Südflawien und Sozialdemokraiie. Etae Zuschrift voa Hermann Wendel . Der Artikel„Südslawien und Sozialdemokratie", der vor etlichen Wocken erschienen ist, hat nicht jedermann gefallen und sicher der Belgrader Diktatur schlecht gemundet, weil er ihr bittere Wahrheiten sagte, daß ihre Methoden, Knebelung der öffent- licher. Meinung, Bütteldruck und Folterungen in den Gefängnissen, kaum ins achtzehiue, geschweige ins zwanzigste Jahrhundert passen. Aber hat sich die Belgrader Diktatur wenigstens ausgeschwiegen, so spektakelte ein kleiner Konfustonsrat in der Berliner „W e-l t- b ü h n e", weil es ihm spanisch vorkam, daß ein Sozialdemokrat die südslawische Einheit bejahte: vollkommene Ahnungslostgkeit. welches Spiel gespielt wird, wenn russisch « Bolschewisten und italienische Faschisten in trauter Gemeinschaft die süd- slawische Einheit zu sprengen suchen, entschuldigt ihn nicht, aber erledigt ihn.(Ab durch die Mitte.) Wegen seines sachlichen Inhalts verdiente auch das Geschreibsel kein« Entgegnung, mit dem das Genfer Makedonierblatt„La Macettoine" über euch herfällt, und Erstaunen erregt es auch nicht; aber ihr Angriff erfordert ein paar Worte der Erklärung. Jener Arttkel tat dar. daß die südslawische Sozialdemokratie wie stets so auch heute aus dem Lodeu der südslawischen Rational, und Staatseinheil steht. unbeschadet dessen, daß die Diktatur den Schutz dieser Einheit zu ihrem Aushängeschild macht. Wir haben ein Gegenstück In der deutschen Geschichte. Das Regime Bismarcks mtt dem Sozialisten- gesetz war nicht nur eine Diktatur, sondern, mit den Augen des Kanzlers gesehen, auch eine Diktatur zum Schutz der nationalen Einheit. Denn da die Sozialdemokratie die Republik aus ihre Fahne schrieb, und Bismarck überzeugt war. daß ohne die Dynastien das deutsche Reich auseinaitberfallen müsse, durste er wähnen, daß die gewaltsame Unterdrückung der Sozialdemokratie der Aus recht- erhaltung der deutschen Einheit diene. So erbittert sich aber die Partei gegen das Ausnahmegesetz wehrte, so wenig fiel es ihr ein, deshalb auch die deutsche Einheit zu betämpsen, die sie im Gegen» teh als einen großen historischen Forffchritt ansah. Genau so ver» wcrsen die südslawischen Sozialsten die Diktatur, aber die süd- slawische Einheit ist für sie kein Spielzeug eines Generals, fondern ein begrüßenswertes Ergebnis der geschichtlichen Entwicklung, eine umstürzlerische Totsache, gegen die sich fest je alle ver- biesterten Reaktionär« gesträubt haben, für die fest je alle klar- sehenden Revolutionäre eingetreten sind. Darum Kamps dem Regime, aber Hände weg von der Einheit. oder wie Dr. Schiwko Topalowitsch sagt:„Man kann und darf nicht unter der Firma: Kampf gegen ein System ein« historische Schöpfung anfallen, die die Frucht gigantischer Anstrengungen und gewaltiger Leiden ist: nämlich die südslawisch« Nationaleinhert." Wa» kann..La �lac&Ioias" dagegen sagen? Bringt sie etwa einen Sozialisten bei. der die südslawische Nationaleiichett leugnete und sich wie das Genfer Blatt für den kroatischen Separatismus begeisterte? Kein Gedanke, denn einen solchen Sozialiften gibt es nicht, weder unter Serben noch unter Kroaten oder Slowenen. Daß die Richtlinien der Laibacher„TivÄi-Resow- tion", durch die sich die Sozialdemokratie vor zwanzig Jahren aus das 3i«t der �vollkommen nationalen Vereinigung aller Südslawen ohne Rücksicht aus den Unterschied von Name, Glaube, Schrift oder Mundart" festlegt«, noch heute gelten, unterstrich sa vor kurzem die slowenische.Delavssta Politika"(Arbeiterpolitik), unser Partei- blatt. in Marburg a. d. Drau ..Die hilft sich„La MacMoine"? 5t f serklort dreist und gdttesfürchtig. das Pl<ttt für �„«sn Diktatur- orga«?!.DoLannst nix machen? Doch es kommt pvch�hanebüv'ienxr, Da an Topal.o witsch? Auffassung mst den gerissensten'Aus» lezungskünsten nichts zu drehn und zu deuteln ist, beschimpft ihn da« Genfer Blatt als„Pfeudäsozialisten" und.�Diktaturagenten", der „seine Honorare vom Pressebüro de« Ministerpräsidenten bezieht". Gin Wort der Verteidigung gegen diesen Anwurf wäre ein« Beleidi- grrng des Genossen Topalowitsch, den die gesamte Internationale seit zwei Jahrzehnten und länger als«inen der unerschrockensten und bewährtesten Vorkämpfer de« Sozialismus aus dem Balkan kennt und schätzt; Topalowitsch ein„Diktaturagent"— er ist genau so, wie einstens verleumderische Phantasie August Bebel einen Sold- ling des letzten Königs von Hannover nannte. Ab«. La Macecloine" scheut auch den letzten Schritt auf diesem kotigen Wege nicht: sie behauptet, daß„die Verfasser der Tivoli-Resolution— es genügt. an Tutzvwitsch zu erinnern— fast alle zu Werkzeugen der Chauvinisten vom Schlag eines P a s ch i t f ch" geworden seien. Dimlkrlse Tohowitsch, der große geniale Ausrütller der serbischen Arbeiferklasse, al« Praktiker wie als Theo'etiker gleich bedeutend. im November l9l4 als Opfer des Weltkrieges gefallen. für die ganz« Internationale«ine unvergeßliche Jdealgestolt und ein„Werkzeug Paschitschs— höher geht's rnmmerl Wahrlich, eine ungewöhnlich schmutzig« Gesinnung gehört dazu, unantastbare Sozia- listen zu verleumden, die sich nicht wehren können, die einen, weil ihnen die Diktatur, die andern, weil ihnen das Grab den Mund schließt. Aber die Enthüllung so schmutzig« Gesinnung hat ihr Gutes, denn künftig weiß die deutsche Oeffentlichkeit, ganz gewiß die sozialistische, über die Methoden des Genfer Maksdonier- blattes Bescheid; es wird vielleicht noch manchen verleumden,< aber nicrnonden mehr dumm machen. Inzwischen steht die Welt nicht still. Ein Prager Kongreß südslawischer Atademrkerklubs aus Deutschland , Tschechoslowakei , Schweiz und Frankreich , die Slowenen, Kroaten , Serben und Vulgaren umfassen, hat Anfang Januar, ans- gehend non der Feststellung,.Laß vom Schwarzen Meer bis Zum Triolav und von der Donau bis zur Aepaeis«in Volk lebt, aus mehreren südslawischen Stämmen bestehend, die aber dieselbe Ver- gangenheit, dieselben Sitten und Gebräuche, dieselbe Sprache und die gleichen kulturellen, wirtschaftlichen und poltiichen Jitteresien haben", zur, ArmLH«ung und Einigungall erSüdslawen" ausgerufen. Das liegt auf der Linie der Entwicklung, aber wahr- scheinlich ist für. La Macedoine" die historische Entwicklung auch ein„Diktaturagent"._ Guerillakrkea in Indochina . Noch immer bedrokilicbe Lage. Parks. AI. Februar.(Eigenbericht.) Die Ausstandsbewegung in Franz ösisch-Jndochina scheint neuerdings in einem regelrechten Guerillakrieg aus- zuarten So ist z. B. am Mittwoch in C«r Stadt Long Bhanh gegen � die Missumskirch« während des Gottesdienstes«in Bomben- a t t« n t a t verübt worden, wobei ein Eingeborener getötet und zwei, schwer verletzt wurden. Zur gleichen Zeit unternahmen bewaffnet- j Rebellen einen Ueberfall auf das Eingeborenendorf chuyem Phu.! Der Angriff wurde zurückgeschtagen. Die Eingeborenen erlitte» schwere Verlust«: zehn tonnten verhaftet werden. Aus dem ganzen Land« werden ähnliche klein« Zwischenfälle gemeldet. Trotz oller 'albungsvollen Kommunique des Kolonialministers scheint also die Lag« in Französisck�Indochina doch-inen recht bedrohlichen Charakter angenommen zu haben.
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Oer mißverstandene Einbrecher.
Z) e parlamentarische Derichterstattung der„Deutschen Zeitung" erfolgt« von„Uuter der Bank" aus
«Sieh nur, Roswitha, wie aufmerksam: der Verichtersiatter unserer deutschen Zeitung�!" Lleberführtes Lockspiheltum. Die Wahrheit über die pariser �Attentats"- Geschichte.
tocarno, im Februar.(Eigenbericht.) Die Poriser Spreng st ofsgeschichte, das„Attentat" auf den Iustizminister R c> c c c> und das auf die italienische Delegation in Genf haben völlig« Aufklärung erfahren und stehen in der nackten Schönheit ihrer Lockspitzelei vor uns, ohne trgendeine Gewandfalle, in der sich noch Geheimnisvolles verbergen könnte. Der von der antifaschistischen Konzentration schon entlarvte Lockspitzel M e n a p a c c, der sich dann duxch Denunziation von Kollegen bei einigen Antifaschisten wieder eingeführt hatte, hat den Anarchisten B« r n« r i auf den Leim gelockt, genau in derselben Weise, wie seinerzell der Lockspitzel Rechtsanwalt O u a g l i a den Angeordneten Z a n! b o n i zum Attentat auf Mussolim oufgestiftel hatte. Mcnapc« und Berneri haben sich dann Sprengstoffe verschafft, das für Z a n i b o n i zum Attentat auf Mussolini angestiftet hatte. Menapace er werde von der Polizei beobachtet, der Sprengstoff sei bei ihm nicht sicher: man solle es wo ändere Unlirbringett. Aber wd? Bei Et a nc a, rät Menapace, den hat keiner in Verdacht, der«st ein bürgerlicher Radikaler, kein Bombemrerfer. Nach längerem Widerstreben geht Berneri zu Ciattca, ohne Menapace zu nennen, und setzt es durch, daß Cionca den Sprengstoff nimmt, mit der Bitte, ihn bald wieder abzuholen. Kaum hat Cianca den Sprengstoff, so veranlaßt Mena. poce den Berneri, ihm zu schreiben, er soll« mtt dem gefährlichen Material vorsichtig umgehen. So kommt der Zettel zustande:„Das Kind warm hallen und nicht schaukeln." Der Zettel, den Menapace auf die Post bringen soll, wird zunächst photographiert. wie seinerzell alle Briese Zanibonis von der Polizei photographiert wurden. Am nächsten Tag findet die Haussuchung bei Cianca statt, der Sprengstoff wird aefunden. ober Cianca weigert sich, den Üiamen Berneris zu nennen, der ihn bei ihm untergebracht hat. Menapace reift inzwischen mit einer Gesiebten nach Genf , wo« den Lokalougenschein Im Palost des Völkerbundes vornimmt, der es erlauben sollt«, den Faden des Komplotts nach Genf zu ziehen. Dann zurück noch Poris und im Auto mit falschem Paß nach Brüssel . Er händigt seinem Reisegefährten B e r n« r>, von dem Cianca mit Recht sagt, daß er nur den Milderunpsgrund hat, Professor der Philosophie zu sein, die Bilder des Justizminisiers Rocco ein und eine Pistole, gab sich mtt ib-m«in Rendezvous und ließ ihn verhaften. Menapace reiste dann nach getaner Arbeit nach Italien . Den Faden bis Brüssel hatte er gezogen. Wie beim Zaniboni-Atientat Zanidoni
selbst eine zu geringe Beute war, so auch diesmal Berneri: daher die Hineinverwicklung des Generals C a p« l l o im ersten Fall, C i a n- c a s diesmal. Nur haben Zaniboni und Copellv je dreißig Jahr Zuchthaus für Ouaolios Arbeit bekoimnen, während Cionca und Gc- nassen demnächst wegen Einstellung des Verfahrens fre'gelassen wenden, und Berneri sich wegen Benutzung eines falschen Passes und Uebertretung des Waffengesetzes zu verantworten hat. Und um sich diese Riesenblamage zuzuziehen, hat die faschistische Regierung dem Menapace Hunderttausende gegeben! In der Kunst, sich fremd«, besondere öfsenlliche Geld« anzueignen, sind die Faschisten unübertrefflich: im Lockspitzelwesen sind sie Stümper. Vie Pflicht, glücklich zu iein. De bekannt, hat Mussolnri vor elnkger Zell Im fafchlstsschen Amtsblatt erklär«» lassen, daß das italienische Pplk glücklich zu sei» habe, um alles zu ertragen, was sein Aufstieg zpr dSroße ihm auferlegt. Um dies« Verpflichtung, glücklich zu sein,, nach- kommen zu können, darf die Masse natürlich nicht deprimiert werden. Also keine schlechten Nachrichten. Zlus.dem Ausland dqrf sie Mordgefchichten erfahren, denn bekanntlich steht heute jedes Land ohne Faschismus am Rands des Abgrunds, aber in Italien muh alles glatt gehen. Nun lomntt es aber gerade in Italien häufig vor, daß Flieger oder Luftschisfer abstürzen. Der Abgeord- nete Giurioti findet es höchst unpasiend, daß man dies in aus- fälligem Druck bekanntgibt. Das ist ja schiere Miesmacherei! Also interpelliert er den Minister des Iimern, was er in dieser Sache zu tun gedenke. Antwortet der Unterstootssetretar schriftlich, daß in Italien ... kein« Präventivzensur bestehel Daß in jeder Zeitung ein Vertreter der Polizei alle? liest, e h e es pedri'ckt wird, ist nämlich keine Bräventivzenfur, das ist Presiefreiheit. Wo Zei- tungen in großem Druck solche„Zwischenfälle" wiedergegeben hätten, wäre durch nachträgliche Beschlagnohmung eingeschritten worden.„Dank der wachsamen Wirksamkeit der der Dis.zinsin der periodischen Press« vorstehenden Behörde sind in letzter Zeit die Mißbräuche dieser Art auf ein Minimum reduziert." Wie gut. daß es keine Präventivzensur gibt. So bestimmt die Volize! im voraus nur. daß tote Flieg« in„pstit" erledigt werden. Dos Abstürzen ist erlaubt. Italien ist ja ein freies Land!
Polen und Deutschland . Nutze npotttifche Debatte im SejmauSschuß. Warschau . 20. Februar.(Eigenbericht.) In der Debatte der Außenkommission pes Sejm üb« ein Erpose des polnischen Außenministers erklärte der nationaldemokratisch« Redner am Donnerstag, daß dl« Beziehungen zu Deutschland sich nicht gebessert, sondern im Geg?ntcÄ ver- schl schiert hätten. Der Redner dss Regisrungsblocks«Närte. daß Polen im Liquidationsoertrag groß« Opfer g«. bracht habe und der Wert taests Vertrages noch untersucht werden müsse. Ein Mgeordneter der linksradikalen Bauern- Partei Wyzwolenje betonte, daß feine Parte» die politisch« Zeittheaier in der Volksbühne. Llrauffübrung:„Das Gerücht ". Die Volksbühne fpiell politisches Zeittheater. In dem Anti- kriogsstück„Das Gerücht" zeigt der Ire Monroe an ei neu, plastischen Beispiel, wie ein« Aapijaiistengrupp« durch geschickte Lancierung einer Lüge einen Krieg anzettest und mtt ihr echt« patriotisch« Be- geisterung anfacht. Di« armen Opfer, die für«ine heilig« Sache zu bluten gla'tben, kämpfen ln Wehrhstt für den Profit. Karlheinz Mordin inszeniert das nach Piscatorfchen Methoben, mtt Licht- bilden» und Maschinerie, aber auch mit einigen antisoziciLtemo- krotiiche» Entgleisungen, die nickt im Sinn« des Dichters liegen und einen Teil der Volkcbühnensrkunde verschnupsen. Der äußere Rahmen ist grandios, übt aber wegen der überdehnten Länge e,n- zelner Bilder nicht die erhoffte Wirkung aus. Erst am Schluß wird der Beifall laut und ruft den Regisseur mehrfach auf die Bühne. Dgr.
Bereinigung der deutsch . polnischen Beziehungen unterstütze. Aus dar Debatte im Reichstag könne man jedoch entnehmen, daß bis deutsch « Demokratie gefährlich« Wege be- schreit«, indem sie im Augenblick der Liqmdirung der Kriegs- folgen den territorialen Besitzstand ihres Nachbarn an- greife.(?! Wer in der„Deutschen Demokratie" greift den terri- torialen Bestand Polens an? Red. d.„B") Gandhi warni vor Gewali! Gr will die Engländer belehren. London , 20. F-bruar.(Elgenberichl.) Der indische Frelhellcsührer Gandhi , der am vergaugen-n Sonnabend vom geschäsksführende« Komitee des indischen Rationalkongresses mit diklalorischea Vesugnisseo für die Ausrufung de» passiven Widerstände« aurgesialtet worden ist. richtet ia der neuesten Rümmer der von ihm herausgegebenen Zeitschrist eine Warnung an seine Anhänger. Die einzige Gefahr sür den geplanten Widerstand— so führt Gandhi aus— lieg« im Ausbruch von Gewaliiäiig. keilen. Die passive Resistenz müsse selbst in ein« Almosphöre d« Gewalt ohne sedeu Ausbruch von Unruhen durchgeführt werden. Gandhi betonte fern«, daß das Zdeal der Gewalllosigkeit für ihn üb« allem anderen steh«. Dl? Engländer müßten durch die Leide», die da» gesamte ludische Volk freiwillig auf sich nehmen werde, b e k e h r l. sie dürften jedoch nicht vernichfek«erden. Wie au? R e u- D e t h i gemeldet wird, ist die Sperrung der Galerien der indischen gesetzgebenden Versammlung, die aus Wunsch der indischen Regierung nach dem Bombeaatlentat vorgenommen wurde, wieder aufgehoben worden. Damit hat ein wochenlauger, mit groß« Heftigkeit geführt« Kampf zwischen dem Präfidenten d« gesetzgebenden Versammlung, einem Inder, und de« Vizekönig von Indien , einem England«, seine» Abschloß gesunde».