Auto vom Expreßzug zermalmt. Volksbühne und Republikoper.
Bei Kenossa im Staate Wisconsin erfakte ein Expreßzug in voller Fahrt ein Personenauto, das eben die Gleise überquerte. Im selben Augenblick kam von der entgegengesetzten Seite ein Güterzug herangefahren, das Auto wurde buchstäblich ger quetscht, die fünf Insassen bis zur Unkenntlichkeit zer malmt. Beide Züge entgleisten. Fünf Fahrgäste des Expreßzuges wurden getötet, mehr als 10 sollen verIetzt sein.
Ueber das furchtbare Eisenbahnunglück wird ergänzend gemeldet: Der Vorortzug, der auf den Bahnübergang mit einem Automobil zuſammenſtieß, gehörte zu den schnellsten elektrischen Zugtypen der Bereinigten Staaten und fuhr im Augenblick des Zusammenstoßes mit höchstgeschwindigkeit. Ein aus entgegengesetzter Richtung tommender Güterzug fuhr auf die Trümmer des Automobils auf. Es war ein Glück, daß die in den Graben
gestürzten Wagen des Personenzuges aufrecht stehenblieben, da sonst wahrscheinlich auch die eigen noch schlimmer gewesen wären. Die meisten Verletzten haben Arm- und Beinbrüche davongetragen.
Fünf Todesopfer der Autoraferei. Auto fährt in eine Gruppe heimfehrender Ballgäfte.
Der Sonntag hat in der Umgebung Berlins wieder mehrere schwere Autounfälle gebracht, denen nicht weniger als fünf Menschenleben zum Opfer fielen.
Auf der Chaussee zwischen Teltow und Lichterfelde geriet der 27 Jahre alte Chauffeur Baut Berg mit seinem Wagen in eine von einem Mastenfest heimtehrende Gruppe von Leuten. Berg überholte sie vorschriftsmäßig unter Hupenfignalen auf der linken Seile. Eine zweite Gruppe, die weiter voraus rar, wollte er in der gleichen Weise überholen, als er mit dem Wagen in die Leute hineingeriet und die Schmerzensschreie hörte. Zwei der Berletzten lud er sofort in sein Auto und brachte fie nach dem Binzenz- Krankenhaus, dort konnte aber nur der Tod festgestellt werden. Ein nachkommendes Auto brachte einen dritten Schwerverlegten in das gleiche Krankenhaus. Die Feststellungen der Kriminalpolizei, der sich Berg fofort zur Verfügung stellie, ergaben, daß die Zuleitung zu dem Scheinwerfer beschädigt war und von Berg nicht selbst repariert werden konnte. Es brannten an dem Wagen nur die Stadtlampen und die Frei" lampen. Ein Signal fonnte der Chauffeur bei der zweiten Gruppe nicht geben, weil er fints steuerte und die Handbremse bedienen mußte. Der Wagen ist vorläufig bei der Fahrbereitschaft der Schußpolizei in Steglitz sichergestellt, eine Untersuchung zur völligen Klärung des Borfalles ist von der Kriminalpolizei eingeleitet. Die Getöteten sind: Frida Schubert aus der Achenbachstraße 7/8 zu Wilmersdorf und Walter Schult aus der Mertelstraße 40 zu Steglig. Schwerverletzt ist der Bürobote Walter Seine aus der Schöne berger Straße 9 in Steglitz .
Ein zweites Unglüd ereignete sich am Sonntag morgen gegen 4 Uhr auf der Chaussee Perleberg- Lenzen. In einer Wegfurve furz vor dem Ort Laßlicht streifte das Brivatauto des Bahnspediteurs Thielen aus Wittenberge mit dem linfen Hinterrad einen Chauffeebaum. Das Auto drehte sich in voller Fahrt um die eigene Achse und wurde dann gegen einen zweiten Baum geschleudert. Thielen, der mit seinen beiden Söhnen in dem Wagen faß, flog in hohem Bogen in den Chauffeegraben. Die Söhne des Spediteurs waren auf der Stelle tot. Der Vater erlag auf dem Transport zum Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.
Das Lawinenunglück in Italien . 40 Hütten mit ihren Bewohnern verschüttet.
Rom , 24. Februar. Zu dem Lawinenunglüd am Fuße des Monte Pedrano wird weiter gemeldet, daß insgesamt 40 Hütten des Fleckens Billa di Mezzo verschüttet worden sind. Die Bewohner wurden von dem heftigen Sturm in ihren Behausungen überrascht und konnten der Katastrophe nicht mehr entgehen. Ein Ueberlebender brachte die Hiobsbotschaft nach dem nahen Dorfe Bolognola Infolge der hohen Schneemaffen fonnte die Unglüdsstelle zuerst nur von Skifahrern erreicht werden. Flugzeuge versuchten, über der Gemeinde Bolognola Arzneien abzuwerfen, doch verhinderte der dichte Nebel diese Absicht. Bis jetzt fonnten 13 Tote und vier Schwerverlette geborgen werden. Es werden aber noch acht Perfonen vermißt, die unter der Lawine begraben liegen und daher taum mit dem Leben davonkommen dürften. Drei Familien find vollständig verschüttet worden.
Zehn Arbeiter getötet...
New Yort, 24. Februar. Wie aus Havanna gemeldet wird, explodierte im Wasserwerk von Palatino ein großer Dampfkessel. Da bei wurden 10 Arbeiter getötet und 4 schwer verletzt. Das Pumpenhaus des Wasserwerks wurde vollständig zerstört. Die Explosion war so start, daß sämtliche Fensterscheiben der in der Nähe be findlichen Häuser in Trümmer gingen.
Der Vorstand der Berliner Boltsbühne hat in einer Dent schrift, die an die Abgeordneten des Preußischen Landtages ber
sandt wurde, Stellung genommen zur Stilegung der Republit oper. Wir geben die wichtigsten Abfäte daraus im folgenden
wieder.
Die Voltsbühne war es, die im Jahre 1919 den Gedanken eines Um- und Ausbaues der ehemals Krollschen Oper faßte; fie ließ die Pläne entwerfen, jetzte sie gegen manche Widerstände durch, sie nahm die Bauarbeiten unter Einsatz ihrer gesamten Mittel in Angriff. Jahrelang zahlten ihre Mitglieder, ganz überwiegend Ar. beiter, Neine Angestellte und Beamte, besondere Zuschläge zu ihren Borstellungsbeiträgen und brachten in anderer Weise empfindliche Opfer im Interesse des Baues. Erst als der Umbau weit gefördert war, zwang die Inflation die Leitung der Volksbühne, einer 2lb änderung des ursprünglich abgeschlossenen Vertrages zuzustimmen, durch die sich der Staat gegen Beschaffung der noch benötigten Mittel zum Herrn über Haus und Betrieb machen konnte.
Die bei Abschluß diefes Vertrages von der Boffsbühne fertig. gestellten Bauarbeiten repräsentierten nach den Berechnungen des bauleitenden Architekten, die jederzeit vorgelegt werden können,
heute einen Bauwert von rund 3 Millionen Mart. Die Boltsbühne überließ diesen Bauwert der preußischen Staatsverwaltung
für eine Barabfindung von 100 000 Marf und die Zusicherung zur Abtragung einiger von der Boltsbühne für den. Bau eingegangener Verpflichtungen in Gesamthöhe von 113 423 Mart.
Die Boltsbühne hätte selbstverständlich das Haus nicht herge geben, wenn der Staat ihr nicht zugleich für 25 Jahre vertraglich gesicherte, unantastbare Rechte an dem Betrieb des neuen Hauses eingeräumt hätte. Sie bestanden in der rechtsgültigen Verpflichtung des Staates, der Volksbühne für die Dauer dieser ganzen 25 Jahre allwöchentlich einige tausend Plätze in der neuerrichteten Oper zu besonders günstigen Bedingungen zu überlassen.
Der Vertrag formuliert selbst diejenigen Fälle, in denen es der preußischen Staatsverwaltung erlaubt sein soll, die Lieferung der Pläge einzustellen, ohne daß die Boltsbühne Entschädigungsansprüche erheben darf. Das geschieht im§ 12, wo es heißt: Unterbleiben die Veranstaltungen infolge höherer Gewalt, Kriegsunruhen, Krant heitsepidemien, behördlicher Anordnungen, Streit, Brandschäden, Ginstellung des Staatstheaterbetriebes oder aus ähnlichen Ursachen, so bat die Volksbühne keinen Anspruch auf Schadloshaltung gegen den Staat."
,, Einstellung des Staatstheaterbetriebes" fann selbstverständlich nur heißen: Aufgabe aller Berliner Staatstheater. Entstehungsgeschichte des Bertrages und Verlauf der Verhandlungen beweisen eindeutig, daß an eine bloße Stillegung der Kroll- Oper von feiner Seite, auch nicht von der Vertretern der Staatsverwaltung, gedacht
wurde.
In diesem Zusammenhange ist auch das Urteil des Schieds. gerichts, das im Frühjahr 1929 über die von der Staatsverwaltung geforderte Erhöhung der Platzvergütungen der Boltsbühne zu entScheiben hatte, zu erwähnen. Die Forderung der Staatsverwaltung wurde damit begründet, daß sich seit Abschluß des Bertrages die wirtschaftlichen Berhältnisse verändert hätten und daß sich der Aufwand, insbesondere durch die Umstellung der Stroll- Oper zu größerer Selbständigteit, erhöht hätte. Mit Rücksicht auf diese Umstellung billigte das Schiedsgericht der Staatsverwaltung% der geforderten Erhöhung zu, jedoch mit der ausdrücklichen Erklärung, daß da mit das volle Aequivalent für die erhöhten Aufwendungen, und
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zwar für die ganze Dauer des Vertrages, gegeben sei. Darin ist mittelbar ganz unzweideutig ausgedrückt, daß für das Schiedsge= richt eine Einstellung des Betriebes auch von dieser Möglichkeit wurde im Verlauf der Verhandlungen gesprochen völlig aus. schied.
Schließlich sei auf die Rede verwiesen, die der Herr Finanzminister in der 112. Sigung des Landtages, am 13. Dezember 1929, hielt. Wörtlich heißt es dort: Es ist nicht Schuld der Staatsre gierung, wenn hier in Berlin eine dritte Oper eröffnet worden ist, daß der Breußische Staat die historische Oper Unter den Linden nicht aufgeben kann, darüber kann m. E. tein Zweifel be. stehen. Aber auch bei der Kroll- Oper sind gewisse Verpflichtungen des Staates rechtlicher und auch sozialer Natur vorhanden. Die Kroll- Oper ist das einzige Institut, abgesehen von der LandesbühnenOrganisation, in dem der Preußische Staat heute soziale Kunstpflege treibt... Also noch vor wenigen Monaten hat der Herr Finanzminister selbst ausdrücklich die Rechte der Volksbühne an dem Kroll
Betrieb anerkannt!
Sollte trotz dieser Rechte der Volksbühne versucht werden, den Betrieb der Oper am Blaz der Republik einzustellen, so würde sich der Vorstand der Boltsbühne unter allen Umständen gezwungen
sehen, seine Ansprüche im Prozeßwege durch Anrufung des Schieds.
gerichtes zu verfechten.
Die Leitung der Voltsbühne tann sich auch nicht damit abfinben, daß ihr zwar die Weiterlieferung der im Vertrag mit der Staatsverwaltung sichergestellten Pläge zugesichert wird, daß aber diese Plätze in einem anderen Hause, etwa der Städtischen Oper in Charlottenburg , gestellt werden. Die Volksbühne sieht bei der Eingliederung ihrer Borstellungen in den Betrieb jedes anderen Hauses Schwierigkeiten hinsichtlich der Platzzuweisung wie hinsichtlich des Repertoires voraus. Sie muß auch betonen, daß kein anderes Haus nach seiner Lage und vor allem nach seiner inneren Ausgestaltung, Plaganordnung usw. in gleicher Weise wie das nach ihren Plänen errichtete Gebäude am Platz der Republit den Anforderungen an ein würdiges Boltstheater entspricht; vor allem aber fällt ins Ge wicht, daß die Volksbühne mit dem Haus am Plaz der Republik erwachsen ist und daß ihre Berbrängung daraus einer Entwurze= omg gleichfommen würde.
Der Vorstand der Boltsbühne möchte schließlich nicht verfehlen, darauf hinzuweisen, daß die von der Preußischen Staatsverwaltung durch den Vertrag mit der Boltsbühne übernommenen Verpflich tungen feineswegs eine ungebührliche Belastung der öffentlichen Kassen darstellen. Aber selbst wenn man davon absieht, daß die Boltsbühne in der lleberlassung hoher Bauwerte für eine minimale Summe gewiffermaßen große Borauszahlungen leistete, selbst wenn man lediglich die zur Zeit gezahlte Vergütung von 2 Mart je Blazz zugrunde legt, beträgt der Staatszuschuß für jeden Besucher der Wolfsbühne nur etwa 2,75 Mart; dagegen wird aus öffentlichen Mitteln für jeden Besucher der Linden- Oper, der seinen Platz an der Kaffe fauft, ein Betrag von 4 Mart zugeschossen.
Die Staatsregierung hat seinerzeit die llebernahme der im Umbau befindlichen Krollschen Oper vor dem Landtag und vor der Deffentlichteit gerade damit begründet, daß eine soziale Kunstpflege erforderlich sei. Auch bei den Entscheidungen des Landtages spielte dieser Gesichtspuntt eine wichtige Rolle. Wie mürbe sich mit der damaligen Stellungnahme von Regierung und Abgeordneten der verschiedensten Parteien eine jest erfolgende Stillegung des Betriebes am Platz der Republit vereinbaren lassen?
Freude ist gut!
Karneval.
Thaim
Freude ist das Notwendige! Wie sollen
freuen tönnen! Töricht ist es auch, im Ueberschäumen der Freude nur die Gefahr zu sehen. Kraft, die heimlich Bentilé suchen muß, fich zu betätigen, ist gefährlicher als das übermütige Ueberschäumen.
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Zanzen und Sichverkleiden, Ball und Maskenball sind uralte Formen der Freude, in denen der Mensch in den Rhythmus einer anderen Welt aus der Alltäglichkeit flieht. Für den noch werdenden Menschen ist dies Frohwerden auch unter dem Einfluß des anderen Geschlechts eine gesunde Entlastung und eine Mithilfe auf dem Weg gesunder, fraftvoller Entwicklung. Freude ist auch auf diesem Gebiet stärkste Gegenkraft gegen Mißbildung, Unnatur und Brüderie.
Seit langem fann man auf der Opernbühne von einer Berdi. Renaissance sprechen. Nach der Statistit der Berliner Staatsoper Menschen leben, wenn sie sich nicht mehr freuen miteinander ist in den letzten Jahren die Zahl der Wagner- Aufführungen be-| deutend zurückgegangen, während die der Verdi- Aufführungen beinahe um 50 Prozent gestiegen ist. Die Erstaufführung der bisher unbekannten Oper Berbis, Simone Boccanegra ", und die Neuein studierung der„ Traviata " haben in Berlin größten Erfolg gehabt Bei der Uraufführung dieser Oper, die heute zu den meistgespielten der Welt gehört, und die am 6. März 1853 im Fenice- Theater zu Benedig aus der Taufe gehoben wurde, stand das Publikum dem Wert noch ganz verständnisios gegenüber. Die„ Traviata " erlebte jogar einen glänzenden Durchfall. Der Tenor war heifer und die Sängerin der Bioletta, Signora Salvini Donatelli, gefiel dem Publikum nicht, weil sie den spottluftigen Benezianern allzu dick erschien. Im letzten Att ereignete sich ein peinlicher Zwischenfall Nach den Worten des Arztes:„ Nur furze Stunden noch wird ihr Leben dauern", rief eine Stimme von der Galerie:„ Siehst du denn nicht, daß deine Kranke rund und dick wie eine Zervelatwurst st?" Das Publikum brach in ein schallendes Gelächter aus. Die rührende Sterbefzene ermedie ungezügelte Heiterkeit; das Publikum schüttelte sich vor Lachen. Am nächsten Tag schrieb Verdi an einen Freund: " Traviata " erlebte gestern abend ein Fiasto. Ist es meine Schuld oder die der Sänger? Die Zeit wird entscheiden." Die Zeit hat entschieden.
Der Nestor der Insektenfcricher. Auf seiner 59. Forschungsreise begeht der Entomologe Professor Adalbert Seiz am 24. Fe bruar im Innern Brasiliens feinen 70. Geburtstag. Geiß ist der Herausgeber des Werkes„ Die Großschmetterlinge der Erde ", das feit 1906 unter Mitarbeit von 29 Forschern in drei Sprachen_erscheint und von dem jest 630 Lieferungen mit 7500 Seiten Tert und gegen 50 000 Figuren vorliegen. Geiß, der in Mainz geboren ist, hat fast die ganze Welt bereist und ihre Insekten beobachtet, gejammelt und gezeichnet. Von 1893 bis 1908 war er Direttor des Zoologischen Gartens in Frankfurt a. M., den er von Grund auf erneuerte. Bon da an lebte er in Darmstadt und auf Reisen und widmete sich ganz seinem großen Werf.
Ein neuer komet. Auf der Sternwarie in Bergedorf wurde ein neuer Komet 10. bis 11. Größe im Sternbild des Löwen entdeckt. Der Romet muß sich der Erde ziemlich nahe befinden, denn er bewegt sich außerordentlich raidh am Himmel, faft 6 Grab täglich, nach Nordwesten. Der Komet, der mit bloßem Auge nicht zu sehen ist, zeigt auf der photographischen Blatte außer einem fternartigen Kern eine träftige Nebelhülle.
heute, abends 8.15 Uhr, im Grotrian- Steinweg- Saal Ernestine Münchheim Gunnar Gunnarsson , der dänische Dichter, spricht über sein Schaffen aus seinen Werfen.
Räuber im Personenzug. Packwagen in Oberschlesien überfallen und beraubt. ojel, 24. Februar. Am Sonnabend abend wurde auf den von Bauerwih fommenden Personenzug ein schwerer Raubüberfall verübt. Als sich der Jug auf der Station Reinschdorf bereits in Bewegung gefeht hatte, stiegen von der dem Bahnsteig entgegenliegenden Seite des Zuges 3wei mastierte und bewaffnete manner in den Padliest wagen und forderten mit vorgehaltener Pistole von dem Zugführer und dem Schaffner die Herausgabe der in dem Zug mitgeführten Tageseinnahmen von den fünf vorhergehenden Stationen. Den Beamten blieb nichts anderes übrig, als den beiden Männern das Geld im Betrage von 1658 m. auszuhändigen, worauf diese aus dem mit etwa 50 Stundenkilometern Geschwindigteit fahrenden Zuge sprangen und im Dunkel der Nacht verschwanden. Der Schaffner zog unmittelbar nach dem Borfall die Notbremse. Die von der Polizei mit Hilfe eines Dienffhundes aufgenommene Berfolgung blieb ohue Erfolg.
Vorträge. Leo teftenberg hält am Mittwoch den britten Vortrag über Das deutsche Lied unserer Beit im Rathaus um 8 Uhr. Mitwirkende: Jda Harth zur Nieden und Prof. H. J. Moser.
Prof. Julius Schagel- Jeua fpricht im Monistenbund Mittwoch, 8 Uhr, im Berner- Siemens- Realgymnasium, Echöneberg, Hohenstaufenstr. 47-49, über Gesetze der Vergesellschaftung in der Natur.
Frih Holl zum Kölner Intendanten gewählt. Dr. Fris Holl, München , der frühere Schauspieldirektor der Berliner Boltsbühne, ist vom städtischen heater ausdug in stoln nahezu einstimmig( gegen bie Stimmen der Kom muniften) zum Intendanten des Kölner Schauspielhauses auf brei Jahre gewählt worden.
Aber wenn die Freude Bergnügungsindustrie wird?- Wenn man mit allen Mitteln die Gier, Wildheit und Geilheit des Menschen aufputscht, um daran Geld zu verdienen? Wenn derfelbe Blödfinn hunderttausendfach über die Wirtshausfäle ausgegossen wird
wenn wiglose Wizigkeit durch die Macht der Reklame als höchste Luft des Daseins verzapft sich den Menschen aufdrängt? Man nennt es Karneval und man glaubt an es als an Freude, und es ist der letzte Raub, den das Kapital der Armut tut, daß es ihr auch die Freude in Vergnügungsbetrieb umwandelt, damit Geld verdient wird an der Sehnsucht der Millionen, auch einmal fröhlich zu sein, fröhlich zu sein, wie der Reiche in seinem Glanz, den eine billige Nachahmung ihm vorspiegelt.
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bei dem nur das eine
Vielleicht wird es nirgends so deutlich, wie das Kapital die Maffen ausfaugt, wie bei der Freude. Wie sehr sind doch die legten schöpferischen Geistesträfte zerstört, wenn man sich nur noch freuen" fann da, wo man für teures Geld eine billige Nachahmung des Karnevals der Befizenden herauskommt, daß an den Pfennigen der Armen mehr Geld_ver= bient wird als an den Zehnmartstücken der Reichen. Sozialistische Kultur! Nie wird es uns jo deutlich; als in wie dringend nötig es ist, daß diesen Karnevalstagen, wie nötig man der Kultur der Massen Formen sucht, die sie vom Betrieb der Gesellschaft, des Bürgertums unabhängig macht. Wie überall auf dem Gebiet der Kultur, so gilt das ganz zuerst für das Gebiet der Freude. Jede Ortsgruppe der Partei, jedes Kulturkartell, jede Freude. Jugendgruppe der GAI., der Arbeiterabftinenten, sie sollen wissen. daß sie hier eine ihrer entscheidenden Aufgaben haben. Wie schaffen und bilden wir Möglichkeiten der Freude und bilden wir Möglichkeiten der Freude der tollen, übermütigen Freude, aber neu, unabhängig von der Ausbeutung, unabhängig Dom bürgerlichen Geift der Nachahmung und Faulheitsprühend, Bartei und Genoffen, die diese Aufgabe noch nicht sehen, die fest schöpferisch, unbefangen, mit dem Mut zu sich selbst und der Freude an allem wirklich Menschlichen. Es gibt noch weite Rreise der im Bergnügungs- und Altoholbetrieb bürgerlichen Geistes und bürgerlicher Abhängigkeit figen. Mögen sie die Augen auftun und erkennen, daß heute noch der Karneval" weithin ein furchtbares um jo Zeichen der Knechtschaft ist, in der die Massen stehen furchtbarer, als es ihre Freude ist, in der die Knechtschaft sich darstellt. Möge unserer aller Arbeit dahin führen, daß wir bald, bald Karneval, wirtlichen tollen Karneval und überhaupt immer wieder Freude, wirkliche Freude schauen, in der Massen, sozialistisce in werdender Freiheit, in Freude, die zur Menschen sich freuen Pfarrer Emil Fuchs .
Freiheit hilft.
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