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Mittwoch 5. März 1930

Erich Grijar:

Unterhaltung und Wissen

Die Stadt der Erinnerungen

Bir famen von Luzern  , wo wir uns gar nicht wohlgefühlt hatten. Mit ihren breiten Promenaden, die an den Ufern des Bierwaldstättersees entlangführen, über den die Spizen schnee bedeckter Berge fühn aufragen, erschien Luzern   uns schöner als irgendeine Stadt, die wir gefehen, aber sie war uns zu fehr aller erften Ranges. Mit dem Gefühl, daß gutgebügelte Hosen und ge pflegtes Schuhwerk zu dieser Stadt gehören, in der nur gewohn heitsmäßige Müßiggänger sich wohlfühlen können, fuhren wir weiter nach Zürich  .

Hier gefiel es uns viel besser. In dem niedrigen Gastraum des Bolkshauses saßen, als wir famen, einige Dutzend junger Men­schen beieinander und machten fröhlichen Lärm, in dem wir uns schnell zurechtsanden. Leider waren die Zimmer des Hauses besetzt, cber nicht weit entfernt, an Limmattai, fanden wir ein fleines Hotel, das uns aufnahm und von wo aus wir dann unsere Streif­züge durch die Stadt machten, deren anheimeinde Atmosphäre uns start anzog. Schon die Namen der zahllosen Kneipen in den engen Gaffen der Altstadt machten uns Spaß. Da gab es eine Schühli schmiede, Wirtschaften, die zum Schmied, zum Franziskaner, zum Storchen, zum Schäfli, zum Hirschen und nach allen möglichen und unmöglichen Bertretern des Tierreiches benannt waren. Der Duft guter Küchen Indte uns in fleine Weinkneipen, in denen es sich gut fizen und plaudern ließ.

zum Ausbruch der russischen Revolution gelebt hat. Eine kleine Stube war es, in der er mit seiner Gefährtin Krupstaja damals zusammen haufte und von hier die Anfänge der zweiten russischen Revolution verfolgte. In diesem kleinen, dürftig möblierten Raume, unter dem sich eine kleine Speisewirtschaft befindet, erreichte Lemin die Nachricht von der Revolution, und von hier reiste er ab in bas Land, dessen Schicksal auf ewig mit seinem Namen verbunden sein wird.

Die Schweizer  , selbst meit entfernt, Bolschemisten zu sein, aber mit gesundem Sinn für Geschicke und ihre Exponenten begabt. haben dem Andenken Lenins   eine Tafel geweiht, die an dem Hiuje, in dem Lenin   feine Züricher   Zeit verbrachte, angebracht ist.

Hier wohnte vom 21. Februar 1916 bis 2. April 1917 Lenin  , der Führer der russischen Revolution" steht auf dieser Tafel, die nur eine unter unzähligen Gedenktafeln an den Häusern in dieser Stadt ist. Aber obwohl der Beschluß, eine Gedenktafel anzubringen, von den bürgerlichen Stadtverordneten mitgefaßt war, steckten sich einige bürgerliche Organisationen hinter den Hauswirt, um ihn zu bewegen, die Tafel wieder entfernen zu lassen. Man drohte dem Manne mit dem Bontott seiner Wirtschaft, aber die Stadt gab ihm eine fleine Abfindung als Ausgleich und die Tafel blieb. So ner dient der Wirt doppelt an diesem Gast, den er zu Lebzeiten zum beachtet, denn fast alle Fremden, die zwar nicht Geld genug haben, um eine Reise nach Rußland   zu machen, tommen hierher, um das Haus zu sehen, in dem er gelebt hat. Und mandher verzehrt wohl auch sein Schöpplein und läßt sich von dem Wirt ein Anetdötchen erzählen. Auch das gehört mit zu der Atmosphäre dieser Stadt, die uns weniger durch ihre Geschichte als durch die Geschichten erfreut, mit denen sie ihre Gäste beschenkt.

Beilage des Vorwärts

Tempel schildert Else Lüders   in ihren soeben bei Quelle und Meyer in Leipzig   erscheinenden Reisebriefen lnter indischer Sonne". Die Berfasserin, die Gattin des Sanskritisten der Berliner   Uni­versität Professor Heinrich Lüders  , ist selbst eine ausgezeichnete Indientennerin und war daher befähigt, die bunte Phantastik der indischen Welt mit tiefstem Verstehen nachzuerleben.

auch in

Es ist so viel über das Graufige des Kali- Kults seiner heutigen Gestalt geschrieben worden", so erzählt sie. Doch ich muß sagen, daß wir nicht den abstoßenden Eindruck hatten, den Tempels; der Bajar, der ihn umgibt, enthält zahlloje Dinge, die ich fürchtete. Winklig und schmutzig ist der ganze Umkreis des für den Kali- Kult gebraucht werden, vor allem aber Statuen der gestellt, eine lange Zunge hängt ihr zum Halse heraus, in den er­Göttin in jeder Größe. Sie wird in rasendem Siegesrausch dar­hobenen vier Händen schwingt sie Kriegsgeräte, und ihre Füße zer­in langer Reihe in den Gassen, und überall find die Ziegenlämmchen treten den besiegten feindlichen Dämon. Bettler und Afzeten fitzen  angebunden, die für das Opfer gekauft werden. Am User des Fluß­armes, der hier als Ganges   gilt, find buntbemalte Pilger- Rast­häuser neben den Ghats, den Treppen, auf denen die Frommen stehen, die, bevor sie ihr Opfer darbringen, sich im heiligen Fluffe reinigen; auch die Opfertiere werden hier zuvor gebadet. Ein Opfer selber sahen wir im Tempelhof  . Zwei weiße lleine Ziegen wurden mit den Köpfen an einen gegabelten Holzftod gestedt, und mit einem Hieb des schwertartigen Meffers trennte der Karmafara die beiden Köpfe vom Rumpf. Das Fleisch wird dann gekocht und an die Armen verteilt. Eine aufgeregte Menge, die, im Blute stehend, das Opfer bejubelt, haben wir nicht gesehen. Das Ganze ging fehr schnell vor sich und wiederholte sich natürlich so oft, mie ein Frommer ein Lämmchen zum Opfer bringt.

Empfinden des Hindu, dem es sonst Pflicht ist, das Leben zu schonen, Dieser Kult ist ein legter Rest uralter Götterverehrung; dem müßten diese blutigen Opfer eigentlich als eimas Unerhörtes er­scheinen. Hier trifft man wieder auf einen der Widersprüche in der Seele des Inders, die einem auch sonst noch des öfteren begegnen. Kali   ist außer der Todesgöttin auch Göttin der Fruchtbarkeit. Ueber­all find Opfergegenstände zu kaufen, die finderlofe Frauen dar­bringen follen. An einem fahlen Baume hängen zahllose fleine und hängen sie an die Zweige. Hat der Zauber gewirkt, und das Kind ist da, so bringen fie ein Haarbüschel des Neugeborenen und binden es dort an. Unzählige kleine Schreine stehen überall herum, aus denen das feurig rot bemalte Götterbild leuchtet."

Die Göttin des Grauens Steine an Striden. Die Frauen sammeln sie am Gangesufer auf

Das Gefühl, wenn es irgendwo in der Welt sich gut leben läßt, dann muß es hier sein, ließ uns nicht los. Mag sein, daß das Bemußtsein, auf historischem Boden zu wandeln, unsere Phan­tafie über Gebühr beflügelte und uns Bertrautheit bot, wo unter anderen Umständen Fremdheit uns angefaßt hätte. Aber so ist nun mal Zürich  . Ohne seine Bergangenheit wäre es vielleicht eine Stabt mie piele andere, aber es ist teine Stadt wie andere Städte, es hat mun einmal seine Bergangenheit. Und was für eine Ber­gangenheit! Da ist faum eine Straße, über deren Pflaster nicht einer von denen gewandert ist, die lange in die Reihe der Ewigen und Unvergeffenen eingegangen sind. Hier hat Bestalozzi, der große Der Diebstahl einer Statue der indischen Göttin Parvati   aus Schulreformer Zürichs   und der Welt, gelebt. Häuser und Straßen, dem Berliner   Völkertundemuseum hat viel Aufsehen erregt, weil Denkmäler und Postkarten erinnern an ihn, aber lebendiger noch der Dieb, wie aus einem Brief von ihm hervorging, augenschein­als an diesen ist die Erinnerung an Gottfried Keller  , den lich aus religiösen Gründen handelte; er fühlte sich dadurch ver­größten Dichter der Schweiz  . Noch steht die Depflichommer, in der letzt, daß das Bild dieser von den Hindus besonders eifrig ver­Rindermartstraße, in der Gottfried Keller   allabendlich im Kreise chrten Göttin an einem unheiligen Drt den Blicken neugieriger guter Freunde seinen Schoppen trant, und mancher gute Scherz, Besucher preisgegeben wurde. Nur wer den Fanatismus des in­den er hier ersonnen, geht unter den Bürgern Zürichs   um. In dischen Volkes an Ort und Stelle miterlebt hat, umd wer die be­einem Hause, das gar nicht aussieht wie ein Wirtshaus, flettert man sondere Bedeutung dieser Göttin fennt, wird die Haltung des cine alte Treppe herauf, dann kommt man in die fleine Weinstube, Diebes begreifen tönnen. Parvati  , die Gattin des allmächtigen deren Holztische von unzähligen Namen zerferbt sind. Studenten Shiva  , wird als Todesgöttin aufgefaßt, und dieser Göttin des halten heute ihre Kneipabende in diesem Raum. Im alten Grauens" wurden wohl lange Zeit Menschenopfer dargebracht. Die Gürich ist taum, ein Haus, an dem nicht eine Erinnerungstajel Form der Göttin, die von dieser unheimlichen Stimmung um hängt. Bürgerliche und sozialistische Politiker haben im letzten wittert ist, heißt Stali, und ihr ist ein eigener Tempel in der be Jahrhundert die Stadt bevölkert, die in einem von Monarchien berühmten Kalighat zu Kalkutta   gewidmet. Einen Besuch in diesem herrschten Erdteil Hort republikanischer Gesinnung mar. Hier haben die aus ihrem Vaterlande vertriebenen Teilnehmer der 48er Repo­lution Aufnahme gefunden, später wohnten die Kommumarden Frankreichs   hier. In der Zeit des Sozialistengefeßes haben die Opfer des deutschen   Polizeistaates hier Schutz gesucht, und der SD­zialdemokrat", jenes Organ, das in den Zeiten schwerster Bedrängnis die deutsche Sozialdemokratie zusammenhielt, ist in seiner ersten Zeit in Zürich   geschrieben und gedruckt worden. Von hier brachte der rote Feldpostmeister Belli die Fackeln jenes Geiftes, der berufen war, den Absolutismus   überspannter Herrschaft 31 überwinden, über die nahe Grenze in das hart umfämpfte Deutschland   der Arbeiter.

Kautsty und Bernstein  , die beiden Theoretiker der Bartei, haben zu jener Zeit hier gewohnt und hier gemeinsam den Grund gelegt zu den Büchern, aus denen die junge Generation ihr Wissen über den Sozialismus schöpft. Der nahe Zürichsee   hat die beiden, die trotz aller Theorien doch keine Verächter gefunden Sports maren, oft als eifrige Segler gesehen, wobei sie einmal beinahe von einem Dampfboot gerammt morden mären.

Später, als die deutsche Partet sich schon durchgefeßzt hatte und zu einer Macht geworden war, die faum noch zu umgehen war, hat August Bebel  , der unvergessene Führer der Partei, hier seinen Lebensabend verbracht. Keine hundert Meter von dem Grabe Sellers, der im Schatten eines mächtigen Baumes bestattet liegt, ruht cr mit der Gefährtin seines Lebens. Die benachbarte Grabstelle ist

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Indien   ist überhaupt das Land der feltsamsten lleberraschungen, So las Frau Lüders auf einem Bahnhof ein großes Plafat in drei Sprachen, Englisch  , Hindi und Hindustani  , auf dem stand: Gift, Gift, Gift! Hüte dich vor Vergiftern. Nimm nicht Nahrung oder Getränk aus der Hand von Fremden auf Bahnsteigen oder in Wartezimmern. Es gibt nicht weniger als 136 gewerbsmäßige Bergifter, die der Polizei dieser Proving bekannt sind. Wenn ein Fremder dir Nahrung oder Getränt anbietet, so zeige ihn dem nächsten Bahnbeamten oder Polizeibeamten an." Unterschrieben war diese Warming von dem Gehilfen des Generalinipettors der Bolizei. Es scheint danach eine kaste der Bergifter 34 geben, gegen die sich augenscheinlich nichts machen läßt.

m. Softschenko: Der Feuerschaden

Ein interessanter Fall ereignete sich in diesen unseren Tagen. Die Zeitung Gudot" hat das außerordentliche Geschehnis in ihrem herrlichen Blatte festgelegt. Wir wollen unfererseits noch ein menig einheizen. Denn es hat sich etwas ganz Ungeheuerliches herausgestellt.

Um die grauföpfigen Helden dieses Borfammnisses nicht zu sehr vor dem Gericht zu beschämen, wollen wir in unserem literarischen Erzeugnis ihren Aufenthaltsort nicht mit aller Genauigkeit angeben. Wir wollen uns begnügen zu verraten, daß es sich auf der Eisen. bahnlinie Sysranj- Wjajima zugetragen hat.

Es scheint nicht angebracht, die Station anzugeben. Am Ende könnten sich die Eisenbahnzüge an dieser Stelle lange verzögern. Jeder könnte Luft bekommen, zuzuschauen, welcher Art Leute hier wohnen. So aber ging's zu. Ihr sollt es gleich erfahren.

Nicht weit von der Station befand sich der Laden des Bürgers Fedor Balujeff. Ein Kleinhandel. Mit einem Woric ein Privats unternehmen. Ein Privatunternehmer hatte also in dieser dicht bevölkerten das Blut aus.

I verständnisvoll verhalten. Um so mehr als der Laden ziemlich ab­seits stand. Auch war es gerade völlig windstill. Das Wetter wor flar. So daß teine besondere Unruhe entstand. Wenn sich auch recht viel Bolt versammelt hatte, um dem Schauspiel beizuwohnen. Der Privateigentümer felbst saß auf einem Steinhaufen der Brand­stätte gegenüber und machte weiter feine Anstalten, Hab und Gut dem Feuer zu entreißen.

,, Laßt mur," sagte er ,,, für den schlimmsten Fall ist mein Eigen­tum verfichert. 3hr könnt euch das Löschen sparen."

Das Feuer war bald niedergebrannt. Und die Leute zerstreuten fich in ihre Hütten. Der Privatbesizer ging für die Nacht zu seinen Berwandten.

Nun heißt es, die Feuerwehr werde in nächster Zeit vor Gericht gestellt werden für ihre rabitale Abweichung und Drüdebergerpolitik, Augenscheinlich ist's nicht so einfach, auf den ersten Blick zi erraten, was man zu tun hat.( Uebertragen von G. Rofenthal.)

durch den Schwiegersohn und Enkel Bebels belegt, die beide menige Gegend seine Rege ausgeworfen und lockte Käufer an. Er jog ihnen Kampf gegen Maschine in Amerika

Bochen vor Bebel   starben.

Aber nicht mur ernste Erinnerungen sind es, die in dieser Stadt leben. In seinem Werke: Aus meinem Leben hat Bebel uns erzählt, wie luftig cs manchmal im Mohrenklub" zugegangen ist, den die in Zürich   lebenden deutschen   Genossen in Erinnerung an einen Berliner   Klub gleichen Namens gründeten. Kamen Partei­genoffen aus dem Reich, dan ging es hier besonders luftig zu. Das ,, Lied vom Bürgermeister Tschech  " und das Petroleumfied", beide voll Anspielungen auf die politischen Verhältnisse in der Heimat, wurden oft und laut gesungen. Oder es wurde ein Spizel, den man entlarut hatte, gründlich verhauen. Zum Kreise des Mohrenflubs gehörte damals auch der Schneider Beck, der der Hofschneider des Studenten Peter Karageorgewitsch, des späteren Königs von Ser­tien, war. Dieser, der ebenfalls öfter in den Mohrenflub fam, litt wie viele Studenten, an chronischem Geldmangel. Um sich ein wenig herauszuhelfen, ließ er sich von seinem Schneider höhere Rechnungen ausstellen, als er in Wirklichkeit zu bezahlen hatte. Die über­schießenden Beträge verwandte er dann zur Aufbesserung seines Budgets. Während des Balkankrieges hat König   Beter einem Re­porter erzählt, daß er gern an die Zeit zurückdenke, die er in Zürich  in der Gesellschaft von Sozialdemokraten verbrachte, und welche tühnen Pläne er in ihrem Kreise geschmiedet habe.

Während des Weltkrieges war Zürich   wie die ganze Schweiz   vor allem der Sammelpunkt jener, die gegen den Krieg arbeiteten und dann in ihrem Vaterlande nicht leben konnten. Redakteure sozialistischer Zeitungen und Vorläufer der kommenden fommunistischen Bewegung gaben sich hier ein Stelldichein. Hier meilte Münzenberg, damals noch ein taum gefannter Jugendfunt tionär, der zum Tode verurteilte Franzose Guilbeaug, der heute in Berlin   lebt, suchte hier Fühlung mit deutschen   und ruffischen Revo lutionären. Noch ist in der Spiegelgaffe, einer Meinen, non Prole­tariern bemohnten Gaffe, das Haus zu sehen, in bem Benin   bis

Und einstmals, an einem Sonnabend abend gerät dieses Privat­unternehmen in Brand. Man meint, eine weggeworfene Zigarette habe die Waren in Brand gesetzt. Welche Fahrlässigkeit! Da haben mir's ein ungebildeter Mensch!

Das Feuer also flammte empor. Panit entstand. Der Rauch stieg gen Himmel. Es gab ein großes Geschrei.

Die Gloden wurden nicht geläutet die Kirchen waren abge. tragen. Elektrische Signalifierapparate gab's hier auch nicht. Es war ja nicht Leningrad  . Ein Bürger, ein Dilletant lief einfach auf eigenen Füßen zur Feuerwache. Kam angelaufen und schrie:

,, He, ihr Teufel! Ein Feuerschaden! Rückt aus!"

Die schweren Gefahren, die durch die maschinelle Entwicklung unseres Beitalters in den Bereinigten Staaten von Nordamerika  hervorgerufen werden, haben ein führendes Mitglied der New­Verter Handelstammer veranlaßt, vor einigen Tagen in einem Bortrage eine ernste Warnung vor der völligen Technisierung" der Industrie auszusprechen. Er bestreitet dabei freilich nicht, daß sich durch die Maschinen die Erzeugung der verschiedenartigsten Güter von 1919 bis zum Jahre 1927 um mehr als die Hälfte gesteigert und den Wohlstand mancher Kreise vermehrt habe, zugleich aber be­merft er, daß durch diese künstliche Warenerzeugung nicht nur eine Ueberproduktion auf allen Gebieten hervorgerufen worden sei, in

Auf seinen Ruf tritt der Brandmeister auf die Schwelle. Er der der erreichte Wohlstand wieder unterzugehen drohe, sondern faut einen Apfel. Beißt hinterher in sein Beefsteat. ,, Weshalb brüllst du, Dummkopf?"

,, Weil ein Brand ausgebrochen ist. Ihr sollt ausrüden!" Der Brandmeister sagt:

,, Wir sehen es schon. Wir sind nicht blind!"

Und wirklich, es war zu sehen. Recht hoch stieg die Flamme gen Himmel. Die Funken stoben nur so. Und der Rauch biß in die Augen. Der Brandmeister sagt:

,, Es ist recht ungehörig, daß Sie so schreien, Bürger." ,, Deshalb?"

,, Deshalb. Bei mem brennt es denn?" Bei Walujeff? Wer ist denn Walujeff? Ist es etwa eine Konsumgenossenschaft? Er ist ein Privatunternehmer. So mag es ruhig bei ihm brennen. Davon wird die Luft reiner. Sie, Bürger, sollten es unterlassen, die Linie des Klaffentampfes mit ihrem Geschrei zu durchbrechen."

Der Bürger schämte fich seiner zurüdgebliebenen Ideologie und machte, daß er fortfam.

Die Berwirrung unter der Bevölkerung war nicht sonderlich groß. Die Massen hatten sich dieses Mal dem Falle gegenüber recht

daß auch die Einführung der Maschine in einem früher nicht ge­ahnten Umfange die Entlassung von vielen Tausenden von ge­schickten und fleißigen Arbeitern nach sich gezogen habe. Dem Elend, das dadurch in den unbemittelten Kreisen in steigendem Maße hervorgerufen werde, könne auf die Dauer auch die beste soziale Hilfe nicht mehr begegnen. Die Zeiten, in denen die Industrie die Erfindung einer jeden neuen Maschine freudig begrüßte und in ihr einen weiteren Schritt auf dem Wege zu Glück und Reichtum sah, feien jetzt dahin, die Begeisterung sei verflogen und die Schatten­seiten der maschinellen Ueberproduktion und der Ausschaltung der ruhig arbeitenden Menschenhand träten im Leben des einzelnen, wie in dem der Gesamtheit stets greifbarer hervor. Es gelte jetzt, auf industriellem Gebiet der Mechanisierung" und Technisierung" Einhalt zu tun, und zwar dürfe nicht lange mehr damit gezögert werden. Der Rampf gegen die jede Menschenkraft ertötende und Waren im Uebermaß erzeugende Maschine müsse sofort begonnen merden, da sonst eine Ratastrophe auf industriellem und damit auch auf politischem Gebiet zu befürchten fei, beren Ende nicht abgesehen merden fönne. h.

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