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Vor zehn Jahren.

Die Furcht der Kappisten vor der Arbeiterschaft.

Wir erhalten das folgende Schreiben:

mittelle:

On Nr. 91 des Borwärts" vom 23. Februar 1930 lese ich, daß die reuzeitung" es nicht wahrhaben will, daß die ge fchloffene Haltung der Arbeiterschaft die Stappisten zur Aufgabe ihrer Machtstellung gezwungen hat, wozu ich Ihnen kurz Ich war während des Kapp- Butsches von der Abt. Tettau , später Abt. 4, Gruppe Mitte der Sicherheitswehr zur Baß: fantrolle in die Reichsfanzlei fommandiert. Am Tage des Regierungswechsels bediente ich die Telephonzentrale m der Reichskanzlei. Gegen 143 Uhr nachmittags am ein junger Offizier( Obertt.) mit einem fünstlichen Bein, leider ist mir der Name nicht bekannt, zu mir und sagte wörtlich:" Wir haben zu erwarten, daß wir hier in turzer Zeit von den Arbeitern" ausgeräuchert werden, Sie bleiben hier bis auf die letzte Minute und vernichten fämtliche Namen an der Zentrale". Aus dieser Aeußerung ging da mals flar hervor, daß man vor allembie Arbeiterschaft fürchtete, weiter fürchtete man auch die Sicherheitswehr. als erfte die Abt. Lichtenberg , ich weiß leider nicht, was dort vor gefallen ist, doch dem Bernehmen nach handelte es sich hier um eine Angelegenheit im Zusammenhang mit den Pionieren in der Röpenider Straße. Die ganze Zeit, die ich in der Reichskanzlei war, hatte ich den Eindrud, daß die tüchtigen tappisten in großer Angst weren, vor allem, betone ich noch einmal, par der Arbeiterschaft. Durch diese Angit getrieben, verließen auch die fauberen Herren die Reichskanzlei wie Feiglinge. flucht ertig. Ich selbst in der Reichskanzlei habe in der Telephonzentrale nicht gemertt, mie die Erneuerer Deutschlands getürmt waren und mar ganz erstaunt, als sich bei der Berbindung niemand mehr melbete. Erst durch einen Herrrn Dr. Weber erfuhr ich, daß die Feiglinge abgerüdi waren. Die Organisation war nach meinem Dafürhalten nicht schlecht, hoch wurde alles durch die Arbeiterschaft burchtraust, was ich aus den verworrenen Anfragen aus allen Tetlen des Reichs pernommen habe.

Ich als Republikaner freue mich, daß den Ereignissen von ba mals befondere Beachtung geschenkt wird, denn gerade damals hat die deutsche Arbeiterschaft gezeigt, daß sie sich nicht wie in Italien ver­dummen fäßt, sondern für einen sozialen Aufbau kämpft,

Der Erwähnung verdient außerdem das Verhalten der Ehrhardt truppen am Tage nach dem Abrüden der Kappisten. Wie eine Los­gelassene Meute stürzten sie sich auf alle Passanten, die ein etwas jüdisches Aussehen hatten, welche dann am Wilhelmplatz( Nordseite) in einen Tormeg geschleppt wurden und mit heruntergeriffenen Kleidern und blutüberströmtem Gesicht wieder herausfamen.

Ich teile Ihnen bies mit und stelle Ihnen anheim, es gelegent. lich der tüchtigen Kreuz- Zeitung" entgegen zu halten."

Ergroßherzog fauft eine Zeitung.

Natürlich eine deutsch nationale.

Schwerin , 25. Februar.( Eigenbericht.)

Die Flucht in das Mysterium.

Von Hans Bauer.

Eines der größten Wunder des Lebens ift der Glaube an das 23under. 140 000 Menschen sind, nach einer amtlichen Statistit, im Jahre 1929 nach Gallspach in Desterreich gefahren und haben dort einen Mann namens zeileis aufgesucht, um sich von ihm heilen zu faffen. 3ft es sicher, daß dieser Zeilets bessere Methoden als It die Schulmedizin zur Anwendung bringt, um die Diagnose zu stellen und die Heilung zu betreiben? Das ist feineswegs sicher, aber es ist sicher, daß er andere Methoden zur Anwendung bringt. Beileis' Batienten sind mißtrauisch gegen die Aerzte, die auf der Universität studiert haben, sich Dottor mennen und bei der Aus­stellung ihrer Rezepte sich auf die Weisheit der dicken Bücher ſtüzen, die langweilige Titel haben und in den medizinischen Fachbuchhand­Lungen von jedermann erstanden werden tönnen. Dieses Mißtrauen ist nicht immer so ganz unberechtigt. Es gibt mie in jedem anderen Beruf so auch im Arztberuf Pfuscher, Geldschneider, Nichtstönner und abgesehen von der Unzulänglichkeit einzelner: der medie zinische Wissensfundus selbst ist tein pöllig unantastbarer Wert, denn gerade in neuester Beit ist ja, anläßlich der Diättur- Experi mente Gerfans aus den Reihen der Schulmedizin heraus Kritik an den Grundlagen dieser Schulmedizin laut geworden. Indeffen, wenn es wahr ist, daß die Aerzie zuweilen verlagen, wiesp geht daraus hervor, daß Beileis nicht versagt? Wenn es wahr ist, daß nicht jeber Arzt Garantie für Ersttlafsigteit der Behandlung bietet, welche größere Garantie bietet zeileis? Garantie? Gar teine! Aber er bietet seinen Patienten etwas anderes: die Atmo sphäre, in der der Wunderglaube gedeiht.

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Gallspach : das ist ja nichts Neues. Lourdes , der Schäfer Aft maren schon da und hatten ähnliches Publikum wie Zeileis: Men­schen, die an die Patentlösung glaubten. Es läßt sich nicht sagen, daß das immer dumme und beschränkte Menschen fein müssen. Es ist ganz natürlich, daß Krante, benen die übliche Medizin nicht helfen fann, trogdem die Hoffnung auf Rattung nicht fahren lassen und sich, wenn das Gewöhnliche ihnen nichts nügen fonnte, in legter Instanz an das Außergewöhnliche wenden. Wer seine Brief tasche mit dem Monatsgehalt permißt, wird zunächst einmal alle jene Taschen und Fächer durchforschen, in denen die Brieftasche sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit befinden könnte, bei immer sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit befinden tönnte, bei immer neuen Mißerfolgen wird er aber, mur um teine noch so geringe Chance unausgenugt gelaffen zu haben, schließlich auch die un­möglichsten Stellen durchsuchen. Die Apparate, die Beileis benutzt,

Mignon" in der Städtischen Oper.

sind der wissenschaftlichen Kontrolle nicht zugänglich. Es ist taujen gegen eins zu wetten, daß sie diese wissenschaftliche Kontrolle zu scheuen haben: aber immerhin ist gegen das Unzulängliche auch nicht der völlig einwandfreie Beweis der Minderwertigkeit zu führen­und nicht einmal der, daß es sich nicht um etwas beispiellos Ge niales handelt. Was unter normalen Umständen alio als schweres Manko der Zeileisschen Apparate anzusehen ist und sie im höchsten Maße verdächtig macht, fann doch für denjenigen, an dem die an fich tauglichen und ausgezeichneten Instrumente der Schulmedizin erfolglos erprobt wurden, ein Plus bedeuten. Das System Gallspach , dieses System des Hintermberghaltens, Sich- in- Schleier- hüllens, Geheimnisvolltuns, dieses System des Appells an die ausschweisende, wundergläubige Bhantafie, ist er probt und übt, falls gewisse Nebenumstände erfüllt sind und die Inszenierung geschickt ist, seine ewige Wirkung aus Nicht nur in der Medizin, überall dort gibt es das System Gallspach , wo der Fehlernachweis nach Lage der Dinge nicht für jeden absolut ver ständlich, mit mathematischer Präzision geliefert werden kann. In der Kunst und Literatur( um von der Religion gar nicht zu reben). wo an sich mit Gefühls: und Schägungswerten gearbeitet wird, ist Gallspach besonders heimisch: das Aufgeplufterie. Uneindeutige, mystisch fich Gebende, der Nebel, Mulm, Dunst, bas der Kon­trolle sich Entziehende. Aber auch in eratteren Disziplinen finden die Zelleis die für sie Prädestinierten. Die Chemie brachte den Goldmacher Tausend hervor, und sogar in der so nüchternen Defo­nomie tauden von Zeit zu Zeit Wundertäter und Baubermänner auf, die neue geniale Rezepte pfferieren und porgeben, alte c- fete fprengen zu fönnen. Noch ist Klante unnergessen, der taufend Prozent Berzinsung im Jahr perſprach und in diefen aufgeflärten Beiten des Radios und des Flugzeugs im Zirkus Busch mie ein Messias gefeiert wurde, oder jener Bergmann, der, ein Revolutio­när des Zinssages, feiner Gemeinde einen Nugen von 48 pom Hundert im Jahr herauszumirtschaften gelobte. Ein herrliches Be­tätigungsfeld für Bei eis Naturen wird auch immer die Politik bleiben. Den Young- Plan fachlich mit dem Dawes- Plan su per­gleichen, ist schwer und mühselig: so mühselig, wie an die Heilung. des Krebses heranzugehen. Aber frisch- fröhlich und machtvoll läßt es fich über Berstlapungspolitit reden. Beilets hat seine mißver­ftandene Neongas- Glasröhre, mit der er fämtliche Diagnosen stellt. Hugenberg- Hitler haben ihren Deutschlandsimmel. Beides ist Gall­ spach und beides findet sein Publikum.

Scapa Flow."

Nationalt tich in der Schauburg. Scapa

Flow" nennt sich das Monstrum an Nichtkönnen, das offenbar vom Ludwig- Gottschalf- Film gedreht wurde, um den geistigen Tiefstand des Nationalismus bildlich zu demonstrieren. Es tönnte auch belßen: Der Doldyfstoß in den Rücken der deutschen Strafe England!"

Der frühere Großherzog Friedrich Franz IV . pon Medienburg Schwerin will unter die 3eitungsgleich füßen und oberflächlich gefälligen Musit nicht widersteht. Aber Sochseeflotte" oder Marineleutnant und Schän? mädel" oder Gott perleger geben. Er bat am Dienstag bei einer Zwangsvers Staigerung auf das frühere deutsch nationale Organ in Mecklenburg Schwerin, die Mecklenburger Nachrichten, ein Meist angebot in Höhe von 60 000 Mark abgegeben. Der Zuſchlagstermin

Man gibt diese Oper, meil sie sehr beliebt ist, noch immer sehr beliebt, wie sich gestern abend gezeigt hat: man gibt sie, obgleich sie verachtet wird. Verachtet von Musikern und Musikdramatitern, nicht zuleßt, weil sie es gar fo in sich hat, sich beliebt zu machen: beim Publikum, das den zweifachen Lockungen einer so überaus rührenden Handlung und einer fo unentwegt einfchmeichelnden, zu­rührenden Handlung und einer so man fallte der Bartitur des Franzosen Ambroise Thomas auch heute nicht Unrechttun: er zeigt sich darin als ein Wufiter. deffen Ge ichmad gewiß nicht in allem per unfare ist, aber bellen faubere, feina, tamen perraten es), Beo de Safargue und Bes 2asto, per in jedem Ginn gekonnte Arbeit hohe Achtung, ja einige Bewundentmartlich. Die Verfaſſer bar Militärgroschenthefte, ble in den erfien

ist auf den 4. März vor dem Amisgericht Schmerin festgelegt worden.

Das Marburger frteil.

Die Haupttäfer nicht ermittelt.

Profeffor H. Jacoblohn, der Defan der philofopbifchen Fakultät der Univerfuat Marburg schreibt uns: Zu der Notis, bie in der Morgenausgabe des Vorwärts" nom 21. Februar 1930 unter der Ueberschrift Ein aufmunterndes Urteil über die Strafen erschienen ist, die der Senat der Marburger Universität gegen die Studenten ausgesprochen hat, die den Minister Dr. Beder bei seiner Anwesenheit in der Marburger Universität beschimpft haben, erlaube ich mir folgendes zu bemerken: Bon den fünf Studenten, bie der Disziplinaruntersuchung unterstanden haben, mußten 3 wei freigesprochen werden, weil ihnen, obwohl fie, wie übrigens piele andere Stubentan, bei bem üblen Auftritt anwefend waren, eine Beteiligung an der Rundgebung in feiner Beile nachzuweisen war. Diejenigen, die die beschimpfenden Rufe Bfui" und Nieder ausgestoßen haben, tonnten leider nicht ermittelt marben. Den andern drei Studenten tonnte auch nur nach­gewiefen werden, daß sie den Minister mit Scharren emp fangen haben. Gegen diese ist nicht ein Berweis ausgesprochen werben, eine ber minbeften Strafen, tie bie Universität fennt. Gordern sie sind zu der zweitschärften Strafe ver urteilt worden, nämlich zur Androhung der Entfernung von der Univerſität, falls sie sich nach irgendeiner Seite hin das geringste zu

jchulben tommen laffen.

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Von der Vombenuntersuchung. Saffentlaffung des Landbundführers Weschte abgelehnt.

In der Untersuchung gegen die Bombenattentäter hatte der Untersuchungsrichter Dr. Masur auf Antrag des Rechtsanwalts Dr. Luetgebrune beschlossen, auch den Oberleutnant a. D. Beschte gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 10 000 Marf aus der Haft zu entlassen. Die Justizbehörde hat neuerdings angeordnet, daß der Staatsanwalt zu neuen Haftentlassungen die Zustimmung nicht mehr erteilen foll Die Anklagebehörde hat demgemäß ihre Bustimmung zur Haftentlaffung Beschtes verweigert. Deshalb mußte die Strafe tammer III des Landgerichts I Berlin über die Haftentlaffung ent scheiden. Entsprechend der Stellungnahme der Staatsanwaltschaft hat die Straftammer jegt die aftentlassung des Beschte abgelehnt

Carol heiratet eine Bonaparte? Befürchtungen in Butareff

Paris, 26. Februar( Eigenbericht.) Der ehemalige rumänische Kronprins Carpi foll fh, wie bie Fournier- Agentur berichtet, bleser Tage mit einer Brinzeffin aus tem Haufe Bonaparte verlobt haben. Die Nachricht habe am ruma. nischen Hof in Bufareft wie eine Bombe gewirft, denn man be. fürchte, das Carol damit gleichzeitig feinen Rampf um den Zbran in energiler Borm wiederholen tönnte.

78. Abteilung Schöneberg. Heute, Mittwoch, 1944 Uhr. Mit gliederversammlung bei Thiele, Eberstraße 18 Bortrag: 3o, frieben oder Birischaftstrieg. Referent:" Ernst Neumann. Ach tung! Neues Cotal

rung verdient.

Man spielt die Oper Mignon" um der Rolle willen, nach der fie heißt, gibt sie in her Bismardstraße für Maria 3 po gün. Mit ihrer überzarten Stimme entspricht sie wohl nicht ganz dem ge wohnten Bild und auch nicht eigentlich den Forderungen bes kom ponisten; aber dank dem Zauber dieser Stimme und der Persönlich telt, pie sich darin fo überzeugend wie in Spiel und Gebärde aus­brüdt, gibt sie e was fehr Schönes, in feiner Art Ballkommenes. Marguerite Berras, wie geschaffen für die Mignan, mußte als Philine barstellerisch perfagen, überrascht aber durch die Meisterung der enormen Schwierigkeiten, die diese gefürchtete Relpraturpartie der Sängerin zumutet. Die männlichen Rollen treten ein wenig zurüd. Roipman Batatu. Gaft aus Wien, läßt afts Wilhelm Meister einen fultivierten Tenor hören; Hans Reimar als Lothario, zeigt Saltung und fympathie Rurudhaltung. Friß Stiebry dirigiert; er garantiert im Musikalischen das hohe Ge faminipeau der Aufführung, die sich in Emil Breetorius Renens bildern einnehmend präsentiert. K. P,

Kaffeewucher.

Schon bisher war Kaffee und Tee in Deutschland unverhältnis mäßig teuer. Der neue Boll macht beim Kaffee 30 Pf. pro Kilo mehr als bisher, und beim Tee steigt die Gebühr gar pon 2.20 auf Deutschland so gemacht, daß er den üblichen Gewinn auch auf den 3,50 m. pro Kilogramm. Schon bisher hat es der Handel in 3oll aufgeschlagen hat. Roftet aljp ein Rite Kaffee unverzollt etwa 3 M., jo macht das mit 160 m. 3ou 4.60 M. und nun rechnet Der Hantel 8. 23. 30 Broz. Gewinn, dann zahlt der Konsument im Detailladen 6 m. für das Kilo.

Die Erhöhung soll aufs Bublifum abgewälzt werden. Aber im Kaffeehaus Raffee und Teepreis zu erhöhen, wäre ganz un­angebracht. Aus einem Kilo Kaffeebohnen fann man wenigstens 150 Taffen starten Raffees machen und die Erhöhung macht nur 30 Pf. pro Kilo aus, so daß auf je fünf Zaffen nur ein Bjennig mehr Abgabe tommt. Eine Erhöhung pro Taffe ist unberechtigt, da diese Erhöhung ja nur 5 Pf. qusmachen fönnte, mehr als ein Fünftel Pfennig ist sie aber tatsächlich nicht. Der Handel bat bis her Gewinn am 3oll gemacht er tann nun ruhig die Erhöhung des Bolles selber tragen und den unberechtigten Gewinn draufgeben.

Bücher aus Stabl? Edison bat wie die Literarische Welt" mitteilt, einem französischen Journalisten persichert, daß die Stahl fabrikation derartige Fortschritte gemacht babe, pak man für nahe Zutunit die Veröffentlichung von Büchern mit ftählernen Seiten prophezeien fönne. Diefer Stahl werde weniger toften als Bapier. Eine Ausgabe von 4000 Seiten werde nicht mehr als zwei Daumen did sein und weniger als 500 Gramm miegen.

Die 6. Tonzmalinee der Bolfsbühne findet Sonntag, vormittags 114, 116r. im Thea er am Bülowplak statt und bere niat Länge pon Ellinor Babidt. You Cagers Städt. Cher) und Lotte Boster( Balucea Gruppe). Ginlak farten für Mielieter( Blagverlosung) 1,80 m. in den Berlauisitellen der Be fsbühne, Blagfarten( auch ihr Richtmitolieber) 2, 8., 4, bei Berte beim. Bote& Bed, fomie an ber Theatertaffe

Fühnenchronif. Germann aller hat das beater am Schiffbauerdam m gepachtet und wird es am 6. Mars mit einem non ihm, gemeinsam mit Milli Bolff paifanten Vaudeville:" Der doppelte Bräutingm" eröffnen. Joachim Dita u bewies mähtend der Zeit seiner Direktionstätigkeit im Deutschen Boltstheater in Berlin ytel guten Willen, aber er hatte tein Blud. Er wird ben bis 31. Auguft Laujenden Vachipeitrag nicht perlängern.

Bür das Manuffript zeichnen zwei fernbeutsche Männer( ihre

Beltfriegsjahren graffierten und in denen immer ein Leutnant eine

tranfenfchwester heiratete, erfcheinen mir nach diesem Grdus als erfindungsreiche Literaturgenies. Dies die Handlung": Das Schäntmäbel pendelt zwischen einem Matresen und einem Heizer, von denen der eine sich durch geflautes Kommißbrpt, der andere burch stärkeren Mustelanjag beliebt macht. Als aber der Herr Marineleutnant, ber sich mit der blanken Baffe gegen das Abreißen der Achselstücke perteidigt hat mie das bekanntlich am 9. Nopember alle Offiziere taten, in höchster Mpt zu ihr flüchtet, da perpirat das teusche Schäntmädel huch den Herrn Leutnant in ihrem stillen Stämmerlein. Die Rangfolge ift gereitet!

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Stommißbrot einer Revolutionsschilderung, in der natürlich die auf. Doch piese Handlung ist nur die Margarine auf bem ternigen rührerischen Matrosen Schufte und Strolde und die Herren Morine­affiziere fleckenlose Edelgestallen find. Sonst würde Otto Gebühr sich auch sicherlich geweigert haben, den Rangälteften unter piesen zu spielen. Er tut es mit gewohntem Adlerblid. Claus Claufen spielt ben Agitator im Grunde spmpathischer, als die Regie tegb­fichtigt hatte, maber es tam, daß ein großer Teil des Bublifums. immer an den falschen" Stellen applaudierte, nämlich wenn die Repolution fiegte. Außer gegen die Revolution wird auch moder gegen England gebegt. Bon Soldatenschinterelen in der Marine haben die Manuskriptperfaffer selbstmurmelnd nie etwas gehört. Nach ihrer einzigartigen Geschichtsbeutung ist der Aufſtand auf der Flotte nur deshalb ausgebrochen, weil man den Matrosen der Hoch­feeflotte nicht geftettete, fich gleich dem Landheere fortwährend in ben Heldentab zu stürzen.

Bon noch schlimmerer Qualität als das Manuskript ist die Auf­nahme. Mit wirffamen Schiffe und Meeresaufnahmen werden mir fehr Enapp gebatten. Fast alles spielt Tich in Atelierfuliffen ab. Das Publitum, von dem sicher ein großer Teil mit der ehrlichen Absicht in die Schauburg gekommen war, sich zu begeistern, toar entlegt. Ein häufle'n Unentwegter flatschte rajend, wenn die deutsche Kriegsflagge in Alleinaufnahme gezeigt wurde, was schägungsweise fünfzehnmal geschah. E. K-.

Die Entwidlung der Bolfsbühnenbewegung. Troß den in der Tenten Spicljeit überall einsehenden Theaterkrifen hat die Bolts­bühnenbewegung im pergangenen Jahr feinen Rüdgang zu ver Im Gegenteil sind überall zabreite zum Ze seichnen gehabt. redt bedeutende Zugänge an Mitgliedern festzustellen, die teiweise fogar 20 und mehr Prozent gegen das Vorjahr erreichen. Ins gelamt dürfte ter Suwachs mit 15 000 bis 20 000 Mitglichern an zulegen sein. Seit dem Danziger Boltsbühnenlag find 20 neue Bereine dem Berband beigetreten, mit 2fblauf dieser Spielzeit fann mit einem Gesamtzugang non 30 bis 35 Bereinen gerechnet werden.

Rheinische Kunst. Die Deutiche Kunstgemeinschaft eröffnet am 1. März, mittegs 12 Uhr, eine Ausstellung rheinischer Künstler, Es sind die Städte Aachen, Bonn, Düsseldorf, Elberfeld­Barmen, Frankfurt a. M., Koblenz, Köln, Wiesbaden perireten, die nach einem von den Künstlern vereinbarten Verteilungsschlüffel die Auswahl der auf fie entfallenden Werte selber vorgenommen baben. Bei der Eröffnungsfeier, die der Berline Sender über nimmt, mirb ber Reichsminister für bie befehten Gebiete, Reichs­tanzler a. D. Dr. Birth. eine Ansprache hallen.

Kynffporträge. Im Lehrgange für Kunstergichung im Bentralinftitut für Erziehung und Unterricht sprechen Donnerstag, 8 Uhr, Reichsfunfimart ebslob über unterstebung als Boltseraiebung* b Arthur Segal über. Dbjettine Runitbetragtung.