Kampf im Erziehungsheim. Zugendlicher von anderen Zöglingen«ödlich verletzt. vor einiger Zeit brachen unter einem Teil der Aürjorge- Zöglinge in dem städtischen Landerziehungsheim Scheuen bei Celle Unruhen aus. die sich gegen den Leiter des Heimes richteten. Zu diesen Vorgängen teilt das Städtische Zlachrichlenamt setzt folgendes mit: Auf der allgemeinen Grundlage radital-politifcher Einstellung einer größeren Zahl des mit etwa 50 Jugendlichen belegten Erziehungsheims und auf Grund einer Lampelfchen Revolte- fiimmung hat die hälft« der Jungen unter dem Einfluß nachweislich tranlhoft veranlagter Minderjähriger Unruhen veranstaltet. Di« Prüfung der Anlässe zu ihrem Verhalten hat ergeben, daß die Klagen über das Essen unberechtigt waren, daß allerdings zwei Jungen wegen bodenloser Frech- heit ein paar Backpfeifen von dem Leiter des Heims erhalten hatten, daß ferner von einem Uebermaß an Arbeit nicht die Rede sein tonnte, und daß dl« Behauptung, die im Jungmädchenheim untergebrachten Mädchen würden drangsallert, aus der Luft ge- griffen war. Ueber denhergangderUnruheistzu bemerken, daß am 18. Februar gegen 10 Uhr abends sich etwa 25 Jugendliche zu- sammenrotteten, sich mit Knüppeln versahen und lär. mend an den einzelnen Gebäuden des Heims vorbeizogen, wobei sie die Fensterzerschlugen. Der Leiter des Heims trat ihnen mit einem Erzieher und etwa 15 bis 20 Jungen, die zu ihnen hielten und die sich auch mit Knüppeln versehen hatten, entgegen, worauf die aufrührerischen Jungen bis auf zwei die Flucht ergriffen. In ihrer Wut stürzten sich die Jungen auf diese beiden und verprügelten sie. Während der ein« davon keinen Schaden erlitt, erhielt der lljährige Hans Ledebur einen unglücklichen Schlag über den Kopf. Da sich Fieber einstellte, erfolgte sein« Einlieferung ins Celler Krankenhaus, wo sich bei erneuter Untersuchung ein« kaum sichtbare Durchbohrung der Schädeldccke und ein« Verletzung des Gehirns herausstellte, die nach Meinung des Chefarztes wahrscheinlich durch einen spitzen Gegenstand hervorgerufen worden war. An den Folgen der Verletzung ist Hans Ledebur am 5. März leider gestorben. Das Ergebnis der eingcl.iteten gerichtlichen Untersuchung wird ab- gewartet. Das städtische Erziehungsheim in Scheuen ist nach dem Urteil berufener Fachleute eines der fortschrittlichsten Institute seiner Art. Die Zögling« haben sehr viele Freiheiten, die an anderen Anstalten meist nicht gewährt werden können. Der Le i t e r der Anstalt, der übrigens entgegen kommunistischen Dehaup- mngen, nicht Mitglied der Sozialdemokratischen Partei ist. hat sich sehr bewährt, nicht zuletzt seiner Persönlich. keit oeÄankt das Institut seine heutige höh«. Aber bei der Aus- dehnung, die das heim heute hat. kann man leicht der Meinung werden, daß die Erfüllung der wachsenden Aufgaben allmählich die Kräfte eines einzelnen Mannes übersteigen, mag er noch so sehr mit dem ganzen herzen bei der Sache sein. Es würde sich daher vielleicht doch im Interesse einer weiteren Aufwärtsbewegung des Helmes empfehlen, dem jetzigen Direktor noch einen Helfer zur Seite zu stellen. Dieser würde sich als Pädagog-e lediglich der Erziehung der gefährdeten Jugendlichen unter besonderer Ein- sühlung in ihr Seelenleben, zu widmen haben.
Naiffeisen. Vergebliche deutschnotionale Rettungsversuche. Im Raifseisen-Untersuchungsausschuß des Preußischer. Landtags begann am Donnerstag die Aussprach« über das Referat, das der Berichterstatter Genosse K u t t n« r bereits vor einiger Zeit erstattet hatte. Der Abg. Baecker(Dnat.) bezichtigte in ausfallender und heftiger Weise den Berichterstotter der mangelnden Objektivität, blieb aber damit allein auf weiter Flur, da die nachfolgenden Redner der Rechten. Abg. Losenhausen(D. Vp.), von Detten(Wirt- schastspärtei) und Vollmers(Chr.-nat. Bp.) ausdrücklich an- erkannten, daß der Verichterstatter mit großer Objektivität und sachlich gearbeitet hat. In den zweieinhalbstündigen Ausführungen Baeckers war charakteristisch, daß selbst er kein Wort der Verteidigung für die Raiffeisen-Bank und ihre deutschnatio- nalen Direktoren fand. Seine Rede beschränkte sich auf den Versuch, den ehemaligen Präsidenten Semper von der Preußen- ' lasse von jeder Mitschuld, namentlich von dem Vorwurf der Sorg- lostgkeit und der mangelnden Aufsicht gegenüber der Raiffeisen- Vank reinzuwaschen. Dagegen erNärte der volksparteilicdc Redner, daß v-e Volkspartet bis aus wenige Punkte den Feststellungen des Bs- richterstatters sich anschieße. Die Redner des Zentrums und der Demokraten stellten sich durchaus auf den Standpunkt des Bericht- erllatters. Der Kommunist Schulz- Neukölln hielt eine Agitations. rede zum Fenster hinaus, ohne auf den eigentlichen Stöfs des Unter- suchungsausschusies«Inzugehen, der ihm wahrscheinlich auch fremd war. Der Berichterstatter, Genosse K u t t n e r, ping mit den Aus- führungen des Deutschnationalen Baecker ins Gericht und zeigte, daß fast alle Bemängelungen Baeckers auf Unkenntnis des Materials und auf sachlichen Irrtümern berichten. Am Freitag werden die Besprechungen fortgesetzt. Vom Abg. Diel(Z.) wurde angeregt. In eine Spezi alberatung der einzelnen Punkte ein- zutreten, während die Deutsckmationalen zur Beratung der Feststellungen einen Unterausschuß einsetzen möchten. Welchen Weg der Ausschuß geht, wird sich heute entscheiden.
Das Gaststaiiengefttz. O!e Konzejsionsdauer. Im Polkswirtschostlichen Ausschuß des Reichstags wurde am Freitag die zweite Beratung des SaststSItcneesetzes bis zu§ 10 fortgeführt. Die in der ersten Beratung angenommenen Der- besserungen wurden sämtlich gesichert. Derschlechterungs- antrüge der Wirlschoftspartei wurden abgelehnt. Im ß S wurde mit den Stimmen der Sozialdemokratie be- schlössen, die Konzessionsdauer für suristisch« Personen von 20 auf 30 Jahre zu verlängern. S o l l m a n n(Soz.) setzt« sich im Gegen- satz zu den Wünschen der alkoholgegnerischen Verein« aus Wirtschaft- lich-n Gründen für diese Verlängerung ein. In großen Hotels. Cafehäufern usw., die meist sehr solide geführt werden, seien so groß« Kapitalien investiert, daß man ihnen die Sicherheit geben müsse, den Betrieb für ein Menschenaiter ungestört zu führen. Eine unmöglich« Verkürzung der Koiizessionsdauer bring« nur Wirtschaft- liche Unsicherheit in dies« großen Betriebssormen und verleite sie zu ewer unsoliden Geschäslsführung.
Ein Tagebuchblatt.
Von Gerdland.
Ich sitze in einem Lokal in der Mulackstraße. Ich sitze vor einem Glase Bier, umgeben von einer bleiernruhigen plump her- vorgezauberten Munterkeit, von einer verquälten, zerkrampften Lustigkeit. Das Radio sendet Tanzmusik. An der Wand hängen illustrierl« Blätter. Ich bin betäubt van dieser Munterkeit, von dieser Lustigkeit. Längst schon wollt« ich zahlen und gehen, aber es hält mit etwas hier. Ich weiß nicht, was es ist.... Dielleicht ist es die Tatsache, daß dies Lokal kein« Kaschemme ist wie die anderen Destillen in dieser seltsamen Straße, daß es als„Gut- bürgerlicher Mitiagstssch" angesehen und respektiert werden will, vielleicht ist es die Tatsache, daß hier die Frauen vermeintlicher\ Lieb« sitzen, seltsam vermenscht, seltsam enttiert, und mit abwesenden. vom Laster getrübten Blicken vor sich hinstarren.... Vielleicht bleib« ich hier, weil niemand nach der Tanzmusik tanzt, well die jucherenden, freudigen Laute aus den zerschämten Dirnenmündern hier seltsam gequält und gepeinigt klingen, vielleicht... Es ist sehr spät. Gleich Feierabend für den bulldoggengesichtigen Kellner, für das angejahrte, feiste Mädchen, das verschlafen hinter der Theke lehnt. Rur die wenigen Befriedigungsautomaten, die jetzt vor einem Glühwein hocken, müsien wieder hinaus in die kalte Nacht, auf die dunkle Straße, durch die ein dünner, scharfer Wind einherheult, in der die Gasflammen der Stocklaternen trübselig schwelen.... Was ist das für ein fellsames Lokal.... Die Wirtsfrall wäscht die Wäsche der Fveudengängerinnen, die auch in diesem Lokal essen und die Nacht erwarten. Gegenüber ist eine Kaschemme, in der sich Knüpptuchluden mit Smotinggannoven Stelldichein geben, in dem ein Musikautomat seine lärmenden Dissonanzen verbreitet, in der es nach Fusel stinkt und in der die miserablen Mädchen ihre Leiber oerscheuern, denn am Schaufenster befindet sich ein Plakat, bestimmt zu locken:„Betten frei! 1 Mork!� In dieser Lokalität. inmitten des Lautgewirres, umgeben von Menschendunst, spitzen kleinen Juchzern und den krochenden Rachenlauten des Orchestrions , kann man doch wenigstens vergessen. Aber hier wird man betäubt von dem seinen Narkotikum über- tünchte? Wohlanständigkeit. Warum gehe ich denn nicht? Ich
fühl« mein schmerzendes Lächeln. Alle lächeln hier: grauenvoll. Drüben in der Kaschemme kann man weinen, hemmungslos weinen, sein« Qual in sich hineinschluch.zen. Aber hier... Hier romkt mir«in fleischernes, seidebehangenes Mädchen, das auf der niederen Galerie sitzt. Ich mach« nur ein« müde chcmdbewegung: komm! Und schon sitzt sie neben mir. Ganz dicht sitzt sie neben mir, so dicht, daß ich den Geruch ihres gebadeten Körpers spür«. Aber ich ängstige mich vor diesem Fleisch ängstig« mich vor diesen Augen, die ungeahnte Wonnen verheißen. Ich frage sie:„Hast du einen Freund?" Ich frag«:„Wo ist dem Quartier?" Ich frage und frage. Und ich weiß doch ihr« Ant- warten schon vorher. Ich sehe sie an und weiß ihr Lächeln, ein zerschämtes, verquollenes, verquältes, schamloses Lächeln, doch schon vorher.... Ich ängstige mich vor diesem blonden Schopf, vor diesem wundgeschminkten Mund, vor diesen verkrampften Händen. Der Kellner rechnet ab. Di« Polizeistunde. Ich gehe hinaus. Ich werde mir sin Hotelzimmer in der Nähe des Alexanderplatzes neh- men, denn eine Taxe nach dem Westen tostet mehr. Drüben sind schon die Rolljalousien heruntergelassen. Polizeistreifen. Ein Pfiff. Eine ausgediente, betrunken« Dirne aus einer Haustürschwell«. Aber am Bauzaun ist es plötzlich wieder da. Was? Ach, nichts! Nur die Frau aus dem Lokal.„Du!" sagt sie.„Keine Zeit!" antworte ich. Und als sie noch immer nicht gehen will: „... und kein Geld!" Da geschieht etwas Eigenartiges. Di« Frau geht weiter neben mir. Und plötzlich sagt sie:„Kannst ja wiederkommen! Sonntag« nacht! Kannst ja wiederkommen! Die Luzi« wird aus dich war- tenl Die Luzie hat dich gern. Sonntcignacht Hab ich Geld. Brauch ich nicht ackern. Kannst ja wiederkommen. Kost nichts. Komm wieder! Ja, wirst du kommen?!" Ich gebe der Luzie die Hand. Und lasse mich von dem eisigen Swrm treiben. Ich sitze in einem Hotelzimmer, in dem noch der Dunst divers» Körper lagert. Draußen fahren schon die Wagen zur Zentral- Markthalle. Ich sitz« an einem wackeligen Tisch und schreib«....
Es gi!i, Europa zu gründen. Ein Ausruf Zules Romains'. Gestern abend sprach im Plenarsaal de« ehemaligen Herren- Hauses der französische Dichter Jules Romains über die Aufgaben der Geistigen in Europa . Jules Romains (übrigens auch rein physisch ein echter Poilu) gehört zu der durch den Krieg geformten französischen Dichterschule und ist einer der geistigen Führer des modernen Frankreichs . Romains erinnerte zunächst an seinen Berliner Aufenthal! vor zwei Iahren. Die deutsch -französisch« Berständigung habe seitdem langsame, schwierig«, aber unbestreitbare Fortschritte gemacht. Auch die Rechte, die früher gesagt hatte, daß unsere beiden Völker verurteilt seien, sich miteinander zu schlagen, sagt heute: Wir sind ver- urteilt, uns miteinander zu oerständigen. Das zeug« zwar nicht von Begeisterung, aber von der Kraft der Bewegung. Romain» erinnerte an die Rolle der Geistigen in der Dreyfus- Affäre und an ihr« unrühmliche Haltung während und besonders zu Beginn des Weltkrieges.„Den Geistigen ist eine lange und schwere Schuld zu verzeihen. Unter den Hekatomben, die während des Krieges fielen, wurden viele getötet von den Phrasen der Dichter und Philosophen." Trotzdem glaubt Romains an die Sonderaufgab« der Geistigen. Er ruft sie auf, sich in ganz Europa zusammenzuschließen und eine Enzyklopädie herauszugeben. Der Gegner, den es zu zerschmettern gelte, sei nicht mehr der religiöse, sondern der nationale Fanatismus. Es gelte, Europa zu gründen. Dieser Zusammenschluß soll„ohne vorher festgelegte Grundsätze" erfolgen.„3>i« Ausgabe hat keine anderen Grenzen als die unserer Kultur." Das sind, des polemischen Beiwerks entkleidet, die Gedanken- gänge, die Romains entwickelt«. Er übersieht, daß die Enzyklopä- distev im 13. Jahrhundert deshalb«in« Führerroll« spielen konnten, weil es neben ihnen nur noch die Kirche als geistige Potenz gab. Gewiß besteht zwischen dem Frontreich de» 18. Jahrhundert» und dem heutigen Europa eine unverkennbare Analogie im Entwick- lungsstadium. Aber die Roll« der Enzyklopädisten haben längst die politischen Parteien und selbst die Regierungen übernommen. Nicht nur den nationalen Fanatismus gilt es zu zerschmettern, sondern den diesen nährenden wirtschaistlichen Fanatismus der Besitzenden. Ohne vorher festgelegte Grundsätze geht es da nicht. Das bewies am deutlichsten der nachfolgende Redner. Romains und Karl Maria Finkelnburg(den man ,n Umstellung der Rednerfolge zuletzt sprechen ließ, um dazwischen einige bolsche- wistisch« Propagandaredner einzuschieben) dienten den Beranstaltern nur als Aushängeschild. Wir gestehen den politischen und den gel- stigen Dolschewisten das Recht der Propaganda zu Aber tm Namen der reinen Geistigkeit für Sowjetrußland Propaganda zu machen und als Beweis für die Geistigkeit Sowjetrußlands den aus seiner Heimat verbannten Trotzki anzuführen, ist ein Unternehmen, dos bei den Zuhörern«ine Ausschaltung der Geistigteil voraussetzt, die wir beim besten Willen nicht auszubringen vermochten. Zu Jules Romains kann man nur sogen: Lue kaieier-vovs dan, cette gaiere? J. Steiner-Jullien,
Elendsplakaie. Von Jettes», die an Monern. Zäunen und Zrnstern flebeit. Sie kleben draußen in den Vorstädten, wo die Häuser so ärmlich aussehen wie die Menschen ine in ihnen wohnen: kleben an den rissigen Brettern winischieser,»«rwitterter Zäune, an Mauern, Leitungsmasten, an den Wänden der Wartehäuschen der Straßen- bahn, und mitunter auch sind sie hinter dem Fenster einer Armelcute- wohnung zu sehen. Es sind keine Plakat« großen und größten Formats mii grellen weithin schreienden Bildern und großen Lettern, sondern klein« Zettel, meist ein Viertelbogen gewöhnlichen Schreib- oder Konzeptpapiero, nicht selten tst es ein Blatt, das aus einem Schulheft gerissen wurde Man muß vor ihnen stehenbleiben und genau hinsehen, will man lesen, was die ungelenke Hand mit fehler. hast«, unbeholfener Schrift darauf geschrieben hat: Ein braunes Damencoftym»och wenik getragen und fast neich sür mitlere Statuhr pasend ist billich zu oerkaufen bei... Oder: Ein vor Herrenschuhe und eine silberne Remontieruhr sind Uinständeyalber sehr prclßwerih abzugeben bei.. Auf einem anderen Zettel steht zu lesen: Ein Bett Ist an»inen Herrn oder anständiges Fräuletn zu vermieten. Zu erjahren bei Frau..,
Irgendein armer Teufel bietet seinen Radioapparat, wahr- scheinlich das einzige, was bisher ein wenig Zerstreuung und ein bißchen Wwechsiung in fein eintöniges Leben zwischen den kahlen Wänden der alten Mietkaserne ermöglicht hat. zum Kauf an. Irgendwer hat ein Bett zu verkaufen, das er wahrscheinlich sehr ungern entbehren wird. Und so geht es fort: Kleidungsstück«, Schuhe, Tische, Betten, lauter Dinge die auch der ärmste Mensch braucht, aber von denen er sich trennen und auf die er verzichten muß, wenn sich seine Armut in Elend verwandelt. Für die paar Groschen, die er dafür bekommt, kann er sich und den Seinen eine ooer zwei Mahlzeiten beschoffen. Und dann. Diese kleinen, unscheinbaren Zettel, die draußen in den Vor- städten an den Zäunen, Masten und Mauern kleben, sind eindrucks- vollere Plakat« als jene, di« von Künstlerhand entworfene, farbenprächtig. durch ihre Größe und ihr Raffinement unser« Aufmerksam- keft auf sich lenken sollen. Sie sind die Piakate des Elends, und ihre Buchstaben sind grellere Schriftzeichen als sene, di« jeden Abend im Dienst« der Geschäftsoeklame im Dunkel der Nacht funkeln. Heinrich Hoielc.
Zunge Dichter lesen. Der Eigenbrödler-Verlag veranstaltete im Festsaal des Herrenhauses unter dem Titel.Lunge deutsch « Dichtung"«inen Autarenabend. Gemeinsam ist diesen Autoren die Auseinandersetzung mit dem Krieg und mit einer Gesellschaft, die alles andere eber als ideal ist. Gemeinsam ist ihnen serner auch der Wille, völlig unpathetisch di« Dinge zu betrachten, gewissermaßen nur als Tatsache zu werben. Eine Anklage liegt in den Tatsachen selb», in ihrer Gruppierung und nicht in der Reflexion darüber. Dies« Ander». Koppen, Wille oder Pohl schreiben in ein» ganz klckken, anschaulichen Sprache ohne witzig« oder geistreich« Arabesken, ohne jegliche Ueberladung. Sie alle stehen auf einem individualistischen Standpunkt und haben höchstens die Sehnsucht nach der Gemeinschaft. Der Abend zeigt, daß die modernen jüngeren Autoren, keines- wegs«in« photographische Reportage der Wirklichkeit wallen eine bloße Aneinanderreihung der Ding«, sondern daß sie sich trotz ihrer kühlen überlegenen Form um di« künstlerische Durchdringung und Gestaltung des Stoffes bemühen.— t.
Hundert Zotirc Berline? Museen. Di« staatlichen Museen blicken in diesem Herbst auf ein hundert- jähriges Bestehen zurück. Aus diesem Jrtlaß sollen am 1. Oktober die Museums bauten auf der Museumsinsel eröffnet werden. Ueb» die Geschichte, den Inhalt und die Glielerung der Museumsbauten wird Generaldirektor Geheimrat Professor Dr. Waetzoldt in einem Vortrag über„Die Berliner Stadt der Museen" am 15. März, 12 Uhr, im Vortragssaal der ehemaligen Kunstgewerbeschule, Prinz-Albrecht-Straße 7a, die Vertreter der deutschen und ausländischen Presse unterrichten.
D. M. Meyerhold unt»nimmt mit dem von ihm geleiteten Moskauer Russischen Staatstheater ebne Europa - tournee. In Berlin wird das Gastspiel aus Einladung Viktor Barnowskyr am 1. April im Theater in der König - grätzer Strohe begrünen. Di« Truppe, die ihre eigenen Dekorationen mit sich führt, besteht aus 40 M tgliedern. Die künst- terische Gesamtleitung liegt in den Händen Meyerholds. Großer Momlensuitt»- Wie aus Kairo gemeldet wird sind bei Ausgrabungen für das Museum der Universität Pern'ylvania in Meydum in den Kammern«in» größeren Brust 101 M>mien aus der Zeit von 2000 bis 1500 v. Chr. gefunden worden. Der größte Teil d» Mumien fft gut erhalten. .?idel weinen und bitterlich lachen. Der medizinischen Fakuftät Bordeaux wurde eine junge Frau vorgeführt, bei welch« der Mechanismus des Lachens und Weinens oertauscht Ist. Di« Frau reagiert auf schmerzlich« Empfindungen körperlich» und seelisch» Art durch«in frisches, keineswegs nervös wirkendes Lachen, während Lustemrfindungm sie prompt zum Weinen bringen. Da diese widernatürliche Veranlagung der jungen Frau außerorkeut- lich peinlich ist, hat sie schon ein« ganze Reihe bedeutender Nerven- spezialisten und Internisten aufgesucht, ohne daß ihr bisher geholfen werden konnte. vi« voU»dt!hne, Theater am Lüiomploh. bereitet für die nächste Premtere die delilsch« Uiauisütnunfl von Michael Wold« Negerkomödie.Da» Lied von Hoboken cUedeliehung tzermhicka zur Mühle«), tn der ve- «bettung von Günther Weljeubor« vor.