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Nr. 103 47. Jahrgang

3. Beilage des Vorwärts

Entlassungen bei der BVG.

Die finanzielle Erdrosselung der Reichshauptstadt.

Infolge der fatastropholen Arbeitslosigfeit muß| infolge der Ablehnung des Arbeiterrats, eine Arbeitsstreckung vorzu­der Betrieb der Straßenbahn wesentlich eingeschränkt werden. nehmen, etwa 900 Arbeiter der Verkehrs- AG. entlassen Im Monat Januar wurden bei der Straßenbahn allein täglich werden. 50 000 Kilometer weniger gefahren als im Oktober des Vorjahres. Dadurch werden rund 1000 Berkehrsarbeiter über flüssig, ganz abgesehen von dem technischen Personal der Werkstätten.

Berschärft wird diese Sachlage noch dadurch, daß die Verkehrs­M.-G. infolge der Auflage des Oberpräsidenten monat­lich 3,3 Millionen Mart mehr als vor der Auflage an die Stadt abliefern muß. Zwar hat die Tariferhöhung eine Mehreinnahme ergeben, diese bleibt jedoch schätzungsweise um bis 2 Millionen hinter der Mehrabgabe zurüd.

Diese Umstände zwingen die Direfron der Berliner   Berkehrs­A.-G., Entlassungen in größerem Umfange vorzu nehmen. Die Direktion hat mit diesen Entlassungen bis zum letzten Termin gewartet. Sie hat zunächst seit 11. November eine Ein­ftellungsfperre angeordnet. Sie hat meiter Pensionie. rungen vorgenommen, soweit dies nach den Sagungen möglich war. Schließlich hat die Direktion der Verkehrs- 2- G. im voraus bezahlte Feierschichten außer den vereinbarten un­bezahlten Feierschichten eingelegt, die später, im Sommer, wenn die Sachlage wieder eine günstigere ist, abgearbeitet werden sollen. Mehr als 40 000 Schichten sind derart im voraus bezahlt worden. Im Durchschnitt tommen auf das Verkehrspersonal der Straßenbahn drei bis vier im voraus bezahlte Feierschichten.

Doch diese Maßnahmen haben in der Finanzlage der Berkehrs­AG ihre Grenzen. Es werden also in den nächsten Tagen Grt Laffungen in größerer Umfange vorgenommen werden müssen, die jecoch beim Berkehrspersonal der Straßenbahn höchstens 500 be­tragen werden, wahrscheinlich weniger. Der überschüssige Teil des Berkehrspersonals wird durchgeschleppt werden bis zur Eröffnung ber Linie der Untergrunbbahn Gesundbrunnen  - Neukölln  , die am 15. April erfolgt, und der Linie Alexanderplat- Friedrichsfelde, die im Auguft oder September eröffnet werden wird. Das überschüssige Berkehrspersonal der Straßenbahn wird dann auf die Untergrund­bahn übergeführt werden, wie bereits jetzt schon freiwerdende Giellen bei der Aboag durch Straßenbahner besetzt werden.

Außer dem eigentlichen Berkehrspersonal müssen auch infolge der Einschränkung des Berfehrs und weil die Einlegung von Feier schichten durch die Abschmung des Arbeiterrats nicht möglich ist, eine größere Anzahl von Arbeitern des technischen Personals ent­laffen werden. Auch hier werden die Entlassungen, soweit irgend möglich, eingeschränkt, dod, dürften etwa 450 Arbeiter des technischen Berfonals zur Entlassung tommen. Insgesamt werden also, teils infolge der allgemeinen Arbeitslosigkeit, teils infolge der finanziellen 3wangslage, in der die Berliner   Verkehrs- AG. sich befindet, teils

Das wird zu einer weiteren Berschärfung des Berliner  Arbeitsmarktes beitragen. Die Zustände auf dem Berliner  Arbeitsmarkt sind heute derart, daß ein Eingreifen der Reichsregie rung evtl. mit Hilfe der preußischen Regierung unbedingt erforder lich ist. Die Lage am Berliner   Arbeitsmarkt wird außerordentlich verschärft durch die der Stadt Berlin   auferlegte zwangsweise Ein stellung der öffentlichen Arbeiten und durch die unge­sunde Heranziehung der öffentlichen Betriehe zur Finanzierung des Haushalts. Andererseits werden der Stadt Berlin  , die die Last einer riesigen Zuwanderung zu tragen hat, riesige Mittel aus der Hauszinssteuer entzogen. Hier muß schnellstens Wandel geschaffen werden!

Deutsch  - französischer Arbeitsmarkt.

Groteste Zustände.

Deutschland   erstickt in Arbeitslosigkeit, Frankreich  braucht Arbeitsträfte. Daß bis jetzt trop aller Verständi gungsbemühungen zwischen Frankreich   und Deutschland   taum ein Ansah zu einem Ausgleich zwischen den arbeitsmarktpolitischen Bedürfnissen der beiden Länder beobachtet werden tann, ist eines der ärgsten Armutszeugnisse unserer Zeit. In der joeben erschiene nen neuesten Nummer der ,, Metallarbeiterzeitung wird auf folgende groteste Tatsache hingewiesen: auf der rechten Seite des Rheins in Baden   zurzeit über 75000 Arbeitsloje, die gerne arbeiten möchten; auf der anderen Seite des Rheins im Elsaß   Tausende von freien Arbeitsplägen. Deutsche  Arbeitslose und französische   Arbeitspläge fönnen aber nicht zu­fammentommen. fammenkommen. In Straßburg   find nur 11 notorisch Arbeits­unluftige cingetragen. Im ganzen Departement Unterelsaß   arbeiten faum 500 deutsche Metallarbeiter, obwohl es an tüchtigen Fach­arbeitern mangelt. Im Elsaß   waren für März etwa 2000 Metall­arbeiter angefordert und eine gleichgroße Zahl von gelernten Bau­arbeitern.

Sollte man nicht endlich, wenigftens in Elsaß- Lothringen  , ein mal einen Anfang zu einer arbeitsmartt politischen Berständigung zwischen Frankreich   und Deutschland   machen? Die Arbeitsämter Kehl   und Freiburg  , Straßburg   und Mez, Saar­ burg   und Saarbrüden müssen miteinander besser in Fühlung tommen, und die Regierungen hätten die Aufgabe, die arbeitsmarkt politische Verständigung nach Kräften zu unterſtügen. Das müßte womöglich durch dirette Berhandlungen unter Mit wirtung der Gewertschaften geschehen.

Sonntag, 2. März 1930

Eine arbeitsmarktpolitische Verständigung zwischen Frankreich  und Deutschland   wäre ein erster fräftiger Anlauf zu einer inter­nationalen Bekämpfung der europäischen   Arbeitslosigkeit. Bas bei Reparationsarbeitern möglich ist, dürfte bei freien Arbeitern nicht unmöglich sein. Die Sozialministerien von hüben und drüben sollten einmal zupacken!

Lohnoffensive der Unternehmer.

Auch die Elendslöhne der Zegular beiter follen runter. .: Die badische Tertilarbeiterschaft ist fett April 1929 in allen Tertilbetrieben tariflos, da das Reichsarbeitsgericht den Lohntarf vom 6 Dezember 1927 für ungültig erklärt hat. Um wieder einen neuen Tarif zu schaffen, haben die Gewerkschaften am 7. Januar 1930 beim badischen Ter ilarbeitgeberverband naue Lohnforderungen eingereicht. Sie haben beantragt, den Stundenlohn des 25jährigen Taglöhners von 60 auf 68 Pf. und den der 25jährigen Taglöhnerin von 45 auf 51 Pf. zu erhöhen. Der Lohn der Attordarbeiterschaft soll im gleichen Verhältnis wie der Stundenlohn des 25jährigen Taglöhners steigen..

Diese Forderungen wird niemand als übertrieben oder als un­erfüllbar hinstellen können. Zu beach en ist, daß die letzte Lohn­erhöhung in Baden   am 14. November 1927 erfolgte. Die Terril­unternehmer haben jedoch den Gewerischaften mitgeteilt, daß fie einen Abbau der Löhne der badischen Tertilindustrie um 9 bis 10 Broz. beantragen merden! Direkte Verhandlungen mit den Ge­werkschaften wurden von ihnen abgelehnt Statt dessen haben fie sofort ihre Lohnabbauforderung: n dem Landesschlichter für Süd­ westdeutschland   in Karlsruhe   übermi telt und bei den Berhandlun gen vor dem Schlichter erklärt, daß sie von ihrem Antrag, hen Lohn abzubauen, feinen Schritt zurüd weichen werden.

Die badischen Tertilfabrikanten wollen es mit der Poli if der gepanzerten Faust probieren Zunächst versuchen sie den Schlich ter breitzuschlagen. Die Organisationsvertreter haben es bei den Berhandlungen strike abgelehnt, auf der Grundlage eines Lohn­abbaus zu verhandeln. Am 6. März finden vor dem Landes­schlichter neue Verhandlungen statt.

Der Arbeitsnachweis am Mittelweg. Unwürd ge Räume, unerträgliche Zustände.

Bom Betriebsrat des Arbeitsamts Berlin  - Südost wird uns geschrieben: Die Schilderung in der Nr. 93 des Borwärts", Morgenaus gabe vom Dienstag, dem 25. Februar 1930, der Zustände und Bor­gänge im Arbeitsnachweis des Arbeitsamtes Berlin  - Süpoft in Neu­töün, Mittelweg, ist im allgemeinen eine getreue Wieder­gabe der Borgänge vor und in dem Arbeitsnachweis. Des öfteren sind dem Betriebsrat des Arbeitsamtes Berlin  - Südost von den im Arbeitsnachweis beschäftigten Angestellten Beschwerden vorge tragen worden, daß infolge des unerhörten Andranges in diesen ungenügenden Räumlichkeiten und den Treibereien | ,, revolutionärer  " Arbeitsloser die Abwicklung eines ordnungsgemäßen

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