Seltsam ist es auf den Dächern einer Stadt. Eigentlich scheinen sie eintönig und grau, weil sich viele Dächer ähneln und Ruß und Mörtelfand und Staub sie alle bedeckt. Aber sie können geheimnisvoll sein, mie ein Irrgarten etwa, in ungleiche Felder durch die Straßenzüge eingeteilt. Die Schornsteine und Luftschächte fehen wie abgeforftete Wälder aus in dieser ungewohnten Dach landschaft, nur einige Kirchtürme mit schwarzen Spizen und goldenen Kreuzen als Richtungsweiser und das Kupfertuppeldach des Museums in der Mitte wie eine grüne Infel. Dort hinten die Fabrifschornsteine und die schwarzen Gasbehälter, rechts die Baumwipfel von den Kirchhöfen und Parts, und wo der Nebel liegt, wird der Strom sein. Man fönnte sich also schon zurecht finden hier oben, wenn man die Stadt genau fennt. Aber auf den Dächern überwandern fann man sie nicht. Das tönnen nicht einmal die Schieferdecker und die Kaminkehrer, die doch auf den Dächern zu Hause sind und gar nichts Außergewöhnliches mehr an ihnen finden; denn die Straßenzüge teilen die ganze Stadt in Dächer blocs, in große und kleine, ganz unregelmäßig, so wie unüber brüdbare Spalten einen Gletscher aufteilen, nur hier schön rechte mintlich, wie nach der Richtschnur.
Noch ungewöhnlicher und seltsamer ist es auf den Dächern der Stadt in der Nacht. Dann ist es dort oben noch ruhiger als am Tage. Nur aus den Straßenspalten brodelt Lärm und quillt Licht, und wenn es eine flare Nacht ist, fann man die große Stadt bis zu den Vororten überbliden, wo auf den Dächern die Trodenböden liegen, bis zu dem Hafen fann man sehen, wo rote und gelbe Lichter an Schiffsmaften schaufeln. Man sieht, wie die Stadt sich zum Meere sentt, erkennt die Hauptstraßen, weil sich dort die Licht mengen der Reklame greller und höher empordrängen. Aber so kennen die Dächer nur wenige Menschen. Nur Kazen und Kater. Was sollte man auch des Nachts dort oben? D, bitte! Unter dem flachen Teerpappenbach des Hauses Nr. 9 in der Andreasstraße zum Beispiel ist der Lagerraum der Schokoladenfabrit G. Der Deckel zum Luftschach läßt sich leicht abheben. Man kann dann wohl über zwölf Dächer gehen, um fleine, enge Bachöfe herum, bis zum Dach des Hauses Nr 1 in der Stubenrauchstraße. Dort hat der Portier einen Taubenschlag; die Bodentreppe ist nie ver. schlossen. Die Haustür wird in diesem Hause immer schon um 26 Uhr geöffnet. Meinen Sie nicht, daß man durch den Ausgang für Lieferanten dort um 8 Uhr ungestört mit einem großen Backen Schokoladentafeln herauskommen tann? Sicher fann man das!
Der junge Mann, der jetzt den Lufendeckel wieder aufsetzt, verfucht gerade, es uns zu beweisen. Willi heißt er, er ist achtzehn Jahre alt. In den beiden großen Pateten neben sich hat er gestohlene Schokoladentafeln. Von allen Sorten. Mindestens 300 Stück. Er hat Dachdeckerschuhe mit geflochtenen Sohlen an. Jezt ist es 4 Uhr früh. Er wird sich also bald zum Dach des Hauses in der Stubenrauchstraße schleichen und dort bis 8 Uhr etwa warten. Geduld hat er. Im Lagerraum der Schokoladenfabrit, wo er sich hat einschließen lassen, hat er ja auch seit 7 Uhr abends gewartet. Geduld gehört dazu.
Die Stadt ist jetzt ganz ruhig. Es fährt feine Straßenbahn, und die paar Tagen brauchen in den leeren Straßen nicht zu hupen. Nur im Sund stöhnt manchmal ein Schlepper auf. Der Sirenenton ermeckt aber feinen Schläfer; denn in dieser Warenhausgegend -zümschlafen nur wenige und dann meistens nur im Parterre, in den
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Danksagung
Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme beim Seimgange meiner lieben Frau, unserer lieben Tochter,
Schwester, Schwägerin und Pflege
mutter
Elfriede Kunisch
geb. Pippow fagen wir allen Beteiligten unferen herzlichsten Dant
Danksagung.
Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme beim Heimgange meines lieben Mannes, unferes guten Vaters Gustav Bereuter fagen wir allen Beteiligten, den Kol legen des Bezirksamtes Prenzlauer Berg sowie den Genossen, der 25. Abt. der SPD . unseren herzlichsten Dant. Berlin , im Februar 1930.
Die Hinter bliebenen.
Radio- Sprechapparate
Portierwohnungen. Im übrigen weiß man schon, wie man sich hinter Luftzügen und Brandmauern deden fann. Billi, der Dieb, nimmt jetzt den größeren der beiden Baden und macht sich auf den Weg über die Dächer. Er geht leise und vorsichtig; denn er weiß, wie auf den Dächern das Knirschen von Kies durch die leeren Bodenräume unter ihm verstärkt werden kann. Wie bei einer Trommel. Die Bodentür, die schräg hinabführt, und so aussieht wie eine Kajütentreppe, ist nicht verschlossen. Na also! Er feßt das Patet ab und geht wieder zurüd. Er fühlt sich ganz sicher, gar nicht so, als ob er auf Diebeswegen mandelt. Er balanciert auf einer Mauerfante dahin. Beinahe pfeift er sich eins dazu. Da sieht er, daß der Deckel von der Lufe wieder herunter gehoben ist. Oder ist das eine andere Lufe? Die sehen sich so verdammt ähnlich. Nein, daneben steht ja sein zweites Schokoladenpaket. Oder hat er den Deckel nicht wieder draufgesezt? Doch! Da ficht er zwei Hände über die Ränder greifen, er springt zurüd hinter einen breiten Schornstein und sieht dabei, wie auf dem Dach des Nachbarhauses eine andere Lufe aufgestoßen wird. Und da tucht auch fofort ein Kopf mit einem Tschato auf. Willi will es nicht glauben. ,, Nein", sagt er sich, du hast dich geirrt. Das ist Angstpsychose." Er flammert sich an dieses Wort, das er irgendwo gelesen, aber es beruhigt ihn nicht. Er bekommt doch Angst. Hunds gemeine Angst. Er wagt nicht, um die Ede des Schornsteins zu sehen. Dann wüßte er sofort Bescheid. Nein, er lugt nicht um die Ede, er denkt:„ Angstpsychose." Da hört er Schritte. Dann fagt einer: Ist was zu sehen?" Nee." antwortet ein anderer. Sie find nicht vorsichtig. Wieder eine andere Stimme:„ Warum fommen denn die nebenan nicht hoch?" Sommen schon!" Willi sieht immer noch nicht um die Ede. Er weiß, wie die aussehen, Die Tichatos und die schwarzen Gamaschen und die Gummitnüppel. Jetzt denkt er: ,, Verstecken!" Wohl ein paar hundert Schornsteine und Luftschächte stehen auf den Dächern dieses großen Häuferblocks. Aber wenn sie von mehreren Seiten tommen? Die haben ja Pläne," denkt er jetzt. Die Polizei hat ja Pläne von allen Dächern!" Das hat er einmal gehört. Das haben alle erzählt, als damals Pflaumen Paule mit seinem Lager im alten Viertel auf den Dächern gefaßt wurde. Die haben genaue Pläne!" Wahrscheinlich ist das gar nicht wahr, aber Willi glaubt es und sinnt sofort etwas anderes: An der Fassade runter!" Und blizschnell stellt er sich alle Fassaden mit Stud, mit Erfern, mit Kanten, Zinnen und Firmenschildern Dor. Nee, lieber zurüd zur Stubenrauchstraße. Auf dem Boden versteden!" Und jetzt beginnt er sich zum erstenmal zu rühren. Er richtet sich langsam auf. Immer weiter zurüd. Schwupp, ist er hinter dem nächsten Schornstein! Er redt vorsichtig den Hals und übersieht die Schornsteine. Jetzt springt er zum nächsten. Da sieht er den Giebel eines Hauses. Der ist nur so über dem Dach zur 3ier aufgerichtet und mit einer starten Eisenstange gestützt. Draußen dran lang?" sagt er sich. Schon springt er wieder. Und jetzt nimmt er feine Rücksicht mehr auf den Kies und auf das Poltern. Er läuft und sieht nicht rechts und sieht nicht links. Nur zum Giebel sieht er.
Halt! Bleiben Sie stehen!" Ganz dicht neben ihm, hinter einer drehbaren Windhaube auf einem Schornstein! Willi schlägt einen Hafen und ist gleich wieder hinter seinem Schornstein verschwunden, den er soeben verlassen hatte. Kommen Sie mal hier her!" Wieder die gleiche Stimme. Sein Herz Klopft. So zweimal,
Deutscher Metallarbeiter- Berband
Dienstag, den 18. Februar 1930, abends 7 Uhr, in den Sophien- Sälen, Sophienstr. 17/18 Vollversammlung der Betriebsräte
Tagesordnung:
Vortrag des Reichstagsabgeordneten Genossen Siegfried Aufhäuser über ,, Volksstaat und Sozialgesetzgebung".
Wir ersuchen um pünktliches Erscheinen.
Zutritt nur gegen Borzeigung des Mitgliedsbuches und gültigen Betriebsräte- Ausweises.
Achtung, Drücker!
Die Branchenverfammlung der Drüder fällt im Monat Februar aus.
Spielplan
unferer Aulturabteilung.
In der Woche vom 17. bis 23 Februar: 1. Smischen 14 und 17(§ 218):
Total- Ausverkauf inbcarfilm.
wegen Aufgabe des Geschäfts zu jedem annehmbaren Preis Radio- Apparat m. Lautsprecher schon von Mk. 22.50 an. Berlin , Brunnenstraße 17 ( an der Invalidenstraße).
3. Humoreste.
In der Woche vom 24. Febr. bis 2. März: 1. Die Buddenbrooks ( Thomas Mann ). 2. Technischer Film. 3. Sumoresfe.
In der Woche vom 3. bis 9. März:
1. Rehre wieder Afrita.
2. Eisengleichrichter.
3 Humoreske.
In der Woche vom 10. bis 16. März:
1. Aegyptische Reise.
2. Technischer Film.
3. Humoreste
Anfragen wegen Ueberlassung und Be fuch der Abteilung find telephonisch ober fchriftlich an die Kulturabteilung( Büro: Sinienſtr. 83/85, Zimmer 20) zu richten. Die Ortsverwaltung.
Höhere Techn. Lehranstalt, Maschinenbau , Elektrotecknik, Automobil- und Flugtechnik, Gas- und Wassertechnik, Chemie, Werkmeister- Abteilung. Programm frei
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Be
erst in der Brust, dann im Halse. Kommen Sie mal her Sie!" Werde mich hüten," denkt Billi ,,, ich muß zu der Bodereppe." Jetzt wird gepfiffen, überall wird gepfiffen. Ueberall ommen Schritte auf ihn zu. Es wird auch heller. Berflucht!
,, Borsicht, da ist einer." Man spricht ganz laut. Go, o tonne er doch nicht aus dem Reffel entwischen.
Pfiffe. Ueberall. ,, Das sind mehrere!"„ Borsicht, dort hinten!" Un wieder
ihn aber. Wieder Pfiffe und Rufe: ,, Da ist er! Da!" Jetzt schiebt er sich auf den Knien weiter. Drüben eht man
Billi springt auf und läuft. Läuft und sieht sich icht nach einem Bersted um. 3ur Bodentreppe! Erst mal zur Boontreppe!"
,, Stehenbleiben!" Jeßt büdt er sich unter bie Antennen. Bleiben sie stehen! Achtung!" Willi hört nicht.„ Bloß nicht faffen laffen! Wegen Schokolade, was?" Jetzt läuft er an de schmalen Da ist die Bodentreppe. Er hört die Tauben des Porters gurren. Mauer, auf der er vorhin balancierte. Begen Schofolde? Nee!"
,, Stehenbleiben! Achtung!" An der Bodentreppe ist téner. Drüben rechts läuft einer vom Wach und Schließinstitit. Abe der tommt nachher nicht weiter. Da ist das schräge Glasdach des Ateliers. Kuchen, mein Lieber! Ob ich noch vorhe mal inter einen Schornstein springe? Nee, lieber nicht! Lieler gleic zur Bodentreppe!"
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,, Stehenbleiben!" Das waren schon mehr als dri Anrufe Und wirklich! Da! ẳng!!„ Die schießen! Was, die Scheine schießen?" denkt Willt blitzschnell. Er bückt sich unwillkürlid und will die Bodentreppe hinunterlaufen. Wieder: Päng!! Billi pürt, wie ihm der Jadengipfel fortgeriffen wird, dann spürt er was wie einen eisigen Lufthauch auf seiner nackten Haut in der äfte. Getroffen! So ist das also, wenn man getroffen wird! Echer ins Herz getroffen!" Spring doch, Mensch! Spring doch die Bentreppe runter, Billi! Aber da rutscht ihm die Türklinke der Ben tür aus der Hand, und er fällt auf die Knie. Er denkt wilich, er wäre ins Herz getroffen worden, obwohl er spürt, daß jetzauf einmal an seiner Hüfte eine brennend heiße Stelle ist. Er vict hintenüber, und weil das Dach schräg ist, fängt er an zu len und rollt dem Rand zu. Egal," denkt er und sieht abwechind ganz weit die blaffen Sterne und dann wieder dreckige, schurze, blafige Dachpappe ganz nah, je nachdem er beim Rollen das Gicht oben oder unten hat. Egal!"
"
Da fühlt er die Dachrinne zwischen den Fingern. Festhten! Willi! Und schon hängt er und trampft sich mit beiden Hände fest. Hilfe!" schreit er ,,, Hilfe!" So wie Ertrinfende schreien. Ab der Mann dort fann nicht über das schräge, gläserne Atelibach. Hilfe!" Im zweiten Stockwerf schiebt eine Frau, vom Sießen und Schreien aufgeschreckt, die Gardinen vom Fenster. hat Papiermidel im Haar. Als sie an der Dachrinne den Mann ingen sieht, schiebt sie entsegt die Gardinen wieder vor. Festhalten ruft der Wachmann drüben und pfeift und wintt dem Schußman Und der Dieb Willi fühlt sich immer schwerer werden. Er denftn ein Mädchen, die ist Berläuferin in einem Spielzeugíaden. Un dann sieht er die Badungen der Tafeln der Milchschokolade vor st eine Ruh, braun, die gemolfen wird, mit einer Glode um de Hals. Hilfe!" ruft er noch einmal, dann rutschen ihm die Fingers, und er fällt auf den Hof. Neben den Müllbottichen bleibt er tdiegen.
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