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Morgenausgabe

Nr. 73

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47.Jahrgang

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Der Borwärts" erscheint wochentag­lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgaben für Berlin  und im Handel mit dem Titel ,, Der Abend", Illuftrierte Beilagen Bolt und Zeit" und Kinderfreund". Ferner

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alanse Donnerstag 13. Februar 1930

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Groß- Berlin 10 Pf. dals sd Auswärts 15 Pf.

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Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

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Vorwärts- Verlag G. m. b. H.

KPD   Krawall in den Opelwerfen

Störungsversuche.- Die Eindringlinge verhaftet.

Darmstadt  , 12. Februar.  ( WIB.)

Zu den kommunistischen   Ausschreitungen in den Opelwerken in Rüsselsheim   erfahren wir von zuständiger hessischer Stelle: In den Opelwerken waren gestern drei fommunistische Mitglieder des Betriebsrates entlaffen worden, da sie während der Arbeitszeit die Arbeiterschaft durch Bersammlungen zur Nieder­legung ihrer Tätigkeit aufzupufschen versuchten. Heute vormittag er­schienen auf£ aftautomobilen, Motorrädern und zu Fuß etwa 200 auswärtige kommunisten hauptsächlich aus Frankfurt   und Offenbach   in der Opel  - Stadt, denen fich, als sie in die Opelwerte eindrangen und die Arbeiter zur Arbeitseinstellung aufforderten, etwa 400 tommunistische Arbeiter der Opelwerte anschlossen. Unter den Ein­dringlingen befanden sich der preußische Landtagsabgeordnete Ostar Müller und der hessische Landtagsabgeordnete Sumpf. Die Arbeiter wurden unter Anwendung von Ge­walt von der Arbeit abgehalten, teilweise wurden fie von den Maschinen weggerissen und mißhandelt. Die Eindringlinge versuchten, die Dampffeffel und Maschinenanlagen ftillzulegen. Der gesamte Betriebsrat wurde tätlich be. droht. Der nichtkommunistische Betriebsratsvorsitzende, deffen Ab­fehung die Demonftranten verlangten, wurde von einem Kommu­niften mit einem Dolchmesser angegriffen.

Schon während des ganzen Bormittags halten die kommu­ nistischen   Arbeiler den Betrieb terrorisiert und andere Arbeiter mißhandelf. Auf Verlangen des zuständigen Kreisdirektors von Groß- Gerau   wurde nach der Mittagspause polizeiliche Hilfe aus

fchwach erwiesen. Um 1 Uhr frafen 200 Mann Schutzpolizei   aus

Müller, der erst jüngst in Borms bei den blutigen Erwerbs­losenunruhen als Anstifter verhaftet worden war. Auch der hessische Abgeordnete Sumpf befindet sich unter den verhafteten Anführern, Bei Betriebsschluß gegen 17 Uhr verließ die Gesamtbelegschaft in voller Ruhe die Werte. Die Arbeit dürfte am Donnerstag in blt vollem Umfange wieder aufgenommen werden.

Die Anteilnahme der Rüsselsheimer   Arbeiterbevölkerung war außerordentlich gering. Nur etwa 200 Neugie rige, meistens Jugendliche, folgten am Fabrittor lärmend den Er­eignissen im Innern der Höfe.

Der Schaden.

Boftscheckkonto: Berlin   37536. Bankkonto: Bank der Arbeiter. Angestellten und Beamten, Wallstr. 65. Dt Bu Disc. Gef.. Depofitentasie Lindenstr 3.

Das gelobte Land.

Abbau der Sozialpolitik in Rußland.  - Sozial­demagogie für das Ausland.

Von Peter Garwy.

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Die Arbeitslosigkeit ist der Fluch der Arbeiterklasse. Sie unterbricht die Ausbeutung des Arbeiters um ihm zu zeigen, daß in der kapitalistischen   Gesellschaftsordnung diese Ausbeutung das Gefeß und die Grundlage seiner Existenz ist. Die Arbeitslosigkeit ist eine Auswirkung der Anarchie der tapitalistischen Produktionsweise. Es ist nicht verwunderlich, daß sie anarchistische Stimmungen in den Reihen der Arbeits­losen nährt. Anarchie erzeugt Anarchie. Hunger ist ein schlechter Ratgeber. Die Verzweiflung führt leicht zu Gewalt­taten. Die Massen der Erwerbslosen bildeten immer einen Nährboden für Berzweiflungsakte, die den Arbeitslosen selbst nur Schaden bringen fonnten.

Die Sozialdemokratie und die freien Gewerkschaften haben von jeher für die wahren Interessen der Erwerbslosen gefämpft. Sie haben die Arbeitslosenversiche dierung erfämpft, fie sind gleichzeitig gegen sinnlose Verzweif lungsatte von Erwerbslofen aufgetreten und haben ent­auf schieden die Aufputschungstaktik der Anarchisten und Syndi taliſten bekämpft.

Frankfurt   a. M., 12. Februar.( Eigenbericht.) Wie die Frankfurter Zeitung  " meldet, beziffert Werksleifung der Opelwerke den unmittelbaren Schaden 60 000 m. Cohngelder, den Produktionsausfall auf 60 Automobile. Ob durch Sabotageakte erheblicher Schaden angerichtet wurde, konnte bis zum Werksschluß noch nicht festgestellt werden. liuloq

Was ist's mit dem Ramsch?

Die Moskauer   Subvention für die Rote Fahne  ". Wie steht es um die Verramschung des fommunistischen Eigentums?

Die kommunistische Preffe hat unsere Feststellungen zu Darmstadt   erbeten, da sich die lokalen Gendarmerieträfte als zunächst als blödsinnige Erfindungen" bezeichnet. Dann wur­Darmstadt ein, die die Fabrit umſtellten und bisher acht Führer der Putshiften verhafteten, darunter die beiden Landtagsabgeordneten Sumpf und Müller.

Die Verhafteten wurden abtransportiert. Die preußische Polizei sperrte die preußische Grenze in der Richtung Wiesbaden  - Frank­ furt   a. M. ab. Zur Zeit ist die Fabrit noch abgeriegelf, um bei Arbeitsschluß alle Elemente, die fich nicht als Wertsangehörige aus meisen können, genau tontrollieren zu können.

den aus den blödsinnigen Erfindungen olle Kamellen, längst zurückliegende Dinge. Darauf wiederum hieß es: Darauf wiederum hieß es: alles Schwindel", womit also auch die ollen Kamellen wieder

dementiert waren.

Nach unseren letzten Feststellungen über die Angebote der fommunistischen Unterhändler an die Interessenten ist es in der kommunistischen   Presse still geworden. Rote Fahne" und welt am Abend" schweigen in allen Tonarten. Dies Schweigen ist vielfagend wir wollen weiter. 6000 Mann der Belegschaft befinden sich an ihren indeffen nochmals versuchen, der kommunistischen   Zentrale

Wie die Opelwerte mitteilen, läuft der Betrieb

Arbeitsplätzen.

Ablehnende Haltung der Arbeiter.

Frankfurt   a. M., 12. Februar.( Eigenbericht.) Bon gewertschaftlicher Seite erfahren wir: Am Mittwochmorgen schlichen sich etwa 10 bis 12 Rom  munisten in die Dpelwerte in Rüsselsheim  ( Hessen  ) ein. Sie standen unter der Führung des Landtagsabgeordneten Dstar Müller- Frankfurt und Sumpf- Mainz  . Die eingedrungenen Kommunisten gingen durch die Büros in den Betrieb und verteilten

"

die Zunge zu lösen. Daß sie nicht aus eigener freier Entschließung reden darf, wissen wir; sie ist abhängig, so wie ihre Bresse abhängig ist.

Wir sind in der Lage, die Abhängigkeit des Zentral­organs der Kommunistischen Partei, der Roten Fahne", zahlenmäßig zu beweisen.

Die Gesamtauflage der Roten Fahne" beträgt 25 000 Exemplare. Von dieser Gesamtauflage werden 5000 Stück von der russischen Botschaft und Handelsvertretung in Berlin   bezogen.

überall Flugblätter, in denen zu einer Protestver. Genau zwanzig Prozent der Gesamtauflage des kommunisti sammlung im Fabrithof und zur Stiflegung des Beschen Zentralorgans find also von den Moskauer Auftrag

triebes aufgefordert wurde.

Ind   also

Die Ursache zu diesem Borgehen liegt darin, daß drei tom munistische Betriebsratsmitglieder auf Befehl der Kommunistischen Bartei zum Bruch der Tarifverträge und zu wilden Streits aufgefordert hatten. Die Betriebsrats mitglieder waren daraufhin von der Werksleitung bis zu einer Ent­fcheidung des Arbeitsgerichts beurlaubt worden.

Die übergroße Mehrheit der 7000 Opel  - Arbeiter verhielt sich völlig ablehnend, nur etwa 200 kommunistische Schreier schloffen sich den eingedrungenen kommuniffen an.

Der Betriebsratsvorsitzende, der vermitteln wollte, wurde mit Messern bedroht. Die Kommunisten hielten auf dem Fabrithof eine Bersammlung ab, in der sie die Stillegung des Be. triebs forderten und eine revolutionäre" Rampf. leitung wählten, die über den Kopf des Betriebsrats hin­weg mit der Wertsleitung verhandeln sollte. Die Wertsleitung lehnte alle Verhandlungen ab, da sie nur mit den Gewerkschaften verhandele. Der Aufforderung, die Motoren abzustellen,

wurde nur an wenigen Arbeitsplähen Folge geleistet. Um die fremden Eindringlinge zu entfernen, rief die Werkleitung die hessische Landespolizei aus Darmstadt   zu Hilfe. Die Polizei stellte sogleich die Ordnung wieder her, ohne daß Widerstand geleistet wurde. Die Anstifter der Unruhe wurden fast sämtlic) fe ft genommen und nach Darmstadt   abtransportiert. Unter den Berhafteten befand sich wieder der preußische Landtagsabgeordnete

gebern abonniert.

Die Rote Fahne  " ist ein von der Sowjetbot. schaft in Berlin   fubventioniertes Blatt. Sie ist in solchem Maße subventioniert, daß selbst die von der Reichsbahn fubventionierte D23." nicht die Konkurrenz mit ihr aufnehmen tann. Angesichts der Gemeinheiten, die die ,, Rote Fahne" gewohnheitsmäßig gegen die deutsche Reichs regierung und die Preußenregierung zu schleutern pflegt, ist es von besonderem Interesse zu wissen, daß dies Blatt von der amtlichen Vertretung der Sowjetregie. rung in Berlin   ausgehalten wird.

Man versteht, warum die Rote Fahne" plößlich nicht mehr reden fann. Sie zieht es vor, durch Schweigen au bestätigen, daß unsere Feststellungen über die arbeiter feindlichen Vorschläge, die die Zentrale der KPD  . bei dem beabsichtigten Ramschgeschäft machen ließ, in allen Ein. elheiten richtig sind.

Abgerückt!

Demokratische Graftion gegen Berliner Tageblatt.

Im Haushaltsausschuß des Preußischen Land. tags rückte der demokratische Abgeordnete off am Mittwoch von dem Kampf der Berliner   demokratischen Presse gegen den Volks­schullehrer als Kultusminister entschieden ab. Die demokratische Fraft on babe leider keinen Einfluß auf diese demokratische Bresse  

Die Anarchisten und Syndikalisten maßen die Tempera­tur des Proletariats, indem sie ihren eigenen Buls fühlten. In ihrer Selbsttäuschung haben sie der Arbeiterklasse nicht menig geschadet. Wie Maschinenstürmer im Anfang der Arbeiterbewegung, haben auch sie den berechtigten Protest der Arbeitslosen oft auf das falsche Geleise gelenkt. Aber sie waren weit davon, die Erwerbslojen als Kanonenfutter aus­nußen zu wollen.

Anders steht es mit den Kommunisten. Das, was jetzt in allen Ländern nach dem Befehl aus Mostau getrieben wird, ist feine heilige Ignoranz, feine aufrichtige Selbst­täuschung, fein Fanatismus des Glaubens.. Es ist vielmehr eine faltermogene Butschtaftit, die die Leiden und die Ber zweiflung der Arbeitslosen als Sprengstoff auszunuzen sucht. Weltrevolution als Ziel wird durch die Weltrevolution als Ablenfungsmanöver abgelöst. Der Angriff auf die Festung des Weltkapitalismus wird durch den Angriff auf die internationale Sozial­demofratie erlegt.

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Es ist ein offenes Geheimnis, daß die Inspiratoren und tau fizen." Im Kreml   wird mit Hochdruck gearbeitet. Die Leiter der revolutionären Arbeitslosenbewegung" in Mos­innere Lage Sowjetrußlands wird immer schlimmer um so wichtiger ist es für die Diftatur, die Weltrevolution" zu entfeffein. Die Ausbeutung der russischen Arbeiter bei der Durchführung des utopischen Fünfjahresplanes wird immer größer, die Ernährungs- und Wohnungsverhältnisse immer schlechter, die Arbeitslosigkeit immer aussichtsloser. Desto wichtiger ist es den Diftatoren im Kreml  , zu zeigen, daß es den Arbeitern in den kapitalistischen   Staaten noch schlechter gehe. Es ist nicht Wahrheit, aber wenn es wahrheit wäre ist dies eine Entschuldigung für eine Arbeiterregierung"? Die Sowjetpropaganda will die russischen wie die aus­ländischen Arbeiter verwirren. Das Zentralorgan der PKDSU, die Pramda", versucht in einem Leitartikel vom 2. Februar die westeuropäischen Arbeiter auf den grund­fäßlichen Unterschied" aufmerksam zu machen, der zwischen der Arbeitslosigkeit und ihrer Bekämpfung in den kapitalisti schen Staaten und in der Sowjetunion   besteht. Dort- die Einschränkung der Produktion, hoffnungslose Arbeitslosigkeit, gewaltsame Niederwerfung der Arbeitslosenbewegung; hier das gigantische Wachstum der Produktion, das zahlenmäßige Anwachsen der Arbeiterklasse, Verminderung der agrarischen llebervölkerung infolge der Kollektivifie rung der Landwirtschaft und die breitefte Sozialversicherung der Arbeitslofen. Aus dieser Gegenüberstellung sollen die breiten Arbeitermassen Westeuropas   revolutionäre Schluß­folgerungen" ziehen.

Aber diese Gegenüberstellung ist wissentlich falsch. Die Lage der Arbeiterklasse und der Arbeitslosen in den tapitalistischen Staaten ist freilich ungemein schlecht. Aber noch schlimmer ist sie im ersten Arbeiterstaate". Das Heer der Arbeitslosen erreicht nach den offiziellen Angaben fast Millionen bei einer verhältnismäßig winzigen Dabei wird Dorfäßlich kaum die Industrie. Hälfte der Erwerbslofen in den Arbeitsnachweisen registriert, um damit die Unterstüßungsgelder zu sparen und die Reservearmee der Arbeitslosen von den Ver­tretern der enteigneten Klaffen und von den bäuerlichen Elementen zu reinigen". Die 3wangsfollektivierung und die Maschinisierung der Landwirtschaft führt nicht zur Ver­minderung, sondern im Gegenteil zu einer gefährlichen Steigerung der agrarischen lleb rvölkerung. Die Arbeits­losenversicherung in der Sowjetunion  ...

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Aber hier müssen wir einige Forderungen anführen, die Komintern entfesselte revolutionäre Arbeitslosenbewegung" die Prawda" im obenerwähnten Leitartikel für die von der außerhalb Rußlands   aufstellt: Abschaffung der Weber­