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Dienstag

18. Februar 1930

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Unterhaltung und Wissen

Kapillin Scott: Der Tod im Lager

Schneelafen eingehüllt, das Land war nur noch eben undeutlich in der Ferne sichtbar. Ereignisse wie die heutigen werden wir zeit­die tragische Scott- Expedition in toftspieligeren großen und billigeren lebens nicht vergessen! Bielleicht wird alles noch gut, wenn wir

Am Sonntag fand im Staatlichen Schauspielhaus bie Uraufführung von Goerings Subpolar- Expedition des Rapitäns Scott" unter der Regie Leopold Jeßners statt. Im Berlag Brodhaus find die Bücher über vollstümlichen Ausgaben erschienen. Wir veröffentlichen nachstehend aus dem Buch Robert Falcon Gkott ekte Fabt t" einen charat. teriftifchen Abschnitt, ber uns mitten in den Ablauf des graufigen Schidlals der Expedition hineinstellt,

Mittwoch, 14. februar. Temperatur beim zweiten Frühstück 18 Grad, beim Abendessen 17 Grad. Ein schöner Tag mit hilfreichem Wind, der gletscherabwärts wehte, und ein ziemlicher guter Marsch. Wir machten uns etwas spät auf den Weg und zogen die Moräne hinunter. Anfangs wollte ich mich rechts wenden, wurde aber glüd licherweise anderen Sinnes, und wir folgten den gewundenen Linien der Maränen. Diefer Sturs brachte uns denn auch gut auf den Gletscher hinaus. Rach einer Stunde fetzten wir das Segel; aber unsere vereinten Anstrengungen erzielten nur eine langjame Fahrt, teils wegen der fandartigen Schneewehen, die benen auf der Höhe glichen, teils auch infolge unserer rauh geworbenen Schlittenfufen. Beim zweiten Frühstüc wurden sie abgefragt und mit Sandpapier geglättet. Aber dann tamen mir auf Schnee, der nur hin und mieder Eis durchscheinen ließ. Zuerst ging es erbärmlich, aber da Gefälle und Mind besser wurden, legten wir doch noch 12 Kilometer zurüd. Eine furchtbare Tatsache, aber unleugbar: mir tönnen nicht mehr gut marschieren! Bahrscheinlich feiner von uns! Bilfons Bein schmerzt noch, und er wagt sich nicht mehr auf die Schneeschuhe.

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Aber am schlimmsten steht es mit Evans! Heute morgen entdeckte er plöglich eine riesige Beute an feinem Fuß, und auf dem Marsch mußten wir ihm die Steigeifen immer wieder zurechtschieben Tange, foftbare minuten, die wir nicht wieder einbringen können! Ginge es nur erst, wie heute nachmittag, gleichmäßig auf Schnee schuhen vorwärts, dann tönnte er sich wohl wieber erholten! Er ist hungrig, und Wilson auch. Aber wir dürfen es nicht magen, mehr Lebensmittel zu verbrauchen, und ich, gegenwärtig Roch, bringe immer etwas weniger als die ganze Ration auf den Tisch. Bir find schlaff und langfam bei der Lagerarbeit das gibt neue Ber zögerungen! Ich habe heute abend den anderen eindringlich zuge. sprochen hoffentlich wird es nun besser damit. Das untere Gletscherbepot ist noch gegen 55 Kilometer entfernt, und unsere

Lebensmittel reichen etwa drei Tage.

Donnerstag, 15. Februar. Lager R 29. Ein schwerer Marsch von 26 Rilometern heute, aber wir wissen nicht genau, wie weit es noch bis zum Depot ist. Heute nachmittag war es bewölkt und das Land lange Zeit unfichtbar. Wir haben die Nahrung nerringert und die Schlafenszeit gefürzt und fühlen uns ziemlich traftlos. In andert halb, höchstens zwei Tagen werden wir das Depot erreichen, hoffe ich bestimmt wir haben nichts anderes mehr im Sinn fönnen teine anderen Gedanken mehr fassen.

mir

Freitag, 16. Februar. Bir find in entfeßlicher Aufregung: unser Evans fcheint geiftesgestört! Der sonst fo selbstbewußte Mann ist gang verändert; heute morgen und auch heute nachmittag ließ er cuf einmal umber lächerlichen Borwänden haltmachen! Wir leben von Inappsten Rationen, und bis morgen abend müssen unsere Lebensmittel reichen! Mehr als 18 oder 22 Kilometer fönnen es nidyt mehr bis zum Depot fein. Aber das Wetter ist uns in jeber Weiße feindlich. Nach dem zweiten Frühstück waren wir wie in

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unser Depot morgen ziemlich früh erreichen! Aber mit dem tranfen Mann unter uns Mann unter uns? Doch wozu sich über noch ungeschehene Dinge aufregen? Die Minuten zum Schlaf sind uns abgezählt ich fann nicht mehr schreiben.

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Sonnabend, 17. Februar. Ein grauenvoller Tag! Evans jah, nachdem er gut geschlafen hatte, ein wenig wohler aus, und ver­ficherte, wie immer, daß es ihm sehr gut gehe. Er marschierte vor den Schlitten gespannt mit uns ab, verlor aber nach einer halben Stunde den halt auf den Schneeschuhen und mußte abgeschirrt wer­ben. Die Oberfläche war scheußlich, der fürzlich gefallene weiche Schnee blieb bei jedem Schritt in großen Klumpen an den Schuhen und Schlittenfufen hängen, der Schlitten ächzte unter den Stößen, der Himmel mar bebedt und das Band verschwommen. Nach etwa einer Stunde machten wir halt, und Evans holte uns ein, aber sehr, sehr langjam. Nach einer halben Stunde blieb er wieder zurück und bat Bowers noch, ihm ein Ende Bindfaden zu leihen. Ich riet ihm, uns möglichst schnell nachzukommen, und er versprach es in einem, wie mir schien, heitern Tone. Als wir dem Monumentfelsen gegenüber waren, faben wir Evans noch sehr weit zurück; ich ließ deshalb das Lager aufschlagen.

Anfangs waren wir gar nicht unruhig, brühten Tee auf und feßten uns zum Essen. Als sich dann aber Evans immer noch nicht fernt. Jest pacte uns die Aufregung, und wir fiefen alle vier auf einstellte, schauten wir aus dem Zelt und fahen ihn noch weit ent­Schneeschuhen zu ihm hin. Ich langte zuerst bei ihm an und war entfezt über sein Aussehen: mit aufgerissenem Anzug lag er auf den entfeit über sein Aussehen: mit aufgeriffenem Anzug lag er auf den Knien, die Hände waren nackt und erfroren, und in seinen Augen war ein milder Blic! Als ich ihn fragte, was ihm fehle, antwortete er in schleppendem Tone, er wisse nicht, was mit ihm sei, aber er habe wohl einen Ohnmachtsanfall gehabt. Wir richteten ihn auf, aber nach zwei oder drei Schritten fant er wieder auf den Schnee und zeigte alle Symptome vollständigen Zusammenbruchs. Wilson, Bowers und ich liefen zurück, um den Schlitten zu holen, während Dates bei ihm blieb. Als wir zurückkehrten, war er ohne Bewußt sein, und als wir ihn ins Belt gebracht hatten, schien er vollkommen schlaffüchtig.

Er erwachte nicht wieber: Um 21 Uhr in der Nacht ist er ge­storben.

Der arme Evans hatte schon furz vor unserem Eintreffen am Bol angefangen, schwächer zu werden, und der Schred über seine erfrorenen Finger, später das wiederholte Fallen auf der anstrengen den Gletscherwanderung und zuletzt der völlige Berlust des Ver­trauens auf sich selbst, hatten seine Gesundheit untergraben; Wilson nimmt als sicher an, daß er sich bei einem Fall das Gehirn verlegt habe. Furchtbar, einen Kameraden so verlieren zu müffen! Aber bei ruhigem Nachdenten mußten wir uns fagen: immer noch ein Glück, daß die entsetzlichen Aufregungen der letzten Woche gerade so endeten. Mit einem Schwerkranten so weit reifen zu müssen, wäre für uns alle eine verzweifelte, rettungslose Sache gewesen!-

Um 1 Uhr nachts packten wir zusammen, zogen über die Preß­eisrüden abwärts und fanden das untere Gletscherdepot ohne Mühe.

Maxim Gorki  : Das Leben

Es standen vor dem Antlig des strengen Lebens zwei Menschen, die mit ihm unzufrieden waren. Auf die Frage: ,, Was wollt ihr von mir?" antwortete der eine mit ermüdeter Stimme: Mich empört die Graufamkeit deiner Widersprüche; vergebens fucht mein Geist den Sinn des Lebens zu erfassen, und meine Seele ist angefüllt mit schwarzen Zweifeln. Mein Selbstbewußtsein sagt mir, daß der Mensch das beste aller Geschöpfe ist..."

Was willst du von mir?" fragte leidenschaftslos das Leben. ,, Glüd! Für mein Glüd ist es notwendig, daß du die zwei Hauptwidersprüche meiner Seele aussöhnst: Mein ich will" mit deinem du mußt".

Wünsche das, was du für mich mußt", antwortete ihm streng das Leben.

Ich will für dich mich opfern!" schrie der Menschsten Ich will der Herr des Lebens sein und muß zusammenbrechen unter der Last seiner Gesetze. Weshalb?"

Sprechen Sie doch einfacher!" sagte der zweite, der dem Leben näher stand. Der erste jedoch fuhr fort, ohne auf die Worte feines Kameraden zu achten:

Ich will Freiheit haben, will mit meinen Wünschen einträchtig fein und nicht aus Pflichtgefühl meines Nächsten Bruder oder Knecht fein; ich werde das sein, was ich will, Slave oder Bruder; ich will fein Stein der Gesellschaft sein, den sie hinlegt, wohin und wie sie will, indem sie die Gefängniffe ihrer Behaglichkeit baut. Ich bin ein Mensch, ich bin Geist, ich bin die Vernunft des Lebens, ich muß ja frei fein." Halt!" fagte das Leben, hart lächelnd, du haft schon viel ge­sprochen, und alles, was du noch weiter fagen willst, ist mir befannt. Du willst frei sein? Nun denn! Sei es! Rämpfe mit mir, bezwinge mich und fei mein Herr, und dann werde ich dein Knecht sein. Du weißt, daß ich leidenschaftsfos bin und mich meinen Besiegern immer leicht ergebe. Aber besiegen muß man mich! Hast du die Kraft, für deine Freiheit mit mir den Kampf aufzunehmen? Ja? Bist du für diesen Kampf start genug und verläßt du dich auch auf deine Kräfte?" Und der Mensch sprach mutlos: ,, Du hast mich in den Kampf mit dir felbft hineingezogen. Du hast meine Vernunft geschärft wie ein Messer, daß ich mir in die Seele stieß, ohne sie mir völlig zerstören

zu können."

Sprechen Sie doch drohender mit ihm, jammern Sie nicht!" fagte der andere. Und ber erfte sprach weiter: Ich will mich von deinem Joche befreien. O, laß mich doch das Glück genießen!"

Das Leben begann wiederum mit marmornem Lächeln: Sage: Wenn du sprichst, verlangst du ober bittest du?" Ich bitte", erwiderte wie ein Echo der Mensch.

Du bist wie der gewohnheitsmäßige Bettler; aber, mein Lieber, ich muß dir sagen: Das Leben gibt feine Almofen. Und erfahre noch etwas: Der Freie bittet nicht er nimmt felbft meine Gaben. Aber du, du bist nicht mehr wie ein Stlave deiner Wünsche. Frei

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ist der Mensch, der die Kraft hat, allen Wünschen zu entsagen und einen Wunsch erfüllen will. Hast du begriffen? Fort von mir!" Er verstand es. Wie ein Hund legte er sich zu Füßen des leiden­schaftslosen Lebens hin, um ruhig die Broden und leberreste von seinem Tische aufzufangen.

Dann schauten die farblosen Augen des Lebens auf den zweiten Menschen das war ein robes aber gutmütiges Gesicht: Um was bittest du?"

"

Ich bitte nicht, sondern fordere." Was?"

,, Wo ist die Gerechtigkeit? Gib sie her! Alles Uebrige nehme ich später, zunächst aber muß ich die Gerechtigkeit haben. Ich warte lange, ich warte geduldig, ich führte ein arbeitsvolles Leben, ohne Raft, ohne Licht! Ich mariete Run ist es genug! Wo ist die Gerechtigteit?"

Und das Leben antwortete Ihm leidenschaftstos: hmm fie!"

ala T

Ein Pflanzenwunder

Daß es fehr merkwürdig und eigenartig ist, an einer und der selben Pflanze erhebliche Mengen von Kartoffeln und Tomaten zu sehen, bewies der große Andrang vor einem Leipziger   Blumen geschäft, in dessen Schaufenster dieses Pflanzenwunder ausgestellt war. Man hat zwar schon ab und zu gelesen, daß Stengel­Pfropfung zwischen Kartoffeln und Tomaten möglich ist, befam aber Pflanzen mit doppelten Erträgen nirgends zu Gesicht. Die Ursache ist wohl darin zu suchen, daß die Pfropfung, wie so vieles, durch aus möglich, im übrigen aber in der Durchführung recht schwierig und von Bersagern begleitet ist. Wie gelangte man nun zu den mit Tomaten und Kartoffeln beladenen Brachtegemplaren? Man legte die angeteimten Kartoffeln Anfang April in die Töpfe und stellte Diefe in einen falten Mistbeettaften Anfang Mai wurde je ein Reis der Tomatenforte Erfte Ernte  " in einer Höhe von 10 bis 15 Zentimeter auf die kräftigsten Kartoffeltriebe gepfropft, nachdem die anderen kurz über der Erde abgeschnitten worden waren. Die aufgepfropften etwa 10 Zentimeter langen Tomatentöpfe wuchsen sehr leicht an. Für sachgemäße Durchführung der Pfropfung und Pflege der Pflanzen wurde natürlich Sorge getragen. Sobald die Pflanzen nicht mehr weiften, gewöhnte man sie langsam an Luft und Sonne. Schließlich wurden die Fenster ganz heruntergenommen. Anfang Juni pflanzte man die Tomaten- Kartoffel zusammen mit Tomaten aus und fonnte bald feststellen, daß die Früchte der auf Kartoffeln veredelten Tomaten früher reiften, als die der daneben stehenden Tomaten. Das Aroma der Früchte unterschied sich in nichts von dem der unveredelten Tomaten. Die Kartoffelernte betrug 10 bis 12 Stüd je Staude.

Beilage

des Borwärts

Ahnen des Maschinenmenschen

Der Maschinenmensch oder Robot", wie er in angelsächsischen Ländern nach einer Dichtung des Tschechen Capet heißt, ist das neueste Wunder der modernen Technik. Auch hier wird ein alter Sehnsuchtstraum des Menschen erfüllt, denn stets hat man danach getrachtet, dem Leblosen den möglichst täuschenden Schein des Lebens zu verleihen, und der fünstliche Mensch von heute vermag, wenn er auch noch theatralisch in phantastischer Ritterrüstung auftritt, fich zu bewegen, zu sprechen, Ausstellungen mit langen Reden zu eröffnen, ja jogar ein Telephon zu bedienen, schwierige Wägungen und Messungen vorzunehmen und die fompliziertesten Berrichtungen in Laboratorien auszuführen. Sicherlich steht diesem Maschinen­menschen, der besonders in Amerita schon über das Stadium der Spielerei weit hinausgediehen ist, eine große Zukunft bevor, aber er blickt auch auf eine weite Bergangenheit zurüd, denn der Automat hat die Phantasie der Menschheit so beschäftigt mie feine andere tech­nische Erfindung, und von den Wundern antifer Briefter bis zu den gespenstischen Bisionen ber Romantifer hat er dem Puppenwesen einen Schein des Ueberirdischen verliehen, wie Mag von Boehn in feinem vor kurzem bei F. Brudmann in München   erschienenen in­haltsreichen Buch über" Purppenspiele" ausführt.

Die ältesten Puppen sind gewiß von Menschenhand im geheimen bewegt worden. Brieftertrug bediente sich in allen Rulten solcher beweglicher Puppen, um die Einbildungskraft der Gläubigen zu bea einflussen. Bei den Prozeffionen des Jupiter Amon gab die Statue des Gottes durch eine Kopfbewegung zu erkennen, welchen Weg sie einzuschlagen wünschte, und bei den römischen Umzügen wurde eine Figur des Kinderfressers Manducus mitgeführt, der, unserem Nuß­fnacker ähnlich, seine riesige untere Kinnlade auf- und zuklappen die alle möglichen Bunder" verrichteten, vielfach Menschen geftedt fonnte. Wie hier, so mögen auch hinter den Puppen und Figuren,

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haben. Ein Leberreft sind noch die Riesenpuppen mancher Prozessionen in West- und Südeuropa  , die sich besonders in teltischen Gebieten erhalten haben und in grotesten Formen die Karnevals­züge beleben. Schon im Mittelalter gab es folche Riesenfiguren aus Weidengeflecht und bemalter Leinwand, die Giganten, Mauren  und andere Unholde darstellten; sie reichten manchmal mit ihren Holzköpfen noch über die Häuser hinaus.

Die eigentliche Entwicklung des Maschinenmenschen" begann aber erst mit der Verwendung von Triebfräften, wie Sand, Waffer und Quecksilber. Chinesen wie Griechen haben die Eigenschaft des Quecksilbers zur Verlegung des Schwerpuntts erfannt und für Steh­aufmännchen und ähnliches ausgenutzt. Am häufigsten aber bediente man sich des Wasserdrucks oder des Dampfes, und schon die Aegypter erbauten auf diese Weise ihre Automaten. Der berühmteste Me­chaniter der Antite, Heron von Alexandria  , tonstruierte einen mit brei Laufrädern versehenen Wagen, auf dem die Apotheose des Bacchus selbsttätig dargestellt wurde: aus dem Altar schlug die Opfer­flamme empor, aus dem Stab des Gottes spritzte Milch, aus seinem Becher strömte Wein, Bacchantinnnen umfraisten unter Trommel­wirbel und Beckenschlag den Tempel usw. In der Spätzeit des Altertums gab es sogar Automatentheater, auf denen ganze Dramen mit, fahrenden Schiffen, Stürmen und Schiffbrüchen vorgeführt wurden. Bon berühmten Automaten erzählt Ariftoteles in seiner Mechanit. Da gab es die selbstfliegende Taube des Archytas von Tarent  , filberne Puppen, die sich wie lebende Menschen bewegten usw. Im Mittelalter galt besonders der Orient als die Heimat solcher Zaubereien, und man erzählte von Bundergärten, in denen fünstliche Bögel sangen und mit den Flügeln schlugen, automatische Löwen brüllten usw. Die ganze bunte Zauberwelt der Automaten­funft hat sich dann auch später in den Gärten der Renaissance und des Barocks entfaltet, in denen ganze Landschaften, Jahrmärkte, Bergwerte durch Wasser angetrieben, ihre vielfachen Bewegungen zeigten.

Auch Uhrwerke wurden mit automatischen Figuren verbunden und zierten besonders die großen Dome; so zeigte z. B. die Kunst­uhr im Straßburger Münfter 1352 die heiligen drei Könige, die sich verbeugten, und einen frähenden Hahn. Berühmt war das sog. Männlein- Laufen", der Vorüberzug der sieben Kurfürsten von Kart IV. an der Uhr der Nürnberger Marienkapelle, die 1256 bis 1361 errichtet wurde. Die Kunstuhren in Lübec, Danzig  . Heilbronn  , Ulm   usw. führten dann noch ganz andere Kunstwerte automatisch aus. Es gab auch Trinfuhren, die auf Rädern auf der Tafel herum= liefen und von dem, vor dem sie stehen blieben, ausgetrunken werden mußten. Die automatischen Spielwerte gehörten bald zu den Schau­stücken der fahrenden Leute, und besonders geschickt waren die Nürn berger in der Erfindung solcher Spielwerte. Ein automatisches Schauspiel, das Jahrhunderte lang von den wandernben Marionetten­theatern gezeigt wurbe, war das sog." Theatrum Mundi", die Bor­führung von Szenen aller Art seit der Erschaffung der Welt. Dies naive mechanische Schauftüd ist erst durch den Film ganz verdrängt worden.

Im 18. Jahrhundert, wo man mit den Automaten einen be­fonderen Kult trieb, fam dann die Zeit der erstaunlichsten Leistungen, unter denen der 12 Stüde vortragende Flötenspieler und die schnat­

ternde, törnerfreffende und wassertrinlende Ente des Jacques de Baucanson, das schreibende, das zeichnende und das klavierspielende Rind der beiden Droz und der geheimnisvolle Schachspieler des Wolf­gang v. Kempelen hervorragten. Der letztere war freilich kein reiner Automat, sondern in der Figur stedte ein Mensch, der die Schachzüge tat. 1778 machte Kempelen   eine wirklich sprechende Figur. Alle diese Wunder sind aber heute im Zeitalter des Gram­mophons und der Seelenzelle weit in den Schatten gestellt.

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Die Wolfsplage in Kanada  In dem hügeligen, waldreichen Gelände von Nordwest- Alberta, dem am Dftabhang der Rocky Mountains   gelegenen Distritt Kana­ das  , richten die Wölfe  , zur Zeit in nie gesehener Bahl, ungeheuren Schaden im Wildbestand und unter den Herden der Viehzüchter an. Im Flußbezirk des Athabasca   und des Saskatchewan   find die Berheerungen, die die hungrigen Bestien anrichten besonders groß. Seit Menschengebenken hat man dort nie so große Rubel marcdie render Bölfe beobachtet. Schon im frühen Binter machte sich die Blage bemertbar und zwang zu großen Treibjagden, ohne daß man des Uebels hätte Herr werden können. Mie tühn diefe Räuber find, geht daraus hervor, daß sie selbst nicht davor zurückschrecken, die in der Nähe der Blockhäuser eingepferchten Meinen Pferde an­zufallen und zu töten. Es ist noch ein Glüid, daß in dem dortigen Bezirk der Schnee nicht hoch liegt, so daß es dem Bild möglich ift, fich feinen Berfolgern durch die Flucht zu entziehen.