U Millionen Mark, die wir Jahr für Jahr bezahlen müssen Die ganzen Kolonie», der ganze koloniale Handel bricht zu sammeu, wenn Sie ihm die Unterstützung des Reiches entziehen obgleich immer behauptet wurde, es würden auf die Dauer die Kolonien schon ohne Unterstützung bestehen können Es sitzen hier im Hause so viele direkte und »n direkte Interessenten dieser Kolonial Politik, so viele einflußreiche Leute, daß die Reichsreglerung nicht anders konnte, als aus der Tasche der Steuerzahler zu unterstützen. Es ist ein offenes Geheimniß. daß die Stützen unserer afrikanischen Politik mit ihren Mitteln zu Ende sind, daß die o st a f r i k a n i s ch e Gesellschaft in Z e m z a h l u n g s u n f ä h i g sein wird. Ich habe auch kanten hören von dem Projekt einer ostafrikanischen Bahn. von Ueber- kassung von Terrains, von einer größeren Anleihe mit möglichst niedrigen Antheilscheinen. Wir werden auf dem„Qui vive 3" fein und werden energisch dafür sorgen, daß hier nicht noch weitere Summen in den Abgrund geworfen werde» Auch mit der Abschaffung der Sklaverei soll es Noch sehr windig aussehen. In der„Christlichen Welt" heißt es. daß es Thalsache ist. daß in Oslafrika in u n m i t t e l- barster Nachbarschaft der deutschen Station Sklavenhandel getrieben wird. ö— 6000 Sklaven würden jährlich verschickt und deutsche Angestellte haben zur Befriedigung ihrer Lüste schwarze Frauen in i h r e m B e s i tz, die sie dann später auf andere übergehen lassen. Wenn beim Guanolager und den Kupfer- bergwerk-Anlagen in Südwest-Asrika den deutschen Kolonial Politikern große Profite entgangen sind, so kann man dafür die Reichsregierung nicht verantwortlich machen. Das ist doch eine horrende Zumuthung. Der Abg. v. Manteuffel glaubte sich. da er in der Kolonialpolitik immer eine neutrale Stellung eingenommen habe. besonders befähigt, ein unparteiisches Urtheil abzugeben, aber , schließlich hat er sich doch als einseiliger Parteimann und blinder Vertreter Peters' herausgestellt. Ich habe nicht jemandem die Ehre abgeschnitten, fondern nur Beschwerden erhoben, damit die Regierung Beweis erheben und Untersuchungen anstellen kann. Ich bin an jenem Tage einmal in der Rolle des Staatsanwaltes gewesen, da sonst für derartige Dinge deutsche Staats- anwälte sich nicht finden, die für alle anderen Du, ge zu haben sind, die den ärmsten Arbeiter wegen eines unbesonnenen Wortes vor die Gerichte schleppen und zu schweren Strafen verurtheilen lassen, aber die schwersten Ber- brechen hier geschehen lassen, ohne nur einen ernste»Versuch zu machen, eine Anklage zu er- heben; hier fragen sie sich: was können wir ausfindig mache», damit wir die Anklage nicht zu erheben brauchen. Der Abg. Graf Arnim sagte, daß Peters ihm mitgetheilt habe, daß zu jener Zeit der Bischof Tucker nicht in Moschi gewesen sei und daß er einen Brief, wie den angegebenen an ihn gar nicht geschrieben haben kann. Diese Angabe des Herrn Dr. Peters ist eine grobe Lüge.(Hört hört! links.) In den Berichten der Church Missionary-Society von 1892 befinden sich Seite 599— 603 Briefe des Herrn Tucker abgedruckt vom 12., 13.. 14. und 19. Februar, die aus Moschi daiirt sind. Also der Bischof war zu jener Zeit in Moschi. Nun ist heute wieder auf die gefährliche Situation des Peters in einem wilden Lande und unter feindlichen halbzivilisirten Völkern hingewiesen worden, und daß man dort manches thue, was in zivilisirten Ländern sich nicht rechtfertigen läßt. Am Kilimandscharo war aber bereits eine deutsche Station und ein Vertreter der Reichsregierung Herr v. Eitz. Peters hat diesen abgelöst, der in den denkbar angenehmsten Ber- Hältnissen lebte; er war ein human denkender Offizier und kluger Mann. Als er. der noch am Mynffa im deutschen Reichsdienst steht und sich nie etwas hat zu schulden kommen lassen wie die Peters. Wehlan und Leist, davon hörte, daß Peters an seine Stelle gekommen sei, hat er ein offenes Schreiben an ibn gerichtet, welches übrigens auch in Nr. 490 vom 19. Oktober 1892 der„Boss . Zeitung" abgedruckt ist. in welchem es heißt: Leider muß ich danach meinen Posten in Moschi verlassen. Leider kommen Sie mit größerer Macht an meine Stelle. Gerade nach Ihrer Ankunft haben Sie aus voller Unkenntniß der Verhältnisse meine ganze Arbeit mit einem Schlage vernichtet. Auf Ihren Befehl wurde die Besatzung aus Moschi zurückgezogen, ohne daß die Be festigung geschleift wäre, und haben den Eingeborenen einen befestigten Ort zurückgelassen. Sie haben die Leute gezwungen. Vieh zu liefern und Baumalerialien heranzuschleppen. Ich habe mir das Vieh gekauft und auch die Baumaleria- nehmen den Leuten ganze Heerde» Sie erreicht mit Ihren Gcwaltmaßregeln Daß Sie nicht ö Minute» weit militärische Begleitung verlassen dürfen. Ich konnte weite Jagdausflüge machen und pflegte mir nur 4 Askaris mitzunehmen. Sie haben das schönste Land von ganz Ostafrika zu einem Schauplatz des Krieges gemacht. Die Roth - weudigkeit zwang Sie: Sie brauchten Thaten, damit Ihr Name in Europa nicht der Vergessenheit anheimfiele.(Höri! bei den Sozialdem.) Sie habe» Ihren Zweck erreicht, aber Deutschland kann es Ihnen nicht danken." Aber Teutschland hat es ihm doch gedankt; die Reichsregierung hat ihn zum Landeshauptmann mit LS 000 M. Gehalt anstellen wollen und nicht ihr ist es zu danken, daß er heute nicht an dieser Stelle ist, fondern seinem Ehrgeiz und seinem Hochmuth ist es zu danken, weil er die Stelle des Gouverneurs einnehmen wollte. Das ist vorgestern selbst vom Kolonialdirektor zugegeben. Was die Verantwortlichkeit des Direktors Kayser betrifft, so kann er keinen wesentlichen Schritt ohne Zustimmung des Reichs kanzlers und der Herren im Auswärtigen Amt lhun, anderer- seits ist er doch Fachkenner, intimer Kenner der Verhältnisse (Ruf: Na, na!)— nun ja, das läßt sich bestreiten, aber er kennt doch die Verhältnisse im allgemeinen und auch im speziellen ganz genau; es wäre ja unverantwortlich, wen» er als Leiter des Amtes mit den Dingen nicht vertraut wäre. Infolge dieser seiner genauen Vertrautheit sind die Herren an den maßgebenden Stellen auf das angewiesen, was er berichtet, sein Einfluß ist immerhin bedeutend durch leine Stellung zum Reichskanzler und zum Auswärtigen Amt . Wie war es nun möglich, daß, da Direktor Kayser das Verhalten des Dr. Peters mißbilligt, hierbei sein Einfluß nicht zum Durchbruch kam? Schließlich sind die Herren von der Regierung Menschen und nicht etwa Götter und Engel, und sie sind für ihre Handlungen zwar ver- antwortlich, aber auch als Menschen allerlei Zusprüchen und freundlichen Worten zugänglich. Dr. Peters hat sehr mächtige angesehene Freunde gehabt, die zwar nicht in der Regierung saßen, aber großen Einfluß auf die Regierung hatten. Es thut mir leid, daß jahrelang zu den eifrigsten Begünstigern des Dr. Peters unzweifelhaft der Führer der Nationalliberalen, v. Bennigsen, gehörte. Ich habe mir sagen lassen, daß erst vor nicht sehr langer Zeit Herr v. Bennigsen ledig- lich durch die Berichte seines Sohnes, der ja bekannt- lich auch Beamter in Ost- Afrika ist. über Dr. Peters aufgeklärt ist und davon Abstand nahm, für ihn einzutreten. Dr. Peters hat ferner in dem Fürsten v. Hohenlohe-Langenberg, der gegenwärtig leider in Elsaß-Lothringen ist, einen sehr hohen Protektor gehabt, ein anderer war der Fürst Wied. Daß Gras Arnim zu seinen Freunden gehört, hat dieser selbst bekannt. Ferner gehören dahin Herr v. Kardorff, v. Stumm, Krupp ». s. w. Die sind bei der Regierung nicht einflußlos, und wenn sie sich bei der Regierung ins Zeug legten, fanden ihre Winke Beachtung, selbst wenn man sich an maßgebender Stelle etwas hinler den Ohren kratzte und sagte, es sei doch sehr bedenklich; man hatte eben nicht den moralischen Muth zu sagen: Wenn Dr. Peters an die Stelle kommt, gehe ich weg. Zu Peters' Freunden gehörten ferner Schröder- Poggelow, Dr. Arendt, Weber von der nationatliberalen Partei(Lachen bei den National- liberalen), Dr. Hammacher(Lachen bei den Nationalliberalen.) lien bezahlt. Sie fort. Was haben und Drohungen? die Station ohne Wenn in den Führern der maßgebenden Parteien ein Mann seine Stütze hat, so ist es sehr schwer da oben, wo man an- geblich regiert, aber in Wahrheit in 99 von 100 Fällen regiert wird(Heiterkeit. Widerspruch des Direktor Kayser.)— das sind ja Milderuugsgründe für Sie, Herr Direktor Kayser (Heiterkeit)— den Mann fallen zu lassen. Ein großer Theil der Herren hat ja Dr. Peters nun fallen lassen, und wir können nur bedauern, daß das so lange gedauert hat; sie werden sich aber diese Vorgänge zur Lehre dienen lassen und nicht nur der Regierung den Rath geben, sie möge äußerst sorgfältig in der Auswahl der Beamten sein, sondern diese Sorgfalt sollen auch die beobachten, die durch ihre soziale, politische und kapitalistische Machtstellung einen so großen Einfluß auf die Regierung ausüben können, daß die Regierung vielfach nicht freie Hand hat, sondern deren Einflüssen nachgeben muß. Daß Dr. Peters ein gewaltthätiger Mensch ist, hat er nicht nur in Afrika , sondern auch hier in Berlin gezeigt. Dr. Peters wohnt in der Kaiserin Augustastraße. Als er einmal in nicht ganz normalem Zustande nach Hause kam, mißhandelte er seine Dogge so, daß die Haus- bewohner herbeieilten, und zu denen sagte er: Ach was, ich werde das Biest niederschießen. Bevor er den Revolver schuß- fertig gemacht hat, fällt ihm ein Hausbewohner in den Arm und bittet ihn inständigst, die Drohung nicht auszuführen. Er läßt sich endlich dazu bestimmen, sagt aber: Ich bitte Sie, das ist ja zu lächerlich, wenn ich be- denke, daß ich sogar Menschen in Afrika ohne viele Umstände niedergeknallt habe. Das gehört zu dem Bilde. Wenn von allen Seiten Anklagen kommen, dann ist der Mann todt, dreifach todt, und es ist nur wünschbar, daß die Herren, die bis jetzt seine Partei genommen haben, sich künftig etwas mehr in Acht nehmen und dafür sorgen, daß solche Schandthaten unmöglich werden.(Beifall bei den Sozialdemokraten.) Abg. Lieber(Z.): Es ist allerdings verwunderlich, daß trotz des offenen Briefes des Vorgängers des Herrn Peters auf der Kilimandscharo -Station diesem Herrn doch die Landeshauptmann- schaft am Tanganika übertragen werden sollte. Auf die Ergebnisse weiterer Untersuchungen brauchen wir schließlich nicht zu warten. Solche Zustände verlangen die strengste Verurtheilung, damit kann nicht europäische Gesittung nach Afrika gebracht werden. Die Lichtseite der Kolonialpolilik, die der Direktor Kayser vor- geführt hat, erfüllt die Freunde derselben mit Vertrauen und Hoff- nung. Aber ebenso hoch wie die materiellen Errungenschaften stehe» für uns die Errungenschaften der christlichen Zivilisation. Je höher die Erwartungen nach dieser Richtung hin waren, um so mehr mußten solche Vorkommnisse schmerzlich berühre», welche die christlichen Vertreter Deutschlands auch den Muhamedanern ver- ächtlich machen mußten. Aber das muß ich sagen: Es wäre eines Landes, wie des Deutschen Reiches unwürdig, sich selbst aus dem Wettbewerb um die Kolonien auszuschließen. Die Kolonialpolitik aller Länder hat ihre Kinderkrankheiten durchmachen müssen. Sind die Kinderkrankheiten einmal überstanden, so läßt sich doch auch für unsere Kolonialpolitik hoffen, dann macht die Kolonialpolitik ihren Weg und wir würden uns übel berathen lassen, wenn wir dem Rath von der linken Seite folgen und uns aus dem Wettbewerb ausschließen würden. Wir werden daran festhalten: Die Ehre des Christenthums und des Deutschen Reiches erfordert es, daß wir Uebelständen abhelfen, aber dann auf dem graben Wege vorangehen.(Beifall.) Abg. Richter: Die Zukunft gehört nicht der Kolonial- Politik, sondern der selbständigen Entwicklung der Staaten. Allerdings Kolonien würden wir nicht haben und es würden uns damit alle blutigen Nasenstüber erspart sein, die Deutschland sonst niemals erlitten hat, und wir würden S0 Millionen erspart haben, die wir für innere Kolonisation und für die Besser- stellung der Beamten hätten verwenden können. Gott sei Dank, daß uns Samoa entgangen ist, daß wir diesen Aerger nicht auch noch haben. Wir müssen dort zwei Kriegs schiffe unterhalten, das kostet uns mehr als das ganze Koprageschäft dort werth ist! Es wäre ein glänzendes Geschäft, wenn wir diese Last los werden könnten. Südwest- Afrika kostet uns zwei Millionen Mark Zuschuß. Daß Engländer dort Geschäfte machen können, ist richtig; das Kapland ist dasür der natürliche Slützpunkt. Aber von Berlin aus kann man dort wirthschaftliche Unternehmungen nicht einrichten. Zinsen haben die Engländer auch von ihren dort angelegten Kapitalien noch nicht erzielt. Aber das große Guanolagcr! Das ist in ein paar Jahren erschöpft. Wer bürgt uns denn dasür, daß diese nützlichen Vögel unsere Kolonien auch fernerhin beehren werden.(Heiterkeit.) Die Berichte über die einzelnen Kolonien beweisen das Gegen- theil von dem schönen Bilde, welches Herr Direktor Kayser entrollt hat. Es sind 1000 Deutsche untergebracht, die uns elf Millionen kosten, also jeder II 000 M.; dafür könnte er als Regierungspräsident hier im Lande leben.(Heiterkeit.) Die Handels- artikel, die nach Afrika gehen, werden größtentheils aus der Reichs- lasse bezahlt: Pulver und Bedarssgegenstände für die Offiziere:c. Die eigenen Einnahmen der Kolonien nebmen ab. Ein Kolonial- besitz kann statt zur Stärkung zur Schwächung des Landes ge- reichen. Solche Fälle müssen hier besprochen werden, weil es in Afrika keine Presse giebt, die solche Mißstände besprechen kann aus eigener Wissenschaft, und unsere Presse kann dafür die Zeugen aus Afrika nicht beschaffen. Es mag ja manche unrichtige Anschuldigung erfolgen; aber das pasfirt auch manchem Staats- anwalt trotz aller Vorbereitung. Eigentlich wäre es Sache der Kolomalverwaltung, diese Dinge selbst zur Sprache zu bringen. Jeder Unbefangene wird am Schluß der Debatte den Eindruck haben: wenn diese Debatte nicht abschreckend wirkte, welche greulichen Mißstände würden wir in den Kolonien haben!(Sehr richtig! links.) Abg. Graf Limburg-Stirum (k.): Wenn ich auf die drei- tägige Debatte zurückblicke, so muß ich sagen: sie hat mich nicht gefreut und nicht befriedrigt. Ich bin weder ein Freund des Herrn Peters, noch ein großer Kolonialschwärmer, noch ein Schwärmer für die Flotte. Mein Eindruck ist der gewesen: der Reichstag hat sich als Gerichtshof konstiluirt über eine Sache, über die wir uns nicht genügend instrnirt haben. Solche Dinge sind bei uns in viel geringerem Maße vorgekommen als bei anderen Kolonisatoren. Wir wissen doch, wie die Spanier und die Engländer, z. B. Warren Haftings, vorgegangen sind! Wie haben die holländischen Kaufleute ihre Kolonien behandelt. So etwas kommt bei unseren Assessoren doch nicht vor.(Sehr richtig! rechts). Wenn bei der Untersuchung nichts herauskommt. dann hat der Reichstag in drei Tagen nichts gethan, als für den angegriffenen Mann die größte Reklame zu machen. (Heiterkeit.) Damit schließt die Debatte. Abg. Schall(k.) bemerkt persönlich, daß er von dem Fall Peters sehr wenig gewußt habe; Muth hätten er und seine Freunde auch, aber es gehöre auch Weisheil und Besonnenheit dazu; denn blinder Eifer schadet nur. Abg. v. Stumm: Herr Bebel hat von meiner Betheiligung an der Kolonialpolitik gesprochen. Diese beschränkt sich lediglich auf meine Abstiminnng. Danach sind meine Zweifel an der per- önlichen Glaubwürdigkeit des Herrn Bebel verstärkt worden. Abg. Bebel: Ick habe nicht Herrn v. Stumm als betheiligt an der Kolonialpolilik bezeichnet, sondern nur gesagt, daß die Regierung dem Einfluß so mächtiger Männer nicht widerstehen kann. Abg. Hammacher bestreitet, daß er jemals für Peters ein- getreten sei. Abg. v. Bcunigscn: Ich habe meinen Einfluß nicht geltend gemacht für die Verleidung der Landeshauptiuann-SteUe an Herrn Peters. Ich behalte mir mein endgiltiges Urlheil vor bis zu der Zeit, wo das Ergebniß der Untersuchung vor- liegen wird. Abg. Weber- Heidelberg bestreitet ebenfalls, daß er Herrn Peters nnrerstützt habe; er habe den Kolonialverein verlassen, als Herr Peters Einfluß auf denselben gewann. ' Abg. Bebel: Unter dem Aufruf für dke PeterS-Stiftung steht ein LandtagS -Abgeordneter Karl Weber; ,st dieser Herr identisch mit dem Reickstags-Abgeordneten?(Zuruf des Abg. W e b e r- Heidelberg: Ja!— Große Heiterkeit.) Herr von Bennigsen hat einem Feste beigewohnt und einen Toast auf Peters ausgebracht. Abg. Weber: Den Aufruf habe ich unterzeichnet; das hat aber mit kolonialen Bestrebungen nichts zu thun. Abg. von Bennigsen: Als Peters zurückkehrte von Uganda , habe ich als Vorsitzender des hannoverschen Kolonialvereins theil- genommen an einem Banket zu Ehren Peters'. Die Ausgaben für die Kolonialabtheilung werden bewilligt; die von der Budgetkommission vorgeschlagene Resolution betr. die strafrechtliche Verfolgung des Mißbrauchs der Amtsgewalt wird angenommen. Es folgt der Etat für das ostafrikanische Schutzgebiet. Abg. Bachem(Z) bemängelt, daß man in den Schutztruppen nicht mehr das afrikanische Dienstalter als maßgebend an- erkennt, sondern das deutsche Patent. Dadurch kommen oft unerfahrene Offiziere in die Lage. Vorgesetzte von erfahrenen mit den afrikanischen Verhältnissen vertrauten Offizieren zu werden. Direktor Kayser: Die Frage wird erst erledigt werden. wenn die Verhältnisse der Schutztruppen neu geordnet werden. Gestrichen wird entsprechend dem Antrage der Budget- kommission das Gehalt des Landeshauptmanns in Tanganika , 26 000 M., und dafür nur ein Bezirksamt mit 10 000 M. be- willigt, Ferner werden für die Remunerirung von Hilfskräften 27 000 M. weniger bewilligt; zur Beschaffung eines Dampf- tonnenlegers werden statt 300 000 M. nur 200 000 M. bewilligt. Der Reichszuschuß für Ostafrika wird infolge dieser Abstriche um 163 280 M. vermindert. Bei dem Etat für K a m e r n n tritt Abg. Graf B e r n st o r f f (Rp.) für die Einschränkung des Branntweinhandels in den Kolonien ein. Der Etat wird ohne weitere Debatte genehmigt und daraus um SVs Uhr die weitere Berathung auf Dienstag 1 Uhr ver- tagt. Außerdem steht der Erat der Marine auf der Tages- ordnung. Zuckerstcuer. Die„Rat.- Lib. Korr." schreibt: Die aus- schlaggebenden Parteien hallen schon vor der für Freitag Abend anberaumten Sitzung der Kommission über das Zuckersteuer- Gesetz ein Kompromiß dahin vereinbart, daß die Ausfuhrprämien ans 3 M.. die Verbrauchsabgabe auf 21 M. festgefetzt werden und es bei dem Beschluß auf Ablehnung der Betriebs- steuer und Erhöhung des Kontingents auf 17 Millionen Doppel- zentner sein Bewenden haben soll. Beschränkung des ZollkreditS ans Getreide. Die Ab- geordneten Graf v. Schwerin, Dr. Paaschs, Szmula und Ge- »offen haben im Reichstage einen Gesetzentwurf wegen Be- schränkung des Zollkredits bei der Einfuhr von Getreide und Mühlenfabrikaten eingebracht.— GemerfcMssfiliifies. In Braunschweig haben in der Etui- und Kartonnagen« fabrik von Julius Kater. Güldenstraße, zwei Etuimacher die Arbeit niedergelegt, weil der Firmeninhaber beiden den ver- einbarteu Lohn von 26 beziehentlich 13 M. kürzen wollte. Herr Kater ist. wie wir hören, in Berlin , um Ersatzkräfte anzn- werben. Aus Bremen wird uns telegraphirt, daß in der Piano- f o r t e- F a b r i k von T h e i n Differenzen wegen Herabsetzung des Lohnes ausgebrochen seien. Die Tapezirer Budapests legten. 700 an der Zahl, am Sonnabend die Arbeit nieder, da von den Prinzipalen die über- reichten Forderungen nicht bewilligt wurden. In 36 Geschäften, wo die Forderungen anerkannt wurden, arbeiten 160 Tapezirer weiter. Die Forderungen lauten: 1. Neunstündige Arbeitszeit. 2. Minimallohn von 12 fl. pro Woche. 3. Bei Ueberstunden ein Zuschlag von 33 Prozent und bei Sonutagsarbeit sind sieben Stunden für den vollsn Tag zu rechnen. 4. Abschaffung der Akkordarbeit. 6. Abschaffung der Kellerwerkstätten. 6. Freigabe des 1. Mai als Ardeiter-Weltfeiertag. DopeMzen und letzte Mnchrichken. Koblenz , 16. März.(W.T.B.) Diekönigliche Betriebsinspektion macht bekannt: Personen-Trajekt Bingerbrück-Bingen-Rüdesheim wird vom 17. d. M. früh wieder in vollem Umfange betrieben. Bern , 16. März.(W. T. B). Die Zahl der Opfer der jüngsten Hochwasserkatastrophen belrägt i- der Schweiz 23. Davon entfallen auf den Kanton Wallis 7, Glarus 4 Bersonen, auf die Kau- tone Bern, Unterwalden, Solothurn , Basel je 2 Personen, Zürich , Appenzell und Graubünden je eine Person. Wien , 16. März.(B. H. ) Fast alle englischen Schneider streiken seit heute morgen, da die Meister die Forderungen nicht erfüllen zu können erklärten. Rom , 16. März.(B. H. ) In der morgigen Kammersitzung will Ministerpräsident Rudini ein Telegramm Baldissera's verlesen, worin der letztere die Fortsetzung des Krieges für unglücklich erklärt und zum Frieden räth.— Für die Regierung haben sich bisher 170 Deputirte erklärt.— In der morgigen Kammersitzung, in der auch Crispi erscheinen wird, werden stürmische Debatten erwartet. Rom , 16. März.(B. H. ) Der amnestirte sozialistische Ab- geordnete de Felice, welcher aus dem Gefängniß zuVoltera nach hier zurückgekehrt ist, erklärte, daß er noch ebenso revo- lutionär-s ozial islisch gesonnen sei. wie in dem Augenblick seiner Verurtheilung.— Barbato traf gestern in Mailand ein und erklärte aus der Arbeiterbörse, er werde sein Mandat als Abgeordneter niederlegen. Er forderte die Sozialisten zur Fortsetzung ihres Kampfes auf.— Bosco und Verro kamen gestern Abend 8 Uhr hier an. Sie wurden von einer großen Volksmenge auf dem Bahnhofe empfangen. Beide begaben sich sofort zum Klub der sozialistischen Studenten, wo sie Ansprachen hielten. Rom , 16. März.(B. H. ) Der Direktor des Preßbureaus im Ministerium des Innern, sowie der Kolonialdirektor im Ministerium des Aeußern wurden vom Ministerpräsidenten di Rudini kurzerhand ihrer Stellungen enthoben, und zwar wegen begangener Indiskretionen. Es war nämlich aufgefallen, daß die„Tribuna" fast gleichlautende Berichte über die Friedensverhandlungen veröffent- lichte, wie die des Generals Baldissera an die Regierung ge- richteten Amtsdepeschen. Mailand , 16. März.(B. H. ) Wie die„Jtalie del Popolo" meldet, ist der Dampfer„Scrivia", welcher mit 6 bis? Bersaglieri - Bataillonen am 27. Februar Neapel verlassen, am 4. März den Suezkanal passirte, verschollen. London , 16. März.(W.T.B.) Nach einer bei Lloyds eingegan- genen Depesche aus San Paolo de Loanda ist in Boma der englische Dampfer„Matadi " infolge einer Pulverexplosion vollständig verloren gegangen. Einige Passagiere und ein Theil der Be- mannung wurden gerettet; der Rest wird vermißt; man fürchtet, daß derselbe umgekommen ist. London , 16. März.(C. N. of G.) Der Dampfer„Matadi " der Britisch-Afrika-Kompani, der am 22. Januar von Liverpool nach der westasrikanischen Küste abging und dessen Ladung u. a. aus 1200 Zentnern Schießpulver bestand, flog bei Boma(an der deutsch - ostafrikanischeu Küste in die Luft. Die Ursache der Ex- plosion ist noch nicut bekannt geworden. Das Schiff ist ein völliges Wrack. 26 Personen wurden getödtet, unter ihnen mehrere Passagiere/ Die an Bord befindliche Post, sowie das gemünzte Gold wurde gerettet. Verantwortlicher Redatuur: August Jarvbly, Berlin . Für den JuiualculheiliiHrc.um-outtch: Th. Gtvrte n�Berliu. Drua und Verlag von Max Babing ui BerUu. Hierzu T Beilagen.
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