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Nr. 87 47. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärtsites. 21. Februar 1930

45 Millionen für Berlin .

Deutschnationale, Nationalsozialisten und Kommunisten wollten es verhindern! Arbeitsbeschaffung, aber keine Mittelgewährung?

den Gewerkschaften aufgibt, sich um den Betrieb zu fümmern, fo fei daran zu erinnern, daß es die in Berlin temmunistisch ge­leiteten Tabatarbeiter- und Schuhmacherverbände maren, die die Tarife für die Kriegsbeschädigten in den Werkstätten abfchloffen. ( Hört, hört! bei den Soz.) Herr Bänsch hätte bewiesen, daß er trotz feines Berufes nichts von der Materie versteht und daß er im vorberatenden Ausschuß geschlafen habe, denn praktische Vorschläge hätte man dort nicht gemacht.

In der Berliner Stadtverordnetenversammlung| wandfrei geführt. Wenn ausgerechnet der Kommunist Bänsch machten gefter die Radikalen von rechts und von links wieder gemeinsame Sache, um die vom Magiftrat beantragte Aufnahme eines Kredits von 45 millionen Mart zu hintertreiben. Nur mit knapper Mehrheit gelang es, ihren für die kommunale Verwaltung und für die werftätige Be­pölkerung gefährlichen Anschlag abzuwehren, Stadtverordneter Loewy, der sozialdemokratische Redner, fennzeichnete den Wider­stand gegen die Kreditaufnahme als schwere Schädigung der Stadt Berlin , die bei Verweigerung der notwendigen Mittel in die schlimmste Bedrängnis geraten müßte. As Feinde der werftätigen Bevölkerung brandmartte er diejenigen, die nicht vor einer ablehnenden Stellungnahme zurückschreckten, bei der die Beschaffung von Arbeit unmöglich würde. Die Magiftratsvorlage murde mit 101 gegen 98 Stimmen an= genommen. Deutschnationale, Nationalsozialisten und Kommu­niften blieben in der Minderheit.

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Dem am Sonntag perftorbenen Stadtverordneten Genoffer Reinhold Seifert- Charlottenburg widmete der Boriteher a einen ehrenden Nachruf. An Stelle des Verstorbenen ist Genosse Czarlinsti in die Versammlung eingetreten.

Eingeleitet wurde die Versammlung mit der Verlesung einer großen Anzahl Anträge und Anfragen( nicht weniger als fünfzehn waran ba!), an deren Broduftlon Kommunisten und Nationalsozia­listen erheblichen Anteil hatten. Die Dringlichkeit wurde fast immer vorweigert, mir der Antrag der Sozialdemokraten wegen der Dedung des einschlägigen städtischen Bedarfs bei der Blinden­anstalt und ein voltsparteilicher Antrag wegen der Herabsehung des Fahrpreises auf der BBG. für legitimierte Erwerbslose wurden für die jofortige Behandlung bestimmt. Anerkannt wurde auch die Forderung der Boltspartei, bas preußische Sunenministerium um Auskunft über die Pläne zur Reorganisation der Berwaltung Berlins zu erfuchen Bei der Beratung der umfangreichen Tagesordnung wurde die Zustimmung zur Bewilligung von 76 354 m. für die städtischen Erholungsheime in Alexisbad und pster wih versagt; ein Bertauf der Erholungsheime foll nicht erfolgen, vielmehr erwartet die Versammlung Borschläge für die rentable Weiterführung der Heime. Für die Fortführung der Urbeiterkurse zur Borbereitung ehemaliger Volksschüler auf die Reifeprüfung

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in Neukölln verlangte der Magiftrat 87 390 m. Der Ausschuß lehnte bie Borlage ab; Stabin. Sameran( Sos.) beantragte Rud permeifung on ben Ausschuß. Selbstverständlich manbte fi ble fommunisfilde Frattien burch den Mund ihres unter gefültetni Menschen faft unmöglich geworbenen Grig Bange- Meutan gegen. diele Arbeiterfurie. Banga, der sich auch noch eine befondere Un­flätigteit gegen die Sosialbematzaile leistete, rühmte fich besonders feirer Gemalttazen in der Begirtaversammlung in Neutöfn. Der Antrag Rawerau warbe angenommen- Stadts. Rohde( S0%) führte einen Antrag ber Deutfdmationalan, der fich gegen die Lehe­und Beschäftigungswerftätten für Briegsbeschädigte richtet, auf feinen mahren Urspruns zurück: Es ist die Angst vor der vermeintlichen Konkurrenz der Werkstätten gegenüber den Gewerbetreibenden. Die Kommunisten unterstübten natürlich das Begehren der Deuticnationalen, indem fie gegen die Werkstätten mit den lächerlichsten und unmöglichsten Argumenten porgingen. Stadio. Rohde, ein alter Fachmann auf dem Gebiete, fagte dem Kommu­niften Bansch, feines Beldens Berufsberater beim Arbeitsamt Süd, daß er, Bänsch, feine Ahnung von den Dingen habe. Die Wert stätten sind technisch und persönlich gut geleitet, faufmännisch en 1 Aluisio Azevedo

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Ein Clay

4.

Llanisher Hiethaus

Denn ihr Begriffsvermögen hatte, wie ihr physisches Da­fein einen großen Schritt vorwärts gemacht. Bieles , was bunkel oder faum geahnt worden war, erschien jetzt in floren Umriffen. Gefühle und Leidenschaften, von denen sie gehört hatte, deren Befen ihr jedoch fremd mar, vermochte sie jetzt zu empfinden und erfannte sie in dem Blut, das durch ihren jungfräulichen Leib floß. Jekt, als sie Bruno weinen und fchluchzen fah. lernte sie auf einmal bie Schmäche der Männer begreifen, erkannte die Achillesferse dieser groben, starten Geschöpfe, deren eiserne Mustel und mächtige Gestalten von der zarten Hand einer Grau besiegt und zermalmt werden

fönnen.

Eine furchtbare Erziehung hatte dieses arme Kind durch das schmutzige Laben in der Metstaferne genossen, ein Leben. das sie dazu verdammte, bas Opfer ihres eigenen Scharffinns zu werden. Als Bruno sich verabschiedet hatte, um seinen Brief in den Raften zu stecken, blieb Bombinha, die Ellbogen auf dem Tisch. das Rinn in der Hand, figen und dachte nach. Es waren doch wirklich schwache Geschöpfe, und sie unterlagen einer geheimnisvollen Macht, über die nur Frauen verfügten einer Macht. Die fie trieb, fich tief zu beugen und um eine Liebfolung von der Hand, die sie verspottet und entehrt hatte. Wie vielen solchen Fällen, war fie nicht in ihrem Rorrespondenzbüro" begegnet, wie vielen, die gleich Bruno mimmerten und schrien nach einer Frau, bie jebermann als unwürbig erkannt hatte?

Mürbe sie selbst auch solche Macht befigen? Sie lächelte aber bahinter waren Klauen verborgen. Und während sie lo basah und grübelte, murde ihr manches flar. Sie erinnerte fidh an die vielen Bilder, die the Leonie gezeigt hatte, als fie die Rofotte zum erstenmal besuchte. Es maren Bhotographien von Männern, meistens älteren Herren in hohen und geachteten Stellungen, die alle in ben zärtlichsten Ausdrüden einer Braitituierten gelchrieben hatten, um derentwillen sie ihre Familien gebemiltigt, die Achtung der Gefellschaft vermirft und ihren Befih perichleu­

Der 45- Millionen- Kredit.

Stach einer fast einstündigen Unterbrechung der Sigung, in der die Fraktionen über die Aufnahme und die Rustimmung zu dem furzfristig aufzunehmenden Kredit von 45 millionen Mar! berieten, begann die Debatte im Plenum. Nach der Magistratspor fane folf her Kredit etwa fo verteilt werhen: Brückenbauten 14 583 160 Mart, Straßenbauten 5 500 000 M., Schulbaulen und sonstige Ber­waltungsbauten 5 052 400 m., Bäder, Krantenhäuser, Wohlfahrts­anstalten 4562 798 m., vertragliche Leistungen 14 755 070 0. Bor der Beratung beantragten die Kommunisten eine halbe stündige Rebezeit; die Ablehnung dieses Antrags benusten bie Kommunisten und Nationalsozialisten zu einem kleinen Krach, aber der Borsteher Hah gab dem Verlangen nach nochmaliger Abstimmung nicht nach. In der Debatte bezeichnete Stadtverordneter Schwent ( Komm.) die Bedingungen der Anleihe als baisabschneiderich. Die Nationalsozialisten erklärten, daß fie biefem System nicht ben fleinen Ginger reichen wollten, Bürgermeister Scholh betonte, deß in den 45 Millionen Marf allein bei Hochbauten für 14 Millionen, zu denen noch unbebingt notwendige Schulbauten in Höhe vieler Mil­lionen kommen, neue Arbeiten bei der Weiterführung be­gonnener Bauten ausgeführt werden fönnen.

muß annehmen, wer ernsthafte Arbeit leiften will und will, dass städtische Arbeiter ordnungsgemäß bezahlt werden.

Wer fle aber ablehnt, der beweist, daß er ein Feind der arbeitenden Bevölkerung it!

( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) Stadtverordneter Jurich( D. Bp.) gegen Kommunisten und Nationalsozialisten; dem polemisterte deutsconationalen Redner warf der Redner mangelndes Berant wortungsgefühl gegenüber der Stadt vor. Bürgermeiffer Scholk befräftigte, noch einmal zu Wort gekommen, dif

feine einzige Attie der städtischen Werke und Gesellschaften für die Anleihe verpfändet werden soll.

Im übrigen seien es gerade die Kommunisten gewesen, die durch uferlofe Anträge Ausgaben über Ausgaben machten und machen wollten, jegt aber, wo es an die Bemilligung der Mittel geht, nicht dabei sind. Berbe der Anleihe nicht zugestimmt, so fei Berlin in der nächsten Zeit nicht in der Lage, seinen Berpflichtungen nad autommen. Wenn dann die Aufsicht über die Stadt verhängt werde, wenn dann ein Etat aufgestellt werden muß. der der erwerbs­tätigen Bevölkerung nicht im geringsten entgegenkommt, dann haben bie Barteien die Schuld, die der Stadt das nötigste verlagten.

In der Abstimmung wurde zunächst in einfacher Abstim­mung ein Antrag angenonumen, der einen Ueberwachungs­ausschuß für die Verwendung der Anleihe verlangt. In nament­licher Abstimmung wurde alsdann der Aufnahme der Anleihe mit 98 gegen 101 Stimmen zugestimmt. Dagegen stimmte die be­rühmte stadtfeindliche Einheitsfront der Kommunisten, Deutsoj nationalen und Nationalsozialisten. Anschließend wurde noch eine Anzahl fleinerer Borlagen meist debattelos angenommen.

Der Fraktionsredner der Sozialdemokratie Loewn tam bei der Zur Behebung der Erwerbslosigkeit fel das nicht ohne Belang. Beratung der Anleihevorlage auch noch besonders auf die ( Cesarei bei den Kommunisten.) Der Bürgermeister bat um An- geforderte Lombardierung von im Besin Berlins befindlichen Aktien­nahme der Vorlage. Der Kommunist Pled verftieg sich zu der Be pafeten einer nichtstädtischen Gesellschaft zu sprechen. Die Bedingun hauptung, daß die Kommunisten keinen Funken von Garantie gen der Bantengruppe find schwer, fie fordern por allem Side. fähen, deß für die 45 Millionen Mart auch wirkliche Arbeit geleistet rungen, die früher nicht verlangt wurden. Dieselben Banken wird.( Großer Lärm im Hause.) Der Magistrat babe wie ein haben vor vier, fünf Jahren Berlin bei der damals bei der Stabl Bankrotteur gewirtschaftet( Lärm und zurufe: Berfchadeherrschenden Geldflüffigfeit recht gern um Unterstützung gebeten, um rung der KBD. Betriebe!) Nur ein kontrollausichuß aus bringende Berpflichtungen erledigen zu tönnen. Die Stadt bat Berttätigen, Erwerbslosen und roten Betriebsräten" tönnte die damals Bertrauen zu der Stellung der D- Banten und ihnen gleid Gewähr für ordnungsgemäße Berwendung der Gelder bieten. Die wertiger Geldinstitute gehabt und hat feine Sicherungen Anleihe fet ein Geschäft gegen die werftätige Masse( Größter Lärm, verlangt. Jest statten die Banken der Stadt den Dank für ibre die Kommunisten brüffen hoch und Rieber, flatschen Beifall und damalige Bertrauensseligkeit ab! fallen bann den beutichnationalen Rebner, den Mittelsmann wilden der Rechten und den Korumuniften, Herrn nox Bedlin ruhla preden)

Nad n. Jedlin( Dual) ab bie Ausgaben ldr Scufbauten, für Bollstäder und Krantenhäuser Cugurausgaben,

vor benen die Deutchmotionalen( chon immer und ach jest marnien Die ganze Anleihe und ihre Musmertung fah Herr n. Jedlin mur als eine politische Angelenbeit an.

Stabin. Coewy( Soz.)

Berkehrsunglück in Moabit .

Gestern nachmittag ereignete fid) por bem Grundstüd 11 Moabit 108 sin fhmerer Vertebrsunfall Gin Gitesen bahnwagen ber Linie 14 fuhr bort einem Saft auto mit In­hänger ber Bolle... mit poller Bucht in die Flante. Dabe murbe der Aufbau des Autos und die Borderachse des Anhängers abgerissen. Der Straßenbahnwagen wurde gleichfalls schmer stellte feft, baß die Anordnung des Oberpräsidenten, der Stadt Berlin beschädigt. Der Bremser des Anhängers, ein 20jähriger Hermann furzfristige Krebite zu untersagen, bereits johon aufgegeben Flügel aus der 2 orgingstraße 28 und ein fünfjähriger lei, sonst tönnte diese Anleihe nicht zustande fommen.( Schr richtig! Knabe Günter Fricke aus der Monumentenstraße, der in bei den Sozialdemokraten.) Gegenüber zurufen pon rechts ber be- der Straßenbahn(, wurden erheblich verlegt. Beide wur­merkte der Redner, daß sie alles daranfeßen, den Krebit Berben ins Moabiter Strantenhaus übergeführt. Durch ben lins zu schädigen.( Bravo bei den Sozialdemokraten) Die Stellung der Kommunisten wird durch die Absicht bedingt, der t- Unfell entstand eine Bertebrsstörung von einviertelftündiger Geiterschaft und der Stadt in den Rüden zu fallen! Die Borlage Dauer.

dert hatten, und die Frau, für die all diese Opfer gebracht worden waren, hatte sie feelenruhig alles dessen beraubt, was ihre Laune befriedigen und ihr Wohlergehen erhöhen fonnte, und als nichts mehr aus ihnen herauszuholen war, hatte sie ihnen faltblütig die Tür vor der Nafe zugemacht. Ja, es war etwas Herrliches, eine fesselnde Frau zu sein dachte diese Jungfrau aus der Mietstaserne, imftande zu sein, diese eltien Mannsbilder zu beugen, ihr Herz zu brechen und sie au quälen. Wie fonnte eine Frau thren Reig beffer verwenden, als indem sie der Welt hemtes, was für ein lächerlicher Sllave der Mann ist und wie bereit, fein es der vor die Füße zu werfen, die ihm geftattet, menige, ganz wenige von den Genüffen au toften, die sie zu gewähren hat, und die ihn dann zugrunde gehen läßt während er die ringgeichmückten Hände füßt, die ihn er würgen?

Ach ja, dieje Männer", seufzte die zukünftige Gattin Joao da Coftas, als sie ihre Handarbeit wieder aufnahm; fie nähte gerade Spiken an bas stiffen, auf dem the Haupt ruhen sollte. menn fie den ersten Kuß ihres Cheliebsten empfing. Hatte sie denn nicht gesehen, wie Jeronymo und Firmo einander an die Gurgel gesprungen waren wie zwei Hunde, die auf der Straße um eine Hündin fämpfen? Und bann Miranda in feinem großartigen Hause, der pompöse und wichtige Herr, der fa tot, als wüßte er nichts von Dona Eftellas Untreue. Dann Domingos, der wie ein Stlane idhuftete, aber feinen Schlaf opfern fonnte, um npr Tages anbruch ein Stelldichein mit einem Mäbel zu haben und sich bann, ohne zu mudfen. gefallen ließ. all feines Verdienstes und feiner Bufunft beraubt zu werden. Eine lange Rethe von Arbeitern fiel ihr ein. Die ihr alle ihre Geheimnißfe an­vertraut hatten. und sie fühlte sich zu der Folgerung ge­zwungen, daß alle gleich feien.

Pombinha war ein Opfer der Umstände. Ein beschei­denes Beilchen, das in einem schattigen Tal wächst und alle Eigenschaften befigt. die man von einem füßen und duften den Beilchen erwartet. aber wenn es das Unglüld bat. feine Wurzeln in einen Misthausen zu verfenten, wo bie Sonne ihm anabenlos auf das ungefchütte Köpfchen scheint. wird burch ble'es intensive Licht und durch den überreichen Boben feine Hoffnung zulchanben werden und seine Seele zufammen fórumpfen. So war es mit labels Tochter ihre Um­gebung hatte fe des unschuldigen Bertrauens beraubt, mit bem andere Mädchen in die Che treten.

Im Geiste schägte sie Costa ab. Bürbe er sein wie alle diese anderen? Ja, sie tonnte ihn sich vorstellen, niederge­schlagen, tummervoll und schluchzend. Er war ein streb samer, fleißiger junger Mann und begnügte sich mit dem Leben, das ihm das Schicksal zugemiesen hatte, war unfähig, fich jemals gegen das zu empören, was ihm bestimmt mar. Er hatte feine eigenen Ideen und nicht einmal die Laster der meisten jungen Leute. Eines großen Berbrechens wäre er nicht fähiger war eben nur ein armer fleiner Kerl, ber froh mar, für seine Lieben zu arbeiten, sich fortzupflanzen und, wenn die Zeit fam, dieselben schändlichen und lächer­fichen Tränen zu pergießen, die sie eben aus Brunns ftruppi­gem Schiturrbart batte tropfen sehen.

Und diefe Ehe, die der goldene Traum ihres Daseins gewesen war? Jeßt, wo der Augenblic feiner Berwirt chunal fam, fühlte sie nichts als ibermillen und furcht. Bon Herzen gern würde sie zurüdtreten, wenn es nicht um ihre Mutter wäre. Aber die Gebulb und Knechtsarbeit per Guten mußten hoch belohnt werden; Isabels müder after Körper follte noch ein paar Jahre der Behaglichkeit erleben.

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So tam es, daß eine Woche fpäter das ganze Haus fich in heftigfter Erregung befand und Nummer fünfzehn von oben bis unten mit Rosen gefchmüdt mar. Um elf Uhr hielt ein Wagen vor dem Portal, und eine dide Dame in grauer Seide ftieg aus. Es war die Madrinha" oder Ehrendame, bie gekommen war, die Braut zur Kirche Johannis des Täufers zu führen, wo die Traufeierlichkeit um zwölf Uhr stattfinden follte. Alle Freunde und Nachbarn, die die fleine Bombinho feit frühester Jugend gefannt und geliebt hatten. standen jest, die Hände auf dem Rüden, Spalier; und während ihr Mund lächelte, maren die Augen der meisten von Tränen feucht.

Als sie einen Augenblid im Türrahmen stand, um ihre alten Freunde, mit benen sie jest nicht mehr zusamintenleben. follte, noch einmal zu überschauen, bot fie ein entzüdendes Bild. Ganz in Weiß, mit Schleier und Kranz, ichlant, grazios und anmutig wie ein Täubchen. das vor feinem großen Fluge einen Augenblid innehält, meinten die begeiftarten Baschfrauen. Sie war von der Huldigung ihrer einfachen Freunde fichtlich gerührt. minfte mit ihrem Blumenstrauß und warf ihnen beim Hinausgehen Rußbände zu. und warf ihnen beim Hinausgehen Kußhände zu.

( Fortlegung folgt.)