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Beilage Dienstag, 18. Februar 1930

Der Abend

Sadausgabe des Vorwärts

Die Brille

Ein Helfer im täglichen Leben

Das furzsichtige Auge bricht die Strahlen zu stark, d. h. das Bild würde nicht auf der Netzhaut, sondern schon vor der Nez­haut entstehen. Die aus der Nähe kommenden Strahlen, z. B. beim Lesen, fönnen bei mäßiger Sturzsichtigkeit noch ein flares. Bild er geben. Die fernen Strahlen aber, die nahezu parallel auffallen, werden zu start gebrechen und geben nur ein flares Bild, wenn vor das Auge ein Glas gesetzt wird, durch das die Strahlen stärker abge lenkt werden, die starke Brechung des Auges also zum Teil auf gehoben wird. Bei sehr starker Kurzfigtigteit muß auch für das Nahsehen ein zerstreuendes Glas gefragen werden. Mäßig turzsichtige Menschen werden also auf der Straße ein Glas tragen, das sie beim Lesen oder Nahesehen abnehmen, starf Kurzsichtige brauchen ein stärkeres Glas für die Ferne und ein schwächeres für die Nähe.

Das weitsichtige Auge hat eine zu schwache Brechfraft. Daher werden nahe Gegenstände nicht deutlich gesehen, das Bild fällt hinter die Netzhaut, während ferne Gegenstände deutlich wahr genommen werden fönnen. Ein solches Auge muß unterstüßt werden durch eine Sammellinse, welche die Strahlen, die aus der Nähe ver­streut auf das Auge treffen, stärker bricht. Daher brauchen weit sichtige Menschen das Glas in erster Linie für das Nahsehen.

Im Alter verfiert auch das normale Auge die Glaftizität. Bei dem in die Ferné eingestellten, also entspannten Auge, ist die Sehtraft noch gut. Die Linse hat aber nicht mehr die Möglichkeit, fich für das Nahesehen einzustellen. Daher tritt im Alter normaler weise eine Art von Weitsichtigkeit auf und die alten Leutchen brauchen eine Lesebrille". Start turzsichtige oder weitsichtige Men schen brauchen ein Glas für das Fernsehen und ein anderes Glas für das Nahsehen. Es gibt doppelt geschliffene Gläser, durch die man die Umständlichkeit der zwei Brillen vermeiden fann. Beim Fernsehen blickt man geradeaus, braucht also den mittleren Teil des Glases, während man beim Lesen oder Arbeiten den Blid nach unten sentt, also den unteren Teil des Glases braucht. Selbst verständlich müssen solche Brillen besonders gut fißen, da sie sonst das Auge mehr stören, als sie ihm helfen fönnen. Der gute Sig der Brille ist überhaupt besonders wichtig, weil die Brechfraft an den Seiten eine andere ist als in der Mitte. Daher hat auch die Brille den Sieg über den Kneifer bapongetragen, und bei der Brille bevorzugt man mit Recht die großen runden Gläser, die ein besseres Sehen und weiteres Blichfeld ermöglichen als die früher beliebten fleinen opalen Gläfer. Es gibt Menschen, bei denen nur ein Auge meit oder furzsichtig ist. Aber auch für solche Fälle ist das

Auflock Auflockerung des Impfzwanges!

Beschlüsse des Reichsgesundheitsrates

Der Reichsgesundheitsrat hat in seiner letzten Sigung| Neyes. Aus wissenschaftlichen Untersuchungen geht hervor, daß einstimmig beschloffen, ben 3mpfzwang, der am 8. April 1874 es möglich ist, aus dem Bute podengeimpfter Kinder den Erreger Gesetz wurde, aufzufodern, das heißt, das Impfgefez bleibt der Bodenimmunität herauszuzüchten und das nicht etwa nur in zwar weiter bestehen, aber es werden außerordentlich wichtige Aus- Fällen, bei denen sich Komplikationen einstellten oder bei denen nahmen und Befreiungen vorgesehen. Der Reichsgesundheitsrat fetzt anormal starte Reaktionen nach der Impfung auftraten. Im Blute sich aus einer Reihe hervorragender Aerzte Universitätsprofessoren, der geimpften Kinder freist der Erreger der Bodeninmunität, das Krankenhausleiter u. a. m. zusammen. Daß diese wissenschaftlich un abgeschwächte Bodenvirus( Pockengift). Es bleibt anzu anfechtbare Körperschaft einen so wichtigen Schritt getan hat, per nehmen, daß eine lleberschwemmung des Körpers mit dem sich dient Anerkennung, ist aber auch eine empfindliche Leftion für alle mehrenden Gift erfolgt und nunmehr als Reaktion die Immun­diejenigen, die tritiflos die Zwangsimpfung als Dogma hinge förperbildung innerhalb der Säfte und Gewebe. Untersuchungen nommen haben. in letzter Zeit haben bestätigt, daß das Gift im Körper nach der Impfung freist. Wir haben also, fagt Schloßmann, heute nicht mehr die Möglichkeit, uns hinter die Ansicht zu verschanzen, daß die Impfung ein lokaler Eingriff ohne jede Bedeutung ist. Wir führen ein lebendes Virus( Gift) in den Körper gesunder Kinder ein, das dort freist, sich vermehrt und unter Umständen auch üble Folgen auslösen kann, wenn auch die große Mehrzahl der Kinder mit der Schädigung, die zu ihrer Feiung gegen die Pocken jühren foll, qnstandslos fertig werden..

Es mag zugestanden sein, daß die Jennersche Boden impfung überaus wohltätige Wirkungen entfaltet, und es mag wünschenswert sein, möglichst viele Menschen gegen die Bodengefahr durch diese Impfung zu felen. Es mcg auch, wenn irgendwo eine befondere Gefährdung droht, eine fofortige Impfung der in den letzten Jahren nicht geimpften Umgebung notwendig fein. Aber, und dies ist auch die Meinung eines der hervorragendsten Mitglieder des Reichsgesundheitsrates, des Geheimrats 5. Schloßmann Düsseldorf , da wir heute überall bewußt andere Bege gehen, als die im alten Polizeistaat üblichen, follte an Stelle des Zwanges die freiwillige Unterordnung des Staats: bürgers treten. Hinzu kommt auch das piychologische Moment, daß viele Menschen Impfgegner sind, weil sie sich innerlich gegen den 3wang bäumen.

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Diese Gründe wären jedoch nicht ausschlaggebend, wenn die Impfung wirklich ein harmlofer ungefährlicher Eingriff wäre. Und das ist nach Ansicht Schloßmanns und anderer auch, nicht der Fall. Eine Umstellung des Organismus, so erklärt er, wie die Feiung gegenüber einer schweren Infektionsfrankheit, ist immer ein nicht gar zu leicht zu nehmender Eingriff. Die Einführung lebender Krankheitserreger, auch wenn sie durch die Tierpassagen abgeschwächt worden sind, ist und bleibt mit einem Risiko verknüpft. Die Beob achtungen der letzten Jahre haben gelehrt, daß im Anschluß an die Impjung eine mehr oder minder schwere Erfrantung des 3entralnervensystems eintreten fann: die Encephalitis post vaccinationem( Gehirnentzündung nach der Impfung), die unter Umständen zum Tode oder zu dauerndem schweren Siechtum führt. Gar so selten sind diefe Fälle nicht. So wurden von Schloß­mann für das Jahr 1928 28 sichere Ertranfungen an Encephalitis find. Man müsse mit einem Vielfachen dieser Bahl rechnen, denn diese Diagnose ist besonders bei Kindern im ersten Lebensjahr schwer zu stellen und die Aufmerksamkeit der Aerzte beginnt jezt erst, sich dieser Krankheit zuzuwenden.

Der hervorragende Arzt, den wir zitieren, erklärt sich trotzdem als unbedingten Anhänger der Impfung, aber der Impfzwang erscheint ihm nach seinen Untersuchungen nicht mehr mit einem gefunden Rechtsempfinden vereinbar. Trotzdem er selbst die Impfung propagiert. lehnt er jetzt den strengen Impizwang ab und hält ihn nur für weiter statthaft, wenn eine Blattern­epidemie um sich zu greifen droht. Er tritt dafür ein daß den Sorgeberechtigten das Recht zusteht, vor dem Gesundheitsamte eine Erklärung abzugeben, daß sie aus Gewissensgründen die Impfung ihres Kindes verweigern.

Diese Anschauungen Schloßmanns zeigen, welcher Wandel in der Beurteilung der Impffrage eingetreten ist. Und so hat sich denn auf Grund solcher Erwägungen der Reichsgesundheitsrat einstimmig entfchloffen, eine Aufloderung des Impfzwanges vorz nehmen. Der Reichsgesundheitsrat bekennt sich auch weiter zu ber Ansicht, daß das deutsche Bolt eines möglich st füdenlosen 3mpfschutes bedarf. Aber auf Grund der neueren Erkenntnisse bei der Erforschung der Bocken und Impjung

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empfiehlt er und gerade Professor Grotjahn ist hierbei ein großes bereits bei den Impfterminen diefes Jahres ein Verdienst zuzuschreiben, die vorgesehenen Erleichterungen

Monotet, das nur mit furchtbaren Gesichtsperzerrungen ges gesammelt, also nur ein Bruchteil der Fälle, die wirklich eingetreten trefen zu lassen. Bon besonderer Wichtigkeit sind folgende

halten wird, nicht angebracht. Man trägt in solchen Fällen beffer eine Brille, die vor dem forrefturbedürftigen Auge eine Linje, vor dem anderen Auge plangeschliffenes Glas hat, das die Brechung

nicht ändert.

Aus dem Gesagten geht schon hervor, daß jedes Auge sein eigenes passendes Glas gebraucht. Es ist eine schlimme Unfitte der Menschen, die glauben, da sie ja beide furzsichtig sind, das Glas, das dem einen verschrieben ist, muß auch für den anderen passen. Jeder Grad von Kurz oder Weitsichtigkeit muß das ent­sprechende Glas haben. Ein fehlerhaftes Glas fann nur zu leicht das Auge überanstrengen und auf die Dauer in seiner Se h- fraft schädigen. Wer ein Glas gebraucht, soll es daher lorg fältig auswählen lassen, am besten vom Augenarzt. Nicht jedes Auge ist so einfach zu behandeln wie ein nur furzsichtiges oder nur weitsichtiges. Es gibt auch Augen, die besonders geschliffene Gläjer, fogenannte 39tnbergläser, gebrauchen, weil sie in verschiede nen Ebenen verschiedene Brechfraft haben. Ein nicht genau passendes Glas fchädigt nicht nur das Auge, es führt häufig zu andauernden Ropfschmerzen infolge pen zu schneller Ermüdung, und der Mensch, der zum mindesten glaubte, starf nervös zu sein, wenn nicht gar ein schwereres Leiden zu haben, ist manchmal sehr schnell ge­nesen, wenn er nach einer sachgemäßen Augenuntersuchung das richtige Glas bekommt.

Soviel die Menschheit der Brille verdankt, so ist es leider doch nicht möglich, mit Hilfe der Brille die Blinden sehend zu machen oder auch den Schwachsichtigen zu helfen. Die Brille tann ja nur eine zu starke oder zu schwache oder auch ungleichmäßige Brechung aus. gleichen. Bei allen anderen Leiden hilft die Brille nicht. Das fehr furzsichtige Auge, das übermäßig stark gespannt ist, fann manchmal feine Sehtraft verlieren, indem die Nephaut sich vom Hintergrund oblöst. Das ist dann ein sehr schweres Leiden, bei dem Hintergrund oblöst. Das ist dann ein sehr schweres Leiden, bei dem feine Brille hilft, sondern das Auge absolute Schonung gebraucht und sorgfältig behandelt werden muß. Auch bei Verlegungen des Auges. Geschwüren u. a. entſtehen häufig Schädigungen, die durch eine Brille nicht auszugleichen sind. Wenn eine dichte Narbe im Auge entsteht, so können die Lichtstrahlen durch diese Narbe nicht hindurch. Das Auge bleibt also sehschwach, auch wenn für die Brechung normale Verhältnisse hergestellt sind. Im höheren Alter und auch bei verschiedenen Stoffwechsel- und anderen Krankheiten läßt häufig die Sehtraft nach, obgleich man ein bisher gút passendes Glas trägt. Es hat sich dann die Linse, die im Auge liegt, ge­trübt, so daß das Licht nicht mehr hindurch kann. Es ist also der graue Star entstanden. In solchen Fällen kann man eine ge­misse Sehkraft wieder herstellen, indem man die Linse operatio entfernt. Die Linse ist allerdings das Organ, mit dem das Auge sich auf verschiedene Entfernungen einstellen fann. Ein Auge, dem die Linse fehlt, kann seine Brechfraft nicht er­höhen und nicht in der Nähe ſehen; es ist also extrem weitsichtig ge worden. Schließlich gibt es auch noch angeborene Schpadsichtigteit, bei der auch mit guten Gläsern nur ein Teil der normalen Sehfraft erzielt wird.

Rechtzeitige Korrektur des Auges durch Brillen schüßt vor dauernder Schädigung der Sehkraft. Eitelkeit oder Gleichgültig feit sollen daher nicht dazu führen, die Augen zu verna lässigen. Schön ist immer, was zwedmäßig ist, und es wäre sehr zu wünschen, daß schon bei Kindern die ersten Sehstörungen beobachtet und torrigiert werden.

Dr. Käthe Frankenthal.

Die Lehre von Gallspach

In dem österreichischen Dorfe Callspach praffiziert wun schon feit Jahren der Bauberdoftor 3 ellers.( Wie die Aerztekammer in Oberösterreich mitteilt, soll er früher Schlosser gewesen sein. Seine Firma segelt jetzt unter dem Namen seines Sohnes Dr. med. F. G. Zeilets.) Den Ruf eines Zauberdottors" hat ihm bie Eigenartigkeit feiner Methode und die Gläubigkeit seiner Patien.

Gewiß, fagt Schloßmann, bedeutet dies gegenüber mehr als 2% Millionen Impfungen, die im selben Jahre in Deutschland vor­genommen worden sind, eine minimale Gefährdung genommen worden find, eine minimale Gefährdung des einzelnen Impflings. Würden wir teine Impfungen fennen, so würden sicher in Deutschland mehr Kinder an Encepha­litis post variolam( Gehirnentzündung Infolge Bodenertranfung) zugrunde gehen, als heute selbst bei hochgegriffener Zahl an En­cephalitis post vaccinationem. Aber diese kleine Zahl von Opfern, welche die Encephalitis post vaccinationem erfordert, wiegt schwer für alle Menschen mit Verantwortungsgefühl, denn hier sind ge­funde Kinder infolge eines Eingriffs ertranft, die der Abwendung einer immerhin nicht direkt drohenden Gefahr auf Grund eines Reichsgesetzes zum Opfer gefallen sind.

Dazu kommt, wie Schloßmann weiter ausführt, jetzt etwas

ten eingetragen. Mit den Heilerfolgen freilich ist es so eine Sarte. Da türzlich auch in Berlin einige Beileis- Institute" eingerichtet wurden, ist es notwendig, einiges über die Methode des Herrn Beileis zu erfahren.

Was tat Beileis? Er behauptet, alle erdenklichen organischen Krankheiten in einer Setunde mit Hilfe einer Geislerschen Röhre erkennen und dann mittels besonderer elektrischer Bestrahlungs­apparate heilen zu können. Unter ihnen spielt die Hauptrolle ein Apparat, der Ströme von hoher Frequenz von 500 bis 200 Meter Wellenlänge erzeugt, die dann mit einer Radium behandlung von ganz minimaler Dosierung verbunden werden. Ferner findet Röntgen bestrahlung und Lichtbehand ung mit Bogenlampen Anwendung. Diefe Dinge können an sih bei vernünftiger Benuzung im Einzelfalle recht gute Heilerfolge haben. Doch wenn wir die in Gallspach übliche Anwendungsart fennenlernen, werden wir schon mißtrauischer. Die Behandlung dauert dort nur Sekunden und wird massenweise in Gruppen von je hundert Patienten vorgenommen, so daß täglich

etma 1000-2000 Personen behand: lt" werden können.

Die

Kranken müssen aber zirka 14 Tage lang täglich dreimal erscheinen und bisweilen in Abständen von einigen Monaten mehrere Jahre lang wiederkommen.

Entschlüsse:

Unüberwindliche Bedenken der Eltern oder Erziehungsbe­rechtigten gegen die Vornahme der Impfung können Bedingungen schaffen, die zu berücksichtigen find.

Die Zahl der Impflinge für einen Impitermin ist von den zuständigen Behörden so zu bemessen, daß die Feststellung der Impffähigteit ordnungsgemäß durchgeführt werden fann. Der Reichsgesundheitsrat hält die Vornahme der Impfung unter Anwendung polizeilichen Zwanges für verfehlt und un­angebracht.

Der Reichsgesundheitsrat spricht fich für eine Erishadi. gungspflicht bet nachgewiesenen Impfschäden aus.

Dieser einfichtige Beschluß des Reichsgesundheitsrates ist auf das wärmste zu begrüßen; er zeigt, daß die obersten Gesundheits. instanzen Deutschlands allmählich anfangen, einem modernen urd freieren Geist auch in der Medizin zu huldigen.

Dr. J. Moses, Mitglied des Reichsgesundheitsrates.

3.0

| organische Leiden, längere Zeit unerkannt. zu großen Schäden sür den Patienten und häufig auch zum Tode geführt haben starb z. B. eine Frau, die einen Kropf hinter dem Brustbein hatte, der durch Operation zu heilen gewesen wäre, auf der Heim­fahrt von Gallspach an Erstickung. Besonders gefährlich ist es, wenn Patienten mit bösartigen Krebsgeschwüren, z. B. Magenkrebs, zu Zeileis kommen, dessen Bchant lung auf den Krebs gar feinen, Einfluß hat, so daß das Leiden sich inzwischen immer weiter verschlimmern farn. Auch Herzkrankheiten werden. durch derlei Dinge, nicht besser, und so ist es eigentlich mit jedem organischen Leiden. Wenn nicht einer genauen Sonderunte: fuchung für jeden Einzelfall einer Krankheit eine ebenso genaue, dem ein­zelnen Patienten angepaßte Behandlung folgt, sei es in schweren Fällen durch Operation, sei es durch Diät, sei es durch besonders dosierte Bestrahlung, so ist eine wirkliche Heilung, wenn sie nicht ohnedies von selbst eintritt, nicht zu erzielen.

Mit vollem Recht ist Beileis von ärztlicher Seite heftig an gegriffen worden. Ob dies immer sehr gefdict geschehen ist, wollen wir dahingestellt sein lassen. Jedenfalls muß die merkwürdige Ta:-

fache festgestellt werden, daß nach den ersten heftigen Angriffen von seiten österreichischer und deutscher Aerzte die Besucherzahl von Gallspach von 36 000 im Jahre 1928 auf 93 000 im Jahre 1929 ge­stiegen ist. Dieser enorme Zulauf von Patienten zum Wunder­doktor" zeugt davon, wie groß das Mißtrauen gegen die Aerzte­die Akademiker überhaupt( 3. B. Richter und Anwälte) angesehen werden kann. Und tatsächlich gibt es in der Medizin heute noch ganze wissenschaftliche Sondergebiete, die für die meisten prat i- zierenden Aerzte, besonders die älteren, immer noch tabu find. Vor allem aber fehlt es einer großen Zahl von Aerzten an dem nötigen pinchologischen Verständnis für die Nöte dis Bolkes. Zuzugeben ist, daß durch die Mechanisierung des Aerzte­berufs und namentlich der Kassenpratis die persönliche Entfremdung zwischen dem Patienten und seinem Arzt gefördert wird, dem es oft beim besten Willen nicht möglich ist, sich genauer in das Milieu des Kranken zu vertiefen. Hier fann und muß durch die Organisa­tionen der Krantenversicherung so weit wie möglich eingegriffen werden, was freilich erhebliche Kosten verursachen dürfte. Schwergewicht wird aber auch dann in der inneren Um. stellung der Aerzteschaft liegen.

mal zum Erfolge geführt hat, kann nur in der damit verbundenen Das wirksame Moment dieser Heilmethode, wo sie wirklich ein­Maffen suggestion liegen. Diese ist an sich durchaus wissenschaft heute ist, das wieder nur als ein Teil des Mißtrauens gegen Ichaftlich begründet und man kann mit ihr gewisse pinch she Leiden auch psychisch heilen. Denn jede Fremdsuggestion, auch die massen weise, wird erst wirksam durch die durch sie erzeugte Autosuggestion ( Selbstbeeinflussung) des Batienten. Dies erinnert an die harm lose und vielfach sehr nübliche seelische Heilmethode des franzöfif ben Apothekers Coué, die in bestimmten Fällen feelscher Erkrankung gute Erfolge zeitigte und in vielen anderen Fällen feelisch unter­bauter organischer Krankheiten eine wirtfame Unterstützung der Heilung bedeuten fann. Hängt doch von der seelischen Einstellung des Kranken häufig die Schnelligkeit und die Leichtigkeit des Heil erfolges ab. Aehnlich ist es auch hier; nur unterstüßt Zelleis diese Wirkung noch durch eine imponierende elektrische Apparctur, cin in der heutigen Zeit nur allzu verständlicher Trid. Freilich will Beileis den suggestiven Charakter feiner Behandlung nicht wahr haben.. Er fann dies auch gar nicht pollen, weil dadurch die Wir tung feines Beimerfes mur geschmächt werten könnte.

Was uns an der sogenannten 3eilets Methode" am meisten auffallen muß, ist aber der Wangel einer eraften Spe. 3ialuntersuchung. Eine solche ist auch bort. gar nicht nötig, da ja doch alle Kranfen gleichmäßig behandelt werden. Und hierin liegt nun der Hauptschaden des Zeile s'iden Verfahrens( abgesehen pon den gar nicht feltenen diretten Schädigungen infolge der allzu häufig wiederholten kurzen Röntgenbestrahlungen), daß schwere

Das

Wenn wir also auch die Lehre" des Wunderdoktors von Gallspach als eine medizinische Irrlehre ablehnen müssen, so können wir aus dem Fall Beileis" eine andere michtige Lehre sieben: Es ist höchste Zeit, daß sich die Aerzteschaft und rit thr die anderen Akademiter auf ihre vornehmsten Pflichten besinn. Sie alle sollten daran denken, die ihnen zuteil gewordenen Borzüce der Bildung und der fachlichen Schulung in erster Linie im Dienst am Bolle zu verwenden. Ewald Bohm.