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Sonnabend

8. März 1930

Unterhaltung und Wissen

Karel Capek : Die Zeit vergeht

Die Zeit vergeht so schnell. Kaum hat man sich des Morgens zur Srbeit gesetzt, fchon ist die Stunde da, die uns zum Abendbrot ruft. Es kommt die Nacht, und es ist dir nicht gegönnt, deine wirren Träume aufzufangen, denn schon ist es wieder Zeit, den neuen Tag beginnen. Und ch du dich versiehst, mußt du dich gewöhnen, eine reue Jahreszahl auf deine Briefe zu setzen und dabei ist es dir, als

tättest du dich erst gestern an den Neuner am Ende des Datums

gemähnt.

Ich weiß nicht, wie es fommt, aber in meinen jungen Jahren war der Tag viel, viel länger. In meinen Bubenjahren war er ceradezu endlos. Er war wie ein weiter See mit noch nicht durch forschten Ufern. Am Morgen schiffte man mit vollen Segeln hinaus und konnte das Ende einer Stunde nicht absehen, so groß und feier ich war ihrer jede. So ein Kindertag gleicht einer Fahrt über den Ozean, einem Siegeszug, einem langen Leben voller Abenteuer und Erlebniffe; er ist inhaltsreich wie die Iliade, reich und uneinnehmbar wie die Höhle von Ali Baba und den vierzig Räubern". Alle 2lle tamaligen Freuden und Leiden vermag ich zu begreifen, aber ich begreife absolut nicht, wo ich die Zeit zu ihnen hernahm. Wenn ich heute versuchen wollte, mit dem Bogen zu schießen ich glaube, der Mittag würde mich früher überraschen, ehe ich ordentlich damit ange fangen hätte. Damals aber hatte ich zwischen Frühstüc und Mittag eifen genügend Zeit, eine Fensterscheibe mit dem Pfeil zu zerschlagen, mich an Pflaumen zu übereffen, einige Rämpfe mit feindlichen Stämmen zu bestehen, in der Krone cines Baumes die ,, Geheimnis nolle Insel" zu lesen, in der Scheune die Friedenspfeife zu rauchen, cin nerdientes Kopfstüd, zu empfangen, Grillen in eine 3ündholz­schachtel einzufangen, an verbotenen Stellen zu baden, über Zäune git lettern, alle benachbarten Handwerker aufzusuchen und zuzu

schauen, wie sie es machen, und noch eine ganze Reihe von Raub­zügen, Gefahren und Heldentaten zu unternehmen. Nein, da gibt's teinen Zweifel: die damalige Zeit war wenigstens zehnmail so lang als die heutige.

Und als dann nach Jahren meine Torheiten und mein Lebens­horizont wuchsen, waren die Möglichkeiten eines einzigen Tages

Beilage des Vorwärts

Neue erbliche Eigenschaften

Züchtungversuche

Im Institut für Züchtungsforschung in Münche berg werden jetzt Versuche durchgeführt, die für die Tier- und Pflanzenzüchtuffg, aber auch für die Heilkunde bedeutungsvoll zu werden versprechen, durch die experimentelle Erzeugung neuer erblicher Eigenschaften Diese Versuche tnüpfen an die bekannten Arbeiten Prof. Ermi Baurs, des Leiters des Instituts für Vererbungsforschung in Berlin­

einfach unendlich und unerschöpflich: Weisheit an der Brust der Pro- Dahlem und an die amerikanischen Experimente mit der Tau- Fliege

fessoren saugen; zum Fenster der ersten Liebe laufen und lange daver stehen bleiben; Berse schreiben; träumen, schlendern, tanzen; täglid) die Auslagenfasten von zehn Antiquaren mustern; lesen, lesen, lefen und die Zeit auf zehnerlei Art vergeuden Wie ist es möglich, daß für so viele aufregende Dinge ein einziger Tag genügte? Ich ver­suche es, über dieses Rätsel nachzudenken. Ich glaube nicht, daß ich anders geworden bin, cher, daß die Zeit eingeschrumpft ist.

Bahrhaftig, nun wird es schon wieder dunkel. Der Tag ist verflogen, der Teufel weiß wohin. Er hat mir nichts Neues gebracht, nichts geschenft, überhaupt nicht gedauert. Bielleicht hätte ich dieses oder jenes tun, irgendwohin geben, etwas genießen, etwas anschauen fönnen aber es blieb mir teine Zeit dazu.

So ist wieder ein Tag dahin und hat nichts zurückgelaffen als diefen Aufsatz auf meinem Tisch Bald ist wieder ein Jahr dahin und hat nichts zurüdgelaffen-- aber halt: Die Tage find furz, die Jahre find furz, immerhin jedoch geschieht ein Stück Arbeit in ihnen. Man lebt weniger, aber man arbeitet mehr. Und wenn sie auch nicht viel wert war, die Arbeit es mar doch wenigstens Arbeit.

Und wenn du denkst, daß du deine Tage verlierst, hadere nicht, vielleicht hast sie nicht verloren, sondern verschenkt!

( Deutsch von Anne Aurebnicek.)

Von der Schatzkammer zum Museum

Wandlungen des Sammellriebes

Die Hundertjahrfeier der Gründung des Berliner ,, Alten Mu- Starten in Dresden anschlossen. Noch aber war die Schmudbe­leums", die in diesem Jahre begangen wind und durch die vor Turzem eröffnete Rembrandt - Ausstellung eingeleitet munde, ruft uns einen Markstein in der Entwicklung der Museen in die Er innerung. Mit der Schöpfung des Berliner Museums und der Münchener Glyptothet" siegte der historische Gesichtspunkt beim Sammeln von Kunstwerten, und die deutschen Museen wur­den in dieser wissenschaftlich historischen Methode und der strengen Spezialisierung für die anderen Museen Europas vorbildlich. Der Gammeltrieb wohnt ja dem Menschen von Anbeginn inne und hat mannigfache Bandlungen erfahren, bevor er sich in den Formen des modernen Museums ausprägte. Mit diesen Wandlungen be­häftigt sich der Generaldirektor der Preußischen Museen Wilhelm Baezoldt in einem inhaltsreichen Aufsatz der Preußischen Jahrbücher".

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deutung ausschlaggebend, und um einen Saal mit Bildern von den Wänden bis zur Decke auszuzieren, wurden fostbare Gemälde be­schnitten, angestückelt usw. Für den historischen Sammlungstrieb war dann eine andere Eigenschaft wichtig, die Ruhmgier. Man wollte alle möglichen Dokumente und Bildnisse zusammenbringen, um das Alter und die Größe der eigenen Herkunft zu ermeisen. So entstanden Bildnisgalerien, und in den fürstlichen Galerien ver­band fich mit der Schaulust das Ruhmbedürfnis, bis dann endlich die historische Bedeutung der Kunstwerte sich immer mehr herpor drängte, die Bilder nicht mehr als prachtvolle Tapeten", sondern als Dokumente der Kunstgeschichte galten und, nach ,, Schulen" an­geordnet, aufgehängt wurden. Dieser geschichtliche Gesichtspunkt er­hielt eine gewaltige Belebung durch die großartigen Raubzüge Na­ poleons , der in dem ,, Museum Napoleons" eine Ruhmeshalle feines Geschlechts und zugleich ein europäisches Zentralmuseum schaffen Geschlechts und zugleich ein europäisches Zentralmuseum schaffen wollte. Im Laufe dieser Entwicklung wurde dann das Alte Mu­feum" in Berlin vor 100 Jahren geschaffen; aber seitdem sind noch andere Sammungsideen neben die geschichtliche getreten, die pada­gogische, die den Lerntrieb in den Mittelpunkt stellt, und die sich in der Verbindung der Kunstsammlungen mit Kunstschulen und Akademien äußerte. Heutzutage lentt man, des Spezialistentums Akademien äußerte. Heutzutage lentt man, des Spezialistentums überdrüffig, auf einer höheren Ebene wieder zu dem Universal­gedanken des Barods zurüd und sucht der philosophischen, Idee im Museumsbetrieb Geltung zu verschaffen.

,, Was wird heute nicht alles gesammelt!" ruft er aus. Bon den Stalpen des Karl- Man- Museums in Radebeul bis zu den Maschinen des Deutschen Museums in München , von dem Museum istorischer Kragen im Staate New Yort bis zum Kriminalmuseum in Berlin . Bom Knopfmuseum bis zum Museum für Leibes: ibungen gibt es faum ein Bereich schaubarer Dinge, das nicht in ein Museum einbezogen wäre. Sollte der Plan eines Museums er menschlichen Zivilisation" am Sitz des Bölkerbundes in Genf Gestalt gewinnen, so dürfte die Zeit nicht mehr fern sein, da man ein Glasdach über die Erde spannt und so endgültig das Universal­museum schafft." Am Anfang des menschlichen Sammelwesens steht die Schazgier. Der Trieb, Schätze zu sammeln, ist die älteste Sammelform, mag sie nun in den Berlensammlungen der afrikani schen Herrscher von Benin , in den Schazkammern des Schahs non Persien und der indischen Fürsten oder in dem märchenhaften Ju­velenmuseum des Amerikaners Thompson bestehen. Lebendige Museen seltener Menscheneremplare stellen die Weibersammlungen her Negerfürsten von Warri ebenso gut dar wie die Sammlungen von Zwergen, die sich italienische unto spanische große Herren der Renaissance anlegten In den Zeiten der ältesten Kultur waren Die Gräber solche Museen von Beigaben; man braucht nur an das nordische Oseberg- Schiff zu denken, dessen Inhalt ein ganzes Stod Heinrich Hemmer:

merk des Museums von Oslo fit, nder an die Bunder der alt­agyptischen Grabjtätten wie des Tutanchamon - Grabes Schatz­

anhäufungen finden sich auch an allen Stultstätten und die antifen Tempelbezirke waren ebenso Museen des Schönsten und kostbarsten mie etwa heute der Tempel pon Nara in Japan . Diese Schatz anfammlung an heiligen Stätten findet ihre Fortsetzung in den

Kirchen des Mittelalters..

In diesen Schatzkammern herrschte überall der Begriff des Roit baren und Seltenen. Beil es Seltenheiten waren, stiftete Hanno dem Tempel von Karthago Gorillabälge, Augustus sammelte fol lile Knochen, und noch heute hängen in so manchen Domen Foffilien, enen sich andere Kuriositäten zugefellen, wie sie in den mittelalter, lichen Kunst und Naturalientabinetten" aufge­läuft wurden. In diesen Sammlungen tritt an die Stelle der Schatz­cier die Erkenntnisgter. Als ,, furios" galt ja im Barod nicht etwa das Lächerliche, sondern alle Merkwürdigkeiten, die der Bissenschaft Rätsel aufgaben. So fammelte man denn allen mög lichen Urväterhausrat" in diesen Museen oder Wunderkammern, Steine aus dem Magen der Kamele, fogeirannte Bezoare, Kotos nüffe, Straußeneier, ausgestopfte Reptilien usw., und die Kunst­merte waren nur so Beigaben, wie es 3. B. in dem Kurfürstlich Sächstichen stets grünenden hohen Zedernwald auf dem grünen Rautengrunde Dresdens" von Tobias Beutel , einer Schilderung der Dresdener Kunstkammer, heißt: Lehtlich sind auch in dieser Kammer alte und neue tünstliche Gemälde mit untergesprengt, als Don Albrecht Dürer , Lucas Cranach , Tintoretto , Tizian , Rubens und anderen künstlichen Malern gemalt."

Erst als die Schaugier über die Erkenntnisgier trium phierte, lösten sich die Kunstmuseen von den Naturalien- und Rari tätenfabinetten. Das geschah zuerst in Italien , wo der ästhetische Simm in der Renaissance reich erblühte. Man bestellte Andachts bilder für den Hausgebrauch, Gemälde als Brautgeschenke und die fürstlichen Familien schifen die ersten Gemäldegalerien, denen sich dann die Sammlungen Albrechts V. son Bayern und Auguft des

Der philosophische Gebante", schließt Waezoldt, follte die Museen aus der Enge einer rein ästhetischen Haltung befreien, er follte der historischen Ordmmg eine Ordnung nach Werten entgegen­zustellen wagen und die nerstreuten Glieder" der künstlerischen Erscheinungswelt in einer Zusammenschau alles wahrhaft Gestal­téten zufammenfassen."

a11. Wie Dr. Hans Stubbe vom Müncheberger Institut in den Forschungen und Fortschritten" ausführt, fönnen ja bei vielen Tieren und Pflanzen Formen auftreten, die von ihren Eltern und Geschwistern verschieden sind, und da ergibt sich häufig, daß diese Eigenschaft nicht auf einer Neutombination auf Grund von Kreu­zungen beruht, sondern etwas wirklich Neues ist. Man nennt sie eine spontane Mutation, wenn sie erblich ist, sie tann dann mit jedem beliebigen anderen Merkmal durch Kreuzung fombiniert wer den. Die meisten dieser Fälle beruhen auf Aenderung in der Kon­stitution des Bellfernes: an einer bestimmten, Stelle findet in emer bestimmten Schleife der Kernsubstanz eine chemische Umſetzung per widelter organischer Verbindungen statt, oder einzelne Kernschleifen gehen ganz verloren oder sie verdoppeln sich. Die Ursachen waren lange Zeit unbekannt. Rennte man sie, so fönnte man durch tijnst­fiche Einflüffe den Prozentsatz der Mutationen wiütürlich erhöhen und die theoretischen Borstellungen von der Natur und der Ent Pflanzenzüchtung einen praktischen Weg zeigen. stehung neuer Eigenschaften erweitern, aber auch der Tier: und

Nach Baurs ersten Versuchen über die Erzeugung von Mu­tationen an niederen Organismen fonnte besonders, H. J. Muller an der Tau- Fliege und einigen Pflanzenobjekten den Brozentozz der Mutationen durch Radium und Röntgenstrahlen sehr steigern. Auch Baurs gleichzeitige Versuche am Gartenlöwennant in Dahlemer Institut mit chemischen und physikalischen Reizmethoden verliefen pofitiv. Der Prozentsaz der spontanen Mutationen in den vielen Sippen, die beim Gartenlöwenmaul bearbeitet werden. ist ganz verschieden hoch. An ciner Sippe wurde infolge der Be­handlung eine außerordentliche Zunahme der Bariationen in der Nachkommenschaft beobachtet. Doch wirten die Reizmethoden wesentlich verschieden auf Tier und Pflanze. Bei der Tau- Fliege wird eine Aenderung im Bau der einzelnen Kernschleife hervorge­rufen, an Pflanzen aber Variationen, die wesentlich in einer Ber­änderung des Protoplasmas begründet zu sein scheinen.

Nur in seltenen Fällen zeigen die erperimentell behandelten Pflanzen selbst schon Veränderungen, im allgemeinen weist erst die Radyfommenschaft, die erste oder zweite, die aus Selbstbefeuchting entstanden ist, einen sehr hohen Prozentsaz von Abweichungen auf. Besonders wirksam erweisen fidh Radium- und Röntgenstrahlen, be­stimmte Chemikalien, z. B. Arsenverbindungen, und abnorme Tem peraturen. Die Pflanzen werden im Knospenstadium behandelt, aber auch als Samen und Keimlinge. Die Bestrahlung junger Knoipen, durch die Pollen und Eizelle beeinflußt merden, erscheint besonders wirksam. Die Abweichungen, die zweifellos durch die Reizungen entstehen, betreffen hauptsächlich die Form der Laubblätter, doch treten auch viele Zwergformen, Veränderungen an Blütenorganen und buntblätterige Pflanzen auf. Sehr viele Pflanzen erscheinen zunächst völlig normal, zeigen aber bei der Blütenbildung start ge­störte Fruchtbarkeitsverhältnisse, ja, so weit, daß die Pflanzen für beide Geschlechter steril sind.

Diese Untersuchungen haben außer ihrem züchterischen Wert offenbar hohe Bedeutung auch für die Heilkunde des Menschen. Manche der heute üblichen Methoden von Untersuchung und Be­handlung, Röntgenbestrahlungen etwa zum Zwecke der Sterilisation auf Zeit, oder die Anwendung von Giften wie Arsenpräparaten, schaden gewiß dem Behandelten nicht oder nur wenig, bergen aber vielleicht eine große Gefahr. Denn jene Untersuchungen ergeben, daß bei völlig gesunden Eltern erst in der Nachkommenfchoft madh Jahren erhebliche Störungen in der Konstitution von Chromatin und Plasma im Zellfern auftreten können. Jedenfalls ist nötig. diese Experimente weiter auszubauen und allmählich die Wirkung jener Behandlung genauer fennen und beherrschen zu lernen.

Spiel mit dem Tode

Mienen da. Nach langem Fragen zog ich die bittere Wahrheit aus ba gibt's Sped und Cier, aber die Seebären faßen mit ominösen

ihnen heraus...

lag den größten Teil des Tages in der Roje und blidte abwechselnd Sch bewohnte eine geräumige Rabine neben dem Speisezimmer,| Seelenvergnügt erschien ich am nächsten Morgen zum Frühſtüd: in das Stille Beltmeer und einen schwarzgehefteten Band, ben id) mitführte: Schopenhauers Gedanken über den Tod. Der Lod," fagt Schopenhauer , geht uns nichts an. Solange wir sind, ist der Lob nicht, und wenn der Tod ist, find wir nicht." Ich fühlte mich geborgen in dem alten Raften, ein Trampft- amer", auf dem id fuhr, das heißt ein Seenagabund", der mich Landvagabunden für 3 Mart den Tag von Seattle nach Robe führte, wohin wir eine Schiffsladung amerikanischer Riesenfichten transportierten, aus denen fleine Japanerhäuschen entstehen sollten.

Wenn ich mif Bested rasseln hörte, klappte ich die Gedanken über den Tod" zu, sprang aus der Koje und setzte mich an meinen Plaz neben den fleinen irischen Rapitän mit dem roten Haar und blauen Gesicht, der wie ein bissiger Hund tnurrte, wenn man zu ihm sprach. Gegenüber faßen die zwei Steuerleute, jeder mit einem Walroßbart. Es wurde gegeffen: Gepöfeltes, Gesalzenes, Geräu­chertesgesprochen wurde kein Wort dabei. Bierzehn Tage lang saßen wir lautlos beisammen, dann beschloß ich, dieses brummige Schweigen zu brechen. Am Sonntag beim Abendessen richtete ich unvermutet höfliche Fragen an den Kapitän und die Balrösser und zwang fie, mir zu antworten. Schon dachte ich, ich hätte aus drei alten Seebären umgängliche Menschen gemacht, da

Um Mitternacht wurde ich durch einen furchtbaren Krach aus dem Schlaf geschredt. Der Lob geht uns nichts an!" rief ich, um mir Mut einzuflößen. Der alte Kasten trachte in allen Fugen. Ich fprang aus der Koje und lief mittschiffwärts. Alles still, bis auf das Gerumpet der Maschine. Kein Mensch an Ded. Kurze, scharf­gezadte Wellen zogen vorüber, wie man sie auf alten holländischen Marinebildern sieht. Das Schiff mußte auf zwei Belltämmen ge­standen haben und in das Wellental hinuntergeplumpft fein. Er war moch ganz, der alte Raften. Ich legte mich wieder in die Koje.

Wir sind nicht hinuntergeplumpft, mir sind aufgefahren. Bon fern her schimmern rundliche und längliche Stiefelsteine, wie man fie auf der Starte gezeichnet sicht: die Aleuten. Wir sind mitten im Pazifischen Ozean . Ich sehe nicht mehr in das schwarze Buch. Ich spiele Schach mit dem zweiten Ingenieur in seiner Kabine, wo er drei Bräute hängen hat, alles Schottinnen. Mein Herz frampst fich zusammen, als draußen das eine Malroß fragt: Geht sie noch, geht die alte Bumpe noch?" Wir haben ein großes Leck. Seit Mitternacht wird Wasser gelenzt...

Dann kam der Moment, wo die alte Lenze versagie. Wo ich meine Habfeligkeiten zusammenraffen und ins Rettungsboot tragen mußte. Bald baumelte ich, ich allein im kleinen Boot ins Meer hinab. Die Mannschaft mußte ausharren bis zum legten. Ich, der Baffagier, follte nach der nächsten Insel zu rudern versuchen mit Proviat für 20 Personen auf 3 Tage, der vorschriftsmäßig im Kiel verstaut lag. Den Schopenhauer warf ich ins Meer. Ich hatte jetzt meine eigenen Gedanken über den Tod. Noch einmal blickte ich zu den am Schiffsrand versammelten Gesichtern auf, den legten, die ich sehen sollte für lange, lange Lage wohl für immer. Ach,

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es ist besser, gemeinsam ins Heldengrab zu finten, als elend zu grunde zu gehen auf einem einsamen Stiefelstein, mitten im Meer. meine Augen wurden feucht. Bon oben herab erschallte ein letztes Lebemohl...

Nein, Das ist kein Lebewohl. Es ist ein Höllengelächter. Ein Indianergeheut. Ich solle versprechen, feine weiteren Tischgespräche zu führen, rief man mir ins Boot hinab. Dann würde ich mieder an Bord gezogen. Also waren wir doch bloß hinuntergeplumpit. Mein Herz hüpfte. Der Schopenhauer schmann schon fernab.