Fabrikspionage-Zuchthaus. »Verrat militärischer Geheimnisse'. Leipzig , 28. Februir.(Eigenbericht.) In einem Landesverratsprozeß vor dem vierten Strafsenat des Reichsgerichts gegen Grosse und Genossen, die wegen Spionage bei der Firma Rheinmetall in Düsseldorf angeklagt waren, wurde am Donnerstagabend nach drei- tägiger Verhandlung das Urteil gefällt. Es wurden venirteiit Rudolf Grosse wegen Verrates militärischer Geheim- nisse m Tateinheit mit Diebstahl zu drei Jahren Zucht- Haus, Erwin Grosse wegen Beihilfe dazu zu sechs Monaten Gs- sängnis und Willi Adamzek wegen Verrates militärischer Geheim- »isse zu sechs Jahren Zuchthaus, fünf Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. Rudolf Grosse, der als Konstrukteur bei der Rheinischen Metall- warenfabrik m Düsieldorf tätig war, hatte aus Veranlassung und durch Vermittlung des Vertreters Willi Adamzik Zeichnungen und Schriften über Konstruktionsgeheimniss« der Reichswehrwaffen an den Agenten einer östlichen Macht in Bukarest gelangen lassen.
Die verschwundenen Waffen. Reichswehr und Polizei schweigen noch immer. Leipzig . 28. Februar.(Eigenbericht.) Zu dem Waffendieb stahl beim Reichswehr -Infanterieregiment 11 wird ergänzend mitgeteilt, daß es sich nicht nur um die 38 Maschinengewehre und 27» Gewehre handelt. sondern daß der S. Kompagnie dieses Regiments auch noch die ganzen Bekleidungsgegenstände einschließlich der Stahl- Helene gestohlen worden sein sollen. Allerdings hat bisher weder das Standort�kommando noch die Kriminalpolizei über diesen Be- kleidungsdiebskchl etwa? berichtet. Innerhalb der Kaserne wird den Angehörigen der Reichswehr erzählt, daß der Wasfendiebstahl mit dem kommunistischen Hungermarsch am ll März zu- sammenhänge. Die Leipziger Kriminalpolizei stellt umfangreiche Er- mittlungen an und hat sämtliche Aussall st raßen Leipzigs besetzt, wo jedes Fuhrwerk und jedes Auto gründlich untersucht wird. Ein Erfolg ist bis jetzt noch nicht«ingetreten. ,* Zu dem Waffendiebstahl bei der Reichswehr in Leipzig teilt das Rcichswehrministerium mit. daß in der Nacht zum 25. d. M. aus dem Lagerraum unmittelbar neben dem Gebäude des Standort- kommandos Leipzig im Kasernenviertel ein schweres und 26 leichte Maschinengewehr«, 217 Gewehr« und 33 Maschinengewehrgurte ge- stöhlen und deshalb drei Angehörige des Standortes verhaftet war- den sind. Die von der Kriminalpolizei«ingeleitete Untersuchung wird vom Reichsanwalt weitergeführt. Aus Grund des Diebstahls ist eine besondere Unterbringung der Waffen- und Munitions- bestände angeordnet worden. Es handelt sich bei den Verhasteten um Zivilange st ellte der Reichswehr , die mit der Betreuung der Waffen- und Munitions- Vorräte beauftragt sind, damit nicht Soldaten dazu verwendet und ihrem eigentlichen Beruf entzogen werden müssen. lieber die po- litische Richtung der Verhafteten ist noch richts festgestellt. Die Weiterführung der Untersuchung durch den Oberreichsanwalt � zeigt, haß Verdacht auf choch- oder Landesverrat bestehen nruß.'' Witt und Witte. Verfehlungen bei der Bremerhavener Stadwerwallnng. Bremerhaven , 28. Februar. Der Magistrat Bremerhaven teilt mit: Der fest dem Jahr« 1904 bei der Stadtverwaltung Bremerhaven tätige Verwaltungsinspektor Witt ist wegen schwerer � Urkundenfälschung und B e- t r u g e s zum Nachtell der Stadr Bremerhaven verhastet worden. Witt hat eingestanden, seit dem Jahre 1924 die Stadt- gemeinde durch zu Unrecht auf Grund gefälschter Rech- nungen und Quittungen erhobene Geldbeträge geschädigt zu haben. Nach. den bisherigen Feststellungen hat er die Stadtgemeinde um etwa 25000 Mark betrogen Ebenfalls verhaftet wurde der seit dem Jahre 1919 bei der Stadtverwaltung tätige Stadtkauführer Witte. Er soll von Bauunternehmern, die Lieferungen und Arbeiten für die Stadt au»- geführt haben, bestochen worden sein und auf Grund dieser Be- stechungen zum Nachtell der Stadt Lieferungen bescheinigt und da- mit unrechtmäßige Zahlungen veranlaßt haben. Im Zusammenhang mit der Verhaftung des Witte sind inzwischen zwes leitende Angestellte bzw. Mitgesell- schafter einer größeren Wesermünder Bausirma ebenfalls verhaftet worden, um Verdunkelungsgefahr zu vermeiden. Sie werden der aktiven Beamtenbestechung beschuldigt. Güterzug gegen Straßenbahn. Schweres Verkehrsun« lück in Lyon Paris » 28. Februar. In Lyon stieß gestern ein Straßenbahnwagen mit einem Güterzug zusammen. 1Z Insassen der Straßenbahn wurden zum Teil schwer verletzt. Verfaffungsbrecher vor Gericht! Ganch-z Gverra fp'icht/ die Polizei schießt. Madrid , 28. Februar. lEigenbericht.) Ter ehemalige Ministerpräsident Sanchez Guerra hat am Tonnerstag in Madrid seine Wahlrede gehalten, in der er den König für die Einrichtung der Diktatur Primo de Riveras verantwortlich machte und gleich- zeitig die gerichtliche Aburteilung aller Mitschuldigen an diesem Verfassungsbruch verlangte. Nach der Per- sammlung kam es in den Straßen zu Demonstrationen. die an verschiedenen Stellen zu blutigen Zusammenstößen mit der Polizei führte«. Einige Passaute« wurde» ge- tötet, mehrere schwer verletzt. (sriedricki-Eberi Gedenkfeier. Der Kreis Norden de» Reichs- banners Schworz-Not-Gold veranbalt-t am Sonntag, dem 2. März, im Mercedes -Palast, Utrecht-r Straße, vormittags 11 Uhr. eine Friedrich-Ebert- Feier. An d«r Ausgestaltung der Feier wirken mit: Alfred Beyerle. Svielmannr?ng« und Musikkapellen des Kreises. Als Redner hat Reichstagspräsident Lobe zugesagt. »Volk und Zeil ", unsere illustrierte. Wochenschrift, und .Der Siadersreund" liegen der heutigen Postauslage bei.
Arbeit schändet! Warum zeigt der Spielfilm niemals Menschen bei der Arbeit?
Ein Vorwurf, der deni Spielfilm immer und immer wied.-r— und mit Recht— gemocht wird: Warum sieht man eure Dulden niemols bei nützlicher Arbeit? Wovon leben sie eigentlich? Woher nehmen sie die Mi.tel für ihren meist so wxu-riösen Lebenswandel? Nun. solange es lediglich ein Berftoß gegen die Logik bliebe, würde man diese Scheu, Menschen im Beruf zu zeigen, noch allen- falls hingehen lassen: denn allzu logisch sind ja die meisten Filme nicht aufgebaut. Aber dieses Manko wirkt sich well schlimmer aus: Es erzeugt bei dem überwiegend naiven Kinopublikum den Ein- druck, als ob Arbeit überhaupt sine höchst überflüssige Sache sei, als ob sie geradezu schände! Wodurch gelangen die Leute ini Film zu Reichtum und Macht? Durch bravouröse Sporlleistungen, kühne Abenteuer und vor allem durch ihr glattes Gesicht, ihr« weißen Hände, die sich niemals mit irgendwelcher Arbeit zu beschmutzen brauchten oder die wenigstens sofort solche schändende Tätigkeit beiseite warfen, wenn das Portemonnaie irgendeines reichen Freundes winkte. Wieviel junge Mädchen durch diese ständige Vergiftung ihres Weltbildes in Wahrheit in die Arme der Prostitution getrieben worden sind, wieviel junge Leute zu Abenteurern oder gar Ver- brechern wurden, läßt sich statistisch niemals feststellen. Natürlich ist es fast niemols ein einzelner Film, der auf die schiefe Bahn führt, wie verbohrte Filmgegner oft behaupten. Es ist vielmehr die Summe der ständigen Eindrücke, die das Gift in der Seele aufspeichert, bis es sich schädigend auswirkt. Dabei können olle dies« Film« an sich durchaus harmlos gewesen sein, so harmlos, daß sie die Zensur sogar unbedenklich für Jugendliche freigab. Sie waren eben nur«in bißchen lebenssremd, schönfärberisch, rosenrot, wie es die unterhaltende Muse nun einmal gern sein will. Daß aber auch allzu viele Süßigkeiten den Magen oerderben, steht leider fest! Dernünstig« Erzieher werden deshalb ihre Zögling« nicht mit schädlichen Süßigkeiten überfüttern. Auch unsere Filmschasfenden sollten sich als Erzieher des Volkes fühlen, sollten das Kino in modernem Sinne als„moralische Anstalt' betrachten. Ohne allzu krassem Realismus— an rechter Stelle ist auch er notwendig!— überall das Wort reden zu wollen: Man muß verlangen, daß der
Film lebenswahrer wird, mehr ein Spiegel der Wirtlichkeit als Patemtinscher Schlarassenland-Kulissen. Und da nun die Ar- beit, das produktive Schaffen, heute das Leben aller Menschen noch weit mehr beherrscht als je zuvor, so ist ein lebenswahrer Film nicht zu denken, der seine Menschen nicht auch bei ihrer Arbeit zeigte. Wenn man schon einmal im Film etwa ein« Stenotypistin an der Maschine zeigt, so klimpert sie bestimmt gleichzeitig mit ihren Augen zum süßen Chef! Die nette Verkäuferin poussiert mit dem eleganten Kunden, der Arzt mit der koketten Patientin, der ofsen- bar nichts anderes fehlt als der Mann, der Handwerker mit der Köchin und der Werkmeister mit der Arbeiterin. Nur arbeiten will keiner! Aber noch schlimmer wird es. wenn. Gott behüte, wirklich einmal Menschen bei der Arbeit gezeigt werden sollen. Wie sehen diese Laboratorien, diese Werkstätten, Fabriken oder Operationssäle aus! So etwas von fahrlässiger Schludrigkeit und absoluter Sachunkenntnis gibt es gar nicht wieder! Man sollt« meinen, unsere Herren Filmschafsenden hätten überhaupt noch nie eine Stätte ernster Arbeit gesehen. Und ihr» Darsteller noch viel weniger. Wenn s o ein Schmied die Zange hielte, s o ein Arzt das Stethoskop aufsetzte— auf die Kleidung natürlich!—, s o ein Journalist ein Interview aufnähme: die Aermsten wSren längst im Asyl für Obdachlose angelangt. Aber für den Film sst dieses Markieren einer Tä.igkeit, die beileibe nicht in Arbeit ansagen darf, gerade gut genug! Und: was trögt der Schlosser für schicke Schuh«, wie gepflegte Fingernägel hat das Mädel in der Anilin- fabrik! Es geht ein Zug grober Nichtachtung vor jeder Art ernster Arbeit durch die Reihen unserer Filmleute. Sie wollen verlogen sein, wollen ihrem Publikum die rosenrote Brille schwindelhaften Optimismus auf die Nase klemmen und merken bei alledem nicht, daß sie sich damit nicht nur die Sympathien aller Ernstdenkendcn oerscherz« et sondern— sicherlich gegen ihren Willen— damit auch die Seele gläubiger Jugend systematisch vergiften Die Brille weg rnckt Augen auf! Dann werdet ihr sehen, daß das Leben denn doch etwas anders ist, und daß Arbeit nicht schändet, sondern die einzig« Leiter ist zu Glück und Macht! vr. Gg. Victor Mendel.
Eine indische Filmwoche. »Kamera." Indien , das Land der vielen Wunder, ist gewiß berufen, dank 'einer landschaftlichen Schönheit, der Eigenart seiner mannigfachen Bevölkerungen und Sitten, vor allem aber auch dank seiner großen Kunstwerke(von der besonderen Seele Indien » gar nicht erst zu reden),«ine hervorragende Roll« im internationalen Film zu spielen. Und so haben wir. abgesehen von indischen Kulturfilmen,»in« Reih« großer Spielfilme, die indisch« Stöfs« behandeln, aber ganz oder zum Teil in Europa gedreht sind. Di« drei indischen Filme, die die „Kamera', immer aus ein interessante» Repertoire erpicht, jetzt«ine Woche lang spielt, sind ausschließlich in Indien aufgenommen: alles °st echt inbisch an ihnen— von der Natur bis zu den Darstellern. Sie sind unter der Leitung Franz O st e r s von einer indisch-eng- lisch-deutschen Gesellschaft hergestellt. Am Donnerstag wurde„D a s Grabmal einer großen Lieb«' gegeben. Der Hauptdar- steller Himansu Ray. einer der besten indischen Filmgestalter, war dazu erschienen und sprach begrüßende Worte. Der Film selbst ist ja bei uns bereits bekannt, er gibt einen großen Indischen Legendenstosf— das Märchen von der geraubten Prinzessin, die nach wundersamen Erlebnissen an den Hof zurückkommt und Gattin eines großen Fürsten wird und ihre Unsterblichkeit erhält durch den ihr zu Ehren errichteten Wunderbau des Grabtempels Tos Mahal. Eine ssvpige Entfaltung von indischem Hofprunk, Festzügen, Räubertoenen: aber auch indische Natur und Volksleben kommen dabei nicht zu kurz. Die gelassene, beherrschte Art der indischen Menschen ist für den Film wie geschaffen. Neben Hinmansu Ray, der«inen Mann "US dem Volk« darstellt, sind der Fürst desCharn Roy, eine Idiän« imponierende Gestalt, die edle Selima der R a m a- R a u, die schöne Dalio der Seeta D e v i bemerkenswert. Es gibt neuerdings in Indien selbst bereits größere Film- konzerne. in denen staatliches wie privates Kapital investiert ist. Wie '-le Moskauer Zeitschrift„Kino ' erfährt, wird sogar«ine rusfUck,- 'ndiscbe Gemeinschaftsproduktion geplant. Man kann allo hoffen. daß wir Indien immer besser durch den Film kennen lernen, und eines Tages werden auch das modern« Indien , das indische Freiheits- ringen und das arbeitende und leidende Indien filmreis werden, r.
„Von heuie auf morgen." Arnold Schönbrrg im Rund sunt. Es hat wohl kein Mißverständnis gegeben. Noch wenigen Takten muß dem Hörer klar geworden sein, daß ihm nicht eine Stund« künstlerischen Vergnügens bevorstand, sondern, daß e» sich gewissermaßen um«in Experiment handelte. Ein artistische» Experiment, zum Scheitern verurteilt sst diese einaktige Oper„Von heut« auf morgen'— gelegentlich der Uraufführung, die vor ein paar Wochen in Frankfurt stattfand, sst sie im„Vorwärts' ein« gehend besprochen worden—: es ist der verzweifelte Versuch des Komponisten Arnold Schönberg , seine unsagbar menschenfsrne, lebensfremde Kunst durch da» Mittel eines Operntexte», der sich lebensnah und mondän gebärdet, dem Publikum näherzubringen. Der Widerspruch zwischen der Banalität der Handlung und der artistischen Exklusivität der Musik, dl« sie begleitet, ist wahrhast grotesk. Noch nie hat sich die Eiissamkeit eines verirrten Genie» so erschreckend geofsenbart wie in diesem Werk, da» von der Ohn« macht und hofsnungslosen Sehnsucht de» Musiker» zeugt, einen Weg zu den Menschen zu finden. Man muß zu den Auserwählten und Eingeweihten der Schönberg-Geweinde gehören, um diese abseitig« Musik in der zwingenden Logik ihres inneren Gesetzes zu begreifen: die anderen mochten es sich genug sein lassen, staunend die Füll« seltsamster Klanggebilde hinzunehmen, die dem Ohr kaum noch als Musik eingehen. Es war gewiß keine verlorene Stunde. Die Berliner Funkstunde hat«in Aeußerstes getan, um eine Aufführung zustande zu bringen, die der beispiellos komplizierten Partitur in allem gerecht wird. Für das Gelingen gqb der Komponist am Dirigentenpult beste Gewähr. Im Senderaum waren die ersten Köpfe der Berli»«r Mustkwelt oersammelt: es war ein Ereignis unter Musikern. __ K.P. Heftet spanische» Men'chen- und Non»l«m spricht Prof. Kail Voßler beute 8 Ubr. aus dcm Larnegle- Lehrstuhl der Deutschen Hochschule sür Politik Schinkelplah 6. Löhaenchrouit. Die ilusiubrunaen von Andrej««» Drama.Der »edante* im.Deutschen BolkStbeater' mit Paul Wegener und Annemari« Stemfieck, wurden bi» 15. März verlängert.
„Vergefellschastung in der Natur." Ueber dieses Thema sprach im Monistenbund Prof. Julius Schaxel-Iena. Die Vergesellschaftung, hob er hervor, scheine nicht nur«ins der Hauptgesetze, sondern vielleicht sogar eins der Grundgesetz« der Natur zu sein, das natürlich bei den Lebewesen am deutlichsten erkennbar sst. Die moderne Biologie hat den Begriff der„Biozönose', der Lebensgemeinschaft auf gemeinsamem Lebens- nmm geprägt. Der Vortragende wandt« sich dann— nach Dorführung einiger guter und ziemlich wenig bekannter Lichtbilder— den zwei Haupt- arten der Lebenegemeinslhoft der Tiere und Pflanzen zu, der„Tisch- gemeinde' und der„Abhänglgkeitsgelellschaft'. wie man es deutsch ausdrücken kann. Die„T i s ch g« m« i n de' ist durch den Kampf um« Dasein bei der gemeinsamen Ausbeutung des gemeinsamen Lebensraums gekennzeichnet, die Auswirkung des Daseinstampfes reicht vom gegenseitigen Wegnehmen des Raumes und der Nahrung bis zum Auffressen. Während die.Tischgemeinschaft' wohl dixrch die Uebersülle von Arten und Individuen phantastische Maß« an- nehmen kann, kommen die Wunder der Vergesellschaftung erst richtig beim Abhängigkeitsverhältnis ans Licht. Auch hier hat man wieder zwei große Gruppen auseinanderzuhalten, die Gruppen der Parasiten und Symbivnten. Was Parasiten sind, weiß jeder, der einmal einen Bandwurm hatte. Da war er, der Wirt, wie man beschönigend sagt, dazu da. dem Wurm Nahrung und Wohnung zu geben. Eine Gegenlelswng des Wurmes gab es aber nicht. Die Symbivnten(„Zusammenlebenden') sind ge- wissermaßen Parasiten auf Gegenseitigkeit, sie nützen sich gegen- seitig und verschmelzen manchmal so innig, daß sie zu einem neuen Wesen werden, wie die Verschmelzung von Pilz und Alge die Flechten ergibt. Neben dieser Symbiose von Pflanz« zu Pflanze gibt es auch solche von Tier zu Tier und von Tier zu Pflanz«. Di« richtige Vergesellschaftung ist aber erst die Genossen- s ch a f t. bei der niemand ohne di« anderen leben kann. Bei niederen Tieren wird das einfach durch Zusammenwachsen erreicht(so z. B. bei den schönen„Staatsguallen"), die höheren bilden Herden, die Insekten ihre berühmten Staaten. Aus einer Urherde ist schließlich auch die menschliche Gesellschaft ensstanden,— so schloß Schaxel sein« Ausführungen—, bei der durch die' menschliche Spezialisierung auf Gehirn und Werkzeug- benutzung noch der Eigentumebegrifs dazu kam. Durch ihn ent- standen Kämpfe gegeneinander, die der biologisch anzunehmenden Solidarität der eigenen Art widersprechen. Di« Sympathien der Biologen, so erklärte Schaxel. müßten sich demnach der noch am meisten solidarischen Klasse, dem Proletariat zuwenden, dessen Klassen- kämpf entsprechend den Gesetzen der Dergesellschastnng als Mittel zur Befriedung der Menschheit anzusprechen ist. ZVillzt Ley.
„Oas Erlebnis einer Nachi." primus-palast. Um di« Lebensgier der zum Tode verurteilten U?och«dlen" Frau Gräfin zu befriedigen, geht der Herr Untersuchungsrichter die letzte Nacht ihres Lebens mit ihr aus den Bummel. Natürlich entdeckt man in dieser letzten Nacht di« wahr« Mörderin des ehe- brecherischen Grasen, und Madame selbst lernt etwas fürs Herz kennen. An dieses unmögliche Manuskript verwendet« Guido B r i g- n o n e sein immerhin beachtliches Können als Regisseur. Unter Ausnutzung jeder Spannungsmöglichkeit schafft er einen reinen Schauspielersilm. bei dem di« schöne Frau als Sinnenreiz im Mittel- punkt steht. Marcella Alb an i sst dies« blendende Frau, die bei ihrer Rollenausfassung«in viel größeres Interesse für da» be- rückende Weib als für den leidenden Menschen hat. Sie erscheint ein pav Minuten vor dem Weg« zum Schafott in ganz großer Abendtoilette, welch« die körperlichen Reize sa viel freigebiger zeigt, als es im Freibad beanstandete Badeanzüge je vermögen. Igo S y m ist der vornehme und diskrete Partner. Technisch ist in diesem Film manches vollendet: namentlich werden durch den Photo- graphen die Lichtreflexe ergiebig und oft neuartig ausgenutzt. Aber es entsteht kein Kunstwerk aus konzentriertem Gefühl heraus. Dieser Film ist keine leidenschaftliche Anklage. Man be- schöstigt sich mit Problemen aus spekulativen Gründen. Das Recht auf Menschlichkeit soll erst erkämpft werden, und man Hilst den Streitern nicht, wenn man das Streben nach Menschlichkeit ver- kitscht.. b.