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trages, den Prof. Dr. Keller in Zürich gehalten hat, erstattet worden. Prof. Keller hat bei seiner Bernehmung im Borvernehmungs­perjahren erflärt, daß er aus eigener Renntnis nichts misse. Er habe jeine Angaben nielmehr nur auf Grund der Broschüre Leh­mann. Rußbüldts ,, Die blutige Internationale der Rüstungsindustrie" gemacht, und zwar nicht, um gegen die Firmen Krupp und Thyssen ben Bormurf des Landesverrats zu erheben, sondern um die inter­nationale Berflechtung der Rüstungsindustrie darzulegen. Der Anzeige mußte von der Reichsanwaltschaft jelbst. verständlich nachgegangen werden, jedoch fönne über die Schritte, die ergriffen worden seien, im Interesse der Untersuchung noch nichts mitgeteilt werden.

Zwei Kanzlerreden.

Trinfiprüche im Reichstanzlerhaus.

Um gestrigen Sonnabend wurden im Hause des Reichstanzlers folgende Tischreden gewechselt:

Der Reichsfanzler:

Herr. Bundeskanzler! Im Namen der Reichsregierung heiße ich Sie in der Hauptstadt des Reiches von Herzen willkommen. Es ist unser aller aufrichtiger Wunsch, daß Sie sich hier so heimisch fühlen, wie es dem Freundschafts und Bertrauens perhältnis unserer beiden Länder entspricht.

Ihr Besuch, Herr Bundestangler, fällt in, Tage ernster Ent­scheidungen des Reiches. In solchen Tagen wird der Besuch eines lieben Freundes besonders dankbar empfunden. Sie haben persönlich an den legten internationalen Verhandlungen im Haag teilgenommen und missen, von welcher außerordentlichen Tragweite die dort getroffenen Bereinbarungen für das Reich find. Wir fehen, daß unser Volt noch einen schweren Weg vor sich hat. Wir sind aber überzeugt, daß dieser Weg uns schließlich doch nach oben führen wird, und

wir vertrauen darauf, in unseren öfterreichischen Brüdern stets treue Weggenoffen zu finden.

Wir freuen uns mit Ihnen, daß Sie im Haag für Desterreich eine befriedigende Regelung wichtiger Fragen haben erzielen fönnen. Alle Fortschritte Ihres Landes in seiner inneren und äußeren Ent widlung begleiten wir mit wärmster Sympathie. Die Schidfalsverbundenheit unserer Länder auf dem Wege in die Zukunft läßt uns Desterreichs Glück und Gedeihen als einen Teil unseres eigenen Schicksals empfinden.

Das verbürgt Ihnen, Herr Bundeskanzler, die Aufrichtigkeit, mit der ich mein Glas erhebe auf das Wohl des Herrn Bundes präsidenten, auf das Wohl Earrer Exzellenz und auf eine glückliche Bufunft Desterreichs."

Bundestanz'er Schober:

Herr Reichsfangler! Die warmfühlenden Worte. die Sie an mich gerichtet haben, werden in ganz Desterreich freudigen Wider. hall finden.

Aufrichtig dante ich Ihnen für diese herzliche Begrüßung und ebenso für den freundschaftlichen Empfang, den mir die deutsche Regierung und die deutsche Deffentlichteit bereitet haben. Ich er blidé bierin einen neuerlichen Beweis ter innigen Bezie. hungen, die das Deutsche Reich und Defterreich verbinden.

Die Aufgabe, Bol? und Staat nach dem furchtbaren Zusammen bruch wieder aufzurichten, lastet schmer auf Deutschland und Defter

reich

Wenn auch in diesem Existenzkampf jeder der beiden devffchen Staaten auf lich affeln geftellt war, fo hat doch diefes gemein­

ſame harte Schidſal das in unserer Stammesgleichheit wurzelnde 3ufammengehörigkeitsgefühl nur noch laniger und fester gestaltet. Das Deutsche Reich fann daher auch bei den schmermiegenden Ent. fchlüssen, die es la diesen Tagen zu fassen haben wird, der brüderlichen Anteilnahme Desterreichs sicher sein. Ich gedente in Wehmut des hervorragenden deutschen Staats. mannes. ber leider nicht mehr in unferer titte meilt und vor deffen Manen ich mich huldigend neige.

Mit lebhaftem Dante habe ich von dem wahrhaft mitfühlenden Interesse Kenntnis genommen, das Sie, Herr Reichstanzler, für die Aufwärtsbewegung Desterreichs zum Ausdrud gebracht haben und mit gleicher Zuversicht spreche ich die Ueberzeugung aus, daß es bei den Regierungen gelingen werbe, das deutsche Volf einer

besseren und glücklicheren Zukunft entgegenzuführen. Die hervorragende Geftalt des auch in Defterreich hochperehrten Herrn Reichepräsidenten von Hindenburg soll uns hierbei als Bor­bild voranleuchten.

Ich erhebe mein Glas auf das Wohl des Herrn Reichspräsi denten, auf das Wohl Euer Exzellenz und auf das Blühen und Gedeihen des Deutschen Reiches ."

In der Reichstanzlei hielten am Nachmittag Bundeskanzler Schober, Reichsfangler Müller und Reichsminister Dr. Curtius unter Hinzuziehung ihrer ersten Mitarbeiter und der beiden Ge­fandten eingehende politische Aussprache. Diese Aussprache, die ent­sprechend den bestehenden engen politischen Beziehungen im Geifte vollsten gegenseitigen Vertrauens geführt wurde, wird am Montag fortgesezt werden.

Trotti in Attentatsgefahr.

Eine Warnung aus Prag .

Der Berliner Berlag S. Fischer erhielt von einem Rebatteur Ludwig Henych aus Brag ein Schreiben, in dem mitgeteilt wird, der Absender, der mit Trogti nicht sympathisiere, aber doch Anteil an seinem Schicksal nenme, habe erfahren, daß in den letzten Wochen eine Gruppe ehemaliger Mitglieder der weißen Armee in Prag beschlossen habe, Trogfi zu töten. Man habe vor, Trozli auf der Insel Brinkipo zu überfallen und durch Revolverschüsse zu erledigen. Freunde. Troylis haben eine Abschrift dieses Briefes der türkischen Botschaft in Berlin übermittelt, um Gelegenheit zu geben, Bor fehrungsmaßnahmen zu treffen. Trogti felbst wurde durch ein Tele gramm gewarnt, sein Haus ohne ausreichenden Schuh in nächster Beit zu verlaffen.

Der Briefschreiber hat seine volle Adresse in Prag , auch seinen Telephonanschluß mitgeteilt, so daß eine Mystifitation taum anzu­nehmen ist.

Auf Anfrage in Brag erfahren wir, daß ein Redakteur Henych bei der demokratischen Zeitung Tribuna" mar, bie aber seit einigen Jahren nicht mehr erscheint.

Fabrikant Pinke bringt ein Notopfer.

Teure Zeiten­Natopfer in Sicht.

wir müssen uns

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einschranken, Hulda

Den Schmuck hast Du mir bereits voriges Jahr Fest versprochen

Wir werden sparen, August

Du wirst inn tragen, das erhöht meinen Kredit

Auf das Auto Kann ich naturlich nicht verzichten

Minna, Auguste, von heute ab gibt es Kein Bier mehr, wir mussen sparen

Es lauft ausserdem auf Geschäfts- Unkosten­

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Du triffst auch immer das Richtige

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Konto

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HABEKING

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Sozialisten unterstützen Chautemps

Eine harte Schlacht steht am Dienstag bevor.

Paris , 22. Februar.( Eigenbericht.) meine Politif, mährend der reaktionäre Abgeordnete Soulter miffen mill, nach welchen Brinzipien die Regierung zusammengesezt worden sei.

Die neuen Minister bes Rabinette Chautemps haben am Sonn­abend von ihren Borgängern ihre Aemter übernommen. Minister präsident Chauiemps selbst hat am Sonnabend mittag eine Delegation der sozialistischen Graftion, bestehend aus Léon Blum , Renaudel, Grumbod, Bincent Arriol, Saléngro, Bedouce und Reboul empfangen um sich mit ihnen über die Parlamentarische Lage und die von der Partet te Aussicht ge stellung eines Minimalprogramms zu unterhalten. Am Montag und am Dienstag wird das Kabinett seine Regierungsertiär rung beraten. Wie mir von gut unterrichteter Seite erfahren, wird bas Programm u a. die Zusicherung einer politischen Amnestie und des von der Wirtschaft mit machsendem Nachdruc 2mnestie und des von der Wirtschaft mit madhjendem Nachdrud geforderten Steucrabbaues enthalten, dessen Ablehnung bem Kabinett Tardieu perhängnispall gemarden ist.

Benn auch über das fünftige Berhältnis zwischen dem Kabinett und der sozialistischen Fraktion, die erst am Dienstag darüber end­gültig beschließen wird ,, sich augenblicklich noch nicht viel Konkretes sagen läßt, so steht body bereits fest, daß in der für das Schicksal des Kabinetts entscheidenden Abstimmung über die Regierungs­erklärung

Chautemps mit der Gesamtheit der 101 fozialistischen Stimmen rechnen darf.

Wie sich das Berhältnis in der 3utunft gestalten wird, hängt ausschließlich von der Politif des Minifteriums ab. Auf jeden Fall dürfte die Bindung fehr viel laderer sein als fie es zur Beit der ersten Kartellfabinette gewesen ist. Es ist sicherlich lein Zufall, daß, während Herriot die sozialistischen Führer bereits vor der Ronstituierung seines Kabinettes zu Rate gezogen hat. Chautemps die Berhandlungen mit ihnen erst aufgenommen hat, als er fein Ministerium bereits unter Dach und Fach hatte. Immerhin wird auch er mit der sozialistischen Unterstüßung rechnen fönnen, solange er eine wirklich demokratische Politik macht.

Für die erste am Dienstag nachmittag beginnende politische Aussprache in der Kammer liegen schon drei Interpellationsanträge der reaktionäre Abgeordnete Reynaud und der kommu­

Dor:

nistische Parteiführer Cachin verlangen Auskunft über die allge

3taliener Prozeß in Belgien .

Wegen falscher Pässe.

Brüssel , 22. Februar.

Das Strafgericht verurteilte den im Dezember hier festgenom­menen italienischen Anarchisten Dr. Berneri zu fünf Mo­noten Gefängnis und 50 Franken Geldstrafe wegen Führung eines falschen Namens und Gebrauchs eines gefälschten Basses somie wegen unerlaubten Waffentragens. Das Gericht verurteilte ferner men a pace in Abwesenheit zu sieben Monaten Gefängnis und 50 Franken Geldstrafe wegen Führung eines falschen Namens und Gebrauchs eines falschen Basses und ordnete feine fofortige Bethaftung an.

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Die erste Bertrauensabstimmung wird für das neue Rabinett die Probe aufs Erempel sein. Sie wird erweisen müssen, ob in der augenblicklichen Stammer überhaupt eine reine Lintsregierung vorhanden ist. Es wird

bestimmt eine hatte Schlacht

werben. In der Folgezeit wird bem neuen Rabinett dann die Tat­fache zugute tommen, daß die gesamte öffentliche Meinung, bie Industrie, die Wirtschaft und die Börse des politischen Banks und der Arise herzlich müde ist. Die Auswahl der Persönlichkeiten in bem neuen Minifterium ift Chautemps so gut gelungen, baß bas Stabinett außerhalb des Parlaments nirgends Anstoß erregt, im Gegen teil schon jegt den Ruf einer gemiffen technischen Sachlichkeit genießt. Mittelparteien, die diesmal offen versucht haben, die Linke in thr Der Sturz Tardieus und das egoistische Manöper ber Schlepptau zu spannen, haben also den unerwarteten Erfolg gehabt, daß die Linke von ihren parlamentarischen Gegnern selbst zur Einigung und zur energifden Tat gezwungen worden ist. Aller­dings harren der neuen Regierung vor allem zweifehrfchwere Aufgaben, deren sie sich nur mit Aufbietung aller Energie und aller Geschicklichkeit wird entledigen fönnen. Auf dem Gebiet der Innenpolitif gilt es, die allgemein geforderten Steuererleichte­rungen zu bewilligen und die von dem früheren Finanzminister Cheron zusammengerafften Milliarden der Wirtschaft wieder zu­zuführen. Außerdem muß das Budget rechtzeitig bis zum 31. März unter Dach und Fach gebracht werden, ohne daß der Realtion Ge­legenheit geboten wird, dem Rabinett durch demagogische Aenderungs­anträge ein Bein zu stellen. Außenpolitisch gilt es vor allem, die Londoner Flottenabrüstungstonferenz zu liquidieren, auf der Tardieu durch seinen übertriebenen Tonnagestandpunkt Frankreich in eine recht heifle Lage gebracht hat..

Gelingt es, diese beiden Aufgaben mit Erfolg zu erledigen, dann fanu das neue Kabinett erst auf ruhigeren Bestand hoffen. Bor allem in der Außenpolitit, in der ble Annäherung mit Deutschland fonsequent fortgesetzt, der Doung- Plan ratifiziert und das Rheinland geräumt werden wird, fann die Reigerung auf starten Zulauf aus den Mittelparteien der Rammer hoffen.

hüten sollen. Die Schweizer Behörden seien auch mit den ita­lienischen Behörden deswegen in Fühlung getreten. Es hat sich dabel herausgestellt, daß auf einem der in Frage tommenden Päffe sich zweifellos die gefälschte Unterschrift eines Schweizer Be= amten befindet.

Unter der falschen Bank. Politische Sachkenntnis der Deutschen Zeitung". Mir haben schon manches Mal die Gediegenheit" belächelt, mit der bie hafentreuzlerische Bresse redigiert wird. Heute fönnen mir mit einem besonders hübschen Beispiel dienen. Wie wir bereits medeten, ist Genosse Christoph König als Nachfolger Grimmes zum Faschisten als Paßfälscher. Hernannt worden. Die Deutsche Zeitung" serviert ihren Befern Bizepräsidenten des Brandenburgischen Provinzialschulkollegiums diefe Meltung in folgender Form:

Bern , 22. Februar.

Innersowjetrussische Hungerblockade. Spionageangelegenheit im Taffin. Die Untersuchung set noch nicht

Rylon verordnet Aufhebung der inneren Ausfuhrverbote. Mostau, 22. Februar.( Telegr.- Agentur à Sowjetunion .) Der Borfihende des Rates der Bolkskommiffare, Rytoff, hat, da die Republiken der Sowjetunion die Ausfuhr von Bich und Saaten aus ihren Gebieten verboten haben, an diese Re­publiken die Aufforderung gerichtet, von solchen Berboten Ab­fland zu nehmen, da dadurch die Bersorgung der ge­famfen Sowjetunion mit Fleisch und Saaten behindert würde.

Im Bundesrat berichtete Bundesrat Haberlin über die abgeschloffen. Aus dem bisherigen Untersuchungsergebnis hätten fich feine Anhaltspunkte dafür ergeben, daß auch militärische Spio­nage in Betracht tomme. Ferner verwies der Bundesrat auf einen Bericht des Vorstehers des Justiz und Polizeidepartements über die Angelegenheit der Baßfälschungen. Es stehe hiernach

Man hat sich für dieser Bosten den Sozialdemokraten und Landtagsabgeordneten önig ausgesucht, der, mie berittet, fürzlich das traurige Erbe des Finanzmini. fteriums bes Sozialdemokraten. Hilferding abgelehrt hat

Der Berichterstatter der ,, Deutschen Zeigung" hat offenbar unter der verkehrten Bank gehorcht, ehe er diese Meldung verfaßte. Reichs­finanzminifterium und preußisches Unterrichtsministerium das geht bei ihm funterbunt durcheinander. Wir glauben den Mon­archisten in der Deutschen Zeitung" gern, daß für den König allezeit ihr herz erglüht; aber deswegen follien sie doch König und

außer Zweifel, daß Schweizer Bäffe gefälscht worden feien; wo und durch wen tonnte noch nicht festgestellt mer den. Die Untersuchung geht weiter. Es werden Maßnahmen ge troffen, welche den Gebrauch gefälschter Bässe in 3utunft per: 1 Herz auseinanderhalten fönnen!