Die Strafrechtsreform.
Ein Vortrag von Otto Landsberg .
In einer gemeinsamen Beranstaltung der sozialdemokratischen Juristen und der Bereinigung Sozialistischer Studenten sprach Genoffe Otto Landsberg über Strafrechtsreform und die Ergebnisse der Arbeiten des Strafrechtsausschusses Er sagte:
Wir stehen am Borabend eines Ereignisses von größter Bedeutung. Morgen mird im Strafrechtsausschuß die erste Lesung des Entwurfs zum neuen deutschen Strafgefegbuch zu Ende geführt. Jebem verantwortlichen Mitarbeiter an diesem Wert bejchleicht ein banges Gefühl; er meiß wohl, was er gewollt, nicht aber, was aus dem Gesetz wird.
Bon Dostojewski weiß man, daß von den Russen das Wort Unglücklicher im gleichen Sinne gebraucht wird wie das Wort Berbrecher. Für uns Deutsche dürfte das Zusammenfallen dieser beiden Begriffe den Sinn der Erfenninis haben, daß die Gesellschaft die Mitschuld am Berbrechen trägt Sagt doch das Dichterwort: Ihr laßt den Armen schuldig werden und überlaßt ihn dann der Pein Es ist oft behauptet worden, das Strafrecht habe die alleinige Aufgabe. Die befizenden Klassen zu schüßen. In dieser Berallgemeinerung dürfte der Satz nicht stimmen. Gewisse Teile des Strafgesetzbuches haben zweifellos einzig und allein diesen Zwed. Es gibt aber feine Gesellschaftsordnung ohne Strafrecht; in einem Staat, wo die soziale Demokratie sich zu einer sozialen Aristokratie durchgerungen hat und jedes einzelne Mitglied der Gesellschaft zu solch einem Aristokraten geworden ist.
Es genügen schon wenige Beispiele, um zu zeigen, daß das Strafrecht nicht bloß die Güter der Wohlhabenden schützt. Der Bustmörder Böttcher tötete das fleine Töchterlein eines Arbeiters und Sozialdemokraten; Heiratsschwindler machen sich in der Hauptsache an Kleinbürgerinnen und Hausangestellte heran; Opfer von Kindermißhandlungen find in erster Linie Proletarierfinder. Dem Ber brecher ist es in der Regel gleichgültig, weffen Rechtsgut er angreift. Er fragt sich nur, wie erreide ich mein Ziel, und dieses Ziel erreicht er bei den Armen oft leichter als beim Reichen.
Nirgends ist aber die Evolution der Anschauungen zur fozialistischen Gedankenwelt jo flar erfennbar wie im Strafrecht. Die Strafe, ursprünglich nichts anderes als Hinzufügung von Qualen, ist heute bereits von dem Erziehungsgedanken erfüllt. Ur sprünglich persönliche Ra che für das zugefügte Uebel, nimmt der Staat die Anwendung der Strafe selbst in die Hand und macht sie zur öffentlichen Vergeltung. Als zweiter Zweck der Strafe kommt später die Abschredung hinzu. Bon diesen beiden Merkmalen war das erste preußische Strafgesetzbuch beherrscht. Bergeltung und Abschredung als Strafzmed wurde auch vom Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich übernommen Der soziale Gedanke war ihm vollfominen fremd. Das alte Strafgesetz strafte bloß die perbrecherische Gesinnung. Der Schmetz, der dem Berbrecher in Aus ficht gestellt wurde, mußte stärker sein als der Genuß, den er von der Straftat zu erwarten hatte. Half nicht die Drohung mit der Strafe, so mußte unter allen Umständen das Uebel vollzogen werden.
nst Gegen den Krieg.
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Eine pazifistische Komödie in der Volksbühne.
tisches Theater machen läßt, ist unverständlich, man tann schon fagen, eine Geschmacklosigkeit. In der entscheidenden Ministerrats. sigung werden der sozialistische Ministerpräsident als Schwachkopi, die auftretenden Gewerkschaftsvertreter als tomplette Trottel, de Sozialisten insgesamt als gewiffenlose Parteibongen hingestellt. Der Ministerpräsident ist erfältet und niest alle zwei Minuten, was dreimal ganz amüsant ist, aber auf die Dauer aubern wird. Das ist Klamottenfomik und unangebrachte Gehässigkeit, die den reinen Absichten des Dichters entgegenläuft. Seiche Mäßchen erzeugen vielleicht Augenblickswirtungen, drücken aber das Niv: au des Stüdes herab und durchkreuzen den Sinn der Komödie, die für eine wahrhaft heilige Sache fämpft, für den Sieg der Bernunft in der hohen Politit, für flaren Blid in der Bewertung von Krieg und Hurrapatriatismus.
In der Inszenierung wendet Karlheinz Martin eine neue Maschinentechnik an. Die zahlreichen Bilder spielen auf fahrbaren Podien, die vom Hintergrund und von den Seiten her ins Spielfeld rollen. Auf Transparenten im Border und im Hintergrund erscheinen Lichtbilder, die den verzwidten Gang der Handlung er läutern, schnellen Bedfel der Szenen ermöglichen und die Ubergänge ineinanderfließen laffen. gänge ineinanderfließen lassen. Ein solcher technischer Trid ist interessant, sein Wert ist, wo eine Drehbühne norhanden ist, fraglich. Das letzte Bild, die feierliche Unterzeichnung des Friedensvertrags, benutzt die albgewohnten Bühnenm tel, es hat die stäriste, eine grandiose Wirkung. Im ganzen gesehen, haben wir eine actbare Leistung vor uns. Es gibt wenig Bühnen in Berlin , die mit so, nachhaltigem Eindrud Theater spielen.
In London hat die Komödie des jungen irischen Schriftstellers| dem langjährigen Mitarbeiter Biscators Leo Lania partei poliC. H. Munro Das Gerücht" die Gemüter erregt und nachbaltigen Erfolg erzielt. In Berlin wird sie in Karlheinz Marin Karlheinz Mar tins Inszenierung auch Erregung stiften; ob fie hier Erfolge zeitigen wird, steht dahin. Es wäre zu wünschen allerdings mit allerdings mit einigen Henderungen der Inszenierung. Der Verfasser will zeigen und zeigt sehr anschaulich, wie Krieg und Kriegsbegeisterung entstehen und was dahinter steckt: auf dem Baltan gibt es zwei Ländchen, die reiche Bodenschäße bergen. Die britischen und französischen Kapitalistengruppen, die das Gebiet ausnuten, wollen die Ertrag niffe steigern und halten einen Krieg zwischen den beiden Ländchen für ein dazu geeignetes Mittel. Sie lancieren in die ihr willfährige Bresse das Gerücht von feindseligen Handlungen an der Grenze. Bresse das Gerücht non feindseligen Handlungen an der Grenze. Der Plan hat die erhoffte Wirkung. Aus der Furcht vor Ueber. fällen entsteht Erregung, aus Erregung Haß, und aus dem H machsen Blänfeleien, die den äußeren Anlaß zum Krieg liefern. Das britische Ministerium gibt nach anfänglichem Widerstreben auf Drängen der interessierten Gruppen endlich die Einwill gung und die Mittel zum Kriegsbeginn. Unzählige Opfer erfordert der Kampf, unzählige Märinrer für eine heilige Sache. Sie haben nicht gewußt, daß die heilige Sache ein Börsencoup gewesen ist. Der feierliche Friedensschluß boentigt die Feindseligteiten nur schein bar. Schon ahnt man die von Profitgier genährten Wünsche nach neuen Konflitten. Ein pazifistisches, ein Antifriegsstüd also. Wieder ein Antikriegsstüd, wird man hören. Mit Unrecht wird man sagen: Laßt uns endlich mit der Kriegsdramatit, laßt uns mit dem politischen Theater zufrieden. Mit Unrecht, denn nicht oft genug fann Gemütern, die allzu schnell das Grausen des Zehn millionenopfers Krieg vergeffen, die Sinnlosigkeit der Soldatenspielerei demonstriert werden. Mit Unrecht auch in fünstler scher Beziehung. Denn dies politische Theater ist mit Nachbruc, mit Ernst, mit Verantwortungsgefühl und in edler Absicht gemacht. Der Verfasser Munro malt nicht in Schwarzweißmanier, hie Schurten, dort Engel . Er verteilt Gerechtigkeit nach be den Seiten. Die aufflammende Begeisterung des Volkes entspringt zwar wie immer bei patriotischen Erregungen der Unüberlegtheit und aus einer Psychose heraus, die Begeisterten selbst aber haben ein echtes Gefühl. Sie wissen nicht, daß sie geführt werden in ihren aufwühlenden Empfindungen. Sie sind nicht töricht, sondern sie sind Opfer. Im Manuskript erscheinen auch die Minster und die Arbeiter deputierten als verantwortungsbewußte Köpfe, die das Für und Wider des Kriegsbeginns nach allen Richtungen hin durchforschen. Warum ausgerechnet die Boltsbühne aus dem politischen Stüd non
Arbeiter- Gänger:
Das Ensemble bildet hier ein Kollektiv. Es gibt tainen Schauspieler, der sich vordrängt oder der sonstuie ols Prominenter an die Spize fritt. Hans Beppler, oft bewährt in anderen aftur en Inszenierungen, fällt auf, ferner Erich Thormann, Leo hard Stedel, Siegmund Nunberg, Ernst Karchow und Ferdinand Hardt.
Der Beifall wagte sich nach dem ersten und nach dem zweiten Att nur schwach hervor. Erkt am Schluß brach Beifallstosen aus, das Ensemble und endlich Karlheinz Martin selbst, Hand in Hand mit dem Bühnenbildner Edward Suhr. erschienen vor der Rampe.
Die guten Absichten des Stüdes müssen sich verwirklichen laffen. Hoffentlich fürst man einige zu lang und zu langwel g geratene Szenen, hoffentlich entfernt man de erwähnte Entgleisun gen und schafft der Stomödie die Bedeutung, die ihr zukommt. Ein solches politisches Theater fönnen wir brauchen. Ernst Degner.
Daraus erflärt es sich, daß es z. B. für ben Morb nur eine Strafe Arbeiter Gänger: und Musikbewegung| finnländische Verbond veranstaltet am 24. Juni 1980 ein Arbeiter
gab. die Todesstrafe, daß eine ganze Reihe anderer Berbrechen teine. andere Strafe tannte als die Zuchthausstrafe; daß wieder in zahlreichen Fällen bloß das Gefängnis, unter teinen Umständen aber Geldstrafe in Anwendung gebracht werden fonnte. Die Nebenstrafen mie Berlust der bürgerlichen Ehrenrechte und Polizeiauf ficht, hatten gleid falls ben alleinigen 3med, das Strafübel be fonters fühlbar zu machen. Als dann in den 80er Jahren die Reichstriminalstatistik ein Anschwellen der Kriminalität der Jugendlichen und Rückfälligen aufmies, da jah man fich plötzlich vor dem Banteroff des Strafgesetzbuches.
pom Jahre 1871. Man erkannte, daß die Umwelt das Handeln des Menschen bestimmt und daß die Zahlen der Kriminalstatistik von mirtschaftlichen Verhältnissen abhängig sind das waren bereits fozialistische Gebanten. Die modernen Strafrechtstheoretifer nahmen fie auf und brachten sie in bürgerliche Kreise. Trotz dieser Erkenntnis tonnte sich aber der Obrigkeitsstaat zu feiner einzigen nennenswerten Reform entschließen. Er beharrie bei dem qualifizierten Straf minimum, bebingte Begnadigung gewährte er bloß ausschließlich jugendlichen Personen. Anders der Bolfsstaat von heute. Der Obrigkeitsstaat forderte die Bestrafung für jede Berfehlung, der Boltsstaat gestattet in gemissen Fällen Einstellung des Verfahrens, er verzichtet auf die Bestrafung von Jugendlichen unter 14 Jahren und begnügt sich in vielen Fällen mit Erziehungsmaß nahmen bei Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahre, er gestattet die Umwandlung von Freiheitsstrafe in Geldstrafe, macht in meitestem Umfange von der Bewährungsfrist Gebrauch, er. tellt dem Gericht die Befugnis, bei leichten Fällen von Strafe ganz abzusehen usw.
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England, Efland, Finnlond, Palästina.
musitfest in Abo. In Finnland hat man, nach Mitteilungen unseres Revaler Gewährmanns, besonders gute, Leiftungsfähine Chorgemeinschaften, die im Männer, Frauen und gemischten Chor fingen und gleichfalls wie in Estland , ihren Chören Sinfonie und Blasorchester angegliedert halten. Beide Verbände, die miteinander in freundAr
beiterfängerinternationale anzuschließen.
Arbeitslose Sänger eines enelischen Bergarbeiterchors fon Bertierten vor einigen Jahren im Rheinland und in Mitteldeutsch land. Näheren Einblid in die englische Arbeiterfängerbewegung gefchaftlichen Beziehungen und Austausch stehen, planen, fich der r währt mir nun Ian D Bush, musikalischer Berater ber Lanbon Babour Choral Union"( Londoner Arbeiterchor- Bereini gung), der im Dezember vorigen Jahres die Freundlichkeit besaß. mir über die. Entm dlung, ten augenblicklichen Stand und die Ziele der englischen Arbeiterdorbewegung ausführlicher zu berichten.
Die London Labour Choral Union wurde im Jahre 1924 gegründet. Sie umfaßte 261 Mitglieder, die sich über acht Chor vereine verteilten Heute weist der Verband 13 Chäre mit insge samt 427 Mitgliedern auf, und Bush nimmt an, daß er augenblicklichy famt 427 Mitgliedern auf, und Bush nimmt an, daß er augenblicklich den größten Arbeiterchorverband Englands darstellt.
Die Ziele, die die London Labour Choral Union" sich aeſtedt hat, sind Liebe zur Musik im Bolle zu entwickeln und den Gesang in die Dienste der Arbeiterbemegung der Großstadt zu stellen". In den Konzerten fingt man Bolts- und Tendenzlieber ,,, nevirate musikalische Werke und verfäumt auch nicht. auf ältere Mufif, Madrigale, zurückzugreifen. Reben A- cappella- Gesängen bringt man auch Chöre mit Begleitung zu Gchör. Das Orchester freilich muß aus Snarjamteitsgründen zumeist durch Ornel oder noch schlimmer durch Klavier ersetzt werden jährlich findet in einem Londoner Konzertsaal ein Fest statt. Diefem geht ein Wettkampf voraus, den ..bie Mitrlieher sehr gerne haben, wiewohl er von allen fortschritt. lich eingestellten Leuten aus Prinzip abgelehnt wird. Die ausge sekten Preise bestehen aus Chorgesangsnoten, die die Londoner Mufifnerleger stiften. Ferner wirfen die Chöre bei Bersammlungen der Londoner Arbeiterpartei mit und veranstalten in ihren Heimat bezirfen felbständig eigene Stonzerte. Die musitalis he Bildung der Milieder der englischen Arbeiterdöre ift gering. Sie können nicht nach Noten fingen und haben menig Luft ,, diese schwere Stunfi" zu erlernen. Die Tenben höre, die unsere englischen Freunde befizen, erweisen sich als„ fehr mangelhafte oder ziemlich fomplizierte Literatur". Die finanzielle Lage der fleinen Bereine ift schlecht. Die mitgliedsbeiträge langen faum zur Anschaffung von Noten und zur Bezahlung der Saalmiete für die Uebungsstunden.
she
Auch Palästina bat ein eigenes Arbeitermufit unb dor wesen, deffen musikalischer Führer, M. Robinomis, in regem fünft lerischen Austausch mit der Mufifberatungsstelle Les Deutschen Arbeiterfängerbundes steht. Interessant die Tatsache, daß unsere jüdischen Genossinnen und Genoffen( es existieren in Palästina nur gemischte Chöre) die gleichen Gefänge, in das Hebräische übersetzt, pflegen, die von unseren deutschen Chören gefungen werden.
Junge Tanzfunft.
Walter Hänel.
Bier junge Tänzerinnen debütierten im Schwechien saa L Solche Debüis find von einer Wichtigkeit, die man nicht leicht überschäzen fann. Für die jungen Damen, die die Scheu vor dem öffentlichen Auftreten überwinden müssen, und für die Tanzintereffenten, die das felistische Material des tänzerischen Stach muchjes tennenlernen. Die Beranstaltungen find wichtig, auch wenn sie, wie diefe Matinee, teine wertnolle Ausbeute liefern. Unter den pieren war nicht eine, der man, nach dem hier Gebotenen zu urteilen, eine bedeutende Zukunft prophezeien fönnte.
Julia Marcus( Städtische Oper), anscheinend die stärifte Begabung unter den dieren, sichere Technit, forsch in trafinollen Schwüngen und Sprüngen( Auf einer Linie"). uftig und schmilfig ( Allegro"), eigenartig und schon im erstatischen Busammenzuden des Rumpfes, im Stoßen der Glieder( Schwerer Weg"). Hannes lore Kern, diszipliniert. aber oft monoton, mit überhipten und doch unlebendigen Bewegungen. Ida Me wal( Städtische Oper), schwer, fast plump, namentlich in der Sprungtechnif. Daisy Baumann( Städtische Oper) in nietlichen, sympathischen, aber etwas trodenen Kleinfünften eine gute Mittellinie haltend. Gie tanzte mit der Memal ein forrett tomponiertes, in sauberer Arbeit Dorgetragenes Duo".
Neben Fortschritten, wie der Begfall von Verlust der bürger lichen Ehrenrechte und der Polizeiaufsicht, wie Bulaffung von milder Londoner Arbeiterpartei mit und veranstalten in ihren Heimate dernden Umständen bei sämtlichen Straftaten, Absehen von Strafe bei besonders leichten Fällen, Erhöhung des Strafmüntigkeitsalters auf 16 Jahre, Einführung des Begriffes der verminderten 3ure nungsfähigkeit, beharrte er auf der Todesstrafe, auf der Unterscheidung zwischen Zuchthaus und Gefängnis, auf den Abtreibungs- und Gotteslästerungsparagraphen, auf eine völlig unhaltbare Gestaltung von Strafbestimmungen für politische Delifte und dergleiten mehr. Nur im harten Kampfe ift es den Bertretern der sozialdemokratischen Frattion gelungen, eine große Anzahl von Berbesserungen herbeizuführen. Die Bestimmungen des Entwurfs, Debüts sind im allgemeinen tein unfehlbarer Prüfstein. Ich sofern sie fich auf politische Berbrechen beziehen, haben Auf dem internationalen Treffen der Arbeiterjugend in Wien würde mich freuen, wenn die weitere Entwicklung der vier Tänim hohen Maße die Gefahr für die Arbeiterschaft verloren. gelang es mir. Beziehungen zu Eit land aufzunehmen, N. Gold- zerinnen ben blaffen Eindruck des ersten Versuches torrigieren würde. Aber alle diese Reformen würden mur menig nüßen, wenn sie schmidt, der führend in der estnischen Arbeitermufifbemegung tätig micht mit einer
Reform der Merschen
felbft begleitet wären; nur wenn die Richter und die Leiter der Strafanstalten das Herz am rechten Fleck, Verstand im Kopfe, Liebe zum Menschen haben werden, werden sich die neuen Gefeße wohl tätig auswirken. Die Sozialdemokraten waren gegen die Siche rungsverroahrung, denn sie sagten sich, nur wenn die leitenden Männer ihr Handwerk verstehen werden, werden diese Anstalten nicht Photographien der Gefängnisse und Zuchthäuser sein. Und für die Richter wird das eine gelten müssen: nicht strafen wollen, sondern fich im Innern fagen, daß es nicht die Schuld der Menschen ist, wenn Sie vor ihnen als Angeflagte stehen, und nicht ihr, der Richter, Berbienst, daß sie auf dem Richterplatz fizen. Der Richter nuß um die Seele des Menschen, den er zu richten hat, ringen, und erst menn er mit modernen Anschauungen erfüllt sein wird, wird das neue Strafgefegbuch den deutschen Bplfe zum Segen gereichen.
In der Diskussion wurde am Vortrag mie ouch am Entwurf manche ritif geübt. Der Referent ftellte in feinem Schlußwort unter anderem feft, daß das neue Strafgefehbuch nur der Ausdruck ber jeweiligen Machtverhältnisse darstelle und daß die sozialbeniotratische Frattion nicht dem Entpurf gegen irgendwelche Meine Rongefftonen zuftimmen wird, sondern für seine Annahme nux bann fein wird, wenn es einen wirtlichen Fortschritt bedeutet.
Bor Eintritt in die Tagesordnung hatten sich die Anwesenden zum Gedenten von Dr. Paul Levi erhoben. Dr. Kurt Rosenfeld fprach einige marm empfundene Worte.
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ift, berichtet, daß man augenblicklich in Estland am Werke ist, die Arbeitermusikverbänte tes Londes zu einer Bereinigung zusammenzuschließen. Die dortigen Chöre unterhalten vielerorts eigene Ordyester und betätigen fich gleichzeitig auf dem Gebiet der Oper.
Die Arbeitermusifbewegung in Estland ist noch ziemlich jung. In Reval ( Tallinn ) begann man im Herbst 1925 mit der Arbeit. 1927 folgten Dorpat , Rernau und Narwa . In Reval übernahm N. Goldschmidt die Leitung des Arbeiterchors, bem ein feilb ständiges Sinfonie- und Blacord efter sowie eine Mantolinergruppe angegliedert sind. Sooleich im ersten Jahre wurden 15 Morgen fonzerte veranstaltet, für den Rundfunt olsuncen und des öfteren in der Umgebung der Stadt mustziert. Die Mitglieder der Chöre und Orchester find Arbeiterdilettonten", die nach schwerer Arbeit ihre Freizeit der Musik widmen. Im Juli 1999 veranstalteten die vereinigten Arbeitercore und orchester von Reval , Dorpat und Bernau ein Sängerfest.
Sämtliche Konzerte erfreuten fich eines überaus starten 3u Spruchs der Arbeiterfdeft. pie die Säle unb Theater bis auf den letzten Pink füllte. Die Veranstalter zeinen sich bemüht, ben tüinst lerischen Gefmad des Arbeiterpulifums zu heben. In ihren Be strebungen werden sie von ber Lantesregierung unterstüßt. Für ten Sommer 1981 ift ein allgemeines efttändisches Arbeitermusif. fest vorgesehen.
Auch in Finnland finden wir ein reges, gut entwickeltes Arbeitermusifwesen. Es ist älter als bas eftländische, arbeitet mit großem Erfolg und verfügt über eine eigene Mufifzeitschrift. Der
Die feufche Sünderin."
Universum.
J. S.
In New York ist alles ganz anders. Da, reihen sich die Söhne der Warenhaustönige und Trustmagnaten an, um eine feine Bertäuferin zu ehelichen. Vielleicht tun fie es, um den anderen, die nicht in dieses glänzende Brautbett getragen werben fönnen, einen Hoffnungsschiminer zu lassen. Es gibt eben mehr Berkäuferinnen als milliardärsföhne.
Ein altes, in Amerika sehr beliebtes Thema. Mary Bickford trat vor einiger Zeit in einem ähnlichen Film auf Hier wird noch eine pitante Sauce angerührt. Das Fräulein Bert Kelly besucht allerlei Stätten, wo sich junge Amerikaner vorgeblich amüsieren so etwa im mondänen Treiben. An sich liebt die junge Dame es nicht, aber sie macht mit, um sich einen mohlbegüterten Mann zu angeln. Jedenfalls jagt sie es selbst.
Ameritanischer Geschmad, amerikanisches Ideal, bas bie tapitaliftische Welt als die befte aller Welten betrachtet Beiber notieren im Leben die Lohengrine als Raritätswert, und der amerikanische Film spiegelt eine Welt die überhaupt nicht egiftiert.
Die Regie ist tultipiert, die Darsteller zeigen wie immer schauSpielerisches Können. Colleen Moore spielt die junge Dame, bie die soziale Stufenleiter hinauffällt, mit großer Wandlungs fähigkeit, mit Biz und toller Baune und mit einer zerquetschten Träne. -t.