicht; nur sein harter Schritt flingt von unten herauf.

Aitym, der Kirgise, riti auf seinem Kabardiner- Roß Kawahat jah empor zum azurfarbenen Himmel: da flogen Kraniche, schreiend zogen sie dahin in spizem Winkel, strichen nach fernen Ländern. Und dann sah Aitym noch einen Bogel am Himmel der trächzend den Schnabel im Kreise drehte. Immer tiefer sentte sich der Bogel , es war ein Riesennogel, größer wohl als eine Jurte, ein Kirgifen­zelf. In seinen runden Fängen hielt der Bogel zwei Menschen. Aitym erhob sein Gemehr und schoß. Da schrie der Bogel laut auf, foderndes Blut troff herab, und der Bogel stürzte nieber auf die Erde. Sein Gefieder brannte, und fein Schnabel drehte sich im Kreise, und es wurde so heiß ringsum, daß man sich ihm nicht Echret aus, eine Rauchsäule stieg auf aus seinem Herzen, und seine nähern fonnte und plötzlich stieß der Bogel emen gellendent Federn stoben nach allen Seiten.

So starb der unbekannte Bogel . Aitym trat heran und wunderte sich:

die Eingeweide des

Bogels waren aus Eisen, sein Herz hatte acht Enden, und in feinen runden Fängen lagen zwei tote Männer. Aitym wunderte sich, es wunderten sich dann auch die anderen Kirgisen, die meilenweit herritten, den toten Bogel zu sehen.

Später tamen die Kosaken des Ataman Dutow in die Steppe geritten, erblickten den eisernen Bogel und fragten:

,, Bon wo fam dieser Bogel geflogen und wer hat ihn getötet?" Da sagten die Kirgisen

Gepriesen sei Allah , diesen Vogel tötete der Jäger Aitym, Sapyrgajs Sohn...

Die Kosalen sahen sich den Bogel genau an, fanden ein Paar Achselstücke und sagten:

Es ist eines unserer Flugzeuge, und euer Atym wird era schossen werden..

Und vor den Augen des Baters Sapyrgaj vor den Augen der Mutter Raffain töteten sie den Sohn Aitym, plünderten bas Gezelt aus und brannten es nieder. Da geriet auch die Steppe in Brand, das Feuer fraß sich schnell weiter bis zum Flusse Tachir, es brannte die orangefarbene Steppe, mannshoch standen die Flammen, und der Rauch reichte als schwarzweiße Wolfe empor bis zum Himmel...

( Aus dem Ruffischen von Sans Ruoff.)

Erna sing: Inventur bei Hagenbeck

mit einem einzigen Sage sagen: Bo gehobelt wird, fallen Späne. Erna Büsing:

11na bu als Tischler mußt das am besten wissen..." von neuem. Jan aber lächelt nicht wieder.

Er lächelt

Dann ist wohl Otto auch so ein Span; mas?!" Das tommt schon stärker heraus. Mienert merft es; aber immer noch ist er der Ansicht, es bedürfe nur guten Zuredens und deutlicher Auseinandersehung, dann würde er Jahn entwaffnen, überzeugen und alles wieder ins reine bringen.

Das habe ich nicht gesagt, und werde es niemals fagen. Du fannst mir glauben, mir sind die Tränen in die Augen gekommen, als Mutter mir das erzählt hat. Aber davon wollen mir schweigen. Ich kann noch jezt nicht begreifen, wie Otto dazu gekommen ist. Er war doch nicht dumm und politisch geschult. Wie fonnte er sich mit solchen Berbrechern abgeben? Er mußte

mie? 1

Dann bin ich mohl dumm und Verbrecher mit dir ist tein Reden heute Mienert stockt. Er will sich nicht hinreißen lassen; noch ist er seiner Sache so sicher, daß er alles vermeiden möchte, was den anderen reizen tönnte. So fährt er dann fort:

Ich meine, du bist zu empfindlich. Du mußt mich richtig Du mußt mich richtig verstehen: Ich spreche gar nicht von dir. Ich spreche von diesen Kerls, die sich niemals um Politik gekümmert haben, jetzt aber die große Geige spielen wollen; die denken, wenn sie mit dem Gewehr herumfuchteln tönnen, das märe schon Politif. Heugabelpolitik jawohl. Runterreißen kann jeder, aber aufbauen das ist die Rumft. Mehr als fünfzig Jahre haben wir für die Republik ge fämpit jezt ist sie da, und jest tommen diese Narren und merden es so lange treiben, bis alles wieder zum Teufel ist. Da fall man nicht aus der Haut fahren.."

Ich pfeif was auf eure Republit, wenn's mir drediger geht

als vorher...

,, Du weißt nicht, was du redest..."

Um die Bilanzeziehen zu können, muß man Inpentur auf nehmen, das weiß man allgemein, aber unter welchen Schwierig teiten im Birtus und im Tierpart eine Inventur aufzunehmen ist, das missen nur went

Den ganzen Tag über werden im Zirkus jede Hand und jeder Kopf gebraucht, darum wird die Invenuur nachts gemacht. Nachts ( wenn die schweren Eisentüren jede Garderobe und jeden Raum, in dem Requisiten lagern, fest abschließen, die Plüschstühle des Zu schauerraums mit Persenning bedeckt sind, die Pferde im Stall in ihrem Stroh liegen, irgendein Löwe als echtes Nachttier in seinem Käfig gemächlich hin und her trottet, ein vollgefressener Seelöwe noch eben vor dem Einschlafen ein paar mal mit einem toten Fisa jongliert, und die Stallmache aufmerksam und spähenden Auges durch die Gänge schleicht) brennt in den letzten Januartagen in den Direktionszimmern Licht, da die Inventur fertig werden muß. Dann wird Wegners berühmte Zirkustartothef zu Hilfe genommen, in die im Laufe des Jahres Eintragung auf Eintragung gemacht mird. Ist doch diese Kartei eine Fundgrube für jeden, der sich mit dressierten Lieren und ,, Tieren auf Wanderschaft" beschäftigt. In ihr wird jedes Tier mit Namen, Geburtstag und Anschaffungspreis verzeichnet, und an diese drei Grundnotizen reiht sich später der ganze Lebenslauf. So tann man Bergleiche ziehen zwischen der Lebensdauer mild eingefangener und in der Gefangenschaft ge­borener Tiere. Man famn nachtontrollieren, von welchen Krant heiten die Liere sowohl ihrer Art nach wie als Einzelegemplar am leichtesten befallen werden. So meist diese Kartothek einwandfrei nach, daß afrikanische Kamele überaus leicht an Fellfrankheiten leiden, während sibirische Kamele von ihnen verschont bleiben. Daraus zog natürlich Hagenbeck die Schlußfolgerung, nur noch sibirische Kamele für das Zirkusunternehmen zu gebrauchen. Ferner Klimawechsel vertragen.

Kartothet steht: Melln hat sich dann und dann ein Stüd vom Ede zahn abgebissen. Im selben Augenblick ist dieser bildschöne Tiger weniger wert. Bugleich beobachtet man, was für eine Einwirtung Zahndefekte bei der Nahrungsaufnahme und der Nahrungsverarbei tung haben. Raubtiere tönnen, falls sie im übermütigen Spiel in einen harten Gegenstand zu feft hineinbeißen, sich die Fangzähne glatt abbrechen. Dann sind Tiger und Löwen verschandelt und ihr Buchwert finft ganz enorm. Derartige Zahngeschichten find ver ständlich, aber es gibt noch immer so viel Unergründetes, bei dent man auch nicht vorbeugen kann. Bekam doch zum Beispiel ein wildeingefangener Tiger, der von Jahr zu Jahr wertvoller wurde, gana plößlich eine Erkrankung des Rückenmarts. Die Ursache ist unbekannt, und was ein bengalischer Königstiger für Vererbungen in seinem Blut mit sich schleppt, fann man nicht nachkontrollieren. Bei den indischen Elefanten hat befanntlich nur ber Bulle Stoßzähne. Die müssen selbstredend in Ordnung sein, obwohl bar ist. Ueberdies muß der Elefant nicht nur gut im Körperbau, sondern bei den in Freiheit lebenden Zieren durchaus nicht immer der Fan vor allen Dingen träftig im Rüssel sein, steht doch ein rüsselschwacher Elefant bei den Tierhändlern in gar teiner Gunst. Bei Hagenbeds wird jedes Jahr der Elefant Safari" auf das gewissenhafteste ges messen. Er tam nämlich als afrikanischer 3mergelejant in den Handel. Deutsche Zoologen sagten: Das ist ein regelrechter junger Die gut unterrichteten Fänger aber be afrikanischer Elefant." haupteten: Es ist ein 3wergelefant." Run, bewußter 3merg. deffen Wachstum noch lange nicht abgeschloffen ist, mißt heute bereits über zwei Meter Bandmaß. Er hat die schönen Zähne der Afrikaner, auf deren Spizen man Meffingtugeln schraubte, da er dann und wann mal mit seinen Kollegen zu boren versucht.

in- und auswendig. Statt mit den Arbeitern zusammenzugeh'n, laßt ,, Das weiß ich besser als du. Ich kenn' eure Republit jeßt erfährt man, daß eigentlich alle Tiere überraschend gut Reifen und Tief in Südamerifa stand er in menig belebter Gegend irgendwo ihr euch von den Herren Generälen tommandieren

,, Red' feinen Unsinn, Jan!

" Red' du keinen Unsinn! Ist das vielleicht nicht wahr?! Macht nicht Noste Kambuge mit dieser Bande?! Wie?" Das ist nicht wahr, so wie du das sagst..." Das ist doch mahr!"

Das ist nicht wahr, du mußt nicht lügen. Du verstehst nichts Du sollst die Finger davon lassen." non Politif! 2lch, steh mal an! Und wer wollt' mich mit Gewalt zur Politil bringen!? Du und ihr alle!" aber nicht zu diesem Unsinn." Ja Sieh mal an! Was dir nicht paßt, das ist Unsinn. Alles Quatsch, was du brabbelst, das jag' ich dir."

Jest ist es aber genug; du willst mich mohl beleidigen?" " Den Deumei mill ich, ich will dir bloß fagen, daß alles Quatsch ist. Und du bist feige und verkriechyst dich hinter dem Ofen." Bas soll denn das heißen? Du bist wohl verrüdt geworden?" Berrückt oder nicht, jadenfalls nicht nerrücter als Du." Sam Beef ist aufgesprungen, daß der Tisch zurüdfliegt. Die Base, die auf ihm gestanden hat, stürzte auf den Baden, zerspringt in Stüde . Er ist in maßlose But geraten; meiß nicht mehr, was Braunrot läuft sein Geficht an; eine wufftige Falte liegt über der Nasenwurzel; die Augenbrauen find eng zu. fammengezogen, so daß sie einander fast berühren.

er tut und redet.

Aber auch Mienert ist nicht mehr Herr seiner selbst. Längst ist die Pfeife ausgegangen. Heftig steigt ihm das Blut zu Kopfe. Er beginnt, diesen Menschen zu hassen, der ihn so maßlps und un­gerecht reizt; dem er nichts getan hat und der ihn in der eigenen Bohnung so schmählich beleidigt.

Jeg fann er sich nicht mehr halten; er sieht feinen Schwieger

In diesem Jahre müssen unter anderem von der dressierten Bebraherde zwei Tiere abgebucht werden. Noch Brehm vertrat die Meinung, daß Zebras überhaupt nicht an den Menschen zu ge­wöhnen seien. Jetzt dressiert man ganze Gruppen, spannt sie vor den Wagen und fährt sogar vierspännig mit ihnen durch den Groß­stadtverkehr zu Reflamezweden. Doch wird der Zebrahengst mit zunehmendem Alter böse, weshalb im vergangenen Jahre aus der dressierten Gruppe einer ausgemerzt wurde. Er sing nämlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit einem anderen Hengst eine Beißerei und Keilerei an, und da Zebras , die noch ungebändigte Urfraft präsentieren, fräftiger sind als Pferde, waren seine Eifer: füchteleien im höchsten Grade gefährlich für Tiere und Menschen. Es blieb nichts anderes übrig, als dem Störenfried mitzuteilen: mit dir ist Schluß bei Hagenbeds, du kommit jetzt fein hinter Gitter in einen füdamerikanischen 300." Das andere Zehra jebody, ein ruhiges Tier, endete durch Unglüdsfall. Es glitt qus, fiel auf den Bauch, verletzte sich die Reghaut und starb, trop jofortiger fierärztlicher Silje, innerhalb fünfzehn Minuten.

Tiere haben jedes Jahr einen anderen Wert. Auf jeden Fall müssen sie gut stehen, bas fell darf nicht um ihren Körper schlottern, sie müssen prächtig im Haartleid fein, und die Raubtiere follen ihre Fangzähne haben. Und genau so gut wie ein Mensch Tich einen Bahn abbeißen fann, bringt das auch ein Tiger fertig. Da benagt zum Beispiel Melly" einen wunderbaren Markknochen und schlürft direkt vor Vergnügen. Als sie jedoch hernach faul vor lauter Boll­gefressenheit sich im Käfig streckt und den Rachen aufsperrt, um recht tief zu gähnen, erhebt der vor dem Käfig stehende Dompteur ein Jammergeichrei: D, o Nelly hat sich ein Stüd vom Edzahn abgebiffen!" Das hat Nelly nicht gemerft, aber in Wegners

In einem Jahre erlebte der Zirkus eine Nasenbären Invasion. unterm Zelt. Schauluftig und abwechslungshungrig tamen die Landleute viele Kilometer weit in ihren eigenen Automobilen, und ein Wall von Automobilen umgab Tag und Nacht den Zirkus. Doch auch Indianer tamen, und sie brachten Nasenbären mit als Eintrittsgeld. Erst ließ man sich auf das Tauschgeschäft ein, fchließ­lich) aber mußte man plafate anschlagen und Handzettel drucken lassen, auf denen stand: Nasenbären werden nicht mehr an genommen." Und wenn vielleicht gerade in diesem Augenblic in einem Zoologischen Garten in Europa oder Amerika ein kleiner Rasenbär ,, bitte, bitte" macht und ein glückliches Kind ihm ein Stück Bucker in den Käfig wirft, dann ist das, ganz genau genommen, nur möglich, weil sich mal ein Indianer eine Zirkusvorstellung ansah.

Eins der interessantesten Kapitel ist im Tierpark die Zählung non Geflügel. Da leben beispielsweise auf einem Teich über 500 Enten, die inzwischen Bruten großgezogen haben. Für die Inpentur müffen fie genau gezählt werden, und zwar Männchen und Beibchen gesondert. Darum heißt es: Jetzt werden Krid­entenmännchen gezählt." Der Bärter treibt die Tiere über den Leich, die geschulten 3aologenaugen guden auf Stridentenmännchen, und siehe da, der eine zählte dreißig, und der andere achtzehn pieser fleinen Tiere. Dann beginnt das 3ählen von neuem. Darauf heißt es: Stodentenmännchen" und alles sieht nach den metallisch grünen Hälfen Hernach tommen bie Spießenten an die Reihe und man beobachtet alle Spigschwänze. Der Mann ist bunt, das Weibchen ist schlicht; scheinbar ist alles so einfach, und doch geraten nach den Momenten des Zählens oft die besten Freunde tempera­mentvall aneinander.

Gewissenhaft muß eine solche Inventur gemacht werden, un­bedingt. Dennoch fam es bei aller Gründlichkeit einmal vor, daß achtzehn Elefanten überfehen wurden.